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"Ein tödliches Spiel", auf Englisch "The Most Dangerous Game", ist eine Kurzgeschichte, die erstmals am 19. Januar 1924 veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem Großwildjäger aus New York City, der von einer Yacht fällt und zu einer scheinbar verlassenen und einsamen Insel in der Karibik schwimmt, wo er von einem russischen Aristokraten gejagt wird. Die Geschichte wurde schon die als die "beliebteste Kurzgeschichte, die je in englischer Sprache geschrieben wurde" bezeichnet und bekam direkt nach ihrer Veröffentlichung den O. Henry Award.
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Seitenzahl: 38
Veröffentlichungsjahr: 2020
Ein tödliches Spiel
RICHARD CONNELL
Ein tödliches Spiel, R. Connell
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
ISBN: 9783849657239
www.jazzybee-verlag.de
I.1
II.4
III.7
IV.12
V.17
VI.20
VII.23
VIII.26
IX.29
X.31
XI.32
"Da drüben, rechts – irgendwo – liegt eine große Insel", sagte Whitney. "Ziemlich geheimnisvoll – "
"Wie heißt diese Insel?", fragte Rainsford.
"Die alten Karten nennen sie die 'Schiffsfalle' ", antwortete Whitney." Der Name spricht für sich, nicht wahr? Seeleute haben eine seltsame Angst vor dem Ort. Ich weiß nicht, warum. Irgendein Aberglaube ...."
"Ich kann sie nicht sehen", bemerkte Rainsford und versuchte, mit seinen Augen die feuchte, tropische Nacht zu durchdringen, deren dicke, warme Schwärze, die sich mehr und mehr auf die Jacht legte, fast greifbar war.
"Sie haben gute Augen", sagte Whitney lachend." Ich habe gesehen, wie Sie einen Elch abgeknallt haben, der sich auf vierhundert Metern im herbstlich braunen Buschwerk bewegte, aber selbst Sie können keine vier Seemeilen oder so durch eine mondlose, karibische Nacht sehen."
"Nicht mal vier Meter", stimmte Rainsford zu. "Puh! Das ist wie feuchter, schwarzer Samt."
"In Rio ist es hell, keine Sorge", versprach Whitney. "Wir sollten es in ein paar Tagen schaffen. Ich hoffe, Purdeys hat die Jaguargewehre geliefert. Wird bestimmt eine gute Jagd, oben am Amazonas. Großartiger Sport, die Jagd."
"Der beste Sport der Welt", bejahte Rainsford.
"Für den Jäger", ergänzte Whitney. "Nicht für den Jaguar."
"Erzählen Sie keinen Müll, Whitney", sagte Rainsford. "Sie sind Großwildjäger, kein Philosoph. Wen interessiert es, was ein Jaguar fühlt?"
"Vielleicht den Jaguar", bemerkte Whitney.
"Bah! Die haben keine Gefühle."
"Trotzdem glaube ich, dass sie eine Sache kennen – Angst. Die Angst vor Schmerzen und die Angst vor dem Tod."
"Unsinn", lachte Rainsford. "Dieses heiße Wetter verweichlicht Sie, Whitney. Seien Sie Realist. Die Welt besteht aus zwei Klassen – den Jägern und den Gejagten. Glücklicherweise sind Sie und ich Jäger. Glauben Sie, wir haben diese Insel schon passiert?"
"Das kann ich im Dunkeln nicht sagen. Ich hoffe doch."
"Warum?", fragte Rainsford.
"Der Ort hat einen gewissen Ruf – einen schlechten."
"Kannibalen?", vermutete Rainsford.
"Kaum. Selbst Kannibalen würden nicht an einem so gottverlassenen Ort leben wollen. Aber irgendwie ist er in die Schatztruhe des Seemannsgarns gelangt. Haben Sie nicht bemerkt, dass die Mannschaft heute etwas nervös wirkte?"
"Sie verhielten sich etwas seltsam, jetzt, wo Sie es erwähnen. Sogar Kapitän Nielsen –"
"Ja, sogar dieser hartgesottene, alte Schwede, der persönlich zum Teufel gehen und ihn um Feuer bitten würde. Diese fischigen, blauen Augen hatten einen Blick, den ich dort noch nie zuvor gesehen habe. Alles, was ich aus ihm herausbekommen konnte, war: 'Dieser Ort hat einen bösen Namen unter den Seefahrern, Sir.' Dann sagte er sehr ernst zu mir: 'Spüren Sie nichts?' – als ob die Luft um uns herum plötzlich giftig wäre. Nun, Sie sollten nicht lachen, wenn ich das erzähle – ich habe so etwas wie eine plötzliche Kälte gespürt.
"Es wehte keine Brise. Das Meer war so glatt wie Fensterglas. Wir näherten uns gerade der Insel. Was ich fühlte, war eine mentale Kälte, eine Art unerwarteter Schrecken."
"Pure Fantasie", sagte Rainsford.
"Ein abergläubischer Seemann kann die ganze Mannschaft mit seiner Angst anstecken."
"Vielleicht. Aber manchmal denke ich, dass Matrosen einen siebten Sinn dafür haben, wann sie in Gefahr sind. Manchmal denke ich, dass das Böse greifbar ist - mit Wellenlängen, genau wie Klang und Licht. Ein böser Ort kann sozusagen Schwingungen des Bösen ausstrahlen. Wie auch immer, ich bin froh, dass wir aus dieser Gegend rausfahren. Nun, ich denke, ich werde mich jetzt hinhauen, Rainsford."
"Ich bin nicht müde", sagte Rainsford. "Ich werde noch eine Pfeife auf dem Achterdeck rauchen."
"Dann gute Nacht, Rainsford. Wir sehen uns beim Frühstück."
"Genau. Gute Nacht, Whitney."
Als Rainsford sich hinsetzte, hörte er kein Geräusch in der Nacht, nur das dumpfe Pochen des Motors, der die Jacht schnell durch die Dunkelheit trieb, und das Schleifen und Gurgeln der Schiffsschraube.
Rainsford, der sich in seinem Liegestuhl zurücklehnte, paffte bedächtig an seiner Lieblingspfeife aus Baumheide. Die sinnliche Schläfrigkeit der Nacht lag auf ihm." Es ist so dunkel", dachte er, "dass ich schlafen könnte, ohne die Augen zu schließen; die Nacht wäre meine Augenlider –"
Ein abruptes Geräusch erschreckte ihn. Es kam von rechts, und seine Ohren, die Experten in solchen Dingen waren, konnten nicht falsch liegen. Wieder hörte er das Geräusch, und nochmal. Irgendwo, draußen in der Dunkelheit, hatte jemand dreimal eine Waffe abgefeuert.