Das Haus Zamis 23 - Uwe Voehl - E-Book

Das Haus Zamis 23 E-Book

Uwe Voehl

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Beschreibung

Auch Monika und Cothmann standen wie regungslose Statuen da. Ich hatte keine Ahnung, ob ich den Zeitraffereffekt allzu lange würde aufrechterhalten können. Er kostete mich mehr magische Kraft als sonst. Die Aura dieses Ortes schien meine Fähigkeiten zu blockieren.
Ich stürmte die steinernen Stufen hinauf. Meine Schritte wurden schwerer und schwerer. Ich kämpfte gegen einen unsichtbaren Sturm an. Auch die Stufen selbst schienen sich mir zu entziehen. Sie wirkten wie Gummi und veränderten beständig ihre Form. Mehrmals kam ich ins Stolpern.
Aber schließlich hatte ich es geschafft. Cothmann stand mit dem Rücken zu mir. Er befand sich nur noch einen Schritt von Monika entfernt. Das Schwert hatte er bereits zum tödlichen Stoß erhoben.

Seit Cocos Eintreffen in Lemgo häufen sich die Merkwürdigkeiten. Doch die magischen Fallen, die ihr bisher gestellt wurden, sind nichts verglichen mit dem, was sich der berüchtigte Hexenbürgermeister Cothmann noch für Coco ausgedacht hat ...


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Seitenzahl: 123

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DES TEUFELS GÜNSTLING

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrunde liegt. Die Zamis sind Teil der sogenannten Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben und nur im Schutz der Dunkelheit und ausschließlich, wenn sie unter sich sind, ihren finsteren Gelüsten frönen.

Der Hexer Michael Zamis wanderte einst aus Russland nach Wien ein. Die Ehe mit Thekla Zamis, einer Tochter des Teufels, ist standesgemäß, auch wenn es um Theklas magische Fähigkeiten eher schlecht bestellt ist. Umso talentierter gerieten die Kinder, allen voran der älteste Bruder Georg und – Coco, die außerhalb der Sippe allerdings eher als unscheinbares Nesthäkchen wahrgenommen wird. Zudem kann sie dem Treiben und den »Werten«, für die ihre Sippe steht, wenig abgewinnen und fühlt sich stattdessen zu den Menschen hingezogen.

Während ihrer Hexenausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels lernt Coco ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Als ihr schließlich zu einem vollwertigen Mitglied der Schwarzen Familie nur noch die Hexenweihe fehlt, meldet sich zum Sabbat auch Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, an und erhebt Anspruch auf die erste Nacht mit Coco. Als sie sich weigert, wird Rupert Schwinger in den »Hüter des Hauses« verwandelt, ein untotes Geschöpf mit einem von Würmern zerfressenen Gesicht, das fortan ohne Erinnerung an sein früheres Leben über Coco wachen soll.

Cocos Verfehlung hat Konsequenzen. Die Stellung der Zamis in Wien wird angefochten. Nur Coco ist es zu verdanken, dass sie über ihre Herausforderer aus der Sippe der Winkler-Forcas triumphieren. Auch Asmodi hat die Schmach, die Coco ihm zugefügt hat, nicht vergessen. Jedoch verzichtet er scheinbar großzügig auf weitere Maßnahmen, als es Coco gelingt, einen seiner Herausforderer zu vernichten – durch die Beschwörung des uralten Magiers Merlin, der sich auf Cocos Seite stellt. Merlin aber ist seinerseits gefangen – im centro terrae, dem Mittelpunkt der Erde. Um ihn zu befreien, muss Coco sieben Siegel erbeuten, die sie vor dem Einfluss der Zentrumsdämonen schützen. Als Coco diese Aufgabe meistert, erfüllt sich Merlins Prophezeiung, dass sie sich an diese Ereignisse schon bald nicht mehr erinnern wird.

Zurück auf der Erdoberfläche, wird Coco in die Auseinandersetzung zwischen Asmodi und ihrem Vater Michael Zamis verwickelt. Asmodi schickt seinen Stellvertreter Axinum, der die Zamis empfindlich dezimiert. Plötzlich ist auch Georg verschwunden – und sendet einen Hilferuf aus Norddeutschland. Als Coco am Zielort Lemgo eintrifft, gerät sie in der Nähe der sagenhaften Externsteine in eine magische Falle und wird ihres Körpers beraubt ...

DES TEUFELS GÜNSTLING

von Logan Dee

Die Wände schoben sich zusammen, die Decke senkte sich nach unten. Der Saal wurde regelrecht zusammengedrückt.

Die Dämonen drängten sich zusammen, bis sie dicht an dicht aneinandergepfercht standen. Einige von ihnen gingen zu Boden und wurden von ihren Artgenossen zertrampelt. Anderen wurde der Brustkorb zerdrückt.

Mein Geist japste. Ich spürte ein bleiernes Gewicht auf meiner imaginären Brust. Es war kaum mehr zu ertragen. Mir wurde fast schwarz vor Augen, denn ich spürte die Enge genau wie meine Gegner, obwohl ich keinen Körper mehr besaß.

Der Druck wurde von Sekunde zu Sekunde gewaltiger, während die Wände die Dämonen zwischen sich zerquetschten. Schließlich befanden sich Wände und Decken nur noch eine Handspanne von dem entfernt, was meinen Geist ausmachte.

Dann war es so weit, und der Druck verwandelte sich in ein tiefes, dunkles Loch, in das ich stürzte.

1. Kapitel

Als ich erwachte, schien die Sonne durch das Fenster.

Ich war im ersten Moment so erleichtert, dass ich aufsprang und juchzte. Ich schaute an mir herab. Es war mein Körper! Und er trug noch immer die Kleidung der vergangenen Nacht. Ich wusste, dass ich erschöpft aufs Bett und dann in einen tiefen Schlaf gefallen war.

Alles andere war ein Traum gewesen: die beiden Bestatter, meine leichenartige Starre, die Fahrt zu den Externsteinen. Und vor allem auch meine Zerstückelung.

Und doch war es kein normaler Traum gewesen. Dazu empfand ich selbst jetzt noch alles als viel zu realistisch. Hatte mir jemand diesen Alb auf magische Weise geschickt? Und wenn ja, was sollte er bezwecken? Der Hinweis auf Asmodi konnte zweierlei bedeuten: Wenn es Asmodi war, der mir diesen Traum auf den Leib gehetzt hatte, so mochte er damit andeuten, wie mächtig er war. Der Traum konnte so als eine Art Abschreckung gedeutet werden, der mich veranlassen sollte, möglichst schnell das Weite zu suchen.

Die andere Möglichkeit war, dass mein Bruder oder sonst jemand, der es gut mit mir meinte, mir einen Tipp geben wollte, in welche Richtung ich meine Nachforschungen anzustellen hatte.

Wie auch immer, ich war derart glücklich, aus diesem Alb erwacht zu sein, dass ich voller Tatendrang war. Ich konnte es kaum erwarten, endlich konkret nach Georg zu suchen. Ich machte mich kurz frisch und zog etwas anderes an. Dann stürmte ich die Treppen hinab. Der Hoteldirektor nickte mir freundlich zu. Auch er hatte in meinem Traum eine seltsame Rolle gespielt. Immerhin hatte er den Bestattern Geldscheine zugesteckt und war ganz froh gewesen, mich los zu werden.

Ich grüßte freundlich zurück und nahm in dem Frühstücksraum Platz. Außer mir waren noch gut die Hälfte der anderen Tische besetzt. Niemand beachtete mich groß. Ich bestellte ein kleines Gedeck und blätterte in der Zwischenzeit in der Landeszeitung, die jemand auf dem Tisch vergessen hatte.

Gleich der Aufmacher versetzte mich in Aufruhr:

Zweiter Mord im Hexenbürgermeisterhaus

In der vergangenen Nacht ist erneut ein Mensch im berüchtigten Hexenbürgermeisterhaus ums Leben gekommen. Es handelt sich um Axel F., jenen Jungen, der verdächtigt worden war, die in der Nacht zuvor umgekommene Christine G. bestialisch ermordet zu haben. Laut Polizeiangaben war Axel F. bereits nachmittags wieder unter Auflagen zu Hause bei seinen Eltern abgeliefert worden, weil man nach den ersten Verhören überzeugt war, dass es sich bei ihm nicht um den Mörder handeln konnte.

Jetzt, nach dem Tode Axel F.s, stellt sich die Frage, ob es richtig war, den Jungen ohne psychologische Betreuung sich selbst zu überlassen. Offensichtlich ist er in der Nacht in das Hexenbürgermeisterhaus eingedrungen, um dort seinem Mörder in die Hände zu fallen.

Viele Fragen müssen gestellt werden. Vor allen Dingen ist jetzt Schnelligkeit gefragt, denn niemand weiß, wer das nächste Opfer sein wird.

Der Aufmacher-Bericht auf der ersten Seite war entsprechend kurz. Offensichtlich hatte man ihn in letzter Minute noch aufnehmen können. Wahrscheinlich würden die Zeitungen erst am nächsten Tag weitere Berichte bringen. Die anderen Artikel in der Zeitung betrafen alle noch den Tod des Mädchens und gaben mir keine Informationen, die ich nicht schon besaß.

Der Ober brachte mir ein Kännchen Kaffee, frische Brötchen und Marmelade, aber mir war der Appetit vergangen. Warum hatte ich nichts von dem Mord mitbekommen? Weil es erst passiert war, als ich das Hexenbürgermeisterhaus bereits wieder verlassen hatte? Geflüchtet war wohl der bessere Ausdruck.

Jedenfalls war die Tür verschlossen gewesen, als Thomas und ich uns Zutritt verschafft hatten. Ich erinnerte mich jedoch nur zu gut, dass die Tür aufgestanden hatte, als ich die Straße erreicht hatte. Thomas musste sie offen gelassen haben. Natürlich, denn er hatte wohl kaum die Zeit gehabt, sie auf seiner Flucht wieder sorgfältig abzuschließen. Nach uns musste dann Axel das Haus betreten haben. Vielleicht hatte er uns sogar beobachtet. Ich wusste es nicht.

Einen Moment kam mir der Gedanke, dass Thomas vielleicht irgendwie mit dem Mord zu tun haben könnte. Es war nur ein Gefühl. Ich hatte nicht gesehen, dass er wirklich das Haus verlassen hatte. Aber ich verwarf den Gedanken genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Nein, es war Unsinn, Thomas irgendwie in Erwägung zu ziehen. Die Dämonen des Hauses hatte ich hautnah kennengelernt. Zwar wusste ich nicht, ob es sich wirklich um eine Reinkarnation des berüchtigten Hexenbürgermeisters und seiner Schergen gehandelt hatte, aber zumindest hatten sie deren Gestalten angenommen.

Asmodi.

Ich musste an den Traum denken, in dem mir sein Name in den Sinn gekommen war. Hatte es gar nichts mit dem Hexenbürgermeister zu tun, sondern steckte Asmodi hinter allem?

Ich musste unbedingt Thomas aufsuchen und mit ihm sprechen. Aber wie sollte ich ihn finden? Mir fiel unser gemeinsamer Besuch im Ratskeller ein. Der Wirt schien Thomas gekannt zu haben. Vielleicht konnte er mir verraten, wo er wohnte.

Ich machte mich auf den Weg. Mir fiel auf, dass an jeder Ecke Grüppchen standen und sich angeregt unterhielten. Ich selbst wurde einige Male äußerst misstrauisch beäugt.

Bevor ich den Ratskeller erreichte, hatte ich noch ein bezeichnendes Erlebnis: In einer schmalen Gasse, die von einem Rinnsal gekreuzt wurde, sprang mir unvermittelt eine Kröte in den Weg. Ich erschrak im ersten Moment. Sofort fiel mir wieder der Traum ein, in dem einer der Dämonen das Aussehen einer riesigen, widerlichen Kröte gehabt hatte.

Sie sprang in meine Richtung, und unwillkürlich wollte ich nach ihr treten.

»Nicht! Das dürfen Sie nicht!«

Ich schaute mich erstaunt um und sah einen etwa sechsjährigen, rothaarigen Jungen. Er wirkte wie ein richtiger Lausejunge und schien auch keinen Respekt vor Fremden zu haben.

Ich lächelte ihn an. »Du hast ja recht«, sagte ich. »Man soll keine Tiere töten.«

»Wissen Sie denn nicht, dass es Unglück bringt, eine Kröte zu zertreten? Meine Mutter sagt, es bringt Sturm ...«

Wenn es nur das ist, dachte ich. Dennoch sprach er mit einer Ernsthaftigkeit, die mir zu denken gab. Die Kröte war mittlerweile weitergehüpft und sprang in einen Abwasserkanal. Dann war sie verschwunden.

»Jürgen! Kommst du her! Sofort!«

Der Junge drehte sich um. Seine Mutter stand im Hofeingang und schaute zu uns herüber.

»Eigentlich darf ich nicht mit Fremden sprechen«, sagte der Junge rasch. »Meine Mutter hat mir das verboten. Wegen der Toten.«

Ich verstand. In gewisser Weise hätte ich auch so reagiert. Ich sagte ihm auf Wiedersehen und er lief zurück zu seiner Mutter. Mir wurde bewusst, dass diese Menschen in großer Angst lebten. Plötzlich und unvermittelt war der Tod in ihr beschauliches Städtchen gekommen. Sie wehrten sich dagegen mit Abschottung und Aberglauben.

Als ich den Ratskeller erreichte, stutzte ich. Mit Kreide hatte jemand einen Drudenfuß auf die Schwelle gezeichnet. Allerdings nicht korrekt. Er hatte ihn so gezeichnet, dass er nicht geschlossen und somit als Abwehrzauber wirkungslos war. Mir jedenfalls machte es nicht das Geringste aus, die Schwelle zu überschreiten.

Der Wirt stand hinter dem Tresen.

»Womit kann ich dienen, schöne Frau?«, fragt er mich. »Wie ich sehe, sind Sie heute allein.«

Ich ging nicht darauf ein. »Ich suche den jungen Mann, der mich gestern begleitet hat. Thomas. Leider bin ich zu spät zu unserem Treffpunkt gekommen.«

Während er ein Glas mit dem Tuch sauber wischte, beugte er sich zu mir herab: »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Suchen Sie sich einen anderen Freund! Ich hab da so einiges gehört ...«

Ich sah ihn fragend an.

»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte er. Ich nickte. Er war mir nicht unsympathisch. Er hatte ein lockeres Mundwerk und schien kein Kind von Traurigkeit zu sein.

»Einen Kaffee.«

Er verschwand in der angrenzenden Küche und kam nach einer Weile wieder herein.

»Also«, begann er. »Ich möchte nichts in die Welt setzen, was ich später bereue, aber in einem Wirtshaus hört man so einiges. Die Leute erzählen vielleicht ein wenig mehr als anderswo, aber vieles davon hat einen wahren Kern. Zumal in einer Kleinstadt wie Lemgo jeder mit jedem irgendwie bekannt ist. Thomas Richter ist ein ganz netter Kerl, aber es gibt Gerüchte, dass er bereits seit einiger Zeit zu diesen Satanisten gehören soll. Vor allem aber auch seine Schwester.«

Ich wunderte mich darüber, dass Thomas mir noch nichts von seiner Schwester erzählt hatte, ließ mir aber nichts anmerken. »Ich habe von dieser Gruppe gehört. Aber soviel ich weiß, hat Thomas mit diesen Leuten nichts zu schaffen.

»Er soll sich aber sehr für dieses verfluchte Hexenbürgermeisterhaus interessieren. Er hat sogar Führungen dort veranstaltet, und einige berichten, dass er den Folterkeller immer ziemlich plastisch beschrieben hat. Ja, er soll sogar regelrecht ins Schwärmen geraten sein angesichts der verschiedensten Martermethoden ...«

»Das kann ich mir nicht vorstellen ...« Thomas als glühender Verfechter von Folterinstrumenten, das hielt ich für wenig glaubwürdig. Wahrscheinlich war es so, dass die Leute wirklich übertrieben und die Spekulationen angesichts der Morde ins Kraut schossen.

Viel mehr konnte mir der Wirt nicht erzählen. Zumindest konnte er mir aber sagen, wo ich Thomas finden würde. Also trank ich meinen Kaffee und verabschiedete mich. Mein Weg führte mich immer tiefer in die verwinkelten Gassen der Altstadt hinein.

Ein alter Mann stand auf einer Leiter und hämmerte einen Nagel in den Balken, der über den Eingang angebracht war. Als er meinen neugierigen Blick bemerkte, fing er sogleich ein Gespräch mit mir an. »Wenn Sie einen guten Rat von einem erfahrenen Mann hören wollen: Ein solides Hufeisen über der Tür ist noch immer das beste Mittel, um sich zu schützen!«

»Wovor gilt es sich denn zu schützen?«, fragte ich arglos.

»Sie scheinen nicht von hier zu sein, sonst wüssten Sie es.«

»Ich habe von den beiden Morden im Hexenbürgermeisterhaus gelesen«, widersprach ich.

»Übel genug. Aber die Zeichen waren für den, der sie zu deuten versteht, bereits seit einiger Zeit lesbar. Die Bauern hier tragen keine Milch mehr unbedeckt, weil sie sonst sauer wird, und auf den Tisch kommt keine Butter ohne ein hineingedrücktes Kreuzzeichen ...«

Irritiert setzte ich meinen Weg fort. Hier und da stieß ich auf weitere Anzeichen dafür, dass sich etwas zusammenbraute.

Endlich hatte ich die Adresse erreicht, die mir der Wirt gegeben hatte. Es war ein altes, windschiefes Fachwerkhaus mit geraniengeschmückten Blumenkästen vor den Fenstern. An der Tür stand tatsächlich Thomas' Name. Ich klingelte, und nur wenige Augenblicke später wurde mir geöffnet.

Thomas schaute mich mit erstauntem Blick an.

»Du?«

»Hast du jemand anderes erwartet?«

»Ehrlich ... äh, nein«, druckste er herum.

»Willst du mich nicht hereinbitten?« Ich musste innerlich lächeln über seine offensichtliche Verwirrtheit.

»Sicher, Entschuldigung, Coco.« Er hielt mir die Tür auf und ich übertrat die Schwelle. Wenn er ebenso abergläubisch war wie seine Mitbürger und gewusst hätte, dass er soeben eine Hexe in sein Haus geladen hatte, wäre ihm sicherlich alles andere als wohl zumute gewesen.

Das Haus schien im Innern noch winziger als von außen. Überall stapelten sich Regale voller Schriftstücke und Bücher. Es war offensichtlich, dass die Heimatforschung sein Steckenpferd war. Trotz der Enge in den Räumen und der Fülle der Bücher wirkte alles wohldurchdacht angeordnet und aufgeräumt. Er hatte aus der winzigen Wohnfläche das Optimale gemacht.

»Du wohnst zumindest originell«, musste ich zugeben.

»Es ist zwar winzig, aber ich fühle mich hier pudelwohl. Außerdem liebe ich Authentizität: So eng haben früher die Leute gewohnt ...«

»Sie waren aber wahrscheinlich auch kleiner.«