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Clusterkopfschmerz und andere trigeminoautonome Kopfschmerzerkrankungen sind durch wiederkehrende Attacken von einseitigen, intensiven Kopfschmerzen gekennzeichnet. Die Lebensqualität der Betroffenen ist meist stark beeinträchtigt und oft ist es schwierig, kompetente Behandler zu finden. Wie können Betroffene mit den Kopfschmerzattacken umgehen, diesen vorbeugen und auch mit der Erkrankung am sozialen Leben teilnehmen? Dieser Ratgeber stellt wirksame medikamentöse und verhaltenstherapeutische Behandlungsoptionen vor und bietet praktische Übungen für den Alltag. Betroffene erhalten umfassende Information und Hilfestellungen zur Krankheit und deren Bewältigung.
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Seitenzahl: 155
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Cover
Titelei - Rat + Hilfe
Geleitwort
Vorwort
Übersicht über das elektronische Zusatzmaterial
Hinweise zur Nutzung des Buches
1 Was Sie über die Erkrankung wissen sollten
1.1 Was ist Clusterkopfschmerz?
Merkmale von Clusterkopfschmerz
Häufigkeit der Erkrankung
Episodischer und chronischer Clusterkopfschmerz
1.2 Wie entsteht Clusterkopfschmerz?
Beteiligte Gehirnstrukturen
1.3 Wie wird die Diagnose gestellt?
1.4 Abgrenzung zu anderen Kopfschmerzerkrankungen
Lebensbedrohliche Erkrankungen
Primär schlafgebundener Kopfschmerz
1.5 Andere trigeminoautonome Kopfschmerzerkrankungen und ihre Therapie
Paroxysmale Hemikranie
Short-lasting unilateral neuralgiform headache attacks
Hemicrania continua
1.6 Wie wird Clusterkopfschmerz behandelt?
Akutbehandlung
Kurzzeitprophylaxe
Attackenvorbeugung
1.7 Häufige Begleiterkrankungen
Wie erkenne ich eine Depression?
Wie erkenne ich eine Angsterkrankung?
1.8 Suizidalität
Hope Box
Notfallplan
Professionelle Hilfsangebote
1.9 Was ist Krankheitsbewältigung und wie kann sie hilfreich sein?
Besonders wichtig
Praxisübung zu Kapitel 1
2 Attackenmanagement – Behandlung der akuten Attacke
2.1 Welche Möglichkeiten zur Attackenbehandlung gibt es?
Sauerstoff
Triptane
Lidocain
2.2 Kurzzeitprophylaxe des Clusterkopfschmerzes
Kortisontherapie
Occipitalisnervenblockade (»GON-Block«)
Triptane zur Kurzzeitprophylaxe
2.3 Was tun, wenn die Attackenbehandlung nicht hilft?
2.4 Was kann man noch tun?
Bewegung
Gegenstimulation
Sicherer Rückzugsort
Entspannung
Mentale Distanzierung
Besonders wichtig
Praxisübung zu Kapitel 2
3 Attackenvorbeugung – prophylaktische Maßnahmen
3.1 Welche Medikamente zur Prophylaxe sind die erste Wahl?
Verapamil
Lithium
3.2 Welche Medikamente zur Prophylaxe gibt es noch?
Topiramat
Valproat
Monoklonale Antikörper
Melatonin
Ergotamine
LSD
Medizinisches Cannabis
Botulinumtoxin
Kombination von Medikamenten zur Prophylaxe des Clusterkopfschmerzes
3.3 Ausgeglichener Lebensstil
3.4 Neurostimulation
Besonders wichtig
Praxisübung zu Kapitel 3
4 Das Leben organisieren – Unterstützung erhalten
4.1 Das soziale Netz
Acht Möglichkeiten zur Verbesserung des eigenen sozialen Netzwerkes
4.2 Kommunikationsregeln – wie man mit anderen reden sollte
Die fünf goldenen Regeln der Kommunikation
Kommunikation in schwierigen Situationen
4.3 Professionelle Unterstützung
Hausarzt
Facharzt (Neurologe und Schmerztherapeut)
Psychotherapeut
Selbsthilfegruppen
4.4 Sozialrechtliche Fragen
Schwerbehinderung
Arbeitsunfähigkeit
Berufsunfähigkeit
Erwerbsunfähigkeit
4.5 Tipps für Angehörige
Umgang mit Betroffenen
Suizidalität
Selbstfürsorge
Umgang mit Kindern im Umfeld
4.6 Wenn die eigenen Kinder Clusterkopfschmerz haben
Diagnostik
Behandlung
Besonders wichtig
Praxisübung zu Kapitel 4
5 »Resilienz« – die Widerstandskraft stärken
5.1 Selbstwirksamkeit
Umsetzung
5.2 Emotionsregulation
Umsetzung
5.3 Selbstmitgefühl
Umsetzung
5.4 Ziel- und Werteorientierung
Umsetzung
5.5 Dankbarkeit
Umsetzung
Besonders wichtig
Praxisübung zu Kapitel 5
Quellen und weiterführende Literatur
Zusatzmaterial zum Download
Rat + Hilfe
Fundiertes Wissen für Betroffene, Eltern und Angehörige –Medizinische und psychologische Ratgeber bei Kohlhammer
Eine Übersicht aller lieferbaren und im Buchhandel angekündigten Ratgeber aus unserem Programm finden Sie unter:
https://shop.kohlhammer.de/rat+hilfe
Die Autoren
Dr. phil. Timo Klan, psychologischer Psychotherapeut mit Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerzpsychotherapie, ist am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig. Sein Forschungsschwerpunkt ist die verhaltensmedizinische Diagnostik und Behandlung von Kopfschmerzerkrankungen.
Dipl.-Psych. Anna-Lena Guth ist psychologische Psychotherapeutin mit Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerzpsychotherapie und arbeitet im Kopfschmerzzentrum Frankfurt. Sie bietet ambulante Einzel- und Gruppenpsychotherapien für Kopfschmerzpatienten an.
Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul ist Facharzt für Neurologie mit Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie und im Kopfschmerzzentrum Frankfurt tätig. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren wissenschaftlich und klinisch mit der Clusterkopfschmerzerkrankung.
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Pharmakologische Daten verändern sich ständig. Verlag und Autoren tragen dafür Sorge, dass alle gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung hierfür kann jedoch nicht übernommen werden. Es empfiehlt sich, die Angaben anhand des Beipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.
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1. Auflage 2023
Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Grafiken: Carolin Hüttich (Instagram: @schmaro_caro)
Print:ISBN 978-3-17-040326-0
E-Book-Formate:pdf:ISBN 978-3-17-040327-7epub:ISBN 978-3-17-040328-4
von Jakob C. Terhaag
Der Clusterkopfschmerz ist eine Erkrankung, die neben den »stärksten Schmerzen, die der menschliche Körper zu erzeugen imstande ist« die Betroffenen vollkommen aus der Bahn werfen und Lebensplanungen sowie Partnerschaften stark beeinträchtigen kann.
Der Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e. V. setzt sich seit über 20 Jahren dafür ein, dass dieses wenig beachtete und doch das Leben so nachhaltig beeinträchtigende Krankheitsbild mehr in den Fokus der Öffentlichkeit, aber auch der Ärzteschaft gerückt wird, denn ein Großteil der Patienten ist mit den einschlägigen Therapien gut erreichbar und kann wieder ein fast normales Leben führen. Doch dazu bedarf es erst einmal einer gesicherten Diagnose und dann einer leitliniengerechten Behandlung.
In vielen Fällen sind jedoch die Begleitumstände derart, dass auch die Seele Schaden nimmt und den Patienten eine psychologische Hilfe angeboten werden muss.
Auf diesen Umstand weisen wir seit Jahren hin, ohne dass diese Forderung bislang in die Therapieleitlinie eingeflossen ist. Umso bemerkenswerter und erfreulicher ist das Bemühen des Autorenteams, dieses Thema auf die Tagesordnung zu heben.
Ein Teil des Autorenteams war in Zusammenarbeit mit der CSG e. V. bereits vor einigen Jahren an der Entwicklung der »Cluster-Kopfschmerz-Skalen (CKS)« beteiligt. Mit diesem Fragebogen ist es möglich, die seelischen Belastungen einer Clusterkopfschmerzerkrankung zu erfassen.
Mit dem jetzt vorliegenden Buch wird der Weg der psychologischen Betreuung der Clusterkopfschmerz-Patienten konsequent weiterentwickelt. Das Autorenteam hat mit diesem Werk ein Handwerkszeug entwickelt, das den Clusterkopfschmerz-Patienten in die Lage versetzt, sich mit einfachen Übungen selbst das Leben ein wenig zu erleichtern, die seelische Belastung zu minimieren und die eigene Widerstandskraft zu stärken. Sicherlich kann das Buch die professionelle Betreuung nicht ersetzen, doch es kann diese massiv unterstützen.
Ein ganz wichtiger Aspekt, der in diesem Buch ebenfalls Platz findet, ist das Problem der Vereinsamung der Patienten. Durch die unvorhersehbaren Attacken nehmen die Betroffenen sehr häufig Abstand davon, sich mit Freunden, Bekannten, Vereinskollegen – ja sogar mit Familienangehörigen zu treffen; all das aus Angst, während des Treffens von einer Attacke überfallen zu werden oder einfach auch nur zu spät zu dem Treffen zu kommen, weil eine vorherige Attacke die Abfahrt verzögerte. Hier gibt das Buch Ratschläge, wie man das eigene soziale Netzwerk auf-/ausbauen und weiter festigen kann. Ein Riesenschritt gegen die drohende Vereinsamung.
Aus Sicht der Patientenvertretung begrüßt die CSG e. V. insbesondere auch die Zielgruppenausrichtung, die eben nicht nur Behandler adressiert, sondern gleichberechtigt auch die Patienten und deren Angehörige. Diese Ausrichtung war von Anfang an vorgesehen, was dem Leser auch an der laienverständlichen Formulierung der Texte auffällt: Medizinische Fachterminologie wird weitestgehend vermieden.
Wir danken dem Autorenteam für dieses aufschlussreiche, unterstützende und wegweisende Buch.
Jakob C. Terhaagfür den Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e. V.
Die Erkrankung »Clusterkopfschmerz« wurde erstmals im 17. Jahrhundert beschrieben. In den folgenden Jahrhunderten ereignete sich in der Erforschung dieser Krankheit nicht viel. Inzwischen ist das Krankheitsbild aber zunehmend in den Fokus der medizinischen Forschung gerückt. Als ein wichtiger Meilenstein wurde von dem amerikanischen Arzt Bayard T. Horton erstmals in den 1950er Jahren die Inhalation von reinem Sauerstoff zur Attackenbehandlung eingesetzt. Die Wirksamkeit dieser Therapieform konnte dann durch Studien in den 1980er Jahren (z. B. Fogan 1985) belegt werden. In den 1990er Jahren konnte gezeigt werden, dass die Wirkstoffgruppe der Triptane ebenfalls in der Attackenbehandlung effektiv ist (The Sumatriptan Cluster Headache Study Group 1991). Derzeit wird die Wirksamkeit monoklonaler Antikörper gegen den Botenstoff Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) untersucht (z. B. Chan und Goadsby 2020).
Im Praxisalltag der Behandlung von trigeminoautonomen Kopfschmerzen erleben wir trotz der erreichten Fortschritte und neuen Behandlungsmöglichkeiten eine zum Teil erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität bei den Betroffenen, eine psychische Belastung durch den Kopfschmerz und auch Konsequenzen für Angehörige und das weitere Umfeld. Mit diesem Ratgeber wollen wir diese bisher oft noch nicht ausreichend berücksichtigten Punkte adressieren und sowohl Betroffene als auch Angehörige und Behandler über das Krankheitsbild informieren. Auch die Vorbeugung von häufigen psychischen Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen ist ein wichtiges Ziel. Medikamentöse und nichtmedikamentöse Maßnahmen zur Behandlung und eigene Einflussmöglichkeiten im Umgang mit der Erkrankung werden in fünf Kapiteln praxisnah beschrieben. Mehrere Übungsblätter sollen zum aktiven Handeln anregen.
Zugunsten einer lesefreundlichen Darstellung wird in diesem Text bei personenbezogenen Bezeichnungen in der Regel die männliche Form verwendet. Diese schließt, wo nicht anders angegeben, alle Geschlechtsformen ein (weiblich, männlich, divers).
In diese 1. Auflage des vorliegenden Ratgebers haben wir unsere Erfahrungen aus dem Kontakt und der Behandlung mit vielen Patienten einfließen lassen. Möglicherweise entdecken Sie trotzdem Fehler oder Dinge, an die wir beim Schreiben nicht gedacht haben. Vielleicht können Sie aus eigenem Erleben ein Beispiel beisteuern, das etwas besonders gut verdeutlicht. Dann freuen wir uns über Ihre E-Mail an [email protected]. Hilfreiches Feedback können wir bei einer künftigen Überarbeitung berücksichtigen. Bitte haben Sie Verständnis, dass unter der angegebenen E-Mail-Adresse keine Beratung oder ähnliches erfolgen kann.
Wir hoffen, dass wir mit unserem Ratgeber wichtige Impulse geben und zur Verbesserung der Versorgung von Personen mit Clusterkopfschmerz beitragen können.
Timo Klan, Anna-Lena Guth und Charly Gaul
Den Weblink, unter dem die Zusatzmaterialien zum Download verfügbar sind, finden Sie ganz hinten in diesem Buch unter ▸ Kap. Zusatzmaterial zum Download.
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Übungsblatt 1:Clusterkopfschmerzhaus
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Übungsblatt 2:Attackenbehandlung
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Übungsblatt 3:Den inneren Akku aufladen
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Übungsblatt 4:Unterstützung erhalten
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Übungsblatt 5:Resilienz – auch mit Beschwerden ein erfülltes Leben haben
Mit diesem Buch sollen Sie über den derzeitigen Wissensstand zu Clusterkopfschmerz und anderen trigeminoautonomen Kopfschmerzen informiert werden. Dargestellt werden die Diagnose, Erkenntnisse zur Krankheitsentstehung sowie die akute und die vorbeugende Behandlung. Es sollen Unterstützungsmöglichkeiten und der Einfluss des eigenen Umgangs mit der Erkrankung aufgezeigt werden. Das Buch ist daher wie ein Trainingsprogramm aufgebaut, es soll Sie für den Umgang mit der Erkrankung »fit« machen. Das Programm besteht aus fünf Kapiteln zu wichtigen Bereichen:
1.
»Was Sie über die Erkrankung wissen sollten«Dieses Kapitel enthält Informationen zum Erscheinungsbild sowie zur Entstehung und Diagnostik trigeminoautonomer Kopfschmerzen. Es wird ein Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten gegeben. Außerdem wird auf das Thema Krankheitsbewältigung eingegangen.
2.
»Attackenmanagement – Behandlung der akuten Attacke«In diesem Kapitel werden alle gängigen Behandlungsmöglichkeiten der akuten Clusterkopfschmerzattacke vorgestellt. Neben der medikamentösen Behandlung werden unterstützende Verhaltensmaßnahmen wie zum Beispiel das Aufsuchen eines sicheren Rückzugsortes beschrieben.
3.
»Attackenvorbeugung – prophylaktische Maßnahmen«Im 3. Kapitel werden Medikamente vorgestellt, die zur Vorbeugung von Clusterkopfschmerzattacken eingesetzt werden können. Außerdem enthält das Kapitel Empfehlungen zu einem günstigen Lebensstil.
4.
»Das Leben organisieren – Unterstützung erhalten«In diesem Kapitel werden Möglichkeiten beschrieben, wie Sie sich bei der Bewältigung der Erkrankung von anderen Personen und Einrichtungen unterstützen lassen können. Es wird darauf eingegangen, wie geeignete und kompetente Behandler gefunden werden können. Zusätzliche bietet das Kapitel Tipps für Angehörige, die von der Erkrankung häufig mitbetroffen sind.
5.
»Resilienz – die Widerstandskraft stärken«In diesem Kapitel wird beschrieben, was man unter Resilienz versteht und wie Sie Ihre eigene Belastbarkeit erhöhen können. Erläutert werden Strategien, die Ihnen im Umgang mit der Erkrankung hilfreich sein können.
In jedem Kapitel gibt es zu Beginn eine Zielformulierung. Anschließend erhalten Sie wichtige Informationen zu dem Thema. Für den schnellen Leser gibt es mit der Rubrik »Besonders wichtig« eine Zusammenfassung. Danach folgt eine Übung, die auf den Inhalten des Kapitels aufbaut. Hier können Sie selbst aktiv werden und Ihren Umgang mit der Erkrankung weiter verbessern. In einigen Kapiteln sind zusätzliche kleinere Übungen enthalten, die ergänzend eingesetzt werden können.
Das vorliegende Buch ist also mehr als nur ein reiner Ratgeber – es soll zum aktiven Überlegen und zu Verhaltensänderungen anregen. Dabei sollten Sie beachten, nur die Maßnahmen in Ihren Alltag einzubauen, die für Sie persönlich hilfreich sind. Nicht alles, was wir vorstellen, wird jeder als gleich geeignet und hilfreich erleben. Je mehr Sie ausprobieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie Hilfreiches für den eigenen Alltag entdecken. Ziel dieses Buches ist es, Ihre Fähigkeiten, d. h. Kompetenzen im Umgang mit der Erkrankung zu verbessern. Das Programm heißt daher: Clusterkopfschmerz-Kompetenz-Training.
Es ist sinnvoll, bei Kapitel 1 anzufangen und nach Abschluss eines Kapitels jeweils das nächste zu beginnen, also schrittweise vorzugehen. Manchmal kann es sinnvoll sein, ein Kapitel zu wiederholen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen und gehen Sie in Ihrem eigenen Tempo vor. Da der Clusterkopfschmerz unter den trigeminoautonomen Kopfschmerzen am häufigsten vorkommt, liegt hierauf der Schwerpunkt. Personen mit selteneren trigeminoautonomen Kopfschmerzerkrankungen finden in dem Buch jedoch ebenfalls Unterstützung – viele der beschriebenen Maßnahmen lassen sich auch hier gut anwenden. Das Buch kann aber auch als Informationsquelle genutzt werden, wenn Sie sich gezielt über ein Medikament oder eine Behandlung informieren möchten.
Viel Erfolg!
Ziele dieses Kapitels
·Sie wissen über die Grundlagen trigeminoautonomer Kopfschmerzen Bescheid (Diagnosemerkmale, Entstehung, Behandlungsmöglichkeiten).
·Sie lernen das Bewältigungsmodell (»Clusterkopfschmerzhaus«) kennen und haben sich einer Bewältigungsaufgabe (»Etage«) zugeordnet.
»Die Schulter verspannt, mein Arm wandert, wie ein Muss, über den Kopf. Die typischen Anzeichen einer neuen Attacke. Der Schmerz beginnt, ich hole meine Akutmedikation und in meinem Kopf sind immer wieder die gleichen Worte: ›NEIN, NEIN, hau ab, lass mich in Ruhe, lass mich endlich in Ruhe! Ich kann dich nicht mehr ertragen. Hau’ endlich ab und lass mich in Frieden.‹ Mal ist es eine stille Konversation, oft auch laut. Je schlimmer die Attacke ist, schreie, heule oder winsele ich diese Worte. Es schränkt mich so ein, in meinem Handeln, in meinem sozialen Umfeld, in der Arbeitswelt. Es verändert alles.«Nicole M., leidet seit vielen Jahren an einem chronischen Clusterkopfschmerz
»Ein Leben mit Cluster ist in meinem Fall nichts Schönes bei täglich 3 – 5 Attacken. Er schränkt mein Leben komplett ein, auf der Arbeit und auch im privaten Umfeld. Sollte mal eine Pause kommen, bin ich wie ein neuer Mensch. Das normale Leben kommt dann zurück.«Daniel Z., leidet seit vielen Jahren an einem chronischen Clusterkopfschmerz
Trigeminoautonome Kopfschmerzen wie der Clusterkopfschmerz zählen zu den schmerzhaftesten Erkrankungen, die es gibt. In einer im Jahr 2021 veröffentlichten Umfrage wurde die Schmerzintensität von Clusterkopfschmerz deutlich höher als die Schmerzintensität bei anderen Ereignissen (z. B. Geburtsschmerz, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Stichwunde, Migräneattacke) eingeschätzt (Burish et al. 2021). Zwar ist der Clusterkopfschmerz keine tödliche Erkrankung und kann häufig gut behandelt werden – allerdings ist die Erkrankung nicht heilbar. Dadurch ist die Lebensqualität oft erheblich beeinträchtigt und die Lebensplanung kann durch die Erkrankung deutlich beeinflusst oder bestimmt werden. Der Clusterkopfschmerz kann sich auf unterschiedliche Lebensbereiche wie das Familienleben, die Partnerschaft, Freunde, Ausbildung, Beruf und Arbeitskollegen sowie Hobbies und Freizeit auswirken.
Die Clusterkopfschmerzerkrankung und andere trigeminoautonome Kopfschmerzerkrankungen gehören zu den primären Kopfschmerzerkrankungen. Die Einteilung in primäre und sekundäre Kopfschmerzerkrankungen wird in der Internationalen Kopfschmerzklassifikation (»International Classification of Headache Disorders«) vorgenommen. Die Unterschiede zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen sind in ▸ Tab. 1.1 dargestellt.
Das entscheidende Kennzeichen primärer Kopfschmerzen ist, dass der Kopfschmerz die Erkrankung selbst darstellt. Bei primären Kopfschmerzen geht man von einer Funktionsstörung als Ursache der Erkrankungen aus. Es ist aber noch nicht für alle Kopfschmerzerkrankungen genau geklärt, wie es zu dieser Funktionsstörung kommt.
Tab. 1.1:Primäre und sekundäre Kopfschmerzen
Primäre Kopfschmerzen
Sekundäre Kopfschmerzen
Definition:
Kopfschmerz selbst ist dieErkrankung
Kopfschmerz ist die Folge oder ein Symptom einer anderen Erkrankung/Ursache
Ursache:
vorübergehende Funktionsstörung
andere Erkrankung oder Ursache, z. B. Infektion, Tumor oder Unfall
Gefährlichkeit:
nicht lebensbedrohlich
kann bei bestimmten Erkrankungen lebensbedrohlich sein
Beispiele:
Migräne, Kopfschmerz vom Spannungstyp, trigeminoautonome Kopfschmerzen inkl. Clusterkopfschmerz
Katerkopfschmerz, Kopfschmerz bei einer Hirnhautentzündung (Meningitis), Kopfschmerz nach Schädelverletzung
Behandlung:
Therapie der Schmerzattacken, vorbeugende Behandlung (Prophylaxe), Umgang mit der Schmerzerkrankung
wenn möglich Behandlung der auslösenden Erkrankung, Behandlung der Schmerzen, Umgang mit der Schmerzerkrankung
Bei den sekundären Kopfschmerzen ist der Kopfschmerz das Symptom, also die Folge einer anderen Erkrankung oder Ursache (z. B. Kater nach Alkoholkonsum, Hirnhautentzündung, Gefäßerkrankung). Sekundäre Kopfschmerzen können auch die Folge einer unmittelbar lebensbedrohlichen Erkrankung sein (wie z. B. bei der Hirnhautentzündung). Hier gilt es, die eigentliche Krankheitsursache zu behandeln (z. B. Einnahme von Antibiotikum bei bakterieller Meningitis). Auch beim Clusterkopfschmerz gibt es sekundäre Erkrankungsformen, deshalb ist eine sorgfältige Diagnostik zu Erkrankungsbeginn notwendig.
Kennzeichen der trigeminoautonomen Kopfschmerzerkrankungen sind in Attacken auftretende, einseitige Kopfschmerzen von meist äußerst starker Intensität. Der Kopfschmerz tritt dabei im Bereich der Augenhöhle und der Umgebung des Auges (Schläfe, Stirn, Oberkiefer) auf und kann in andere Bereiche des Kopfes ausstrahlen. Typische Begleiterscheinungen können Augentränen sowie eine Schwellung und das Herabhängen (Ptosis) des Augenlids sein. Die Pupille kann in der Attacke kleiner sein als auf der Gegenseite (Miosis). Weitere Begleiterscheinungen sind Naselaufen oder eine verstopfte Nase (▸ Abb. 1.1). Die Begleiterscheinungen treten auf der vom Schmerz betroffenen Seite des Kopfes auf. Da diese typischen Begleiterscheinungen vom autonomen Nervensystem bzw. dem Gesichtsnerv (Nervus trigeminus) gesteuert werden, wurde die Bezeichnung trigeminoautonome Kopfschmerzen gewählt. Weitere Merkmale sind innere Unruhe oder ein starker Bewegungsdrang während der Kopfschmerzattacke. Unterschieden werden dabei das Wippen mit dem Oberkörper (»rocking«) und das unruhige Umherlaufen (»pacing around«). Auch ein dumpfer Druck auf dem Ohr auf der Kopfschmerzseite kann ein Symptom des Clusterkopfschmerzes sein.
Die verschiedenen trigeminoautonomen Kopfschmerzarten unterscheiden sich hauptsächlich aufgrund der Dauer und Häufigkeit der Kopfschmerzattacken. Bei Clusterkopfschmerz treten meist 1 – 8 Attacken pro Tag auf, diese haben unbehandelt eine Dauer von 15 – 180 Minuten. Dies sind die von der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (International Headache Society, IHS) festgelegten Diagnosekriterien. Das heißt jedoch nicht, dass alle Betroffenen mit Clusterkopfschmerz zu 100 % diesen Kriterien entsprechen müssen. So sind die Rötung und das Tränen des Auges sehr häufig, die verkleinerte Pupille wird seltener beobachtet. Auch kann ein Betroffener phasenweise mehr als acht Attacken am Tag oder auch mehrere attackenfreie Tage in Folge aufweisen und die Diagnose kann trotzdem gestellt werden. Außerdem gibt es Betroffene, die ähnlich wie bei einer Migräneattacke über Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit als zusätzliche Symptome klagen. In einigen wenigen Fällen wird sogar eine Aura berichtet, die mit den Attacken einhergeht. Die Diagnosekriterien sollen die diagnostische Sicherheit erhöhen und eine klare Abgren