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Dreizehn spannende Kurzgeschichten mit Skizzen und sechs Schattenfotos des Autors. Close Calls enthalten Beinahe-Unfälle aus dem täglichen Leben. Sie erzählen von selbstgebastelten Bomben, rasenden Autos oder einem Tsunami. Was liegt in der Sekunde, sogar im Bruchteil einer Sekunde, wenn etwas passiert? Ob der Tod einem wirklich begegnet oder die Türe zum Lebensausgang kurz zuvor geschlossen wird und wir ungeschoren davonkommen? Nur langsam begreifen wir, wenn etwas passieren soll, passiert es, und wenn nicht, bleibt es immer nur ein "Close Call" und wir hatten Glück! Eine Geschichte handelt von einem Polizeieinsatz in New York und existiert nur in englischer Fassung.
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Seitenzahl: 41
Veröffentlichungsjahr: 2017
Vorwort
Eins, 1968, Der Zahnarzt und das Fliegen
Zwei, 1973, Suzuki
Drei, 1975, Kanone
Vier, 1984, Sustenhorn
Fünf, 1988, Kreiseln
Sechs, 1988, Der Büchsenöffner
Sieben, 1989, Die kaputte Auspuffanlage
Acht, 1990, 10.000 km in zehn Tagen
Neun, 1992, Piper DomRep
Ten, 1994, 4th of July, Independence Day
Elf, 2004, Tsunami, 26. Dezember 2004
Zwölf, 2013, Ein Gerüst oder die Leiter
Dreizehn, 2014, NHL
Ende?
Persönliches
Danksagung
Auf die Frage auf welche Weise Sokrates begraben werden möchte, antwortete er: „Wie ihr wollt, wenn ihr mich fangen könnt und ich euch nicht entwische.“
Platon, Phaidon
Die dreizehn Kurzgeschichten Close Calls erzählen etwas vom Schicksal und vom Glück, die uns jederzeit begleiten, aber auch von der Unabwendbarkeit des Lebens, die einem in keiner oder sogar in großer Schuld sein lässt. Was liegt in der Sekunde, sogar im Bruchteil einer Sekunde, wenn etwas passiert? Ob der Tod einem wirklich begegnet oder die Türe zum Lebensausgang kurz zuvor geschlossen wird und wir noch einmal ungeschoren davon kommen? Nur langsam begreifen wir, wenn etwas passieren soll, passiert es – wenn nicht, bleibt es ein „Close Call“ und wir hatten Glück! Diese Momente sind Aufrufe, damit wir erkennen, dass hinter einem Ereignis mehr als nur der sogenannte „Zufall“ stecken könnte.
Wir leben in einer stark von Autos geprägten Kulturwelt, und der „Gefahrenengel“ sitzt einem nicht selten buchstäblich im Nacken, er fährt auf den deutschen Straßen sehr gerne mit. Sogenannte „Beinahe-Unfälle“ gehören zum Alltag. Es handelt sich hier zum Teil um Männer-Autogeschichten mit ausufernden Aggressionen, so könnte man meinen; in einer Geschichte fährt auch eine Frau...
Die Geschichte „Ten“, ein Polizeieinsatz in New York wurde nur in der englischen Originalfassung gefunden.
Die eingefügten Schatten- und Spiegel-Fotos entstammen einer kleinen Serie von Aufnahmen, die mit Licht Gegenstände in Schatten- und in Spiegelbilder verwandeln.
Peter, ein schmächtiger Junge im Alter von circa zwölf Jahren hat einen Zahnarzt-Termin. Es wachsen ihm vier Weisheitszähne, und diese verschieben alle anderen Zähne. Seine Mutter Ellen bringt ihn nach der Schule zu Doktor Schmidt. Sichtlich nervös und aufgeregt verweigert Peter die Betäubungsspritze. Er hasst jede Art von Nadelstichen in seiner Haut. Das Anschwellen, die Gefühllosigkeit seines Mundes und seiner Lippen und die Dumpfheit in seinem Bewusstsein behagen ihm noch weniger. Es sollen zuerst die zwei oberen und danach die zwei unteren Weisheitszähne ohne Betäubung mit der Zange gezogen werden. Der Doktor lächelt, spricht von kurzer Dauer und Schmerzen, doch Peter sieht nur die silberne, gekrümmte Zange, schließt seine kleinen braunen Augen und hört die Worte: „Bitte Mund aufmachen!“. Es knirscht und knackt, doch der erste Zahn will nicht heraus. Darauf folgen ein spitzer Edelstahl-Dorn in der kräftigen Hand des Zahnarztes und der Versuch, den Zahn damit heraus zu stemmen. Langsam lockert er sich. Dann ist wieder die Zange an der Reihe, und der erste Zahn ist endlich draußen. Peter ganz bleich. Der zweite Zahn wehrt sich anschließend umso heftiger. Der Kopf des Jungen windet sich hin und her, die Helferin hält ihn fest, und die Schmerzen werden immer unerträglicher. Peter hält es nicht mehr aus, denkt an seine Füße, ans blaue Meer, an etwas anderes, doch die Schmerzen schreien. Er ist völlig erschöpft. Am Ende.
Mit einem Mal befindet sich Peter außerhalb seines Körpers. Er schwebt direkt darüber und kann seinen schmalen Jungskörper im Zahnarztstuhl liegen sehen. Er erblickt, wie der erschrockene Zahnarzt den Stuhl hastig nach hinten kippt, wie der Arzt bleich wird, wie er die Helferin wegschickt und gleich mit mehreren Kolleginnen wiederkommt, wie alle ganz aufgeregt um seinen Körper herumstehen und sich machtlos fühlen. Doch dieses Bild verblasst, da sich auf einmal der Himmel in einem hellen Licht auftut und er sich in einem wundersamen, herrlichen Meer von Farben schwebend wiederfindet. Alles ist leicht, fröhlich, hell und voller Farben, wie wolkiger farbiger Flausch. Seine Umgebung erscheint ihm weich und schmiegsam-angenehm. Die Farben grenzen sich voneinander ab, und doch verlaufen sie zart ineinander. Außer diesen blauen, roten, violetten, grünen und gelben Farben sieht er weiter nichts. Weder Himmel noch Boden existieren – überall nur herrliche wonnige Farben, die ihn anstrahlen. Dazu gesellt sich eine Sphärenmusik, am ähnlichsten einem hellen Kindergesang oder einer zarten Harfenmusik. Melodische Töne ohne Anfang und Ende, ohne Spieler, nur berührender Klang ist zu vernehmen. Peter bewegt sich schwerelos fliegend langsam und gespannt umher, beginnt diese neue Welt zu entdecken. Große Freude und Ergriffenheit erfüllt ihn.