Colerianischer Herbst - Sylvia Van Wijhe - E-Book

Colerianischer Herbst E-Book

Sylvia van Wijhe

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Beschreibung

Immer unerbittlicher wird klar, dass Rafales Bemühungen um ihre Rehabilitierung bedeutungslos würden, wenn die Galaxis um sie herum in Trümmer zerfällt. Der kataklystische Krieg, angezettelt durch die Verschwörergruppe Colerianischer Herbst, greift weiter um sich, aber auch Rafales ungewöhnliche Allianz wächst: Es gelingt ihr und ihren Freunden, Teile des verhassten Feindes aus den Kartellwelten und sogar imperiale Militärbehörden auf ihre Seite zu ziehen. Während der Einsatz auf beiden Seiten ins Unermessliche wächst, läuft alles auf eine Erkenntnis hinaus: Nur der mächtigste Mann der Galaxis kann diesen Wahnsinn noch stoppen: Der colerianische Imperator! Doch wie erreicht man einen Mann, der fern von seinem Volk lebt und regiert? Und wie erreicht man ihn, bevor die Verschwörer es tun? Oder sind sie bereits dort? Fest steht in diesen bewegten Zeiten nur eines: Dass Rafale zu den ungewöhnlichsten Mitteln greifen muss, um das alles entscheidende Rennen doch noch zu gewinnen.

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Seitenzahl: 466

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Gewidmet Annelie, die einfach davongeflogen ist.

Colerianischer Herbst

Sei der Winter auch die Totenzeit doch schon im Herbst ist es soweit zeigt sich schleichender Verfall Tag für Tag und überall so fällt Welkes, Blatt für Blatt vom trockenen Geäst hinab bis sich dann der Frost erbarmt Coleria - Du bist gewarnt!

Inhaltsverzeichnis

Blatt 86: O'Dowd

Blatt 87: Haute-Pleine

Blatt 88: Tabak und Tribunale

Blatt 89: Monty Meule

Blatt 90: Unterstützt Rafale Goeland!

Blatt 91: Gemeinsame Feinde

Blatt 92: H7-25

Blatt 93: Depot Nord

Blatt 94: Alain

Blatt 95: Der Morgen danach

Blatt 96: Das Vermächtnis der Duquesne

Blatt 97: Huyge Bitlash

Blatt 98: CNL Kanal 1

Blatt 99: Donnet

Blatt 100: Eine ungewöhnliche Holokonferenz

Blatt 101: Beaufort

Blatt 102: Diplomatischer Empfang

Blatt 103: Flucht und Fäuste

Blatt 104: Mec und Toc-Toc

Blatt 105: Die Hand im Nacken

Blatt 106: Agonie

Blatt 107: Drei Minuten, 25 Sekunden

Blatt 108: Der bessere Wahnsinn

Blatt 109: Irrfahrt

Blatt 110: Hase, grab dein Hasenloch

Blatt 111: Rémy, Paul und Sacha

Blatt 112: Die Frau von 30 Jahren

Blatt 113: Der Deal steht

Blatt 114: Auf dem Pappthron

Blatt 115: Emmy

Blatt 116: Pad Progana

Blatt 117: Audienz

Blatt 118: Claudanus III

Blatt 119: Das Vierte Zeitalter Colerias

Epilog

Blatt 86: O'Dowd

Die Gänge, durch die der Soldat sie mit vorgehaltener Waffe vor sich herschob, waren deutlich besser beleuchtet als ihr bisheriges Verlies. Es dauerte eine geraume Weile, bis ihre Augen sich daran gewöhnt hatten, aber mit zunehmender Aktivität ließ dann auch endlich die schmerzhafte Reibung durch die trockenen Lider nach. Rafale musste nicht lange raten: Noch bevor sie das colerianische Ruhe - Feind hört mit! -Plakat an einer Wand entdeckt hatte, hatte sich die typisch imperiale Architektur schon verraten. Das Depot Süd.

„Los jetzt!“, schnauzte der Kartellsoldat sie an, auch ohne dass Rafale getrödelt hätte. Vermutlich wollte er nur zeigen, dass er momentan das Sagen hatte.

Ohne Erwiderung trottete Rafale weiter und prägte sich dabei so viele Details wie nur möglich ein. Keine Treppen oder Lifte bislang. Sie war noch immer im selben Kellergeschoss, der unklimatisierten Kälte nach mindestens im zweiten. Selbstverständlich waren auch imperiale Zweckbauten wie dieses Militärdepot voll klimatisiert, aber die hochkomplizierten colerianischen Raummanagement-Systeme mit ihrem Wildwuchs an Nutzerrechten, Sicherheitsabfragen, Netzwerkanbindungen und Rückmeldewegen waren schon für die eigenen Truppen oft ein Mysterium. Die neuen Bewohner von den Kartellwelten waren vermutlich bei der Inbetriebnahme an ihnen gescheitert. Die meisten abgehenden Türen und Tore waren geschlossen und nur gelegentlich begegneten sie einem Bot mit einer Tragelast in seinen hydraulischen Armen. Noch seltener waren Kartellweltler zu sehen: Meistens waren es uniformierte Techniker, die irgendwelche Bauteile auf einem Repulsortrolley hinter sich herzogen. Wenn sie Dibaleaux' Anweisungen an Baray richtig interpretierte, dann waren die beiden Depots bereits verlassen, als sich der Colerianische Herbst im Norden und die Task Force 38 hier im Süden eingerichtet hatten. Dementsprechend wenig dürfte es zum Plündern gegeben haben. Es roch nach heißem Metall, Ozon, Kraftkleber und Läuteröl, dem komplexen Parfum geschäftiger Werkstätten. Wie groß mochten wohl die Verluste der Sots gewesen sein?

„Stop!“, rief der Soldat, als hätte er ihren Gedanken erraten. Gerade hatten sie die geschlossenen Multisegmenttore einer großen Kaverne passiert. „Warten!“

Rafale betrachtete die abweisenden Tore, während der Soldat eine kleinere Tür daneben zu öffnen versuchte. Offensichtlich kam er mit der imperialen Schließanlage nicht gut zurecht. Er zog eine Chipkarte nach der anderen aus seinen Taschen, dabei stetig lauter fluchend und gelegentlich den Fluch mit einem Fausthieb untermalend. Rafale unterdrückte ihren spontanen Impuls, ihm mit ihrem Chip im Handrücken auszuhelfen. Vielleicht wäre es keine gute Idee gewesen, den Mann darauf hinzuweisen, dass dieser Chip funktionierte.

„Reingehen!“, schnappte der Wachhund, als sich endlich mit anbiederndem Summen die Tür öffnete. „Fertigmachen!“

Sie wollte dem einsilbigen Mann nachgehen, aber er sah sie nur misslaunig an und unterstrich seine Ungehaltenheit mit einer knappen Geste. Sie sollte vorgehen. Verdutzt kam sie der Aufforderung nach und noch bevor sie eine Frage dazu stellen konnte, fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Der Raum war stockfinster.

„Droyk“, brummte sie vor sich hin und drehte sich dann um. Sie war zu stolz, um einfach nochmals die Tür zu öffnen oder gar zu klopfen. Stattdessen tastete sie unbeholfen nach der Lichtsteuerung. Als sie diese nicht fand, schlug kurz aufkommende Panik in ihrem Brustkorb Alarmgeläut. War es etwa Absicht, dass sie hier im Dunkeln stand? War sie gar nicht allein?

„Licht an, volle Stärke!“, rief sie in die lauernde Dunkelheit, als sie sich erinnerte, wer sie war und wo sie war.

Die Sprachsteuerung des Raummanagements, Merkmal colerianischer Zivilisation, reagierte sofort. Es wurde hell in dem Raum, geradezu blendend hell.

„Licht aus!“, befahl sie, mehr aus technischer Neugier, aber nichts geschah. Richtig, man war in einem imperialen Militärgebäude, solche sicherheitsrelevanten Kommandos konnte man nur mit einem entsprechend sicherheitsrelevanten Passwort geben. Das war ihr aber momentan gleichgültig, hell wollte sie es haben, hell und klar!

Neugierig sah sie sich um. Eine Umkleide, nein, ein kompletter Waschraum! Staunend betrachtete Rafale die Reihe der blitzsauberen Duschkabinen und zählte sie, als könne sie nur so sicher sein, dass sie existierten. Zehn Duschen, Echtwasser-Duschen! Mikrowellen-Haartrocker! Waschbecken! Sie taumelte wie ein Kind im Bonbonladen, ihre Augen schienen nicht zu wissen, wohin sie als erstes staunen sollten. Wann, wann nur hatte sie zuletzt die sanften Küsse von Wassertropfen auf ihrer nackten Haut gespürt? Rasch schob sie den Gedanken an Emmys Appartement beiseite und näherte sich so zaghaft, als könnten die Duschen doch noch davonlaufen, durch eine ungeschickte Bewegung verscheucht. Auf einer niedrigen Plast-Sitzbank ruhte ein großer Kleiderstapel. Jetzt begriff sie: Das hier waren sicher die Gemeinschaftswaschräume der Werkstatt nebenan und hier wollte man ihr nun Gelegenheit geben, sich wieder in Rafale Goeland zu verwandeln. Kurz schaute ihr Abbild von einem Waschtischspiegel aus zu ihr herüber. Sie hatte es nötig, so bitter nötig, zerlumpt, verdreckt und verkratzt, wie sie war und doch hatte sie scheinbar diese Unabdingbarkeit der Zivilisation längst vergessen. Sie schämte sich spontan für ihre innere Abgestumpftheit. Selbst frische Kleidung war da! Aber warum? Sie beschloss, dass es ihr gerade herzlich egal war und sprang mit einem Jubelschrei gleich in die erste Kabine und drehte unbeschwert den Hahn auf.

Freudig quietschend ließ sie das Wasser auf sich rieseln. Wasser, echtes Wasser! Vor kurzem noch hatte sie das Gefühl, man würde sie elendiglich verdursten lassen und jetzt konnte sie gar nicht genug davon bekommen. Erst nach einigen Minuten realisierte sie, dass sie noch angezogen war. Ungelenk zog sie die grobe schwarze Synthetik aus und ließ sie einfach achtlos in der Ecke der Kabine liegen. Es kam ihr vor, als hätte ein Tier sich gehäutet. Spender für allerlei Pflegemittel blinkten ihr anbietend entgegen und sie drückte glucksend auf jeden einzelnen von ihnen. Sie malte sich mit Nanopeeling verspielte Muster auf die Haut, atmete das stechende Aroma von Fußdesinfektionsmittel ein, als wäre es der Duft der Heimat. Sie spielte mit Duschmittel, pustete Seifenblasen aus der hohlen Hand, weichte ihr verkrustetes Haar in Shampoo ein, bis sie einen Schaumhaufen auf dem Kopf trug. Dann ließ sie es sich herausregnen, nur um gleich wieder von vorn anzufangen. Vergessen war das Martyrium, unwichtig die Zukunft, die komplette Galaxis bestand gerade aus einer Dusche! Übermütig drehte sie das Wasser ab, nur um dann in die nächste Kabine zu hüpfen und das Spiel zu wiederholen, bis sie endlich an der letzten Kabine angekommen war. Längst hatte sie Raum und Zeit verloren, sie hockte unbeschwert gickelnd am Boden der Dusche und ließ sich beregnen. Schließlich seufzte sie wohlig und das so laut, dass es auch der Soldat vor der Tür gehört haben musste. Sie wünschte sich grinsend, dass ihm längst die Beine eingeschlafen sein mochten. Über den Waschbecken, ebenfalls mit echtem Wasser statt mit Trockenreinigungspasten und Heißluft, lag alles bereit, um die Rückverwandlung zu vollenden. Zähne putzen, frisieren, an alles war gedacht. Ein leises Lied summend widmete sie sich dem Stapel Kleidung. Es waren Kleidungsstücke in verschiedenen Größen, von Unterwäsche bis zu Uniformstücken. Befriedigt nahm sie zur Kenntnis, dass man der Bewusstlosen nicht gleich die Körpermaße abgenommen hatte. Immerhin hatte der Zeugwart gut genug geschätzt: Es war tatsächlich etwas Passendes dabei in dieser schönsten Boutique, die sich gerade vorstellen konnte. Es handelte sich wohl um Ausgehkleidung des Kartellheeres. Die braune Hose wählte sie betont eng, sie hatte gerade unbändige Lust, ein wenig Weiblichkeit zu demonstrieren. Ein hellbraunes Uniformhemd mit Damenkrawatte folgte, dazu diese ulkigen Uniformstiefel mit leichten Keilabsätzen, über die man im flach beschuhten Imperium stets spöttelte. Sie saß auf der Bank und hob einen Fuß an. Sah doch gar nicht so schlecht aus!

Allmählich wuchs die Neugier, was man denn nun mit ihr vorhatte. Sie reckte sich und betrachtete im Wandspiegel ihre neue Kartellsoldaten-Verkleidung.

Eigenartig, wie schnell man zum verhassten Feind wird. Soldaten sind nicht nur untereinander austauschbar, sondern auch quer über die Fronten. Von wegen Soldat im Herzen!

Für einen Moment ließ sie das optische Echo noch auf sich wirken. Sie atmete tief durch, konzentrierte sich auf die dezenten Geräusche dieses Raumes, in dem die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwammen. Das schüchterne Tröpfeln von Kondenswasser. Das Summen irgendeines Spannungswandlers. Fragmente von etwas, das Stimmen sein mochten. Schließlich brachte das Flüstern der Luftaufbereiter, das so stark den Lebensgeräuschen eines Raumschiffes ähnelte, sie wieder zurück in ihre Welt. Es wurde Zeit.

Apokalypsen verschwinden nicht einfach. Man muss aus ihnen herausgehen. Auf jetzt!

Feierlich öffnete sie die Tür zum Korridor und benutzte dabei nicht den Chip im Handrücken, sondern den Taster. Der Wachsoldat auf der anderen Seite empfing sie überraschend aufgeweckt, er war keinesfalls eingeschlafen oder auch nur misstrauisch. Kurz überlegte sie, ob er vielleicht so entspannt war, weil er ihre Dusche mit Hilfe einer Kamera überwacht haben könnte. Und wenn? Was machte es schon für einen Unterschied, jetzt winkten die Zeichen von weit größeren Dingen.

„Da bin ich, Soldat. Nur weiter“, sagte sie mit leicht spöttelndem Unterton.

Der Soldat erwiderte nichts und ging jetzt, da die Gänge sich komplexer zu verzweigen begannen, schräg hinter ihr, nah genug, um ihr mittels wortlosem Wink die Richtung vorzugeben. Es war ein albernes Spiel, sie hätte ihm so ganz einfach die Pistole aus der Hand reißen können. Auch wenn sie damit wenig gewonnen hätte, sie hätte zumindest für den im imperialen Diensthandbuch vorgeschriebenen Aufruhr sorgen können. Aber manche Dinge schienen einfach zum Spiel dazugehörig zu sein, und so ließ sie sich mit ergebener Miene den Weg weisen. Wenn sie sterben sollte, dann würde sie dem Schicksal wenigstens eine Chance geben, einen stilvollen Weg zu gehen, statt in einem dumpfen Kellergeschoss im Handgemenge um eine Pistole zu verrecken.

Nach den Sternen greifen hat Daddy immer gesagt.

Sie gingen durch ein altmodisches und karges Treppenhaus vier Stockwerke höher. Ihre Stiefelsohlen quietschten auf dem nackten Plastboden, Kartell-Schuhwerk war offenbar nicht auf imperiale Baumaterialien abgestimmt. Wenn es jemals zu einem Frieden kommen würde, müssten sich damit ganze Kommissionen beschäftigen, dachte Rafale bittersüß schmunzelnd. Als sie das Treppenhaus durch eine automatische Tür verließen, konnte sie sich einen Ausruf des Erstaunens nicht verkneifen.

„Nour!“

„Elah, das wäre dann ich, Miss Goeland. Schön, Sie lebend zu sehen“, sagte Nour mit seinem üblichen und unerschütterlichen Grinsen. „Zum Disha, das ist der nächste Verein, der mich in seine Uniform stecken will! Ich komme mir ja wie eine der Schaufensterfiguren am Place d'Ivoire vor. Außer, dass man bei mir das Preisschild vergessen hat, wohlgemerkt.“

Er strich mit beiden Händen über seine Uniformkleidung im gleichen Stil. Rafale fiel ihm lachend um den Hals und drückte ihn mit der Kraft grenzenloser Erleichterung an sich.

„Los jetzt, ihr beiden!“, fuhr der Kartellsoldat ungeduldig dazwischen. „Los, durch die Tür da!“

„Ist ja schon gut. Nour, wir halten für den Herren hier die Begrüßungsformalien etwas kürzer. Ich vermute, er ist sonst neidisch.“

„Haben Sie Ihre Kehrseite mal im Spiegel gesehen? Ich kann ihn durchaus verstehen“, feixte Nour und bedachte den Soldaten mit einem spöttischen Blick. „Wer hat Ihnen denn das Ding auf den Luxusleib geschneidert?“

„Vielleicht erfahren wir das gleich“, antwortete Rafale, während sie darauf wartete, dass der Wächter umständlich mit der Chipkarte die Tür öffnete.

„Erst befehlen und dann selbst nicht klarkommen“, brummte Nour.

Hinter der Tür erwartete sie ein großer Raum, fast ein Saal, der auch endlich die ersehnten Streicheleinheiten in Form von Tageslicht bescherte. Die Wache schubste nun spürbar grober, vielleicht um zu demonstrieren, wie gut man die Sache im Griff hatte. Zusätzlich zu den Fenstern war der Raum mit den üblichen Luxelementen großzügig erleuchtet. An drei der vier Wände waren Schreibtische und Rechnerarbeitsplätze verteilt, an denen emsig arbeitende Uniformierte saßen. Rafale wusste nicht, ob das kombinierte Heer Werbefilme für den Dienst in der Militärverwaltung ausstrahlte, aber hier hätte man zweifellos einen drehen können. Gegenüber von ihnen war eine große Front aus drei enormen Schreibtischen aufgestellt, es wirkte wie die Kreuzung eines Thronsaales mit einer Finanzbehörde und Rafale war sich gerade nicht sicher, was von beiden sie vorgezogen hätte. Hinter dem mittleren Schreibtisch stand ein höherrangiger Offizier auf und winkte sie zu sich, ihm gegenüber warteten bereits zwei Stühle auf Rafale und Nour. Sie setzten sich.

„Brigadier General O'Dowd“, stellte der Mann sich salutierend vor. „Kommandant der Task Force 38 des kombinierten Heeres der Kartellwelten.“

O'Dowd war ein nicht allzu großer Mann mittleren Alters mit obligatorisch gepflegtem Aussehen, einem schmalen, blassen, fein gezeichneten Gesicht und auffällig dichten, rötlichen Brauen über sturmgrauen Augen. Die Uniform des Kartellweltlers war wie üblich deutlich dezenter aufgemacht als ihr imperiales Gegenstück. Ein colerianischer Général de Brigade trug schon deutlich schwerer an seinen Tressen, Sternen, Ärmelstreifen und Epauletten. Dieser Mann jedoch übertraf insofern Rafales Vorstellungen der bisher bekannten Kartellsoldaten, als dass er sich korrekt und zumindest neutral klingend vorstellte. Er hatte einen farblosen Adjutanten neben sich sitzen, der mit einem leicht betagten Datenpad protokollierte. Sein Name und Rang schienen für Rafales Aufgabe hier nicht von Belang zu sein. O'Dowd blickte sie fragend an und sie blieb die Antwort nicht schuldig. Viele Gesten und Rituale der Streitkräfte glichen sich in der gesamten Galaxis, auch über Fronten hinweg. Rafale stand zum Salutieren wieder auf.

„Lieutenant 1. Ranges und Astrogatorin Goeland, 8. Flotte der Imperialen Raummarine Colerias, Lehrgeschwader an Bord der SMIA Gloire. Das ist Cadet Nour, ebenfalls 8. Flotte.“

„Captain Zilver“, sagte O'Dowd und wies auf die Einäugige am Tisch zu seiner Rechten hin. Rafales Augen verengten sich, ihr einzelnes Gegenüber tat das Gleiche.

O'Dowds Geste zur Linken galt dann zwei weiteren Offizieren, einem Mann und einer Frau in dunkelblauen Marineuniformen. „Und das sind die Commander Burns und Codrington von der kombinierten Flotte.“

„Burns, Sie sind der Kommandant der Morton Rose, richtig?“, wollte Rafale wissen und traf damit ins Schwarze.

„Das... stimmt!“, antwortete Burns, ein energisch aussehender Enddreißiger mit kurzem, dunklen Vollbart. „Dann sind Sie vermutlich die Pilotin des getarnten Schiffes aus dem Trümmergürtel, habe ich Recht?“

Rafale nickte bestätigend.

„Sehen Sie, Codrington? Lehrgeschwader, Astrogatorin! Ich habe doch gesagt, dass so was nur ein Elitepilot zustande bringt!“, sagte Burns zu seiner Sitznachbarin, einer älteren, hageren Frau mit ergrauten, kurzen Haaren unter ihrem Schiffchen. „Sie ist uns einfach davongesprungen, obwohl wir ihre Umgebung mit Raketen gespickt hatten!“

Die Kartellsoldaten machten dem Begriff kombinierte Streitkräfte wirklich alle Ehre, dachte sich Rafale. Im Gegensatz zum colerianischen Imperium legte man wenig Wert auf homogene Abstammung und akzentfreie Aussprache und hatte hier alle möglichen Herkünfte munter gemischt. O'Dowd mit seinem blassen Teint und den rötlichen Haaren stammte wohl aus dem Andlir-System, wie auch Sergeant Kells. Burns war dem Akzent nach von Brinat oder Seyjer, bei Codrington war sich Rafale nicht sicher, das fortschreitende Alter egalisierte viele der feineren Unterschiede mit unerbittlicher Hand. Und dass Zilver eine Datch war, war schwer zu überhören, wenn man nicht gerade an akute Mandelentzündung glauben wollte. Gerade begann Rafale sich zu fragen, wie denn eine typische Imperiale aussehen und klingen mochte. Sie schämte sich irgendwie dafür, sich ihr ganzes Leben lang noch keinen Gedanken darüber gemacht zu haben. Die Physiognomie des Feindes wurde gelehrt, bis sie einem zu den Ohren rauskam, die Individualität der eigenen Leute wurde verschwiegen als gäbe es sie gar nicht. Selbst die Statuen vor dem Palais des Armes sahen alle gleich wuchtig-idealisiert aus.

„Haben Sie schon in früheren Kartellkriegen gekämpft, Lieutenant Goeland?“, wollte Codrington wissen. Ihre Miene verriet vor allem Neugier, weniger Kritik.

„Ja, Commander. Ich habe schon im sechsten Krieg in der Etappe gedient und war im siebten als Pilotin der Jagdgruppe auf der SMIA Lionceau stationiert.“

„Die Lionceau!“, rief Burns aus. „Das Legendenschiff, die Geißel der My-Nashj-Sternenwolke! Kein Wunder, dass die Rekrutierer der Lehrgeschwader sich um Sie gerissen haben!“

Rafale nahm den Ausbruch an ehrlichem Respekt des Feindes äußerlich gleichmütig hin. Dennoch war sie zufrieden, hier einen gewissen Ruf zu haben, statt als namenloser Niemand vor dieser Kommission zu sitzen. Wofür auch immer sie gut sein mochte.

„Könnten wir nach den Lobeshymnen vielleicht zum Protokoll zurückkehren?“, mahnte Zilver ungehalten an. „Das hier ist ein Standgericht und keine Lagerfeuerrunde.“

Ein Standgericht! Das ist es also. Sie wollen dir an den Kragen und haben dich noch fein gemacht fürs Peloton.

Burns und Codrington sahen einander an. O'Dowd ergriff nach kurzem peinlichen Räuspern das Wort. Die emsigen Stabsleute an den Schreibtischen um sie herum schienen bemüht, einfach irgendetwas zu tun, um die Offiziere nicht bei ihrer Verhandlung im selben Raum zu stören. Neben dem stattfindenden Prozess schien der Raum grundsätzlich eine Art Hauptverwaltung für diese Task Force zu sein.

„Miss Goeland, wo Sie die 8. Flotte erwähnen... eine grundsätzliche Frage hätte ich vorweg.“

„Ja, O'Dowd? Ich bin ganz Ohr“, erwiderte sie leger, nachdem der Ranghöhere den Dienstgrad in seiner Anrede weggelassen und damit das Zeichen für eine Lockerung des Protokolls gegeben hatte.

„Wie geht es eigentlich Aguinot, dem alten Hund? Ist er noch Kommandant der 8. Flotte?“

„Ist er noch immer, O'Dowd. Und er ist noch immer so scharf wie ein Vibromesser. Ob er allerdings ein Hund ist, kann ich nicht sagen, ich habe ihn noch nicht schnüffeln gesehen. Eins ist aber sicher: Haaren tut er heutzutage weniger als früher“, antwortete Rafale gutgelaunt glucksend und strich sich demonstrativ über das Haupt.

Ein dezentes Lachen ertönte, auch O'Dowd konnte sich ein schelmisches Funkeln nicht verkneifen.

„Er ist hier irgendwo im Banda-Sektor mit seiner Flotte unterwegs, nicht?“, hakte er dann nach.

„Korrekt. Ich glaube kaum, dass es ein Militärgeheimnis ist, dass er auf der Suche nach Ihrem Rear Admiral Walker ist, um ihm die Ohren langzuziehen.“

„Brigadier General!“, mahnte Zilver ungehalten ihren Vorgesetzten.

O'Dowd setzte spontan wieder eine ernstere Miene auf. Ihm schien durchaus klar, dass Yaloo Zilver spätestens dann gefährlich werden konnte, wenn er die Disziplin und die Distanz zum Feind vernachlässigte.

„Lieutenant Goeland, Sie befinden sich hier als Kriegsgefangene vor einem Standgericht der kombinierten Streitkräfte. Ihnen werden gemäß der galaktischen Charta Kriegsverbrechen gegen Zivilisten zahlloser Kartellwelten sowie Verstöße gegen die Konvention über Massenvernichtungswaffen vorgeworfen. Wir berufen uns dabei auf den Kollektivschuld-Paragraphen der Charta, indem wir Sie als Mitglied der colerianischen Streitkräfte identifizieren. Wir weisen Sie darauf hin, dass Ihre Aussagen gegen Sie und andere Mitgefangene verwendet werden können. Möchten Sie sich zu grundsätzlichen Dingen äußern oder soll ich mit der Anklageschrift fortfahren?“

Rafale schluckte so schwer, dass der geschlossene Kragen ihres Uniformhemdes drückte und den Krawattenknoten tanzen ließ. Jetzt hatte der totale Krieg auch sie eingeholt. Das Imperium hatte aus Sicht der Sots gegen Kriegskonventionen verstoßen, indem es als Erstes Krieg gegen Zivilisten führte und vermutlich hatten sie sogar Recht damit. Als Angehörige der Streitkräfte war sie automatisch mitgefangen, mitgehangen, hier gab es keine Einzelschuld mehr! Was tun, was nur? Fieberhaft überlegte sie. Wie verteidigt man sich in einer ausweglosen Situation?

Denk nach, Goeland, sie werden dich nicht am Leben lassen, weil du eine tolle Pilotin bist und Witze über Aguinot reißen kannst! Denk nach, zum Rodder!

„Ja, das möchte ich. Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass Cadet Nour nicht unter diese Anklage fallen kann, da er zwangsrekrutiert ist und somit kein regulärer Angehöriger der Imperialen Streitkräfte.“

Eine Pause entstand, das nachdenkliche Schweigen hing wie eine lautlose Glocke über ihnen.

„Cadet Nour“, begann O'Dowd dann. „Lieutenant Goelands Einwand ist berechtigt. Laut Ihrem ID-Chip sind Sie Bürger des Planeten Algaras im Al-Schemse-System. Aus unserer Sicht ist das eine neutrale, vom Colerianischen Imperium militärisch okkupierte Welt. Nach unserem Militärrecht gelten Sie hier als befreiter Zivilist und sind frei zu gehen, wohin Sie wollen. Wir können Ihnen natürlich keine Heimreise nach Algaras ermöglichen, solange das Imperium es besetzt hält, aber Sie dürften in die Kartellwelten einwandern, wenn Sie das wünschen. Ferner gilt für Sie nicht der Tatbestand -“

„Mister General Sir, darf ich auch etwas sagen?“, unterbrach Nour ihn plötzlich.

„Natürlich, Cadet, sprechen Sie.“

„Fein. Bei den mystischen Gärten von Chashta, ich fürchtete schon, ich käme gar nicht mehr zu Wort. Folgendes: Ich frage mich nämlich gerade, was hier für eine Komödie aufgeführt wird.“

Die Anwesenden tauschten irritierte Blicke aus, auch über die Tischfront hinweg. Selbst Captain Zilver zeigte einäugiges Erstaunen.

„Bitte? Mister Nour, das müssen Sie uns schon erklären!“

„Das ist doch ganz einfach, Mister General Sir. Sie wollen mir gerade irgendwie verklickern, dass ich ein freier Mann sein könnte, während Sie Goelands hübschen Hintern aufreißen wollen. Jetzt fragt sich der kleine dumme Nour, warum eigentlich? Es kann doch zum Disha nicht sein, dass zwei Personen das Gleiche tun und dann die eine Verbrecher ist und die andere frei! Dann ist doch entweder Ihre Gesetzgebung falsch, Mister General Sir, oder Ihre Auslegung! Wenn es davon abhängt, woher man kommt und nicht was man tut, dann ist doch Ihr Recht nicht besser als das Ihres Feindes. Habe ich Recht? Natürlich habe ich Recht, Ubash sei mein Zeuge!“

Die Kartell-Offiziere sahen einander ratlos an, während Fareq Nour aufgesprungen war und wild gestikulierend vor den Tischen auf und ab lief. Selbst der einzelne Wachsoldat betrachtete den kleinen Mann von Algaras nur unschlüssig und regte sich ansonsten nicht, obwohl doch gerade die Sitzung ordentlich durcheinander geriet. Nour sprach weiter, da ihn niemand daran hindern wollte. Oder konnte.

„Wenn das also der Fall ist, dann bräuchten wir entweder andere Gesetze, oder...“, verkündete er mit einer kleinen theatralischen Pause. „Oder wir müssten endlich aufhören, Feinde zu sein! Solange niemand von Ihnen, egal ob Sot oder Imp, schlau genug dazu ist, gilt: Ich habe das Gleiche getan wie die Imp, also bleibe ich auch hier neben der Imp stehen! In Ubashs Namen, ich habe gesprochen!“

Inmitten der Überraschung sprang Rafale ebenfalls auf und machte einen Schritt auf Nour zu. Während dieses winzigen, flüchtigen Augenblicks liefen lebhafte Bilder ihrer gemeinsamen Erlebnisse ab. Ihr hastiger Aufbruch mit der Duquesne. Der unselige Moment, als sie die Waffe gegen ihn erhoben hatte. Ihr Besuch bei seiner Familie, als sie Cherif mit ihren Taschenspielertricks verzauberte. Wie er sie kaltschnäuzig vor der Straßengang gerettet hatte und auch, wie er sie nach Emmys Verrat wieder aufgerichtet hatte. Sie verdankte ihm so viel! All das passte eigentlich gar nicht in diese winzigen, aufwühlenden Momente, sie hätte gerade ein Fareq-Nour-Buch schreiben mögen. Stattdessen lächelte sie ihn an. Ganz Coleria lächelte aus ihr. Und er spiegelte das Lächeln, frei von seiner üblichen Ironie. Es war ein Lächeln unter Freunden, das wusste sie gerade ganz genau. Jetzt, in diesem Moment, vor dem Tribunal, war ihr gelungen, was sie damals in Old Ironstate nicht vermocht hatte: Sie hatte endlich einen Freund gefunden!

„Wenn der Algarasier unbedingt bei der Imp bleiben will, soll er das machen, ich lasse sie gern beide erschießen!“, knurrte Yaloo Zilver in ihrem gutturalen Datch-Akzent.

Der Kommentar holte Rafale und Nour aus ihrer Euphorie zurück. Sie tauschten ernste Blicke aus, ohne ein Wort zu sagen und setzten sich. Die Entscheidung war gefallen.

„Nachdem wir nun über die Gültigkeit der Anklage für beide Gefangenen gesprochen haben, können wir ja fortfahren“, stellte O'Dowd ruhig fest. „Goeland, haben Sie außer diesem Punkt noch etwas anderes hinzuzufügen?“

Jetzt gilt es, Mädchen. Sag jetzt bloß nichts Falsches, du hast nur diesen einen Schuss!

„Ja, habe ich, Sir!“, antwortete sie mit einer Stimme, von der sie hoffte, dass sie fest und sicher klang. Innerlich fühlte sie sich keineswegs so.

O'Dowd sah sie an. Rafale versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, ob es Neugier war, Ungeduld oder gar Vorverurteilung, aber sie war noch nie gut im Lesen von Mimik und Körpersprache gewesen. Zu gern hätte sie die Gesichter der anderen Beisitzer betrachtet, aber sie wollte O'Dowds Gesicht nicht loslassen, so wie man einen Fisch an der Angel vorsichtig, aber bestimmt festhielt und näher zu sich zog.

„Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass es sich bei den Kämpfern aus dem Depot Nord nicht um imperiale Soldaten handelt, sondern um antiimperiale Söldner. Ergo haben wir es hier nicht mit einem Krieg zu tun, befinden uns also auch nicht in einem Kriegsgebiet. Hier ein Standgericht einzuberufen, ist somit gar nicht zulässig! Vom Kollektivschuld-Paragraphen der galaktischen Charta gar nicht zu reden! Wenn Sie hingegen der Meinung sind, wir hätten mit diesen Banditen zusammengearbeitet, dann müssen Sie das im Einzelfall beweisen können.“

„Einspruch, Sir!“, rief Zilver aufgebracht und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Wir haben Tote dieser Truppe untersucht und wir haben imperiale ID-Chips in ihren Händen gefunden. Außerdem ist das verwendete Material, von der Plasmapistole bis zum Schwebepanzer, komplett colerianische Militärtechnik! Die Imp versucht, sich hinter Formalien zu verstecken!“

„Wenn Sie die erwähnte Ausrüstung sorgfältiger betrachtet hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass diese Kämpfer sich farblich als Kartelltruppen getarnt haben. Haben Sie schon einmal colerianische Soldaten gesehen, die das tun? Ich jedenfalls nicht. Sogar gefälschte Abzeichen wurden angebracht. Und in der Küstensiedlung haben sie Ausrüstung des kombinierten Heeres ausgestreut, um den Verdacht auf Sie alle zu lenken!“

Rafale hatte Mühe, ihre Stimme zu kontrollieren. Hier wurde gerade mit enormen Einsätzen gespielt und sie ging mit! Als sie mühsam einen Atemzug in ihre Lungen gepresst hatte, sprach sie ein Stoßgebet zu den Sternen, dass diese Herbst-Truppen ebenfalls so hergerichtet waren wie deren toter Kamerad, den sie in der Küstensiedlung gefunden hatten. Wenn nicht, waren sie jetzt mindestens genauso tot.

O'Dowd zog die Stirn kraus, er schien zu zweifeln. Burns und Codrington sahen einander ratlos an. Diese Verhandlung lief ganz offenkundig nicht nach ihren Vorstellungen ab. Interessant war jetzt jedoch die Frage, wie sie das bewerten würden.

„Was sollte denn das beweisen, Imp?“, rief Yaloo Zilver. Ihr Standpunkt war mehr als eindeutig und sichtlich unbeeindruckt von Rafales Argumentation. Sie war aufgesprungen und stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab, als würde nur diese sie daran hindern, sich auf Rafale zu stürzen.

„Imperiale Streitkräfte haben es nicht nötig, sich als Kartelltruppen auszugeben“, beantwortete Rafale die Frage mit stolzem Nachdruck, den Blick jedoch weiterhin auf O'Dowd gerichtet. „Niemand wäre so dämlich, sich davon einen militärischen Vorteil zu versprechen.“

„Aber wer war es dann?“, hakte O'Dowd nach.

„Sir, das ist unerheblich!“, warf Zilver ein. „Selbst wenn das stimmen sollte und hier momentan keine colerianischen Streitkräfte anwesend sind, kann sich diese Imp nicht einfach herausreden! Dann ist sie eben eine Spionin und ich beantrage ihre Verhaftung, um sie später vor ein ordentliches Militärgericht in den Kartellwelten zu stellen. Das Imperium hat überall in den umkämpften Welten Kriegsverbrechen begangen und vor einem Militärgericht gilt der Kollektivschuld-Paragraph weiter.“

Ärger braute sich in Rafale zusammen. Jetzt kam sie ihr auf die Tour! Diese Datch zerrte wirklich an ihren Nerven. Wollte die denn mit aller Macht ein Exempel statuieren, nur um ihre persönlichen Rachegelüste zu befriedigen? Ihre Blicke schweiften suchend über die Tischfläche. Liebend gern hätte sie jetzt etwas Hartes, Unangenehmes in Zilvers Richtung geworfen, so wie sie einst ihren bekannten Widersacher McBraene in einer Konferenz niederstrecken wollte. Es begann zu brodeln in ihr. Der frische Geschmack ihrer Zahnpflege war einem bitteren Gallenaroma gewichen, nur mit Mühe konnte sie ihren vor Zorn krampfenden Magen niederkämpfen. Sie holte Luft, als wollte sie tief tauchen.

„O'Dowd, ich mache Sie darauf aufmerksam, dass wir gar keine Angehörigen der Imperialen Streitkräfte mehr sind. Sie können das gern überprüfen lassen. Nour und ich sind bereits vor der Eskalation des Krieges suspendiert worden, also sind wir zusätzlich auch noch Zivilisten.“

„Einspruch! Wir haben kurz nach der Gefangennahme von Goeland ihren Chip gescannt, er ist noch aktiv. Das ist also eine Lüge!“

„Zilver, Sie gehen mir allmählich auf die Nerven! Wenn Sie mir nicht glauben, lassen Sie doch über die galaktische Rettungsorganisation einen Suchantrag machen. Die colerianischen Militärbehörden werden Ihnen versichern, dass ich nicht zum Militär gehöre. Ich habe mich lediglich der Anordnung, meinen Chip zu deaktivieren, widersetzt.“

„Mister General Sir“, merkte Nour beinahe bescheiden an, sein ruhiger Tonfall bildete einen scharfen Kontrast zur ausufernden Debatte. „Ich möchte noch dazu sagen, dass mein Chip deaktiviert ist, wie man es erwarten sollte. Man hätte niemals wegen unseres Einsatzes hier nur mich suspendiert, meine Kommandantin jedoch nicht. Das wäre keine colerianische Art. Sie hat ihre Dienststelle einfach nur überlisten können, im Gegensatz zu mir. Sicher hat der ehrenwerte Captain Zilver nur vergessen, dieses bescheidene Detail zu erwähnen.“

O'Dowd hob fragend eine Braue.

„Sie beide waren also doch schon im Einsatz für die Marine hier auf Banda?“

„Natürlich, aber doch bevor das Ganze hier losging“, wandte Rafale augenrollend ein. „Wir sollten das aber in der richtigen Reihenfolge besprechen: Entscheidend ist vorerst, dass Nour und ich Zivilisten sind und wir nicht für imperiale Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht werden können!“

„Wenn Sie als Zivilisten hier sind, wie sind Sie denn dann beide nach Banda III gekommen? Etwa mit diesem seltsamen Schiff, von dem Commander Burns sprach?“

„Ganz genau!“

„Und wo ist das Schiff jetzt?“

„Es ist... uns gestohlen worden“, gab Rafale kleinlaut zu. „Wir sind hier gestrandet.“

„Das sollen wir Ihnen abnehmen, Imp? Für wie gutgläubig halten Sie uns eigentlich?“

„O'Dowd, halten Sie bitte ihren einäugigen Kläffer zurück, wenn Sie auf eine ernstzunehmende Verhandlung Wert legen!“, blaffte Rafale aufgebracht. „Ich habe hier eine Menge Ungereimtheiten im imperialen System gefunden, nur diese Datch hier scheint gar nicht an einer Lösung interessiert zu sein. Ich weiß aber mehr als sie und das könnte unser aller Vorteil sein.“

Rafale war nun ebenfalls aufgesprungen. Sie reckte sich zur vollen Größe und hielt zwar die Arme eng am Körper, die Hände jedoch waren zu Fäusten voller Zorn geballt. Während die Kartelloffiziere einander unschlüssig ansahen, waren die Adjutanten neben und hinter ihnen in Unruhe: Die Schreiber wussten scheinbar nicht, wie sie die eskalierende Verhandlung ordnungsgemäß protokollieren sollten, ohne einem ihrer verschiedenen Vorgesetzten ein unvorteilhaftes Abschneiden zu attestieren.

„Ach ja? Dann sind Sie vermutlich doch noch eine Spionin, was?“, geiferte Zilver. „Sir, diese Imp verstrickt sich in unauflösbare Widersprüche, ich beantrage ihre sofortige Erschießung. Spione können wir jederzeit und überall aburteilen, sogar ohne Gerichtsverfahren! Wir haben anderes zu tun, als uns von ihren Lügengeschichten die Zeit stehlen zu lassen. Geben Sie mir nur freie Hand!“

„So, jetzt reicht es mir aber!“, rief Rafale aus. „Wenn das hier eine Farce ist, will ich wenigstens mitspielen!“

Sie machte eine schnelle Seitwärtsbewegung und noch bevor sonst jemand reagieren konnte, war sie im Begriff, um Yaloo Zilvers Schreibtisch herumzulaufen. Diese kam ihr jedoch bereits entgegen, die Fäuste ebenfalls zornerfüllt ballend. Als sich beide neben dem Tisch begegneten, zögerten sie nicht lange und gingen mit Fäusten aufeinander los. Die Wachen hoben und senkten im raschen Wechsel ihre Waffen, als wüssten sie nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollten und wollten vorsichtshalber beide Reaktionen zugleich anbieten.

Nach kurzer Rempelei nutzte Rafale ihren Vorteil als hochgewachsene und langarmige Linkshänderin: Sie schlug verbissen und mit voller Wucht zu. Ihre Linke traf Zilver oberhalb der Deckung am Kopf und warf sie mit Schwung um. Sie landete mit einem lauten Keuchen rücklings auf dem Boden und wand sich stöhnend, eine Hand an der Schläfe.

„So, das ist für den Schlag mit dem Gewehrkolben, Sot!“

„Leute, Leute, ganz ruhig, nicht schießen, zum Disha! Nur eine kleine Rangelei!“, hörte sie Nour hinter sich rufen. Als sie sich umsah, blickte sie in mehrere Pistolenläufe.

„Schon gut, schon gut! Sie hat mich provoziert, aber ich stehe dafür gerade!“

Ein aufgeregter Schreiber wollte Zilver aufhelfen, diese winkte jedoch zischend ab und kam selbst auf die Beine. Gerade war sie im Begriff, sich wieder auf Rafale zu stürzen, als sie von Burns mit unmissverständlichem Griff zurückgehalten wurde.

„Wir machen eine kurze Pause!“, entschied O'Dowd seufzend.

Blatt 87: Haute-Pleine

So wie es Personen gab, die bereits mit ihrem Auftreten einer Konversation ihren Stempel aufzudrücken vermochten, noch bevor ein erstes Wort gefallen war, so gab es auch Orte mit dieser Eigenschaft. Victor Nadar hatte soeben einen weiteren davon kennengelernt und er war nicht begeistert. Das beklemmende Gefühl, fremd zu sein, ohnmächtig und unbedeutend, sprang ihm schon in der Lobby entgegen, als er sich zu einem der Turbolifte begab. Wie jeder Colerianer, der gedient hatte - und wer hatte nicht gedient? -, besaß auch Victor einen militärischen ID-Chip in seinem linken Handrücken. Das Herz schlägt links pflegte man den Rekruten so lange zu sagen, bis sie es entweder glaubten oder zum Minenräumen eingeteilt wurden. Der Lift kam nicht. Zumindest sah es eine ganze Weile so aus und als die Kabinentür sich ihm endlich öffnete, hatte er das Gefühl, sie hätte es nicht für ihn getan, sondern wäre ohnehin gerade dort gewesen. Nach seiner Pflichtzeit hatte er nicht freiwillig verlängert und war somit im Status eines inaktiven Reservisten. Hatte der Lift ihn deshalb zwar erkannt, aber nicht bedient? War selbst die KI schon so militarisiert? Victor begann zu grübeln, und vielleicht war es genau das, was man hier beabsichtigte.

Zwei-Klassen-Gesellschaft im Imperium? Ach was, das stimmt doch gar nicht! Wir haben mindestens fünfzehn!

Das hatte Lizu immer gesagt. Und Lizu hatte zwar eine große Schnauze, aber er traf auch meistens den Kern.

Er bestieg unter den scheinbar desinteressierten Blicken Imperialer Leibgardisten den Lift. Wie viele Stockwerke Imperators Zeigefinger - so nannte man dieses Gebäude salopp - wirklich zählte, war keiner sichtbaren Quelle zu entnehmen. Kurz hob er die Hand in Richtung des Bedienfeldes, aber im selben Moment wurde ihm klar, dass die KI bestenfalls ein hämisches Sieh an, ein Zivilist antworten würde. Er ließ es bleiben. Im Imperium fragte man nichts, was nicht unmittelbar zur Aufgabe gehörte.

„734. Stockwerk“, sprach er in den Mikrofonschlitz.

Für eine Weile geschah nichts.

„Ich habe Ihre Eingabe nicht korrekt verstanden, bitte wiederholen Sie“, forderte dann eine süßlich-synthetische Frauenstimme, die so lebensecht klang, als befände sich auf der anderen Seite der metallenen Kabinenwand ein Landschaftsidyll mit Bachläufen, Singvögeln und einer sich kämmenden Prinzessin, die auf ihren Prinzen wartete.

„734. Stockwerk... bitte!“, sprach er folgsam.

Die Kabinentür schloss sich ohne Ankündigung und dann schoss der Turbolift so schnell aufwärts, dass es Vic ein wenig in die Knie presste. Eine Bestätigung hatte die Stimme nicht gegeben, sie ließ die Beschleunigungskräfte für sich sprechen.

Zicke.

Die Liftprinzessin entließ ihn kommentarlos in einen eher düsteren Korridor und verschwand dann auch sogleich wieder im Labyrinth der Schächte. Ein Hologramm bestätigte die Ankunft im gewünschten 734. Stock, sein rotes Projektorlicht tauchte den Beginn des Korridors in eine Art Alarmstimmung. Obwohl es totenstill und leer wie die algarasische Windwüste war, täuschte dieser Eindruck mit Sicherheit. In der Zentrale der militärischen Verwaltung, einem der markantesten Stratosphärentürme Conorets, schlief nichts und niemand. Es war das stille, reglose Pulsieren einer Hochspannungsleitung, das sich durch Imperators Zeigefinger zog. Kühl, effizient, selbstzufrieden und stets wachsam. Victor zog seinen alten Staubmantel enger um sich und ging los. Wie viele Leute mochten hier arbeiten? Auf den Straßen von L'Étoile, tief unter ihm, munkelte man von Zehntausenden, aber wirklich sicher war sich niemand. Irgendwie war es wie ein Gehirn: Jeder wusste von ihm, jeder war sich im Klaren, dass es lebenswichtig war, aber was genau in seinem innersten Kern vor sich ging, vermochte keiner von außerhalb zu sagen.

Vic klapperte eine Bürotür nach der anderen ab, und es waren viele. Es roch nach Weichmacher aus den Plastverkleidungen der Wände und des Bodens. Lautlos wie ein Beute suchender Raubvogel am Himmel folgte ihm ein Deckenlicht auf seinem Weg.

Dieses Gebäude hat wahrscheinlich mehr gekostet als die komplette planetare Bebauung von Datch IV und am Licht sparen sie!

Victor Nadar brummte etwas sogar für sich selbst Unhörbares, er wusste jedoch, dass falsche Sparsamkeit sicherlich nicht der Grund war. Als er an der unscheinbaren Bürotür ankam, blieb auch das Licht über ihm stehen. Wie um sich selbst zu beruhigen, las er aufmerksam das Türschild.

Abteilung 118, Stelle 38 für operative Auswertung von Landungsoperationen in außercolerianischen Systemen.

Hätte er nicht ohnehin die genaue Beschreibung der Dienstelle recherchiert, in der Rafale Goelands Fall untersucht wurde, wäre er wohl auch so darauf gekommen. Viel hätte vermutlich nicht gefehlt, und man hätte gleich ihren Namen mit auf das Schild gedruckt. Kurz überlegte er, ob Imperators Zeigefinger vielleicht nur deshalb so imponierend groß geraten war, um die vielen elaborierten Abteilungsschilder unterbringen zu können, aber er konnte momentan nicht einmal über seine eigenen müden Witze lachen. Er war ohne Zweifel an der richtigen Adresse, aber tat er auch das Richtige?

Er versuchte es mit dem Wink seiner linken Hand über dem Sensorfeld neben der Tür, aber schon wieder geschah nichts. Kurz wollte der Impuls, diese Tür schlicht einzutreten, unterdrückt werden, doch dann betätigte er resignierend den Anmeldetaster. Gedämpft erklang im Inneren des Raumes hinter der Tür ein Aufmerksamkeitssignal. In seiner Agentur hatte er auch so eine Anlage, aber sie war defekt. Der Vermieter weigerte sich angesichts ausgebliebener Mieten, sie zu reparieren und Marjolaines Bruder kannte sich damit angeblich nicht aus, obwohl er System-Elektriker war. Wer zu Victor Nadar wollte, musste altmodisch klopfen. Momentan würden aber wohl ohnehin nur die Verschwörer klopfen und auf die konnte er getrost verzichten. Die Tür öffnete sich.

„Sie wünschen... Mister?“, näselte ein blasser, schmächtiger Adjutant in einer Stabsuniform. Das Mister schob er gelangweilt nach, als er in dem Besucher einen Zivilisten erkannte.

„Victor Nadar, ich habe einen Termin mit Contre-Amiral Haute-Pleine“, antwortete Vic so entschlossen wie nur möglich.

Während er wie ein Bittsteller am Eingang wartete, dachte er an Rafale. Die kleine Rafja, wie ihr brummiger Vater sie nannte. Hätte man Vic um eine Aufstellung der empathischsten Menschen gebeten, so hätte er seinen eigenen Namen nicht unbedingt daraufgesetzt, aber auch ihm war die Zuneigung nicht entgangen, die dieses Gebirge von einem Mann plötzlich zeigte, wenn es um seine älteste Tochter ging. Es musste ein sehr enges Band zwischen ihnen sein, das man so nicht erwartet hätte, und es berührte ihn. Ob sie sich auch so verlassen gefühlt hatte, als sie den düsteren Korridor mit dem argwöhnischen Lauflicht entlanggegangen war? Sicher, sie war Berufssoldat und den Hautkontakt mit dem Imperium gewöhnt, aber die düsteren Eingeweide dieser Kathedrale des Krieges waren doch sicher für jeden bedrückend.

Adelina wäre im Foyer umgedreht.

Und er auch nur zu gern. Was mochte eine Frau wie sie bewegt haben, beim Militär zu bleiben? Er vermutete, dass es der ewige Lockruf des weiten Alls war. Der verheißungsvolle Schatz, der irgendwo im Lichtermeer der stillen Sterne versenkt war und noch immer seiner Entdeckung harrte. Und sehr wahrscheinlich auch der Hauch von Freiheit vor dem eisernen, grauen Griff des Imperiums, den ein langes, einsames Leben im All mit sich brachte. Wie so oft: Wege nach draußen entdeckte man erst, wenn man eingesperrt war. Die Lust am Fliegen eines Raumschiffes vielleicht, sie war eine begnadete Pilotin, die Elite der Elite Colerias. Diejenigen, die zu schade waren, um als Kanonenfutter zu dienen, sondern anderen beibrachten, eines zu werden. Je länger Vic nachdachte, desto besser konnte er die Schmach greifen, welche die Marine auf Banda III erlitten hatte, als sie in einer lapidaren Rettungsaktion gleich eine ganze Staffel dieser ausgesuchten Frauen und Männer verloren hatte. Eine Schmach, die man nicht so hinnehmen konnte, auf keinen Fall. Und wenn man die eigenen Leute dafür angehen musste.

Staatsraison.

„Mister Nadar? Ist etwas?“, drang die Stimme des Stabsadjutanten an sein Ohr. Er wirkte irgendwie noch schmächtiger als eben, als hätte man die Luft aus ihm herausgelassen.

„Uh nein, entschuldigen Sie. Ich habe wohl gerade geträumt.“

„Kommen Sie, der Contre-Amiral erwartet Sie.“ Der junge Mann schien gar nicht auf Vics Erklärungsversuch einzugehen, vielleicht war es ihm auch gleichgültig.

Vic betrat ein großes Büro, das vor Leben hätte pulsieren können, aber alles schien trotz Zimmertemperatur eingefroren. Diverse kleine Angestellte an kleinen Schreibtischen bemühten sich, beschäftigt zu wirken, ohne aufzufallen. Niemand war neugierig oder gar überrascht von Vics Eintreten. Natürlich war er angemeldet, aber zumindest das Aussehen des Besuchers hätte doch eigentlich von Interesse für diese Leute sein sollen.

Du sagst es, Alter. Die wissen schon, wie du aussiehst.

„Kommen Sie, Mister Nadar. Setzen Sie sich!“, sprach eine Figur in blendend weiß-schwarzer Marineuniform. Ihre Stimme war ebenso beherrscht und minimalistisch wie die dazugehörige Mimik. Es war ein Mann im gestandenen Dienstalter, wie man so schön sagte, zumindest wenn der Angesprochene nicht zugegen war. Vic war zur Genüge auf Coleria Prime herumgekommen und er erkannte sogleich den Weitweltler, wie man die Leute aus dem fernen Norden des großen Hauptkontinents nannte. Der Mann hatte die typische dunkelblaue Haarfarbe, bereits mit deutlichem Grau durchzogen und einen ebenso blauen Schnauzer, von Soldaten abfällig Respektsbalken genannt. Traditionell hatten Weitwelter immer mit gewissen Vorurteilen zu kämpfen. Man sagte ihnen Hinterwäldlertum nach, bisweilen sogar eine gewisse sture Dummheit. Beides war natürlich totaler Quatsch, Vic hatte genug Blauhaare in seiner Zeit beim Tynera Newsletter kennengelernt. Es sagte aber viel über Haute-Pleines Natur aus, wenn er es so weit gebracht hatte. Vic nahm ihm gegenüber an einem großen, aber einfachen, gleichsam freudlosen Schreibtisch Platz.

Während er stumm dasaß, hatte Haute-Pleine seine dunkelblauen Augen unverrückbar fest auf ihn gerichtet. Der Blick weckte neue Zweifel in Vic. Tat er wirklich das Richtige? Er tröstete sich damit, dass er Rafale nicht in noch mehr Schwierigkeiten bringen konnte, als sie jetzt schon hatte. Sich selbst hingegen schon, aber für eine schöne Frau war das vertretbar.

Hör auf, dich selbst zu verarschen, Alter! Du bist kein Romantiker. Gibs doch wenigstens zu, dass die Kleine dir einfach imponiert!

Er beschloss, den Gedanken nicht weiter zu verfolgen. Ob Haute-Pleine auch zu dieser Verrätertruppe gehörte? Wenn ja, dürfte er sich gerade wirklich in Schwierigkeiten gebracht haben, gegen die diese Killermaus geradezu niedlich wirkte. Andererseits hätte der Contre-Amiral, wenn dem so wäre, Rafale sicher nicht nur mit Reisesperre belegt. Das Pflicht-Treue-Gesetz hätte ihm jeden Vorwand gegeben, sie gleich dingfest zu machen. Oder mehr. Ihm schauderte bei dem Gedanken.

„Mister Nadar, was ist nun Ihr Anliegen? Ich bin ganz Ohr“, ermahnte ihn der Offizier. In seiner Stimme lag keine Ungeduld, er überließ es einfach seinem Gegenüber, diese zu empfinden. „Es geht um den Fall Goeland, sagten Sie.“

„Ja, ganz genau.“

„Mister Nadar, Sie sind Reservist. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie der imperialen Dienstordnung unterliegen. Anhörungen wie diese sind der Grund dafür, dass Sie regelmäßig Post von uns bekommen.“

Zum Rodder, wenn du wüsstest, dass ich die alljährlichen Ergänzungshefte immer zum Anheizen im Multiofen benutzt habe! Nichts brennt so gut wie imperiale Behörden-Plastfolie!

„Natürlich, Contre-Amiral“, log er. „Ich bin sozusagen voll im Bilde!“

„Und das Pflicht-Treue-Gesetz findet ebenfalls besondere Anwendung!“

Vic kannte das Gesetz, wie es jeder colerianische Bürger kannte. Und fürchtete. Genauso gut hätte Haute-Pleine mit einem tickenden Detonator jonglieren können. Ein falsches Wort, und man konnte ihm mit diesem Universalgesetz einen Strick beliebiger Länge drehen. Meistens war es eine sehr geringe Länge.

„Verstehe ich vollkommen, Contre-Amiral.“

„Dann sind wir uns einig und wir können beginnen. Erzählen Sie, was Sie mir zu erzählen haben.“

„Ich weiß, wo Goeland steckt.“

Wenn es nicht bereits vorher schon still im Raum gewesen wäre, dann wäre es das spätestens jetzt geworden. Der Zeitfluss schien eingefroren, nur die große, holografische Wanduhr mit imperialem Logo in der Mitte trotzte allem und schritt unbeirrt voran. Kurz vor Mittag. Vic dachte nicht an seinen knurrenden Magen, er war mit aller Konzentration auf den Offizier ausgerichtet. Dieser blickte nun ebenso konzentriert zurück.

„Und wo, bitte, ist das?“, wollte er dann wissen. Seine Stimme war absolut ungerührt, das Gebaren eines Profis.

„Sie ist auf Banda III“, sagte Vic, bemüht, ebenso ruhig zu bleiben. „Sie ist dort, um ihre Unschuld zu beweisen.“

Eine Nadel hätte man fallen hören können. Der gesamte Raum mit seinen Insassen schien sein Leben verloren zu haben, nur die beiden Männer am großen Tisch in der Mitte agierten mit ruhigen Bewegungen wie Tiere, die einander belauerten.

„Sie ist auf der Suche nach den Datenrekordern ihres Schiffes, richtig?“, folgerte der Weitweltler.

Vic nickte.

„Mister Nadar, ich danke Ihnen für diese Information. Sie ist jedoch nicht unbedingt wertvoll für meine Ermittlungen, denn der Banda-Sektor ist umkämpftes Gebiet. Es ist sehr zweifelhaft, ob sie überhaupt von dort zurückkehrt. Sie wissen vermutlich auch, dass ich Sie fragen könnte, woher Sie Ihr Wissen nehmen?“

„Natürlich, Contre-Amiral“, bestätigte Vic die rhetorische Frage. „Aber es geht um weit mehr. Ich brauche Ihre Hilfe, nein, Miss Goeland braucht Ihre Hilfe, wenn sie zurückkehren sollte. Wenn Sie mir versprechen, sie nicht zu bestrafen, kann ich sie mit Ihnen zusammenbringen und sie kann Ihnen sehr wertvolle Informationen geben.“

Gute Galaxis, mach, dass das kein Fehler war!

Haute-Pleine saß für eine qualvoll zähe Weile regungslos da, als hätte er sich ebenso wie seine Untergebenen in die gefrorene Zeit begeben. Dann aber rührte er sich und drang wieder mit seinen dunkelblauen Augen tief und mit der Wucht eines Pfahls in Vics hellblaue Augen ein.

„Mister Nadar. Das hier ist das Büro einer imperialen Ermittlungsbehörde. Sie kommen hier einfach hereinspaziert und wollen mit mir schachern, dass ich eine Fahnenflüchtige nicht behellige? Wir sind hier nicht auf einem Koloniewelt-Basar.“

„Vielleicht doch. Wenn das, was ich inzwischen recherchiert habe, korrekt ist, dann werden Sie Goeland nicht nur in Ruhe lassen, sondern ihr einen Orden verleihen. Oder Sie stehen beide nebeneinander, wenn der Imperator das tut. Alles, was wir so lange brauchen, sind ein wenig Diskretion und Schutz.“

„Mister Nadar. Sie scheinen meinen Hinweis nicht verstanden zu haben. Sie sind nicht in der Lage, Forderungen gegenüber einer imperialen Stelle zu formulieren. Ich bin aber in der Lage, Sie auf unbestimmte Zeit wegen Verrats zu inhaftieren.“

„Schon gut, schon gut, Contre-Amiral!“, erwiderte Vic mit abwehrend erhobenen Händen. Dann rückte er den fadenscheinigen Kragen seines Staubmantels zurecht. „Wir ändern die Spielregeln. Ich sage Ihnen einfach, worum es geht und Sie werden feststellen, dass meine Bitten dagegen eine Kleinigkeit sind.“

Haute-Pleine hob plötzlich eine Hand, aber dies schien nicht dem Reporter zu gelten. Vic kam sich gerade vor wie ein lästiger Vertreter für Kommunikator-Verträge oder gebrauchte Gleiter, der just im Begriff war, mitten in der Präsentation der Waren vom Hausherren hinausgeworfen zu werden. Tatsächlich regte sich der schmale Strich des Stabsadjutanten und dieses Mal war er sicher nicht zu unterschätzen. Die Hand seines Vorgesetzten hing wie ein Fallbeil in der Luft.

Los jetzt, Vic! Rotz alles raus, sonst musst du dir um das Abendessen keine Sorgen mehr machen!

„Ich habe Hinweise darauf, dass es im Imperium eine großangelegte Verschwörung gibt, die irgendwie mit den Ereignissen auf Banda III zu tun hat!“

Haute-Pleines Hand senkte sich nicht. Er sah Vic noch immer reglos an, aber etwas war anders. Er wirkte wie seine eigene Kopie, er sah gleich aus und doch stimmte der Ausdruck nicht mehr mit den Momenten davor überein. Blinzelte der Weitweltler plötzlich mehr? Hatte er den Atem angehalten? Victor ertappte sich dabei, dass er das Gleiche tat. Der Ball war gespielt, jetzt war es an dem Offizier, eine Reaktion zu zeigen. Zäh wie ein Synth-Kaugummi dehnten sich die Momente. Es schien, als wollte der Contre-Amiral für immer so bleiben, um das Unaussprechliche nicht zu registrieren. Doch dann legte er den erhobenen Arm zusammen, offenbar in einer Form, die dem bereits aufgesprungenen Adjutanten verriet, dass seine Hilfestellung nicht mehr vonnöten war.

„Beaufort“, sagte er so nüchtern, dass Vic zunächst enttäuscht war. Er hatte sich von diesem riskanten Manöver deutlich mehr erhofft. Und sei es etwas Negatives.

„Sir?“

„Beaufort, stoppen Sie die Aufzeichnung und löschen Sie die letzten fünf Minuten“, ordnete er an, ohne den Adjutanten anzusehen. Die Blicke des Mannes lagen noch immer direkt auf Victor Nadar.

„Aber Sir? Das widerspricht der imperialen -“

„Corporal, Sie haben meine Anordnung gehört“, sagte Haute-Pleine mit einem bleiernen Ernst, der sich regelrecht aus dem simplen Satz herauszuschälen begann. Etwas lag in der bisher so sterilen Luft.

„Sehr wohl, Sir!“, antwortete der linkische Adjutant und betätigte an seinem Schreibplatz einige Taster, wischte zur Bestätigung mit seinem Handrücken über einen Sensor am Bedienpult. „Befehl ausgeführt, Sir!“

„Sehr gut“, lobte Haute-Pleine, ohne Vic aus seinem Blick zu entlassen. „Und jetzt tun Sie, was getan werden muss.“

Vic war bis dahin von dem schraubstockartigen Blick des Marineoffiziers gefangen gewesen, aber ein eben noch vor sich hin dümpelnder Instinkt riet ihm, sich zu Beaufort umzudrehen. Zu rätselhaft war dieser letzte Befehl des Mannes, der sich sonst so druckreif zu äußern vermochte. Keine Sekunde zu spät, wie sich herausstellte: Der Adjutant hatte plötzlich seine unbeholfene Art abgelegt, er stand auf und zog seine Ordonnanzwaffe. Schreckstarr sah Vic zu, als die DX-9 sich aus dem Holster wand wie ein böses Tier aus seinem Käfig. Und er gab ein leichtes Ziel ab auf diesem Stuhl! Keine Zeit, es war keine Zeit mehr, aufzuspringen und Deckung zu suchen! Atemlos sah er Beaufort zu, wie dieser sich plötzlich in einer bemerkenswert eleganten Drehung von ihm abwandte und die Waffe auf seinen Platznachbarn abfeuerte. Das Ziel verschwand kurz in einem blendend hellen Blitz, dann sackte der Verwaltungsoffizier an seinem Schreibtisch zusammen, das Gesicht in einem wirbelnden Stapel Flash-Folie vergraben. Mit routinierter Bewegung steckte Beaufort die Waffe wieder zurück. Die anderen fünf Leute im Raum arbeiteten ungerührt weiter, als sei nie auch nur das Geringste geschehen.

Vic erinnerte sich wieder einmal daran, warum er - neben einigen anderen Gründen - seinen Wehrdienst nicht freiwillig verlängert hatte: Er war zwar kein Schlappschwanz, aber es fiel ihm schwer, nach dem Tod eines anderen in seiner Nähe einfach so weiterzumachen. Der evolutionsbedingte Reflex, aus einer solchen Erfahrung heraus zu reagieren und sich anders zu verhalten, wollte unterdrückt sein. Ein Soldat marschierte weiter. Er kannte keine Fluchtimpulse, kein Mitgefühl, keine Modulation. Es wäre nicht Vics Leben gewesen.

„I-Ist er tot?“, stotterte er und schämte sich sogleich für seinen ungelenken Versuch, die furchterregende Stille im Raum zu brechen.

„Nein“, erklärte Haute-Pleine ruhig. „Beaufort hatte seine Waffe auf Betäubung eingestellt. Hier gehen wir nun wieder konform mit der Dienstvorschrift: In imperialen Gebäuden werden Plasmawaffen nur auf Betäubungsdosis benutzt. Der Imperator will seine Einrichtung schonen.“

„Aber... warum haben Sie das getan? Also, nicht Sie, aber er, also...“, stammelte Vic herum.

„Beaufort, Delage, Biendonné, schaffen Sie ihn fort“, befahl Haute-Pleine nüchtern. Die Angesprochenen erhoben sich kommentarlos, als wäre dies eine lang eingeübte Aufführung. Und vielleicht war es das ja auch. Sie packten den Bewusstlosen an Armen und Beinen und trugen ihn durch eine Nebentür hinaus.

„Mister Nadar“, begann er dann erneut. „Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass das hier nie geschehen ist. Haben Sie das zur Gänze verstanden?“

„Was passiert denn jetzt mit ihm? Ich meine, er wird ja irgendwann wieder wach und dann... ehm... und natürlich habe ich das verstanden. Ich war sowieso gerade in Gedanken, da übersieht man schnell mal, wenn neben einem jemand abgeknallt wird!“, versicherte Vic mit ironisch schiefer Miene.

„Er wird nicht mehr aufwachen, Mister Nadar, sondern nach Dienstschluss einen bedauerlichen Gleiterunfall haben. Es dürfte selbst einem Analyse-Bot des medizinischen Korps schwerfallen zu unterscheiden, ob die Depolarisation seiner Synapsen vor oder nach seinem Tod eingetreten ist. Junge Menschen fliegen eben leider allzu oft riskant und nutzen weder den Autopiloten noch die Gleiterweg-Automatik.“

Der Mann, den Victor gerade noch in die Schublade der peniblen und langweiligen Bürokraten gesteckt hatte, machte ihm nun irgendwie Angst. Seine schlimmsten Befürchtungen um die Verhältnisse in den Nervenzentren des Imperiums schienen bestätigt, wenn nicht gar übertroffen.

„Aber was hat er denn getan? Wer ist er überhaupt? Und warum gerade jetzt?“, bohrte Vic nach. Er konnte gerade nicht so schnell fragen, wie sein Gehirn sich drehen wollte.

„Fragen Sie sich bitte, was Sie gerade getan haben, dann beantwortet sich ein Teil Ihrer Fragen schon von selbst.“

„Ich?“, fragte Vic nach und deutete mit dem Daumen auf sich. „Jetzt machen Sie mal keine Witze! Ich habe doch nur von Rafale Goeland gesprochen, wo sie steckt und von dieser Verschwö-“

Er hielt inne.

„Hey! Sie meinen... der da gehörte auch dazu und hätte das nicht hören sollen?“

„Genau das“, bestätigte der Offizier. „Wer er ist, tut jetzt nichts mehr zur Sache, dieser Mann ist bereits Vergangenheit. Ein Beileidsschreiben, eine Akte bei der CPU, ein Dienstauftrag beim MHD. Ich wusste schon lange davon, dass er für eine Verschwörergruppe bei uns spionierte, von seiner Art gibt es in den wichtigen Dienststellen der Streitkräfte so einige. Solange er nur den Dienstalltag mitbekam, war er keine Gefahr, bestenfalls eine Behinderung und wir haben ihn toleriert. Nachdem Sie aber eine Verschwörung erwähnt hatten, gab es kein Zurück mehr.“

„Er musste weg, bevor er seinen Auftraggeber warnen konnte, dass wir Bescheid wissen.“

„Korrekt, Mister Nadar. Wir waren auf diesen Tag vorbereitet und wie Sie sehen, lohnt sich Diskretion in Militärkreisen.“

„Ich... bin ehrlich gesagt irgendwie schockiert, dass das Militär es duldet, dass sich Verschwörer ungeniert überall einnisten. Sind Sie denn so machtlos?“

Haute-Pleines Leute kamen wieder in den Raum zurück und setzten sich an ihre Arbeitsplätze. Der Fall schien erledigt zu sein. Selbst Beaufort hatte wieder seine linkischen Bewegungen angenommen, als sei sein eleganter Angriff eine Art Versehen gewesen.

„In gewissem Sinne ja, Mister Nadar. Wir wissen, dass es eine Gruppe namens Colerianischer Herbst gibt und dass sie Verbindungen in alle gesellschaftlichen Schichten hat, aber aus dem Militär hervorgegangen ist. Wir wissen auch, dass diese Gruppe expansionistische Ziele des Imperiums unterstützt und die Stellung des Militärs stärken will. Sie -“

„Entschuldigung“, unterbrach Vic den Contre-Amiral. „Nehmen Sie es nicht persönlich, aber wie kann man denn das Militär noch mehr stärken bitte? Das beherrscht doch eh schon alles!“

„Indem man den Imperator zur Marionette macht“, entgegnete Haute-Pleine kühl.

„Den... Impe... rator? Bei den Sternen! Selbst wenn man kein großer Freund des Systems ist: Ohne den Imperator würde doch alles auseinanderfallen, oder nicht? Wer kann denn so was wollen?“

„Das ist eine gute Frage. Mister Nadar: Warum werfen Kinder hemmungslos Scheiben ein, obwohl sie doch weit weniger Grund haben dürften als so mancher Erwachsene, der stattdessen zögert? Der Vergleich mag in seiner Konsequenz hinken, aber er zeigt, dass mangelnde Sicht kein Hinderungsgrund für drastische Taten sein muss. Ganz im Gegenteil. Diese Leute glauben, dass sie keine Integrationsfigur brauchen, um das eigene Volk ruhig zu halten. Und sie glauben, dass sie die gesamte restliche Galaxis entweder unterwerfen oder ausrotten müssen, um sich den nötigen Respekt zu verschaffen, auch ohne Imperator zu regieren.“

„Das ist ja Wahnsinn! Totaler Wahnsinn! Es wird Bürgerkriege geben! Millionen von Toten, ach, was sag ich: Milliarden vielleicht! Und wenn zufällig noch jemand in den Kartellwelten nicht ausradiert wurde bis dahin, werden die den Rest besorgen!“

„Mein Professor für politische Moral hat einmal gesagt: Jede Gesellschaft bekommt die Art Revolution, die sie verdient. Denken Sie mal darüber nach, Mister Nadar.“

Victor saß für eine Weile stumm da, und er war sehr dankbar, dass er sitzen konnte. Der Raum war bestens mit recycelter Luft versorgt und dennoch schien ihm etwas den Atem zu nehmen, er fühlte sich von seiner eigenen Kehle gewürgt. Die Welt um ihn herum wollte nicht aufhören, sich zu drehen. Hatte Rafale das ebenso erlebt? Sie musste doch davon wissen oder es sich zumindest zusammengereimt haben. Bei den Sternen!

„Dieser Colerianische Herbst hat also auf Banda III Feuer gelegt, um den Krieg zu eskalieren und die üblichen Waffenstillstandsverhandlungen zu torpedieren, sehe ich das richtig?“

Haute-Pleine nickte nur. Sein Blick wirkte plötzlich irgendwie müde, oder bildete Vic sich das nur ein?

„Und Rafale Goeland hat diese Leute irgendwie bei ihrer Aktion gestört. Soll ich mal raten? Das waren gar nicht die Sots, die sollten nur in die Sache reingezogen und provoziert werden, genau wie unser eigenes ehrliches Militär.“

Oh Mann! Ehrliches Militär ist ein Ausdruck, den du dir patentieren lassen solltest, Alter!

Haute-Pleine nickte erneut.

„Aber... warum tun Sie nichts dagegen? Wenn Sie so gut informiert sind über deren Absichten, warum lassen Sie solche Typen wie den...“ - Vic deutete auf die Seitentür - „hier rummachen, statt das Nest auszuräuchern?“