Dark Land - Folge 012 - Michael Breuer - E-Book

Dark Land - Folge 012 E-Book

Michael Breuer

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Beschreibung

Als der Körper des Gangsters die Rechtsmedizin verließ und zur Bestattung freigegeben wurde, beging man einen grausigen Fehler. Schon bald erhob sich der Tote nämlich wieder. Er war dabei, sich auf unheimliche Weise zu verändern.

Die Redaktion des Twilight Evening Star hörte von den Vorgängen auf dem Friedhof. Man ahnte jedoch noch nicht, dass dort eine unheimliche Macht damit befasst war, sich um den Auferstandenen zu kümmern.

Die Wächter des Friedhofs duldeten keine Fehler und schon gar nicht ihr Oberhaupt, der Priester der Verwesung ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah

Priester der Verwesung

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

»Geisterjäger«, »John Sinclair« und »Geisterjäger John Sinclair« sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Timo Wuerz

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4630-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Was bisher geschah

Johnny Conolly hat seine Mutter verloren. Sie wurde von einem Dämon brutal ermordet. Als dieser Dämon durch ein Dimensionstor flieht, folgt Johnny ihm.

Kurz darauf wird das Tor für immer zerstört, sodass es für Johnny keine Möglichkeit zur Rückkehr gibt. Das Dimensionstor spuckt ihn schließlich wieder aus – in einer anderen Welt. Er ist in Dark Land gelandet, genauer gesagt in Twilight City, einer Stadt voller Geheimnisse – und voller Gefahren.

Die Fährte des Mörders führt ihn in einen Nachtclub, wo er mit der Polizei aneinandergerät.

Er wird abgeführt und zu einer Geldstrafe verurteilt – die er allerdings mangels hiesiger Mittel nicht begleichen kann. Daraufhin wird aus dem Bußgeld eine Haftstrafe: Fünfzig Jahre soll er einsitzen!

Er ist schon fast auf dem Weg ins Gefängnis, als ihn ein Polizist aus dem Transporter holt, um ihn woanders hinzubringen. Wohin und warum, das verrät ihm der unheimliche Panthermann nicht.

Auf dem Weg zu dem unbekannten Ziel kommt es zu einem Unfall. Und zwar zu einem, der absichtlich verursacht wird!

Wynn Blakeston, wie Johnny sich in dieser Welt inzwischen nennt – für den Fall, dass irgendjemand in Twilight City mit seinem Namen John Gerald William Conolly etwas anfangen kann und ihm möglicherweise Übles will –, hat gesehen, wie der andere Wagen auf sie zusteuerte. Allein am direkten Kurs des Fahrzeugs war zu erkennen, dass der Fahrer sie rammen wollte – aber mehr noch hat es sein Gesicht verraten, das Wynn in seinem letzten wachen Augenblick ganz deutlich gesehen hat: das Gesicht nicht irgendeines Dämons, sondern eines Schnabeldämons – und nicht irgendeines Schnabeldämons, sondern das Gesicht des Mörders seiner Mutter!

Als er nach dem Unfall erwacht, findet er sich in der Villa von Sir Roger Baldwin-Fitzroy wieder, in der auch dessen Tochter Abby und der dämonische Diener Esrath, ein sogenannter Naturalis, leben.

Sir Roger hat Wynn aus dem Gefängnis freigekauft – warum, das weiß Wynn nicht.

Doch im Moment ist auch etwas anderes für ihn wichtiger: Er will Rache am Mörder seiner Mutter!

Zusammen mit Abby begibt er sich auf die Suche nach dem Schnabeldämon. Inzwischen hat er rausgefunden, dass dieser Norek heißt und skrupelloser und gefährlicher ist als alle seine Artgenossen.

Auch Sir Roger und Esrath sind auf der Suche nach Norek, denn Sir Roger hat noch eine Rechnung mit dem Dämon offen.

Als es Sir Roger schließlich gelingt, Norek zu schnappen, verrät er Wynn davon nichts. Er sperrt Norek in eine Zelle tief verborgen in der geheimnisvollen Villa, wo niemand ihn jemals finden soll.

Denn Sir Roger weiß: Wenn Wynn zu seiner Rache an Norek kommt, gibt es keinen Grund mehr für ihn, in Twilight City zu bleiben. Er wird einen Weg zurück in seine Welt suchen, und das will Sir Roger um jeden Preis verhindern. Er braucht Wynn noch …

Priester der Verwesung

von Michael Breuer

Gehetzt blickte sich Dexter Williams um. Er zog den Hut tiefer in die Stirn und drückte seinen Körper eng an die Hauswand der schmalen Seitenstraße. Die Gasse bot ihm ein wenig Deckung. Mit etwas Glück würde er hier nicht sofort gesehen werden. Denn er wusste, seine Feinde waren ihm dicht auf den Fersen.

Mit seinen zweiunddreißig Jahren war Williams eigentlich gut in Form, dennoch keuchte er wie eine alte Dampflok. Er war bereits seit Stunden auf der Flucht. Seit der Deal geplatzt war, wurde er gejagt.

Wenn Williams Glück hatte, würde man ihm einfach eine Kugel in den Kopf jagen. Aber er ahnte bereits, dass ihm ein viel schlimmeres Schicksal bevorstand …

Es begann jetzt stärker zu regnen. Unablässig klatschten die dicken Tropfen in die Pfützen auf dem schmutzigen Asphalt.

In seiner Deckung wurde Williams von der Sturzflut weitgehend verschont. Allerdings war er bereits bis auf die Haut durchnässt.

Aus einiger Entfernung konnte er jetzt trampelnde Schritte hören, die sich rasch näherten. Ein Motor heulte auf, als ein Wagen mit quietschenden Reifen die Straße entlang kurvte.

Sie haben mich, durchzuckte es Williams.

Scheinwerfer zerrissen das ewige Zwielicht von Twilight City, und gleich darauf wurde ein dunkelgrauer Sedan sichtbar, der sich rasch näherte.

Fluchend warf sich Williams herum und begann wieder zu rennen. Er wusste, in die enge Gasse würde ihm der Wagen nicht folgen können.

Mit dem Rest der Gang sah es schon anders aus.

Viele Hunde sind des Hasen Tod, wusste Williams, aber er war entschlossen, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.

Seine Knöchel verfärbten sich weißlich, als er die Pistole fest umklammerte, die seine einzige Lebensversicherung darstellte. Er würde nicht zögern, sie zu benutzen. Es wäre nicht das erste Mal in seinem Leben gewesen.

Er rannte. In seinem Kopf blitzten schlaglichtartige Bilder der vergangenen Jahre auf. Er war in den schäbigsten Vierteln von TC groß geworden, dort, wo sich selbst das ewige Zwielicht kaum hinzuwagen schien. Seinen Vater hatte er niemals kennengelernt und auch seine Mutter war bereits früh gestorben. Von Anfang an war Williams gezwungen gewesen, sich alleine durchzuschlagen, und das war ihm auch durchaus gut gelungen. Immerhin war er am Leben geblieben.

Natürlich hatte es ihn schon früh auf die schiefe Bahn verschlagen, aber das war nicht weiter verwunderlich. Wenn man sich ohne Eltern in den dunkelsten Ecken durchschlagen musste, blieb einem nicht viel anderes übrig, als sich einer Gang anzuschließen und zu sehen, wo man blieb.

Dexter Williams hatte eine steile Karriere als Kleinganove hingelegt. Für ein paar lausige Beads war er bereit, einige krumme Dinger zu drehen. Eine Zeit lang hatte er sich auf Einbrüche und kleinere Raubüberfälle spezialisiert, bis ihm eines Tages in den Sinn gekommen war, eine größere Nummer abzuziehen.

Die Nummer, die ihm wahrscheinlich heute das Genick brechen würde.

Es ging dabei um einen Rauschgift-Deal mit der Krolovkin-Familie. Williams hatte nicht damit rechnen können, dass sie die gelieferte Ware prüfen würden, bevor er sich aus dem Staub machen konnte.

Dass er den Krolovkins neben dem versprochenen Stoff ein paar Kilo Backpulver unterjubeln wollte, hatte der Familie gar nicht geschmeckt.

Im Nachhinein schalt sich Williams für seine Blödheit.

Wie habe ich nur glauben können, mit der Nummer durchzukommen?, fragte er sich.

Aber jetzt war es natürlich längst zu spät. Die Krolovkins waren nicht gerade dafür bekannt, sonderlich nachsichtig zu sein. Im Gegenteil, versuchte man sie übers Ohr zu hauen, durfte man damit rechnen, dass einem Stück für Stück die Gliedmaßen vom Körper getrennt wurden.

Und das war noch der angenehme Teil der Bestrafung. Die Krolovkins kannten Mittel und Wege, das menschliche Leiden ins Unendliche zu verlängern. Das zumindest hatte Williams gehört. Er hatte keine Lust, eigene Studien zu diesem Thema anzustellen.

Halt dich an die Menschen, wenn du Geschäfte machst, hatte man ihm schon in seiner frühesten Gangzeit gepredigt.

Die meiste Zeit war Williams diesem Grundsatz treu geblieben. Die Krolovkins jedoch waren keine Menschen. Da musste man sich nur die je drei tellergroßen Augen, die tiefblaue Haut und die rasiermesserscharfen Zähne ansehen.

Und auch ihr Naturell war nicht menschlich. Keine Vergebung, keine Gnade, keine wie auch immer geartete Spur von Moralempfinden.

Die Krolovkin-Familie war frei von jeglichem Moralkodex. Deshalb hielt sich der menschliche Teil der Unterwelt von TC auch weitgehend von ihnen fern.

Nur ich musste natürlich blöd sein und mich für den großen Schlaumeier halten!

Aber jetzt war es zu spät, um verschüttete Milch zu beweinen. Nur noch eines zählte jetzt, nämlich das nackte Leben.

Keuchend rannte Williams tiefer ins Innere der Gasse. Nur noch wenige Meter, dann machte das Sträßchen einen Knick. Dann ging es in südlicher Richtung weiter in Richtung einer großen Kreuzung.

Der Ganove blickte noch einmal über die Schulter, dann bog er zielstrebig um die Ecke.

Gleich darauf blieb er zur Salzsäule erstarrt stehen.

In einer Entfernung von vielleicht fünf Metern konnte er drei dunkle Silhouetten erkennen. Die stämmigen Gestalten hatten die Arme über der Brust verschränkt und schienen ihn zu erwarten.

Natürlich erwarten sie mich, wusste Williams.

Er brauchte kein Licht, um die drei Männer zu erkennen.

Es handelte sich um Sergej Krolovkin, den jüngsten Spross der Familie. Links und rechts von ihm standen seine ständigen Begleiter. Sie waren lediglich als Schmerz und Pein bekannt. Zweifellos besaßen sie auch richtige Namen, aber diese waren unwichtig. Die beiden Worte sagten alles über die hünenhaften Gestalten aus.

Es handelte sich um das Strafkommando der Krolovkins. Sie waren Fänger, Richter und Henker in einer Person.

»Stehen bleiben«, befahl Sergej Krolovkin. Als er sprach, blitzten seine rasiermesserscharfen Zähne auf. »Wenn du versuchst, zu türmen, wird deine Strafe wesentlich drastischer ausfallen. Ich rate dir, es wie ein Mann zu nehmen!«

Williams hätte fast aufgelacht, aber seine Kehle war wie zugeschnürt.

Neun Augen starrten ihm entgegen. Augen, in denen Williams seinen Tod lesen konnte. Er wusste, er hatte ausgespielt. Aus dieser Nummer kam er nicht mehr heraus.

Nahezu zeitgleich griffen Schmerz und Pein in ihre Jacketts. Im nächsten Augenblick streiften sie je zwei stachelbesetzte Schlagringe über ihre backsteingroßen Fäuste.

»Wir haben uns entschlossen, dich gleich hier zu richten«, erklärte Sergej Krolovkin gut gelaunt. »Es wird sehr wehtun!«

Wie sich herausstellte, versprach er nicht zu viel.

***

Grelles Neonlicht erhellte den weißgekachelten Raum. Neal Martens war bereit für seinen neuen Patienten. Gespannt warf er seinem Chef einen Seitenblick zu.

Der hochgewachsene Nakamura wirkte jedoch abwesend und angespannt. Zwar trug auch er bereits Kittel und Handschuhe. Er hatte jedoch keinen Mundschutz angelegt. Im Neonlicht wirkte die Haut des Mediziners noch gelblicher als sonst.

»Wo bleibt der Kerl denn?«, fragte Nakamura. Er war ungeduldig. Immerhin warteten sie bereits seit zwei Stunden auf die Ankunft ihres neuen Patienten.

Dieser hatte es natürlich nicht sonderlich eilig, denn er war längst tot. Man hatte ihn in einer dunklen Seitengasse förmlich zu Brei geschlagen. Eigentlich war offenkundig, woran der arme Teufel gestorben war. Dennoch war eine rechtsmedizinische Untersuchung angeordnet worden.

Nakamura griff nach dem Klemmbrett, auf dem die wichtigsten Notizen über den Verstorbenen zu lesen waren. Der Mann hörte auf den Namen Dexter Williams. Es handelte sich um einen der örtlichen Kleinganoven. Wie es aussah, hatte er sich wohl mit den falschen Leuten angelegt.

Martens kannte die Notizen. Er hatte sie ebenfalls schon gründlich studiert.

»Das wird bestimmt eine zünftige Bescherung«, ahnte er. Er wusste nur allzu gut, wie es denen erging, die sich in TC Feinde machten. So etwas hatte er schon viel zu oft gesehen.

Nakamura nickte. »Wahrscheinlich wieder jemand, den man durch den Fleischwolf gedreht hat«, kommentierte er trocken. Ihn schien die Aussicht auf diesen Anblick eher kalt zu lassen, aber das war auch nicht weiter verwunderlich, immerhin war »Sam« Nakamura, wie er genannt wurde, kein Mensch.

Zwar wirkte er auf den ersten Blick menschlich, weshalb er sich auch Sam nannte, um nicht gleich als Dämon enttarnt zu werden, doch in Wahrheit handelte es sich bei ihm um einen Narden. Man erkannte es an der gelblichen Haut, die im richtigen Licht fast durchsichtig wirkte. Wie alle Wesen seiner Art lag ihm der Tod im Blut. Wahrscheinlich hatte Nakamura deswegen den Beruf eines Rechtsmediziners ergriffen. An seinen fachlichen Qualitäten jedenfalls war nicht zu zweifeln.

Martens verzog das Gesicht angesichts des farbenfrohen Vergleichs. Er lächelte etwas gequält.

»Wahrscheinlich, Chef«, gab er zurück. Die beiden Männer pflegten ein durchaus freundschaftlich-kollegiales Verhältnis, auch wenn nur einer von ihnen ein Mensch war. Was den Job anging, hatte Martens viel von seinem Vorgesetzten lernen können. In Sachen Leichen machte ihm keiner so schnell etwas vor.

»Hast du es eilig, Sam?«, fragte Martens.

Immerhin blickte der Rechtsmediziner schon zum dritten Mal innerhalb von fünf Minuten auf die Uhr.

Nakamura schmaler Oberlippenbart kräuselte sich, als er ein Lächeln aufblitzen ließ. »Das kann man so sagen«, antwortete er. Ein Zwinkern schloss sich an. »Ich bin noch verabredet.«

Auf nähere Ausführungen verzichtete er, aber er musste auch nichts weiter sagen. Martens wusste, dass Nakamura ein ziemlicher Schwerenöter sein konnte. Er hatte einen Schlag bei Frauen, wie man so sagte. Jedenfalls, bis sie dahinterkamen, dass es sich bei ihm um einen Narden handelte. Das geschah in der Regel zu seinem Missvergnügen ziemlich schnell.

Martens wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment wurden die breiten Flügeltüren des Raums aufgestoßen und eine Bahre hineingerollt.

»Da ist ja unser Patient«, erkannte Nakamura und klatschte in die Hände. »Ich dachte schon, wir müssten hier Moos ansetzen.«

Der Assistent, der die Bahre hineingerollt hatte, zuckte mit den Schultern. »Der ganze Papierkrieg hat sich wohl endlos hingezogen«, erklärte er. »Nicht meine Schuld!«

Nakamura glaubte ihm. Für den giftigen Tonfall des Assistenten gab es allerdings keinen Grund. Dieser war einzig allein dem Umstand geschuldet, dass er Narden auf den Tod nicht ausstehen konnte. Die Anstellung von Nakamura im rechtsmedizinischen Institut war ihm ein Dorn im Auge. Für ihn gehörte seinesgleichen schlicht und ergreifend auf den Friedhof.

Der Assistent wandte sich auf dem Absatz um und verschwand einen Moment später türenschlagend wieder.

Nakamura war sichtlich unbeeindruckt. Er hatte solche Auftritte wohl schon zu oft erlebt, um sich davon noch aus der Ruhe bringen zu lassen.

Obwohl er selbst keinen Anteil an dem beschämenden Auftritt gehabt hatte, machte Martens eine entschuldigende Geste.

Lächelnd winkte Nakamura ab.

Nun, da der Patient endlich eingetroffen war, trafen die beiden Männer ihre letzten Vorbereitungen für die Leichenöffnung.

Dann zog Nakamura das Tuch zurück, mit dem der Körper des Toten bedeckt war.

Neal Martens holte tief Luft. Vor wenigen Sekundenbruchteilen hatte er noch einen winzigen Anflug von Hunger auf das Thunfischsandwich verspürt, welches daheim auf ihn wartete. Nun änderte sich dies abrupt.

»Mein lieber Schwan«, entfuhr es ihm unwillkürlich.

»Das kann man so sagen«, gab Nakamura trocken zurück. Auch er war von der Zerstörungswut, die aus dem vor ihnen liegenden menschlichen Körper einen Klumpen blutiger Fleischmasse gemacht hatte, sichtlich beeindruckt. »Da hat jemand ganze Arbeit geleistet.«

Der Narde beugte sich tiefer über den Leichnam. Seine Nasenflügel blähten sich auf, als er an ihm roch.

Das Schnuppern fand Martens immer wieder irritierend, er sagte jedoch nichts.

»Der arme Hund ist etwa zwölf Stunden tot«, konstatierte Nakamura, als er sich wieder aufrichtete. »Wie man sehen kann, ist die Todesursache zweifellos stumpfe Gewalt gegen …«

Der Narde runzelte kurz die Stirn, bevor er weitersprach.

»… gegen einfach jede Faser seines Körpers«, vollendete er den Satz dann.

Das war unübersehbar. Allerdings bestand natürlich auch die Möglichkeit, dass man ihm die furchtbaren Verletzungen erst post mortem zugefügt hatte und eine ganz andere Todesursache vorlag. Um das herauszufinden, waren die beiden Rechtsmediziner gefragt.

Nakamura jedoch schien keine große Lust zu haben, sich weiter mit dem Toten zu beschäftigen. Er trat einen Schritt zurück.

»Hör mal, Neal«, begann er, »bist du mir böse, wenn ich früher Schluss mache. Die Sache hier ist doch wohl mehr als eindeutig! Ich denke, du kommst alleine klar!«

Martens grinste unwillkürlich. Nakamura hatte es offenbar wirklich eilig, wenn er jetzt schon Schluss machte. Vielleicht hatte er auch einfach Hunger. Angesichts des toten Körpers auf dem Seziertisch wäre dies für einen Narden nicht sonderlich verwunderlich gewesen.