Das Buschgespenst - Karl May - E-Book + Hörbuch

Das Buschgespenst E-Book und Hörbuch

Karl May

4,5

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Beschreibung

Ein Schmugglerbande treibt im sächsischen Erzgebirge an der Grenze nach Böhmen ihr Unwesen. Die soziale Notlage der Bevölkerung wird von den Verbrechern in skrupelloser Weise ausgenutzt. Detektiv Franz Arndt beginnt eine atemberaubende Jagd auf das "Buschgespenst" und seine Kumpane. Die vorliegende Erzählung spielt Ende der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Bearbeitung. "Das Buschgespenst" ist eine in sich abgeschlossene Erzählung aus dem 1884/1885 geschriebenen Kolportageroman "Der verlorene Sohn". Weitere Titel daraus sind: Band 65 Der Fremde aus Indien Band 74 Der verlorene Sohn Band 75 Sklaven der Schande Band 76 Der Eremit

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Seitenzahl: 568

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Zeit:12 Std. 48 min

Sprecher:Peter Sodann

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 64

DAS BUSCHGESPENST

Bearbeitung aus

Der verlorene Sohn

ROMAN

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid

© 1954 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1564-2

1. Im Land der Armut

Es war Samstagmittag vor Fastnacht.

Draußen, hart am Waldrand und fast eine halbe Wegstunde vom Dorf Hohenthal entfernt, erhob sich auf steiler Halde eine finstere, rußgeschwärzte Gebäudemasse, in deren Mitte eine rauchende Esse zum Himmel ragte: Das Kohlenbergwerk ‚Gottes Segen‘.

Eine Glocke läutete – die Schicht war zu Ende. Im Förderhaus wurde der Personenaufzug mit der Maschine gekoppelt und bald entstieg dem schwarzen Schlund eine Schar kohlenstaubbedeckter Männer, die seit Mitternacht tief unter der Erde gearbeitet hatten, um an der Oberwelt ihr Leben fristen zu können. Andre fuhren an ihrer Stelle ein.

In den ärmlichen Dörfern des sächsischen Erzgebirges wohnen gläubige Leute. Die Männer der Feierschicht sammelten sich um den Steiger und falteten die Hände. Er sprach ein kurzes Dankgebet, dass Gott sie während der letzten zwölf Stunden gnädig beschützt hatte, und dann stimmten die rauen Kehlen ein Kirchenlied an:

„Was Gott tut, das ist wohlgetan –

so wollen wir stets schließen.

Ist gleich bei uns kein Kanaan,

wo Milch und Honig fließen,

so wird von Gott doch unser Brot

zur G’nüge dem bescheret,

der ihm traut und ihn ehret.“

Als das letzte Wort verklungen war, begaben sich die Leute zum Zahlmeister, um sich den Wochenlohn zu holen.

Nur einzeln durfte man in das Zimmer des Beamten kommen. Er war ein wortkarger, menschenfeindlicher Mann, der jedem Eintretenden das Geld schweigend hinschob und ihn dann mit einem barschen Wink verabschiedete. Darum fiel es auf, dass er heute die Knappen nach dem Lohnempfang aufforderte, vor dem Haus zu warten.

Es war bitterkalt, der Schnee lag über einen Meter hoch und fiel noch immer in dichten Flocken. Die Leute zitterten, ihre dünne Kleidung gewährte nicht genügend Schutz gegen den Frost.

Doch der Zahlmeister ließ sich Zeit, erst nach einer geraumen Weile trat er heraus.

„Ich habe euch im Auftrag des Herrn Baron von Wildstein zu eröffnen“, sagte er ohne jede Einleitung, „dass er von jetzt ab für Schicht und Mann zehn Pfennig weniger zahlt. Es ist Winter; die Nachfrage nach Kohlen ist zwar stark, aber der Schnee, der die Straßen ungangbar macht, erschwert den Absatz und die Betriebskosten werden immer größer. Das ist’s, was ich euch bekannt geben soll.“

Die Leute blicken einander bestürzt an. Ein Flüstern und Murren ging durch die Reihen; endlich raffte sich einer – es schien der älteste der Knappen zu sein – zu einer Erwiderung auf.

„Herr Zahlmeister“, begann er zögernd, „das ist eine schlimme Nachricht! – Wissen Sie noch, wie viel ich heut erhalten habe?“

„Ja, sechs Mark!“

„Sechs Mark für eine ganze Woche! Sechs Mark für eine zweiundsiebzigstündige Arbeitszeit unter der Erde! Sechs Mark für sechs zwölfstündige Schichten in steter Lebensgefahr!“

„Ist dir’s nicht genug, so such dir andre Arbeit!“

„Das kann ich nicht. Sie wissen das auch, Herr Zahlmeister. Es gibt hier nur Weber und Bergleute. Zum Weben sind meine Augen zu schwach und dieses Bergwerk ist das einzige in der Gegend. Ich muss bleiben.“

„So beschwer dich nicht!“

„Ich beschwere mich nicht; aber ich denke an die acht Köpfe, die von meinen sechs Mark leben wollen. Herr, wir hungern schon längst – wir hungern und frieren. Was soll aus uns werden?“

„Das geht mich nichts an. Ich erfülle nur meine Pflicht. Ich soll euch den Entschluss des Herrn Baron mitteilen und ich habe es hiermit getan. Wer nicht einverstanden ist, der braucht ja nicht wiederzukommen. Ich finde Arbeitskräfte genug.“

Bei diesen Worten drehte er sich um und verschwand wieder im Haus.

Bedrückt wandten sich die Männer ab und wateten in Gruppen durch den Schnee heimwärts.

Nach einer halben Stunde lagen die niedrigen, verschneiten Giebel des Dorfes vor ihnen, lauter ärmliche Hütten. Nur zwei hoben sich von den übrigen ab – das Pfarrhaus und noch ein andres, das auch nicht weit von der Kirche lag und über dessen Tür in goldnen Buchstaben auf einer Marmortafel der Spruch prangte:

„Der Herr behüte dieses Haus

und die da gehen ein und aus!“

Und an der Tür stand auf einem Porzellanschild: ‚Seidelmann & Sohn‘.

Als draußen auf dem Schacht das Schichtzeichen erklungen war, hatte auch hier im Dorf Hohenthal der Küster die Mittagsglocke in Bewegung gesetzt. Das war so alter Brauch: Mittags zwölf Uhr wurde mit der kleinen Glocke geläutet.

In dieses Geläut mischte sich das taktmäßige Geklapper der Webstühle, das seit dem frühesten Morgen schon aus den Wohnungen der Weber in das Schneegestöber hinausdrang.

Die Tür eines Häuschens öffnete sich. Ein Mädchen, in jeder Hand eine Wasserkanne, wollte heraustreten, fuhr aber rasch wieder zurück, als ein scharfer Windstoß ihm eine ganze Wolke Schnee entgegentrieb.

Im gleichen Augenblick sprang ein junger Bursche aus dem Nachbarhaus herbei.

„Grüß Gott, Engelchen!“, rief er. „Du willst an den Brunnen?“

„Ja, Eduard.“

„Bei diesem Schneegestöber ist das nichts für dich. – Gib mir die Kannen!“

Er nahm ihr die Gefäße aus den Händen und eilte fort, um für sie das Wasser zu holen. Sie zog sich wieder hinter die Tür zurück, hielt sie aber ein wenig geöffnet, um Eduard nachzublicken.

Er hatte sie Engelchen genannt, eine Verdeutschung von Angelika, was ja die Engelhafte bedeutet. Angelika war etwa achtzehn Jahre alt, ein hübsches, frisches Mädchen. Ihre Kleidung war einfach und sauber. Der rote Flanellrock reichte ihr bis zur Hälfte der Waden, die Winterjacke war vorn ein wenig geöffnet. Das Gesicht blühte unter dem vollen Haar.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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