Das Geheimnis des Drachen - Ira Silberhaar - E-Book

Das Geheimnis des Drachen E-Book

Ira Silberhaar

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Beschreibung

Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei völlig unterschiedlichen Wesen, einem Drachen und einem Mädchen.

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Seitenzahl: 63

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Kapitelverzeichnis

Der schwarze Drache

Drako`s Geständnis

Das große Drachengeheimnis

Zwischenzeit

Was danach geschah

Sehnsucht

Das fremde Tal

Der schwarze Drache

Es war hoch oben in den dunklen Wäldern und Bergen Schwedens. Dort wuchsen kräftige Bäume. Sie bohrten ihre Wurzeln tief in die Felsritzen, um sich darin festzuhalten. In den Wäldern wohnten Rehe, Hasen und Wildschweine, aber auch Wölfe und Bären. Zwischen den Bergen lagen viele Täler. Darin gab es Dörfer. Von einem Dorf in einem dieser Täler erzählt diese Geschichte. In dem Dorf lebten Männer, Frauen, Kinder, Ziegen, Schafe und ein paar Kühe. Viele der Männer aus dem Dorf waren fleißige Bergleute. Sie gruben in den Felsen nach Erz und Edelsteinen. Dabei entstanden tiefe Höhlen. Aber es gab auch Höhlen, die hatte die Natur selbst geschaffen. Diese Höhlen wurden gern von den Tieren des Waldes als Wohnung genutzt. Sie boten Schutz vor ihren Feinden, dem rauen Wetter und auch ein wenig Wärme. Manche Tiere benutzten sie, um darin ihren Winterschlaf zu halten.

Aber es gab in den Bergen auch eine Höhle, vor der hatten alle Menschen und Tiere Angst. Deshalb machten sie einen großen Bogen darum. Warum? Aus dieser Höhle drangen furchterregende Geräusche. Besonders nachts hörte man häufig ein dumpfes Grollen. Es klang fast wie das Schnarchen eines alten Mannes unter seiner Bettdecke. Aber dort oben wohnte kein alter Mann. Vor dem hätten die Tiere auch keine Angst gehabt.

Nun lag diese Höhle sehr weit oben über dem Tal. Es führte ein Weg hinauf. Aber keiner betrat diesen Weg. Nur die ganz Alten wussten, dass er direkt bis zum Eingang der Höhle führte. Das Eingangsloch lag genau über den Baumwipfeln. Deshalb schallte dieses Grollen auch über das gesamte Tal. Und kam als Echo von der anderen Seite wieder zurück. Wenn die Dorfbewohner es hörten, rückten sie zitternd enger aneinander. Sogar die Haustiere wurden ganz still. Die Waldtiere drückten sich ängstlich dicht an den Waldboden. Doch das war noch nicht einmal das Schlimmste. Zwei bis drei Mal im Jahr kam zusätzlich zu dem Grollen eine gewaltige stinkende Staubwolke aus dem Eingangsloch. Die Wolke war so dick, dass die Sonne drei Tage lang verdunkelt war. So ging das schon viele Jahre.

Aber keiner traute sich, auf den Berg zu steigen, um nachzusehen. Doch jetzt wollten die Dorfbewohner endlich die Ursache wissen. So kamen sie auf die Idee einen Freiwilligen zur Höhle auf dem Berg zu schicken. Es meldete sich jedoch keiner freiwillig für diese Aufgabe. Klar, alle hatten Angst, weil sie nicht wussten, was sie dort oben erwartete. Der Dorfrat musste sich deshalb etwas überlegen. Schließlich kamen sie auf eine, wie sie fanden, gute Idee. Sie wollten eine Lotterie durchführen. Das hatten sie schon mehrmals gemacht, immer dann, wenn eine unangenehme Aufgabe zu erledigen war, die keiner machen wollte. Alle Dorfbewohner die aus dem Säuglingsalter heraus waren, mussten mitmachen. So wurde es im Ältestenrat also beschlossen. Weil Lesen und Schreiben zu jener Zeit aber noch nicht erfunden waren, schnitten sie Stöckchen von einer Weide ab. Alle Stöckchen waren gleich lang, damit keiner schummeln konnte. Dann steckten sie die Stöckchen in einen Fellsack. Doch halt! – Etwas fehlte noch! Alle Stöcken sahen gleich aus. Wie sollten sie da erkennen, wer ihr Freiwilliger war? Der Rat überlegte. Schließlich kamen sie auf eine einfache, aber geniale Lösung. Ein Stöckchen musste anders aussehen! Deshalb färbten sie es mit Blaubeerensaft ein. Es unterschied sich nun deutlich von den anderen. Um auch die letzte Möglichkeit zum Schummeln auszuschließen, wurde das Säckchen mit den Stöckchen erneut kräftig geschüttelt. Jetzt war alles vorbereitet. Alle Dorfbewohner wurden zusammengerufen. Vor ihren Augen hängte der Dorfälteste das Säckchen zwischen zwei Äste und zog als erster. Der Reihe nach mussten jetzt alle einzeln vortreten, zum Säckchen gehen und ein Stöckchen herausnehmen. Das gezogene Stöckchen wurde hochgehalten. Anschließend ging die Person auf die andere Seite vom Dorfplatz. Jeder war froh, nicht das gefärbte erwischt zu haben.

Es waren schon viele Stöckchen aus dem Sack gezogen worden. Doch noch immer war das gefärbte nicht dabei gewesen. Gerade war eine Familie mit fünf Kindern an der Reihe. Die Eltern hatten schon gezogen. Bei den beiden kleinsten (vier und fünf Jahre alt) durften die Eltern helfen indem sie sie hochhoben. Auch sie hatten ein ungefärbtes Stöckchen gezogen. Dann war die achtjährige Tochter Mi dran. Sie hatte ein paar Schwierigkeiten an die Öffnung zu reichen. Bei ihr war Hilfe aber nicht mehr erlaubt, weil sie schon eine Aufgabe in der Dorfgemeinschaft hatte. Sie galt deshalb als fast erwachsen.

Mutig trat sie an den Baum mit dem Säckchen heran. Doch der Sack hing ziemlich hoch. Deshalb stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um heranzureichen. Mit viel Mühe fischte sie ein Stöckchen heraus und hielt es hoch. Ihr Vater wurde blass. Die Mutter bekam einen Schreianfall. Die Geschwister weinten. – Es war das gefärbte Stöckchen, welches Mi in ihrer Hand hielt. Eine Träne kullerte über ihr Gesicht. Sie wollte nicht freiwillig sein. Doch gezogen ist gezogen!

Froh darüber, dass jemand für die Aufgabe gefunden war, veranstalteten die Dorfbewohner noch am Abend ein Fest. Alle waren fröhlich. Jeder klopfte Mi auf die Schulter und sagte, wie stolz er auf sie wäre. Schließlich glaubte sie es selber und sprach mutige Worte. Aufgeregt ging sie zu Bett. Klar, dass sie schlecht schlafen konnte. Als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte sie ganz rote Augen. Am Liebsten hätte sie sich im Stall verkrochen. Doch das ging ja nicht. Sie hatte eine wichtige Aufgabe zu erledigen. Davor konnte und durfte sie sich nicht drücken. Sonst wäre sie ihr ganzes Leben lang ausgelacht worden. Jeder hätte einen Bogen um sie gemacht. Hinter ihrem Rücken hätten sie mit Fingern auf sie gezeigt. Das wollte sie auf keinen Fall. Seufzend zog sie ihre Sachen an. Da kam auch schon der Dorfälteste und erklärte ihr die Aufgabe noch einmal mit kurzen Worten:

Steige hinauf zur Höhle – Gehe hinein – Schaue nach, wer oder was die schrecklichen Geräusche und die stinkende Staubwolke verursacht – komm zurück und berichte

Eigentlich waren das ja mehr als drei Aufgaben. Aber sie gehörten zusammen. Für den Weg bekam sie noch einen Beutel mit etwas Brot und Wasser mit. Dort hinein steckte sie noch eine saftige Hühnerkeule, die sie auf dem Fest stibitzt hatte. Und für die Höhle eine Fackel. Dann lief sie los. Ihre Familie begleitete sie noch ein Stück den Berg hinauf. Als sie aber in die Nähe der Höhle kamen, blieben auch sie zurück. Da stand sie nun – allein.

Ihre Beine zitterten, so als wäre ihr kalt.Sie drehte sich noch einmal um. Doch da war niemand mehr. Ihre Eltern waren ganz schnell zurück ins Dorf gelaufen. – Fort von dem unheimlichen Ort – Das letzte Stück bis zum Höhleneingang musste sie nun allein zurücklegen. Sie seufzte, atmete tief durch und stieg hinauf. Am Abend zu Hause, ja da war sie noch mutig gewesen und hatte große Reden geschwungen. Aber jetzt? Am Besten half es wohl, beim Aufstieg zu singen! Je näher sie der Höhle kam, um so leiser wurde ihr Gesang.

Schließlich stand sie am Eingang. Eiskalte Luft blies heraus – und – ein leises Grollen. Sie stellte sich etwas seitlich vom Eingang hinter einen großen Stein und versuchte in die Höhle hineinzuschauen.

Nicht zu sehen! In den vorderen Teil fiel noch ein wenig Sonnenlicht. Deshalb wagte sie ein paar Schritte hinein. Die Luft