Civil War Chronicles 01: Todeskommando - Alfred Wallon - E-Book

Civil War Chronicles 01: Todeskommando E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Der Bürgerkrieg zwischen Union und Konföderation geht in eine entscheidende Phase. Im Morgengrauen des 3. September 1862 überquert General Robert E. Lee mit seiner Konföderierten-Armee den Potomac River und trägt damit den Krieg zum ersten Mal nach Maryland hinein. Der Auftakt der großen historischen Western-Serie des Erfolgsautors Alfred Wallon. Die Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch ist nur auf der Verlagsseite des Blitz-Verlages erhältlich!!!

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IN DIESER REIHE BISHER ERSCHIENEN

4801  Alfred Wallon Todeskommando4802  Alfred Wallon Krieg am Mississippi

TODESKOMMANDO

CIVIL WAR CHRONICLES

BUCH 1

ALFRED WALLON

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.

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© 2024 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Alfred Wallon, Jörg Kaegelmann

Titelbild: Mario Heyer

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Torsten Kohlwey

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-7579-4816-0

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INHALT

Vorstoß ins Ungewisse

Marsch der Tapferen

Ankunft in Frederick

Riskante Mission

Kampf am South Mountain

Stunden der Ungewissheit

Ein weiterer Sieg

Um Kopf und Kragen

Von Feinden umzingelt

Alles oder nichts

Das letzte Bollwerk

Gewagtes Spiel

Das Ende des Verräters

Nachwort

Über den Autor

VORSTOSS INS UNGEWISSE

Die beiden Soldaten, die sich zwischen einigen Cottonwood-Büschen verborgen hielten, beobachteten unbemerkt die wuchtige Eisenbrücke, die über den Potomac führte und direkt in der Munitionsfabrik von Harper’s Ferry endete.

»Kannst du irgendwas Auffälliges erkennen?«, fragte der blonde Tom Higgins den älteren Sergeant Sean McCafferty. »Mir kommt es jedenfalls so vor, als hätte sich überhaupt nichts verändert, seit wir zum letzten Mal hier waren.«

»Da wäre ich vorsichtig an deiner Stelle«, brummte der irische Sergeant und ließ seine wachsamen Blicke weiter in die Runde schweifen. »Seit der Geschichte mit John Brown ist Harper’s Ferry in aller Munde, auch wenn seitdem schon drei Jahre vergangen sind. Glaub mir, die Yankees haben längst begriffen, welch große strategische Bedeutung Harper’s Ferry hat. Weißt du denn nicht, dass es hier schon einige Kämpfe gegeben hat?«

»Ich kann nicht alles wissen«, erwiderte Higgins leicht gereizt. »Aber ich bin sicher, du wirst es mir gleich erklären.«

»Worauf du dich verlassen kannst«, grinste der Sergeant. »Jetzt sag mir aber erst mal, was du drüben am anderen Ufer erkennen kannst.«

»Die Eisenbahn, was sonst?«, erwiderte Higgins. Er wusste nicht, worauf McCafferty eigentlich hinauswollte.

»Genau darum geht es«, sagte der Sergeant. »Die Baltimore & Ohio Railroad ist der wichtigste Schienenstrang für die Nordstaaten. Von hier aus werden Munitionstransporte durchgeführt, um McClellans Truppen zu versorgen. Außerdem vereinigen sich hier der Potomac und der Shenandoah River, und dieser Punkt ist gleichzeitig der nördliche Zugang zum Shenandoah Valley.«

»Und warum hat Lee diese Chance nicht längst genutzt?«

»Manchmal frage ich mich wirklich, ob du überhaupt was von dem mitbekommst, was um dich herum geschieht«, erwiderte McCafferty kopfschüttelnd. »Letztes Jahr im April hat General Lee doch schon einen Vorstoß unternommen, kurz nach der Beschießung von Fort Sumter. Der Lieutenant hat uns doch davon erzählt. Weißt du das nicht mehr?«

»Da war ich unterwegs auf einem Erkundungsritt zu General Stuart«, antwortete Higgins. »Und das hast du wiederum vergessen, Mac.«

»Ist ja schon gut«, winkte McCafferty ab. »Auf jeden Fall hatte Lee nicht lange Glück, denn nur zwei Monate später drehte sich der Spieß um. Im Juni eroberten die Yankees Harper’s Ferry zurück und Lee musste notgedrungen weichen. Diese Niederlage nagt seitdem an ihm, und deshalb sind wir hier. So leicht, wie er es sich vorgestellt hat, wird die Sache jedoch nicht werden. Schau mal da drüben beim Waffenarsenal: Siehst du die vielen Zelte?«

»Die haben aufgerüstet«, meinte Higgins. »Weil sie wohl damit rechnen, dass Lee einen erneuten Angriff plant.«

»Womit die Yankees nicht ganz unrecht haben«, schmunzelte McCafferty. »Aber sie ahnen nicht, dass Lee ein Mann schneller Entschlüsse ist. Die meisten Yankees vermuten wohl, dass Lee und seine Soldaten sich nach der zweiten Schlacht von Bull Run erst einmal eine Ruhepause gönnen. Die werden sich wundern, wenn die Truppen in spätestens zwei Tagen vor Harper’s Ferry stehen.«

Er brach ab, als er die dunkle Qualmwolke auf der anderen Seite des Flusses bemerkte. Sekunden später erkannten die beiden konföderierten Soldaten eine Lokomotive auf dem Schienenstrang, die mehrere Güterwagen zog.

»Da tut sich was«, sagte Higgins.

»Das sehe ich selbst«, knurrte McCafferty und gab dem blonden Soldaten mit einem kurzen Wink zu verstehen, dass dieser lieber nicht so viel reden, sondern sich stattdessen auf das konzentrieren sollte, was sich in unmittelbarer Nähe abspielte.

Der Zug mit den Waggons überquerte genau in diesem Moment die Brücke und drosselte seine Geschwindigkeit. Kurz darauf kam er vor den Lager- und Produktionshallen zum Stehen.

McCafferty setzte das Fernrohr ans Auge und spähte hindurch.

»Wie ich es mir gedacht habe«, sagte der Sergeant. »Hier, schau dir das selbst mal an, Tom.« Mit diesen Worten drückte er seinem Kameraden das Fernrohr in die Hand. Higgins nahm es an sich, schaute ebenfalls hindurch und war auf einmal ganz aufgeregt.

»Gütiger Himmel«, murmelte er. »Da kommen weitere Truppen an. Das wird keine leichte Sache werden.«

»Natürlich nicht«, sagte McCafferty. »Komm jetzt, wir haben genug gesehen. Es wird Zeit, dass wir uns auf den Rückweg machen. Der Lieutenant wird sonst langsam ungeduldig.«

Während sich die beiden konföderierten Soldaten tiefer in die Büsche zurückzogen, trug der Wind unten vom Tal her das Echo von lauten Kommandos und Truppenbewegungen zu ihnen herüber. Was das bedeutete, hatten McCafferty und Higgins längst begriffen. Die Yankees waren fest entschlossen, Harper’s Ferry kein zweites Mal aufzugeben.

Ihre Pferde hatten sie knapp fünfzig Yards entfernt in einer von zahlreichen Büschen und Bäumen bewachsenen Senke zurückgelassen. Wenige Minuten später saßen sie in ihren Sätteln und entfernten sich rasch aus der unmittelbaren Nähe des Shenandoah Valley. Bis jetzt hatten sie verdammt viel Glück gehabt, dass sie auf dem Weg hierher nicht auf eine Patrouille der Nordstaaten gestoßen waren. Das musste aber nicht bedeuten, dass das auf dem Weg zurück zu ihren Kameraden genauso sein würde. Harper’s Ferry war ein sehr sensibler militärischer Brennpunkt, und entsprechend vorsichtig mussten sie sein.

McCafferty kannte das Gelände rings um das Shenandoah Valley wie seine Westentasche. Lange bevor John Brown und seine fanatischen Abolitionisten-Freunde damit begonnen hatten, die Bevölkerung aufzuhetzen, hatte er sich schon in dieser Gegend aufgehalten. Deshalb waren ihm die zahlreichen verschlungenen Wege vertraut, die über die Berge führten und von deren Existenz nur die Einheimischen wussten. Selbst die Soldaten in Harper’s Ferry waren noch nicht so weit vorgedrungen. Wahrscheinlich, weil sie glaubten, dass ihnen noch keine unmittelbare Gefahr drohte. Das sollte sich jedoch nach General Lees Willen sehr bald ändern.

* * *

Lieutenant Jay Durango spürte die Unruhe, die Ben Fisher, Frank Porter und Neil Vance erfasste, weil McCafferty und Higgins schon seit über zwei Stunden ausblieben. Der schwarzhaarige Lieutenant kannte seinen Stoßtrupp gut genug, um zu wissen, wie unwohl sich die Männer fühlten. Zwar hielten sie sich noch immer in Virginia auf, aber sicher waren sie hier nirgendwo. Denn in diesem Teil kontrollierten die Truppen des Nordens das Territorium. Das würde auch so lange anhalten, wie sie Harper’s Ferry besetzt hielten.

»Was glaubst du?«, wandte sich Neil Vance, der Sprengstoffexperte des kleinen Einsatzkommandos, an seinen Lieutenant. »Wie wird es auf der anderen Seite des Potomac aussehen?«

»Ich hoffe, das werden uns Mac und Higgins gleich sagen«, erwiderte Durango. »Zerbrich dir jetzt nicht den Kopf darüber, Neil. Es ist nicht das erste Mal, dass wir so einen Job erledigen müssen. Bei Bull Run hatten wir auch die eine oder andere brenzlige Situation durchzustehen, oder?«

»Ich will lieber nicht mehr daran denken«, winkte Vance ab. Seit den dramatischen Ereignissen um John Brown und Harper’s Ferry ritten die Männer mit ihrem Lieutenant und hatten im Lauf der Jahre so etwas wie eine verschworene Gemeinschaft gebildet. Entsprechend vertraut gingen sie miteinander um.

Die Generäle Robert E. Lee, Thomas J. Stonewall Jackson und J. E. B. Stuart wussten, dass Durango und seine Leute gute Schützen und tapfere Kämpfer waren, und ließen daher manches an Freiheiten durchgehen, die diese Truppe für sich beanspruchte. Dafür waren sie jederzeit bereit, heikle Aufträge durchzuführen, wie auch an diesem sonnigen Mittag des 3. September 1862.

Lees Befehl war eindeutig gewesen. Durango und seine Männer sollten zunächst das Gelände rund um Harper’s Ferry kontrollieren, bevor sie dann den Potomac überqueren und sich im Grenzgebiet von Maryland umschauen sollten. Durch diesen Spähtrupp erhoffte sich Lee einen aktuellen Bericht über die Lage, bevor er weitere Schritte in die Wege leitete.

»Da kommen sie endlich!«, rief Porter ganz aufgeregt und zeigte nach Westen. Als Durango das hörte, erhob er sich von dem Felsblock, auf dem er gesessen hatte, und ging mit schnellen Schritten zu Porter. Auch Vance, zu dem sich nun auch Fisher gesellt hatte, kam mit. Gemeinsam beobachteten sie, wie McCafferty und Higgins einen Hügel herunterritten und schließlich das verborgene Camp erreichten, in dem sich der konföderierte Stoßtrupp aufhielt.

»Wir hatten Glück«, ergriff McCafferty sofort das Wort, als er Durangos Blick sah und die sich darin widerspiegelnde unausgesprochene Frage richtig deutete. »Die Yankees haben uns nicht bemerkt, obwohl wir ziemlich nahe an das Depot herangekommen sind.«

»Gab es keine Wachposten?« Durangos Stimme klang erstaunt. »Dann müssen sie sich aber wirklich ganz sicher fühlen.«

»Dazu haben sie auch allen Grund«, kam prompt die Antwort des irischen Sergeants. »Wir konnten die Ankunft eines Zuges beobachten. Aber in den Wagen befand sich keine Fracht, sondern Soldaten.«

»Wahrscheinlich ist es die A-Company der 22. New Yorker Miliz«, schlussfolgerte Durango. »McClellan beginnt seine Trümpfe auszuspielen und will uns damit abschrecken. Aber das wird ihm nicht gelingen. General Lee lässt sich in keinster Weise einschüchtern. Hast du irgendetwas an zusätzlichen Posten gesehen, Mac?«

Der Ire schüttelte nur den Kopf, und Tom Higgins bestätigte, dass ihnen nichts aufgefallen war, was sie zur Vorsicht hätte mahnen können.

»Gut, dann gehen wir jetzt den nächsten Schritt«, entschied Durango. »Wir überqueren den Potomac weiter flussabwärts und schauen uns dort einmal um. Mac, du und Higgins reitet wieder voraus. Wartet aber am anderen Ufer auf uns. Ich möchte nichts Unnötiges riskieren.«

»Keine Sorge, Lieutenant«, versicherte ihm der grinsende McCafferty. »Ich werde schon aufpassen, dass dieses Greenhorn hier keine Dummheiten macht.«

»Greenhorn?« Tom Higgins blickte wütend drein, als er das hörte. Dabei hatte er gar nicht begriffen, dass McCafferty nur einen Scherz hatte machen wollen. Und Higgins war ihm prompt auf den Leim gegangen – was er aber erst bemerkte, als er das Schmunzeln seiner Kameraden bemerkte.

»Also, das ist doch ...«, wollte er lospoltern, unterließ es dann aber doch, weil jetzt dafür keine Zeit war. Stattdessen folgte er wie die anderen Männer dem Lieutenant nach Südwesten.

* * *

Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt schon überschritten, als der kleine Spähtrupp das Ufer des Potomac erreichte. McCafferty und Higgins hatten das Gelände eine Stunde zuvor sorgfältig abgesucht und nichts gefunden, was auf Gefahren hinwies. Trotzdem blieb das mulmige Gefühl, als Durango als Erster seinen Hengst in die Furt dirigierte. Wasser spritzte unter den Hufen des Tieres auf, während sich das Licht der Nachmittagssonne im Fluss spiegelte.

Das jenseitige Ufer war mit vielen Büschen und Gestrüpp bewachsen. Deshalb schickte Durango erneut McCafferty vor. Seine Kameraden hielten ihre Gewehre bereit, um jederzeit dem Iren zur Seite stehen zu können, falls er in Schwierigkeiten geriet.

Der Lieutenant empfand die Stille am anderen Ufer als trügerisch. Er verstand nicht, warum die Yankees hier keine Patrouillen abgestellt hatten, die den Potomac auf breiter Front kontrollierten und Ausschau nach feindlichen Truppen hielten. Fühlten sich die Nordstaaten wirklich so sicher in ihrem eigenen Territorium? Dabei hätten sie doch längst erkennen müssen, dass nichts für die Ewigkeit galt!

Es blieb weiterhin alles ruhig, als auch der letzte konföderierte Soldat sein Pferd ans andere Ufer brachte. Sofort suchten die Männer wieder den Schutz der Bäume und Büsche und hielten dort für einen kurzen Moment inne. Währenddessen holte Durango eine Landkarte aus seiner Satteltasche und warf einen Blick darauf.

»Frederick liegt nur zwei Tage von hier entfernt. Wenn wir zügig vorankommen und keine Feindberührung haben, dann können wir die Stadt ohne großes Aufsehen besetzen.«

McCafferty blickte auf die Karte und insbesondere auf die Stelle, von der Durango gesprochen hatte.

»Das ist größtenteils offenes Gelände«, gab er zu bedenken. »Wir werden garantiert nicht unbemerkt bleiben. Was geschieht dann?«

»Auch dafür wird der General schon Maßnahmen getroffen haben, Mac«, erwiderte Durango. »Aber ich kann keine Gedanken lesen. Warten wir doch am besten seine nächsten Befehle ab. Wir sind nicht hier, um uns den Kopf über die Strategien des Führungsstabs von Lees Armee zu zerbrechen, sondern wir haben unseren Job zu erledigen. Und das so gut wie möglich. Also teilen wir uns jetzt auf. Mac, du und Tom Higgins kommt mit mir. Neil, du reitest mit Fisher und Porter weiter flussabwärts und hältst dort in den Hügeln Ausschau. Wenn ihr etwas Verdächtiges bemerkt, dann kehrt ihr sofort wieder um. Wir treffen uns in drei Stunden wieder hier an dieser Stelle. Verstanden?«

»Zu Befehl, Sir«, grinste Vance und nickte Porter und Fisher zu. Sekunden später waren die drei schon auf dem Weg und verschwanden hinter der nächsten Hügelkuppe. Auch Durango trieb sein Pferd an und ritt zusammen mit McCafferty und Higgins weiter am Fluss entlang.

Schließlich erreichten sie eine kleine Straße, die sich zwischen den Hügeln entlang schlängelte. Spuren von Wagenrädern wiesen darauf hin, dass diese Straße auch oft und regelmäßig benutzt wurde.

»Bleibt hier«, trug Durango seinen beiden Kameraden auf. »Ich reite hinauf zum Hügel und sehe mich kurz um.«

»Sei vorsichtig«, riet ihm der Ire. »Wenn Yankees in der Nähe sind und deine graue Uniform sehen, dann werden sie fuchsteufelswild.«

»Wenn es brenzlig wird, dann bist du ja noch da, Mac«, konnte sich Durango nicht verkneifen zu sagen, als er losritt. »Also muss ich mir keine Sorgen machen, oder?«

Er wartete nicht ab, was der Sergeant darauf zu erwidern hatte, sondern lenkte sein Pferd hinauf zum Hügel, behielt dabei aber auch den weiteren Verlauf der Straße im Blick. Wenige Minuten später zügelte er sein Pferd auf dem höchsten Punkt der Erhebung zwischen ein paar Bäumen und ließ seine Blicke schweifen.

Vor ihm erstreckte sich offenes und weitestgehend flaches Gelände mit grünen Wiesen und einigen Feldern. Weiter östlich erkannte Durango die Gebäude einer Farm mit den dazugehörigen Stallungen und Schuppen. Etwas weiter weg zeichnete sich auf einmal eine Staubwolke am Horizont ab, die rasch größer wurde. Durangos Nervosität wuchs, aber noch zwang er sich dazu, hier weiter auszuharren und zu beobachten, was nun geschah.

Es dauerte nicht lange, bis er die ersten blau uniformierten Soldaten erkennen konnte, die sich der Farm näherten. Es war ein Trupp von ungefähr fünfzig Soldaten. Während ein Teil der Yankees auf die Farm zuhielt, ritten die anderen weiter in die Richtung des Hügels, auf dem sich Durango verborgen hielt.

Jetzt hatte er genug gesehen. Sofort wendete er sein Pferd, trieb es an und ritt wieder zu seinen Kameraden zurück.

»Los, weg hier!«, rief er McCafferty zu. »Da hinten ist ein ganzer Trupp Yankees. Ich bin nicht scharf darauf, ihnen zu begegnen. Wir müssen uns wieder zurückziehen.«

»Was ist mit Vance und den anderen?«, fragte der besorgte Sergeant.

Durango kam nicht mehr dazu, eine Antwort darauf zu geben. Denn genau in diesem Moment erklang das Stakkato mehrerer Schüsse. Und sie kamen genau aus der Richtung, in die Vance, Porter und Fisher geritten waren.

* * *

Neil Vance erkannte die weiten Maisfelder am Horizont. Es war eine gute und fruchtbare Gegend. Genau richtig für einen tüchtigen Farmer, der ordentlich zupacken und im Schweiße seines Angesichts das Land bearbeiten konnte. Die anfänglich so friedliche Idylle wurde jedoch in dem Moment zerstört, als plötzlich weiter vorne zwischen den Bäumen ein Vogelschwarm aufstob und rasch das Weite suchte, als wenn die Vögel von etwas aufgeschreckt worden waren.

»Das gefällt mir nicht«, murmelte Fisher, während er mit gemischten Gefühlen in die betreffende Richtung blickte. »Neil, wir sollten besser umkehren.«

»Nun mach dir nicht gleich in die Hosen, Ben«, winkte Vance ab. »Das muss nichts zu bedeuten haben.«

Seine Stimme brach ab, als er auf einmal ein helles Aufblitzen bei den Bäumen bemerkte. Bruchteile von Sekunden später fiel ein Schuss, und die Kugel pfiff haarscharf an seinem Kopf vorbei. Gleichzeitig wieherte Vances Pferd erschrocken auf und gebärdete sich ganz wild unter den Zügeln. Zum Glück gelang es dem Soldaten, das Tier sofort wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er riss es hart an den Zügeln und drückte ihm die Hacken in die Weichen, sodass es einen Satz nach vorn machte. Gerade noch rechtzeitig. Denn dort, wo das Pferd eben noch gestanden hatte, bohrten sich weitere Kugeln in den Boden und schleuderten Erde beiseite.

»Weg von hier!«, rief Frank Porter voller Panik. »Da sind Yankees!«

Geistesgegenwärtig trieb auch er sein Pferd an und duckte sich tief in den Sattel. Hinter ihm erklangen weitere Schüsse, aber zum Glück traf keine der Kugeln ihr Ziel. Das verräterische Aufblitzen hatte Vance und seine Kameraden rechtzeitig gewarnt, bevor sie in einen Hinterhalt geraten waren.

Jetzt hieß es nur noch das eigene Leben retten, bevor sich die Schlinge noch weiter zuzog. Denn hinter ihnen erklangen wütende Rufe, gefolgt von Hufschlägen.

Vance drehte sich im Sattel um, den Revolver in der Hand. Blässe überzog sein Gesicht, als er die Reiter erkannte, die zwischen den Bäumen hervorpreschten und sich unverzüglich an die Fersen der flüchtenden Konföderierten hefteten. Jetzt wurde es wirklich brenzlig.

»Sie verfolgen uns!«, rief Vance seinen Kameraden zu. »Hoffentlich haben die anderen die Schüsse gehört, sonst ...«

Er führte den Gedanken nicht zu Ende, weil eine weitere Kugel gefährlich nahe an ihm vorbeistrich. Er hob seinen Revolver, drückte ab und hoffte, dass die Kugel einen der Verfolger erwischte. Stattdessen traf er aber nur eines der Pferde. Das Tier knickte sofort mit den Vorderläufen ein und schleuderte seinen Reiter im hohen Bogen aus dem Sattel. Zwei andere Pferde prallten gegen das plötzliche Hindernis und für einen kurzen Moment entstand große Verwirrung.

Wir müssen Zeit gewinnen, dachte Vance. Jede Minute ist kostbar. Verdammt, wenn sie uns erwischen, dann ist alles aus.

In diesem Augenblick erkannte er drei weitere Reiter, die seitlich aus den Büschen kamen. Zuerst dachte Vance, der Gegner hätte einen Bogen geschlagen, um ihn und seine beiden Kameraden in die Zange zu nehmen. Aber dann sah er die grauen Uniformen und ihm fiel ein Stein vom Herzen. Durango, McCafferty und Higgins waren zur Stelle!

Während Vance, Porter und Fisher an ihnen vorbeipreschten, eröffneten die anderen das Feuer auf die Verfolger und sorgten dafür, dass die Verwirrung noch größer wurde. Die Yankees hatten wahrscheinlich darauf gehofft, die drei flüchtigen Rebellen ohne große Mühe erwischen zu können, aber jetzt bekamen diese unerwartete Hilfe. Und zwar von Männern, die präzise und gute Schützen waren.

Drei Yankees wurden von den Kugeln getroffen und waren schon tot, bevor sie auf dem Boden aufschlugen. Ein vierter taumelte im Sattel und konnte sich nur mit Mühe festhalten. Die anderen lenkten ihre Pferde rasch ins Gebüsch und suchten nach einer sicheren Deckung. Wahrscheinlich vermuteten sie, dass noch weitere Rebellen irgendwo lauerten, und genau das hatte Durango mit dieser Blitzaktion erreichen wollen.

Rasch wendete er sein Pferd und winkte McCafferty und Higgins zu, ihm zu folgen. Die Gegner waren noch einige Zeit mit sich selbst beschäftigt, und diesen Vorsprung mussten sie nutzen. Der Potomac war in greifbarer Nähe, aber sie konnten sich erst wieder sicher fühlen, wenn sie das andere Ufer erreicht hatten.

Durango zuckte zusammen, als plötzlich etwas Heißes über seine linke Schulter strich. Das war verdammt knapp gewesen! Beinahe hätte ihn einer der Yankees getroffen. An diesem Tag musste er wirklich einen guten Schutzengel in seiner Nähe haben.

Wütende Flüche erklangen, als der Lieutenant und seine Soldaten weiterritten. Zwar wurden ihnen noch einige Kugeln nachgejagt, aber sie stellten keine Bedrohung mehr dar, da Durango und seine Kameraden längst außer Schussweite waren.

Dennoch trieben sie ihre Pferde hart an und holten das Letzte aus ihnen heraus. Endlich kam das silbern glitzernde Band des Potomac in Sicht. Gleich hatten sie es geschafft. Während McCafferty als Erster sein Pferd durch die Furt jagte, drehte sich Durango noch einmal im Sattel um und hielt Ausschau nach weiteren Verfolgern. Aber von diesen war nichts mehr zu erkennen. Sie wollten wohl nichts Unnötiges riskieren, weil sie weitere Rebellen in der Nähe vermuteten.

Sollen sie das ruhig glauben, dachte Durango, während er nun ebenfalls sein Pferd ins Wasser dirigierte. Wahrscheinlich vermuten sie in uns einen Spähtrupp, der erkunden will, was hinter den feindlichen Linien geschieht. Aber das machen die Yankees ja schließlich auch. Unsere Leute sind ihnen ebenso auf den Fersen, wie sie hinter uns her sind. Hauptsache, es ist noch mal gut gegangen.

* * *

Captain Frank Reynolds erhob sich aus seiner Deckung, während die Staubwolke der flüchtenden Rebellen sich allmählich auflöste. Er hinkte leicht, weil einer dieser Bastarde sein Pferd abgeschossen hatte und er hart aufgeprallt war.

»Sollen wir sie verfolgen, Captain?«, erkundigte sich ein untersetzter Corporal. »Noch können wir sie einholen.«

»Nein«, entschied Reynolds. »Ich will kein unnötiges Risiko eingehen. Wir haben schon genug Männer verloren.«

»Aber wir können doch nicht einfach zusehen, wie ...«, erwiderte der Corporal, hielt dann aber inne, als er den wütenden Blick des älteren Offiziers bemerkte.

»Corporal Nolan, es bleibt bei meiner Entscheidung«, winkte er ab. »Wir reiten zurück zum Haupttrupp und berichten Major Campbell von der Feindberührung. Also scheinen die Gerüchte zu stimmen, die man seit einigen Tagen hört. Lees Armee ist nicht mehr weit von hier entfernt.«

»Und was bedeutet das für uns?«, wollte der Corporal wissen.

»Dass die Johnny Rebs etwas im Schilde führen, was sonst?«, entgegnete Reynolds. Er nahm kurz seinen Hut ab und wischte sich mit der linken Hand den Schweiß von der Stirn. »Major Campbell hat gestern Abend bei der letzten Stabsbesprechung noch gesagt, dass wir in den nächsten Tagen verstärkt mit konföderierten Spähern zu rechnen haben. Er wird sehr interessiert sein, zu erfahren, dass sich seine Vermutungen bewahrheitet haben.«

Er hielt kurz inne, als er das verblüffte Gesicht des Unteroffiziers bemerkte.

»Was schauen Sie mich denn jetzt so erstaunt an, Nolan?«, fragte er den Corporal. »Haben Sie denn noch nie etwas davon gehört, dass es auch noch Männer gibt, die im Feindesland verdeckt für uns arbeiten und Augen und Ohren offenhalten? Genau dies ist nämlich der Fall. General Lee soll ruhig glauben, dass wir ahnungslos sind. Aber wir wissen mehr, als er vermutet.«

»Was glauben Sie, was Lee unternehmen wird?«

»Er will natürlich Stärke zeigen und uns nervös machen«, erwiderte Reynolds. »Dazu gehört es auch, dass er den einen oder anderen Spähtrupp nach Maryland schickt. Aber er wird sich sicher hüten, mit einer größeren Streitmacht den Potomac zu überschreiten. So viel Tollkühnheit traue ich ihm nicht zu.«

Weder Captain Reynolds noch der Corporal und seine Männer konnten in diesem Moment ahnen, dass General Robert E. Lee schon immer gut für einen geschickten Schachzug war. Vor allen Dingen dann, wenn niemand damit rechnete!

MARSCH DER TAPFEREN

»Gentlemen, wir müssen die Gunst der Stunde nutzen«, sagte General Robert E. Lee zu den Offizieren, die er zur Besprechung in sein Zelt gebeten hatte. »McClellan wird nicht damit rechnen, dass wir diesen Vorstoß wagen und die Invasion starten. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt.«

Draußen senkte sich die Sonne allmählich gen Westen und ein frischer Wind kam auf, der die Zeltwände aufbauschte. Major General James Ewell Brown Stuart, einer von Lees treuesten und fähigsten Offizieren der gesamten Konföderation, blickte skeptisch drein. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er dieses Vorhaben trotz aller strategischen Notwendigkeiten für sehr riskant hielt.

»Unsere Truppen sind denkbar schlecht ausgerüstet, General«, gab er zu bedenken. »Es fehlt an Nachschub aus Richmond. Das Wetter wird bald umschlagen und dann verwandelt sich das Gelände zu beiden Seiten des Potomac in eine Schlammlandschaft.«

»Ich weiß das«, kommentierte der graubärtige Oberbefehlshaber der konföderierten Truppen diese Bemerkung. »Haben Sie einen besseren Vorschlag, General Stuart? Soll ich die Gunst der Stunde nicht nutzen? Mit genügend Durchhaltevermögen können wir tief nach Maryland eindringen und den Yankees so richtig das Fürchten lehren. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis nach Washington.«

»Ich muss General Lee zustimmen«, meldete sich Major General Thomas J. Jackson zu Wort, der seit der Schlacht von Bull Run den Beinamen Stonewall trug. »Dieser verdammte Krieg dauert schon anderthalb Jahre. Es ist höchste Zeit, ihn so rasch und unblutig wie möglich zu beenden.«

»Glauben Sie, das wünsche ich mir nicht?«, brauste Stuart auf, der für sein spontanes Temperament bekannt war. »Aber ich weiß sehr wohl zu unterscheiden zwischen Taktik und Risiko!«

»Ihre Skepsis in allen Ehren«, sagte Lee. »Aber man muss stets das tun, womit der Gegner nicht rechnet. Gehört diese Taktik nicht auch zu Ihrer militärischen Ausbildung, General Stuart?«

Lee versuchte mit einem Lächeln, die angespannte Situation wieder zu entkrampfen. Das fiel ihm nicht leicht, denn er hatte sich erst vor wenigen Tagen eine Verletzung zugezogen, die noch schmerzte. Beide Hände waren verbunden und geschient, weil sein Pferd ihn unerwartet abgeworfen hatte, nur weil er eine Landkarte im Sattel hatte studieren wollen, die ihm der Wind aus den Händen gerissen und dem Pferd ins Gesicht geblasen hatte. Das Tier war daraufhin nervös geworden und hatte ausgekeilt. Er war so unglücklich zu Boden gestürzt, dass er sich die linke Hand gebrochen und die rechte verstaucht hatte.

»Was ich jetzt sage, muss unter allen Umständen unter uns bleiben, Gentlemen«, sagte Lee zu seinen Offizieren. »Sie sind die Einzigen, auf die ich im Moment zählen kann. Hood und Hill sind im Moment nicht hier, sondern noch weiter südlich. Sie werden erst später zu uns stoßen, also liegt die gesamte Verantwortung auf unseren Schultern. Es besteht Grund zur Annahme, dass einige unserer früheren Pläne verraten worden sind.«

Plötzlich herrschte Stille im Zelt. Stuart und Jackson blickten sich erstaunt an. Sie wollten nicht glauben, was sie gerade gehört hatten.

»Ein Verräter?«, entfuhr es Stuart. »In unseren Reihen?«

»Das ist unmöglich«, behauptete nun auch Major General Jackson. »Wenn das so wäre, dann wüssten wir es.«

»Auch Lincoln weiß die Instrumente der Spionage sehr gut zu nutzen«, beharrte Lee auf seinem Verdacht. »Sie erinnern sich sicher noch daran, dass wir in Charleston einen Agenten der Union enttarnen konnten. Der zweite ist uns leider durch die Lappen gegangen. Wir müssen deshalb umso vorsichtiger sein. Trotzdem wird mich das nicht daran hindern, die Invasion zu starten, und zwar so schnell wie möglich.«

Er hielte einen kurzen Moment inne, als er draußen vor dem Zelt hastige Schritte hörte. Wenige Augenblicke später wurde eine Zeltwand beiseite gezogen und ein Ordonnanzoffizier trat ein, der die drei konföderierten Generäle vorschriftsmäßig grüßte und dann seine Meldung machte.

»Der Spähtrupp ist zurückgekehrt, General«, sagte der Mann. »Lieutenant Durango wartet draußen.«

»Er soll reinkommen«, brummte Lee und konnte seine Ungeduld kaum verbergen, als der junge Lieutenant das Zelt betrat. Lee erkannte den Ausdruck in dessen Miene und ahnte, dass Durango keine guten Nachrichten zu überbringen hatte.

»Die Situation ist kompliziert«, begann Durango mit seinem Bericht. »In Harper’s Ferry sind zusätzliche Truppen eingetroffen, die die Garnison verstärken sollen. Meine Leute haben die Ankunft eines Zuges mit weiteren Soldaten beobachtet. Um die 200 Mann, General.«

»Was sind schon 200 Mann?«, meldete sich Major General Jackson zu Wort. »Bei Bull Run haben wir die Yankees das Fürchten gelehrt. Das wird auch diesmal wieder so sein.«

»Verzeihung, Sir«, warf Durango ein. »Aber ich gebe zu bedenken, dass die Yankees über bessere Waffen verfügen. Und davon lagern in Harper’s Ferry jede Menge.«

»Glauben Sie, das wüsste ich nicht?«, stellte Jackson die Gegenfrage. »Lieutenant, ich weiß sehr wohl, dass wir ein Problem in der Versorgung haben. Durch die Küstenblockade bekommen wir kaum noch Waffen aus England, und in Richmond gibt es mittlerweile den einen oder anderen Engpass. Genau deshalb müssen wir Harper’s Ferry besetzen und dort einen dauerhaften Stützpunkt errichten.«

»Aber dann wird die Armee geteilt«, gab Stuart zu bedenken.

---ENDE DER LESEPROBE---