Das Klippenmädchen - Jill Childs - E-Book
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Das Klippenmädchen E-Book

Jill Childs

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Beschreibung

Ein einsames Haus am Meer, verschlossene Türen und dunkle Geheimnisse.

Sophies Leben ist vollkommen aus den Fugen geraten und so nimmt sie die Einladung ihrer Jugendfreundin Caroline gerne an, sie und ihre Familie in ihrem wunderschönen, einsam gelegenen Strandhaus zu besuchen. Als Sophie dort ankommt, findet sie ihre Freundin völlig verändert vor. Caroline, die früher warmherzig und selbstbewusst war, ist nun verschlossen und nervös und verbringt viel Zeit alleine, fernab ihrer Familie. Und Carolines kleine Tochter Lucy hat kurz nach dem Einzug in das Haus aufgehört zu sprechen.

Eines Nachts wird Sophie von einem Schrei geweckt. Als sie zur Hilfe eilen möchte, trifft sie auf Lucy, die am Dachbodenfenster steht und entsetzt hinausstarrt. Beim Blick aus dem Fenster gefriert Sophie das Blut in den Adern ...

Ein düsterer, packender Thriller – für alle Fans von 'Big Little Lies' und 'The Couple Next Door'.

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Über das Buch

Ein einsames Haus am Meer, verschlossene Türen und dunkle Geheimnisse.

Sophies Leben ist vollkommen aus den Fugen geraten und so nimmt sie die Einladung ihrer Jugendfreundin Caroline gerne an, sie und ihre Familie in ihrem wunderschönen, einsam gelegenen Strandhaus zu besuchen. Als Sophie dort ankommt, findet sie ihre Freundin völlig verändert vor. Caroline, die früher warmherzig und selbstbewusst war, ist nun verschlossen und nervös und verbringt viel Zeit alleine, fernab ihrer Familie. Und Carolines kleine Tochter Lucy hat kurz nach dem Einzug in das Haus aufgehört zu sprechen.

Eines Nachts wird Sophie von einem Schrei geweckt. Als sie zur Hilfe eilen möchte, trifft sie auf Lucy, die am Dachbodenfenster steht und entsetzt hinausstarrt. Beim Blick aus dem Fenster gefriert Sophie das Blut in den Adern ...

Ein düsterer, packender Thriller – für alle Fans von Big Little Lies und The Couple Next Door.

Über Jill Childs

Jill hat schon immer Geschichten geliebt - echte und erfundene. Über 30 Jahre lang bereiste sie als Journalistin die ganze Welt - je nachdem wohin die Nachrichten sie führten. Heute lebt sie als Autorin mit ihrem Mann und ihren Zwillingen in London.

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Jill Childs

Das Klippenmädchen

Aus dem Englischen von Nina Restemeier

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Informationen zum Buch

Newsletter

Widmung

Prolog

Kapitel 1 — Sophie

Kapitel 2 — Sophie

Kapitel 3 — Sophie

Kapitel 4 — Caroline

Kapitel 5 — Sophie

Kapitel 6 — Caroline

Kapitel 7 — Sophie

Kapitel 8 — Caroline

Kapitel 9 — Sophie

Kapitel 10 — Caroline

Kapitel 11 — Sophie

Kapitel 12 — Caroline

Kapitel 13 — Sophie

Kapitel 14 — Sophie

Kapitel 15 — Caroline

Nachwort

Danksagung

Impressum

Wer von diesem spannenden Roman begeistert ist, liest auch ...

Für Sheila

Prolog

Ich liege im Dunklen auf dem feuchten, borstigen Gras und muss mich anstrengen, um die Felsen und die Brandung unter mir auszumachen. Salziger Wind schmirgelt mir übers Gesicht. In der Abendstille steigt das Donnern der Wellen laut zu mir auf.

Ich kann das Meer nicht sehen, aber ich weiß, es ist da, ganz nah, und wartet auf mich – wie der Tod. Ein unermessliches Nichts. Der Rand der flachen Erde.

Zwischen den dünnen, vereinzelten Wolkenfetzen, die über mir vorüberziehen, kämpft der Mond darum, sich zu erneuern.

Andere Menschen würden sich daran erfreuen: »Schau mal, der Mond, wie schön. Er erinnert mich immer daran, wie gut wir es haben. Wie gesegnet wir sind.«

Andere Menschen vielleicht.

Ich robbe vorwärts, bis mein Kopf über den Abhang ragt. Wo die Wellen gegen die Felsen schlagen, blitzen hier und da Schaumkronen auf. Ihr Echo hallt nach, bevor es wieder still wird.

Ich könnte springen.

Bei der Vorstellung setzt mein Herz aus. Ich spüre förmlich, wie ich einen Satz ins Nichts mache. Ein paar endlose Sekunden fühlt es sich an wie Fliegen. Die Beine strampeln in der Leere, die Arme weit ausgebreitet. Unten lauern die Felsen – Krokodile mit aufgerissenen Mäulern. Ich sehe mich selbst dort unten, wie ich mit zerschmettertem, verdrehtem Körper und gespaltenem Schädel darauf liege.

Vorsichtig krieche ich vom Abgrund zurück, lege den Kopf auf den Unterarmen ab, schließe die Augen. Das Blut rauscht mir in den Ohren, und ich warte, konzentriere mich auf meine Atmung, bis sie sich langsam wieder beruhigt. Ich bin noch da, Körper und Seele noch immer eine Einheit. Das ist eine Erleichterung. Eine Offenbarung. Aber wie lange noch?

Und plötzlich weiß ich es. Während ich zitternd und schwach auf dem rauen Gras liege, purzeln die Ideen in meinem Kopf durcheinander, noch eine und noch eine, und ein Plan entsteht. Mein Plan. Ich werde mich rächen. Es gibt einen Weg. Wieder beschleunigt sich mein Atem. Hitze steigt mir in die Wangen.

Bald, wenn meine Kraft zurückgekehrt ist, werde ich von dieser Klippe fortkriechen und nach Hause gehen. Ich werde mir die nassen Sachen ausziehen und mich in einen Morgenmantel kuscheln, und wenn meine Hände nicht mehr zittern, werde ich den Laptop einschalten und meiner alten Freundin Sophie eine lange E-Mail schreiben, auf die sie reagieren muss.

Ich werde sie zu uns einladen. Werde sie drängen. Noch nicht, solange es ihrem Vater so schlecht geht. Aber so bald wie möglich, wenn sich die Wogen in ihrem Privatleben geglättet haben.

Sophie, meine Liebe, würdest du mir diesen Gefallen tun?

Ich glaube, der richtige Zeitpunkt ist gekommen.

Ich drehe mich auf den Rücken und spüre den kühlen Wind auf dem Gesicht, auf meinem Körper. Als ich die Augen öffne, blicke ich in gleißende Helligkeit, und ich bin so geblendet, dass Flecken und seltsame, wabernde Formen vor meinen Augen tanzen. Und als ich blinzele, bewegen sie sich und flimmern, und es fällt mir schwerer denn je, zu unterscheiden, was echt ist und was nicht.

Kapitel 1

Sophie

In meiner letzten Nacht zu Hause, der allerletzten in dem Häuschen, in dem Mum, Dad und ich so lange gewohnt hatten, träumte ich wieder von dem Mord.

Ich schreckte aus dem Schlaf, lag schwitzend und stocksteif da und starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Decke, an der die dünnen Schatten der im Wind schwankenden Bäume draußen zuckten. Mein Herz pochte. Eine Weile lag ich einfach da, ohne dem Schrecken des Traums entfliehen zu können. Der gleiche Traum wie schon früher. Keine Gewalt. Kein Blut. Keine Darstellung des tatsächlichen Todes. Nur die Übelkeit erregende Gewissheit, dass ich irgendwie einen schrecklichen Mord, das ultimative Verbrechen, begangen hatte, und die entsetzliche Furcht, dass irgendjemand wusste, was ich getan hatte.

Zitternd lag ich da und zwang mich, ruhig zu atmen. Es war nur ein Traum. Ich hatte keinen Mord begangen, nicht im wahren Leben. Mir drohte kein Leben hinter Schloss und Riegel. Nur ein Traum.

Ich drehte mich auf die Seite und schaute auf mein Handy. Zehn nach vier. Ich kroch aus dem Schlafsack und tappte die Treppe hinunter.

Die Küchenfliesen waren kalt. Noch halb im Schlaf wollte ich mir ein Glas Wasser holen, öffnete den Küchenschrank und sah nur leere Bretter. Die frisch geputzten Oberflächen, bereit für den Verkauf, glänzten gespenstisch in der Dunkelheit. Sogar die Geräusche waren anders. Hohl. Ohne das vertraute Durcheinander der Möbel kamen mir die Zimmer fremd vor. Alles war eingepackt, und nur ein paar Erinnerungsstücke – wir besaßen nichts von großem Wert – eingelagert für eine Zukunft, die ich mir noch nicht recht vorstellen konnte.

Am Spülbecken drehte ich den Hahn auf, trank aus der hohlen Hand und begann zu zittern. Ich schlürfte lautstark, kam mir vor wie ein ungezogenes Kind, und als ich mich umdrehte, fühlte ich eher, als dass ich sie sah, die strenge Gestalt meiner Mutter am anderen Ende der Anrichte. Ich blinzelte im Dunklen. Nichts außer Staub und Schatten.

Ich schlich wieder nach oben und kroch zurück in den Schlafsack, rollte mich, so gut es ging, darin zusammen. Meine Füße waren eiskalt. Ich hatte Kopfschmerzen und wollte bloß weiterschlafen, aber jetzt war ich wach, und mein Magen krampfte sich zusammen, während ich mich an die letzten Augenblicke hier klammerte und versuchte, mir alles genau einzuprägen. Jede knarzende Bodendiele, jede windschiefe Türöffnung, das verblassende Muster der Tapeten.

Ich schloss die Augen, ließ die Dunkelheit glitzern und schimmern und wartete darauf, dass der Tag anbrach.

Verschwitzt und zerzaust stieg ich aus dem Zug und kämpfte mich mit meinen beiden Rollkoffern durch den unbekannten Bahnhof. Der Rucksack auf dem Rücken und die Handtasche vor der Brust zogen mich nach unten.

Auf dem Bahnhofsvorplatz blieb ich stehen und schaute mich um. Von Caroline war weit und breit nichts zu sehen.

Ich warf einen Blick aufs Handy. Sie hatte immer noch nicht auf die Nachricht geantwortet, die ich ihr aus dem Zug geschickt und in der ich ihr meine Ankunftszeit mitgeteilt hatte. Plötzlich kam ich mir sehr dumm vor. Ich hätte sie gestern noch einmal anrufen sollen, zur Bestätigung. Aber die letzten Wochen waren so voll von Notaren und Möbelpackern und Immobilienmaklern gewesen.

Dabei hatte Caroline in ihrer letzten Mail so dringend geklungen. Komm einfach her, bitte, hatte sie geschrieben. Steig in den ersten Zug, den du nehmen kannst. Ich werde da sein und hole dich vom Bahnhof ab.

Ich rief auf ihrem Handy an und ließ es klingeln. Keine Reaktion. Ich schickte noch eine Nachricht, inzwischen weniger zuversichtlich. Hi, Caroline, ich bin da. Kannst du mich abholen?

Während ich überlegte, was ich machen sollte, sah ich mich nach einer Sitzgelegenheit um. Ein Stück die Straße hinunter war ein Café, direkt am Ende der Kiss-and-Ride-Zone. Ich stolperte hinein und stellte mein Gepäck in einer Ecke ab. Es war ein seelenloser Ort, altmodisch und spartanisch eingerichtet. Eine rotgesichtige Kellnerin stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tresen und starrte stumpf ins Leere, als könnte sie nichts mehr überraschen.

Ich trank eine Tasse schlechten Kaffee und ließ mein Telefon nicht aus den Augen. Immer noch keine Nachricht und kein verpasster Anruf. Ich ging noch einmal Carolines Mails durch. Die letzten Monate, seit Dad so überstürzt ins Krankenhaus gekommen war, hatten wir keinen Kontakt mehr gehabt, aber ich war mir sicher, dass sie mir eine Festnetznummer geschickt hatte, zusammen mit ihrer neuen Adresse, als sie Anfang des Jahres in das neue Haus gezogen war.

Als ich die Nummer endlich gefunden hatte, nahm sie schon nach ein paarmal Klingeln ab. Es war seltsam, nach so langer Zeit ihre Stimme zu hören.

»Hallo?«

»Caroline?«

»Wer spricht da bitte?« Sie klang förmlich und ein wenig außer Atem, als wäre sie aus einem anderen Teil des Hauses zum Telefon gelaufen und in Gedanken immer noch dort.

»Ich bin’s, Sophie. Ich bin am Bahnhof. Hast du meine Nachricht nicht bekommen?«

Pause. »Was? In Billingslow?« Sie kreischte auf. »Meine Güte, Sophie!«

Ich lächelte. Dieses Kreischen. Es versetzte mich sofort zurück in unsere Schulzeit. Es war, als wären nicht über zwanzig Jahre vergangen.

»Du hast mir geschrieben?«, stieß sie hervor. »An die neue Nummer oder die alte?«

»An die, die du mir im März geschickt hast. Hast du eine neue? Wie auch immer, ich bin jetzt da.«

Ich blickte hinaus in den trüben, wolkenverhangenen Himmel. Ein Bus fuhr vor und blieb eine Weile mit laufendem Motor stehen. »Ich bin in einem Café, bei der Bushaltestelle.«

»O nein, nicht diese Absteige.« Ihr Lachen war ansteckend. »Halte durch, ich komme sofort.«

Krachend wurde das Telefon aufgelegt.

Meine Laune besserte sich schlagartig, und ich freute mich darauf, sie zu sehen. Ich war hierhergekommen, weil Caroline in ihrer letzten Mail – die sie mir geschrieben hatte, als mein Vater ins Krankenhaus gekommen war und um sein Leben kämpfte – so verzweifelt geklungen hatte. Und weil ich nun, da er nicht mehr war, auf einmal das Bedürfnis verspürte, sie zu sehen. Caroline kannte ihn noch von damals, als wir beide Kinder waren. Auch wenn viele Jahre vergangen waren, seit wir uns tatsächlich gesehen hatten, würde sie mich verstehen.

Ich betrachtete den wartenden Bus und ließ die Gedanken schweifen. Eine junge Frau kam eilig aus dem Bahnhof, an der Hand zog sie ein vier- oder fünfjähriges Mädchen hinter sich her. Die fellbesetzte Kapuze rutschte der Kleinen vom Kopf, als sie über den Vorplatz zum Bus liefen. Ihre Haare waren zu zwei dünnen Zöpfen geflochten, die ihr über den Rücken fielen.

Ich stellte mir vor, wie die junge Frau mit geschickten Bewegungen die Haare kämmte und flocht. Hatte der Kamm geziept, hatte das Mädchen geschrien und sich gewehrt und war dafür gescholten worden? War sie so eine Mutter? Oder war sie langsam und vorsichtig gewesen und hatte, als sie fertig war, ihrer Tochter einen Kuss auf den Scheitel gegeben, so wie meine Mutter immer? So wie ich es mit meiner Tochter getan hätte? Ich schüttelte den Kopf und rutschte auf meinem Stuhl hin und her, versuchte, den Kloß im Hals hinunterzuschlucken.

Ich hatte meiner Mutter nicht glauben wollen, als sie mich gewarnt hatte. »Ach, Sophie, verschwende deine Zeit nicht«, hatte sie gesagt, als ich ihr endlich von Andrew erzählt hatte. »Selbst wenn er seine Frau verlässt, was für ein Mann ist er dann? Könntest du ihm je vertrauen?«

Ich hatte bloß mit den Achseln gezuckt und mich abgewandt. Ich glaubte, sie verstand nicht, dass Andrew – der lustige, schlaue Andrew – nicht so einer war. Aber natürlich hatte sie recht. All die Jahre hatte ich gewartet, mir Hoffnungen gemacht, doch er hatte seine Frau und seine Kinder nie verlassen. Als ich endlich die Kraft fand, die Sache zu beenden, war ich vereinsamt, Mitte dreißig und lebte wieder zu Hause, um meinen Dad zu pflegen. Was blieb mir jetzt noch, nun, da ich ohne Partner auf die vierzig zuging?

Die Tür zum Café flog auf, und ein Schwall kalter Luft drang herein.

»Sophie?«

Eine laute Stimme, selbstbewusst und durchdringend. Ich drehte mich um. Caroline? Sie lüpfte die Sonnenbrille, um mich anzusehen, während sie auf meinen Tisch zusteuerte. Nur Caroline trug an einem grauen Septembertag eine Designersonnenbrille. Sie ließ den Blick über mein mausbraunes Haar schweifen, das nach der langen Reise zerzaust und strähnig war. Über meinen alten Anorak und die zerknitterten, von zu häufigem Tragen ausgebeulten Jeans. Die klobigen Schnürschuhe.

Ich zögerte unsicher. »Tut mir leid, ist das …?«

Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Es tut dir leid? Was denn? Ich fasse es nicht, dass du da bist.«

Sie musterte den Gepäckhaufen zu meinen Füßen, schwang sich den Rucksack auf die Schulter und griff nach einem Koffer.

»Na komm, gehen wir.«

Ich grinste, als ich den Rest nahm und ihr nach draußen folgte. Ich war wieder zehn Jahre alt, die sozial Unbeholfene, die immer als Letzte in die Mannschaft gewählt wurde und sich wunderte, warum ausgerechnet die hübsche, reiche Caroline ihre Hand genommen und sie im Schulbus auf den Platz neben sich gezogen hatte.

Sie fuhr schnell und sicher. Ihr Auto war ein flacher Sportwagen, und ich fühlte mich unwohl neben ihr, so knapp über der unter uns vorbeiziehenden Straße, und lehnte mich auf dem Beifahrersitz weit nach hinten. Sie schwieg, und mir war nicht danach, das Schweigen zu brechen. Ich sah einfach zu, wie die Vorstadtszenerie langsam Feldern und schließlich dem offenen Land wich. Es war eine raue, windgepeitschte Landschaft mit borstigem Gras, Ginster und knorrigen, windschiefen Bäumen.

Irgendwann nahm ich meinen Mut zusammen, richtete mich auf dem Sitz so weit auf, wie ich konnte, und warf ihr verstohlene Blicke zu. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie nach all den Jahren überhaupt wiedererkannt hätte. Sie war immer noch herrisch, immer noch attraktiv, aber auf eine andere Weise. Das dünne junge Mädchen war breiter und kräftiger geworden. Die Arme am Lenkrad wirkten muskulöser. Ihre Haare waren immer noch blond, aber nicht mehr ganz so glänzend, als wären sie gefärbt, vielleicht um die ersten grauen Strähnen zu vertuschen. Graue Sprenkel trübten ihre hellblauen Augen.

Auch ihre Wangen waren voller. Ihr ganzes Gesicht war breiter geworden, als hätten sich mit zunehmendem Alter ihre Knochen ausgedehnt. Ich dachte an ihre Mutter, die immer so elfengleich und elegant gewesen war. Ich war davon ausgegangen, dass Caroline genauso altern würde.

Sie sah mich von der Seite an. »Alles in Ordnung?«

Ich errötete beschämt, weil sie mich beim Glotzen erwischt hatte, und schaute nach vorn auf die Straße, die stetig schmaler wurde und von einem schlammigen Graben gesäumt war.

Sie fuhr fort: »Ich habe mich gerade gefragt, wie lange es her ist.«

Ich nickte. »Ja, ich mich auch. Fünfundzwanzig Jahre?« Ich ließ es wie eine Frage klingen, dabei war ich mir längst sicher. Wir waren gerade elf geworden, als wir nicht mehr zusammen zur Schule gingen. Während ich auf die örtliche weiterführende Schule kam, zog Carolines Familie nach Singapur. Danach New York. Dann Hongkong.

In all diesen Jahren, vor allem während unserer Teenagerzeit, labte ich mich an ihren Briefen, später an ihren E-Mails. Sie kamen unregelmäßig, dazwischen konnten Monate oder sogar Jahre vergehen. Ihr Leben klang so exotisch. Ich war nicht neidisch, ich war stolz. Es schien, als hätte ich einen Filmstar zur Freundin. Ihre Familie war ganz anders als meine. Das wusste ich. Es lag nicht nur am Geld. Sie waren einfach aus anderem Holz geschnitzt.

»Lieber Himmel, ein Vierteljahrhundert. Jetzt fühle ich mich alt.« Sie lachte.

Ihre Augen waren auf die Straße gerichtet, als sie bei voller Geschwindigkeit eine enge Kurve nahm und dann scharf bremsen musste, um die Kontrolle über den Wagen nicht zu verlieren und uns wieder sicher auf unsere Fahrbahn zu steuern. Sie schürzte die leuchtend roten Lippen.

Es war seltsam, sie wiederzusehen. Sie kam mir vor wie eine Fremde, obwohl ich in den letzten Jahren so oft an sie gedacht hatte. Ich erinnerte mich an die lange E-Mail, die sie mir nach ihrer Hochzeit geschickt hatte. Sie klang so glücklich, es schien das perfekte Happy End zu ihrer märchenhaften Romanze dort drüben in Hongkong.

Ich hatte Mum angerufen und ihr alles erzählt, alle Details, die Caroline mir beschrieben hatte. Wie hübsch sie ausgesehen haben musste, wie ungezwungen elegant. Nach der Trauung hatten sie zum Empfang auf dem Victoria Peak geladen, eisgekühlter Champagner gegen die Hitze mit Blick auf den Hafen.

Meine Mutter sagte: »Aber du warst nicht eingeladen, nicht wahr?«

Ich zögerte. Sie hatte Caroline nie gemocht, nicht einmal, als wir noch Kinder waren. Du vergötterst sie, sagte sie immer mit gekräuselten Lippen. Sie ist nur deine Freundin, wenn es ihr gerade passt.

»Das habe ich auch gar nicht erwartet. Sie weiß ja, dass ich nicht hätte kommen können.«

Ihr Schnauben war durch die Telefonleitung zu hören. »Wenn sie dich wirklich hätte dabeihaben wollen, hätte sie dir den Flug bezahlen können. Sie hat genug Geld. Wie lange seid ihr schon befreundet?«

Ich antwortete nicht. Das musste ich auch nicht. Ich wusste, was sie dachte.

Nach einer Weile sagte sie, nun etwas nachdenklicher: »Und außerdem, wer weiß? Vielleicht ist es gar nicht das Märchen, für das du es hältst.«

Nicht einmal einen Monat später war meine Mutter tot, überfahren von einem Betrunkenen, der auf den Gehweg krachte, als sie nach ihrer Schicht im Krankenhaus zur Bushaltestelle ging. Und ich war wieder zu Hause eingezogen, um mich um Dad zu kümmern. Nur eine Weile, hatte ich mir eingeredet. Nur bis er wieder Fuß gefasst hat.

Jetzt sagte ich: »Ich kann nicht glauben, dass du zurück bist.«

Caroline zuckte mit den Achseln, die Augen auf die Straße gerichtet. »Es ist wegen Lucy. Ich liebe Hongkong, aber es ist nichts für Kinder.«

Sie fuhr um eine weitere enge Kurve. Die Straße war kaum breit genug für zwei Autos, und das Licht wurde mit der zunehmenden Dämmerung schwächer. Ein salziger Geruch wehte zu mir herüber. Wir mussten uns dem Meer nähern.

»Wie alt ist sie jetzt?« Der Gedanke, sie zu sehen, machte mich nervös. Ich hatte alle Fotos aufbewahrt, die Caroline mir über die Jahre geschickt hatte. Viele waren es nicht gewesen. Das verknautschte Baby, in weißes Leinen gewickelt. Das strahlende Kleinkind mit dem schokoladenverschmierten Gesicht. Die Zweieinhalbjährige in Shorts und T-Shirt, das schulterlange Haar zu zwei Zöpfchen zusammengebunden, lachend und mit großen Augen. Ihr Anblick hatte etwas in mir geweckt, eine Sehnsucht, die ich inzwischen weggeschlossen hatte. »Drei?«

»Dreieinhalb.« Immer noch behielt sie die Straße im Blick.

Ich nickte, dachte darüber nach und fragte mich, wo sie wohl gerade war. Wie konnte Caroline mit einem kleinen Kind immer noch so frei und glamourös wirken? »Geht sie in den Kindergarten?«

»Nein, wir haben eine Nanny, die bei uns lebt. Tanya. Eine Bulgarin. Sie ist nicht perfekt, aber man darf nicht wählerisch sein.«

Ich versuchte, mir vorzustellen, wie es für Lucy gewesen sein musste, von dem Luxusleben in Hongkong in die wilde Ecke eines Landes zu kommen, das sie kaum kannte. »Hat sie sich gut eingelebt?«

»Denke schon.«

Wieder verfielen wir für eine Weile in Schweigen, und mir wurde erst klar, dass sie in Gedanken immer noch in Hongkong war, als sie sagte: »Schade, dass du uns nie besucht hast. Du hast echt was verpasst.«

Ich antwortete nicht. Sie ging so mühelos darüber hinweg, dass ich mir das gar nicht hätte leisten können. Und selbst wenn, sie hatte mich nie explizit eingeladen. Immer nur vage Bemerkungen am Ende ihrer ausschweifenden E-Mails, in denen sie einen Besuch andeutete, aber es nie wirklich ernst zu meinen schien.

Sie bog auf einen Feldweg ein, der so holprig war, dass wir im Sportwagen durchgerüttelt wurden.

»Halt deinen Hut fest.«

Ich klammerte mich an den Haltegriff, während ich von einer Seite zur anderen geschleudert wurde. Ich wollte sie bitten, langsamer zu fahren, aber so, dass es wie ein Scherz klang. »Ruhig, Brauner« oder so etwas Ähnliches. Doch ihre Augen leuchteten begeistert, also klappte ich den Mund wieder zu.

»Schau nach vorn. Gleich ist es so weit.«

Erbittert krallte ich mich fest und blickte in die zunehmende Dunkelheit. Sie fuhr um eine weitere Kurve, folgte dem holprigen Weg entlang einer Reihe von windschiefen Bäumen. Sie neigten sich seitwärts, wandten sich elegant von der Küste ab.

Einen Augenblick später durchfuhren wir ein offenes schmiedeeisernes Tor in einer hohen Umfassungsmauer. Das wilde Gestrüpp draußen wich einer gepflegteren Landschaft: ein kleines Wäldchen mit Eichen, Buchen und einigen Büschen zwischen Nadelbäumen. Der Feldweg ging in eine Kiesauffahrt über. Caroline öffnete das Fenster einen Spalt, und kalte, salzige Luft strömte herein, zusammen mit dem Knirschen der Räder auf den losen Steinen.

»Ich sage Dom ständig, er soll eine richtige Straße daraus machen«, sagte sie. »Und diese Bäume fällen. Es ist so ein Urwald.« Irgendetwas an ihrer Stimmung veränderte sich. Sie wirkte jetzt fröhlicher, glücklich, zu Hause zu sein. »Du kennst ja Dom und seine Allüren. Er hält sich hier draußen für den Gutsherrn. Du kannst es dir vorstellen.«

Konnte ich nicht. Ich hatte Dominic nie kennengelernt. Was er wohl von mir halten würde? Nach allem, was Caroline erzählt hatte, hatten wir nicht viel gemeinsam.

Ich erschauderte. Sie machte eine schwungvolle Linkskurve, wobei sie Steinchen aufwirbelte, und kam zum Stehen. Ich blieb sitzen und starrte hinaus. Das Haus zeichnete sich düster und imposant vor dem sich verdunkelnden Himmel ab. Es war nicht groß genug für ein Herrenhaus, aber mit dem Türmchen auf der einen Seite und einem einzelnen hohen Schornstein wirkte es wie eines. Die Dachziegel auf den schrägen, unregelmäßigen Dachflächen glänzten im letzten Sonnenlicht. Große Sprossenfenster und hoch oben unter dem Dach vergitterte Fenster. Eine vorspringende Veranda in der Mitte des Hauses erwartete uns.

Caroline löste ihren Gurt und stieg aus. Als sie achtlos die Tür hinter sich zuschlug, drang ein weiterer Schwall kalter Seeluft zu mir herein. Ich konnte mich nicht rühren. Keine Ahnung, warum, aber plötzlich hatte ich Angst und wollte nicht aus dem sicheren Auto aussteigen. Ich gehörte nicht hierher. Passte nicht in ihre Welt. Ich konnte nicht so tun, als wäre ich wie sie. Das Gewicht des Tages lastete auf mir. Noch heute Morgen war ich zu Hause aufgewacht, in meinem Elternhaus, in das ich nie zurückkehren würde. Einen Moment lang fühlte ich mich völlig hilflos und biss mir auf die Lippe, damit ich nicht in Tränen ausbrach.

Caroline riss die Beifahrertür auf, meinen Rucksack auf der Schulter. Die raue, salzige Brise schlug mir entgegen. Sie brachte den Rhythmus des Meeres mit sich, das Geräusch der Wellen, die in der Ferne auf einen Kieselstrand brandeten. Ich fröstelte.

»Na komm. Du kannst doch nicht den ganzen Abend hier sitzen.« Caroline nickte in Richtung Kofferraum. »Nimm einfach deine Tasche. Dom kann die Koffer holen.«

Mit klappernden Schlüsseln öffnete sie die Haustür. Ich trat in die großzügige Eingangshalle und sog den Geruch des Hauses ein. Frische Farbe über dem Muff von altem Mauerwerk und einem Hauch salziger Feuchte.

Sie deutete auf die Treppe. »Da ist das Gästezimmer. Erster Stock, gleich die erste Tür. Es hat ein eigenes Bad, falls du dich frisch machen möchtest. Ich hoffe, es ist in Ordnung. Tee?«

Ich wuchtete mir den Rucksack auf die Schulter, nahm die Tasche vom Boden und stieg die Treppe hinauf. Sie war breit und beeindruckend, drehte sich am ersten Absatz um hundertachtzig Grad und führte in Richtung des Hauptteils weiter hinauf. Ich trat durch die vorderste Tür, ließ das Gepäck fallen und tastete nach dem Lichtschalter.

Es war ein geräumiges Gästezimmer, frisch gestrichen in hellem Grün. An der gegenüberliegenden Seite befanden sich große Fenster. In der Mitte, an der rechten Wand, nahm ein großes Doppelbett den Raum ein. Über dem Kopfende hing ein Wandteppich mit grün-braunem Saum. Ich trat näher heran. Es war sorgfältige Handarbeit, bestickt mit den Figuren Dutzender Kinder, die Drachen steigen ließen, einander jagten oder mit Bällen und Reifen spielten.

Ich blinzelte. Er war wunderschön und eindeutig einer ihrer Schätze aus Hongkong. Bei seinem Anblick überkam mich plötzlich eine wehmütige Sehnsucht nach diesem exotischen, weit entfernten Ort, der ihnen so vertraut war und den ich vermutlich niemals sehen würde. Nach ihrem sorglosen Wohlstand, der ihnen all dies ermöglichte. Sogar nach den Kindern, die ich mir immer gewünscht hatte und die ich, wie ich nun langsam akzeptieren musste, wahrscheinlich nie haben würde.

Ich wandte mich ab und ging über den edlen Teppich zum Fenster. Der dramatische Ausblick traf mich mit solcher Wucht, dass ich mich schwer auf die Kissen auf der Fensterbank fallen ließ. Schon auf der Fahrt hierher hatte ich das Gefühl gehabt, das Meer könne nicht weit sein, aber mir war nicht klar gewesen, dass es so nah war, direkt zu meinen Füßen. Ich blickte eine steile Klippe hinunter zu einer zerklüfteten Bucht, wo sich die Wellen brachen und schäumten und sich dann blubbernd und rasselnd über die schwarz glänzenden Kieselsteine zurückzogen.

Als ich mich vorbeugte, wurde mir schwindlig von dem Gefühl, dass die Erde so unvermittelt dem Nichts wich. Ich drückte die Stirn an die Scheibe und schaute hinunter, um zu erkennen, was direkt unter mir lag. Eine schmale Reihe von Sträuchern umrahmte das Haus, und aus meiner Perspektive schien das alles zu sein, was das Gebäude vom Abgrund trennte. Ich ließ den Blick daran entlang bis zur hinteren Ecke des Hauses und der grasbewachsenen Böschung gleiten, eine gemähte Rasenfläche, die zu einem niedrigen Zaun mit einem Holztor hin abfiel. Er trennte das Grundstück von einem steilen Pfad, der zwischen den Felsen und den wilden Grasbüscheln zum Meer hinunterführte.

Kapitel 2

Sophie

»Was hat sie denn da drin? Das Familiensilber?«

Eine Männerstimme im Flur. Tief und voll und kultiviert.

Carolines Stimme aus der Küche, leise und belustigt: »Das bezweifle ich sehr.«

Ich schlich aus der Zimmertür und spähte, verborgen in den Schatten, über das Treppengeländer. Ein Witz auf meine Kosten. Natürlich gab es kein Familiensilber. Aus so einer Familie stammte ich nicht.

Unschlüssig und verletzt blieb ich stehen, überlegte, was ich tun sollte, als der Mann mit meinen Koffern die Treppe hinauf und direkt auf mich zukam. Jetzt konnte ich auch nicht mehr verschwinden. Überrascht sah er mich an.

»Alles in Ordnung? Hast du dich verlaufen?« Er lächelte, seine Zähne blitzten. Er sah schick aus in seinem Poloshirt und den Designerjeans.

»Hallo.« Ich zwang mich zu einem Lächeln, beschämt, weil er mich beim Lauschen ertappt hatte.

»Du musst die lang vermisste Sophie sein. Die unsichtbare Freundin.« Er stellte einen Koffer ab, drückte ihn mit dem Knie gegen die Treppenstufe und streckte die Hand aus. »Dominic.«

»Freut mich.« Sein Händedruck war fest und warm. »Wie geht es dir?«

»Sehr gut, danke. Und dir?« Sein Ton war locker. Er nahm den Koffer wieder auf, ging an mir vorbei und brachte mein Gepäck ins Gästezimmer.

Ich folgte ihm. »Das Haus ist wunderschön.«

»Findest du?« Er stellte die Koffer ab, trat einen Schritt aufs Fenster zu und blickte aufs Meer. Es war grau, der Himmel darüber wolkenverhangen. Die Wellen schwollen an, als der Wind das Wasser aufpeitschte. »Das finde ich auch. Allerdings glaube ich, Caro ist nicht überzeugt. Für sie ist es vielleicht ein bisschen zu wild und rau.« Er unterbrach sich und blickte aufs Wasser hinunter. »Aber ich sitze ja auch nicht die ganze Zeit hier draußen fest. Ich bin nur am Wochenende hier.«

Ich dachte an Carolines E-Mails zurück. Es wird dir gefallen, hatte sie geschrieben. Ganz anders als Hongkong. Bitte komm uns besuchen. Bitte.

Ich schluckte und blickte ebenfalls auf die tosenden Wellen. »Danke für die Einladung.«

Er zuckte mit den Achseln. »Gern geschehen. Ich hoffe, du langweilst dich nicht zu sehr. Hier ist nicht besonders viel los.« Er musterte mich nachdenklich, und ich fragte mich, was Caroline ihm wohl über mich erzählt hatte. »Jedenfalls schön, dass ich dich noch erwischt habe. Ich muss leider gleich zurück nach London. Da bin ich unter der Woche. Geht nicht anders.« Er zögerte, und ich spürte, dass er sich fragte, ob ich wohl noch da sein würde, wenn er zurückkam. Ich wusste es selbst nicht. Carolines erste Einladung war so vage gewesen: Komm uns bald besuchen. Du kannst so lange bleiben, wie du magst! Aber das war Monate her, und tatsächlich war sie auf meinen Besuch nicht vorbereitet gewesen.

Er räusperte sich und wechselte das Thema. »Wie es aussieht, hat Caro gerade ihren ersten Auftrag an Land gezogen. Hat sie dir davon erzählt? Burrels. Die Hotelkette.«

Er bemerkte meinen verständnislosen Blick. Ich hatte Caroline nie als Unternehmerin gesehen. Sie brauchte nicht zu arbeiten. Ihr Vater hatte ein kleines Vermögen besessen und ihr alles vererbt. Ihr Job in der Personalabteilung hatte immer mehr nach Privatvergnügen als nach Arbeit geklungen, und sie hatte ihn drangegeben, nachdem sie sich mit Dominic verlobt hatte.

»Hat sie ihre Geschäftsidee nicht erwähnt?« Er schüttelte den Kopf. »Nun, dann möchte ich ihr nicht die Show stehlen. Sie will es dir sicher selbst erzählen.« Er lächelte verschwörerisch, und ich wandte den Blick ab. Es lag nicht nur an seinem Äußeren, obwohl er definitiv attraktiv war. Er hatte Ausstrahlung. Es kam mir vor, als würde ich, ohne hinzusehen, wissen, dass er den Raum betreten hatte. Er war einer von diesen Männern, die allein durch ihre Anwesenheit die Atmosphäre aufluden, die Temperatur ansteigen ließen.

»Der Tee ist fertig. Kommt ihr?«, rief Caroline von unten.

Ich zuckte zusammen. Er bemerkte es und lachte.

»Sind schon unterwegs.« Er rauschte an mir vorbei, nahm alle seine Energie mit sich, galoppierte zwei Stufen auf einmal vor mir die Treppe hinunter und verschwand irgendwo im hinteren Teil des Hauses.

Ich ging langsamer und durchquerte die Eingangshalle. Die Küche lag verlassen da.

»Caroline?«

»Hier drüben!«

Ich fand sie in dem großen Wohnzimmer, das sich über die ganze vom Meer abgewandte Seite des Hauses erstreckte. Es hatte einen vorspringenden Erker mit Fenstern an drei Seiten. Die edlen roten Vorhänge waren zurückgebunden und rahmten den Ausblick auf die Landschaft und das Wäldchen.

Caroline hatte das eckige Tischchen mit einer weißen Tischdecke und einem Tablett mit Tee und bunten Macarons gedeckt. Sie deutete auf einen der beiden Stühle im Erker, mit Blick auf die Bäume. Sie selbst schaute in die entgegengesetzte Richtung, zur Auffahrt und über das Grundstück.

Gerade hatte sie den Tee eingeschenkt, als Dominic hereinmarschiert kam, der einen mit Fleece besetzten Reisemantel trug. Er nahm sich ein grünes Macaron und aß es im Stehen.

»Ich muss los, Schatz«, sagte er zwischen zwei Bissen. Er beugte sich zu Caroline hinunter und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Einen langen Kuss. Ich wandte den Blick ab. »Mach’s gut.«

»Du wirst mir fehlen. Komm bald wieder.«

Schließlich löste er sich von ihr und nickte mir zu.

»War schön, dich kennenzulernen, Sophie. Tut mir leid, dass ich schon wegmuss.«

Carolines liebevoller Blick folgte ihm durchs Zimmer und zur Tür hinaus. Sobald er außer Sicht war, veränderte sich etwas an ihrem Gesicht, als wäre ein Licht gedimmt worden.

Sie bemerkte, dass ich sie musterte. »Die Arbeit«, sagte sie, als wäre sie mir eine Erklärung schuldig. »Er ist so gern hier. Fährt nicht gern weg. Aber er muss. Das ist der Preis, den wir bezahlen.«

Einen Augenblick später erklang draußen hohes Kinderlachen. Ich drehte mich um. Dominic schwang seine kleine Tochter hoch über den Kopf, dann ließ er sie in einem Bogen hinuntersausen, knapp über dem Boden zwischen seinen Beinen hindurch. Ihre langen blonden Haare flogen in alle Richtungen. Sie kreischte begeistert. Ich lächelte.

»Lucy?« Die Frage war unnötig, aber sie sah so viel älter aus als auf den Fotos.

Caroline lächelte auch. »Unter der Woche vermisst sie ihn immer so.«

Sie rührte sich nicht, ein paar Minuten später verklang das Lachen und die beiden verschwanden. Ich wandte mich wieder dem Fenster zu. Drei vom Wind zerzauste Möwen kreisten auf den Luftströmen. Eine Autotür wurde zugeschlagen, ein Motor heulte auf und wurde dann leiser. Dominic auf dem Weg in die Stadt, nahm ich an.

Ich holte tief Luft. »Dominic hat erzählt, du gründest ein Unternehmen?«

»Ach ja?« Sie wirkte erfreut. »Ich strecke erst einmal die Fühler aus, aber ich bin mir sicher, dass es einen Markt dafür gibt.« Sie griff nach dem Teller mit Macarons und hielt ihn mir hin.

Ich blinzelte. »Einen Markt wofür?«

»Personalvermittlung für Hausangestellte.« Sie stellte den Teller ab und beugte sich mit neuer Energie nach vorn. »Der Extraklasse. Meinst du nicht? Hier an der Küste gibt es so viele große Häuser. Abgeschieden, aber hier sitzt das Geld. Die Männer arbeiten auswärts, viele jedenfalls. Die Mütter sind entweder mit den Kindern zu Hause oder pendeln zur Arbeit. Frustrierte Berufstätige, die keine gute Kinderbetreuung, keine anständigen Putzfrauen oder Gärtner bekommen.«

Ich biss von meinem Macaron ab, balancierte Serviette und Teller auf meinen Knien und versuchte nicht zu krümeln. Wenn ich Kinder hätte, würde ich mich selbst um sie kümmern, wenn ich es mir irgendwie leisten könnte. Darum geht es doch, oder nicht? Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen war es, mit meiner Mutter Feentörtchen zu backen, Seidenpapier und Alufolie auf Pappstreifen zu kleben. Ich sagte nichts, und Caroline redete weiter.

»Ich fasse es nicht, wie rückständig es hier im Vergleich zu Hongkong ist. Dort kann man jede Hilfe buchen, die man braucht. Ganz schnell und einfach. Wenn dir das Personal nicht passt, bekommst du noch am gleichen Tag Ersatz. Echt.«

Ich schüttelte den Kopf und versuchte, mir vorzustellen, Leute einzustellen und wieder zu feuern, wie sie es erzählte. Es war eine völlig andere Welt, und offensichtlich keine besonders nette.

»Natürlich sind die Arbeitskräfte dort billig. Alle suchen verzweifelt eine Anstellung, besonders bei Europäern. Sie glauben, wir würden sie besser behandeln, weißt du? Chinesische Familien können richtig unangenehm sein. Haben keinen Sinn für Menschenrechte.«

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also nickte ich nur und hörte ihr weiter zu.

»Und sie sind gebildet. Ich hatte eine Haushälterin von den Philippinen, die eine hochqualifizierte Lehrerin war, aber bei mir zu kochen und zu putzen, hat ihr mehr Geld eingebracht, als sie zu Hause in einer Schule verdient hätte.«

»Wie schrecklich.« Ich konnte nicht anders. »Was für eine Verschwendung.«

Sie zuckte mit den Achseln. »Sie konnte jeden Monat genug Geld nach Hause schicken, um vier Kindern die Schule zu finanzieren. Als Lehrerin hätte sie das nicht gekonnt.«

»Und du hast vielleicht schon einen ersten Kunden?«

»Dom hat tatsächlich geplaudert.« Sie sah wieder erfreut aus. »Ich stelle mich ihnen gerade vor. Burrells. Sagt dir das was? Die betreiben Luxushotels. Ein halbes Dutzend Häuser im Süden. Sie sind auf der Suche nach jemandem, der ihnen qualifizierte Kindermädchen für Gäste und Veranstaltungen vermitteln kann. Vorzeigbare Mädchen. Gebildet, verstehst du?« Sie grinste. »Am Dienstag treffe ich mich mit ein paar Vertretern des Unternehmens.«

Ich schluckte mein Macaron hinunter. »Das hört sich toll an.«

Nachdenklich sah sie mich an. »Also, was ist mit dir? Ach, mein Beileid übrigens. Wegen deinem Vater und allem. Es war bestimmt schrecklich.«

Ich antwortete nicht sofort. Das war das erste Mal, dass sie meinen Vater erwähnte, und ich nahm an, dass sie irgendeine Anekdote über ihn zum Besten geben würde. Als wir noch klein waren, war ihr Vater immer unterwegs gewesen. Auf Geschäftsreise. Es war meiner, der in seinem warmen Mantel, den Schal um den Hals geschlungen, auftauchte und uns, ohne sich zu beklagen, von Geburtstagsfeiern abholte. Samstags, wenn wir Hockey spielten, lief er als einer von wenigen Eltern an der Seitenlinie auf und ab, um uns anzufeuern. Er wusste, wie viel es mir bedeutete, als ich es schließlich in die zweite Mannschaft schaffte und bei richtigen Spielen antreten konnte. Er war immer da. Nicht weltgewandt und charmant wie Dominic, einfach da. Eine ruhige, beständige Präsenz. Er pflegte zu sagen: Achtzig Prozent des Lebens besteht daraus, da zu sein. Und das war er immer.

»Dominic hat auch beide Eltern verloren«, sagte sie. »Die arme Lucy hat nur noch eine Großmutter. Meine Mutter. Und die hat sie noch nie gesehen.«

Sie legte die Stirn in Falten, als wäre der Tod meiner Eltern ein zu unangenehmes Thema, und blickte aus dem Fenster.

»Danke, dass ich hier sein darf.« Ich zögerte. »Im Moment sitze ich ein wenig zwischen den Stühlen. Ich habe das Haus ausgeräumt, kann es aber nicht verkaufen, solange nicht der ganze Papierkram erledigt ist.«

Meine Gedanken wanderten zu den leeren Zimmern, den hallenden Flur, als ich zum letzten Mal die Tür zugezogen hatte.

»Dauert das lange?«, fragte sie.

»Ich hoffe nicht. Beim Notariat scheinen sie ziemlich auf Zack zu sein. Sie haben mir erlaubt, einen Teil von Dads Ersparnissen zu nehmen, für … na ja.« Ich brachte es nicht über mich, das Wort »Beerdigung« auszusprechen. Noch nicht. »Es ging alles so schnell. Der Herzinfarkt. Ihn zu verlieren.« Ich holte tief Luft. Es war alles noch zu frisch. »Und dann das Haus auszuräumen, verstehst du? Es ist unglaublich, wie viel Zeug man als Familie über die Jahre ansammelt.«

Sie nickte. »Das kann ich mir vorstellen.«

Das bezweifelte ich. Ihre Familie war ständig auf dem Sprung gewesen, war von einem Haus, von einem Land ins nächste umgezogen.

Dann sagte sie: »Aber wenn alles geregelt ist, kannst du dir dann etwas Eigenes kaufen? Ein eigenes Haus?«

»Wahrscheinlich. Vielleicht eine Wohnung. Irgendwo.« Ich konnte es mir nicht richtig vorstellen. Es kam mir so unwirklich vor. »Jedenfalls bin ich dankbar, dass ich hier sein darf. Aber ich möchte eure Gastfreundschaft nicht überstrapazieren. Du musst sagen …«

Sie wollte gerade etwas erwidern, da flog die Tür auf und Lucy kam hereingestürmt. Sie blieb abrupt stehen, als hätte sie nicht erwartet, hier jemanden anzutreffen.

Caroline breitete die Arme aus. »Hallo mein Schatz. Hast du Spaß?«

Lucy antwortete nicht. Sie stand da und starrte mich, ohne zu blinzeln, an.

»Hallo.« Ich lächelte, auf einmal fühlte ich mich unwohl, wie sie mich so gründlich musterte. »Ich bin Sophie.«

Caroline unterbrach uns. »Was um alles in der Welt hast du gemacht?«

Lucy blickte traurig an sich hinunter, als sähe sie ihre Kleidung gerade zum ersten Mal. Die pinke Hose war voller Schlamm. Die langen glatten Haare waren zerzaust und verknotet und hingen voller trockener Blätter, als hätte sie sich darin gewälzt. Ich dachte daran, wie wir uns an kühlen Herbsttagen vom Hügel auf dem Schulhof hatten hinunterrollen lassen, in Blätterhaufen gesprungen waren und einander mit Erde beworfen hatten, bis die Lehrer schimpften.

»Tanya!«

Eine Gestalt, die sich im Türrahmen herumgedrückt hatte, trat zögerlich ein und legte Lucy besitzergreifend eine Hand auf die Schulter. Es war eine schmächtige junge Frau in engen Jeans und einem dunkelblauen Pullover, über dem sie einen offenen Anorak trug. Ihre Haare waren kurz und stachelig und ihr Gesichtsausdruck mürrisch, wie sie dort stand und Befehle entgegennahm.

»Stecken Sie das bitte alles in die Wäsche.« Carolines Ton war höflich, aber distanziert. »Und dann lassen Sie ihr ein heißes Bad ein. Ich komme später nach oben, nach dem Tee.«

Lucys Gesicht verdüsterte sich, als Tanya sie umdrehte und ohne eine Antwort mit sich zog.

Kaum waren die beiden gegangen, schnalzte Caroline mit der Zunge und beugte sich vor. »Verstehst du, was ich meine? Monatelang habe ich nach einer anständigen Nanny gesucht, und das war die beste, die ich finden konnte. Keine möchte hier draußen festsitzen. Alle wollen lieber nach London, damit sie jeden Abend feiern gehen können.«

Sie goss heißes Wasser in die Kanne nach und rührte um.

Ich beobachtete ihre raschen, sicheren Bewegungen und dachte an Lucy. Ich kannte mich mit Kindern nicht aus, aber irgendetwas an Lucys Schweigen störte mich. Der mürrische Blick auf ihrem schmalen Gesicht, als sie sich abgewendet hatte.

»Wie dem auch sei«, fuhr Caroline fort und schenkte mir frischen Tee ein. »Du kannst gerne eine Weile hierbleiben, wenn dir das hilft. Wenn es dir nichts ausmacht, hier mitten im Nirgendwo festzusitzen.«

Im nächsten Augenblick wechselte sie das Thema, erzählte mir, dass sie heute Abend eine Freundin zum Essen treffen würde, um mit ihr ihren Businessplan durchzusprechen, und am nächsten Tag habe sie einen Termin bei ihrer Bank in der Stadt. Sie legte den Kopf schräg, eine kokette Geste, die ich noch von früher kannte.

Sie hoffe, es mache mir nichts aus, dass sie mich mir selbst überlasse. In der Küche gebe es genug zu essen, und Tanya könne mir jederzeit behilflich sein. Sie machte eine ausladende Armbewegung, die alles um sie herum einschloss. Bedien dich, schien sie zu sagen. Mein Königreich ist dein Königreich.

An diesem Abend stellte ich mir aus den Vorräten im Kühlschrank ein kaltes Abendessen zusammen, eine Platte mit Schinken und Salat. Im Haus war es still. Tanya war irgendwo oben, und Lucy schlief in ihrem Zimmer, aber ich hatte keine Ahnung, wo genau.

Als ich zwischen der Küche und dem kleinen Esszimmer daneben hin- und herlief, fühlte sich das Haus mit seinen Schatten unheimlich an. Die einzigen Geräusche waren die knarrenden Dielen unter meinen Füßen, das hohe Pfeifen des Windes an den Hausecken und das ferne Rumpeln der Steine unten am Strand, die von den zurückweichenden Wellen aufgewirbelt wurden.

Mit angehaltenem Atem lief ich die Treppe zu meinem Zimmer hinauf, und als ich die Tür hinter mir schloss, ließ ich das Licht im Flur an. Ich redete mir ein, ich täte es aus Rücksicht auf Caroline, wenn sie später nach Hause käme, aber in Wirklichkeit war ich auf einmal ängstlich und fühlte mich schrecklich allein.

Bevor ich die Vorhänge zuzog, blieb ich noch einen Moment am Fenster stehen und blickte auf das Meer hinaus. Das Wasser, eine wogende schwarze Masse, war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Wenn ich den Kopf senkte und direkt nach unten schaute, konnte ich mit Mühe den glitzernden Schaum auf den Felsen erkennen, wenn die Wellen ans Ufer brandeten und im Nichts verschwanden.

Im Bett rollte ich mich unter der Decke zusammen, schlang die Arme fest um mich und wiegte mich selbst. Ich hätte nicht herkommen sollen, dachte ich elend, kurz bevor ich einschlief. Ihre Einladung, vor all den Monaten, hatte so aufrichtig geklungen. Beinahe verzweifelt. Aber ich hatte sie missverstanden. Ich hätte nicht kommen sollen. Ich gehörte nicht hierher. Das Problem war jedoch, ich gehörte nirgendwo hin.

Schreie.

Ich schlug die Augen auf und lag ganz still. Mein Herz pochte. Die Dunkelheit war undurchdringlich. Die Stille lastete schwer auf mir. Ich bewegte vorsichtig einen Fuß, versuchte zu verstehen, warum ich nicht in meinem eigenen Bett lag.

Wellen brandeten unaufhörlich auf die losen Steine, der ewige Herzschlag der See. Carolines Haus. Caroline und Dominic. Die Erinnerung an den gestrigen Tag stürzte wieder auf mich ein.

Wieder dieser Schrei, weit weg, aber echt. Hoch und voller Angst.

Ich schlug die Decke zur Seite und tastete nach der Nachttischlampe, wobei ich ein Buch hinunterstieß. Auf meinem Handy sah ich, dass es zwanzig vor zwölf war. Ich zog mir einen Pullover an und trat aus der Tür.

Draußen auf dem Flur brannte immer noch das Licht. Zitternd stand ich da, lauschte angestrengt, unsicher, ob ich nach unten oder die zweite Treppe hinaufgehen sollte, tiefer ins Haus hinein.

Der nächste Schrei entschied es. Es war Kinderweinen, jetzt hörte ich es ganz deutlich, und es kam von oben. Lucy, ganz sicher.

Ich schaltete die schwache Taschenlampe an meinem Handy ein und folgte dem Lichtschein nach oben. Die Treppe führte zu einer größeren Ebene, direkt über der Eingangshalle. Die zwei Türen links von mir waren geschlossen. Vielleicht schlief Tanya in einem von diesen Zimmern. Vielleicht Lucy in dem anderen. Die dritte Tür, weiter hinten auf der rechten Seite, stand offen, und ich schlich hinüber und spähte hinein.

Es war ein beeindruckendes Schlafzimmer mit einem großen Doppelbett auf der einen Seite. Riesige Einbauschränke nahmen die andere Wand ein. Das Zimmer entsprach in Schnitt und Größe dem Wohnzimmer darunter, es hatte den gleichen großen, an drei Seiten von Fenstern gerahmten Erker auf der gegenüberliegenden Seite.