DAS ERBE DER LENS - Sechster Roman des LENSMEN-Zyklus - E. E. Smith - E-Book
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DAS ERBE DER LENS - Sechster Roman des LENSMEN-Zyklus E-Book

E. E. Smith

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Beschreibung

Christopher Kinnison und seine Schwestern Kathryn, Karen, Camilla und Constance, hervorgegangen aus der Verbindung zwischen Kimball und Clarissa Kinnison, den berühmten Lens-Trägern der Galaktischen Patrouille, sollen den großen Plan Arisias vollenden. Die fünf Kinnison-Kinder besitzen besondere Fähigkeiten und geistige Kräfte, von denen ihre Eltern nichts wissen. Christopher und seine Schwester sind Intelligenzen der Dritten Ordnung, und nur sie haben die Chance, die Feinde der galaktischen Zivilisation entscheidend zu schlagen – und den bösen Einfluss der Eddorier endgültig zu brechen... E.E. Smiths sechsbändiger LENSMEN-Zyklus, entstanden Ende der 1920er Jahre, zählt seit Jahrzehnten weltweit zu den Standardwerken der Science Fiction. Der Apex-Verlag veröffentlicht den Zyklus als durchgesehene Neu-Ausgabe in der Reihe APEX SF-KLASSIKER.

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E.E. SMITH

 

Das Erbe der Lens

Sechster Roman des LENSMEN-Zyklus

 

 

 

Roman

 

Apex Science-Fiction-Klassiker, Band 35

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

DAS ERBE DER LENS 

Vorbemerkung 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

11. 

12. 

13. 

14. 

15. 

16. 

17. 

18. 

19. 

20. 

21. 

22. 

23. 

24. 

25. 

26. 

27. 

28. 

29. 

 

Das Buch

 

 

Christopher Kinnison und seine Schwestern Kathryn, Karen, Camilla und Constance, hervorgegangen aus der Verbindung zwischen Kimball und Clarissa Kinnison, den berühmten Lens-Trägern der Galaktischen Patrouille, sollen den großen Plan Arisias vollenden.

Die fünf Kinnison-Kinder besitzen besondere Fähigkeiten und geistige Kräfte, von denen ihre Eltern nichts wissen. Christopher und seine Schwester sind Intelligenzen der Dritten Ordnung, und nur sie haben die Chance, die Feinde der galaktischen Zivilisation entscheidend zu schlagen – und den bösen Einfluss der Eddorier endgültig zu brechen...

 

E.E. Smiths sechsbändiger LENSMEN-Zyklus, entstanden Ende der 1920er Jahre, zählt seit Jahrzehnten weltweit zu den Standardwerken der Science Fiction. Der Apex-Verlag veröffentlicht den Zyklus als durchgesehene Neu-Ausgabe in der Reihe APEX SF-KLASSIKER.

  Der Autor

 

Edward Ellmer Smith - * 02. Mai 1890, † 31. August 1965.

 

Edward Elmer Smith (auch E. E. 'Doc' Smith oder Skylark Smith) war ein US-amerikanischer Science-Fiction-Schriftsteller und Chemiker. Er gilt darüber hinaus der Vater der Space Opera.

Smith war nach seinem Chemie-Studium an der Universität von Idaho als Lebensmittelchemiker, als Leiter chemischer Forschungsabteilungen (1936–1941) und in der US-Armee (1941–1945) tätig. In seinem erstmals im Jahr 1934 erschienenen Roman Triplanetary (dt. Die Planetenbasis, 1961) wird deutlich, dass Smith in dieser Zeit genauere Kenntnisse in der Herstellung von Sprengstoffen und Munition erwarb; überdies gilt Die Planetenbasis als erster Science-Fiction-Roman, in welchem ein sogenannter Traktorstrahl thematisiert wird. 

Sein Berufsleben beendete er 1957; danach reiste er im Wohnwagen kreuz und quer durch ganz Nordamerika.

Als Schriftsteller wurde Doc Smith durch seine Science-Fiction-Romanzyklen um die Lensmen (sechs Bände, 1934 bis 1969) und die Skylark (vier Bände, 1928 bis 1966) bekannt.

Robert Heinlein und E. E. Smith verband eine enge Freundschaft. Nach Heinleins Beobachtung sind Smiths Helden aus dem wirklichen Leben des Autors entnommen: Smith selbst war großgewachsen, blond, athletisch, intelligent und galant und mit der gutaussehenden, rothaarigen Jeanne Craig MacDougal verheiratet, eine Beschreibung, die auf die Helden der Lensmen-Romane, Kimball Kinnison und Clarissa MacDougal, passt (Clarissa war auch der Name von Smiths Schwägerin).

Doc Smiths literarisches Hauptwerk stellt die ersten und stilbildenden Beispiele der Space Opera dar, in denen die Helden fortwährend Auseinandersetzungen bestehen müssen. Gleichzeitig fallen die Romane in die Kategorie der echten Hard-SF, die seinerzeit bekannte wissenschaftliche Prinzipien und gesellschaftlich-politische Entwicklungen zu extrapolieren versuchte.

Kritiker bezeichnen Smiths Romane häufig als klischeebehaftet, wobei diese Kritiker unberücksichtigt lassen, dass die Romane einige der heute als stereotyp empfundenen Themen erstmals vorstellten.

Robert Heinlein erwähnte, Smith habe einen siebten Lensmen-Roman geplant, der offene Handlungsstränge des 1954 erschienenen sechsten Romans Children Of The Lens (dt. Das Erbe der Lens, 1962) abschließend behandeln sollte. Im Nachlass fand sich allerdings kein Manuskript. 

Am 14. Juli 1965, gut einen Monat vor seinem Tode, ermächtigte E. E. Smith den Schriftsteller William B. Ellern, den Lensmen-Zyklus fortzusetzen. Dieser veröffentlichte sodann New Lensman im Jahre 1976. 

 

 Der Apex-Verlag veröffentlicht u.a. Doc Smiths Lensmen-Zyklus als komplett durchgesehene Neu-Ausgabe (übersetzt von Thomas Schlück.)

DAS ERBE DER LENS

 

 

 

  Vorbemerkung

 

Betr.: Ein Bericht über das Ende des Boskonischen Krieges

Von: Christopher K. Kinnison, LT 3, Klovia

 

 

Oh, Intellekt der Dritten Ordnung, der Du diesen Behälter gefunden hast und in der Lage bist, dieses Band zu entziffern - Dir und Deinen Artgenossen entbiete ich meinen Gruß.

Aus Gründen, auf die ich später noch eingehe, wild dieser Bericht eine sehr lange Zeit unzugänglich sein, da meine augenblickliche kosmische Vision nicht so weit in die Zukunft reicht, dass sie den Zeitpunkt seiner Offenbarung mit einschließt. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, auch auf die wichtigsten Tatsachen der frühen Entwicklungsphasen der Zivilisation einzugehen und somit auf Informationen, die im Augenblick zwar allgemein bekannt sind, die aber in ferner Zukunft vielleicht nur noch dunkel im Gedächtnis meiner Nachkommen existieren werden.

In der Frühzeit der Zivilisation hatte die Polizei große Mühe, des allgemeinen Verbrechertums Herr zu werden, weil sie im Gegensatz zu den Gesetzesbrechern in ihrer Bewegungsfreiheit weitgehend eingeschränkt war. Der allgemeine technische Fortschritt verschlimmerte diesen Zustand, so dass mit der Einführung des trägheitslosen Raumschiffantriebs die Existenz der gesamten Zivilisation auf dem Spiele stand.

Natürlich vermutete man damals noch nicht, dass diese Entwicklung auf die zielstrebige Tätigkeit einer bestimmten Organisation zurückzuführen war, und es sollten noch Jahrhunderte vergehen, ehe mein Vater, Kimball Kinnison von der Erde, Boskone als treibendes Element hinter den verbrecherischen Umtrieben entlarvte - Boskone, eine automatische, diktatorische Kultur, die den Idealen der Zivilisation den Kampf angesagt hatte. Aber auch er wusste nichts von dem äonenlangen Konflikt zwischen den Arisiern und den Eddoriern und von dem eigentlichen Daseinsgrund der Galaktischen Patrouille. Virgil Samms, der damals Leiter des Dreiplaneten-Geheimdienstes war, beurteilte die Situation richtig und erkannte, dass jede weitere Polizeiarbeit sinnlos sein würde, solange es kein unnachahmliches Erkennungssymbol gab.

Durch einen gewissen Dr. Nels Bergenholm, einen von einem Arisier beherrschten Mann, wunde Virgil Samms zum ersten Träger der arisischen Lens, und beschäftigte sich während seines langen Lebens mit der Auswahl und Ausbildung weiterer Lebewesen, die des neuen Symbols würdig waren. In den nächsten Jahrhunderten wuchs die Patrouille zu einem ungeheuren Apparat an und gewann große Bedeutung. Die Lens war nicht nur ein vollkommener telepathischer Mittler, sondern wurde auch zur tödlichen Waffe, sobald sie von der Intelligenz getrennt wurde, auf die sie eingestimmt war. Jedes fremde Wesen, das sie zu tragen versuchte, starb auf der Stelle, und jeder Lens-Träger - welcher Rasse er auch angehören mochte - galt als Verkörperung der Zivilisation.

Kimball Kinnison war der erste Lens-Träger, der in seiner Lens mehr als nur ein Erkennungssymbol und einen telepathischen Mittler sah, und kehrte als erster nach Arisia zurück, um sich dort einem Training zu unterziehen, das ihn zu einem Lens-Träger Zweiter Ordnung machte - einem Lens-Träger mit hervorragenden geistigen Fähigkeiten.

Zusammen mit Worsel von Velantia, einem geflügelten Reptilienwesen, und Tregonsee von Rigel IV, einem vierbeinigen, tonnenförmigen Geschöpf, erkundete Kimball Kinnison Boskones Militärorganisation in der Ersten Galaxis. Er unterstützte den Angriff auf das Hauptquartier Helmuths, der seine Befehle »im Namen von Boskone« erteilte. Er verseuchte die Kontrollkuppel des Piratenhauptquartiers mit Thionit, einer gefährlichen Droge, die von dem seltsamen Planeten Trenco stammte, und ermöglichte es Admiral Haynes und seiner Galaktischen Flotte, den Piratenstützpunkt zu vernichten. Zuvor besiegte er Helmuth in einem direkten Kampf.

Später wirkte er bei der Vernichtung der delgonischen Overlords mit, einer sadistischen, sich von den Lebenskräften anderer Wesen ernährenden Rasse, die als erste einen Hypertunnel gegen die Menschheit einsetzte.

Bei diesen Kämpfen wurde er mehr als einmal verwundet und lernte auf diese Weise Dr. Lacy, den Chefarzt der Patrouille, und Oberschwester Clarissa MacDougall kennen, die später als Lens-Trägerin berühmt werden sollte und die meine Mutter ist.

Trotz der militärischen Niederlage war die eigentliche Organisation Boskones nach wie vor funktionsfähig. Kinnisons weitere Nachforschungen führten Ihn schließlich in Lundmarks Sternennebel, der bald als Zweite Galaxis bekannt werden sollte. Hier wurde der Planet Medon vor den angreifenden Boskoniern gerettet und durch die intergalaktische Leere in die Erste Galaxis gebracht. Seine Bewohner wurden insbesondere durch ihre fortgeschrittene Energietechnik bekannt. Später trat der Medonier Phillips mit Forschungen an die Öffentlichkeit, die eine Regenerierung menschlicher Körperteile ermöglichten.

Kinnison kam auf Grund seiner Nachforschungen zu der Überzeugung, dass er Boskone durch den Rauschgiftring am schnellsten auf die Schliche kommen konnte, und verwandelte sich in den Meteorschürfer Bill Williams - einen trinkfesten, bentlamessenden, schusssicheren Allerweltskerl. In der Maske dieses Mannes verfolgte er seine Spur, die schließlich auf dem Planeten Jarnevon in der Zweiten Galaxis endete. Hier lebten die Eich - kaltblütige Monstren, deren Intelligenz und Rücksichtslosigkeit die Charakterzüge der Overlords weit in den Schatten stellten.

Kinnison machte sich nun in Begleitung seines Freundes Worsel an die Erforschung Jarnevons und wurde gefangengenommen, gefoltert und schließlich grausam verstümmelt, aber der Velantier brachte ihn gesunden Geistes zur Erde zurück - und mit dem Wissen, dass Jarnevon von einem aus neun Eich bestehenden Rat regiert wurde, der den Namen Boskone führte.

Kinnison wurde in die Pflege des Medoniers Phillips gegeben, und wieder wich Clarissa MacDougall nicht von seinem Krankenbett. Er verliebte sich in das Mädchen - doch eine Heirat kam erst in Frage, wenn er seine Aufgabe gelöst, wenn die Zivilisation endgültig über Boskone gesiegt hatte.

Wenig später vereinigte die Patrouille ihre gigantischen Flotten unter dem Kommando des Flaggschiffes Z9M9Z und ging zum Angriff über. Der Planet des boskonischen Leiters in der Ersten Galaxis, Jalte, wurde von einer Bombe aus negativer Materie verschlungen, während Jarnevon zwischen zwei kollidierenden Planeten unterging, die man »frei« in Stellung gebracht und dann in den trägen Zustand versetzt hatte.

Aber Boskone schlug zurück und schickte seine gewaltige Armada durch eilten Hypertunnel gegen die Erde. Die Galaktische Flotte hatte allerdings damit gerechnet, dass die Piraten nicht durch den normalen Raunt angreifen würden. Ihre Beobachtungsschiffe bildeten einen engen Ring, während ihre Wissenschaftler an einem Sonnenprojektor arbeiteten, an einer technischen Vorrichtung, die die Energien der Sonne zu einem unwiderstehlichen Vernichtungsstrahl bündelte. Mit Hilfe dieser Waffe wurden die Invasoren vernichtend geschlagen.

Wieder musste Kinnison nach einem hohen Boskonier suchen, nach einer Autoritätsperson, die über dem Rat von Boskone stand. In der DAUNTLESS, seinem Superschlachtschiff, das sein kleines aus nicht-eisenhaltigem Material bestehendes Schnellboot an Bord mitführte, machte er sich auf die Reise und fand bald eine Spur, die ihn in Dunstans Spiralarm, einen unerforschten Außenbezirk der Ersten Galaxis, führte. Hier stieß er auf den Planeten Lyrane II, auf dem ein Mädchen namens Helena Anführerin eines Matriarchats war. Hier begegnete er auch Mona Portier, einer ehemaligen Tänzerin von Aldebaran, die sich gegen ihre boskonischen Befehlshaber stellte und dem Lens-Träger wertvolle Informationen über den boskonischen Planeten Lonabar gab, auf dem sie lange gelebt hatte. Die Astronomen der Patrouille hatten den Namen Lonabar noch nicht gehört, und auch Mona kannte die Koordinaten des Planeten nicht - sie wusste nur von der einzigartigen Juwelierkunst der Lonabaraner und beschrieb Kinnison einige Schmuckstücke, die in der Zivilisation ihresgleichen suchten.

Nadreck von Palain VII, ein kaltblütiger Lens-Träger Zweiter Ordnung, der schon einmal einen lonabarischen Edelstein gesehen hatte, machte sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Planeten, während sich Kinnison mit den boskonischen Umtrieben auf Lyrane beschäftigte.

Doch die Frauen des Planeten halfen ihm wenig, denn sie hassten alle Männer und verachteten alle Fremden. Mit Hilfe Mentors machte Kinnison seine Verlobte Clarissa zu einer Freien Lens-Trägerin - in der Hoffnung, dass sie bei den Lyranerinnen erfolgreicher wäre als er.

Inzwischen machte Nadreck den Planeten Lonabar ausfindig, und Kinnison verwandelte sich in den Juwelier Cartiff, einen als Schwindler, Hehler und schließlich auch als Mörder berüchtigten Boskonier-Freund. Er forderte den lonabarischen Diktator Menjo Bleeko heraus und tötete ihn, nachdem er Ihn eingehend befragt hatte.

Inzwischen sammelte Lens-Trägerin MacDougall Informationen, die die Vermutung aufkommen ließen, dass die Overlords auf Lyrane II einen Stützpunkt hatten. Die Höhle wurde aufgespürt und vernichtet, wobei die Lens-Träger erfuhren, dass die Eich eine gut befestigte Station auf Lyrane VIII unterhielten.

Meisterpsychologe Nadreck drang mühelos in die Station ein und machte die Entdeckung, dass die Eich ihre Befehle aus dem thrallischen Sonnensystem in der Zweiten Galaxis erhielten und dass der Kaltblütler Kandron von Onlo - Thrallis IX - dem menschlichen Tyrannen von Thrale, Alcon, unterstand, der auf Thrallis II residierte.

Kinnison ging nach Thrale, während sich Nadreck um Onlo kümmerte - dieses Manöver wurde durch eine großangelegte Invasion der Vereinten Galaktischen Flotten in der Zweiten Galaxis gedeckt. Es kam zum Kampf, in dem die boskonische Flotte vernichtet wurde, und die Patrouille baute den Planeten Klovia zum Stützpunkt aus.

In der Person Traska Gannels, eines Thralliers, diente sich Kinnison in Alcons militärischer Organisation hoch. Nach einem kurzen Ausflug in die Überdimenision, aus der er von Mentor gerettet wurde, tötete er Alcon und machte sich zum Herrscher von Thrale. Er stellte jedoch bald fest, dass Premierminister Fossten, der durch ein Hypnosefeld seine wahre Gestalt verdeckte, nicht der Berater, sondern der Vorgesetzte Alcons gewesen war. Doch im Augenblick waren weder Kinnison noch Fossten zum offenen Kampf bereit, so dass die Auseinandersetzung zunächst hinausgezögert wurde. Beide hielten sich jedoch für unschlagbar.

Gannel und Fossten bereiteten einen Angriff auf Klovia vor, doch kurz vor dem Kampf kam die Feindschaft zwischen den beiden boskonischen Führern zum Ausbruch. In einem unvorstellbaren geistigen Kampf, dem die gesamte Mannschaft des Flaggschiffes zum Opfer fiel und der die boskonische Flotte führerlos machte, behielt Kinnison die Oberhand.

Es blieb ihm jedoch verborgen, dass Fossten mit Gharlane von Eddore identisch war und dass er seinen Sieg allem Mentor von Arisia zu verdanken hatte. Der Weise von Arisia ließ ihn in dem Glauben, seinen Gegner, den er ihm in der Gestalt eines entarteten Arisiers offenbarte, ohne Hilfe getötet zu haben.

Da Kinnison bereits als Herrscher von Thrale fungierte, war es nach Fosstens Tod für die Patrouille kein Problem, sich des Planeten zu bemächtigen. Gleichzeitig gelang es Nadreck, die Onlonianer in den Wahnsinn zu treiben, so dass die schweren Befestigungen ohne Verluste überwunden werden konnten.

In der Annahme, dass der boskonische Krieg nun endlich vorüber war, heiratete Kinnison seine Clarissa, richtete sich auf Klovia ein und widmete sich seinen Pflichten als Galaktischer Koordinator.

Obwohl Kimball Kinnison alles andere als ein Mutant war, stellte er das Endprodukt einer unvorstellbar langen selektiven genetischen Entwicklung dar. Auf welche Art und Weise die arisische Wissenschaft dieses Ziel erreicht hat, ist mir unverständlich. Admiral Haynes und Chefarzt Lacy hielten sich für die eigentlichen Heiratsstifter, und diesen Glauben wollen wir ihnen nicht nehmen, obwohl sie gewissermaßen nur die Handlanger eines größeren, übergeordneten Willens waren. Jedenfalls brachten die Gene dieser sich auf einzigartige Weise ergänzenden Menschen die ersten und bisher einzigen Lens-Träger Dritter Ordnung hervor.

Ich wurde auf Klovia geboren, ebenso wie drei und vier galaktische Jahre später meine vier Schwestern - zwei Paar zweieiiger Zwillinge. Meine eigentliche Kindheit war kurz; ich hatte von Kindesbeinen an mit Lens-Trägern Zweiter Ordnung zu tun und war es bald gewöhnt, mit Wesen wie Worsel von Velantia, Tregonsee von Rigel IV und Nadreck von Palain VII in unbeschränktem Doppelkontakt zu stehen. Wir hatten sehr wenig mit den anderen Kindern unseres Alters gemein; dass es jedoch für ein Baby, das kaum laufen konnte, höchst ungewöhnlich war, asymmetrische Asteroidenumlaufbahnen zu berechnen, sollten wir erst später erfahren, als uns auch bewusst wurde, dass wir uns weitgehend absondern mussten, was die übrige Menschheit betraf.

Ich reiste viel; manchmal auch mit meinen Eltern. Einmal im Jahr flog ich nach Arisia, um dort ein strenges Training zu absolvieren. Die letzten beiden Jahre meiner Ausbildung verbrachte ich aus psychologischen Gründen in Wentworth Hall auf der Erde, wo man auch meinen Vater zum Lens-Träger gemacht hatte.

Mit meiner formalen Ernennung zum Lens-Träger beginnt mein eigentlicher Bericht.

Ich habe ihn so unpersönlich wie möglich abgefasst, wobei ich genau weiß, dass meine Schwestern und ich nur das getan haben, wofür wir im Grunde speziell ausgebildet waren - ebenso wie Du, der Du diese Zeilen hast.

 

Mit respektvollem Gruß

- Christopher K. Kinnison, LT3, Klovia

 

 

 

 

 

 

  1.

 

 

Der Galaktische Koordinator Kimball Kinnison leerte seine zweite Tasse Kaffee, erhob sich vom Frühstückstisch und schritt mit düsterer Miene auf und ab. Die letzten dreiundzwanzig Jahre hatten ihn kaum verändert; sein Gewicht war das gleiche geblieben - wenn es sich auch etwas anders verteilte -, sein Haar war noch immer braun, und auf seinem entschlossenen Gesicht zeigten sich nur wenige Linien. Er war ein Mann in dar Blüte seiner Jahre - ein Mann, der eine Reife erlangt hat, wie sie die Jugend nicht kennen kann.

»Kim, du solltest wissen, dass du mich nicht ewig aus deinem Geist vertreiben kannst«, sagte Clarissa leise. »Außerdem ist der Raum abgeschirmt - sogar gegen die Mädchen.«

»Es tut mir leid, Chris - so habe ich das nicht gemeint.«

»Ich weiß!«, lachte sie. »Eine automatische Reaktion - aber ich spüre den Block jetzt schon seit etwa zwei Wochen. Dich bedrückt etwas.«

»Ich habe nachgedacht.«

»Und worüber?«

»Du willst es also wissen? In letzter Zeit sind in der Galaxis einige seltsame Dinge vorgegangen, verteufelte Sachen - Psychosen, Massenhysterien, Halluzinationen... All das deutet auf eine Epidemie von Revolutionen und Aufständen hin, die die ganze Zivilisation zu erfassen scheint und die eigentlich jeder Grundlage entbehrt.«

»Das ist ja das Neueste.«

»Es hat sich noch nicht herumgesprochen, denn die einzelnen Sonnensysteme führen die Vorfälle auf örtliche Phänomene zurück, was aber nicht der Fall ist. Als Koordinator hat man natürlich einen gewissen Überblick, und meine Leute haben sofort reagiert und mit Nachforschungen begonnen, die aber völlig ergebnislos verlaufen sind. Ich wandte mich schließlich an unsere Lens-Träger Zweiter Ordnung - an Worsel, Nadreck und Tregonsee -, die jedoch ebenfalls nicht weiterkamen. Es gibt mehr als genug Spuren und Anhaltspunkte, aber konkrete Resultate haben wir noch nicht erzielt.«

»Willst du etwa sagen, dass die drei das Problem nicht lösen können?«

»Bis jetzt haben sie es jedenfalls nicht geschafft«, erwiderte er geistesabwesend, »und das gibt mir natürlich zu denken.«

»Das kann ich mir vorstellen«, sagte sie, »und natürlich möchtest du dich am liebsten gleich auf die Reise machen. Komm, ich kann dir vielleicht helfen. Du hättest das Problem sofort mit mir durchgehen sollen.«

»Ich hatte meine Gründe - du wirst sehen. Aber jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Wir werden ein wenig in die Vergangenheit zurückkehren müssen, in die Zeit vor unserer Heirat. Mentor sagte uns damals, dass nur unsere Nachkommen für das bereit sein könnten, nach dem uns damals unbewusst verlangte. Zweitens warst du das einzige Wesen, das jemals in der Lage war, meine Gedanken ohne Hilfe einer Lens zu lesen. Drittens antwortete Mentor auf unsere Frage, dass unsere Heirat notwendig sei, was uns damals ein wenig zu denken gab. Viertens gehört es zu den Regeln der Patrouille, nur den Mann auf eine Aufgabe anzusetzen, der am besten dafür geeignet ist, und wenn er es nicht schafft, den besten Lens-Rekruten des jeweiligen Jahres heranzuziehen. Fünftens muss sich ein Lens-Träger aller Mittel und Personen bedienen, die ihm bei der Lösung seiner Aufgabe nützlich sein können - unabhängig davon, um wen oder was es sich handelt. Sechstens war Austin Cardynge bis zum Tage seines Todes der Überzeugung, dass wir damals absichtlich aus dem Hypertunnel hinausgestoßen wurden.«

»Na und? Ich verstehe nicht, was das mit unserem Problem zu tun hat.«

»Das dürfte dir nicht schwerfassen, wenn du die sechs Punkte, die ich eben angeführt habe, im Zusammenhang mit unserer augenblicklichen Lage siehst. Kit wird im nächsten Monat zum Lens-Träger ernannt, und er dürfte danach in der Patrouille den ersten Rang einnehmen.«

»Natürlich. Aber immerhin ist er ein Lens-Träger, der sich mit solchen Fragen befassen muss. Warum nicht mit dieser?«

»Du machst dir nicht klar, mit welcher Art Problem wir es zu tun haben. In den letzten Wochen haben sich die Mosaiksteine zu einem Bild zusammengefügt, und wenn mein Eindruck stimmt, wird es Kit wieder mit Boskone zu tun bekommen - dem wirklichen Boskone, das wahrscheinlich für immer außerhalb meiner Reichweite lag und hegt.«

Wortlos hob Clarissa die Hand vor den Mund, und Kinnison nahm seine Frau in die Arme.

»Wir kommen nicht darum herum«, sagte er leise.

Sie schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, Kim. Aber ich bin nach all diesen Jahren doch etwas erschrocken. Wir können ihm doch helfen, nicht wahr, Kim?«

»Bestimmt. Wir alle werden uns wieder an die Arbeit machen - Nadreck und Worsel und Tregonsee... und auch du, wenn ein Problem auftaucht, das niemand außer dir lösen kann. Zusammen werden wir es schon schaffen...«

»Ich weiß, dass du mich nur rufen wirst, wenn es nicht anders geht. Wenn ich daran denke, dass ich dich und Kat... Warum müssen wir nur Lens-Träger sein!« brach es aus ihr hervor. »Oft genug habe ich diese Klage von dir gehört, aber immer wieder...«

»In derr Orkästerr muss auch errste Violine gäben!«, parodierte Kinnison einen bekannten Zigeunerprimas, und Clarissa lachte auf.

»Vielleicht hast du recht«, sagte sie. »Wir wollen uns heute auf die Reise zur Erde machen, um rechtzeitig zur Stelle zu sein, wenn Kit seine Lens erhält. Daran ändert sich jedenfalls nichts!«

In einem abgelegenen Raum warfen sich vier rothaarige Mädchen einen bedeutungsvollen Blick zu und traten miteinander in Kontakt. Ihre Mutter irrte sich sehr, wenn sie annahm, dass das Frühstückszimmer abgeschirmt war. Von dem wachen Geist ihrer Töchter war nichts sicher - sie waren in der Lage, jede Art von Gedankenschirm zu überwinden. Was sie erfahren wollten, erfuhren sie - und sie waren mehr als neugierig.

»Kay - wir haben eine Aufgabe!« Kathryn, die nur einige Minuten älter war als Karen, bezog die beiden jüngeren Zwillinge Camilla und Constance - Cam und Con genannt - absichtlich nicht in ihre Bemerkung ein.

»Na endlich!«, sagte Karen begeistert. »Ich habe mich schon oft gefragt, wozu wir überhaupt gut sind. Neun Zehntel unseres Geistes sind derart abgeschirmt, dass nur Kit etwas davon ahnt und wir uns nur unter Schwierigkeiten miteinander in Verbindung setzen können. Jetzt haben wir einen Weg gefunden. Wir werden endlich etwas Nützliches vollbringen!«

»Was soll das heißen - ihr werdet etwas vollbringen?«, fragte Con aufgebracht. »Glaubt ihr etwa, ihr könntet uns auch nur eine Sekunde von eurem Vergnügen fernhalten?«

»Natürlich«, erwiderte Kat. »Ihr seid noch viel zu jung.«

»Phü! Ihr habt ja nicht genug Grips, tun einen...«

»Ruhig!«, sagte Kay gebieterisch. »Wir müssen uns alle ernsthaft mit dem Problem befassen. Ich schlage vor, dass sich jeder seine Gedanken darüber macht und dass wir erst wieder darüber sprechen, wenn die DAUNTLESS auf dem Weg zur Erde ist - dann werden wir sehen, was wir unternehmen.«

Und das geschah. Noch am gleichen Nachmittag startete Kinnisons Superschlachtschiff DAUNTLESS - das vierte Schiff, das diesen Namen trug - und raste bald darauf durch die Leere des intergalaktischen Raumes. Die Zeit verging.

»Ich weiß, wie wir unser Problem lösen!«, sagte Kat, als die Mädchen wieder zusammensaßen. »Wir haben es mit vier Lens-Trägern Zweiter Ordnung zu tun - und wir sind ebenfalls vier. Wir werden uns jeweils um einen Lens-Träger besonders kümmern, überall im Universum herumhorchen, Ideen und Tatsachen auf schnappen, und sie »unserem« Mann übermitteln - wobei er nicht ahnen darf, wer dahintersteckt. Ich werde Vater zum Partner nehmen, während sich Kay mit...«

»Einen Augenblick!«, protestierten die anderen Mädchen.

»Wenn wir nicht abwechselnd mit allen arbeiten, müssen wir Strohhalme ziehen oder eine Münze entscheiden lassen!«

»Babys!«, erwiderte Kat übertrieben freundlich. »Kleinkinder sollten den Mund halten! Das Problem ist viel zu ernst...«

»Babys!«, schrien Cam und Con wie aus einem Mund. »Ihr beiden seid zwar ein Jahr älter als wir, aber wir sind inzwischen auch erwachsen, und ihr seid uns nicht mehr überlegen! Könnt ihr etwas, das wir nicht fertigbringen?«

»Das zum Beispiel!« Kathryn streckte den Arm aus und schloss konzentriert die Augen. Im gleichen Augenblick materialisierte eine Lens an ihrem Handgelenk - eine Lens, die nicht mit einem Metallband an ihrem Arm befestigt war, sondern die selbst die Form eines funkelnden Armreifs hatte.

Sekunden später waren auch die drei anderen Mädchen mit Lens versehen. Noch eben hatten sie von ihrer Fähigkeit nichts gewusst, doch bei Kathryns Demonstration erfassten sie instinktiv, wozu ihr Geist fähig war.

Die Lens verschwanden. Die Mädchen wussten, dass sie ihre Fähigkeiten vor der Neugier des Universums verbergen mussten, dass sie aber im Augenblick der Gefahr sofort auf die Lens zurückgreifen konnten.

»Ich hoffe, dass wir mit Logik weiterkommen«, sagte Kat bestimmt. »Con, du hast dich früher sehr um Worsel gekümmert - du bist sogar einmal auf seinem Rücken geritten... Und Cam hat schon immer eine gewisse Vorliebe für Tregonsee gehabt. Und warum du an Nadreck einen Narren gefressen hast, Kay, verstehe ich nicht recht. Sein Schutzanzug strahlt eine Kälte aus, die mich immer ganz nervös macht.« Sie machte eine kurze Pause. »Es ist also ganz einfach: Da ihr ausnahmslos besetzt seid, gehört Vater mir!«

Schließlich mussten die Mädchen einsahen, dass nur eine den Vorzug haben kannte, ständig mit Kimball Kinnison in Verbindung zu bleiben, und sie einigten sich auf einen Plan.

Als die DAUNTLESS im Flottenhauptquartier gelandet war, begaben sich die Kinnisons nach Wentworth Hall, dem gewaltigen aus Chrom und Glas bestehenden Ausbildungszentrum für die irdischen Lens-Kadetten. Hier nahmen sie an der eindrucksvollen Zeremonie teil. Hinterher ließ der Freie Lens-Träger Frau und Töchter allein und begab sich in sein irdisches Büro, um seinen Sohn Christopher zu empfangen.

»Christopher K. Kinnison von Klovia meldet sich zum Dienet, Sir«, sagte Kit und salutierte vorschriftsmäßig. Der Koordinator erwiderte die Ehrenbezeigung. »Setz dich, mein Sohn. Ich bin sehr stolz auf dich, das kannst du mir glauben - wir alle sind stolz. Die Mädchen wollen natürlich einen richtigen Helden ans dir machen, aber ich möchte zuerst mit dir sprechen, um einige Dinge zu klären. Vor allem wollte ich dir eine Erklärung und eine Entschuldigung anbieten.«

»Eine Entschuldigung, Sir?« Kit schien wie vor den Kopf geschlagen. »Aber...«

»Ich wollte mich entschuldigen, dass man nicht gleich einen Freien Lens-Träger aus dir gemacht hat. So etwas hat es bisher zwar noch nicht gegeben, aber das war nicht der eigentliche Grund. Dein Kommandant, der Prüfungsausschuss und Admiral LaForge waren einhellig dafür - nur ich habe mich dagegen ausgesprochen.«

»Natürlich, ich verstehe. Wenn es ausgerechnet der Sohn des Koordinators ist, der ab erster... Außerdem ist es besser, wenn so wenige Leute wie möglich wissen, was mit mir los ist. Ich kann warten.«

»Das brauchst du nicht, mein Sohn«, sagte Kinnison, und sein Lächeln wirkte etwas gequält. »Hier ist deine Entlassung, deine Spezialausrüstung und das schriftliche Ersuchen, dich mit den anstehenden Problemen vertraut zu machen. Wir vermuten, dass es sich um etwas handelt, das seinen Ausgangspunkt in der Zweiten Galaxis hat, aber das ist natürlich nur eine Vermutung.«

»Ich müsste also auf Klovia ansetzen? Das ist gut - auf diese Weise kann ich mit euch zurückreisen.«

»Das hatte ich gehofft Während des Fluges kannst du dich dann mit der Situation vertraut machen. Ich habe Unterlagen Zusammentragen lassen, in denen alle wichtigen Umstände berücksichtigt worden sind. Ich nehme nicht an, dass du von den ungewöhnlichen Verkehrsschwierigkeiten gehört hast, die in der letzten Zeit aufgetreten sind - besonders in der Zweiten Galaxis.«

»Nur gerüchteweise.«

»Die Verluste liegen jedenfalls fünfundzwanzig Prozent über den Normalwerten, und nach den teilweise gefundenen Überresten scheinen wir es mit Wahnsinnigen zu tun zu haben. Die Schiffe sind förmlich auseinandergerissen, und jedes noch so kleine Identifizierungsmerkmal wurde entfernt. Die Herkunft der Schiffe lässt sich also vielfach nicht feststellen, da auch sonst sehr viele Einheiten einfach verschwinden. Heute Morgen wurde nun ein Wrack gefunden, in dem man auf die seltsame Inschrift stieß: Achtung vor dem Höllenschlund! Wenn der Pilot bei Verstand gewesen ist, müssen diese Worte etwas bedeuten.«

»Interessant. Ich werde daran denken, wenn ich die Unterlagen durcharbeite. Aber da wir gerade von ungewöhnlichen Ereignissen sprechen. Ich hätte fast vergessen, dir von dem Gedankenfetzen zu erzählen, den ich vor einigen Wochen aufgefangen habe. So etwa war der Impuls - kennst du eine Rasse, deren Gedankenimpulse auf einer derart hohen Frequenz liegen?«

»Nein, der Gedanke ist ja kaum greifbar. Hast du einen solchen Impuls aufgefangen?«

»Ja, aber nur ganz kurz. Es war mehr ein Ausbruch - als ob ein Gedankenblock plötzlich nachgegeben hätte oder ein Wesen gestorben wäre. Die Sache war so schnell vorbei, dass ich mich nicht darauf einstellen konnte, und der Impuls hat sich bisher auch nicht wiederholt.«

»Irgendwelche Besonderheiten? So ein Ausbruch kann sehr interessant sein.«

»Es passierte auf meinem letzten Übungsflug in der Zweiten Galaxis jenseits von Thrale - etwa hier.« Und Kit machte eine Positionsangabe. »Eine geistig sehr hochstehende, auf Genauigkeit bedachte Rasse, eine Rasse, die möglicherweise sogar die grundlegenden sozialen Bedürfnisse überwunden hat, da der Planet nur aus Wüste bestand und unvorstellbar heiß war. Von Städten keine Spur, ebenso wenig wie von Wasser. Die Körperstruktur des Wesens war RTSL - auf vier Stellen. Kein Verdauungssystem - es ernährt sich vielleicht aus der Atmosphäre oder wandelt Energie für seine Zwecke um. Die Sonne war ein blauer Riese - ich habe natürlich keine Spektraldaten, aber ich würde sie in Klasse B5 oder mindestens Ao einschätzen. Das ist alles.«

»Aber bereits sehr viel. Allerdings kann ich mir keinen Reim darauf machen. Na ja, wir werden schon noch dahinterkommen.«

Wie schnell die beiden Lens-Träger den geheimnisvollen Gedankenimpuls als unwichtig abtaten! Aber hätten sie gewusst, dass Kits Beschreibung der durch den extremen Planetensommer bedingten Gestalt eines Plooraners entsprach, hätten sie dem Vorfall ebenfalls keine größere Bedeutung beigemessen. Jedenfalls damals noch nicht.

»Ehe wir uns heute Abend ins Vergnügen stürzen, sollte ich dir vielleicht noch sagen, dass Worsel, Tregonsee, Nadreck und ich unsere Ämter zur Verfügung gesteht haben und uns wieder als Freie Lens-Träger betätigen wollen - vor allem, um in der Lage zu sein, dir jederzeit zu helfen.«

Kit starrte seinen Vater aus weit aufgerissenen Augen an. »Ich... ich... weiß gar nicht, was ich sagen soll«, erwiderte er stockend. »Ich bin...«

»Am besten sagst du gar nichts, sondern versuchst den heutigen Abend richtig zu genießen.«

»Aber sollte ich nicht am besten gleich...«

»Nichts da!«, protestierte Kinnison. »Glaubst du, ich will mich von den fünf Rotschöpfen umbringen lassen? Du hast einen großen Abend vor dir, den du wie ein Mann überstehen musst. Und wenn die Sache vorbei ist, werden wir uns an Bord der DAUNTLESS begeben und nach Klovia zurückkehren, wo wir dir eine Ausrüstung zusammenstellen. Bis dahin lassen wir das Offizielle ruhen, ja? Jedenfalls möchte ich dir noch einmal sagen, dass ich sehr stolz auf dich bin.«

»Vielen Dank, Vater.«

Nach dem Fest, das die Kinnisons gebührend genossen, kehrte die DAUNTLESS nach Klovia zurück, wo bald die ersten Pläne geschmiedet wurden. Und dann kam der Tag, da die beiden graugekleideten Lens-Träger zwischen ihren schwarzen Schnellbooten standen und Abschied nahmen. Kinnisons große Gestalt strahlte die Ruhe jahrelanger Erfahrung aus, während der breitschultrige Kit vor Spannung fast zitterte. Er konnte es kaum erwarten, den Kampf gegen die Feinde der Zivilisation aufzunehmen.

»Denk daran«, sagte Kinnison und reichte seinem Sohn die Hand. »Wir vier Altgedienten stehen dir jederzeit zur Verfügung. Ein Ruf genügt, und wir sind so schnell wie möglich zur Stelle.«

»Ich weiß, Vater. Ihr seid die vier besten Lens-Träger des Universums - und seid vielleicht erfolgreicher als ich. Wir haben so viele Anhaltspunkte, dass ich das fast annehmen möchte. Es gilt also auch andersherum - wenn ihr mich braucht, bin ich sofort da!«

»QX - wir werden die Verbindung nicht abreißen lassen, Raum-ho, Kit!«

»Raum-ho, Vater!«

Während sein Raumschiff Geschwindigkeit aufnahm, weilten Kinnisons Gedanken bei seinem Sohn. Er kannte die Gefühle des jungen Mannes, denn er erinnerte sich noch lebhaft an seinen ersten Tag als Freier Lens-Träger. Kit besaß Talente, von denen er als Älterer nur träumen konnte - doch das durfte ihn nicht von seiner Aufgabe ablenken. Wie es von einem erfahrenen Kämpfer nicht anders zu erwarten war, machte er sich sofort systematisch an die Arbeit.

 

 

 

 

  2.

 

 

Der Velantier Worsel hatte sich kaum verändert, auch wenn die vergangenen zwanzig irdischen Jahre besonders angefüllt gewesen waren - nicht zuletzt, weil er der erste velantische Lens-Träger überhaupt und der einzige LT2 seiner Rasse war.

Er hatte sich eingehend mit den verschiedenen technologischen und verwaltungstechnischen Problemen befasst, die einer Einbeziehung seines Heimatplaneten in den Bund der Galaktischen Zivilisation zunächst im Wege gestanden hatten. Außerdem hatte er die verschiedenen Aufgaben übernommen, die ihm vom Galaktischen Rat im Hinblick auf seine besonderen Fähigkeiten zugeteilt worden waren. In seiner Freizeit hatte er die beiden Galaxien durchstreift und Jagd auf die überall verstreuten delgonischen Overlords gemacht.

Unabhängig hiervon hatte er ein fast väterliches Interesse an den Kindern seines Freundes Kinnison genommen, wobei er sich besonders um Kit und die jüngste Tochter Constance gekümmert und dabei festgestellt hatte, dass das Mädchen ihm geistig sehr ähnlich war.

Worsel kommandierte ein eigenes Schiff, die VELAN, deren Mannschaft aus Wesen seiner Rasse bestand. An Bord herrschten velantische Klima- und Schwerkraftbedingungen, und das Schiff war im Übrigen auf die gewaltigen trägen Beschleunigungen eingerichtet, die die Velantier als angenehm empfanden. Worsel liebte dieses Schiff.

Jahrelang hatte er mit Kinnison und anderen hochstehenden Persönlichkeiten der Galaktischen Zivilisation zusammengearbeitet, hatte jedoch feststellen müssen, dass er - von Notfällen abgesehen - die besten Resultate erzielte, wenn er allein operierte oder allenfalls seine Artgenossen hinzuzog. So hatte er dieses Schiff übernommen.

Vorsichtig ringelte er seinen langen Körper um zwei parallele Stangen und begann nachzudenken. Was hatte Kinnison gesagt? In der Zweiten Galaxis gingen geheimnisvolle Dinge vor - Psychosen, Massenhysterien und Halluzinationen! Außerdem hatte er von verschiedenen Aufständen und Revolutionen berichtet, die vielleicht mit dem Verschwinden einer beträchtlichen Zahl wichtiger Persönlichkeiten Zusammenhängen. An diesen Fällen war Worsel jedoch weniger interessiert.

Die Halluzinationen waren da schon mehr nach seinem Geschmack. Er war unter dem Einfluss von Halluzinationen geboren worden und mit ihnen groß geworden - und was er über dieses Gebiet nicht wusste, ließ sich in großer Schrift auf einen winzigen Zettel unterbringen.

Er löste also einen Teil seines in viele Sektionen unterteilten Geistes von den übrigen und machte ihn für äußere Einflüsse empfindlich. Gleichzeitig setzte er zwei weitere Sektionen zur Bewachung des zum Lockvogel bestimmten Teiles ein - um auf diese Weise jeden Halluzinationsimpuls sofort zu untersuchen und zu analysieren.

Nach Abschluss seiner Vorbereitungen setzte er seine durch das arisische Training geschulten Geisteskräfte mit voller Kraft ein und schickte sie, durch die Lens noch verstärkt, in den Raum hinaus. Und er entspannte sich. In den nächsten Tagen raste die VELAN planlos durch die Weite des Alls, während Worsel wie leblos zwischen den Pfeilern hing und sich mit dem Hauptteil seines Gehirns den unwägbaren Gedanken hingab, mit denen sich ein Velantier jahrelang beschäftigen kann.

Nach einer unbestimmten Zeit wurde plötzlich ein Impuls deutlich - ein Impuls, bei dessen Berührung sich Worsels Körper so plötzlich zusammenzog, dass die Stangen fast aus ihren Halterungen schnappten. Overlords! Der unmissverständliche Jagdruf der delgonischen Overlords!

Worsels Mannschaft spürte noch nichts, doch sobald der gefährliche Einfluss auf die Gehirne der Velantier einzuwirken begann, waren sie in der bevorstehenden Auseinandersetzung höchst gefährlich, denn sie vermochten den Verlockungen nicht zu widerstehen. Worsel allein war stark genug.

Er wollte seinen Leuten befehlen, die Gedankenschirme einzuschalten, hielt jedoch im letzten Augenblick inne. Er spürte, dass er es nicht mit einem einfachen delgonischen Jäger zu tun hatte, sondern dass es um mehr ging.

Der von den Overlords ausgehende überwältigende Zwang, dem die Velantier in ihrer unglückseligen Vergangenheit so oft zum Opfer gefallen waren, wurde von jenem Phänomen überlagert und durchdrungen, nach denen Worsel gesucht hatte - von Halluzinationen. Es genügte also nicht, sich und seine Mannschaft vor diesen Einflüssen abzuschirmen - so vorsichtig das auch geschehen mochte. Die Overlords wussten, dass es mindestens einen velantischen Lens-Träger gab, der ihnen geistig überlegen war, und ihre Furcht vor diesem Gegner war größer als ihr Hass. Wenn er nun plötzlich die Fähigkeit offenbarte, sich dem tödlichen Lockruf zu widersetzen, würden die Overlords ihre Bemühungen sofort beenden, ihre in der ganzen Galaxis ausgeworfenen geistigen Netze einziehen und sich in ihre abgeschirmten Höhlen zurückziehen.

Worsel ließ es also zu, dass der gefährliche Impuls an Einfluss gewann - nicht nur über den Willen seiner Schiffsmannschaft, sondern auch über den ungeschützten Teil seines Geistes. Und so begann sich die Umwelt in der Einstellung der Velantier auf heimtückische Weise zu verändern.

Treue, Kameradschaftsgeist, Familiensinn, Stolz - all das verblasste zur Bedeutungslosigkeit. Die Galaktische Zivilisation und die Patrouille, deren Ideale noch eben außer Zweifel gestanden hatten, versanken in Vergessenheit, und an ihre Stelle traten die geheimsten Wünsche jedes Velantiers - Wünsche, die unerwartet greifbare Gestalt annahmen. Ihre Erfüllung war jedoch nur auf einem ganz bestimmten Planeten möglich, den die VELAN mit Höchstgeschwindigkeit an fliegen musste. Ohne weitere Kommandos abzuwarten, stellten die Piloten den neuen Kurs ein und steuerten der großen Verheißung entgegen. Wenn sie in der Lage gewesen wären, die befehlenden Impulse abzuwehren, hätte die Mannschaft sofort eingegriffen und die Piloten umgebracht. Aber niemand vermochte sich dem Einfluss zu entziehen - niemand außer Worsel.

Der Lens-Träger beobachtete nüchtern, wie der ungeschützte Teil seines Geistes die unwahrscheinlichen Halluzinationen als Realität akzeptierte, und bewunderte die Kunstfertigkeit, mit der die Delgonier zu Werke gingen. Er fühlte sich sicher. Nur ein gezielter Impuls konnte ihm auf die Spur kommen, konnte die Delgonier merken lassen, dass er einen Großteil seines Gehirns vor den Lockrufen abschirmte und seinen Körper völlig unter Kontrolle hatte. Er durfte nur keinen Fehler begehen.

Kein menschlicher oder menschenähnlicher Geist vermag den Geist eines Velantiers wirklich zu verstehen. Wenn er in Übung ist, kann ein normaler Mensch zwei oder drei verschiedene Dinge gleichzeitig tun - doch naturgemäß wird er sich keiner dieser Tätigkeiten richtig widmen können. Ein Velantier dagegen kann sich dank seiner zahlreichen Arme, Hände und Augen und dank seines unvorstellbaren Gehirns auf ein halbes Dutzend Dinge gleichzeitig konzentrieren. Trotzdem ist seine Persönlichkeit keineswegs gespalten, sondern sein Ich hält all diese quasi-unabhängigen Teile zusammen und koordiniert sie.

LT2 Worsel war also äußerst wachsam. Doch er verfolgte die Ereignisse nicht nur, sondern griff selbst in das Geschehen ein. Der Einfluss der Overlords verdammte ihn zur Bewegungslosigkeit und machte ihn zum verzückten Zeugen der Dinge, die ihm sein Unterbewusstsein verhieß - jedenfalls traf das für den ungeschützten Teil seines Geistes zu. Mit den anderen Sektionen seines Gehirns konzentrierte er sich darauf, die Overlords in dem Glauben zu wiegen, dass er den Lockrufen tatsächlich folgte, während er in Wirklichkeit im Kontrollraum der VELAN hin und her lief und seine Vorbereitungen für den Augenblick der Landung traf.

Worsel wusste, dass er es nicht mit Narren zu tun hatte, dass die Overlords keine unnötigen Risiken entgehen und das schwerbewaffnete Schiff nicht in unmittelbarer Nähe der Höhle landen würden. Seine Aufgabe war es nun, die VELAN nicht nur an diese Höhle heranzuführen, sondern sie im richtigen Moment auch dicht vor dem Höhleneingang aufsetzen zu lassen.

Der gewaltige Raumer erreichte den Planeten, ging in den trägen Flug über, passte sich der planetarischen Ursprungsgeschwindigkeit an und landete. Die Luftschleusen öffneten sich, und die Mannschaft stürzte nach draußen. Die Velantier breiteten ihre Flügel aus und rasten davon.

Jetzt war Worsels Augenblick gekommen. Der Lens-Träger, der die Kunst der Halluzination wie kein Zweiter beherrschte, machte sich ans Werk.

So kam es, dass der ungeschützte Teil seines Gehirns und seine dahinstürmenden Kameraden - und durch sie auch die Overlords - nichts davon merkten, dass er in Wirklichkeit nicht mit ihnen flog, sondern sich nach wie vor an Bord der VELAN befand und ihnen darin folgte. Für sie blieb das Schiff auf der Planetenoberfläche zurück und verschwand schließlich sogar am Horizont.

Das war keine leichte Aufgabe, da sich Worsel den Wunschvorstellungen der Delgonier anpassen musste, ohne dass sie etwas merken durften. Doch er wusste, was er tat.

Die dahinfliegenden Velantier setzten zur Landung an. Als sich plötzlich ein grauer Felsvorsprung in den Rand eines gähnenden Höhleneingangs verwandelte, verringerte Worsel den Abstand zu seinen Artgenossen und schickte einen gewaltigen Gedankenschirm aus, der die Velantier augenblicklich zur Besinnung brachte. Hastig wandten sie sich um, näherten sich ihrem Schiff, drängten sich durch die Luftschleusen und gingen an ihre Plätze. Die Höhlenöffnung hatte sich schnell wieder geschlossen - doch die Ungeheuer konnten es mit den gigantischen Angriffsprojektoren des Schlachtschiffes nicht aufnehmen. Das schützende Felsgestein zerfloss im Ansturm der Energien zu glühenden Strömen. Über die heiße Schlacke gingen die Velantier zum Angriff über.

Die Overlords hatten jedoch gelernt. Ihre Höhle war nicht nur gut versteckt, sondern auch durch verschiedene Verteidigungsanlagen geschützt. Energie- und Metallbarrieren ragten scheinbar unüberwindlich auf, und bewaffnete Gestalten, die unter dem Einfluss der Monstren standen, stellten sich den Angreifern roboterhaft in den Weg. Doch die Velantier ließen sich nicht aufhalten. Mit schweren Handstrahlern kämpften sie sich in dem schmalen Tunnel vorwärts. Langsam erlahmte der Widerstand, und die Angreifer erreichten schließlich die Haupthöhle, in der sich die Overlords aufhielten.

Worsel und seine Freunde warfen ihre DeLameter fort, denn sie brauchten keine Waffen, um gegen ihre Erzfeinde zu kämpfen. Ihre Wut war groß genug. Instinktiv fürchtet sich jeder Velantier vor den Overlords, deren Jahrtausende lange Vorherrschaft noch in ihm nachwirkt. Doch diese Angst wird mehr als aufgewogen durch ein Hassgefühl von einer Heftigkeit, wie es ein Mensch nicht verspüren kann - ein wilder Hass, der sich nur durch Gewalt stillen lässt.

Und an Gewalt ließen es die Velantier nicht fehlen. Die grausamen Einzelheiten des Kampfes seien uns an dieser Stelle erspart. Da sich fast hundert Overlords in der Höhle befanden, musste mancher Velantier sein Leben lassen. Doch andererseits gehörten zur Mannschaft der VELAN fast tausend Soldaten. Der Kampf war also schnell entschieden.

Worsel sorgte dafür, dass der Anführer der verhassten Gegner nicht umgebracht, sondern auf eine delgonische Streckbank gekettet wurde. Er verankerte seinen drachengleichen Körper an einem Pfeiler und machte sich daran, den Willen des Overlords zu brechen.

»Ich könnte diese Maschine benutzen«, sagte er und berührte die Rädchen und Hebel des Foltergeräts. »Aber ich werde auch ohne sie zum Ziel kommen. Ich werde mich deines Wissens bemächtigen.«