Das Jahr des Gärtners - Karel Čapek - E-Book + Hörbuch

Das Jahr des Gärtners Hörbuch

Karel Čapek

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Beschreibung

»Allen sonstigen Meinungen zum Trotz entsteht ein Gärtner weder aus Samen noch aus Schösslingen, Zwiebeln, Knollen oder Ablegern, er wächst einzig und allein durch die Erfah­rung, durch die Umgebung und durch Naturbedingungen.« Karel Čapeks herrlich erfrischender Klassiker der modernen Gartenliteratur liegt endlich in einer neuen Ausstattung vor – mit hinreißenden Zeichnungen der Schweizer Künstlerin Anna Luchs. Humorvoll, leidenschaftlich und selbstironisch ist Das Jahr des Gärtners ein unentbehrliches Buch für alle Gartenfreunde und die, die es werden wollen, selbst wenn sie nur einen Balkonkasten ihr Eigen nennen.

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Zeit:3 Std. 4 min

Sprecher:Oliver Rohrbeck

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Karel Čapek

Das Jahr des Gärtners

Aus dem Tschechischenvon Marcela Euler

Mit Zeichnungenvon Anna Luchs

Schöffling & Co.

Zweite Auflage 2012

© der deutschen Ausgabe

Schöffling & Co. Verlagsbuchhandung GmbH,

Frankfurt am Main 2010

Originaltitel: Zahradníkůvrok

Originalverlag: Fr. Borový, Prag

Alle Rechte vorbehalten

Einbandphoto: Marion Nickig

Satz: Reinhard Amann, Aichstetten

Druck und Bindung: Memminger MedienCentrum

isbn 978-3-89561-591-7

www.schoeffling.de

Das Jahr des Gärtners

Wie ein Garten angelegt wird

Einen Garten kann man auf unterschiedliche Art und Weise anlegen. Die beste ist wohl, einen Gärtner dafür zu engagieren. Der Gärtner pflanzt dann dort verschiedene Stöckchen, Reisig und kleine Besen an, von denen er behauptet, es seien Ahornbäume, Fliederbäume, Weißdorne, Hochstämme oder Halbstämme und andere Naturarten; danach buddelt er in der Erde, wendet sie linksherum und klopft sie wieder platt; er macht einen Weg aus der Schlacke, steckt da und dort welkes Laubwerk in den Boden, das er für Stauden erklärt. Er streut auf dem künftigen Rasen Samen aus, die er englischer Lolch, Straußgras, Wiesenfuchsschwanz, Wiesenkammgras oder Lieschgras nennt. Dann verabschiedet er sich und hinterlässt einen braunen, kahlen Garten, als wäre es dessen erster Schöpfungstag. Ihnen legt er ans Herz, diesen gesamten Erdboden jeden Tag gewissenhaft zu gießen, und wenn der Rasen anfangen würde zu sprießen, solle Sand für die Wege gebracht werden. Nun gut.

Man könnte denken, dass das Gartengießen eine einfache Angelegenheit sei, zumal wenn man einen Gartenschlauch zur Hand hat. Doch schnell zeigt sich, dass der Schlauch, solange er nicht gebändigt wurde, eine ungewöhnlich hinterlistige und gefährliche Kreatur ist: Sie windet sich, springt, schnellt hoch, hinterlässt eine Wasserlache unter sich, und mit einem großen Vergnügen versinkt sie im Matsch, den sie auf diese Weise geschaffen hat. Plötzlich stürzt sie sich auf den Menschen, der im Begriffe ist zu gießen, und rollt sich um seine Beine herum, man muss auf sie drauftreten, doch sie bäumt sich auf und wickelt sich einem um die Taille und um den Hals. Während der Angegriffene mit ihr wie mit einem Python kämpft, richtet das Ungeheuer sein Messingmäulchen nach oben und speit einen mächtigen Wasserschwall durch die Fenster hinein auf die frisch aufgehängten Gardinen. Man muss es energisch am Kopf packen und möglichst straff ziehen; die Bestie tobt vor Schmerz und fängt an, das Wasser nicht etwa aus dem Mäulchen zu spucken, sondern aus dem Hydranten und aus anderen Körperstellen irgendwo in der Mitte. Fürs Erste braucht man drei Menschen, um sie zu zähmen. Bis hinter die Ohren voller Schlamm und reichlich nass verlassen sie danach den Ort des Kampfes. Was den Garten betrifft, so hat sich dieser stellenweise in glitschige Pfützen verwandelt, und an anderen Stellen platzt er vor Trockenheit auf.

Wiederholen Sie dies jeden Tag, beginnt nach vierzehn Tagen statt Rasen Unkraut zu sprießen. Es ist eins der Naturgeheimnisse, warum aus den erlesensten Rasensamen das üppigste und struppigste Unkraut wächst; möglicherweise sollte man Unkrautsamen pflanzen, damit daraus dann ein schöner Rasen aufschlägt.

Drei Wochen später ist die Wiese von dichtem Distelteppich und anderen kriechenden oder ellbogenlang in den Boden verwurzelten Unkrautarten überwuchert. Versuchst du etwas davon aus dem Erdboden zu ziehen, bricht es direkt oberhalb der Wurzel ab oder nimmt gleich einen ganzen Klumpen Erde mit. Es ist so: Je schlimmer der Unrat ist, um so besser gedeiht er.

Währenddessen wurde aufgrund einer geheimnisvollen Stoffverwandlung die Schlacke auf den Wegen zum klebrigsten und glitschigsten Lehm, den man sich nur vorstellen kann.

Nichtsdestoweniger ist es notwenig, den Rasen von dem Unkraut samt seinen Wurzeln zu befreien; du jätest und jätest, und hinter jedem deiner Schritte verwandelt sich der künftige Rasen in nackte, braune Erde, so wie sie noch am ersten Schöpfungstag ausgesehen haben mag. Nur an zwei oder drei Stellen sprießt so etwas wie ein grünlicher Schimmel, ein Hauch von dünnem, lichtem Flaum hervor; es handelt sich zweifelsohne um Gras. Auf Zehenspitzen schleichst du umher und verscheuchst die Spatzen, und während du noch auf die Erde starrst, schlagen auf den Stachelbeer- und Johannisbeersträuchern auch schon die ersten zarten Blätter aus. Immer kommt einem der Frühling zuvor.

Dein Verhältnis zu den Dingen hat sich nun verändert. Wenn es regnet, so sagst du, es regnet auf den Garten; wenn die Sonne scheint, so scheint sie nicht einfach so, sondern sie scheint auf den Garten; ist es Nacht, freust du dich, dass der Garten in der Dunkelheit ruht.

Eines Tages öffnest du die Augen, und der Garten leuchtet in frischem Grün. Der Tau glänzt auf dem hohen Gras, und aus dem Dickicht der Rosensträucher lugen pralle, purpurrote Knospen hervor; und nachdem die Bäume älter geworden sind, werden sie breite, schwere Kronen haben, in deren feuchten Schatten sich morscher Duft ausbreitet. Und du wirst dich nicht mehr an den zarten, nackten, braunen Garten dieser Tage erinnern können, oder an den zaghaften Flaum des ersten Grases, an das magere Aufspringen der ersten Knospen und an all die erdige, ärmlich-rührende Schönheit des frisch angelegten Gartens.

Nun ja, jetzt muss aber gegossen, gejätet und die Steine aus der Erde geholt werden.

Wie man zum Gärtner wird

Allem Anschein zum Trotz entsteht ein Gärt- ner nicht etwa aus Samen oder Schösslingen, auch nicht aus Zwiebeln, Knollen oder Ablegern, man wird zum Gärtner durch Erfahrungen, durch die Umwelt und Naturbedingungen. Als ich klein war, hegte ich ein trotziges, ja gar schadenfrohes Verhältnis zum väterlichen Garten, denn mir war untersagt, auf die Beete zu treten oder unreifes Obst zu pflücken. Auch Adam durfte im Garten Eden nicht die Beete betreten und Obst vom Baume der Erkenntnis pflücken, weil es noch unreif war. Doch Adam – genau wie wir Kinder – riss das unreife Obst ab und wurde deshalb aus dem Paradies vertrieben. Seitdem ist und bleibt das Obst am Baume der Erkenntnis für immer unreif.

Solange sich der Mensch noch in der Blüte seiner Jugend befindet, denkt er, dass eine Blume das ist, was man in einem Knopfloch trägt oder einem Mädchen schenkt. Er hat kein richtiges Verständnis dafür, dass eine Blume etwas ist, was überwintert, was behackt, gedüngt, begossen, umgepflanzt, beschnitten und gestutzt, von Unkraut, Pilzbefall und von trockenen Blättern, Blattläusen und Mehltau befreit werden muss. Statt Beete umzugraben, läuft so ein Jüngling hinter den Mädchen her, befriedigt seinen Ehrgeiz, genießt die Früchte des Lebens, die er nicht einmal selbst gepflanzt hat, und auch sonst verhält er sich recht destruktiv. Es ist eine gewisse Reife vonnöten; ja, ich würde sogar behaupten, ein bestimmtes Paternitätsalter, um Gärtner-Laie zu werden. Außerdem ist es wichtig, einen eigenen Garten zu haben. Normalerweise lässt man ihn von einem Berufsgärtner anlegen und denkt, man würde nach der Arbeit zum Schauen hingehen, sich über die Blümchen freuen und dem Zwitschern der Vögel lauschen. Eines Tages passiert einem aber, dass man eigenhändig eine Blume einpflanzt, so wie es mir mit Dachwurz passiert ist. Dabei gelangt einem durch einen Hautriss oder sonst wie etwas Erde in den Körper und führt eine Vergiftung oder Entzündung herbei. Kurzum: Man wird zu einem überzeugten Gärtner. Sobald eine Kralle stecken bleibt, ist auch schon der ganze Vogel gefangen. Manchmal wiederum wird man zum Gärtner, weil der Nachbar einen ansteckt. Man sieht zum Beispiel, wie im Nachbargarten eine Pechnelke blüht. Dann sagt man sich: Verdammt noch mal, warum sollte sie nicht auch bei mir blühen? Wenn sie sich bei mir nicht noch prächtiger entwickeln sollte – ja, da wäre der Wurm drin. Von nun an versinkt der Gärtner immer tiefer und tiefer in diese neu erweckte Leidenschaft, die von weiteren Erfol-gen genährt und von Misserfolgen vorangetrie-ben wird. Die Gier eines Sammlers bricht in ihm aus, sie spornt ihn dann an, alles von Aceana bis Zauschneria alphabetisch geordnet anzupflanzen. Später entwickelt sich bei ihm die Obsession eines Spezialisten, die einen bis dahin zurechnungsfähigen Menschen zu einem Rosisten, einem Dahlisten oder zu einer anderen Art exaltierten Besessenen werden lässt. Andere wiederum verfallen ihrer künstlerischen Ader und – getrieben durch die sogenannte schöpferische Unzufriedenheit – gestalten ihren Garten unentwegt um und verändern ihn, komponieren die Farben neu, gruppieren die Büschel um und tauschen die Plätze aller Pflanzen aus, wo auch immer sie stehen und wachsen. Niemand solle denken, dass Gartenarbeit eine bukolische und meditative Tätigkeit sei. Es ist eine unstillbare Leidenschaft, wie alles, was ein gründlicher Mensch anpackt.

Jetzt erzähle ich Ihnen noch, woran man einen echten Gärtner erkennt. »Sie müssen bei mir einmal vorbeischauen«, sagt jener. »Ich möchte Ihnen meinen Garten zeigen.« Wenn Sie dann kommen, um ihm eine Freude zu machen, finden Sie sein Hinterteil, das irgendwo zwischen den Stauden herausragt. »Ich komme gleich«, sagt er über die Schulter hinweg, »ich pflanze nur noch etwas ein.« »Ach, lassen Sie sich nicht stören«, entgegnen Sie freundlich. Nach einiger Zeit hat er es wohl eingepflanzt; er richtet sich auf, verschmutzt Ihre Hand und eröffnet, vor Gastfreundschaft strahlend: »Schauen Sie sich doch einmal um, der Garten ist zwar klein, aber… Augenblick«, sagt er weiter, hockt sich an ein Beet, um an ein paar Grasbüscheln zu zupfen. »Kommen Sie mal mit. Ich zeige Ihnen Dianthus Musalae, da werden Sie staunen. Ach verdammt, hier habe ich vergessen, den Boden aufzulockern«, sagt er und fängt an, in der Erde zu wühlen. Nach einer Viertelstunde richtet er sich wieder auf. »Ach so, ich wollte Ihnen die Glockenblume zeigen, Campanula Wilsonae. Das ist die schönste Glockenblume, die es… Warten Sie, ich muss hier das Delphinium anbinden.« Nachdem er es getan hat, erinnert er sich: »Ja richtig, Sie wollten das Erodium sehen. Einen Moment«, brummt er vor sich her, »ich setze nur grad die Aster um, sie hat hier zu wenig Platz.« Daraufhin schleichen Sie sich auf Zehenspitzen davon und verlassen sein zwischen den Stauden herausragendes Hinterteil.

Treffen Sie ihn einmal wieder, sagt er: »Sie müssen mich unbedingt wieder mal besuchen; eine wunderschöne Pernet-Rose blüht bei mir, so etwas haben Sie noch nicht gesehen. Kommen Sie vorbei? Aber ganz bestimmt!«

Nun gut: Lassen Sie uns ihn besuchen, um zu sehen, wie so ein Jahr vergeht.

Der Januar des Gärtners

»Auch der Januar ist für einen Gärtner nicht die Zeit zum Untätigsein«, sagen die Gartenratgeber. Es stimmt: Denn im Januar züchtet der Gärtner nur eines:

das Wetter.

Mit dem Wetter hat es nämlich etwas Besonderes auf sich: Es passt einfach selten. Das Wetter übertreibt mal auf die eine, mal auf die andere Weise. Die Temperatur stimmt nie mit dem hundertjährigen Kalender überein, entweder liegt sie fünf Grad darunter oder fünf Grad darüber. Es gibt entweder zehn Milliliter Niederschläge unter oder zwanzig Milliliter über dem Normal. Ist es nicht zu trocken, bedeutet es notgedrungen, dass es zu nass ist.

Wenn selbst Menschen, die sonst mit dem Wetter nichts am Hut haben, so viele Gründe haben, sich über das Wetter zu beklagen, was soll dann erst der Gärtner sagen? Wenn zu wenig Schnee gefallen ist, brummt er zu Recht, es würde nicht reichen; wenn zu viel Schnee gefallen ist, hegt er ernsthafte Bedenken, dass er ihm die Nadelhölzer und die Rhododendren zerstört. Gibt es keinen Schnee, schimpft er über den üblen Bodenfrost; wenn die Schneeschmelze ansetzt, verdammt er den verrückten Wind, der sie begleitet und die schlimme Angewohnheit hat, ihm den Reisig und sonstige Abdeckung im ganzen Garten durcheinander zu wirbeln oder ihm gar, Donnerwetter noch mal!, das eine oder das andere Bäumchen umknickt. Wagt sich dagegen im Januar die Sonne heraus, greift sich der Gärtner an den Kopf, die Stöcke würden zu früh anfangen auszutreiben. Regnet es, hat er Angst um seine Alpinblümchen; ist es trocken, denkt er voller Schmerz an seine Rhododendren und Andromeden. Und dabei wäre es nicht so schwer, ihm entgegenzukommen: Es würde reichen, wenn es vom ersten bis zum letzten Januartag Null Komma Neun Zehntel Grad unter Null wäre, wenn hundertsiebenundzwanzig Millimeter Schnee (leicht, möglichst frisch) fallen würden, wenn es meist bewölkt wäre und wenn kein oder höchstens ein leichter westlicher Wind wehen würde – dann wäre alles in bester Ordnung. Aber es ist doch so: Um uns Gärtner kümmert sich niemand, und keiner fragt, wie es denn am besten sein sollte. Und deshalb sieht es in der Welt auch so aus.

*

Am schlimmsten steht es um einen Gärtner, wenn der Barfrost kommt. Der Boden erstarrt bis in die Knochen, Nacht für Nacht und Tag für Tag immer mehr. Der Gärtner denkt an seine Wurzeln, die in der leblosen und steinharten Erde erfrieren; an die vom trockenen und eisigen Wind bis in das Mark verfrorenen Zweige; an die frierenden Knospen, in welche die Pflanze ihr ganzes Hab und Gut im Herbst verstaut hat. Wenn ich wüsste, dass es hilft, würde ich meiner Stechpalme den eigenen Mantel und dem Ginster meine eigene Hose überziehen. Für dich, Pontische Azalee, gebe ich mein eigenes Hemd her, dich, Purpurglöckchen, decke ich mit dem Hut zu, und für dich, Schönauge, bleibt nichts anderes übrig als die Socken; sei trotzdem froh drüber.

Es gibt viele Möglichkeiten, das Wetter zu überlisten und zu verändern. Sobald ich mich dazu entschließe, meine dicksten Sachen, die ich besitze, anzuziehen, wird es in der Regel wärmer. Tauwetter setzt meistens dann ein, wenn Freunde sich verabreden, um in die Berge zum Skifahren aufzubrechen. Oder wenn jemand einen Artikel für die Zeitung verfasst hat, in dem er den vorherrschenden Frost, die gesund geröteten, verfrorenen Wangen, das Treiben auf der Eisbahn und andere ähnliche Erscheinungen beschreibt, beginnt es just in dem Moment zu tauen, wenn der Artikel in den Satz geht. Und zu Hause lesen ihn die Menschen, während draußen ein lauer Regen herunterkommt und das Thermometer acht Grad über Null anzeigt. Dann sagt sich der Leser, dass in der Zeitung nur Lug und Trug steht; man solle ihn damit doch besser verschonen. Im Gegensatz dazu wird das Wetter durch Schimpfen, Klagen, Nasehochziehen, Brrr-Sagen oder andere Beschwörungsformeln nicht beeinflusst.

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Was die Vegetation im Januar angeht, so sind die sogenannten Eisblumen auf der Fensterscheibe wohl die berühmtesten. Für ihr Wachstum ist es wichtig, einige wenige feuchte Atemdämpfe im Zimmer zu haben. Ist die Luft ganz trocken, würde an Ihrem Fenster keine einzige Baumnadel gedeihen, geschweige denn Blumen. Des Weiteren ist es wichtig, dass das Fenster an einer Stelle schlecht abgedichtet ist. In der Richtung, aus der von außen die kalte Luft hineinströmt, wachsen dann die Eisblumen. Deshalb wachsen sie auch eher bei ärmeren Menschen als bei den reichen, denn die Fenster der Reichen schließen besser.

Aus botanischer Sicht sind die Eisblumen keine richtigen Blumen, es handelt sich vielmehr um ein Blätterwerk. Diese Blätter ähneln denen von Endivien, Petersilie oder Sellerie sowie verschiedenen Distelarten aus der Familie Cynarocephalae, Carduaceae, Dipsaceae, Acanthaceae, Umbelliferae und anderen. Man könnte sie mit folgenden Arten vergleichen: Eselsdistel, Silberdistel, Kratzdistel, Notabasis, Felddistel, Feldmannstreu, Kugeldistel, Mariendistel, Schlitzblättrige Karde, Bärenklau und anderen Distelarten mit fiederspaltigen, gezähnten, gesägten, gekerbten oder schrotsägeförmigen Blättern. Manchmal ähneln sie Farnen oder Palmblättern, ein anderes Mal eher den Sanddornnadeln. Blüten haben sie allerdings keine.

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