Das große JA - K.O. Schmidt - E-Book

Das große JA E-Book

K. O. Schmidt

3,7

Beschreibung

Es gibt einen Universalschlüssel zu allem Guten in uns, im Leben und in der Welt: mit diesem Schlüssel, der JA heißt, können wir die geheimsten Schatzkammern des Innern öffnen und bisher schlummernde, ungemünzte Talente und geniale Potenzen hervorholen und segenbringend betätigen. Seit je war Einzelnen bekannt, welche magischen Verwirklichungskräfte dem JA innewohnen. Heute kann jeder, kann jede lernen, diese Kräfte im Dienste sinnerfüllter Lebensgestaltung zu aktivieren und erfolgbringend zu nützen.

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Inhaltsverzeichnis

Geleitworte zum ,Großen JA‘

Sinnerfüllte Lebensgestaltung

Trost im Leiden

Das Geheimnis des JA

JA zur Mystik

Wesen der Mystik

Mystik – Kern der religio

Wesen des Mystikers

Erleben des Mystikers

Die unsichtbare Gemeinschaft

Die frohe Botschaft der Mystik

JA zu uns selbst

Der Weg nach innen

Sammlung

Betrachtung

Wandlungskraft des Gebets

Versenkung

JA zum Menschsein

Selbst-Besinnung

Der innere Mensch

Der lebendige Gott in uns

JA zum Dasein

JA zur Welt

Gelassenheit

Hinwendung zum inneren Leben

Das göttliche Leben

JA zur inneren Kraft

Kraftfelder des Lebens

JA zum Können

Der offene Himmel

JA zur inneren Führung

Das innere Licht

Inspiration und Intuition

JA zum Schaffen

Christus in uns

Religio

JA zum Guten und Schönen

Was Unity lehrt

Freude

JA zu Glück und Erfolg

JA zur Gesundheit

JA zur Fülle

JA zum Schicksal

Freiheit von innen her

JA zum Vollkommenerwerden

JA zum Fortschritt

Einweihung

JA zur Selbstverwirklichung

Gott-Geburt

JA zur Liebe

Liebe ist Religion in Aktion

Nächstenliebe als praktische Religion

Geist der Einheit

Frieden

Einheit der Menschheit

JA zum Einssein mit dem Ewigen

Gottunmittelbarkeit

Ewiger Aufstieg

Die überweltliche Gottheit

Geleitworte zum ,Großen JA‘

Der Unendliche Geist des Lebens hat uns Menschen - wie alles Lebendige – mit dem Vermögen fortschreitender Vervollkommnung ausgestattet und uns befähigt, über uns selbst hinauszuwachsen und Dem ähnlicher zu werden, der uns schuf.

Der Schlüssel dazu ist das ‚Große JA‘, von dem alle erleuchteten Weisen, Mystiker und Vollendeten seit je kündeten. Es ist das JA nicht nur zu uns selbst, sondern zugleich zum Menschsein und zum Leben, zur inneren Kraft und zur inneren Führung, zu allem Guten und Schönen, zur Liebe und zum Einssein mit dem Ewigen.

Wie mit jedem JA neue Kräfte und Möglichkeiten mobilisiert werden und die Meisterung des Lebens zu einem berauschenden und beglückenden Abenteuer wird, das hat der Lehrer psychodynamischer Lebenskunst, K.O. Schmidt, im vorliegenden Wegweiser zur Selbstverwirklichung auf unvergleichliche Weise dargelegt.

Mit heller Begeisterung habe ich Seite um Seite durchgearbeitet und bin tief beglückt über diese völlig neuartige Anleitung zur Sinnerfüllung des Lebens durch dynamische Mystik. Es ist eines der reifsten Werke unter den nun über hundert Lebensbüchern des Verfassers.

Diese Botschaft vom ,Großen JA‘ wird durchweht vom Geist der Liebe, die jedem helfen möchte, er selbst zu werden und zu einem Leben in Harmonie mit dem Unendlichen zu gelangen. Man ist überrascht von der geistigen Tiefe der hier vermittelten Hilfen zum Erwachen der Seele und zum Erleben der Gottunmittelbarkeit. Unsere Innenwelt wird spürbar lichter und unsere äußere Umwelt und das Leben in ihr wird leichter.

Dem, der noch nicht weiß, was rechtes Denken in seiner letzten Konsequenz bedeutet und bewirkt, werden hier die Augen geöffnet. Hier wird ihm bewußt, wie wenig im Grunde dazu gehört, zum befreienden JA zu finden. Aber dieses Wenige muß er selbst vollbringen. Geschieht das, dann beginnt eine Kettenreaktion wunderbarer Wandlungen, Erfüllungen und Vollendungen.

Alles Große geschieht in der Stille. Dies gilt auch für die dreifache Erkenntnis, daß alles innen ist, daß alles gut ist und daß jeder befähigt ist, seine Aufgabe hier auf Erden erfolgreich zu lösen und zur Erfüllung seiner höchsten Sehnsüchte und Hoffnungen zu gelangen.

Es ist unendlich ermutigend und inspirierend, den Reichtum des hier dargebotenen Erkenntnisguts in sich aufzunehmen. Beglückend ist die Einfachheit und sprachliche Schönheit dieser Wegweisungen, die unmittelbar zum Herzen sprechen und zu den höchsten Bewußtseinsstufen hin anleiten.

Wer dem hier gezeigten Weg des JA folgt, fragt nicht mehr nach dem Sinn des Daseins: er wird selbst zum Sinngeber und Sinnerfüller seines Lebens! Er lernt aus einer Fülle zu schöpfen, für die es keine Begrenzungen gibt. Er wandelt sich unmerklich in einen Meister seiner selbst und seines Schicksals und bewirkt, daß die Sonne des Glücks in seinem Leben nicht mehr untergeht.

Alle Licht- und Wahrheitssucher werden sich diese Wegweisung dankbaren Herzens dienen lassen. Möge der allmächtige Geist des Lebens sie und dieses Werk segnen!

Fra Tiberianus

Sinnerfüllte Lebensgestaltung

„Der Sohn Gottes war nicht ,Ja und Nein‘, sondern es war JA in ihm. Alle Gottesverheißungen sind JA in ihm, und sind Amen in ihm, Gott zu Lob durch uns.“

(2. Kor. 1.19 f.)

In ihm wohnt die ganze Fülle Gottes lebendig, und ihr seid„vollkommen in ihm.“

(Kol. 2, 9 f.)

Allen technisch-zivilisatorischen und wissenschaftlichen Fortschritten zum Trotz ist der Mensch sich selber fremd geworden. Er ist aus seiner Mitte gerissen, innerlich entzweit und sich der Verbindung seines Wesenskerns mit einer höheren geistigen, kosmisch-göttlichen Welt unbewußt geworden ...

… Dieser inneren Gespaltenheit und Zerrissenheit, Unerlöstheit und Einsamkeit des Menschen entspricht seine gleichermaßen aus den Fugen geratene, von ihm selbst mißgestaltete und stürmisch sich wandelnde Umwelt, die ihn mit Angst und Unsicherheit erfüllt und mit existenzbedrohenden Problemen bedrängt ...

So ist der Anschein. Aber tieferer Einsicht erweist sich, daß das Rettende immer nah ist und daß selbst die wachsenden Herausforderungen und Nöte im persönlichen und kollektiven Schicksal in sich das Gute bergen:

Sie rühren immer mehr Menschen innerlich auf und treiben sie an, nach wirklicher Sicherheit, Gewißheit und Geborgenheit zu suchen.

Bei dieser Gral-Suche wird ihnen schrittweise bewußt, daß alle äußeren, materiellen, persönlichen und gesellschaftlichen Reformen Scheinlösungen bleiben und daß nur vom Geiste her wahre Abhilfe, Selbsthilfe und Sinngebung des Lebens möglich wird ...

... Nur vom Geiste her beantwortet sich die Kardinalfrage nach dem Sinn des Daseins, der auf fortschreitende Höherentfaltung allen Lebens in Liebe und Freiheit zielt, auf ständige Veredelung und Vergeistigung der Wesen.

Praktisch bedeutet das die Hinwendung zu immer neuen positiven Denkweisen und zu dynamischer Lebensordnung mit dem Blick auf das Wohl des Ganzen und auf zunehmende Harmonie mit dem Unendlichen.

*

Wer tiefer sieht, erkennt in der bisherigen Entwicklung vom Atom zum Molekül, zur Zelle und zu den immer komplexeren und zweckvolleren organismischen Zellstaaten der Pflanzen, Tiere und Menschen einen allem zugrundeliegenden Zug nach oben, aus der Un-, Kaum- und Halb-Bewußtheit zu immer höheren Graden der Vollbewußtheit und Überbewußtheit.

Zugleich erweist sich alles Leben als Ausdruck und Verkörperung schöpferischer Liebe, hinter der der kosmische All-Liebeswille einer zentralen geistigen Ur-Macht spürbar wird.

Von der Warte des Geistes aus gesehen offenbart sich das Leben als ein Wachstumsprozeß, der kein Ende hat und ständig mit Mutationen einhergeht: mit Wandlungen, die der Entfaltung immer neuer Kräfte und Fähigkeiten, höherer Möglichkeiten und Vollendungen dienen.

In diesem universalen Selbstoffenbarungs-Prozeß des Geistes geht keine Bemühung und Anstrengung, kein lichter Gedanke und kein positiver Impuls verloren. Obwohl jeder Augenblick Untergang und Übergang in sich bringt, braucht kein Wandel, keine Veränderung zu schrecken. Denn immer leiten sie Neubeginn und Aufgang des jeweils Besseren, Größeren, Vollkommeneren ein und machen hinter allem Wechsel eine wandelfreie höhere Welt der Allgeborgenheit spürbar.

Und was im Blick auf die irdische Evolution gilt, trifft entsprechend auf die kosmische Entwicklung zu, denn das Universum ist eine geistige Einheit. Der Mensch als Mikrokosmos ist ein Ebenbild des Makrokosmos, von gleich unerschöpflichen Gedanken- und Geistwellen durchpulst und von wachsenden Kräften erfüllt und getragen wie Zentillionen Wesenheiten anderer Sternenwelten in allen Fernen des Alls.

Trost im Leiden

Wir Menschen haben darum allen Grund, bewußt JA zu sagen: JA zu uns selbst, zum Menschen und zum Dasein, zur inneren Kraft und Führung, zum Guten und Schönen, zum Schicksal und zur Selbstwerdung, zur Liebe und zum Einssein mit dem Ewigen.

Denn der sichere Weg zu positiver und sinnerfüllter Lebensführung führt über dieses Große JA zu allem, was wir ersehnen und erhoffen, wünschen und wollen, glauben und verwirklichen möchten.

Das heißt im einzelnen:

Wer mit sich und seinem Schicksal unzufrieden ist, wer vom Leben enttäuscht wird und mit dem Dasein nicht zurechtkommt, kann sich in jeder Lage und in jedem Alter selbst befreien und durch das Große JA Sinn und Ordnung, Harmonie und Fülle in sein Leben bringen.

Wer etwas fürchtet, wer mit Spannungen oder Hemmungen, Minderwertigkeitsgefühlen oder Problemen zu kämpfen hat, kann durch das Große JA zum Selbstüberwinder und Sieger im Lebenskampf werden.

Wer von Schwermut zu mehr Mut finden möchte, wer mehr Durchsetzungskraft und Erfolg ersehnt, kann dies durch Umschaltung auf das Große JA erreichen.

Wer mit seiner Arbeit, seinem Beruf oder der Umwelt Schwierigkeiten hat, wer unter inneren oder äußeren Mängeln oder Schwächen leidet, kann lernen, durch das Große JA neue produktive Kräfte und Fähigkeiten zu entfalten.

Wer größere körperliche und geistige Widerstandskraft und gesundheitliche Stabilität wünscht, kann sich dazu des Großen JA bedienen.

Wer sich vor dem Versagen fürchtet, vor dem Vergehen und Sterben, kann durch das Große JA Trost, Mut und Todesüberlegenheit gewinnen.

Wer zu besserer Versorgung, zu mehr Sicherheit, Wohlstand und Glück gelangen möchte, kann das durch die innere Hinwendung zum Großen JA bewirken.

Diesen sicheren Weg zu immer vollkommenerer Selbst- und Daseinsmeisterung kann jeder aus eigener Kraft, ohne fremde Hilfe, mit wachsendem Gewinn einschlagen, wenn er sich, wie im folgenden dargelegt wird, dieses bedingungslose JA zur Gewohnheit, zur zweiten, zur ersten Natur macht.

Das Geheimnis des JA

Es gibt in der Tat einen Universalschlüssel zu allem Guten in uns, im Leben und in der Welt: mit diesem Schlüssel, der ‚JA‘ heißt, können wir die geheimsten Schatzkammern des Innern öffnen und bisher schlummernde, ungemünzte Talente und geniale Potenzen hervorholen und segenbringend betätigen.

Seit je war Einzelnen bekannt, welche magischen Verwirklichungskräfte dem JA innewohnen. Heute kann jeder, kann jede lernen, diese Kräfte im Dienste sinnerfüllter Lebensgestaltung zu aktivieren und erfolgbringend zu nützen.

Denn das JA – jedes JA – ist ein Wort des Lebens. Es entfesselt – bewußt gedacht, gesprochen und betätigt – schöpferische Bildekräfte, die im Maße der Inbrunst der Bejahung nach Verwirklichung streben.

Unser JA befähigt uns, alles mit neuen Augen zu sehen und in allem, was geschieht, das Gute zu erspähen und zu ergreifen, die verborgene Schönheit und Gerechtigkeit, Wahrheit und Fülle zu unserem und unserer Nächsten Wohl optimal auszuschöpfen!

Das JA, das hier gemeint ist, ist kein passives Hinnehmen, sondern ein aktiv-dynamisches Segnen und Zueigenmachen. Das ,Amen‘ als Gebetsschlußwort meint ursprünglich das gleiche gläubig-feierliche JA, wahrlich, gewiß, so ist es‘.

Wer bewußt auf JA schaltet, der bewirkt und erfährt, daß das Gute im Leben das ,Schlechte‘ – das noch unentfaltete Gute – nicht nur überwiegt, sondern überwindet. Das JA macht alles im Leben nicht nur erträglich, sondern ertragreich. Es macht unsere Arbeit fruchtbar und erfolgreich, unseren Stand und Gang fest und frei. Es gibt uns die Sicherheit, stets die rechte Entscheidung zu treffen. Es wirkt wie eine geistige Schutzhülle, die Bedrohungen und Gefahren fernhält, so daß wir gelassen unseren Weg gehen.

Jede Bejahung hat – als Folge der Verwirklichungstendenz der Gedanken – schicksaländernde Auswirkungen. Sie hebt negative Umstände und Bedingungen auf und macht die Bahn frei für das Bessere. Sie läßt uns unserer Freiheit bewußt werden, alles zu vollbringen, was wir beharrlich bejahen.

JA-Sagen heißt segnen. Und was wir segnen, bringen wir zum Wachsen und Gedeihen, zur Mehrung und zur Vollendung.

Die Bejahung ist die optimale Form des Gebets, das jene Kraft des Glaubens aktiviert, der nichts unmöglich ist, und jene Weisheit des Herzens, die zum Verstehen unserer selbst und unserer Nächsten verhilft. Sie erfüllt uns mit Freude und Dankbarkeit für alles Gute und mit dem Geist der Liebe und der gegenseitigen Hilfe. Sie bewirkt in jeder Lage den göttlichen Ausgleich zum Besten aller.

Dieses Große JA ist das Charakteristikum des zu sich selbst erwachten homo sapiens, der seiner höheren Vernunft und seiner Intuition folgt und zugleich tief innerlich spürt, daß er Vorstufe und Vorläufer ist des homo superior und des homo universalis der Zukunft.

Insgesamt ist das Große JA, das jedem hilft, sich selbst zu helfen und sich als Selbstgestalter seines Schicksals zu erweisen, eine Aktion dynamischer Mystik.

JA zur Mystik

Das JA zum Leben aus dem Geiste ist ein JA zur Mystik.

Das bedarf, um verstanden zu werden, einer Erklärung und Begründung.

Die Mystik steht am Anfang aller Kultur als erstes Innewerden eines über das Sinnendasein hinausgehenden geistigen Lebens und Seins, das bis hinauf zum Geist des Alls, bis ins Herz der Gottheit reicht.

Die Mystik ist die ideale Synthese von geistiger Wirklichkeitsschau und positiv-dynamischem Handeln im täglichen Leben. Sie vereint den kontemplativen mit dem aktiv-tätigen Menschentyp. Sie rief die großen JA-Sager der Menschheit hervor, die Begründer der einzelnen Kulturen und der Weltreligionen, deren Seelensinne die größere Wirklichkeit und die Unvergänglichkeit und Gotterfülltheit allen Lebens schauten.

Wann immer an den großen Wendepunkten der Menschheitsgeschichte ein Niedergang der geistigen Entwicklung drohte, traten Mystiker, Erleuchtete, Vollendete auf den Plan und lösten neue positive Bewegungen aus – zum Geiste und zur Gottverbundenheit hin.

Sie waren es zu allen Zeiten, die das Leben in seiner höchsten Form bejahten. „Denkt nur“ – sagen sie mit Meister Eckehart – „was für ein Leben in Vollkommenheit der Mensch auf Erden zu führen vermag, ein Leben wie im Himmel“, wenn er sich seiner wahren Stellung und Macht bewußt wird.

Dazu ist es unerläßlich, zuvor klarzustellen, was Mystik nicht ist.

Von vornherein muß unterschieden werden zwischen lebendiger Mystik und jenem Mystizismus, der auch als Magie, Esoterik, Okkultismus und ,Geheimwissen‘ in Erscheinung tritt und an seiner meist dunklen und verschwommenen Sprache erkennbar ist. Jeder Mystizismus führt auf Um- und Abwegen ins Ungewisse, zu illusionären, autohypnotischen Pseudo-Visionen und -Auditionen und anderen parapsychischen Phänomenen.

Im Gegensatz dazu führt der Weg der Mystik zu wachsender geistiger Wachheit und Klarheit, zu dynamischer Bewußtseinserweiterung und zum Aufgeschlossensein für die lichte Wirklichkeit hinter der Scheinwelt der Sinne.

Der Entfaltung und Pflege okkulter Kräfte und Fähigkeiten bedarf es hier nicht. Sie sind keine Zeichen mystischen Lebens, sondern bestenfalls vorübergehende Begleiterscheinungen auf den ersten Stufen des Weges nach innen, die der Mystiker nicht beachtet.

Weiter ist Mystik nicht, wie einzelne Theologen argwöhnen, Pantheismus, gedankenlose Gleichsetzung von Welt und Gott. Sie ist vielmehr dynamischer Panentheismus, wie ihn alle Erleuchteten vertreten: „In Gott leben, weben und sind wir“.

Weiter hat die Mystik nichts mit jener affektbetonten ‚Frömmigkeit‘ zu tun, die Ausdruck innerer Ungelassenheit aus Führungslosigkeit und Ichgebundenheit ist und als Dogmatismus, Konfessionalismus und Sektentum stagniert. Mystik ist schöpferische religio: lebendiges Bewußtsein des Verbundenseins mit der transzendentalen geistig-göttlichen Wirklichkeit hinter der Welt der Erscheinungen.

Mystik ist kein -ismus irgendwelcher Art und Richtung, sondern ursprüngliches, eigenständiges immer wieder neues und beseligendes Wahrheitserleben. Doch ist sie nichts, was nur einzelnen Höhenmenschen vorbehalten ist, sondern etwas, das jedermann zu seinem inneren Gewinn erfahren kann, wenn er sich statt nach außen nach innen wendet und zu sich selber heimkehrt.

Darum ist das Fundament jedes JA ein JA zur Mystik.

Wir berühren damit das Wesen der Mystik, die nicht Weltverneinung und Lebensflucht ist, sondern, wie sich im weiteren zeigen wird, Welt- und Lebens-Bejahung, -Verklärung, -Durchgeistigung und -Durchgottung.

Wesen der Mystik

Zwei Augen hat die Seele, sagt der Mystiker: „das eine schaut auf die Zeitlichkeit, die äußere Welt, das andere richtet sich auf die innere Welt und die Ewigkeit“.

Um das letztere zu vollbringen, muß die Seele das sinnenwärtsgerichtete Auge schließen. Für die anderen Sinne gilt gleiches: erst wenn das äußere Ohr geschlossen ist, kann das innere Ohr sein Hörvermögen entfalten und aufnahmefähig werden für die Stimme der Stille. Nur wenn das äußere Tasten und Fühlen aufhört, beginnt das innere Erfühlen der Gegenwart der geistigen Welt und des Reiches Gottes.

Das griechische Wort ,myein‘, von dem sich das Wort ,Mystik‘ herleitet, meint das Verschließen der äußeren Sinne, damit die inneren sich öffnen und im Hinabtasten in den Grund der Seele des Wesentlichen innewerden. So gesehen, umfaßt die Mystik das dem diskursiven Denken des Verstandes ,Verschlossene‘, das ihm unzugängliche superrationale, metaphysische, höherdimensionale Geistig-Göttliche.

Demgemäß führt auch die Tiefenpsychologie nicht zur Mystik. Dazu ist dynamische Höhenpsychologie erforderlich, Herzdenken statt Hirndenken. Zudem ist Mystik weder lehr- noch lernbar, sondern nur auf dem Wege ins eigene Innere erleb- und erfahrbar. Und sie bleibt immer ein Geschenk von oben, zu dem man, wenn man durch innere Arbeit dafür reif geworden ist, durch die geringsten Anlässe gelangen kann – etwa in einem Augenblick der Selbstversenkung oder der Gewissenserfahrung, durch den besonnenen Blick auf den Sternenhimmel oder eine Blume, in das Auge eines Tieres oder eines Kindes –, durch die Berührung mit dem Leid, mit der Vergänglichkeit, dem Tode oder durch jähes Wachwerden für die Wunder des Innen-Alls und des Universums.

Was sie offenbart, sind Erfahrungstatsachen, die nacherfahren werden können, Innewerdungen des geistigen Hintergrunds der sichtbaren Wirklichkeit, der außersinnlichen Bereiche bis hinauf zu den höchsten himmlischen und überhimmlischen Bereichen.

Die Mystik führt zum beglückenden Bewußtsein des ewigen Lebens mitten im Getriebe des endlichen Daseins. Zugleich verhilft sie zur Vereinigung kristallklarer Wirklichkeitsschau mit der Kunst dynamischer Lebensgestaltung. Sie öffnet Zugänge zu Fortschritten und Freuden, Reichtümern und Beglückungen, die der noch im Alltag Auf- und Untergehende für unerlangbar hält.

Darüber hinaus ist Mystik sicheres Wissen um die letzten Dinge. Sie stillt den Hunger nach dem Absoluten. Aber alle Definitionen der Mystik als ,dynamischer Spiritualismus‘, als ,Bio-Theosophie‘ oder ,transzendentaler Vitalismus‘ berühren immer nur eine der vielen Pyramiden- und Prismen-Flächen des Lichtkristalls ,Mystik‘ ...

Dem Menschen, der bisher an der Oberfläche des Daseins dahinvegetierte, macht die Mystik die Dimension der Tiefe bewußt, die er in seinem eigenen Innern berührt. Sie führt ihn zuerst und vor allem zu sich selbst: zum gottförmigen Kern seines Wesens. Sie macht ihm damit seine innere Freiheit und Unvergänglichkeit bewußt und verhilft ihm zu höchster Selbstverwirklichung und zum Einswerden mit dem All-Selbst der Gottheit.

Damit macht die Mystik den geistigen Adel des Menschen sichtbar: sein Königtum, sein potentielles Angelegtsein auf das Göttliche. Indem sie die innere Einheit allen Lebens offenbart, überbrückt sie die Kluft zwischen Ich und Du, zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft. Insofern ist die Mystik auch ein sozialer Faktor.

Mystik – Kern der religio

Vor allem aber macht die Mystik die Einheit von Mensch und Gott erfahrbar.

Für die meisten Menschen ist Gott eine unbekannte Größe, das geheimnisvolle ,X‘ in der Lebensgleichung. Der Mystiker macht aus dieser Unbekannten eine erfahrbare Größe: er erlebt Gott als innere Kraft, als Licht, als den seinem Geist verwandten Allgeist. Er weiß um die Einheit von Seelengrund, Weltengrund und Gottesgrund.

Nun werden zwar alle Menschen mit einem ,religiösen Grundgefühl‘ geboren. Aber infolge falscher Erziehung entartet es zu einem Mißgefühl des Abstands oder Fernseins von der geahnten höheren Wirklichkeit, das bis zur Leugnung gehen kann.

Was selbst Gläubige meist vergeblich ersehnen – das ,Schauen von Angesicht zu Angesicht‘, ist für den Mystiker Strebensziel und Erfüllung. Dabei bleibt er sich bewußt, daß dieses Schauen nur Vorstufe ist, weil es für den Gott-Geeinten nichts mehr gibt, was zu schauen wäre, wenn die Gottunmittelbarkeit erreicht ist.

Das meint Meister Eckeharts Mahnung: „Solange wir noch beim Schauen stehenbleiben, sind wir noch nicht in dem, was wir schauen. Solange noch etwas Gegenstand unserer Betrachtung ist, sind wir noch nicht eins mit dem Einen“.

Als Religion der Unmittelbarkeit kündet die Mystik den innewohnenden Gott. Sie macht das Angelegtsein des Menschen auf Gott hin und damit seine Freiheit gegenüber allem, was geringer ist, bewußt.

Aus dem Erleben des göttlichen inneren Lichts sind alle Religionen hervorgegangen. Die Mystik ist, so gesehen, das Herz aller religio, die Antwort auf das namenlose Sehnen der Seele nach Gewißheit und Wirklichkeitserkenntnis, die Wieder-Verbindung und Einung von Gott und Mensch.

Das Große JA zur Mystik ist ein JA zur Religion als der höchsten Sinnerfüllung des Lebens. Hinter der Mannigfaltigkeit der Religionen und Konfessionen macht sie deren innere Gemeinsamkeit sichtbar. Je tiefer einer in seine eigene Religion eindringt, desto näher kommt er diesem Gemeinsamen, alle Einenden.

Das JA zu dieser Einheit ist das kürzeste Gebet des Herzens, das immer beantwortet wird. Es ist das Bekenntnis zur Gotteskindschaft jedes Wesens, das sich als Segnung auswirkt. Es besagt:

„Ich weiß, daß Gott immer in mir ist und mich in all meinem Denken und Tun segnet und behütet, fördert und lichtwärts leitet!“

Wesen des Mystikers

Im Grunde ist jeder Mensch ein geborener Mystiker. Er muß sich dessen nur wieder innewerden. In Wahrheit schöpft er aus den inneren Lebensquellen. Auch wenn diese weithin verschüttet sind, sickert doch immer wieder die Ahnung eines höheren, reicheren, glücklicheren, vollkommeneren Lebens bis ins Alltagsbewußtsein durch und erfüllt das Herz mit der Sehnsucht nach dem Unendlichen.

Die meisten Menschen schlafen noch, obwohl sie zu wachen meinen. Manche stehen vorm oder im Erwachen, und einzelne sind teilweise oder voll erwacht: die Mystiker, die großen Erleuchteten und Vollendeten. Ihr Wissen ist Erfahrungswissen, nicht Spekulation wie die Hypothesen der Philosophen oder die Dogmen der Theologen.

Da ihr Wissen im Seelengrund erwachte, haben und brauchen die Mystiker keine Lehrer oder Mittler, keine äußeren Autoritäten, weil sie alles unmittelbar von innen empfangen. Nach außen hin unterscheiden sie sich nicht von ihren Mitmenschen – es sei denn durch größere Geduld und Duldsamkeit, Gelassenheit, Güte und Liebe.

Frömmler und Dogmatiker sehen sich auf der einen Seite und das ,Ganz-Andere‘, Göttliche unerreichbar auf der anderen Seite. Der Mystiker erlebt sein Einssein. Darum sind ihm Verlorenheits-, Schuld- und Sündenbewußtsein fremd. Er weiß sich allen äußeren Unzulänglichkeiten zum Trotz auf dem Wege fortschreitender Vervollkommnung und Durchgottung.

Der Alltagsmensch sagt, was er weiß. Der Mystiker weiß, was er sagt. Glaubensstreitigkeiten liegen ihm fern. Wer streitet, weiß nicht; wer weiß, streitet nicht. Sein Weg führt über den bloßen Glauben als Ausdruck der Zweiheit hinauf zum Gewißsein des Einsseins mit dem Einen, von dem er voll Enthusiasmus kündet.

Seit je waren die Mystiker die großen Abenteurer des Lebens, die mutig in noch unbetretene und unerforschte geistige Welten vorstießen und das neue Land erforschten für die, die nach ihnen kommen. Sie sind die geistigen Pioniere der Menschheit im Bereich der überbewußten, transzendenten Wirklichkeit.

Sie überbrücken die Kluft zwischen dem Bedingten und dem Unbedingten, dem Zeitlichen und dem Ewigen, der Notwendigkeit und der Freiheit. Sie haben die Einheit gefunden, die aller Vielheit zugrundeliegt. Um das zu erreichen, haben sie ihrem Körper oft das Letzte abverlangt und ihn durch Selbstzucht zum Diener des Geistes gebildet. Aus der Bewußtseinssphäre des Alltags stießen sie durch zum All-Tag höherdimensionaler Wirklichkeitsbereiche und bis ins Herz der Gottheit.

Von da an leben sie mehr oder minder beiderseits der Bewußtseinsschwelle: als Bürger der Sinnenwelt wie der Innenwelt, die letztlich eins sind. Ihr Bewußtsein ist ins Kosmische geweitet, ihr Blick auf den Himmel gerichtet, von dessen unendlichen Seinsbereichen Jesus Christus sprach als von den „vielen Wohnungen im Hause meines Vaters“.

Paulus nennt die Mystiker ,pneumatikoi‘, d. h. Geistmenschen, weil sie um die tausendstufige hierarchisch gegliederte Geistigkeit der Welt und um den Gottesfunken in der Menschenseele wissen. Als Künder unaufhörlichen Aufwärtsstrebens aller Wesen zum Göttlichen Über- und Ursein schreiten sie ihren jüngeren Geschwistern bewußt als Wegweiser und als Mitarbeiter bei der Durchlichtung und Durchgottung des Lebens und der Welt voran.

Vom Geiste aus gesehen, sind sie dynamische Tatmenschen, deren Streben auf das Ewigkeitsziel der Allvollendung, das jedes Wesen erreichen kann, gerichtet ist. Sie empfinden ihr Aktivsein als Ruhe, weil nicht ihr Ich, sondern Gott in ihnen durch ihr Selbst der Wirker ist. Weil sie sich allezeit mit dem göttlichen Lebensganzen verbunden wissen, geht, was sie denken und tun, immer die Menschheit als Ganzes an, da kein Wesen sich aus der universalen Einheit des gottdurchfluteten Universums herauslösen kann.

Erleben des Mystikers