Damon, oder die wahre Freundschaft - Gotthold Ephraim Lessing - E-Book

Damon, oder die wahre Freundschaft E-Book

Gotthold Ephraim Lessing

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Beschreibung

Die guten Freunde Damon und Leander sind beide unsterblich in dieselbe schöne Witwe verliebt, die sich ihrerseits nicht zwischen den beiden entscheiden kann. Die Bedienstete Lisette rät der jungen Frau, den erfolgreicheren Geschäftsmann zu ehelichen, während Leander seinen Freund mit einer List ausbooten soll. Als dessen Untreue auffliegt, entscheidet sich die Witwe zwar für Damon - doch dieser verzeiht seinem Freund Leander und stellt die Freundschaft über alles.-

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Seitenzahl: 41

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Gotthold Ephraim Lessing

Damon, oder die wahre Freundschaft

Ein Lustspiel in einem Aufzuge

Saga

Damon, oder die wahre Freundschaft

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1748, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728015513

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Personen:

Die Witwe

 

Leander

 

Damon

 

Oronte

 

Lisette

Der erste Auftritt

Die Witwe. Lisette.

LISETTE. Nun, das ist wahr, unser Haus hat sich in kurzem recht sehr geändert. Noch vor acht Tagen war es ein belebter Sammelplatz von unzähligen jungen Herren und verliebten Narren. Alle Tage haben sich ihrer ein Paar verloren. Heute blieben die weg; morgen folgten ein Paar andre nach, und übermorgen desgleichen. Gott sei Dank! zwei sind noch übrig geblieben. Wenn die sich auch abfinden sollten: so wird unser Haus zur Einöde. Madame – – – Madame!

DIE WITWE. Nun, was ist es?

LISETTE. Alsdann bleibe ich gewiß auch nicht länger bei Ihnen; so gut ich es auch hier habe. Gesellschaft ist das halbe Leben!

DIE WITWE. Du hättest dich also besser in einen Gasthof, als in meine Dienste, geschickt?

LISETTE. Ja. In einem Gasthofe geht es doch noch munter zu. Wenn es nicht so viel Arbeit da gäbe, wer weiß, was ich getan hätte. Wenn man einmal, leider! dienen muß, so, dächte ich, ist es wohl am vernünftigsten, man dient da, wo man bei seinem Dienen das größte Vergnügen haben kann. Doch, Scherz bei Seite. Was stellt denn itzo Herr Damon und Herr Leander bei Ihnen vor?

DIE WITWE. Was sie vorstellen?

LISETTE. Die Frage scheint Ihnen wundersam? Das weiß ich wohl, was sie sonst vorgestellt haben. Ihre Freier.

DIE WITWE. Und das sind sie auch noch.

LISETTE. Das sind sie noch? So? Damon ist also des Leanders Nebenbuhler, und Leander des Damons. Und gleichwo sind Leander und Damon die besten Freunde? Das wäre eine neue Mode. Wider die streite ich mit Händen und Füßen. Was? Nebenbuhler, die sich nicht unter einander zanken, verleumden, schimpfen, betrügen, herausfordern, schlagen, das wären mir artige Kreaturen. Nein. Es muß bei dem alten bleiben. Unter Nebenbuhlern muß Feindschaft sein, oder sie sind keine Nebenbuhler.

DIE WITWE. Es ist wahr, ich habe mich über ihr Bezeigen einigermaßen selbst gewundert. Ehe beide noch wußten, daß sie einerlei Zweck hätten, bezeigte sich niemand gegen mich verliebter, als eben sie. Niemand war zärtlicher, niemand bestrebte sich um meine Gegengunst mehr, als sie. So bald sie gewahr wurden, daß einer des andern Nebenbuhler wäre, so bald wurden beide, in ihrem Bestreben, mir zu gefallen, nachlässiger. Einer redete bei mir dem andern das Wort, Damon dem Leander, und Leander dem Damon. Beide schwiegen von ihren eigenen Angelegenheiten.

LISETTE. Und bei der Aufführung halten Sie beide noch für Ihre Freier?

DIE WITWE. Ja, ich bin es gewiß überzeugt, daß sie mich beide lieben. Beide lieben mich aufrichtig. Nur schien mir Damon etwas zu flüchtig, und Leander etwas zu ungestüm.

LISETTE. Beinahe möchte ich Sie itzt etwas fragen?

DIE WITWE. Nun, so laß doch hören.

LISETTE. Werden Sie mir aber aufrichtig antworten?

DIE WITWE. Ob ich dir aufrichtig antworten werde? Ich sehe nicht, was mich nötigen sollte, dir eine erdichtete Antwort zu geben. Wenn mir deine Frage nicht ansteht, so dürfte ich dir ja lieber gar nicht antworten.

LISETTE. Sie glauben, daß Sie von beiden geliebt werden. Und vielleicht mit Recht. Welchen von ihnen lieben Sie denn aber?

DIE WITWE. Welchen?

LISETTE. Ja.

DIE WITWE. Welchen? die Frage ist wunderlich. Ich liebe sie beide.

LISETTE. Nun, das ist gut. Sie werden sie also auch beide heiraten?

DIE WITWE. Du mengest alles unter einander. ltzo war die Rede vom Lieben und nicht vom Heiraten. Alle Freier, die ich gehabt habe, waren teils eitle verliebte Hasen, teils eigennützige niederträchtige Seelen. Was habe ich nicht von beiden ausstehen müssen! Nur Damon und Leander unterschieden sich gleich anfangs von ihnen. Ich nahm diesen Unterschied mit dem größten Vergnügen wahr. Und ich glaube auch, daß ich es ihnen selbst habe deutlich genug zu verstehen gegeben, wie sehr ich sie zu unterscheiden wüßte. Ich habe allen den Abschied gegeben, die nicht selbst so klug waren, ihn zu nehmen; nur sie habe ich da behalten, und sehe sie noch mit Vergnügen bei mir.

LISETTE. Was soll aber daraus werden?