Der Mondlicht-Mörder – Ein unheimlicher Roman - Franc Helgath - E-Book

Der Mondlicht-Mörder – Ein unheimlicher Roman E-Book

Franc Helgath

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Beschreibung

Endlich war der Abend seines größten Experiments gekommen. Professor Bernard Pembroke hatte ihm lange genug entgegengefiebert. Heute war es soweit. Er drehte an Knöpfen, justierte Skalen und schickte schließlich Strom in die abenteuerlich aussehende Anlage, die entfernt an eine überdimensionierte Lupe erinnerte, deren Einfassung jedoch von einer Vielzahl technischer Apparaturen umgeben war. Pembroke schaltete den Feldgenerator ein, der die geheimnisvollen Strahlen, die er jetzt schon des Öfteren beobachtet hatte, deutlicher sichtbar machen sollte. Die Lupe war auf den Nachthimmel ausgerichtet. Jetzt erhellte sie sich allmählich. Ein grünliches Schimmern entstand. Als Astronom glaubte Bernard Pembroke, eine bahnbrechende Erfindung gemacht zu haben. Er wollte in ungeahnte Fernen schauen. Doch jetzt starrte er geradewegs in die Hölle …
Er konnte nicht glauben, was er da sah – die Gesichter, die dort erschienen, kannte er und es waren nicht die Gesichter netter, rechtschaffender Menschen, die er kennt oder einst kannte.

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Franc Helgath

 

 

 

Der Mondlicht-Mörder

 

 

 

 

Unheimlicher Roman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

Impressum: 

Hier ist eine kleine Auswahl der von Franc Helgath erschienen Romane, weitere finden Sie auf der Plattform Ihres Vertrauens. 

 

Das Buch

 

 

 

Endlich war der Abend seines größten Experiments gekommen. Professor Bernard Pembroke hatte ihm lange genug entgegengefiebert. Heute war es soweit. Er drehte an Knöpfen, justierte Skalen und schickte schließlich Strom in die abenteuerlich aussehende Anlage, die entfernt an eine überdimensionierte Lupe erinnerte, deren Einfassung jedoch von einer Vielzahl technischer Apparaturen umgeben war. Pembroke schaltete den Feldgenerator ein, der die geheimnisvollen Strahlen, die er jetzt schon des Öfteren beobachtet hatte, deutlicher sichtbar machen sollte. Die Lupe war auf den Nachthimmel ausgerichtet. Jetzt erhellte sie sich allmählich. Ein grünliches Schimmern entstand. Als Astronom glaubte Bernard Pembroke, eine bahnbrechende Erfindung gemacht zu haben. Er wollte in ungeahnte Fernen schauen. Doch jetzt starrte er geradewegs in die Hölle … Er konnte nicht glauben, was er da sah – die Gesichter, die dort erschienen, kannte er und es waren nicht die Gesichter netter, rechtschaffender Menschen, die er kennt oder einst kannte … 

 

 

***

 

Der Mondlicht-Mörder

 

 

 

1. Kapitel

 

 

Mit Sternen und Sternennebeln jedenfalls hatte das Bild nichts zu tun, das die Sichtscheibe zeigte. Schemenhafte Gestalten huschten über den Schirm, wo Pembroke einzelne Planeten vom Alpha-Centauri-System hatte ausmachen wollen.

Sie erinnerten an Menschen, konnten jedoch keine sein.

Einen Augenblick lang war Pembroke versucht, einfach abzuschalten, die Apparatur, die er Neoradioskop getauft hatte, durch das Umlegen eines Hebels, wieder zur Ruhe zu bringen, doch dann siegte der Wissenschaftler in ihm. Forschungseifer zwang ihn, weiterhin wie gebannt auf den Schirm zu starren.

Wesen flackerten auf und vergingen wieder, tanzten einen Reigen des Wahnsinns, lösten sich auf, um neuen Schemen Platz zu machen. Urplötzlich fühlte Pembroke sich an die Geistersagen und Legenden seiner schottischen Heimat erinnert, schüttelte dann aber widerwillig seinen grauhaarigen Schädel.

Dabei kritzelte er auf ein Stück Papier, was seine Augen sahen. Die Schilderungen waren exakt und gaben präzise seine Eindrücke wieder.

Auf einmal glaubte er, zwei dieser Gesichter im Schirm zu erkennen. Das Grauen packte mit kalter Hand nach ihm, doch Professor Pembroke schrieb weiter. Noch einmal dachte er daran, die Apparatur abzuschalten, doch er musste zu seinem eigenen Entsetzen feststellen, dass der Wille dazu wie gelähmt war. Er blieb sitzen, und seine Hand flog über den Notizblock, kritzelte Namen, schrieb Zahlen und Daten.

Kein Zweifel war mehr möglich. Die Gesichter, die aus dem Bild herausschauten, waren ihm bekannt.

Es waren die Gesichter von Toten.

Von längst Verstorbenen.

Zwei Massenmörder …

Ein angestrengtes Keuchen drang durch den Raum, und es stammte nicht von Professor Pembroke. Dabei wusste er genau, dass es nirgendwo im Raum eine Lautsprecheranlage gab, und er selbst war es auch nicht, der hier so grässlich stöhnte und ächzte.

Er hörte zu schreiben auf, als sich eine grün-schillernde Hand aus dem Schirm schob.

Das durfte doch nicht sein!

Dahinter lag nur ein optisches System, eingebettet in Magnetfelder, Käthodenstrahlen und Verstärkerspulen.

Und doch zwängte sich ein Arm heraus wie durch einen zähen Brei. Eine Schulter folgte.

Der Kugelschreiber rollte über den Boden. Mit der anderen Hand wischte Pembroke den Block vom Arbeitstisch. Er tat es unbewusst und versuchte, sich so weit wie möglich in seinem Stuhl zurückzulehnen, bis die Lehne die Bewegung seines Oberkörpers stoppte. Er spürte das harte Holz in seinem Rücken und fühlte sich dagegen gepresst.

Es fauchte ihn an wie ein giftiger Hauch aus einer Leichengruft. Ein Kopf erschien.

Der Oberkiefer lag frei. Gelbe Zähne bleckten. Die Augenhöhlen waren finstere Schächte. Nur rot-glimmende Pupillen hingen noch, wie an unsichtbaren Fäden aufgehängt. Einige verwitterte Haarsträhnen bedeckten noch den Knochenschädel.

Durch die Sehnenstränge am Hals konnte man die Wirbelsäule sehen. Am hochgewachsenen Körper schlotterten ausgefranste Kleidungsstücke. Alles roch nach Moder und Verfall.

Dann war die Gestalt vollständig. Die Zähne klapperten. Ohne sich um den Professor zu kümmern, griff das Wesen nach hinten in den Schirm und half einem zweiten Ungeheuer in diese Welt.

Es war das genaue Spiegelbild des ersten. Unerträglich wurde der Gifthauch, der von den beiden ausging. Ihre Totenschädel sahen aus, als würden sie hämisch grinsen.

Dann kamen sie um den Arbeitstisch herum und näherten sich dem Professor von beiden Seiten.

 

Bernard Pembroke saß wie ein fleischgewordenes Häufchen Elend auf seinem Stuhl, die Knie in Abwehrstellung fast bis zum Kinn hochgezogen. Er hatte Angst. Unsagbare Angst. Denn er wusste, wie die beiden hießen. Wie sie einmal geheißen hatten, als sie noch Menschen waren.

Jetzt waren sie Tote.

Leichname, die von einer geheimnisvollen Kraft aus dem Totenreich in diese Welt zurückgeholt worden waren.

Oder direkt aus der Hölle. Denn dorthin hätten die beiden zweifellos gehört, wenn es eine ausgleichende Gerechtigkeit nach dem irdischen Tod gab.

Professor Pembroke war die randlose Brille von der Nase gerutscht. Das Glas klirrte auf den Boden und zersprang in tausend Splitter. Sein Greisengesicht war kreidebleich wie ein frisch gewaschenes Betttuch. Seine Lippen bebten.

»Nein, nein …«, stöhnte er.

Ein hässliches, blechernes Lachen, das von den kahlen Wänden des Arbeitsraumes scheppernd widerhallte, war die Antwort.

»Keine Angst, Professorchen«, kam es von der rechten der beiden Gestalten. »Unser Retter braucht doch vor uns keine Angst zu haben. Wir werden uns erkenntlich zeigen und dir das Leben schenken, die paar Jährchen, die du noch zu erwarten hast.«

Wieder lachten sie, und ihre Gebisse schlugen dabei klappernd aufeinander. Sie standen noch ein wenig schwankend, und eine grünlich schimmernde Aura umgab sie wie eine zweite Haut.

Pembroke verstand kaum ein Wort. Das Grauenhafte des Geschehens raubte ihm fast den Verstand. Alle seine Sinne wehrten sich, zu akzeptieren, was er miterlebte.

Die beiden schienen auch noch Gedanken lesen zu können. Der rechte sagte: »Nein, nein Professorchen. Du träumst nicht. Das würde dir wohl so passen, wie? Aber damit ist nichts. Uns gibt es wirklich. Und es gibt uns wieder, weil du uns mit deiner wunderbaren Maschine die Rückkehr ermöglicht hast. Dafür müssen wir dir dankbar sein bis an dein Lebensende.«

»Bis wir dich vielleicht doch noch umbringen«, fügte das Spiegelbild hinzu. Dann erklang wieder das klappernde Scheppern der Kiefer und dieses heisere Keuchen, das wohl ein Lachen andeuten sollte.

Pembroke war noch kleiner geworden. Er spürte Stiche in seiner Herzgegend. Der Puls raste. Ein Gefühl der Beklemmung wurde übermächtig in ihm. Da er seinen Gesundheitszustand kannte, wusste er, was bald passieren konnte. Die Aufregung hatte ihn an den Rand eines Herzinfarkts gebracht. Schweiß brach ihm aus allen Poren. Das Blut pochte in den Schläfen, vibrierte in den Fingern.

Ein Ächzen stahl sich über seine blau angelaufenen Lippen, die mit seinem aschfahlen Gesicht seltsam kontrastierten.

»Was machen wir jetzt mit ihm?«, fragte der eine und starrte mit seinen Unnatürlich roten Pupillen auf den Wissenschaftler hinunter. »So können wir ihn doch nicht sitzen lassen. Er würde plaudern.«

»Nein, nein. Nichts sage ich.«

»Halts Maul, Professorchen«, meinte der andere. »Vielleicht erklären sie dich für verrückt und du kommst in die Klapsmühle, aber plaudern würdest du bestimmt. Ist es nicht doch besser, wenn wir ihn umlegen, Bruder?«

Der so Angesprochene schüttelte den Totenschädel, dass die Nackenwirbel knirschten.

»Muss noch nicht sein. Können wir immer noch machen. Jetzt haben wir ja Zeit. Aber wir haben doch auch inzwischen etwas gelernt. Wir können ihn doch das Ganze einfach vergessen lassen.«

»Wie du willst. Ich hätte ihn lieber zum Schweigen gebracht. Dauert ohnehin nicht mehr lange mit ihm. Schau mal, wie seine Schläfen pochen. Der macht es nicht mehr lange.«

»Ich will es aber noch nicht«, kam die Antwort. »Wir haben es auch früher so gehalten, dass wir unsere Helfer verschonten. Und ich schlage vor, wir machen da weiter, wo wir einmal aufgehört haben.«

»Wie du willst. Du bist schließlich ’ne halbe Stunde älter als ich.«

Eine klebrige Hand legte sich auf Pembrokes Brust, und schlagartig verschwanden seine Herzschmerzen. Eisige Kälte breitete sich in ihm aus, eine Kälte, die ihn gefühllos machte und seltsamerweise auch bis in sein Gehirn überstrahlte.

»So ist es recht, Professorchen. Und nun, nun mach die Augen zu. Du wirst jetzt ein wenig schlafen, und wenn du wieder wach wirst, dann erinnerst du dich an nichts mehr, kapiert?«

Tatsächlich hatten sich Pembrokes Lider flatternd über die tiefliegenden, in zahllose Falten und Fältchen eingebetteten Augen gesenkt. Der Atem ging flach, aber ruhig.

»Na also«, sagte der Untote krächzend. »Dann haben wir uns doch verstanden. Nicke mit dem Kopf, wenn du uns verstanden hast.«

Als der Professor dem Befehl nicht sogleich folgte, fuhr der lebende Leichnam ihm mit der Hand in die schütteren weißen Haare und zerrte den Kopf so hin und her, dass Pembroke wie eine Puppe nickte.

»Sehr schön, sehr schön, Professorchen. Dann werden wir uns noch ein wenig in deiner Bude umsehen. Hast du Waffen?«

Professor Pembroke schüttelte heftig sein greises Haupt. Der eine Untote stieß ihn mit seinem Fuß an, so dass Pembroke vom Stuhl rutschte und auf den Fliesenboden sank, wo er regungslos liegenblieb.

»Hätte ich mir doch gleich denken können«, knurrte der Untote und stieß noch einmal den auf dem Boden Liegenden an. »Ich bin immer noch dafür, dass wir ihn endgültig zum Schweigen bringen.«

»Machen wir nicht«, tönte es vom anderen. »Vielleicht haben wir noch Verwendung für ihn. Könnte ja sein, dass wir Verstärkung brauchen.«

»Verstärkung? Wozu Verstärkung? Dieses miese Dorf machen wir dem Erdboden gleich. Wir hätten es doch damals bald geschafft.«

»Aber eben nur bald.«

»Diesmal wird uns das nicht passieren. Diesmal können sie uns gar nichts mehr anhaben.« Ein hämisches Lachen. »Diesmal können sie sogar mit Granatwerfern und Panzerfäusten kommen, und wir lachen sie nur aus. Diesmal gibt es keine Pannen.«

»Hm. Was machen wir jetzt zuerst?«

»Ich denke, wir sehen uns noch ein wenig um, solange es Nacht ist. Am Tage können wir nichts unternehmen, das weißt du.«

»Mist.«

»Wieso? Früher haben wir unsere schönsten Auftritte doch auch immer nur nachts gehabt.« Der Totenschädel grinste. »In dieser Hinsicht hat sich also kaum etwas geändert. Gehen wir jetzt.«

Mit schlurfenden Schritten bewegten sie sich über die knarrende Treppe nach unten. Außer Professor Pembroke bewohnte niemand mehr dieses alte Haus nahe des Dorfes. Seine Forschungen hatten so viel Geld verschlungen, dass er sich trotz seiner hohen Pension keine Hausgehilfin leisten konnte.

Pembroke hätte sie auch nicht gebraucht. Er war Zeit seines Lebens ein Eigenbrötler gewesen, der die Menschen scheute und sich lieber nur auf sich selbst verließ. Auch wenn es darum ging, in der Küche ein karges Mahl zu bereiten. Vom Aufräumen und ähnlichen hausfraulichen Verrichtungen des Alltags hielt er ohnehin nicht viel.

Deshalb fielen scheppernd ein paar Konservendosen um, als die beiden Untoten dem Ausgang zustrebten.

Sie störte es nicht und auch nicht den Professor.

Denn Bernard Pembroke war in einen totenähnlichen Schlaf versunken, aus dem er so schnell nicht wieder erwachen sollte.

Das alte, halb verfallene Haus entließ die beiden Ungeheuer in eine dunkle, von Nebelschwaden durchwobene, schottische Nacht.

 

 

 

2. Kapitel

 

 

Es gab keine Bahnstation in Bradwick. Sogar die Straße dorthin hatte nichts mit einem modernen Verkehrsweg gemein. Die zahllosen Schlaglöcher verlangten den Achsfedern des altertümlichen Busses das Letzte ab. Die rote Karosserie ächzte und klapperte, als würde sie jeden Augenblick zu beiden Seiten des Chassis herunterfallen.

Clarence Walker hielt sich an den Griffen fest, die in die Rückenlehne des Vordersitzes eingelassen waren, als das nächste größere Schlagloch kam und der Bus bis zur letzten Schraube durchgerüttelt wurde. Der junge, blondhaarige Mann wunderte sich nur, dass sein Gepäck, eine abgegriffene Reisetasche aus Segeltuch, noch im Netz über seinem Sitz lag.

Die anderen Fahrgäste nahmen das Geschaukel mit stoischer Gelassenheit hin. Sie waren deutlich als Eingeborene zu erkennen, Hochländer aus der Gegend, und deshalb wohl an ihre Straßen gewöhnt. Die Männer hatten harte, wie geschnitzt wirkende Gesichter, die Frauen waren mit dicken Wolltüchern vermummt. Es war kalt. Leichter Nieselregen verhinderte eine bessere Sicht nach draußen. Er war mit dem Staubfilm an den Fenstern zu einer trüben Schicht verschmolzen.

Wie dünnes Seidenpapier, dachte Clarence Walker und gab es auf, etwas von der Landschaft mitbekommen zu wollen. Viel bot sie ohnehin nicht. Hügel, aus denen schroffe Felsen wie schlecht vernarbte Wunden ragten, Täler mit hartem Büschelgras und vereinzelt ein paar Schafe, die daran nagten. Ab und zu auch noch ein einzeln stehender Baum, denn für einen Wald war hier die Humusdecke über den Steinen zu dünn. Wind und Wetter hatten die Erde abgetragen. Nur in den tieferen Tälern gab es größere Baumgruppen. Selbst die konnte man noch nicht als Wald bezeichnen. Meistens waren es verwachsene Krüppelkiefern, die wie eine Herde verängstigter Schafe beieinanderstanden.

Clarence Walker schaute zum wiederholten Male auf die Uhr, doch deshalb machte der Bus auch nicht mehr Fahrt. Endlos lang zog sich die Fahrt jetzt schon hin, seit er in Inverness den Zug aus Edinburgh verlassen hatte. Er wollte die unwirtlichen Northwest-Highlands aufsuchen, wo die Städte und Ortschaften noch skandinavisch klingende Namen hatten, die ihnen die Pikten und Skoten gegeben halten, als sie das Land besiedelten. Insofern bildete Bradwick eine Ausnahme. Der kleine Ort war erst nach dem 15. Jahrhundert gegründet worden, als sich das Land schon unter der Herrschaft Englands befand.

Nach einer engen Kehre neigte sich der Bus nach vorne wie ein Flugzeug, das zum Sturzflug übergeht.

Walker atmete auf.

Das bedeutete, dass sie Bradwick bald erreichen mussten. Das Dorf lag in einem Tal mit steilen Hängen. Viel mehr war in den Reiseführern auch nicht darüber zu erfahren gewesen.

Zum wiederholten Male fragte sich Clarence Walker, was Pembroke, seinen alten Professor, in diese Einöde getrieben hatte. Ein wenig sonderbar war er zwar schon immer gewesen, und Clarence war so ziemlich der einzige Student, der mit dem Professor auch manchmal privaten Kontakt gehabt hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie im selben Nest bei Birmingham geboren worden waren. Clarence natürlich um einige Jahre später. Er war gerade achtundzwanzig Jahre alt geworden, hatte sein Studium beendet und machte diesen Trip, bevor er in der Sternwarte im warmen Southampton seine erste Stellung als Astronom antrat.

Doch damit war immer noch nicht geklärt, warum der Professor sich ausgerechnet ihn ausgesucht hatte, um eine neue Erfindung vorzuführen, wie Pembroke schrieb.

---ENDE DER LESEPROBE---