Das Glück kommt mit der Weihnachtspost - Mia Jakobsson - E-Book
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Das Glück kommt mit der Weihnachtspost E-Book

Mia Jakobsson

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Beschreibung

Glitzernder Schnee, duftende Pfefferkuchen und ein sehnlicher Weihnachtswunsch.

In einem Brief an den Weihnachtsmann wünscht sich die achtjährige Greta eine neue Frau für ihren Vater. Sie ahnt nicht, wo ihr Brief in Wirklichkeit landet: auf dem Schreibtisch der Journalistin Malin. Deren Chef wittert eine rührende Story und schickt Malin kurzerhand nach Jämtland, wo Greta mit ihrer Familie lebt. Malins Aufgabe: die passende Frau für Gretas Vater finden. Dumm nur, dass Malin das kleine Mädchen so schnell ins Herz schließt - und auch dessen Vater nur ungern einer anderen Frau überlassen will ...

Mia Jakobsson lässt mit ihrer herzergreifenden Geschichte den unvergleichlichen Zauber der schwedischen Weihnacht aufleben.

Alle Romane dieser Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. Wir haben die Geschichten sorgsam für dich ausgewählt, damit sie dir an kalten Wintertagen das Herz erwärmen und dich beim Lesen in Weihnachtsstimmung versetzen.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




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Seitenzahl: 259

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Prolog

Neun Monate später

1

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Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

 

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Über dieses Buch

Glitzernder Schnee, duftende Pfefferkuchen und ein sehnlicher Weihnachtswunsch.

In einem Brief an den Weihnachtsmann wünscht sich die achtjährige Greta eine neue Frau für ihren Vater. Sie ahnt nicht, wo ihr Brief in Wirklichkeit landet: auf dem Schreibtisch der Journalistin Malin. Deren Chef wittert eine rührende Story und schickt Malin kurzerhand nach Jämtland, wo Greta mit ihrer Familie lebt. Malins Aufgabe: die passende Frau für Gretas Vater finden. Dumm nur, dass Malin das kleine Mädchen so schnell ins Herz schließt – und auch dessen Vater nur ungern einer anderen Frau überlassen will …

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MIA JAKOBSSON

Das Glückkommt mit derWeihnachtspost

Prolog

Letzte Nacht hatte es wieder geschneit. Bei jedem Schritt sank Anders bis zu den Knöcheln ein. Die Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben, spazierte er in der einsetzenden Dunkelheit durch das winterliche Dorf.

Kerstin hatte diesen Anblick geliebt. Die schneebedeckten Häuser mit den qualmenden Kaminen. Die weihnachtlich geschmückten Fenster, hinter denen Licht brannte. Damals waren sie eine der glücklichen Familien gewesen, die sich voller Vorfreude auf das Weihnachtsfest vorbereiteten.

Jetzt war er nur noch ein distanzierter Beobachter, der sich an Abenden wie heute in vergangene Zeiten zurückträumte. Er wandte den Blick von den erleuchteten Fenstern ab und entdeckte Greta. Wieso war sie um diese Zeit noch draußen?

Seine Tochter stapfte durch den Schnee, sichtlich erfüllt von einer wichtigen Mission, und war so in Gedanken versunken, dass sie ihn nicht bemerkte.

»Greta!«

Sie blieb stehen, und ihr Kopf flog zu ihm herum. Ihr rundes Gesicht unter der bunten Lappenmütze wirkte verfroren. Auch sie hatte ihre Hände tief in den Taschen vergraben.

Anders ging zu ihr. »Wo willst du um diese Zeit noch hin?«

»Es ist doch noch ganz früh«, erwiderte Greta ausweichend. Obwohl sie erst zehn Jahre alt war, verstand sie sich meisterhaft darauf, Antworten zu geben, die sich nicht wirklich auf die gestellte Frage bezogen.

»Ich habe dich nicht nach der Zeit gefragt«, erwiderte er streng.

Greta schob trotzig die Unterlippe vor. »Ich muss was erledigen.«

»Und was?«

»Es ist dir doch sonst auch egal, was wir machen.« Sie schaute ihn finster an.

Anders fühlte sich hilflos, und gleichzeitig hatte er heftige Gewissensbisse. Er starrte seine Tochter an, sie starrte zurück, und dann drehte sie sich einfach um und ging weiter.

Anders wusste immer noch nicht, was er tun sollte. Kurz bevor Greta aus seinem Blickfeld verschwand, gab er sich einen Ruck und folgte ihr bis zur Post. Er sah gerade noch, dass sie einen Umschlag in den Briefkasten warf.

Mit wenigen Schritten war er wieder bei ihr.

»Wem hast du geschrieben?«

Greta baute sich vor ihm auf und stemmte die behandschuhten Hände in die Taille. »Papa«, sagte sie streng. »Das soll eine Überraschung sein.«

»Für mich?« Anders tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust.

Greta nickte eifrig. »Ich hab dem Weihnachtsmann geschrieben und mir etwas für dich gewünscht.« Sie lachte verschmitzt. »Ich sag dir aber nicht, was es ist.«

»Da bin ich ja mal gespannt!«

Gerührt streckte Anders seine Hand nach der Hand seiner Tochter aus. Gemeinsam gingen sie durch das winterliche Dorf zurück nach Hause.

Lieber Weihnachtsmann,

bald ist wieder Weihnachten, und ich habe dieses Jahr nur einen Wunsch.

Ich würde dich ja viel lieber anrufen oder dir eine E-Mail schicken, aber meine Freundin Lotta sagt, du hättest kein Handy und keinen Computer, weil der Empfang bei dir so schlecht ist. Deshalb muss ich dir eben einen Brief schreiben.

Ich hätte überhaupt nicht gewusst, wie ich dich erreichen soll, aber Lotta hat in einer Zeitung deine Adresse gefunden. Sie hat mir das Dagbladet geschickt, damit ich dir schreiben kann. Ich hoffe, ich mache nicht zu viele Fehler, ich bin ja erst zehn Jahre alt.

Lotta ist meine beste Freundin, früher haben wir uns jeden Tag gesehen. Seit meine Mama tot ist und wir bei meinem Opa wohnen, geht das aber nicht mehr.

Lieber Weihnachtsmann, ich hab ganz doll geweint, als meine Mama gestorben ist. Und als ich mit Lotta telefoniert habe, schon wieder. Und sie hat auch geweint, weil sie mich vermisst und jetzt keine beste Freundin mehr hat.

Wie gesagt, ich habe dieses Jahr nur einen ganz großen Wunsch. Kein Spielzeug, auch keine Süßigkeiten, sondern eine Frau für meinen Papa. Sie muss nicht schön sein. Oder vielleicht ein bisschen, damit Papa sich in sie verliebt. Aber sie muss ganz, ganz lieb sein, und sie soll nicht nur den Papa mögen, sondern auch Emilia und mich. Vielleicht auch den Lasse. Ich glaube nämlich, den muss man ein bisschen lieb haben, um ihn auszuhalten.

Der Lasse braucht aber keine Geschenke, der hat sowieso keine verdient. Heute war er wieder richtig eklig und hat der Emilia Angst gemacht, als er sagte, er hätte letzte Nacht das Seeungeheuer vor ihrem Fenster gesehen.

Vor dem Seeungeheuer musst du übrigens keine Angst haben, wenn du die neue Frau für Papa bringst. Papa sagt nämlich, dass es das Ungeheuer nicht gibt. Ich weiß nicht, ob das stimmt, weil Lasse sagt, er würde sich fragen, warum die Regierung von Jämtlands län ein Seeungeheuer unter Artenschutz stellen lässt, das es nicht wirklich gibt. Ich finde, da hat er recht, auch wenn ich ihm das nie sagen würde. Außerdem hat das Ungeheuer sogar ein eigenes Denkmal.

Aber du musst trotzdem keine Angst haben! Wir alle haben das Seeungeheuer noch nie gesehen. Bis auf Lasse, aber der lügt ganz bestimmt.

Bitte, bitte, lieber Weihnachtsmann, ich möchte so gerne, dass mein Papa endlich wieder lacht, damit wir alle wieder fröhlich sein können. Meine Mama hätte das ganz bestimmt auch gewollt, und auch wenn Papa eine neue Frau bekommt, werden wir Mama nie vergessen und sie lieb haben bis in alle Ewigkeit. Versprochen!

Lieber Weihnachtsmann, du bist der Einzige, der mir diesen Wunsch erfüllen kann. Bitte hilf uns allen!

Deine Greta

Malin ließ den Brief sinken und schluckte schwer. »Ich hätte mir keine Arbeit mit nach Hause nehmen sollen«, sagte sie zu sich selbst.

»Hast du was gesagt?«, rief Erik aus der Küche.

»Nein!« Sie las den Brief noch einmal, voller Mitleid mit dem kleinen Mädchen, dessen Trauer sie an das erinnerte, was sie selbst im gleichen Alter erlebt hatte.

Greta hatte ein Foto von sich beigefügt. Das Gesicht eines fröhlichen Mädchens strahlte Malin an. Pausbacken, blonde Locken und eine freche Zahnlücke. Sie empfand sofort Zuneigung zu diesem kleinen Mädchen, das sie gar nicht kannte.

»Kommst du jetzt?« Erik erschien in der Tür. »Ich will Mama nicht warten lassen.«

Malin sah unwillig auf. »Können wir nicht wenigstens dieses Wochenende zu Hause bleiben?«

Er wirkte fassungslos. »Aber wir fahren jedes Wochenende zu meiner Mutter.«

»Eben!«, erwiderte sie knapp.

»Ich dachte, du fährst gerne nach Ystad.«

Da irrst du dich gewaltig. Ich hasse es!

Malin sprach diesen Gedanken nicht laut aus. Sie liebte Erik, und der wiederum liebte seine Mutter. Nur deshalb hatte sie es bisher hingenommen, dass sie jedes Wochenende bei Pernilla verbrachten. Dabei war sie überzeugt, dass Pernilla Andersson sie lediglich als notwendiges Übel betrachtete, das sie in Kauf nehmen musste, um ihren Sohn regelmäßig zu sehen. Pernilla machte kein Hehl daraus, dass sie sich eine ganz andere Frau als Schwiegertochter wünschte.

»Ystad ist ganz nett«, murmelte Malin. Sie mochte die Stadt wirklich, aber nicht so sehr, dass sie jede Woche dorthin wollte. Sie und Erik wohnten in Trelleborg, rund fünfzig Kilometer von Pernilla entfernt.

»Wir müssen doch nicht das ganze Wochenende dort verbringen. Lass uns heute gemeinsam was unternehmen, und morgen besuchen wir deine Mutter«, schlug Malin vor.

»Das kann ich ihr doch nicht so kurzfristig mitteilen. Sie freut sich doch so auf uns.«

»Auf dich vielleicht!« Für Malin war die Vorstellung, wieder das ganze Wochenende in Ystad zu verbringen, unerträglich.

Auch Erik wirkte unzufrieden. Offenbar verstand er überhaupt nicht, dass Malin keine Lust mehr hatte, jedes Wochenende nach Ystad zu fahren. »Warum machst du plötzlich so ein Theater?«

So plötzlich kam ihre Weigerung gar nicht. Sie führten diese Diskussion nicht zum ersten Mal. Malin war versucht, ihm vorzuschlagen, einfach allein nach Ystad zu fahren.

»Lass uns bitte jetzt fahren«, sagte Erik in diesem Moment. Das war keine Bitte, sondern eher ein Befehl. »Ich möchte nicht, dass meine Mutter mit dem Essen auf uns warten muss.«

Nur widerwillig gab Malin nach. Sie schob die Briefe, die sie am vergangenen Tag aus der Redaktion mit nach Hause genommen hatte, in ihre Tasche. Ganz obenauf legte sie den Brief der kleinen Greta. Den wollte sie zuerst beantworten.

Malin arbeitete als Reporterin beim Trelleborger Dagbladet. Die Aufgaben, die sie erhielt, hätte aber ebenso gut eine Praktikantin erledigen können. Die Krönung war ihr alljährlicher Einsatz als Zeitungsweihnachtsmann. Sie las die Wünsche an den Weihnachtsmann, beantwortete sie mit Standardformulierungen und wählte besonders gelungene Kinderbriefe zur Veröffentlichung aus. Allerdings nahm sie sich bereits jetzt vor, dass Gretas Brief nicht veröffentlicht werden sollte. Er war viel zu persönlich.

Während der Fahrt schwiegen Erik und sie sich an. Auch das empfand Malin als belastend. Diese zunehmende Sprachlosigkeit zwischen ihr und Erik brachte sie immer öfter zum Grübeln.

Draußen heulte der Novemberwind, trieb Laub und Regenmassen vor sich her und rüttelte am Wagen.

In Ystad regnete es nicht mehr, was Erik zu der Aussage veranlasste: »Gut, dass wir hierhergefahren sind.«

Malin sagte nichts dazu.

Pernilla musste den Wagen bereits gehört haben. Sie riss die Haustür auf, noch bevor sie ausgestiegen waren.

Malin bemühte sich um ein Lächeln. »Hej!«

Pernilla bedachte sie mit einem kühlen Blick und einem knappen »Hej«. Dann lief sie an Malin vorbei zu Erik und schloss ihn fest in die Arme. »Endlich bist du da!«

Malin lag ein bissiger Kommentar auf der Zunge. Pernilla begrüßte ihren Sohn jedes Wochenende so, als hätte sie ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen.

Erik schien eine besondere Antenne für Malins unausgesprochene Kritik an seiner Mutter zu haben. Über Pernillas Kopf hinweg sah er sie warnend an.

Malin drehte sich um, nahm ihre Reisetasche aus dem Auto und ging ins Haus, direkt hinauf in Eriks Jugendzimmer, in dem sie seit zwei Jahren jedes Wochenende verbrachte. Dieser Raum war ihr inzwischen vertraut und verhasst zugleich.

Pernilla wohnte in einem der alten Fachwerkhäuser mit roten Holzbalken, die sich auf der schmalen Straße mit dem Kopfsteinpflaster eng aneinanderschmiegten. Die Decken waren so niedrig, dass Malin sie mit ausgestreckten Armen berühren konnte, und die Holzdielen auf dem Fußboden knarrten bei jedem Schritt.

Malin war zum ersten Mal an Weihnachten vor zwei Jahren hier gewesen, fest entschlossen, alles urig und gemütlich zu finden. Erik hatte ihr sein Elternhaus schon ausführlich beschrieben, und seine Augen hatten dabei geleuchtet. Es war ein krasser Gegensatz zu ihrer modernen Wohnung in Trelleborg, aber weihnachtlich geschmückt wirkte es tatsächlich sehr heimelig.

Malins Begeisterung verflog jedoch schnell, weil sie spürte, dass Pernilla sie trotz aller Freundlichkeit nicht wirklich willkommen hieß. Den Grund dafür lernte sie am ersten Feiertag kennen: Wivecka Gustafsson, die Tochter von Pernillas besten Freunden und ihre Wunschschwiegertochter.

Ebenso schlimm war die Erkenntnis, dass Wivecka sich selbst Hoffnungen auf Erik machte. Es schien sie kein bisschen abzuschrecken, dass er seine Freundin mitgebracht hatte und sie beide eine glückliche Beziehung führten.

Inwieweit Erik all die Spannungen um sich herum wahrgenommen hatte, wusste Malin nicht. Er hatte sich nichts anmerken lassen, und deshalb hatte auch sie nichts gesagt. Sie lächelte zu allem, zeigte sich geduldig und freundlich, und wenn sie das Gefühl hatte, gleich explodieren zu müssen, verließ sie das Zimmer und kam erst zurück, wenn sie sich innerlich beruhigt hatte.

So hatte Malin in den letzten beiden Jahren Weihnachten verbracht.

Dieses Jahr nicht!

Der Gedanke war so plötzlich da, dass er sie selbst im ersten Moment erschreckte. Doch je länger sie darüber nachdachte, umso mehr Gefallen fand sie an der Idee. Sie und Erik irgendwo ganz alleine. Sie hätten endlich wieder Zeit und Gelegenheit, einander nahezukommen.

»Warum lächelst du? Freust du dich nun doch, dass wir nach Ystad gefahren sind?« Erik war mit seiner Reisetasche ins Zimmer gekommen und stellte sie aufs Bett.

Malin flog auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Hals. »Ich möchte etwas ganz Tolles mit dir unternehmen«, flüsterte sie einer plötzlichen Eingebung folgend.

»Ich möchte auch etwas ganz Tolles mit dir erleben.« Er lachte und blickte verheißungsvoll auf das schmale Bett. »Aber Mama könnte jeden Moment reinkommen.«

»Das meine ich nicht.« Malin schüttelte den Kopf. »Lass uns etwas Tolles für den Weihnachtsurlaub planen. Was hältst du von einer Reise in die Karibik?«

Erik ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Spinnst du?«, fragte er sichtlich entgeistert. »Ich gebe doch nicht einen Haufen Geld aus, um mir über Weihnachten einen Sonnenbrand zu holen.«

Hatte sie wirklich erwartet, dass er zustimmte? Oder sogar Begeisterung zeigte?

Eigentlich nicht, trotzdem schlug die Enttäuschung mit voller Wucht zu, gefolgt von einer riesigen Portion Wut. Wieso musste sie sich immer nach seinen Wünschen richten, obwohl sie im Haus seiner Mutter nur geduldet war?

»Ich schenke dir zu Weihnachten eine riesige Flasche Sonnenschutz«, sagte sie sarkastisch.

»Ich lasse meine Mutter an Weihnachten jedenfalls nicht alleine.« Erik machte eine kurze Pause, bevor er ihr den nächsten verbalen Schlag versetzte. »Im Gegensatz zu dir ist mir meine Familie wichtig!«

Sie sah ihm an, dass er seine Worte schon im nächsten Moment bedauerte. Er presste kurz die Lippen aufeinander.

»Es tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich hab das nicht so gemeint.«

»Du hast es genau so gemeint«, erwiderte sie tonlos. Als er einen Schritt auf sie zukam, schüttelte sie den Kopf und hob abwehrend die Hände. Sie wollte jetzt nicht von ihm berührt werden. »Lässt du mich bitte ein paar Minuten allein?«, bat sie mit erstickter Stimme.

»Jetzt stell dich doch nicht so an!«

Malin schaute ihn nur schweigend an, bis er sich umdrehte und das Zimmer verließ.

Malin trat ans Fenster, doch sie sah nicht viel mehr als das gegenüberliegende Haus und die schmale Straße. Gerade jetzt hätte sie gerne den Blick schweifen lassen, ebenso wie ihre Gedanken.

Malin hatte ihren Vater seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Damals konnte sie ihm nicht verzeihen, dass er so kurz nach dem Tod ihrer Mutter wieder geheiratet hatte und dann mit seiner neuen Frau auch noch nach Spanien gezogen war.

Helen besaß ein Haus auf Mallorca. Beide hatten sich damals bemüht, Malin zu überreden, mit ihnen zu kommen. Ihr Vater hatte ihr erklärt, dass er Schweden vor allem deshalb verlassen wolle, weil ihn hier alles an ihre Mutter erinnere. Malin hatte ihm kein Wort geglaubt und ihm vorgeworfen, dass er sich niemals in eine andere Frau verliebt hätte, wenn er wirklich um ihre Mutter trauern würde. Sie war in Schweden geblieben, in einem Internat in Gränna, und weigerte sich auch in den Ferien, nach Mallorca zu fliegen.

Damals hatte die Wut auf ihren Vater ihr Handeln bestimmt, inzwischen empfand sie ihm gegenüber nur noch Gleichgültigkeit. Ihr Kontakt beschränkte sich auf Grußkarten zu Weihnachten und zu den Geburtstagen.

Und das reicht auch vollkommen. Ich vermisse ihn nicht!

Ganz tief in ihrem Innern wusste Malin, dass das nicht stimmte, aber sie war eine Meisterin darin, ihre Gefühle zu verdrängen. Meistens jedenfalls.

Malin wollte ihre Gedanken nicht mit Erinnerungen vergiften. Die Gegenwart war gerade anstrengend genug. Um sich abzulenken, begann sie mit ihrem Brief an Greta. Das kleine Mädchen hatte es verdient, so schnell wie möglich eine Antwort zu bekommen.

Liebe Greta!

Was du mir geschrieben hast, stimmt mich sehr traurig. Es tut mir leid, dass du deine Mutter so früh verloren hast. Aber du bist zum Glück nicht allein, denn du hast noch deinen Vater und deine Geschwister, die den Schmerz mit dir teilen.

Natürlich wäre es sehr schön, wenn dein Vater bald wieder glücklich wird, aber du weißt bestimmt, dass ich nur für die Kinder und nicht für die Erwachsenen zuständig bin.

Trotzdem glaube ich ganz fest, dass sich dein Wunsch irgendwann erfüllt. Wenn auch nicht zu Weihnachten, sondern erst dann, wenn dein Vater bereit für eine neue Liebe ist.

Malin hielt kurz inne und schaute mit gerunzelter Stirn auf die letzten Zeilen. »Bei manchen Vätern geht das ganz schnell«, murmelte sie. »Andere brauchen eben ihre Zeit.«

Aber das war kaum die passende Antwort für ein kleines, trauriges Mädchen. Allerdings hatte sie auch keine Ahnung, was die richtigen Worte waren, und so griff sie am Ende des Briefes auf eine Standardformulierung zurück:

Wie du weißt, strengen wir uns hier alle sehr an, um alle kleinen und großen Wünsche zu erfüllen. Ich und vor allem die Wichtel, die für das Verteilen der Geschenke zuständig sind. Es gelingt uns nicht immer, aber wir geben unser Bestes.

Ich wünsche dir und deiner Familie eine wundervolle Weihnachtszeit!

Ganz herzliche GrüßeDein Weihnachtsmann

Malin las den Brief noch einmal. Na toll, dachte sie unzufrieden. Da hat ein kleines Mädchen einen großen Wunsch an den Weihnachtsmann, und der schiebt die Verantwortung an die Wichtel ab, weil er genau weiß, dass er das Kind nicht glücklich machen kann.

»Kommst du essen?« Erik trat hinter sie. »Mama hat extra für dich Hammel in Dillsoße gekocht.«

Malin hasste Hammelfleisch. Erik wusste das, und Pernilla wusste es erst recht.

So ist das leider, kleine Greta, dachte sie, als sie den Brief in einen Umschlag steckte. Wir bekommen alle nicht das, was wir uns wünschen. Es tut mir leid, dass du diese Erfahrung schon so früh machen musst!

Lieber Weihnachtsmann!

Du schreibst so, wie die Erwachsenen reden. Dabei habe ich immer geglaubt, dass du uns Kinder verstehst.

Ich will keine Geschenke, für mich musst du dich nicht anstrengen, und die Wichtel auch nicht. Ich will nur eine Frau für meinen Papa! Und das ist ja auch ein Geschenk für meine Geschwister und mich, weil wir dann alle wieder glücklich sind.

Du kannst das bestimmt, auch wenn du jetzt was anderes schreibst, denn du bist der Weihnachtsmann!

Deine Greta

Neun Monate später

1

»Sehen wir uns nächstes Wochenende?«

Jeden Sonntagabend vor ihrer Abreise stellte Pernilla die gleiche Frage, die eigentlich nicht nach einer Antwort verlangte. Weil alles andere als Zustimmung völlig ausgeschlossen war.

Diesmal jedoch stimmte Erik nicht sofort zu. Unsicher schaute er Malin an.

Immerhin erinnerte er sich an sein Versprechen. Ein ganzes elendes Wochenende lang hatte sie darauf gewartet, dass er seiner Mutter endlich sagte, dass sie nächstes Wochenende in Trelleborg bleiben würden.

Malin wartete gespannt auf seine Antwort.

Plötzlich nickte er brav wie ein Schuljunge und machte damit all ihre Hoffnungen zunichte. Dann drehte er sich zu Malin um und schaute sie warnend an. Sei bloß still, sagte sein Blick.

Malin, die den Mund bereits geöffnet hatte, schloss ihn wieder. Sie presste die Lippen aufeinander und unterdrückte den Impuls, Erik anzuschreien. Oder besser noch Pernilla, die ihren Sohn einfach nicht loslassen konnte.

Erik riss die Beifahrertür auf. »Steig ein!«, forderte er sie auf. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass sie doch noch etwas sagen könnte, was seiner Mutter nicht gefiel.

»Du hast es versprochen«, zischte sie so leise, dass Pernilla es nicht hören konnte.

»Steig ein!«, wiederholte er mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Sie presste die Lippen aufeinander und gehorchte wortlos. Als Erik auf der anderen Seite einstieg, blickte sie starr geradeaus. Er startete den Motor, gab Gas und winkte seiner Mutter zu.

»Wink doch!«, sagte er sauer zu Malin und brachte dabei das Kunststück fertig, seiner Mutter gleichzeitig zuzulächeln.

Malin verschränkte die Arme und starrte weiterhin geradeaus. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass Erik immer wieder zu ihr hinüberschaute. Streit lag in der Luft, und er schien darauf zu warten, dass sie begann.

Da kannst du lange warten!

Kaum hatte sie diese Worte in Gedanken formuliert, platzte es auch schon aus ihr heraus: »Du hast es mir versprochen!«

»Ich weiß.«

Seine zerknirschte Miene besänftigte sie kein bisschen und noch weniger dieser Hundeblick, den er ihr zuwarf, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Wenn er glaubte, dass er damit durchkam, hatte er sich geirrt.

»Es ist mir egal, was du machst, ich bleibe nächstes Wochenende zu Hause!«

Eine Weile war es still, dann sagte Erik nur ein Wort: »Okay.«

Malin drehte sich zu ihm um, soweit es der Sicherheitsgurt zuließ, und starrte ihn mit zusammengezogenen Brauen an. »Okay? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«

»Was passt dir denn jetzt schon wieder nicht?«, schimpfte er. Er ließ kurz das Lenkrad los und hob beide Hände. »Ich sagte doch, dass es okay ist, wenn du zu Hause bleibst.«

»Wir – wollten – zusammen – zu – Hause – bleiben!« Malin betonte jedes einzelne Wort und ärgerte sich darüber, dass sie diesen Satz überhaupt aussprechen musste. Sie hatten eine klare Vereinbarung, und trotzdem zwang er ihr jetzt wieder diese Diskussion auf.

Warum lasse ich mich überhaupt darauf ein? Es wird sich niemals ändern!

»Idiot!«, brüllte Erik im nächsten Moment, weil vor ihnen jemand aus einer Parklücke ausscherte. Hart trat er auf die Bremse.

Malin wurde noch vorn geschleudert und hart vom Sicherheitsgurt abgefangen.

Erik drückte wütend auf die Hupe. »Hast du das gesehen?«

Nicht nur gesehen, sondern vor allem gespürt, dachte Malin, sagte aber kein Wort mehr, bis er fragte: »Bist du sauer?«

»Dämliche Frage«, erwiderte sie knapp. Dabei war sie nicht nur sauer, sondern vor allem enttäuscht. Dieses ganze verkorkste Wochenende lang hatte sie sich damit getröstet, dass nächste Woche alles anders sein würde.

Wie lange hatte sie auf Erik eingeredet, damit er endlich einmal auf ihre Wünsche einging? Jetzt wurde sie das Gefühl nicht los, dass er keine Sekunde lang die Absicht gehabt hatte, am nächsten Wochenende in Trelleborg zu bleiben. Er hatte sich mit seiner Zusage lediglich ein paar Tage Ruhe verschafft.

Die restliche Fahrt über schwiegen sie sich an. Auch zu Hause sprachen sie nicht miteinander, und Malin ging früh ins Bett. Es war schrecklich, aber sie konnte den Anblick des Mannes, den sie im nächsten Sommer heiraten wollte, nicht mehr ertragen.

Die neue Woche begann so unerfreulich, wie die letzte geendet hatte. Ausgerechnet Ella Lindh lief Malin am Montagmorgen in der Redaktion als Erste über den Weg. Strahlend schön, in Designerklamotten, mit perfektem Make-up und natürlich einem exzellenten Haarschnitt. Ella gab immer wieder damit an, dass sie mit einem Starfrisör auf Du und Du war, der für Normalsterbliche unerreichbar war. Selbst bei seinem Personal, das in luxuriösen Salons die Schönen und Reichen im ganzen Land frisierte, waren die Termine lange Zeit im Voraus ausgebucht.

Ella musterte Malin geringschätzig von Kopf bis Fuß. »Ich hoffe, dein Wochenende war besser, als du aussiehst.«

Malin atmete tief durch. Sie und Ella mochten einander nicht, das hatten sie schon in ihrer ersten gemeinsamen Woche festgestellt. Ella sah fantastisch aus, bekam all die Reportagen, die auch Malin gerne übernommen hätte, und stammte aus einem wohlhabenden Elternhaus.

Es gab nur einen Punkt, in dem sich Malin ihr überlegen fühlte, und so trat sie ganz dicht an Ella heran. »Ich bin einfach nur müde. Ich hatte das ganze Wochenende fantastischen Sex. Und zwischendurch haben mein Freund und ich unsere Hochzeit geplant.«

Ella lief rot an. Sie murmelte etwas, das Malin nicht verstand, und eilte davon.

Grinsend schaute Malin ihr nach. Ella war Single, und von einer Kollegin, die das wiederum von einer anderen Kollegin erfahren hatte, wusste sie, dass Ella mit ihrem Beziehungsstatus ganz und gar nicht glücklich war.

Malin hörte auf zu grinsen, als Ella im Redaktionsbüro verschwand. Zum Glück wusste ihre liebe Kollegin nicht, dass sie Malin um ihre Beziehung nun wirklich nicht beneiden musste. Ganz im Gegenteil war es heute Malin, die Ella neben allem anderen auch noch um ihr Singledasein beneidete.

Malin folgte Ella ins Redaktionsbüro. Montagmorgens versammelten sich hier alle Kollegen, um den Ablauf der Woche zu besprechen.

»Die Kronprinzessin gibt sich am Wochenende die Ehre.« Der Fotograf Nils Ljungström nahm neben ihr am großen Konferenztisch Platz. »Zeit für einen kleinen Einblick in ihr Familienleben.«

Malin schnappte nach Luft. Sie liebte Kronprinzessin Viktoria, so wie die meisten Schweden. »Vielleicht schickt Staffan uns nach Stockholm«, sagte sie hoffnungsvoll.

Nils schüttelte den Kopf. »Ella ist schon fest eingeplant.«

»Sie schreibt doch schon den Backstage-Bericht über Mando Diao!«

Es tat immer noch weh, dass sie diese Reportage nicht bekommen hatte. Neben Kronprinzessin Viktoria verehrte sie auch die Rockband, und Ella hatte ihr in den letzten Tagen mehrfach unter die Nase gerieben, wie toll das Interview werden würde.

Malin wusste, dass Nils Ella auch nicht mochte, weil sie ihn mehrfach aus interessanten Reportagen herausgekickt und darauf bestanden hatte, stattdessen einen freien Fotografen mitzunehmen. Malin wunderte sich immer wieder darüber, wie Ella es schaffte, ihre Forderungen durchzusetzen.

»Sie kann sich einfach besser durchsetzen als du«, hatte Nils gesagt, als sie das Thema ihm gegenüber einmal angesprochen hatte.

Malin hatte da einen ganz anderen Verdacht, aber sie hütete sich, ihn laut auszusprechen.

Nach und nach trudelten die Kollegen ein. Zum Schluss kam Staffan Sällquist, der Chefredakteur, und nahm am Kopfende des Tisches Platz. Genau in diesem Moment beschloss Malin, sich diesmal nicht die begehrte Reportage wegnehmen zu lassen. Sie richtete sich kerzengerade auf, weil sie mal irgendwo gelesen hatte, dass sich damit das eigene Selbstbewusstsein aufrichten ließ und eine solche Haltung auch nach außen hin Eindruck machte.

»Staffan, ich …«

Ella fiel ihr ins Wort, aber das bekam niemand mit, weil ihr sowieso keiner zuhörte. »Kann ich Marten für die Palastreportage buchen?«

Malin schnappte hörbar nach Luft, schloss den Mund und ließ die Schultern hängen.

Es war Nils, der sich empört zu Wort meldete. »Ich weiß nicht, wieso wir einen Freiberufler engagieren müssen, wenn es in dieser Redaktion einen festangestellten Fotografen gibt.« Bei den letzten Worten zeigte er mit den Daumen auf sich selbst.

Ella verzog den Mund zu einem abfälligen Lächeln. »Weil ich den Anspruch habe, dass die Fotos zur Qualität meiner Reportagen passen, lieber Nils!«

Diese Aussage war so unverschämt, dass sekundenlang absolutes Schweigen im Redaktionsbüro herrschte.

Malin wartete darauf, dass Staffan Ella zur Ordnung rief.

»Nils ist ein hervorragender Fotograf«, war alles, was er in Ellas Richtung sagte, bevor er sich Nils zuwandte. »Aber ich habe dich bereits für eine andere Reportage eingeplant.« Staffan lächelte. »Zusammen mit Malin. Ihr beide seid ja ein ziemlich gutes Team.«

Es klang, als würde er ihnen beiden damit eine Auszeichnung verleihen, aber das Gegenteil war der Fall. In Wahrheit stellte Staffan Nils ruhig, und Malin gleich mit. So wie Erik sie ruhigstellte, indem er ihr ein Versprechen gab, das er nie einhalten wollte.

Staffan war noch nicht fertig. »Ich habe einem unserer Anzeigenkunden versprochen, dass ich meine besten Leute zu seinem geplanten Event schicke.«

Leises Lachen war zu hören. Offenbar wussten einige der Kollegen bereits, worum es ging.

»Fisch Åkerström veranstaltet ein Gewinnspiel unter dem Motto: Wie schwer ist der Fisch?« Staffan strahlte Malin und Nils abwechselnd an, als wäre es eine ganz besondere Ehre, dass sie diesen Auftrag bekamen.

Die Kollegen lachten. Wahrscheinlich waren alle froh, diese Reportage nicht übernehmen zu müssen.

»Åkerström eröffnet eine neue Filiale, und als besondere Attraktion bietet er den Kunden an, das Gewicht von Fischen zu schätzen«, ergänzte Staffan ungerührt. »Er ist einer unserer wichtigsten Anzeigenkunden.«

Malin hörte Nils neben sich leise aufstöhnen. »Tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich hätte dir den Job in Stockholm gegönnt.«

Nils brachte ein verunglücktes Lächeln zustande. »Ich dir auch«, gab er ebenso leise zurück. »Ich tröste mich damit, dass ich sowieso lieber mit dir arbeite als mit Ella.«

Malin lächelte ihn dankbar an. Als sie den Kopf wandte, schaute sie geradewegs in Ellas schadenfrohes Grinsen. Sie war davon überzeugt, dass sie spätestens jetzt den Tiefpunkt der Woche erreicht hatte, aber Staffan setzte noch einen drauf.

»Außerdem übernimmst du bitte die Reportage über die Harzer Roller, Malin«, sagte er.

»Erst Fisch, dann Käse?« Malin schüttelte sich und ignorierte das Lachen der Kollegen.

Staffan hob die Hand, damit wieder Ruhe einkehrte. Er schaute Malin ernst an. »Harzer Roller sind Kanarienvögel«, stellte er richtig.

»Mama will wissen, was sie am Wochenende kochen soll.« Erik schaute sie fragend an. Ganz so, als hätte es die Auseinandersetzung am Sonntag nie gegeben.

Malin verspürte das dringende Bedürfnis, ihn anzuschreien, und zwar so laut, dass Pernilla jedes Wort verstand. Doch sie schwieg, weil sie und Erik gerade erst wieder halbwegs normal miteinander umgingen. Sie riss sich zusammen, obwohl sie sich maßlos darüber ärgerte, dass Erik es offensichtlich als selbstverständlich voraussetzte, dass sie auch das nächste Wochenende gemeinsam bei seiner Mutter verbringen würden.

Erst als er das Gespräch beendet hatte, brach sie ihr Schweigen: »Ich bleibe am Wochenende in Trelleborg.«

»Aber …«

»Nichts aber!«, brüllte sie ihn an. Sie atmete tief durch und bemühte sich, ganz ruhig zu sein. »Ich fahre am Wochenende nicht zu deiner Mutter. Das haben wir doch schon geklärt.«

Erik versuchte es noch einmal. »Wieso stellst du dich auf einmal so an?«

»Ich will nicht mehr darüber diskutieren. Und vor allem will ich nicht mehr mit dir streiten.« Malin zwang sich zu einem Lächeln. »Akzeptiere bitte einfach meine Entscheidung.«

Erik drehte sich um und verließ beleidigt den Raum.

Früher wäre sie ihm nachgelaufen, um sich mit ihm zu versöhnen – und letztendlich genau das zu machen, was er wollte.

Doch heute folgte Malin ihm nicht, und ihr wurde klar, dass sie es nie wieder tun würde.

2

»Papa, ich brauche eine Briefmarke.«

Anders Frykberg hob den Blick von der Kaffeetasse und sah seine Tochter müde an. »Warum?«, wollte er wissen.

»Ich muss unbedingt dem Weihnachtsmann schreiben.«

Ein Brief an den Weihnachtsmann?

Sein Blick flog zum Kalender. Heute war der erste September. Sollte er seiner Tochter sagen, dass es für Briefe an den Weihnachtsmann noch viel zu früh war?

Aber Greta hatte ihren eigenen Kopf, und Diskussionen mit ihr konnten sehr mühsam sein. Nachdem Anders die ganze Nacht über einem Skript gesessen hatte, fühlte er sich dazu gerade nicht in der Verfassung.

»Gib mir doch einfach deinen Wunschzettel«, schlug er vor. »Ich leite ihn an den Weihnachtsmann weiter.«

»Nein!« Greta schüttelte entschieden den Kopf. »Du vergisst das ja doch wieder.« Finster starrte sie ihn an.