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Das kleine Kälbchen erlebt seinen ersten Herbst und Winter auf dem Brunnenhof. Neugierig und ungeduldig beobachtet es die Veränderungen, die in der Natur vor sich gehen. Veränderungen ereignen sich auch im Stall: Ein fremdes Kälbchen wird aufgenommen und neue Mitbewohner ziehen die Aufmerksamkeit der Ferienkinder auf sich. Das Herzchenkälbchen wagt sich auch diesmal in ein neues Abenteuer, so dass das Weihnachtsfest zu einem ganz besonderen Erlebnis wird.
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Seitenzahl: 54
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Auf dem Brunnenhof
Schneeweiß
Schlamm
Regen
Der erste Schritt
Herbstferien
Der Windvogel
Stallzeit
Bauer Gunter
Peter und Paula
Helfende Hände
Herzschmerz
Der Karottenbauer
Der erste Schnee
Heiligabend
Mut oder Angst?
Schöne Aussicht
Unruhe im Stall
Rex im Schnee
Ende gut, alles gut
Der Sommer ging zu Ende. Auf dem Bauernhof von Herrn Zimmermann reisten die letzten Feriengäste ab. Die Kinder liefen nochmals in den Stall, um sich von den Tieren zu verabschieden, bevor sie wieder nach Hause fuhren. Einige Tränen flossen, denn die Kinder hatten eine schöne Zeit mit ihren Eltern auf dem Brunnenhof erlebt, und der Abschied fiel ihnen schwer. Rex, der Hofhund, bellte zum Abschied der Gäste kräftig, bevor er sich wieder zum Schlafen vor das Haus legte.
Die Kühe des Bauernhofs grasten wie jeden Tag auf der Weide, und die jungen Kälber tollten wie eh und je umher.
Ein kleines Kälbchen hielt Ausschau nach leckeren Kleeblättern am Rande der Weide. Es streckte seinen Hals tief unter dem Zaun hindurch und versuchte mit seiner langen Zunge auch die weit entfernten saftigen Blättchen zu erreichen.
Drei kleine Vögelchen flatterten um das Kälbchen herum. Sie hatten sich mit ihm angefreundet und zusammen schon einige Abenteuer auf dem Brunnenhof erlebt.
Auf der Stirn des Kälbchens war ein kleines Herzchen im braunen Fell zu sehen. Darum wurde es von allen „Herzchenkälbchen" genannt.
Das Herzchenkälbchen zupfte gerade genüsslich ein Kleeblatt am Zaunrand ab, als es Herrn Zimmermann erblickte, der vor dem großen Stalltor aus seinem Geländewagen stieg und rasch um den Wagen herum zum Anhänger lief. Das kleine Kälbchen blickte erstaunt auf, denn der Anhänger wackelte heftig hin und her. Er stand gar nicht mehr still. Es sah so aus, als würde er beinahe umkippen.
„Was ist denn da los? Was ist wohl in dem Anhänger drin, dass der so schaukelt? Das will ich mir doch mal aus der Nähe ansehen", dachte sich das Kälbchen und ging die Weide hinab in Richtung des Stalls. Herr Zimmermann klappte die Rampe des Anhängers nach unten.
Lautes Getrampel und Muhen war jetzt zu hören. Der Anhänger wackelte weiter heftig hin und her. Das Muhen klang wütend und ängstlich zugleich.
„Wer mag das wohl sein?", fragte sich das Kälbchen. Es dauerte sehr lange, bis es sehen konnte, wer aus dem Anhänger stieg. Zuerst zeigte sich nur ein Kälberfuß, dann lugte vorsichtig ein junges Kälbchen aus dem Anhänger heraus.
„Aha, ein neues Kälbchen kommt zu uns, wie schön", freute sich das Herzchenkälbchen. „Aber, nanu? Wie sieht es denn aus? Wo hat es denn seine schönen braunen Flecken? Es ist ja ganz weiß. Sowas habe ich noch nie gesehen", wunderte es sich. Ungeduldig blickte es weiter zum Stall, denn es wollte alles genau beobachten. Neugierig war es schon immer. Herr Zimmermann hatte ziemlich viel Mühe, das fremde Tier in den Stall zu bringen. Das Muhen wurde erst leiser, als er die Stalltüren hinter sich schloss.
Jetzt konnte das kleine Kälbchen es kaum erwarten, dass der Tag endlich vorbei ging und es zurück in den Stall durfte. Es wollte unbedingt zu dem fremden Gast und ihn kennen lernen. Aber an diesem Tag wollte und wollte es einfach nicht Abend werden.
„Ach, wie lang kann so ein Tag doch sein. Und nichts gibt's heute auf der Weide für mich zu entdecken. Gähnende Langeweile herrscht hier." So erging es dem kleinen Kälbchen den Rest des Tages. Die alte Olga sah, dass das Herzchenkälbchen heute ganz gelangweilt das Gras fraß.
„Was ist denn mir dir los? Hast du heute mal gar keine Späße im Sinn? Wirst du etwa krank?", fragte Olga besorgt nach.
„Aber nein, ich bin ganz gesund, aber hier ist alles so langweilig, ich will endlich wieder zurück in den Stall."
„Zurück in den Stall? Das wundert mich aber. Sonst bist du doch immer die Letzte, die am Abend die Weide verläs st."
„Aber heute nicht. Heute werde ich ganz sicher die Erste sein!", antwortete es keck und sprang davon.
Verwundert blieb Olga zurück, zuckte fragend die Schultern und trottete langsam weiter.
Auch dieser Tag neigte sich irgendwann dem Ende entgegen.
Als Herr Zimmermann mit dem Hofhund Rex zur Weide kam um die Kühe abzuholen, stand das Herzchenkälbchen schon ganz vorne am Zaun.
„Heute bist du ja mal die Erste. Ich kann mir schon denken, warum."
Mit diesen Worte öffnete Herr Zimmermann das Gatter und das Kälbchen lief geradeaus in den Stall hinein.
Von den anderen Tieren auf der Weide war noch nichts zu sehen.
„Typisch, die Anderen lassen sich mal wieder Zeit. Aber nur gut für mich, so hab ich unseren Besuch erst mal ganz für mich alleine", dachte sich das Kälbchen als es zaghaft um die Ecke der Stalltür schaute.
Es entdeckte das fremde Kälbchen im Gehege der Jungtiere. Es guckte etwas verärgert, scharrte auf dem Boden herum und murrte dabei: „Gibt's denn hier gar nichts zu Fressen? Im ganzen Stall sehe ich kein Heu mehr. Ich habe eine lange Fahrt hinter mir und großen Hunger. Wo sind denn all die anderen Tiere? Bin ich hier etwa ganz alleine?" „Nein, alleine bist du nicht. Ich bin schon da und die Anderen kommen jetzt auch von der Weide", antwortete das Herzchenkälbchen.
Das fremde Kälbchen schaute auf und sah ihm direkt ins Gesicht. Es musterte es von Kopf bis Fuß und fragte erstaunt: „Wo wart ihr denn?"
„Wir waren den ganzen Tag lang draußen auf der Weide zum Grasen."
„Zum Fressen wart ihr draußen? Ja, gibt euch der Bauer hier drinnen kein Futter, müsst ihr euch das etwa selber suchen?"
„Ja klar, was denkst du denn? Wir sind immer draußen. Von morgens bis abends. Es ist herrlich auf der Weide. Oder gefällt es dir dort etwa nicht?"
„Wieso? Ich war noch nie draußen zum Fressen. Ich war bisher immer drinnen im warmen Stall und habe mein Futter vorgesetzt bekommen. Ich bin noch nie über die Weide gelaufen. Dort soll es ja sehr matschig und rutschig sein. Im Stall ist's immer schön warm und gemütlich. Mir gefällt das richtig gut. Bleib doch auch einfach drinnen."
„Ich weiß nicht. So ein Leben kenne ich nicht. Ich stelle mir das sehr langweilig vor. Wo kommst du denn her, und warum warst du noch nie draußen?", fragte das kleine Kälbchen interessiert.