Das Dämonenbuch - Franc Helgath - E-Book

Das Dämonenbuch E-Book

Franc Helgath

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Beschreibung

Ben Russell, ein ebenso gerissener wie skrupelloser Finanzmakler, beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Okkultismus und schwarzer Magie. Er möchte vor allem Sratnaros, ein Buch aus den finstersten Zeiten des Altertums, in seine Hände bringen. Denn darin stehen Zaubersprüche, mit denen er Zugang hat zu Macht jenseits aller Vorstellung. Wer sich ihm in den Weg stellt, findet einen gewaltsamen Tod. Das müssen die Menschen erfahren, die versuchen, ihn aufzuhalten. Seine Absicht ist es, den Dämon des Buches zu erwecken, damit dieser Tod und Verderben über London bringen kann …

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Franc Helgath

 

 

Das Dämonenbuch

 

 

 

 

Ein unheimlicher Roman

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve mit Bärenklau Exklusiv, 2023

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Das Dämonenbuch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

Hier ist eine kleine Auswahl der von Franc Helgath erschienen Romane, weitere finden Sie auf der Plattform Ihres Vertrauens. 

 

Das Buch

 

 

 

Ben Russell, ein ebenso gerissener wie skrupelloser Finanzmakler, beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Okkultismus und schwarzer Magie. Er möchte vor allem Sratnaros, ein Buch aus den finstersten Zeiten des Altertums, in seine Hände bringen. Denn darin stehen Zaubersprüche, mit denen er Zugang hat zu Macht jenseits aller Vorstellung. Wer sich ihm in den Weg stellt, findet einen gewaltsamen Tod. Das müssen die Menschen erfahren, die versuchen, ihn aufzuhalten. Seine Absicht ist es, den Dämon des Buches zu erwecken, damit dieser Tod und Verderben über London bringen kann…

 

 

***

 

 

Das Dämonenbuch

 

 

 

1. Kapitel

 

Spinnweben hingen von der Decke, und der Staub lag fingerdick auf den Regalen mit den unendlich vielen alten Büchern. Unter normalen Umständen hätte sich Ben Russell nie in einen derartig schlampigen Laden verirrt oder hätte ihn zumindest nach einem versehentlichen Eintreten sofort wieder fluchtartig verlassen.

Aber er wusste: Hier gab es das Buch!

Das Buch, das ihm die Macht über einen Dämon verleihen würde …

Der Besitzer des Ladens war ein uraltes, verhutzeltes Männchen, das unter einem Buckel gebeugt ging. An der gekrümmten Geiernase vorbei glitzerten zwei listige, kaum knopfgroße Äuglein, von denen man nicht sagen konnte, ob sie bösartig oder freundlich blickten.

Ben Russell kümmerte sich nicht darum. Er wäre auch in diesen Laden gekommen, wenn hier ein feuerspeiender Drache bedient hätte.

Er musste dieses Buch haben. Um jeden Preis!

Es lag vor ihm auf dem Tisch.

»Wie viel kostet es?«, fragte er.

»Sie wollen das Buch Sratnaros wirklich?«, kicherte der Alte und rieb sich die ledrig gelben knöchrigen Hände.

»Ja«, kam entschlossen die Antwort. »Ich will es haben!«

Der Alte kicherte wieder gluckernd und legte seine von der Gicht verkrüppelte rechte Hand auf den Buchrücken aus weißem Menschenleder.

»Sie können es haben Mister«, krächzte er. »Ich schenke es Ihnen. Bücher dieser Art haben keinen Preis. Aber …«

Da schwieg der Alte plötzlich.

Er schlug das Buch in Zeitungspapier ein.

 

 

2. Kapitel

 

Wenn Sekretärinnen geschwätzig sind, dann bleiben sie es auch in einem supermodernen Büro aus Chrom und Glas. Sally Douglas und Betty Mirrel machten da keine Ausnahme. Sie standen neben der Kaffeemaschine und vertrieben sich die Zeit, bis die Kanne vollgelaufen war, mit ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Tratschen.

»Hast du’s schon gehört?«, tuschelte die spitznasige Sally, »der Chef soll sich neuerdings mit Spiritismus und so komischen Zeugs beschäftigen.«

Betty Mirrel nickte eifrig mit dem Kopf.

»Klar habe ich das. Der alte Sack hat es wohl endlich satt, den Filmsternchen nachzulaufen. Mit seinen vierundfünfzig Jahren kann er wohl nichts mehr mit ihnen anfangen.«

Sie kicherte gehässig.

Sally streckte ihren Kopf noch näher an den ihrer Kollegin heran.

»Man erzählt sich sogar, dass er’s auch mit Jünglingen getrieben hat. Er wurde mit ganz jungen Burschen gesehen, die er sich immer aus einer Bar in Soho holte.«

»Das habe ich auch schon gehört. Russell hat wirklich alles ausprobiert. Er hat nichts Neues mehr gefunden. Deshalb befasst er sich ja jetzt mit diesem Geisterkram.«

Sie fuhren aufgeschreckt auseinander, als die Tür zum Büro geöffnet wurde, und starrten hingebungsvoll ihre Fingernägel an, nachdem sie Ben Russell, ihren Chef, kurz begrüßt hatten.

Doch Ben Russell sah sie nicht einmal. Mit einem in Zeitungspapier eingewickelten Paket ging er auf eine Tür aus Teakholz zu, auf der in goldenen Lettern »Ben Russell, Finanzmakler und Vermögensberater« stand.

Darunter noch das Wort »Privat«.

»Dieser unhöfliche Kerl«, empörte sich Sally Douglas, nachdem Ben Russell verschwunden war. »Er wird immer unmöglicher. Wenn ich nur wüsste, was in dem Paket war.«

»Es hat schwer ausgesehen.«

»Vielleicht musste er für seine Frau wieder einmal Besorgungen machen«, kicherte Sally.

»Du spinnst wohl«, widersprach Betty Mirrel. »Eine Joan Russell kauft sich nichts, das in Zeitungspapier eingewickelt wäre. Die hat das auch nicht nötig. Denkst du, dass sie immer noch mit Hugh Morris fremdgeht?«

»Aber sicher. Ob der Chef was davon weiß?«

»Bestimmt«, sagte Betty mit dem Brustton der Überzeugung. »Aber das macht Russell doch nichts aus. Er hat aus seinen Seitensprüngen auch nie ein Geheimnis gemacht. Bei den reichen Stinkern ist das eben so. Für die ist Treue ein Fremdwort. Wenn ich da an meinen Henry denke…«

Betty verdrehte die Augen zur Decke.

»Na, was ist dann?«

Betty Mirrel zuckte herum. Sie hatte Peter Lester nicht kommen hören.

Errötend starrte sie den jungen Mann an, von dem ausnahmslos jedes Mädchen in der Firma schwärmte und der unbemerkt nähergetreten war.

»Oh, entschuldigen Sie, Mister Lester. Ich habe Sie gar nicht kommen hören.«

»Ihr wart ja auch zu vertieft in euer Gespräch. Sicher etwas Hochinteressantes. Habt ihr euch über die Grundlagentheorie über Astrophysik unterhalten oder über das Kinderkriegen?«

Peter Lester grinste jungenhaft.

Betty Mirrel lief noch röter an.

»Weder noch«, sagte sie und senkte den Blick.

»Dann lasst euch durch mich nicht stören. Ist Mr. Russell schon in seinem Büro?«

»Er kam eben herein«, antwortete Sally Douglas und fand zum wiederholten Male, dass Peter Lester ein Mann war, an den auch ein altjüngferliches Geschöpf wie sie noch das Herz verlieren konnte.

Aber leider war er schon verlobt.

»Dann muss ich euch beide Hübsche jetzt wieder allein lassen«, lächelte Peter Lester.

Und kurz vor der Tür zu Russells Heiligtum wandte er sich nochmals um:

»Habt ihr schon bemerkt, dass ihr kalten Kaffee kocht? Das Wasser ist schon seit mindestens fünf Minuten durch den Filter.«

Er ließ die beiden Damen stehen, die es mit einem Male sehr eilig hatten wegzukommen, und klopfte, wartete das forsche »Come in« ab.

Ben Russell breitete schnell eine Zeitung über seinen Schreibtisch aus, als Peter Lester eintrat. Er hatte auch jetzt seine Handschuhe nicht ausgezogen.

In seiner Position konnte er sich zwar einen Tick erlauben, doch es fanden eben doch viele seltsam, dass Russell nie seine Handschuhe auszog.

Peter Lester fragte sich, ob er damit auch ins Bett ging.

»Gut, dass Sie kommen, Lester«, sagte er. »Ich wollte Sie gerade rufen. Sie müssen mir ein paar Sachen abnehmen. Ich muss wieder weg.«

»Heute?«, fragte Peter Lester erstaunt. »Aber Sie wissen doch, dass …«

»Ich weiß, dass heute Mister Sheller aus New York nach London kommt. Ich weiß alles, was Sie jetzt sagen wollen. Sie können alles bei sich behalten. Sie werden sich um Mister Sheller kümmern.«

Ben Russell streckte dabei seinen behandschuhten Zeigefinger aus.

»Ich fürchte nur, dass Mister Sheller mit mir nicht zufrieden sein wird. Auch weiß ich nichts über die finanziellen Transaktionen, die Sie für ihn vorgenommen haben. Ich war nicht eingeschaltet.«

»Sie sollen mich ja auch nicht voll ersetzen«, meinte Russell. »Sie sollen ihn nur vom Flugplatz abholen und ihn zum Carlton-Hotel bringen. Er bleibt dort auf unsere Kosten. Ich werde mich dann im Laufe des Abends um ihn kümmern. Um neun Uhr rufen Sie mich im Nelson-Club an. Ich bin dort zu erreichen. Und passen Sie auf, welche Zimmernummer Mister Sheller bekommt.«

Peter Lester wunderte sich nicht über diesen plötzlichen Auftrag, obwohl Emanuel Sheller aus New York mit Abstand ihr größter Kunde war. Ben Russell traf öfters einsame Entscheidungen. Er würde schon wissen, was er seinem besten Kunden zumuten konnte.

»Gut. Ich übernehme das«, sagte Peter. »Wann kommt Mister Sheller an?«

»19.30 Uhr auf dem Idlewood Airfield. Er fliegt mit der Pan-Am. Seien Sie pünktlich und erfinden Sie irgendetwas Nettes, das ihn beruhigt. Am besten, Sie sagen, ich wäre in Paris und würde erst später eintreffen. Die Nachtmaschine aus Paris kommt gegen 23.30 Uhr in London an. Und gegen Mitternacht werde ich dann auch im Carlton sein. Haben Sie alles verstanden?«

Peter Lester nickte.

»Aber eigentlich bin ich wegen etwas anderem zu Ihnen gekommen. Ich …«

»Will ich gar nicht hören«, unterbrach Ben Russell schnell. »Sagen Sie auch für morgen sämtliche Termine ab! Ich bin für niemanden zu sprechen. Wimmeln Sie die Leute ab! Sie wissen nicht, wo Sie mich erreichen können. Okay?«

»Okay«, sagte Peter.

»Dann gehen Sie jetzt wieder. Ich habe noch zu tun.«

Peter Lester schaute noch kurz auf den Aktendeckel, den er in der Hand hielt und überlegte kurz. Der Chef schien gereizt zu sein. Es war besser, er belästigte ihn nicht mehr.

»War auch nicht so wichtig, was ich von Ihnen wollte«, sagte er, drehte sich um und verließ den Raum.

»Und vergessen Sie nicht, mich Punkt 21 Uhr im Nelson-Club anzurufen!«, rief ihm Ben Russell noch einmal nach.

»Ich werde es nicht vergessen, Mister Russell.«

 

 

3. Kapitel

 

Ben Russell wartete noch ein paar Sekunden, als Peter Lester die schalldämmende, gepolsterte Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor er die Zeitung, die er über seinen Schreibtisch ausgebreitet hatte, wieder beiseite zog und zusammenfaltete.

Das Buch lag aufgeschlagen vor ihm.

Das Buch Sratnaros, mit dem er in Geheimnisse eindringen würde, die nur wenigen Sterblichen vor ihm zugänglich gewesen waren …

Natürlich hatte er nicht mehr das Original in Händen. Das hatte einst ein Druidenpriester geschrieben, lange bevor William the Conqueror im Jahre 1066 zum ersten Mal die englische Insel betrat. Der Name des Druiden war verschollen wie die Zeit, in der das Buch abgefasst worden war. Das Original war in der Runen geschrieben worden. Ein Alchimist namens Liftok Birristener hatte es im Jahre 1542 in ein altes, aber immer noch lesbares Englisch übersetzt. Diese einzige, handschriftliche Ausgabe hielt Ben Russell jetzt in Händen. Er hatte hier in seinem Büro zu lesen beginnen wollen, doch jetzt verwarf er diesen Gedanken wieder. Hier war er nicht ungestört. Er würde in sein Landhaus im Süden Londons hinausfahren.

Ben Russell schlug den Folianten zu.

Ein paar Sekunden lang dachte er daran, wie er an das Buch gekommen war.

Er hatte schon einige Bücher über Dämonie gelesen. Das Buch Sratnaros war einmal in den Schriften erwähnt worden, und er hatte auch schon einige Übung im Umgang mit Dämonen. Er hatte sogar schon Geister der niedrigeren Kategorien beschwören können. Einer von ihnen hatte gewusst, wo er das Buch Sratnaros finden würde. Ein kleiner, unscheinbarer Laden in der Baker Street, nicht weit von seinen Büros entfernt. Er wunderte sich nur, warum ihm der Laden nicht schon früher aufgefallen war. Ben Russell hatte immer angenommen, dort an dieser Stelle wäre ein Milchladen gewesen. Er erinnerte sich sogar noch an das verwitterte Holzschild über dem Eingang, auf dem in abgeblätterten Farben »Mary’s Milk Shop and Cheese« gestanden hatte. Weiß auf grünem Grund.

Und das Buchantiquariat hatte »Birristan’s Book Shop« geheißen. Ebenfalls weiße Lettern auf grünem Grund. Die Farben abgeblättert.

Jetzt erst fiel Ben Russell die Namensgleichheit auf.

Birristener hatte der Alchimist aus dem 16. Jahrhundert geheißen.

»Zufall«, murmelte er und erhob sich aus seinem bequemen Sessel aus schwarzem Nappaleder. Er ging zu der Palisanderschrankwand hinüber und öffnete das Mittelfach. Hier war ein Waschkabinett untergebracht.

Er musterte sich im Spiegel.

Ein Mann mit weichen, verfließenden Zügen schaute ihm entgegen. Er war in letzter Zeit ziemlich dick geworden. Schwammig und wabbelig das Gesicht mit der viel zu kleinen Nase, umrahmt von schütterem blondem Haar, das sich schon weit über die hohe Stirn zurückzog.

Ben Russell hatte sich noch nie gefallen. Schon als Kind nicht. Damals hatten die Schulkameraden ihn »Qualle« gerufen, weil er so fett und aufgedunsen war. Kein Wunder. Er kam aus ärmlichsten Verhältnissen und war mit Kartoffeln und Sojamehl großgezogen worden. Später hatte er dann mit fast unmenschlicher Energie seine überquellenden Körpermaße bekämpft und hatte gesiegt. Er war wieder schlank und rank geworden, obwohl er auch später stets zur Fettsucht neigte. Jetzt ließ er sich wieder gehen. Jetzt war ihm sein Aussehen nicht mehr wichtig. Es war ihm auch nicht mehr wichtig, dass sein früherer Spitzname mit der Zeit wieder zutreffender wurde: Qualle.

Der Finanzmakler strich sich mit seinen behandschuhten Händen über die Haare und rückte die Krawatte zurecht. Dann schloss er die Schrankwand wieder.

Am Schreibtisch schlug er das Buch sorgfältig in die gleiche Zeitung ein, in der er es hierher gebracht hatte.

Nur zufällig fiel sein Blick auf die Kopfleiste am oberen Rand des Blattes.

24. November 1920.

Sein Geburtstag.

Das konnte jetzt kein Zufall mehr sein.

Ben Russell schaute wie betäubt auf das Paket hinunter. Dann erfasste ihn eine fieberhafte Unruhe. Es hielt ihn nicht mehr in dem großzügig ausgestatteten Raum mit der holzgetäfelten Decke. Er hatte das Gefühl, sie würde sich herabsenken und drohe ihn zu erdrücken.

Ben Russell klemmte sich schnell das Paket unter den Arm und verließ sein Büro. Angestellte, die ihn begrüßten, sah er nicht einmal. Er fühlte sich erst wieder wohler, als er seinen Rolls Royce aus der Tiefgarage unter dem Bürohochhaus auf die Straße steuerte.

Er wollte nach Hause. Er wollte in sein Landhaus. Aber etwas in ihm trieb ihn, den kleinen Umweg über die Baker Street zu nehmen.

Die Baker Street war eine Einbahnstraße. Auf dem Herweg in seine Firma benutzte er sie meistens, doch jetzt musste er einen ganzen Block umrunden, um wieder in diese Straße zu kommen.

Er durchfuhr sie ganz langsam, vergaß keinen einzigen Schriftzug über den Geschäften zu lesen.

Das Haus war noch dasselbe. Ein roter Backsteinbau. Vielleicht so alt wie er selbst. Die Front stimmte. Er wusste genau, dass er am Vormittag dieses Haus betreten hatte, als er in den Buchladen ging. Es war das einzige Backsteingebäude in der Baker Street.

Und über dem Eingang war auch ein Schild. Weiße Schrift auf grünem Grund: Mary’s Milk Shop and Cheese …

Ben Russell griff auf den Sitz neben sich. Doch das Buch Sratnaros lag nach wie vor neben ihm. Einen Augenblick lang hatte er befürchtet, es müsste wieder verschwinden, sich in Luft auflösen.

Doch es lag da. Eingewickelt in den »Evening Standard« vom 24. November 1920.

»Habt Dank, ihr Geister«, flüsterte Ben Russell tonlos. »Ich werde mich eurer würdig erweisen … 

Ben Russell hatte keine Ahnung, wofür er sich hier bedankt hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---