2,49 €
"The Most Dangerous Game" wird auch als die "beliebteste Kurzgeschichte, die jemals auf Englisch geschrieben wurde" bezeichnet. Das Buch ist inspiriert von den Großwild-Jagdsafaris in Afrika und Südamerika, die in den 1920er-Jahren unter wohlhabenden Amerikanern besonders in Mode waren. Die Geschichte wurde mehrfach adaptiert und auf die Kinoleinwand gebracht. Der Großwildjäger Sanger Rainsford und sein Freund Whitney reisen für eine Jaguarjagd in den Amazonas-Regenwald. Nach einer Unterhaltung über ihre anstehende Safari geht Whitney zu Bett, während Rainsford noch an Bord bleibt und dort plötzlich mehrere Schüsse hört. Er klettert auf die Reling der Jacht, fällt versehentlich über Bord und schwimmt zur Ship-Trap Island, die als Schiffsfalle berüchtigt ist. Auf der Insel findet er ein palastartiges Schloss, das von zwei Kosaken bewohnt wird: dem Besitzer General Zaroff und seinem gigantischen taubstummen Diener Ivan. Zaroff, ein weiterer Großwildjäger, kennt Rainsford als den Autor eines Buches über die Jagd auf Schneeleoparden in Tibet. Beim Abendessen gesteht der mittelalte Zaroff, dass er, obwohl er seit seiner Kindheit Tiere jagt, keine Freude mehr an der Jagd auf Großwild habe und nach einer neuen Herausforderung sucht.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2022
Das gefährlichste aller Spiele
von Richard Connell (1924)
Übersetzung von Heike Wolf (2021)
Aureon Verlag GmbH
* * * * *
„Dort rechts – irgendwo – befindet sich eine große Insel”, sagte Whitney. „Sie ist ziemlich geheimnisvoll –“
„Welche Insel ist es?”, fragte Rainsford.
„Die alten Karten nennen sie Ship-Trap Island, Schiffsfalle“, antwortete Whitney. „Ein vielsagender Name, nicht wahr? Seeleute haben eine seltsame Angst vor diesem Ort. Ich weiß nicht warum. Irgendein Aberglaube –“
„Ich kann sie nicht sehen“, merkte Rainsford an, während er versuchte, durch die dunkle, tropische Nacht zu spähen, deren schwere, warme Schwärze sich auf die Jacht legte und die fast mit Händen greifbar war.
„Du hast gute Augen“, sagte Whitney lachend, „und ich habe gesehen, wie du in einem braunen Herbstwald einen Elch auf vierhundert Yards Entfernung erwischt hast, aber sogar du kannst in einer mondlosen karibischen Nacht nicht vier Meilen weit sehen.“
„Nicht mal vier Yards weit“, gab Rainsford zu. „Uh! Es ist wie feuchter, schwarzer Samt.“
„In Rio wird es hell genug sein“, versprach Whitney. „Wir sollten in einigen Tagen dort sein. Ich hoffe, Purdey’s hat die Jaguargewehre geschickt. Wir werden am Amazonas eine gute Jagd haben. Ein herrlicher Sport, das Jagen.“
„Der beste Sport der Welt“, stimmte Rainsford zu.
„Für den Jäger“, ergänzte Whitney. „Nicht für den Jaguar.“
„Red keinen Mist, Whitney“, sagte Rainsford. „Du bist Großwildjäger, kein Philosoph. Wen interessiert es, wie sich ein Jaguar fühlt?“
„Vielleicht den Jaguar“, merkte Whitney an.
„Pah! Die haben keinen Verstand.“
„Trotzdem glaube ich, dass sie eines verstehen – Angst. Die Angst vor Schmerzen und die Angst vor dem Tod.“
„Unsinn“, lachte Rainsford. „Das heiße Wetter verweichlicht dich, Whitney. Sei Realist. Die Welt besteht aus zwei Gruppen – den Jägern und den Gejagten. Zum Glück sind du und ich Jäger. Glaubst du, wir sind schon an dieser Insel vorbei?“
„Das kann ich im Dunkeln nicht sagen. Ich hoffe es.“
„Warum?“, fragte Rainsford.
„Der Ort hat einen Ruf – einen schlechten.“
„Kannibalen?“, schlug Rainsford vor.
„Kaum. Sogar Kannibalen würden nicht an einem so gottverlassenen Ort wohnen. Aber irgendwie fand sie Eingang ins Seemannsgarn. Hast du nicht bemerkt, dass die Crew heute nervlich etwas angespannt ist?“
„Jetzt, da du es sagst, sie waren etwas seltsam. Sogar Captain Nielsen –“
„Ja, sogar dieser hartgesottene alte Schwede, der den Teufel selbst um Feuer bitten würde. Diese blauen Fischaugen haben einen Ausdruck, den ich noch nie in ihnen gesehen habe. Alles, was ich aus ihm herausbekommen konnte, war: ‚Dieser Ort hat bei Seefahrern einen schlechten Ruf, Sir.‘ Dann sagte er sehr ernst zu mir: ‚Spüren Sie nichts?‘ – als ob die uns umgebende Luft tatsächlich giftig wäre. Lach nicht, wenn ich dir das sage – ich habe eine Art plötzliche Kälte gespürt.
Es gab keine Brise. Das Meer war glatt wie eine Fensterscheibe. Zu diesem Zeitpunkt näherten wir uns der Insel. Was ich spürte war eine – eine geistige Kälte, eine Art plötzliches Grauen.“
„Reine Einbildung“, sagte Rainsford.
„Ein abergläubischer Seemann kann nicht die gesamte Schiffsbesatzung mit seiner Angst anstecken.“
„Vielleicht nicht. Aber manchmal glaube ich, dass Seemänner einen besonderen Sinn haben, der ihnen mitteilt, wenn sie in Gefahr sind. Manchmal denke ich, dass das Böse etwas Greifbares ist – mit Wellenlängen, so wie Geräusche und Licht sie haben. Ein böser Ort kann sozusagen böse Vibrationen ausstrahlen. Jedenfalls bin ich froh, dass wir diese Gegend verlassen. Nun, ich glaube, ich gehe jetzt ins Bett, Rainsford.“
„Ich bin nicht müde“, sagte Rainsford. „Ich werde auf dem Achterdeck noch eine Pfeife rauchen.“
„Dann gute Nacht, Rainsford. Ich seh dich beim Frühstück.“
„In Ordnung. Gute Nacht, Whitney.“
Als Rainford dort saß, war kein Geräusch in der Nacht zu hören, abgesehen von dem gedämpften Pochen des Motors, der die Jacht rasch durch die Dunkelheit bewegte, und dem Zischen und Plätschern der Wellen an der Schraube.
Rainsford machte es sich in einem Liegestuhl gemütlich und zog träge an seinem Lieblingstabak. Die sinnliche Trägheit der Nacht tat ihre Wirkung. „Es ist so dunkel“, dachte er, „dass ich schlafen könnte, ohne die Augen zu schließen.“
Ein plötzliches Geräusch erschreckte ihn. Er hörte es von rechts und seine Ohren, in dieser Hinsicht Experten, konnten sich nicht irren. Er hörte das Geräusch wieder, und wieder. Irgendwo, fern in der Dunkelheit, hatte jemand dreimal ein Gewehr abgefeuert.