Hängung von Kunstwerken - John Berg - E-Book

Hängung von Kunstwerken E-Book

John Berg

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Beschreibung

Dieses Handbuch beleuchtet in dem ersten Kapitel 1.0 "Hängung von Kunstwerken" (vorzugsweise Gemälde) vorhandene Muster und Denkweisen, in Kapitel 2.0 sind die Anforderungen an Hängungen nachzulesen, das Kapitel 3.0 befasst sich mit am Markt erhältliche Hängesysteme, um daraus in Kapitel 4.0 einen Leitfaden zum Thema "Hängung" bzw. Leitlinien zu entwickeln um diese Ihnen als Kunstliebhaber zur Diskussion und im besten Fall an die Hand zu geben. Es wurde versucht, die Praktikabilität einzelner Befestigungsmittel einer genaueren Prüfung zu unterziehen, um die Grenzen und Anwendbarkeit zu klären und zu verdeutlichen. Falls Sie an den Grundlagen von Schrauben-/Dübelverbindungen, Richtlinien und Normen und an Fragen einer Sicherheit kein Interesse haben, können Sie gerne die Kapitel 5.0 und 6.0 auslassen. Doch eine Bitte: Schaffen Sie sich eine Waage an und geben Sie nicht nur die Raummaße (drei Dimensionen) an, entscheidend bei größeren Arbeiten ist auch das Gewicht! Leider zeigte sich die Literaturauswertung als wenig ergiebig. Die bisher entdeckten Hinweise sind jedoch im Anhang unter Kapitel 8.4 Literatur nachzulesen.

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Seitenzahl: 163

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Jeder der in Galerien, Ausstellungen oder Museen beschäftigt ist, kennt die Problematik der Hängung von Kunstwerken. Nicht selten werden teuer bewertete Kunstwerke an dünne Nägel gehängt, und die Beteiligten sind erstaunt, wenn das Werk beschädigt auf dem Boden liegt. Umso erstaunlicher ist es, dass bisher kein umfassendes Fachbuch zu Hängesystemen erhältlich ist.

Das vorliegende Buch ist von einem Spezialisten verfasst worden, der durch seine langjährige Erfahrung und Beschäftigung mit der stabilen Hängung von Kunstwerken alle Tricks und manchmal erzwungene Lösungswege kennt, die beispielsweise bei riesigen, super schweren und unhandlichen Objekten angewendet werden. Er kennt die Probleme mit instabilen Putzen und Wandmaterialien und auch die manchmal unerfüllbaren Bedürfnisse von Ausstellungsgestaltern. Er kennt auch die Diebstahlsicherungssysteme, die immer wieder durch von ungeschultem Personal durchgeführte Hängungen umgangen werden und eine Einladung zum Diebstahl werden können.

Das Buch macht alte und neueste Hängesysteme für Kunstwerke bekannt und listet auch mögliche Gefahren, die bei einer unsachgemäßen Anwendung entstehen können. Sehr wichtig ist auch die Beurteilung der Stabilität hinsichtlich der vom Hängesystem maximal tragbaren Gewichte. Daneben findet man die wichtigen Angaben zur Möglichkeit der Höhenkorrektur in drei Dimensionen.

Der Autor kennt durch seine berufliche Erfahrung die architektonischen Gegebenheiten vor Ort genauso wie die Tauglichkeit beim Umgang mit den Hängesystemen.

Man wünscht sich, dass durch dieses Buch sowohl Sammler, Ausstellungsmacher, wie auch Kunst- und Kulturhistoriker, Konservatoren und Restauratoren ihre Kenntnisse erweitern. Selbst Versicherungsagenten können mögliche Schäden durch falsch gehandhabte Hängung beurteilen lernen.

Prof. Dr. Robert Fuchs CICS Cologne Institute of Conservation Science

Gordon Matta-Clark, 1977, Museum, Madrid, Drahthängung Quer durch eine schräg aufgenagelte Leiste (auf dem Kopf)

Zur 2. Auflage: Diese Studie in Form des vorliegenden Handbuchs über die Hängung von Kunstwerken wurde im Jahr 2005 begonnen und bis zu ihrer Veröffentlichung mehrfach ergänzt und grundlegend überarbeitet. Angesichts der Menge an Informationen können in ihr nicht sämtliche Details erfasst werden, daher ist sie in einigen Teilbereichen noch unvollständig. Entsprechende Fördermittel könnten jedoch zu einer Fortführung und weiteren Vervollständigung beitragen und wären hilfreich. Da auf dem Fachbuchmarkt bis dato nichts Vergleichbares erschienen ist, habe ich im Jahr 2021 dennoch die Veröffentlichung gewagt, auch in der Hoffnung, möglichst vielfältige Anregungen zu erhalten und Unterstützung für eine zweite, verbesserte Auflage zu gewinnen.

Obgleich entsprechende Rückmeldungen und unterstützende Reaktionen – abgesehen von der Danksagung von Klaus Hillmann und einer konkreten Laständerung bei StabaArte aufgrund der Hinweise in der Erstausgabe – bislang noch nicht im erforderlichen Umfang vorliegen, erscheint mit der vorliegenden Veröffentlichung nun eine leicht überarbeitete 2. Auflage.

Kommentare, Anmerkungen und Ergänzungsvorschläge sind explizit erwünscht!

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1.0 Hängung Kunstwerk

1.1 Stand der Praxis

1.2 Kunstwerke

1.3 Wandaufbau

2.0 Anforderungen Hängung

2.1 Primäre Anforderungen

2.1.1 Kosten

2.1.2 Handling, Datenblatt

2.1.3 Justierbarkeit

2.1.4 Abhebesicherheit

2.1.5 Diebstahlsicherheit

2.1.6 Unsichtbarkeit

2.1.7 Parallelität zur Wand

2.1.8 Plattenverbinder, Montageplatten

2.2 Dynamische Anforderungen

2.2.1 Eck-, Kanten-, Aufstellschutz

2.2.2 Tragevorrichtung (Trageschlaufe)

2.2.3 Hebevorrichtung (Winden-/Kraneinsatz)

2.2.4 Transportsicherung

2.2.5 Depot, Lager

2.3 Konservatorische Anforderungen

2.3.1 Wandabstand, Hinterlüftung

2.3.2 Rückseitenschutz

2.3.3 Substanzschutz

2.4 Konstruktive Anforderungen

2.4.1 Sicherheitsrelevanz

2.4.2 Sicherheitsfaktor

2.4.3 Zwei-Punkt-Befestigung

2.4.4 Schrauben und Dübel

2.4.5 Tragkraft

3.0 Hängung im Handel

3.1 Hängung am Kunstwerk

3.1.1 Ringschrauben

3.1.2 Ringbleche

3.1.3 CRLaurence3-Loch-Ringblech

3.1.4 AMS 2-Loch-Ringblech

3.1.5 AMS 3-Loch-Ringblech

3.1.6 HaroClip, Temart

3.1.7 HangClip, Temart

3.1.8 Ozclip groß

3.1.9 Hasenkamp M

3.1.10 Lock 8, Chassitech

3.1.11 Junior M, Track & Slide

3.1.12 Hänger, Fondation Beyeler

3.2 Hängung an der Wand

3.2.1 Seilaufhängung

3.2.2 Schraubhaken

3.2.3 T-Haken, Temart

3.2.4 Picture Hanger

3.2.5 MoMA Hook

3.2.6 Wireless Mirror Hanger, CRL

3.2.7 Hook4Wall, Track & Slide

3.2.8 VariHook, Chassitech

3.2.9 Flexhang 6, Temart

3.2.10 T-Haken M6, Temart

3.3 Hängesystem Kunstwerk/Wand

3.3.1 Track & Slide M

3.3.2 Hängesystem X

3.3.3 Hängeleiste Metall/Holz

3.3.4 MH1.0/2.0 Multifunkt. Hängesystem

3.4 Sonstige Systeme

3.4.1 Sicherungsblech

3.4.2 Secure T-Haken, AMS

3.4.3 Springlock

3.4.4 Flush mount

3.4.5 HALBE-Rahmen

3.4.6 Depotbefestigung

4.0 Leitfaden Hängung

5.0 Schrauben und Dübel

5.1 Holzschrauben

5.2 Dübel

5.3 Metallgewinde, Schrauben, Muttern etc.

6.0 Sicherheit

6.1 Einleitung

6.2 Sicherheitsfaktor, Sicherheitsrelevanz

6.3 Tragkraft-Klassen (TK 0-3)

6.4 VDS-Richtlinien

6.5 Kunstversicherer

7.0 Nachwort

8.0 Anhang

8.1 Abkürzungen

8.2 Ergänzende Anmerkungen

8.3 Testgrundlagen

8.4 Literatur

8.5 Adressen

Diagramm: Anforderungen Hängung

Tabelle 1: Hängesysteme in Korrelation mit Anforderungen

Tabelle 2: Lochgröße Verbindungen: Holz, Metall etc.

Tabelle 3: Holzschrauben: Größe, Vorbohren, Abstand

Vorwort

Die hier behandelten Fragen zur Hängung und Montage von Kunstwerken ergaben sich zunächst im Museum Ludwig Köln 2005. Ich begann dort, eher aus Langeweile, nach einer Weile die Rückseiten, anstatt die Vorderseiten der Gemälde zu betrachten. Später ergaben sich zunehmend Fragen in der täglichen Praxis bei der Restaurierung und Hängung zeitgenössischer Kunst dahingehend, wie Kunstwerke an der Wand befestigt und gehängt werden.

Kunstwerke werden zunehmend komplizierter, umfangreicher und auch schwerer. Fachleute arbeiten immer wieder an einer vermeintlich optimalen Befestigung, ohne jedoch ihre Ergebnisse und Erfahrungen weiterzureichen, sodass diese von anderen genutzt werden könnten. Viele Beteiligte äußern die Meinung, dass Kunstwerke meist so speziell und einzigartig seien, dass es ein allgemein anwendbares System nicht geben kann und jedes einzelne Kunstwerk individuell montiert bzw. gehängt werden sollte. Mit dieser Pauschalablehnung wurde die Co-Finanzierung dieser Studie vom einem großen Befestigungs-/Schraubenhersteller, Kunstsammler und Eigentümer zahlreicher Museen abgelehnt, obwohl eine eigene Ausstellung 2015 in Berlin zahlreiche ersichtliche und gravierende Mängel bei der Hängung zeigte.

Dieser Pauschalablehnung widersprechen jedoch die zahlreichen Marktangebote diverser Herstellerfirmen (Hasenkamp, Ozclip, Temart, Track & Slide, etc.), die fertige Systeme anbieten. Was jedoch der wirkliche Bedarf ist und was aus wirtschaftlichen Interessen künstlich erzeugt wird, sollte einmal genauer geprüft werden. Es existieren Probleme, die immer wieder auftauchen und immer wieder schier unüberwindbare Herausforderungen darstellen. Diese können sich nicht nur in Zeit- und Kostenüberschreitungen ausdrücken. „Hätte man doch vorher ...“, dann wäre alles einfacher und am Ende besser gewesen. Diese Methode kann von Laien angewendet, sollte jedoch von Fachleuten gemieden werden.

Im Privatbereich kann man theoretisch alles aufhängen, wie man möchte. Im öffentlichen Bereich ist man hingegen gehalten, Kulturgüter unter Berücksichtigung bestimmter Normen und Gesetze zu behandeln, um nicht wegen Fahrlässigkeit rechtlich oder finanziell belangt zu werden. Es soll hier nicht dem deutschen oder europäischen „Normierungswahn" Vorschub geleistet werden. Vielmehr sollen den Beteiligten am Kunstgeschehen Ideen und Möglichkeiten dargelegt werden, wie Kunstwerke gehängt werden können.

Im Laufe der Studie stellte sich heraus, wie viele Beteiligte es im Kunstgeschehen gibt, die irgendwie, irgendwann und irgendwo mit einem Kunstwerk beschäftigt sind: Künstler, Produktionsfirmen, Rahmenbauer, Transportfirmen, Hängeteams, Galerien, Sammler, Museen, Restauratoren, Versicherer, Gutachter, Kunstsachverständige, Rechtsanwälte etc.

Allein nach dem Besuch des Rahmenbauers fine art service, Berlin (f.a.s.) dachte ich: „Im Grunde genommen muss ich kein Buch mehr schreiben, denn f.a.s. sieht grundsätzlich eine Schräg-/Hängeleiste aus Holz vor, auch bei kleinsten und leichten Formaten. Der Rahmen mit Aufhängung ist komplett gebrauchsfertig, die Schräg-/Hängeleiste muss nur noch an die Wand geschraubt werden, fertig." Doch im Nachhinein sind die Fragen der Justierbarkeit bei großen Formaten, der Hinterlüftung und der Diebstahlsicherheit noch nicht gelöst. Es treten immer wieder Zirkelschlüsse und Unüberwindbarkeiten auf, und daraus ergibt sich eine Vielzahl an Herausforderungen, die gemeistert werden wollen.

Bei der Hängung von großformatigen, schweren und komplizierten Kunstwerken (Gemälde, Installationen, Wandskulpturen etc.) fiel mir zunehmend auf, dass ich auf Probleme stoße, die immer wieder vorkommen und nicht nur bei mir Erstaunen hervorrufen:

a) In der aktuellen Kunst zeigt sich eine Vorliebe für immer größer werdende und mehrteilige Formate, die immer aufwendiger und komplizierter mit immer weniger Personal in den Museen, Institutionen und Galerien zu hängen sind.

b) Immer mehr Künstler möchten ihre Arbeiten direkt auf der Wand präsentiert haben, d. h. ohne Neigung (parallel) und gleichzeitig mit möglichst geringem Abstand, ohne dass auf die Übertragung der Feuchtigkeitskälte der Wände reagiert werden kann.

c) Es sind zusätzliche Funktionen gewünscht: Justierbarkeit, Kopplung an ein Alarmsystem, Depothängung, Transportsicherung, Eck- und Rückseitenschutz, Transporthilfen etc.

Jedes Kunstwerk birgt in sich schon eine Menge an spezifischen Anforderungen. Wenn jedoch die Produzenten im Voraus einige Überlegungen zur Hängung anstellen würden, wäre damit allen Beteiligten sehr geholfen.

Auf die Geschichte der Hängung von Kunstwerken kann in diesem Rahmen nicht eingegangen werden. Bilder werden seit Urzeiten an der Wand angebracht, d. h. an eine sichtbare, vor dem Betrachter liegende vertikale Ebene, um sie ansehen zu können. Der Mensch schaut sich gerne Gemälde an, und wie sehr unsere Welt von Bildern bestimmt wird, bezeugt nicht nur der Louvre mit seinen über acht Millionen Besuchern jährlich.

Die vorliegende Studie bezieht sich auf die aktuellen Hängetechniken, die aufgrund eigener Beobachtungen in verschiedensten Museen und Ausstellungen mit über 12 GB an Fotomaterial (nur im MoMA durfte fast ohne Einschränkungen auch rückseitig fotografiert werden, sonst in anderen Museen unerwünscht und wegen des nicht gestatteten Blitzlichteinsatzes zum Teil unscharf) und 200 Hängedokumentationen von ca. 40 internationalen Museen und Galerien, aber zu Beginn auch in ca. 20 Interviews erfolgte. Da bei der Beantwortung der Fragebögen (zwischen 15 Minuten und 1,5 Stunden) die Fragen und Antworten spezifisch und personenbezogen ausfielen, erwies sich die anschließende Auswertung als äußerst komplex. Eigene Beobachtungen und Fotodokumentationen vor Ort, wie Kunstwerke wo gehängt werden, erweisen sich am Ende als am erfolgreichsten und als zuverlässigste Quelle meiner Recherche.

Dieses Handbuch ist bislang noch unvollkommen, pauschalisiert und an einigen Stellen möglicherweise auch fehlerhaft. Dennoch denke ich, kann es ein erster Schritt dahingehend sein, über die Herausforderung, wie Kunstwerke an der Wand befestigt werden können, nachzudenken. Darüber hinaus werden einige Themen außerhalb der spezifischen Aspekte und Fragestellungen zur Hängung behandelt, welche jedoch großen Einfluss auf die Hängung haben. In der Kunstszene gilt einerseits das unausgesprochene Gesetz der Verschwiegenheit, andererseits müssen und können sichtbare Dinge veröffentlicht werden im Sinne einer notwendigen Kritik und Verbesserung – die meisten hier verwendeten Fotos sprechen ohnehin für sich. Zahlreiche Abbildungen wurden in Museen öffentlicher Hand aufgenommen, bei denen die finanziellen Mittel bekanntermaßen immer knapper werden. Dennoch darf auch dort sach- und fachgerecht gehängt werden.

Unter Aspekten präventiver Konservierung kann festgehalten werden: Je besser und sicherer die Hängung, desto weniger Schäden werden passieren und desto länger können die Kunstwerke der Nachwelt unversehrt präsentiert werden.

Firmen oder Personen, die sich aufgrund der Studie falsch verstanden fühlen, sollten diese Studie als Anregung betrachten, ihre Produkte nicht nur zu verbessern, sondern dem wandelnden Kunstmarkt mit Offenheit für Innovationen zu begegnen. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre wertvolle Arbeit.

Die bestehenden technischen Normen und Richtlinien dürfen nicht zu ernst und müssen doch ernst genug genommen werden. Es werden hier nur Vorschläge zur Unterstützung vorgelegt; wie diese beachtet und umgesetzt werden, liegt bei jedem selbst.

Die Studie ist einerseits für Laien und Anfänger gedacht, die sich an die Problematik heranwagen wollen, andererseits möchte sie dem Interesse der Fachwelt dienen. Damit ist sie einem Spagat ausgesetzt, der dem einen Anstrengung, dem anderen Langmut abverlangt. Daher sind ein paar Anekdoten eingestreut, die jeder von uns kennt und bei denen die persönliche Abwesenheit oft angenehmer gewesen wäre.

Ihre Kommentare und Korrekturvorschläge sind sehr willkommen, um den weiteren Kurs dieses großartigen und bunten „Technikhängeschiffs" zu steuern.

Zum Schluss muss ich mich rechtlich absichern und Ihnen in aller Freundlichkeit mitteilen, dass alles, was hier geschrieben steht, veraltet und falsch ist bzw. sein könnte und Sie alles selber nachprüfen dürfen. Damit sind Sie entsprechend selbst verantwortlich und haften für etwaige Schäden ebenfalls selbst.

John Berg

PS: Viel Freude beim Studieren, Anwenden und Verbessern. Konstruktives Feedback ist ausgesprochen erwünscht!

PPS: Abgesehen von einer kleinen Mustersendung von Deffner & Johann wurde die komplette Studie selbst und ohne Drittmittel finanziert.

Zur Person

Architekturstudium mit Kunstgeschichte, Baugeschichte und Statik an der TH Karlsruhe (KIT), Abschluss 1984 Dipl.-Ing. Architekt

1987-1992 Architektentätigkeit in Deutschland und im Ausland

1993-99 New York: Künstler, tätig für Künstler und Galerien

ab 2000 Berlin: Künstler, tätig für andere Künstler, Galerien und Restauratoren

2009 Zertifizierter Befestigungstechniker (Würth/Uni Stuttgart)

2015/17 Korrespondierendes Mitglied im Verband der Restauratoren

2020-22 Produktion/Hängung ca. 200 m2 Wandarbeit von Dirk Skreber Muttersprache: Deutsch/Englisch

JB unter einem Michel Majerus, 2019

Großen Dank an meine Restauratorenfreunde für die vielen Anregungen und die wertvolle Unterstützung: Robert Fuchs, Wolfram Gabler, Ekkehard Kneer Dank auch an Jürgen Küenzlen, Leona Tobien, Bettina Gross und alle, die ich oft und zu gerne mit dem Thema Hängung beschäftigt habe!

1.0 Hängung von Kunstwerken

Dieses Handbuch beleuchtet in dem ersten Kapitel 1.0 „Hängung von Kunstwerken" vorhandene Muster und Denkweisen, in Kapitel 2.0 sind die Anforderungen an Hängungen nachzulesen, das Kapitel 3.0 befasst sich mit am Markt erhältlichen Hängesystemen, um daraus in Kapitel 4.0 einen Leitfaden zum Thema „Hängung" bzw. Leitlinien zu entwickeln, um diese Ihnen als Kunstliebhaber zur Diskussion und im besten Fall an die Hand zu geben. Es wurde versucht, die Praktikabilität einzelner Befestigungsmittel einer genaueren Prüfung zu unterziehen, um die Grenzen und Anwendbarkeit zu klären und zu verdeutlichen. Falls Sie an den Grundlagen von Schrauben-/Dübelverbindungen, Richtlinien und Normen und an Fragen der Sicherheit kein Interesse haben, können Sie gerne die Kapitel 5.0 und 6.0 auslassen. Doch eine Bitte: Schaffen Sie sich eine Waage an und geben Sie nicht nur die Raummaße (drei Dimensionen) an, entscheidend bei größeren Arbeiten ist auch das Gewicht!

Leider zeigte sich die Literaturauswertung als wenig ergiebig. Die bisher entdeckten Hinweise sind jedoch im Anhang unter Kapitel 8.4 Literatur nachzulesen.

1.1 Stand der Praxis

Bei der Hängung von Gemälden und großformatigen Platten als Wandkunstwerke werden ein Kunstwerk (u. a. Gemälde) und eine entsprechende Wand reversible miteinander verbunden. Die Verbindungsart wird im Kunstbereich als „Hängung", „Hängesystem", „Aufhängung" oder technisch als „Hänger", „Befestigungsmittel" oder „Beschlag" bezeichnet.

Die Hängung läßt sich in drei Kategorien einteilen:

1. die Hängung am Kunstwerk (KW)

2. die Hängung an der Wand

3. kombinierte Hängesysteme Kunstwerk/Wand

Die Unterscheidung scheint einfach, doch verbergen sich hier einige Herausforderungen, die in den verschiedenen Anforderungen und Parametern weiter unten aufgelistet sind.

In der Studie wird der Schwerpunkt auf die Montage und Prüfung der Hängungen großformatiger Kunstwerke (KW) gelegt; bei gleichen Systemen unterschiedlicher Größe wurde oft nur die jeweils größere Variante berücksichtigt.

Unfälle und Schäden kommen in der Kunstwelt bekanntlich nicht vor – wegen Wertminderung, Angst um den Ruf und den Job wird eine Dokumentationen von Schäden gerne vermieden und manchmal und „unter der Hand" repariert. Eine fachgerecht Hängung als präventive Konservierung ist der beste Schutz vor Schäden. Die folgende Fotodokumentation enthält Beispiele einer Vielzahl von Hängungen, einschließlich nicht zu empfehlende Anwendungen mit vorhersehbaren Schäden – ein Reichtum an Möglichkeiten, an die technischen Grenzen zu gehen, dabei entspricht der Stand der Praxis nicht immer dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik. Die Zeit einer einfachen Ringschraube und eines Schraubhakens in der Wand bei der Hängung wertvoller Kunstwerke scheint noch nicht vorbei zu sein, denn schnell und kostengünstig sind diese beiden allemal.

Nachfolgende Fotos/Abbildungen stammen hauptsächlich aus Museen in Deutschland, in der Schweiz und in den USA und wurden mit einfacher Kompaktkamera bzw. Handy im Zeitraum 2010 bis 2022 aufgenommen.

Schwerer verglaster Rahmen hing am Innenrahmen an zwei Schrauben, die das Holz abschälten. Das Kunstwerk fiel herunter und zerstörte dabei noch eine Skulptur Messe, Madrid

Dieser Picasso, wie andere Gemälde, wurden frührer mittig an einen verdrehten Draht gehängt, ein Vorgänger der Ringschraube Museum, Berlin

Trotz der vorhandenen Hängeleiste wird 3 x eine Ringschraube eingeschraubt und das Rahmenholz gespalten Vostell, Sammlung IFA, Museum, Ankara

S-Haken an Drahtgeschlinge 5 mm Überstand, Ringschrauben wegen hohen Gewichts schon nach oben gebogen, Bild kippt nach vorne Museum, München

Hakenüberstand 3 mm ausreichend? Museum, München

Alter Eisenbeschlag mit Spannschloss, Hasenkamp-Aufhänger auf dem Kopf unbenutzt Museum, München

Ein Delacroix hängt mit 3 mm Hakenüberstand. Zusätzlich weit offene Ringschraube als Kipphalterung Museum, München

Ringschraube diagonal gedreht als Höhenversteller? Offene Ringschraube als Kipphalterung Museum, München

D-Ring mit zu kleiner durchgerutschter Schraube mit aufgebogenem Blech/ Restaurierungsfall

Großer Baselitz hängt an einem 1-Loch D-Ring an nach unten gezogenem Schraubhaken, der sich in den Rahmen drückt Museum, Zürich

Ein schwerer Bacon zieht genauso den Schraubhaken nach unten und drückt gegen den Rahmen Museum, München

Ein gerahmter Deacon gehängt an teilweise herausgerissenem und nach unten gebogenem Temart T-Haken Museum, Hannover

Hasenkamp Vario vorbei an allen Accessoires von Temart T-Haken mit teilweise herausgerissenem Dübel gehängt Museum, Dortmund

Temart T-Haken nach unten gedrückt, übermalt und mit vielen Accessoires überladen Museum, München

Haken unbekannt, Ringschraube nach oben gedrückt Museum, Memphis

Große alte Ringschraube aus dem 19. Jahrhundert zieht den alten Eisenhaken an einer Schraube nach unten Museum, New York

Schraubhaken heruntergezogen oder geschlagen mit Querblech über D-Ring und kleine Elektro-Lüsterklemme als Diebstahlsicherung Museum, Stuttgart

Vostell hängt über Bettlasche an einer geneigten Schraube Museum, Ankara

Die Schraube hat nicht einmal einen Kopf! Museum, Ankara

Kunstwerk, das sich nach vorne bei Seilhängung neigt, festgehalten mit umgebogener Stecknadel Museum, Berlin

Eigenbau justierbar, dennoch durch Gewicht Neigung nach vorne (Spalt), Ringschraube verbiegt sich Museum, Berlin

Sehr schweres Kunstwerk, doppelte D-Ringe oder besser eine Hängeleiste? Galerie, Berlin

MoMA-Haken, Gelbguss, geflochtenes Drahtseil unten (!) um Ringschraube mit Tape abgeklebt Museum, New York

Matisse, schwer verglaster Holzrahmen an Track & Slide Junior, Schraube abgedrückt Museum, Düsseldorf

Hängung verkleidete Schraube mit D-Ring? Museum, München

Somaca-Aufhänger mit 1-Schraubenbefestigung drückt in den weißen Rückseitenschutz, D-Ring seitenverkehrt verschraubt Museum, New York

Manche Werke von Kiefer sind schwer, helfen daher nur Zementblocksteine? Galerie, Berlin

Ein Pollock an abgerutschten Sicherungsblechen Museum, New York

Gefährliche Lösung, ein Kunstwerk zu hängen Galerie, Deutschland

Kunstwerke können sich wegen zu tiefer bzw. fehlerhafter Hängung nach vorne neigen und zu Verwölbungen führen:

Abstehend und verwölbt Kiefer, Parsifal Museum, Zürich

Stella, Haines City Museum, New York

Zusätzlich noch Rückseitenschutz abstehend und verwölbt Schmidt-Rottluff, Handwerker am Haus Museum, Berlin

Patentanmeldung von Schrager 1948/50 adjustable hanger (höhenverstellbar) ohne Abhebesicherung

Adjustable hanger 2010 in den USA zuerst von Somaca und OOK, 2020 von CRLaurence, Hillman etc., vorgesehen für Gipskartonplatten-Montage ohne Abhebesicherung

Zu kleine Spaxschrauben fallen durch, aufgeschraubt auf einem Rückseitenschutz von 8 mm Wellpappe als Unterlage wird nicht empfohlen

Aus diesen, hier aus der Fotodokumentation ersichtlichen, Gründen können manche Aufhängungen zum Nachdenken anregen und zu deutlichen Verbesserungen führen.

Kunstwerke hängen nicht parallel zur Wand (kippen nach vorne, Ecken stehen ab)

Kunstwerke hängen schief und baumeln unkontrolliert (vor allem bei Seilaufhängung)

Höhen- und Abstandsdifferenzen bei mehrteiligen Arbeiten nicht einstellbar

Hängepunkt liegt zu tief und die Kunstwerke neigen/verbiegen sich nach vorne

Ringbleche/D-Ring zu klein oder fehlerhaft montiert

Ringschrauben verbiegen sich, sind schief, locker, brechen aus, fehlerhaft dimensioniert

Überstand der Schraubhaken und Haken zu gering

Wände und Rahmen sind nach mehrmaligen Korrekturen perforiert

Gedübelte Schraubhaken sind schief und/oder brechen heraus (Belastungs- oder Justierungsfehler)

Unvorteilhaft gebastelte Eigenkonstruktionen (Winkelbleche, bemalte Drahtwicklungen, in Bronze gegossene Haken oder Haken aus zu dünnem Blech etc.

Fehlerhafte Drahthängung, Draht auf der falschen, unteren Seite der Ringschraube oder bei horizontaler Ringschraube

Sichtbare Metalllaschen (Spiegelbleche), die sich durch das hohe Gewicht der KW verdrehen oder verbiegen

Abrutschgefahr u. a. bei Mirror Hangers, weil zu offen und kurze Abhebesicherheit

Angestoßene Ecken auch im Metallbereich aufgrund von fehlendem Eck-/Kantenschutz

Jede Menge Einzelteile auf einer Rückwand ...

1.2 Kunstwerke (Gemälde, plattenartige KW)

Um eine Aufhängung am Kunstwerk (KW) befestigen zu können, müssen ein Rahmen bzw. ein stabile Rückseitenkonstruktion vorhanden sein. Manche KW sind statisch instabil, d. h. die Regeln der Technik werden nicht beachtet. Früher wurden die Ecken verzinkt bzw. überblattet, heute sieht man Rahmenecken, die überhaupt nicht miteinander verbunden sind. Damit kann das KW sich verwinden und zu Instabilität und Schäden auf der Vorder-/Bildseite führen.

Bei Maluntergründen muss beachtet werden, dass sich diese in der Ebene nicht verziehen oder verwinden bzw. sich in eine der drei möglichen Richtungen bewegen. Dies wird durch eine rückwärtige Rahmenkonstruktion bewerkstelligt, die „biegesteif'“ sein muss. Voraussetzungen:

1. Die Rahmenkonstruktion muss Stabilität aufweisen, d. h. es bestehen Mindestanforderungen an den Materialquerschnitt.