5,99 €
Düster, spannend, unheimlich – drei fesselnde Geschichten voller Geheimnisse und unerwarteter Wendungen. Für alle, die Psychothriller und mysteriöse Krimis lieben. Das mörderische Dinner: In einer verschneiten Villa am Waldrand lädt der exzentrische Kunstsammler Julius van der Weyden eine illustre Runde zu einem exklusiven Abendessen. Doch hinter der Fassade aus Eleganz und Luxus lauern dunkle Geheimnisse. Als eine Mappe mit kompromittierenden Informationen verschwindet, beginnt ein gefährliches Spiel aus Misstrauen und Intrigen. Während die Gäste sich gegenseitig verdächtigen, taucht ein mysteriöser Fremder auf, dessen wahre Absichten niemand kennt. Alte Verbrechen und verborgene Schuld brechen ans Licht, und die Stimmung eskaliert, als ein Mord geschieht. Zwischen Lügen, Verrat und tödlicher Gefahr wird klar: In dieser Nacht wird niemand ungeschoren davonkommen. Doch wird die Wahrheit ans Licht kommen, bevor es zu spät ist? Ein fesselnder Krimi über dunkle Geheimnisse, gefährliche Allianzen und das tödliche Spiel um Wahrheit und Macht. Sofa des Grauens: Ein altes Haus. Ein verborgenes Geheimnis. Und ein Sofa, das nie hätte gefunden werden dürfen. Lara und Paul wollten nur renovieren. Doch hinter einer Wand entdecken sie ein altes, verstecktes Sofa. In den Polstern vergilbte Briefe, die von Angst und Flucht erzählen. Die Verfasserin, Anna Ritter, verschwand vor über 30 Jahren spurlos. Während Lara versucht, das Rätsel zu lösen, geschehen unheimliche Dinge. Türen stehen offen, Gegenstände verschwinden, ein fremder Schatten lauert in der Nacht. Je tiefer sie gräbt, desto klarer wird: Jemand will nicht, dass sie die Wahrheit herausfindet. Doch was, wenn Anna nie wirklich verschwunden war? Und das Sofa nicht das Einzige ist, was verborgen blieb? Ein fesselnder Psychothriller über Geheimnisse, die besser unentdeckt bleiben sollten. Tödliche Enthüllungen: In einer wohlhabenden Patchwork-Familie, die gemeinsam in einer prächtigen Villa lebt, stirbt der Familienvater unter mysteriösen Umständen. Alles deutet zunächst auf Herzversagen hin, doch bald kommen Zweifel auf. Die Erben – Kinder und Stiefkinder – geraten in einen erbitterten Streit um das Vermögen und die Machtverhältnisse. Während alte Geheimnisse ans Licht kommen, wächst der Verdacht, dass der Tod vielleicht doch kein Unfall war. Intrigen, Misstrauen und dunkle Absichten spitzen die Lage gefährlich zu. Doch wer in dieser Familie sagt wirklich die Wahrheit – und wer würde über Leichen gehen?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 158
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cora Nyári
Coras Nachtkrimis
Das mörderische Dinner
Das Sofa des Grauens
Tödliche Enthüllungen
Inhaltsverzeichnis
Das mörderische Dinner
Kapitel 1 Giftige Atmosphäre
Kapitel 2 Die verschwundenen Aufzeichnungen
Kapitel 3 Der Fremde
Kapitel 4 Der Schatten der Schuld
Kapitel 5 Die verbotene Affäre
Kapitel 6 Die Wahrheit
Kapitel 7 Der heimliche Erbe
Kapitel 8 Der Preis der Wahrheit
Kapitel 9 Der Schatten der Vergangenheit
Kapitel 10 Finale – die letzte Wahrheit
Das Sofa des Grauens
Kapitel 1 Die Entdeckung
Kapitel 2 Die Botschaft aus der Vergangenheit
Kapitel 3 Die dunkle Geschichte des Hauses
Kapitel 4 Der ungebetene Besucher
Kapitel 5 Die Warnung
Kapitel 6 Die Dunkelheit im Schatten
Kapitel 7 Die Schatten der Vergangenheit
Kapitel 8 Die letzten Geheimnisse
Kapitel 9 Die Aufklärung
Kapitel 10 Die Auflösung
Tödliche Enthüllungen
Kapitel 1 Harmonie beim Abendessen
Kapitel 2 Plötzlicher Zusammenbruch
Kapitel 3 Vermutung von natürlichem Tod
Kapitel 4 Zerbröckelnde Fassade
Kapitel 5 Erbstreit eskaliert
Kapitel 6 Eine neue Spur
Kapitel 7 Das vergiftete Dessert
Kapitel 8 Die vergessene Aufnahme
Kapitel 9 Die überraschende Auflösung
Kapitel 10 Familie und Wahrheit
Über die Autorin
Impressum
Die verschneite Villa am Rande des Waldes erhob sich inmitten der winterlichen Landschaft. Warmes Licht fiel aus den großen Fenstern, das den frisch gefallenen Schnee in eine leuchtende Landschaft tauchte. Die ersten Gäste betraten den gepflasterten Weg, der von dem Knirschen des Schnees begleitet wurde. Die Einladung versprach einen Abend voller Glanz und Geheimnisse.
Julius van der Weyden, Gastgeber und Herr des Hauses, stand aufrecht in der Eingangshalle. Die geschmückten Wände mit Gemälden alter Meister bildeten eine prunkvolle Kulisse. Mit einem scharfen Blick erfasste er jeden Gast, als wolle er deren Gedanken bei der Begrüßung durchschauen. Seine markanten Gesichtszüge strahlten Selbstbewusstsein aus, untermalt von einer subtilen Selbstzufriedenheit.
„Dr. Berger, wie gut, dass Sie es einrichten konnten“, sagte Julius zu seinem Anwalt mit einem süffisanten Lächeln und unterschwelliger Herausforderung.
„Herr Kraus, Ihre Expertise als Kunstexperte dürfte heute Abend besonders gefragt sein.“
Leonard Kraus, ein angesehener Historiker, ließ ein leicht arrogantes Lächeln aufblitzen. „Ich bin gespannt, ob Ihr neuester Schatz den hohen Erwartungen gerecht wird, Herr van der Weyden.“
„Oh, das wird er“, erwiderte Julius mit leiser, bestimmter Stimme. Dabei wanderte sein Blick kurz zu Daniel Weber, einem Mann mittleren Alters mit scharfen Gesichtszügen. Weber, ein berühmter Kunstfälscher, hielt sich im Hintergrund, als wolle er unsichtbar bleiben. Julius’ Lippen verzogen sich zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln.
In diesem Moment trat eine Frau ein, deren Erscheinung einen deutlichen Kontrast zu den anderen Gästen bildete. Helene Bach, eine Journalistin mit wachen, durchdringenden Augen, Julius nickte ihr knapp zu, als sie zu ihm kam. „Herr van der Weyden, es ist mir eine Ehre, Teil dieses besonderen Wochenendes zu sein.“
Julius neigte den Kopf. „Frau Bach, Ihre Berichterstattung wird sicherlich genauso präzise wie immer ausfallen. Ich bin sicher, Sie werden eine Geschichte finden, die es wert ist, erzählt zu werden.“ Seine Worte trugen einen Unterton, den nur sie zu bemerken schien.
Hinter ihr erschien Maximilian Falk, ein hochgewachsener Mann mit einer auffällig selbstsicheren Haltung. Sein graues Haar war tadellos zurückgekämmt, und seinen Schritten wohnte eine gelassene Entschlossenheit inne. Julius musterte ihn einen Moment zu lange, bevor er die Hand ausstreckte.
„Maximilian“, sagte er mit einer Mischung aus Herzlichkeit und Spannung. „Wie gut, dich nach all den Jahren wieder hier zu haben.“
Maximilian erwiderte den festen Händedruck mit einem vielsagenden Lächeln. „Julius, es scheint, als würdest du nichts dem Zufall überlassen. Wie immer beeindruckend.“
„Manche Dinge ändern sich nie“, entgegnete Julius und führte ihn mit einer einladenden Geste in den Salon.
Die Runde war vollständig. In der Luft lag ein unausgesprochenes Gefühl von Vorahnung. War die Gästeliste wirklich so willkürlich zusammengestellt, wie es schien? Oder verbarg sich dahinter eine sorgfältig durchdachte Absicht? Das fragte sich Anna van Hagen, Julius’ Tochter aus erster Ehe, die mit ihren 20 Jahren immer noch gegen alles rebellierte. Sie hatte sich vorgenommen, sich distanziert zu verhalten. Nur auf ausdrücklichen Wunsch ihres Vaters nahm sie an dem Abendessen teil.
Elena van der Weyden, Julius’ junge Ehefrau, stand an der Schwelle zum großen Salon und beobachtete die Szene mit Adleraugen. Ihr makelloses, cremefarbenes Kleid betonte ihre Eleganz. Ihre Augen jedoch verrieten eine Wachsamkeit, die im Gegensatz zu ihrer Anmut stand.
Während sie scheinbar mühelos die Rolle der Gastgeberin spielte, verfolgte sie jede Bewegung, jedes Wort. Ihre Präsenz war ebenso unterkühlt wie beherrschend.
Olga Stein, die langjährige Haushälterin, dirigierte die Bediensteten wie eine Generalin. Alles musste perfekt sein, denn Julius duldete keine Fehler. Der Duft von verschiedenen Braten und feinen Gewürzen durchzog das Haus, das eine Atmosphäre trügerischer Behaglichkeit schuf.
Die Gäste sammelten sich im Salon, wo das Knistern des Kamins und das sanfte Klirren von Gläsern eine elegante, gespannte Stimmung schufen. Julius’ Stimme unterbrach das sanfte Murmeln der Anwesenden.
„Liebe Freunde, es ist mir eine Freude, Sie alle heute Abend hier willkommen zu heißen. Wir haben besondere Stunden vor uns und einen gemeinsamen Morgen. Somit muss niemand in der kalten Winternacht den Heimweg antreten. Der Abend wird uns Genuss und Inspiration schenken.“
Seine Augen glitten von einem Gast zum nächsten. „Ich möchte nicht vorgreifen. Lassen Sie uns den Abend gemeinsam beginnen.“
Dr. Felix Berger, Julius’ Anwalt, ein Mann mit kühler Ausstrahlung, musterte die Anwesenden über den Rand seines Weinglases. Seine Bewegungen waren kontrolliert, fast mechanisch. „Inspiration, Herr van der Weyden? Sie haben unsere Neugier geweckt.“
„Geduld, mein lieber Dr. Berger. Alles zu seiner Zeit.“ Julius hob sein Glas. „Auf die Gesellschaft.“
Ein vielstimmiges „Auf die Gesellschaft“ erklang mit den klirrenden Gläsern.
Daniel Weber hielt sich weiterhin am Rande des Raumes auf, seine Finger spielten nervös mit der Manschette seines Hemdes. Leonard Kraus bemerkte seine Unruhe und trat näher an ihn heran. „Weber, Sie sehen aus, als möchten Sie etwas sagen. Ist alles in Ordnung?“ Sein Ton war unverbindlich, aber seine Augen musterten Weber unauffällig.
„Alles bestens“, erwiderte Weber ohne Überzeugung. „Ich genieße lediglich den Abend.“
„Das sollten Sie auch“, sagte Kraus mit einem Hauch von Spott. „Ein solches Ereignis ist selten. Man weiß nie, wann es das letzte Mal ist.“ Weber wich seinem Blick aus und wandte sich ab.
Julius’ Stimme verlangte seine Aufmerksamkeit. „Bitte folgen Sie mir ins Speisezimmer. Das Dinner erwartet uns.“
Die Gäste bewegten sich in Richtung des prunkvoll gedeckten Esstisches. Goldene Kerzenhalter und feinstes Porzellan glitzerten im Licht des Kronleuchters. Eine erwartungsvolle Spannung lag in der Luft, während die Gäste ihre Plätze einnahmen. Julius setzte sich an das Kopfende des Tisches, Elena an seine rechte Seite. Ihre schlanken Finger ruhten auf der Tischkante, ihre Augen unverwandt auf Julius gerichtet.
„Meine Lieben“, begann Julius und hob sein Glas. „Dieser Abend steht unter einem besonderen Zeichen. Es geht nicht nur um Genuss, sondern auch um Vertrauen. Ich hoffe, Sie sind bereit, sich diesem Abend vollkommen hinzugeben.“
Ein Gemurmel ging durch die Runde, und die Blicke verrieten Skepsis, Neugier und eine Spur von Argwohn.
Während die Bediensteten die ersten Gänge servierten, füllte sich der Raum mit dem Klang von Besteck und leisen Gesprächen.
Leonard Kraus, der neben Dr. Berger saß, beugte sich leicht zu ihm. „Was denken Sie, worauf er hinauswill?“
Berger zog die Augenbrauen hoch. „Van der Weyden liebt seine Inszenierungen. Es könnte alles bedeuten oder nichts. Aber seien Sie wachsam.“
Kraus nickte unmerklich. „Wachsam bin ich immer.“
Am anderen Ende des Tisches lehnte sich Daniel Weber unbehaglich in seinem Stuhl zurück. Sein Blick wanderte immer wieder zu Julius, der mit einem Hauch von Genugtuung auf die Reaktionen seiner Gäste achtete. Elena flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin er leise lachte. Die anderen Gäste waren jedoch nicht in der Stimmung für leichte Heiterkeit. Mit dem Wein, der in Strömen floss, wurden die Gespräche lauter und die Atmosphäre leichter.
Bereits nach kurzer Zeit begann die lockere Fassade zu bröckeln, als Julius plötzlich sein Besteck niederlegte und in die Runde blickte.
„Meine lieben Gäste, es gibt etwas, das ich Ihnen zeigen möchte. Etwas, das diesen Abend unvergesslich machen wird.“
Die Gespräche verstummten. Alle Augen richteten sich auf den Gastgeber, der mit langsamen Bewegungen ein längliches, verschlossenes Kästchen von der Anrichte ihm gegenüber nahm. Der Deckel glänzte im Licht des Kronleuchters.
„Dieses kleine Kästchen ist sehr wertvoll. Wenn Sie bereit sind, werde ich etwas Einmaliges enthüllen. Es könnte Ihre Sicht auf die Wahrheit verändern.“
Ein Raunen ging durch die Runde. Daniel Weber schien blasser zu werden, während die Augen von Leonard Kraus vor Neugier funkelten.
„Sie machen es spannend, Herr van der Weyden“, sagte Kraus mit unverkennbarer Ungeduld in der Stimme. „Zeigen Sie uns, was in diesem Kästchen steckt.“
Julius’ Lächeln vertiefte sich, aber er blieb stumm. Sein Blick wanderte durch den Raum, blieb kurz an Elena hängen, die ihm unmerklich zunickte. Dann öffnete er langsam den Deckel.
Die Gäste erhoben sich vom Esstisch, während die Spannung im Raum spürbar zunahm. Julius öffnete das Kästchen, und anstelle eines erlesenen Kunstwerks enthüllte er eine schmale Mappe. Der lederne Einband glänzte matt, ein handschriftlicher Schriftzug auf der Vorderseite blieb rätselhaft. Mit sichtbarer Genugtuung hielt Julius sie demonstrativ in die Höhe.
„Was Sie hier sehen“, begann er ruhig, „ist das Herzstück unseres heutigen Abends. Diese Aufzeichnungen enthalten Wahrheiten, die das Wesen unserer Gesellschaft erhellen. Für einige von Ihnen könnten diese Wahrheiten jedoch unbequem sein.“
Elena blieb regungslos, nur ihre Finger strichen unbewusst über den Stiel ihres Weinglases. Leonard Kraus lehnte sich vor, offenkundig neugierig. Daniel Weber hingegen wurde bleich und vermied es, den Blick auf die Mappe zu richten. Dr. Felix Berger räusperte sich, um die drückende Stille zu brechen. Anna zeigte eine auffällige Gleichgültigkeit, die ihre Distanz zu den Geschehnissen unterstrich.
„Ein gewagtes Spiel, Julius. Haben Sie keine Angst, dass diese ‚Wahrheiten‘ Unmut stiften könnten?“, fragte Berger.
„Manchmal ist Unmut notwendig, um Klarheit zu schaffen“, erwiderte Julius mit einem kalten Lächeln. „Und die Wirkung wird lehrreich sein.“
Ein plötzlicher Windstoß ließ die Fenster klirren, als Olga Stein den Raum betrat. „Herr van der Weyden, das Dessert ist bereit.“
Julius winkte ab. „Bringen Sie es in die Bibliothek, Olga. Unsere Unterhaltung erfordert einen intimeren Rahmen.“
Die Gäste erhoben sich zögerlich und folgten Julius in die majestätische Bibliothek mit deckenhohen Bücherregalen und einem prasselnden Kamin. Julius legte die Mappe auf einen Beistelltisch aus dunklem Mahagoni. „Wir versammeln uns hier. Die Mappe bleibt vorerst geschlossen, doch ich verspreche, der richtige Moment wird kommen. Genießen Sie vorab das vorzügliche Dessert.“
Daniel Weber, der sich am Rand des Raumes hielt, schüttelte den Kopf. „Was beabsichtigen Sie, Julius? Niemand hier hat das Recht …“
„Mein lieber Herr Weber“, unterbrach Julius mit durchdringendem Blick, „es geht nicht um Rechte, sondern um Verantwortung. Das sollten Sie als Experte für Nachahmungen verstehen.“
Die Worte hingen wie ein Damoklesschwert im Raum. Plötzlich erklang ein markerschütternder Schrei. Elena, die am Fenster stand, wirbelte herum. „Die Mappe! Sie ist weg!“
Augen richteten sich auf den Beistelltisch. Nichts als die leere Tischplatte blieb zurück. Julius, das Glas in der Hand, erstarrte.
Leonard Kraus trat vor. „Das ist kein Zufall. Jemand hat sie genommen.“
„Unsinn“, entgegnete Dr. Berger. „Niemand würde so unvorsichtig sein. Julius, haben Sie sie nicht woanders hingelegt?“
„Unmöglich“, sagte Julius mit eiserner Ruhe. „Diese Mappe enthält Beweise. Beweise, die für einige hier höchst unangenehm sein könnten. Wir klären die Angelegenheit sofort.“
Die Gäste begannen, sich gegenseitig zu mustern, während Julius vor dem Kamin an seinem Lieblingsplatz stand. „Niemand verlässt diesen Raum, bis die Mappe gefunden ist.“
Die Suche begann, doch nach einer Stunde war klar: Die Mappe blieb verschwunden. Die Spannung wuchs, Blicke wurden schärfer, Worte giftiger. Leonard Kraus murmelte: „Niemand hat den Raum verlassen. Wo ist sie?“
„Vielleicht sollten wir die Frage anders stellen“, sagte Julius. „Wer hätte am meisten zu verlieren?“
Die Worte hallten durch den Raum wie ein Urteil. Alle Augen richteten sich auf Daniel Weber, dessen Nervosität immer deutlicher wurde.
„Vielleicht sollten Sie erklären, warum Sie so nervös sind“, meinte Julis.
Weber schnappte nach Luft, doch bevor er etwas sagen konnte, wurde die Tür zur Bibliothek aufgerissen. Kommissar Friedrich Hartmann, ein langjähriger Vertrauter von Olga, der Haushälterin, befand sich zufällig im Haus, um ihr eine wichtige Nachricht zu überbringen. Ein groß gewachsener Mann mit markanten Gesichtszügen betrat die Bibliothek. Seine Präsenz füllte den Raum mit einer Mischung aus Autorität und stillem Charisma.
„Was geht hier vor sich?“, fragte er mit tiefer Stimme. „Ich hörte Rufe aus diesem Raum.“
Julius wandte sich an den Kommissar. „Hartmann, wie gut, dass Sie hier sind. Es scheint, dass jemand in meinem Haus eine entscheidende Grenze überschritten hat.“
Hartmann zog die Augenbrauen hoch. „Eine Grenze? Wovon reden Sie?“
„Eine Mappe von unermesslichem Wert ist verschwunden. Sie enthält Beweise, die für einige hier entscheidende Konsequenzen hätten. Ich bin sicher, Sie verstehen die Tragweite.“
Hartmanns Blick wanderte über die Gäste. „Niemand hat den Raum verlassen, und doch ist diese Mappe verschwunden? Vielleicht ist sie gar nicht weit.“
Die Gäste verstummten, ihre Gesichter voller Misstrauen. Julius brach die Stille. „Wenn wir die Mappe nicht finden, bleibt nur eine Lösung: Die Wahrheit kommt ans Licht – mit oder ohne Ihre Zustimmung.“
Die Gäste hatten sich nach der Suche nach der verschwundenen Mappe wieder beruhigt. Zumindest äußerlich. Gedämpfte Gespräche und eine Nervosität war allgegenwärtig. Jeder Blick, jedes geflüsterte Wort war von Misstrauen durchzogen. Die Ereignisse hatten Misstrauen gesät. Niemand schien mehr sicher zu sein, wer in dieser Runde Freund oder Feind war.
Kommissar Friedrich Hartmann stand reglos an einem der hohen Fenster, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Seine Augen ruhten mit gedankenverlorenem Blick auf der verschneiten Winterlandschaft. Irgendetwas stimmte nicht. Sein Instinkt sagte ihm, dass die Wahrheit sich in den Schatten dieses Hauses verbarg. Versteckt hinter sorgfältig konstruierten Fassaden.
Am Kamin stand Julius mit einer Gelassenheit, die nur äußerlich war. Seine Augen glitten über die Gäste und verweilten einen Moment zu lange auf jedem Einzelnen. Die Atmosphäre war vergiftet. Julius schien genau zu wissen, dass der Verlust der Mappe eine Kette von Ereignissen ausgelöst hatte, die nicht mehr aufzuhalten war. Das war in dieser Konstellation nicht sein Plan.
Unerwartet öffnete sich die Tür mit einem leisen Knarren und unterbrach die gedämpfte Unterhaltung.
Ein Mann mittleren Alters betrat die Bibliothek. Er strahlte eine faszinierende Selbstsicherheit aus. Der perfekt geschnittene Anzug, die straffe Haltung und der kühle Ausdruck in seinem Gesicht verliehen ihm eine Aura der Unnahbarkeit. Sein prüfender Blick durchwanderte den Raum, als würde er die Anwesenden taxieren und jede ihrer Bewegungen analysieren.
Hartmann wandte sich langsam um. Seine Züge verrieten Überraschung, in seinen Augen funkelte wachsames Misstrauen. Er trat einen Schritt vor. Seine Stimme wirkte drohender als beabsichtigt: „Wer sind Sie, und was führt Sie hierher?“
Der Fremde lächelte mit kalten Augen. „Ich bin Ben Peter und komme im Auftrag von Erik Sander mit einer dringenden Angelegenheit. Das betrifft sowohl Sie, Herr van der Weyden, als auch einige Ihrer Gäste. Der Schneesturm hat meine Ankunft leider um einige Stunden verzögert.“
Ein Raunen ging durch die Menge. Alle Augen richteten sich auf Julius, der sich straffte, als würde er eine unsichtbare Last tragen. Mit ruhiger Stimme erwiderte er: „Vielen Dank, Herr Peter, dass Sie den Weg doch noch auf sich genommen haben.“
Ben Peter zog einige Dokumente aus seiner Tasche. „Hier sind die besagten Papiere. Sie enthalten geschäftliche Informationen, die auch einige Ihrer Gäste betreffen.“
Ein ersticktes Flüstern erhob sich. Peter sah Hartmann an, ein kaltes Lächeln spielte um seine Lippen. „Kommissar Hartmann, Sie wissen so gut wie ich, dass manche Wahrheiten keine Verzögerung dulden. Ich habe diese Dokumente überflogen. Sie enthalten Beweise, die brisant sind.“
Julius’ Augen glitzerten gefährlich. Trotz seiner Fassade war deutlich, dass er innerlich kochte. „Herr Peter“, sagte er kühl, „ich erwarte eine Erklärung. Was gehen Sie vertrauliche Dokumente an, und warum sprechen Sie so vor meinen Gästen?“
Peter wirkte unbeeindruckt. „Weil ich weiß, was in dieser Mappe enthalten ist, und der anwesende Kommissar eine Untersuchung einleiten sollte. Es ist Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen.“
Er öffnete die Mappe und zog ein vergilbtes Foto hervor. Es zeigte Julius und eine Person, deren Gesicht zur Hälfte im Schatten lag. „Kennen Sie diese Aufnahme, Herr van der Weyden?“
Julius reagierte nicht. Sein Gesicht blieb wie aus Stein gemeißelt. „Das Foto ist alt. Es beweist nichts.“
„Vielleicht“, entgegnete Peter, „doch die Person auf diesem Bild ist seit Jahren verschwunden, und es gibt Gerüchte, die brisante Fragen aufwerfen.“
Bevor Julius antworten konnte, trat Hartmann vor. „Herr Peter, Ihre Anschuldigungen sind ernst. Doch ohne stichhaltige Beweise bewegen Sie sich auf dünnem Eis. Dies könnte Verleumdung sein.“
Julius funkelte Peter an. „Sie hatten kein Recht, die Dokumente zu lesen. Ihre Aufgabe war es, sie zu überbringen, nicht zu öffnen.“
Peter zuckte die Schultern. „Es war notwendig. Und ich glaube, auch Ihre Gäste sollten wissen, worum es hier geht.“
Hartmann nahm die Mappe entgegen und begann, sie durchzublättern. Eine tiefe Falte grub sich zwischen seine Brauen, als er auf eine Seite stieß, die offenbar schwerwiegende Informationen enthielt. „Herr van der Weyden“, begann er langsam, „können Sie erklären, warum Ihr Name mehrfach im Zusammenhang mit dieser Person erwähnt wird?“
Julius hob das Kinn. „Ich werde mich nicht vor meinen Gästen rechtfertigen.“
Das Murmeln im Raum wurde lauter. Leonard Kraus trat sichtlich erregt vor. „Das ist ein Skandal, Julius. Sie setzen uns dieser Demütigung aus?“
Julius hob eine Hand. „Genug. Herr Peter, Sie haben Ihre Kompetenzen überschritten. Kommissar Hartmann, ich überlasse diese Angelegenheit Ihnen.“
Hartmann nickte knapp. „Herr Peter, Sie begleiten mich. Und ich werde diese Angelegenheit genauer untersuchen.“
Peter verneigte sich leicht, bevor er sagte: „Die Wahrheit beginnt jetzt erst. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend.“
Die Anwesenden waren fassungslos. Julius wandte sich an sie. „Gehen Sie ins Esszimmer. Olga hat einige Leckereien vorbereitet. Ich werde in zehn Minuten bei Ihnen sein.“
Mit zögerlichen Schritten verließen die Gäste den Raum. Zurück blieb Julius vor dem Kamin, seine Augen in die lodernden Flammen gerichtet. Die flackernden Schatten spiegelten die Unruhe wider, die ihn innerlich aufwühlte. Die Nacht versprach, lang und gnadenlos zu werden.