DAS KNIRSCHENDE GEBISS Teil II - Gerhard Rolf Günther Fischer - E-Book

DAS KNIRSCHENDE GEBISS Teil II E-Book

Gerhard Rolf Günther Fischer

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Beschreibung

F l e n s b u r g... und Umgebung...welche imaginären Kräfte und Unstimmigkeiten lassen Menschen aus prekären Situationen heraus verstummen? L E B E N S W E I S H E I T E N......

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Inhaltsverzeichnis

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Und letztes Kapitel...

4. Kapitel...

„Ein lauter Tusch vom Schlagzeug aus dem Musik Pavillon und dem Grünbaum umkränzten Rund der Baumriesen inmitten der Wirtschaft von den Trompetern kündigte des Beginn des Frühschoppens an.

Rolf Fischer, der frisch ernannte Bankbeamte, der zweite Sohn des Gastwirtes Georg Fischer Lipinsky trat ans Rednerpult mit dem Mikrophon, ein stolzer, gutaussehender junger Mann, geschniegelt und gestriegelt, neben ihm seine Verlobte Ilse Hinrichs, die Tochter von Frau Elsa Hinrichs, das schönste Mädchen weit und breit im Rund, während der Zulauf der Besucher Scharen der Flensburger und der Dänen aus allen Himmelsrichtungen nicht abbrach“. „Liebe Gäste aus Flensburg, Dänemark, liebe Freunde und Verwandte. Im Namen meiner Eltern Georg Fischer Lipinsky und meiner Mutter Mary heiße ich sie und die Kinder Scharen herzlich zu einem besonderen Frühschoppen Konzert in unserer wunderschönen Flensburger Marienhölzung willkommen (die Unwillkommenen im Hintergrund wurden nicht erwähnt) Wie sie wohl bereits aus den Flensburger Zeitungen entnehmen konnten warten wir heute mit einem besonderen Programm auf, es ist unseren Veranstaltern Frau Gerty Moltzen, unserer geliebte Sängerin und Petuh Tante und meinem Vater gelungen, den Rest der übriggebliebenen Flensburger Originale, wo immer sie sich nun gerade aufhielten, in ihren Wohnungen, in den Kneipen, im Pferdestall, im Heu und Stroh, beim Schwimmen im Freihafen, beim Klönschnack in der Straßenbahn, beim Abbi Cremeschnitt am Südermarkt, beim Klauen und beim Verkaufen aus den Bauchläden aufzutreiben.

Gerty hat es geschafft sie alle mit der Elektrischen hierher zu schaffen, denn sie geht nächste Woche mit einem neuen Programm der Fischer's Fritz Fischfrauen auf Deutschland Turnee und...!“

„Gerty selbst tauchte neben Rolf im neuen Dress als verkleideter Infanterie Rekrut und Soldat mit Pickelhaube und Gewehr im Anschlag auf, entriss dem verstörten Rolf Fischer vor Hurra rufendem Publikum das Mikro, rief drastisch aus. “Jetzt rede ich und Du bist abgemeldet, rasch Rolf ans Klavier und spiele mir einen Tusch, dann kommandiere mich so, als wenn ich auf unserer Exe von den Feldwebeln gedrillt werde!“ „Rolf und Siegfried Schear am Klavier, um vierhändig zu spielen, Günther am Harmonium, Wilhelm an der Querflöte, Kurt an der Trommel, im Hintergrund wartete die große Überraschung, ein Sänger Quartett aus Frauen und Männern zusammengestellt, wie es sie noch nie gegeben hatte, alles von Gastwirt Georg und Gerty Moltzen arrangiert. Und wirklich, Rolf und Ilse, dazu kamen Erna, Lotte und Gunda kommandierten ihren weiblichen Rekruten Gerty auf der Waldbühne, die Musik setzte ein, Sinculla hob den Taktstock...GEWEHR ÜBER; GEWEHR AB; AUGEN GERADEAUS; PAUSE... REGT Euch... STILLGESTANDEN... GEWEHR AB...

Waldesruhe und lautlose Stille herrschte um Wirtschaft, um Waldung, nur einige Waldohreulen schlugen an, ein Specht hämmerte gegen Borke, das ferne Bellen eines Hundes erklang und erstarb ebenso schnell, der Förster war auf Jagd, in weiter Ferne erklangen Schüsse auf Fasanen und Blesshühner, schließlich überflog ein Doppeldecker mit lautem Motoren Geräusch die gewaltige Szenerie tief unten, von der Haltestelle an der Hölzung bimmelte unvernünftig irgend ein Schaffner in der Elektrischen, vier riesige Schwingen von schneeweißen Schwänen rauschten mit dumpfem Flügelschlag über den Musikpavillon hinweg, ein Kind schrie, die Biergläser klirrten in den Händen der Verteiler, dann war GERTY MOLTZEN in IHREM ELEMENT, dachte, nun wird man mir wohl nicht gerade ein Denk Mahl setzen das ich hier in noch jugendlicher Frische in die Menschen hinein schmettere, aber einen anschließenden Applaus, den erhoffe ich sehr, dann legte sie los, während Sincullas Taktstock seine Runden zog, Rolf und Siegfried in die Tasten hauten, Günther aus dem Akkordeon alles rausholte, was herauszuholen war... zackig und schmissig warf sie ihr Lied frech wie sie war in die Menschenmenge... WENN DIE GARDE AUFMARSCHIERT, SIND DIE WIR MÄDELS ALARMIERT. WEIL SIE WISSEN, DASS IHR HERZ NICHT MEHR ZUR RUH KOMMT. DENN DAS LIEBE MILITÄR, INTERESSIERT SIE DOCH NICHT SO SEHR.

FESCHE BURSCHEN GIBT'S JA AUCH IM KLEINSTEN HEER. JEDE JUBELT; WENN IHR HELD ZUM RENDEVOUS KOMMT. UND ES MÖGLICHST BALD ZUM ERSTEN DU KOMMT. WENN DIE GARDE AUFMARSCHIERT. SIND DIE MÄDELS ALARMIERT. DENN SIE AHNEN, DAS DANN HEUTE NOCH WAS PASSIERT. WENN DIE SOLDATEN ZU DEM FEIND MARSCHIEREN.

MACHEN SIE ALLES: UM SICH NICHT ZU BLAMIEREN. SIE SCHIEßEN SIE ALLE TOT.

EIN KRIEG BRINGT BITTRE NOT. HEI DARUM, HEI WARUM, MUSS DAS DENN ALLES SEIN. DENN WIR KÖNNTEN ALLE FREUNDE SEIN...

„Es wurde nicht nur aus allen Reihen begeistert Beifall geklatscht, denn es gab nun auch die ersten Zwischenfälle. Die Gebrüder Callsen fingen an, sich gegenseitig an die Wäsche und den Bart zu gehen, sie stürzten vor das Pavillon und wollten um Gerty Moltzen kämpfen, dazu kamen auch noch Johann Hunnengrieper und Drees Axen mit hochgekrempelten Ärmeln, sie warfen die ein Liter Biergläser den Bediensteten an die Köpfe, suchten alle Mann Streit, weil sie nur eine kleine Rolle am Rande des Geschehens spielen sollten, waren sich ihrer Kräfte bewusst, doch Brandmeier warf den Lassen und den Spitzer und seine Gendarmen in den Kampf mit den Ausrufen:“ Wir wollen uns doch nicht den schönen Sonntag kaputt machen lassen, auf sie mit Gebrüll und ab in die Folterkammer!“ „Die Kerle wollten zu Gerty und den Veranstaltern und Sinculla hoch auf die Bühne klettern, doch Gerty und Rolf nicht faul, schlugen den Raufbolden ihre noch halb vollen Biergläsern auf die Mützen, dann sprangen sie zusammen mit Günther und Tule Kurt der Tule von oben herunter, den Kerlen an die Gurgel. Günther und Rolf gegen die Callsen Brüder. Günther der im Ringer Verein Mitglied nicht nur wegen seiner sportlichen Leistungen war, holte mächtig aus und schlug sofort ohne lange zu fackeln den einen ungestümen, den Nikolai zu Boden. Den Johannes hatte Rolf am Kragen gepackt, gab ihm einen derartigen Kopfschwinger, das der gegen den nächstbesten Gasttisch rückwärts segelte, alle lagen am Boden, Rolf und Günther nickten sich triumphierend zu, klatschten in die Hände, denn nun galt es, die zwei stärksten Flensburger neben dem Schöndube, den Hunnengrieper und den Axen in die Knie zu zwingen. Da hörte die Musik schlagartig auf, man wartete auf der Bühne das Ergebnis ab. Brandmeier und seine Polizei legte sofort die Callsen Brüder in Eisen, aber Sie hatten nicht mit den beiden Hundefängern gerechnet.

Tule Kurt und Siegfried sprangen auch noch von der Bühne, der Rest, alles Feiglinge saß und stand wie erstarrt, traute sich nicht. Hunnengrieper und Axen waren über zwei Meter große Bestien von Männer, die die Gästetische, die ihnen im Wege standen samt den Gästen packten und umwarfen.

Rolf, Günther, unsere Freunde warfen sich auf die zwei, aber die lachten nur derb, hoben sie hoch wie die Kinder und alle vier landeten in umstehenden Baumästen. Günther Hinrichs sah sich um, rief den stärksten Mann Flensburg's, den Schöndube zu Hilfe, blickte zu Rolf, sie hatten alle große Beulen am Kopf, dann nickten sie sich zu AUF SIE MIT GEBRÜLL. Jetzt kam auch Gerty Moltzen in Rage, im Hintergrund des Pavillons wurde es lebendig, die Stackel's von tumbigen Originalen schauten verdutzt und ängstlich um beide Ecken, wurden des Kampfes gewahr, verbargen sich zaghaft bis zum nächsten Trommelschlag vor den vermeintlichen Angreifern. Gerty und Tule Kurt hatten vor nichts und niemand Angst, zumal sich neben der SS auch die Polizei in den Kampf geworfen hatte, aber Brandmeier, Lassen und Spitzer sahen dem Kampfgetümmel aus dem Hintergrund zu und während sie in ihre Thriller Pfeilen bliesen, blieben selbst die Ordnungshüter gegen die zwei Giganten die Leidtragenden, das Publikum samt Kindern und Jugendlichen klatschte vor Begeisterung, als einer nach dem anderen in den umliegenden Baumästen landete. „Die Brüder sind nicht umzubringen, ich habe es geahnt,“ rief er Rolf und Kurt zu, da muss meine Maultrommel ran, passt mal auf!“ „Welche Maultrommel,“ riefen die beiden Freunde.“ Welche Maultrommel,“ Riefen jetzt auch Georg und Mary ganz Ohr, die Gastwirte von der Wirtschaft herüber,“ Welche Maultrommel, “riefen die an Boden liegenden Bedienungen und Gäste. “Welche Maultrommel, “riefen nun auch Sinculla und seine Mannschaft und die im Hintergrund wartenden Sopranisten, denn die Reihe war noch nicht an Ihnen und die vernachlässigten Flensburger Originale im Hintergrund, verkleidet oder nicht verkleidet konnten gar nicht's dazu sagen, entweder waren sie zu einfach gestrickt um die Sachlage zu begreifen oder waren nicht in der Lage Deutsch zu sprechen, denn alle Dänen können nicht Deutsch sprechen, es waren Feiglinge, Memmen, Untermenschen, Assoziale und Dummköpfe unter ihnen, die warteten auf ihren Einsatz und interessierten sich nur für die wenigen Groschen, die sie heute verdienen konnten und das leibliche Wohl, dafür schlug man sich doch wohl nicht zu Brei, wo doch alles so schön mit Gerty Moltzen und ihrem zackigen Komiss Lied begonnen hatte“.

„Elsa Hinrichs, meine Mutter und Vater Hans Thomsen schlugen die Hände über dem Kopf zusammen auch De Vera war da drunter, die beiden Sass Schwestern verzogen sich hinter den breiten Rücken des Schlagzeugers mit sauertöpfischen Mienen, unter ihnen waren nun auch wieder die drei Thüringer, so war die bucklige Verwandtschaft wieder unverhofft auf der Wald Bühne zusammengekommen, zusammengetrommelt von Gerty und Georg. Ob das noch was mit der Singerei vor versammeltem Auditorium Maximum und Publikum werden würde? Niemand war Hunnengrieper und Drees Axen gewachsen. Ich wusste es ja, nicht einmal Schöndube, Günther Hinrichs und Rolf Fischer, die starken Männer.“ Gastwirt Georg pfiff in die Pfeife, “meine schönen Gästetische und erst einmal die sauberen Tischdecken und die Biergläser ramponiert, da bleibt kein Auge trocken.“ Die anderen niedergeschlagenen, betroffenen Männer am Boden taten es ihm gleich, um Verstärkung zu holen und die grimmigen Blicke der beiden Hundefänger, die einen nach dem anderen zu Brei schlugen, hättet ihr erleben müssen. Allerdings war die Verstärkung längst im Anmarsch, befand sich bereits im Munde von Günther Hinrichs.

Schreckensbleich sahen Verwandte und Freunde zu, wie Hinrichs Mund sich nach allen Seiten verzog, die Backen begannen sich zu weiten, durch die übergroße Anstrengung weiteten sich Günther's Augen, dann erst erklangen durchdringende Laute aus seinem Mund, die Laute verstärkten sich, zogen in Richtung der Randalierer ihre Bahn. Hinrichs hatte seine Kräfte im Augenblick so im Griff, dass die einschneidenden Töne nur die Köpfe der beiden Kerle trafen, aus ihren Ohren lief Blut, das Trommelfell war ihnen geplatzt, ihre Brust fibrierte, sie griffen sich an den Kopf, bekamen ein Gefühl, als würde ihnen der Schädel platzen, denn noch hatten sie die Kraft zwei Polizeibeamte gegen einen Lindenbaum zu schmettern, dann verließen sie die Kräfte, ohnmächtig sanken sie vor den Füßen von unseren Helden Günther, Rolf, Kurt, Siegfried Schear, der Heldin und Unikum zugleich Gerty Moltzen zu Boden. “Sammelt die mal schnell auf, damit wir weiter machen können,“ rief ihnen Brandmeier und Befehls Empfänger samt Konsorten zu: “Sie haben mir gar nichts zu sagen, sie olle Lieder Schnulze, Sie.

Packt die Kerle, legt sie in Eisen!“ Brandmeier paffte aus der Pfeife, wandte sich an die zu Boden geschlagenen: “Was sagt ihr jetzt, wie aus heiterem Himmel was, die Abreibung folgt auf dem Fuße.

Heute gibt es kein Hundefett aus der Abdeckerei und keine Boxhandschuhe für den Sieger Drees Axen!“ Hunnengrieper machte Anstalten, die eisernen Fesseln zu sprengen, seine Oberarm Muskulatur war auf das äußerste gespannt, so stark war er, das selbst der stärkste, der Schöndube das Flattern und das Ohrensaussen bekam, Tule Kurt, Siegfried und Rolf sich einige Schritte vor dem Riesen zurückzogen, nur Onkel Günther Hinrichs und Gerty Moltzen, beide nicht von Pappe, hatten die Ruhe weg. Gerty sprang zu Sinculla auf die Bühne: “Es geht gleich weiter, Sin.. Du wirst es sehen, dann holen wir Georg Fischer's bucklige Verwandtschaft aus der Versenkung!“ „Nach der Demonstration, glaubst Du wirklich, dass sie für uns noch singen und tanzen werden, diese Unikumme und drei Käse hoch Typen, dann sind wir noch nicht fertig mit dem Frühschoppen, denn da hinten warten deine Originale Verrückten auf den Auftritt!“ “Ich mache das schon,“ schalt ihn Gerty und während Günther Hinrichs schmunzelnd sein versabbeltes Porzellan Gebiss schon wieder in die Hosentasche zurückrutschen ließ und sich niemand weder im Publikum noch bei den Veranstaltern erklären konnte, was die beiden Hundefänger und die Gebrüder Callsen zu Fall gebracht hatte, waren auch Günther, Rolf, Kurt und Siegfried wieder auf der Bühne bei den Instrumenten, ein Tusch von Rolf's Klavier, ließ die Versammelten Gäste im Rund zusammenfahren und wer noch zusammen mit dem zertrümmerten Tisch am Boden lag, stand schnell wieder auf den Beinen, denn im Grunde war den Gästen und auch den Kindern nichts passiert.“

„Kleiner Zwischenfall, macht euch nichts daraus. Die SS, Brandmeier und seine Polizei haben wie immer alles im Griff. Ein Dankeschön geht an alle wegen dem Eingreifen,“ sagten Rolf Fischer und Gerty Moltzen wie aus einem Munde,“ seid ihr noch alle da, denn jetzt geht es weiter im Programm mit unserer Kapelle, einen Tusch auch für Kapellmeister Sinculla und meine Freunde und mich selbst!“

„Das ging vorüber, Kurt der Tule, Günther, Rolf und Siegfried grienten sich zu: “Und jetzt die zweite Attraktion des Tages, die singende, tanzende und Rad schlagende bucklige Verwandtschaft aus Thüringen, Apolda, Bad Sulza, zu Besuch bei Familie Hinrichs, der Schwester in Flensburg, es sind Onkel Fritz Tonne, seine Schwester Gertrud Tonne und die Tochter Gertrud Tetzel aus Bad Sulza...Sie singen...ES IST BESSER SO... „Wenn ich nur daran denke, dass wir uns von diesem sülzendem Gastwirt, wie heißt er gleich Fischer Lipinsky für diesen Auftritt breit schlagen ließen. Ich und Gertrud in unseren schmutzigen Kostümen und ich steckte auch noch im Rauch zwischen der Wurst fest, nicht einmal ein anständiges Kostüm hat man anzuziehen!“

“Die Gastwirtin Mary hat genug im Schrank, aber sie wollte nichts herausrücken und in dieser Kluft mit unseren Thüringer Hängebäuchen sollen wir uns in unseren engen Kostümen und den Wintermänteln mit Fuchskragen nun den Flensburgern präsentieren, nur um des Geldes wegen und einer anständigen Mahlzeit. Die sind auch nicht besser als die Sass Schwestern und diesem Kurt Fischer, den sie liebevoll Tule nennen!“ “Wisst ihr was,“ meinte da spitzbübisch, Fritz Tonne, “wir werden nach dem Konzert mal den Spieß umdrehen. Lange sind wir ja sowieso nicht mehr hier, zum Abschied plündern wir den Rauch mit den Würsten!“ “Das geht nicht, da haben Sie mich schon spitz bekommen und erwischt haben sie mich auch mit der Blutwurst im Maul!“ „Mache Dir keine Sorgen Mutter,“ sagte die Tochter Gertrud feierlich,“ zum Abschied machen wir noch ihre Kleiderschränke leer und ein Schinken mehr oder weniger fällt bei derer Unzahl nicht ins Gewicht!“ „Auf der Bühne taten sie sich leidlich schwer, weil das Publikum sich über ihre Wintermäntel im Sommer königlich amüsierte und die Tonne das dreckige schwarze Kostüm aus dem Rauch noch nicht ausgezogen hatte, so rissen sie sich zusammen, sangen mit Grabesstimmen und Schleim im Hals das vorgeschriebene Lied... ES IST BESSER SO, es ist viel besser so. Wenn Du vernünftig bist (Ich und vernünftig, Du hast sie wohl nicht mehr alle) Wenn Du mich jetzt nicht küsst. Denn was Du verlangst, macht mir ein bisschen Angst, nach einem Gläschen Wein. Steh ich für nicht's mehr ein. Morgen wird der Rausch vorüber sein. Du willst frei sein. Und es ist nicht zu spät: Es ist besser so. Wenn man vernünftig bleibt, so lange es geht!“ danach traten die drei Ulknudeln mit dem...“ Uch, Uch, Uch“... auf den Zungen vor's Publikum, erklärten feierlich... Der Dreier Tanz und das Radschlagen müssen wegen einem unvorhergesehenen Todesfall ausfallen, wir hoffen, unser Lied hat ihnen zugesagt und nun auf nimmer Wiedersehen!“ „Die zwei Grazien und der dralle Onkel verdrückten sich von der Bühne ins Wirtshaus in ihre Kammer, doch Gastwirt Georg hielt sie auf: “Einen Moment mal ihr drei, nicht so schnell, wo wollt ihr nun wieder hin!“ „In unsere Betten und die Köpfe in die Kissen vergraben!“

“Aber erst wird noch Tango getanzt und Rad geschlagen, sonst kürze ich eure Rationen!“ „Das macht nichts,“ meinte verzweifelt die Tonne, „wir wissen uns schon zu helfen!“ „Ihr denkt doch nicht etwa an den Rauch mit meinen Würsten, daraus wird nichts, meine Schwester Adda hält dort Wache!“ „Wir gehen zum Jäger und lassen uns ein Rebhuhn schießen, die sind nett und keine so herzlosen Verwandte, wie ihr es seid!“ „Georg schüttelte fassungslos den Kopf, aber er wollte nun den Auftritt von der letzten Thüringerin, von der De Vera nicht versäumen. Siegfried Schear am Klavier durfte sie ansagen, während der ganze Hinrichs, Sass und Fischer Clan sich schief und krumm lachte, als De Vera wie ein nasses Handtuch neben Schear auf die Bühne trat, mit niedergeschlagenen Augen... HÖREN SIE MEINE FREUNDIN DE VERA IST IHR KÜNSTLERNAME mit dem LIED ...WENN BLOSS SCHON WIEDER SONNTAG WÄR.

Währenddessen saßen Ilse und Rolf, Kurt, Käthe und Else, GÜNTHER HINRICHS mit seinem Geheimnis in der Hosentasche, Erna und der Dackel Stapsi an einem Tisch, lachten sich schief und krumm. “Na, da haben dein Vater und die Moltzen mal wieder was auf die Beine gestellt, die drei dicken Hängebauchschweine aus Thüringen vor versammelter Mannschaft singen lassen und jetzt De Vera, das wird ein Spaß,“ meinte Ilse Hinrichs, da gesellte sich Gerty Moltzen zu Ihnen.

“Das ist noch gar nichts, denn dort hinter der Bühne zittern und beben unsere Stadt Heiligen dreißig an der Zahl mit Hein Padborg, Hein Radies und der verrückten Tiede vom Hafermarkt an der Spitze. Ich habe sie verkleiden und vor üben lassen, aber sie lassen sich nichts sagen und wollen erst Kuchen und Bier, bevor sie loslegen.

Ich hoffe doch, meine Rechnung geht auf und sie werfen nicht die Klotzen. Was meinst Du Ilse?“

„Ruhig Gerty, De Vera meine Kusine versucht sich im Singen, da, man soll es nicht für möglich halten!“

„WENN BLOß SCHON WIEDER SONNTAG WÄR“... Wo nem' ich bloß einen Ersatz Sonntag her. Was sind schon im Monat deren vier? Einen noch, jede Woch', brauchen wir. Wenn bloß schon wieder Sonntag wär. Das tät wirklich äußerst Not!

Lieber Herr Kalender. Sei einmal ein Verschwender. Und mache alle Tage rot!“

„Heulend und voll wie eine Haubitze lief die De Vera von der Bühne, genau in die Arme von Gerty, Erna, Ilse und Lotte. „Ich muss hinter die Bühne, mal sehen, wie weit die vier anderen sind. Hein Padborg und die tumpige Tiede vom Hafermarkt sollen gleich vorsingen, “weg war sie, die Gerty.

„Einen Tusch für die beiden Sass Schwestern Else und Käthe aus der Jürgen Straße, sie singen zusammen mit Tule Kurt Fischer Lipinsky das Lied... ZWEI BLAUE AUGEN UND EIN TANGO SIND SCHULD DARAN... der Text ist von Ruth Feiner, die Musik von Otto Stransky, viel Vergnügen. Jubelnder Applaus brauste auf, erst danach trauten sich Else und Käthe, aufgefordert von Kurt Fischer, Rolfs Bruder, der schon als Sopran neben Sinculla stand, winkte ihnen aufmunternd zu, sie sollten sich neben ihn stellen und loslegen. Die beiden waren durch den Kampf der Raufbolde und dem Eingreifen der Polizei verstört, nur Günther Hinrichs konnte sie hinter dem Bassisten und der Ukulele hervorlocken und bekamen eine Riesenapplaus, denn Else war als Schneewittchen und Käthe als böse Königinnen Hexe von Gerty Moltzen höchstpersönlich verkleidet worden, im Hintergrund hörte man Mutter Elsa Hinrichs zu Hans Thomsen sagen. “Hast du Töne, Hans, nach dem Krieg mit den Russen müssen wir wohl unseren ganzen Mut zusammennehmen, wenn wir unser Lied zusammen im Duett singen wollen, fast wie bei der ollen Schümann im Colloseum!“ „Das Lied fürchte ich nicht,“ meinte Hans und zog seine bitterste Miene auf, die jeder kannte,“ aber mit dem genageltem Bein einen Tango auf's Parkett zu lagen. Wenn ich es trotzdem wage, lass uns heiraten!“ „Dann müssen Ilse, Günther und Wilhelm endlich Vater zu Dir sagen. Dir Respekt zollen. Du hast es Dir ehrlich verdient!“ „Doch nun waren die Sass und Tule Kurt an der Reihe und sein Bruder Rolf war wieder am Mikro: “Darf ich vorstellen, mein Bruder Kurt Fischer Lipinsky begleitet nun die beiden Sass Schwestern, mit denen er liiert ist zu dem Lied ZWEI BLAUE AUGEN... und ich freue mich persönlich, das es im Kampf mit den Raufbolden nicht zu blauen Augen kam. Also jetzt mein Bruder und seine beiden Frauen, anschließend werden sie einen Foxtrott für euch tanzen...“ „ Käthe und Else schienen sich beruhigt zu haben, Kurt lächelte ihnen erneut aufmunternd zu, dann ging es zögerlich los... ZWEI BLAUE AUGEN UND EIN TANGO DIE SIND SCHULD DARAN, dass ich sei´t gestern nicht mehr Lachen, nicht mehr weinen kann. Ich höre nur immerzu der Töne süßes Klagen, sehe eure Augen, die mir stumme Worte sagen. Zwei blaue Augen und ein Tango, die sind schuld daran, das ich mir ohne dich kein Leben ohne Liebe mehr denken kann. Denn, was der Tango ahnen ließ, was euer Augenpaar verhieß, das war so süß, dass ich es nie vergessen kann...“ „ Sinculla ließ den Refrain spielen, dann nickte auch er aufmunternd den zitternd wie Espenlaub Foxtrott tanzenden Frauen und Tule Kurt zu und das, kann ich euch sagen, war ein Anblick für die Götter. “Ich komme mir vor, als wäre ich in mein eigenes Sauerkrautfass gefallen,“ stotterte Else. „Und ich komme mir vor wie nach einer Operation an meinem schiefen Zinken in Gesichtsmitte!“ „Habt ihr gesehen, wie Ich und Rolf es den Callsen Gebrüdern gegeben haben und die waren auch stark,“ meinte Tule Kurt.

„Und jetzt meine Damen und Herren sehen und hören sie Rolf Fischer und Ilse Hinrichs, die gerade Verlobung gefeiert haben, mein Schulkamerad und seine Verlobte, sie singen das Lied … ICH HABE DICH ERST EINMAL GESEHEN...Text...Ruth Feiner und die Musik ist von Otto Stransky. Als Rolf und Ilse im Frack und Ilse im Tanzkleid auf die Bühne traten, murmelte man nicht nur im Publikum, auch auf der Bühne im Vorder und Hintergrund... Das schönste Paar, das wir je gesehen haben, die müssten beim Film sein. Leider sind sie ja nicht von Adel, weder von noch zu. Ist unsere Gesellschaft nicht erbarmungslos bei so viel Können?“ „Keine Antwort, eisiges Schweigen. Ungezwungen wie die beiden waren, sangen sie sofort ungeniert darauf los und warfen sich liebevolle Blicke zu, dann hielten sie Händchen... ich habe dich erst einmal gesehen, bin verliebt in Dich, bin verliebt in Dich. So ruhig auch sonst schlägt, jetzt ist es schrecklich, schrecklich, schrecklich, schrecklich aufgeregt. Du hast es mit einem einzigen Blick in Aufruhr gebracht, mich über Nacht total, total, total, total verrückt gemacht!“ Ich habe Dich erst einmal gesehen, und eins, zwei, drei war es um mich geschehn....“ „ Ilse und Rolf legten dann zusammen ungeniert eine kesse Sohle einen Foxtrott auf das Parkett und bekamen nun stürmischen Beifall von allen Seiten, gaben sich zum Abschluss einen Kuss. Ilse setzte sich ins Publikum zurück zu Erna und Lotte, Rolf zu Schear am Klavier, während Onkel Günther Hinrichs, also ich schon mal über die Seiten seiner Zither strich. Nur die drei Thüringer im Hintergrund und die De Vera klatschten nicht, guckten böse zu Boden und dachten insgeheim, an die beiden, die Tochter Ilse von Elsa Thomsen und Rolf Fischer, daran können wir nicht klingen, ihnen nicht das Wasser reichen, so wie wir aussehen und beschaffen sind, aber keiner wollte es dem anderen gegenüber zugeben“.

„Jetzt Elsa Hinrichs in ihrem altmodischem Kostüm und Hans Thomsen, so wie immer, mit Hut, Mantel und Regenschirm bei Sonnenschein...

WENN BLOß SCHON WIEDER SONNTAG WÄR, das Lied hatten sie einstudiert und Gerty versuchte sie mit Gewalt auf die Bühne zu zerren, doch beide hatten Lampenfieber: “Das Lied hat schon ihre Kusine De Vera gesungen,“ erklärte aufgeregt Gerty, “kennt ihr Ännchen von Tarau?!“

„Aber das Lied haben wir doch mit Dir einstudiert, Gerty und Ännchen von Tarau ist uns nicht mehr geläufig, in der Jugend vielleicht, da ist der Geist frisch und aufnahmefähig, aber die Zeiten sind vorbei!“ „Hans Thomsen seufzte, Elsa Hinrichs zitterte wie Espenlaub und Gerty Moltzen, der Sinculla, zwei Mann am Klavier Rolf und Siegfried warteten schon:“ Dein Sohn Günther will die Zither spielen, Elsa Hinrichs, aber dasselbe Lied könnt ihr partu nicht singen!“ „Was soll ich sagen, wenn der die Zither spielt, zittere ich um so mehr und Texte kann ich auch nicht mehr behalten!“ „Könnt ihr tanzen?“ „Hans hat ein schlimmes Bein!“ „Könnt ihr ein Rad schlagen?“ „Gerty, Du hast ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank!“ „Was könnt ihr dann?“ „Ich kann Kuchen backen, Pflaumen Kuchen mit Streuseln darauf und auf Petuh Fahrt mit der Alexandra und mit Dir gehen!“ „Und ich kann Zeitung lesen und Radio hören, aus der Bibel lesen, die Strümpfe stopft mir Elsa!“ “Um Gottes Willen, Hans, aus der Bibel lesen, dann laufen die Gäste ja dem Gastwirt Georg davon!“ “Ich weiß, was wir machen, wir spielen DAS LEBENDE DENKMAHL unseren Besuchern vor. Ich bin das Denkmal und ihr braucht mir gegenüber nur das erwidern, was ihr für richtig haltet. Entscheidet euch schnell, denn Hein Padborg und Tiede vom Hafermarkt warten schon auf ihren Auftritt, verkleidet!“ „Was, die beiden Dösköpfe hast Du tatsächlich zusammengebracht, dass muss ich sehen, und sie verkleidet,“ lacht sich Hans Thomsen krumm und schief,“ dafür spielen Elsa und ich auch gerne den Part vom lebenden Denkmal mit, ganz nach unserer Fasson aber...Der Part wurde diesmal wieder von Rolf Fischer angekündigt, aber es kam in dem kleinen Theaterstück nicht ein einziges Mal zwischen den drei agierenden Personen zu einem vernünftigen Gespräch, denn jedes mal, wenn entweder Gerty, Elsa oder Hans etwas erwidern wollten, brachten sie statt den Worten ein schallendes Gelächter hervor, weil sie an das ungleiche Paar den Hein und die Tiede dachten: “Da bleibt kein Auge trocken,“ meinte auch Gerty und bald darauf war es also so weit, die beiden stadtbekannten Jux Figuren sollten nun mit Gewalt auf die Bühne geschleppt werden, ob sie wollten oder nicht. So erschienen denn auch Hein als Buffalo Bill und die Tiede vom Hafermarkt gar leutselig herausgeputzt als My Fair Lady aus dem gleichnamigen Musical, beide mit sauertöpfischen Mienen neben dem Dirigenten Sinculla, der seinen Taktstock beim lächerlichen Anblick der beiden Habenichse vor Lachen kaum halten konnte und neben ihm Gerty Moltzen, das Mikro fest in Händen: “Darf ich vorstellen, unseren Flensburgern sind Hein und Tiede wohl bekannt, sie sind weder verwandt noch verschwägert, aber die Leute drehen sich nach ihnen um, wenn Hein seine Fahnen durch die Gassen schwenkt und Tiede alle Hochzeiten und Grablegungen ausmacht und danach mit den Händen und den schmutzigen Fingernägeln in die Torten greift!“

“Bitte keine Beleidigungen, sonst wirst Du mich kennenlernen, Gerty!“ Gerty überhörte das geflissentlich: “Es singen, tanzen die beiden vor euren Augen!““ Und Radschlagen kannst Du selber,“ erklärte der Hein. Sinculla ließ das Kinderlied...ALLE MEINE ENTEN SCHWIMMEN IN DEM SEE, SCHWÄNZCHEN AUS DEM WASSER, KÖPFCHEN IN DIE HÖH spielen weil er dachte, die hätten den Kindertext noch im Kopf, statt dessen griffen sie sich in die Haare, führten einen umständliche Tanz auf, denn sie konnten sich nur mühevoll beherrschen. Hein fand den Colt im Halfter, ballerte aus allen Rohren Platzpatronen in die Luft und beim Radschlagen stolperten und überschlugen sich die zwei Tölpel gleichzeitig, landeten die beiden Tölpel Hein und Tiede vor dem Musikpavillon mitten in der von Gerty Moltzen aufgestellten Menge der hilflosen Flensburger Originale, die fingen sie recht ungeschickt auf, das Hein aufschrie: “Ich habe mir den Kopf gestoßen und meine Flensburg Fähnlein sind geknickt!“ Er lag mit dem Rücken auf der Tiede, die gab ihm zu allerhand Gelächter einen Stoß, dass er von ihr abfiel und sie böse ausrief: “Da liegt er im Dreck, der verkleidete Hein als Buffalo Bill!“ Hein konterte: “Und Du als May Fair Lady, das ist was für die Fotografen!“ „Von allen Seiten kamen Fotografen und Journalisten gelaufen, um den unmöglichen Zustand der zurechtgemachten Originale zu fotografieren, da setzte die Musik auch schon wieder ein, das Schleswig Holstein Lied machte die Runde und nun begann zum allgemeinen Gelächter der Veranstalter und Betreiber, der Kinder und Gäste das agieren der sogenannten Künstler, da hatten alle viel zum Lachen. Lautes Klatschen nicht nur aus den Reihen des Publikums, auch der Ansporn von der Bühne her kam von unserer Petuh Tante Gerty und mit einem Hechtsprung mit dem Notenblatt in der Hand sprang sie Hein und Tiede mitten in die Menge hinterher, rief fröhlich Rad schlagend aus, denn sportlich war sie: “Jubel, Trubel, Heiterkeit, vor euch die Originale, hinter uns die Musik, nun wisst ihr Bescheid!“

„Abbi Cremschnitt und Frau, die beiden Forz Kruken von klein geratenen Dänen in abgerissener Kleidung hatten sich denn noch, für weitere zwanzig Cremschnitte von den Veranstaltern breit schlagen lassen, sich als Laurel und Hardy alias Dick und Doof verkleidet, standen vor einem Büffee mit 70 Cremschnitten frisch vom Bäcker und hieben bei diesem Wettessen so sehr in die Kuchen, das die Cremschnitten links und rechts von den Tabletts in die Zuschauermenge flogen, dabei wurden die beiden nicht nur von der Bühne, auch von Ihresgleichen und vom Publikum angefeuert, bis sie alle Cremschnitten ratzekahl verputzt hatten. Die Schnuten voller Zucker Guss langten sie noch einmal mit den Zungen über Ober und Unterlippe, links und rechts zu den Wangen und das Kinn abgeleckt. Da lagen sie wie im Film bei Dick und Doof inmitten von einem Berg von Kuchen Schmull, betrachteten erschrocken ihre beiden Bäuche, denn die waren nun fülliger geworden, so dass sie nur mit fremder Hilfe wieder auf die Beine kamen. Die Gastwirts Söhne Tule Kurt und Rolf brachten ihnen Bier zum runter schlucken, aber sie lehnten bescheiden ab: “Zum runter spülen der Kuchen Krümel benötigen ich und meine Frau guten Bohnen Kaffee. Kuchen und Kaffee gehören zusammen, dass müsstet ihr als Bedienung eigentlich wissen!“ Danach liefen die beiden Dänen zum Gelächter aller Anwesenden geschäftig von Tisch zu Tisch, boten ihre Streichhölzer zum Preis von je einem Pfennig das Stück an und wessen Zigarre ausgegangen war, der bekam von den beiden Zucker Schnuten das Feuer gratis, denn beide kannten den Trick, die Streichhölzer hinter dem linken Ohr zu reiben, zur feurigen Flamme zu entfachen. Der alte Dienstmann Johann Larssen schälte sich blitzschnell aus dem Haufen, man hatte ihn als Pinocchio von Carlo Collodi verkleidet, in dieser lächerlichen Maske rannte er nun ebenfalls wie wild trotz seines vorgerückten Alters von Gästetisch zu Gästetisch, wo in den Aschenbechern die angerauchten Zigarren bzw.

ihre Stummel lagen, klaute er sie dreist den rauchenden Männern blitzschnell aus diesen weg, schallendes Gelächter und Hohnlachen waren sein Lohn, man hatte ihm ja für seinen Auftritt 36 Aschenbecher mit Inhalt versprochen. Er dachte nur an die Prophezeiung der Zeugen Jehovas, wollte wohl noch was von seinem Leben haben, so versuchte er sie alle auf einmal zu rauchen, dabei viel die Hälfte runter. Danach schälte sich der Rote Willem Marius Götjens aus dem Haufen heraus, während nun Sinculla den Kriminal Tango spielen ließ, lief der Willem humpelnd mit einem Pappmesser bewaffnet als Jack the Ripper verkleidet von Tisch zu Tisch, setzte den lachenden jungen Damen und Männern mit Schreck verzerrter Miene das Messer an die Gurgel, allerdings, das Singen und das Radschlagen sah man auch bei ihm nicht.

Trotzdem erhielt auch er seinen Applaus, aber davon wollte er nichts hören und als die anderen Originale ihm die brennenden Zigarren streitig machen wollten, einige von ihnen auf ihn eindrangen, erklang noch einmal der schmerzhafte, eindringliche Ton aus Günther Hinrichs Maultrommel, so konnten die zudringlichen sich höchstens die Hände vom berstenden, knirschenden Ton vor die Ohren halten, aber damit keine Zigarren Stummel erobern. Der Wichtigtuer Schlaumeier kam als Bismarck verkleidet daher, versuchte ein Tänzchen mit der Tiede vom Hafermarkt, aber die wollte nicht's davon wissen, wollte sich verdünnisieren: “Ich muss zu einer Beerdigung, die Leidtragenden und der Pastor warten schon mit dem Leichenschmaus. Wer mich aufhalten will, kann sich auf was gefasst machen! “Tiede zog sich einen Holzschuh aus, schlug den Schlaumeier auf den Kopf, dass sein Blut spritzte. „So ergeht es allen, die mich in der Arbeit behindern wollen!“

Als nächstes kam Wagner verkleidet als Kaiser Wilhelm daher und ihm gelang es, ein Rad zu schlagen. Der schietige Johannes machte seine Sache noch besser, den hatte die Gerty als Charlie Chaplin verkleidet, der war auch geschickt genug, sich vor den Gästen aufzupflanzen mit wichtiger Miene, das Stöckchen im Kreise wirbeln zu lassen, dann gelang ihm noch der schiefe Latschen Gang mit den Pumphosen, die übergroßen, kaputten Schuhe und die Verrenkung des Halses, die muss wohl wirklich verrenkt gewesen sein, denn sein anschließendes Jubel Bier trank er also mit verrenktem Hals. Das war natürlich was für die jugendlichem Gäste mit ihrem Malzbier aus der Flensburger Brauerei am Junkerhohlweg. Nun wurde es immer lustiger, denn es kam Peter Aal als Buster Keaton daher und so war er auch ausstaffiert. Auch ihm gelang das Radschlagen, jedoch fand er unter seinesgleichen keine Tanz Partnerin. Als witzigsten und stets gut gelaunten harmlosen Zeitgenossen war nun Willem Radies an der Reihe, der wurde aus der Gemeinschaft heraus gewühlt und vor die Gäste gestoßen, ihn hatte man als Hollywood Komiker Harold Lloyd verkleidet gehabt. Als alter Mann konnte er nicht mehr tanzen, noch Rad schlagen, aber eine artige Verbeugung vor den Gästen gelang ihm gut. Einst war er als Spion verdächtigt worden, weil er am Holm zufällig mit seinem Bauchladen in eine kommunistische Versammlung per Zufall geraten war, um was zu verkaufen. Da lachte man damals in ganz Flensburg über diesen komischen Zufall und er mit. Nun zu Charlie Lumpensammler, der die Lumpen immer im Norden der Stadt bei Fürst abgab, davon lebte er. Er stach aus der Menge wegen seines Gestankes hervor, er ließ sich weder verkleiden noch sang er ein Lied, zum Tanzen hätte ihn sowieso niemand aufgefordert, doch Gerty Moltzen nicht faul, der machte das nichts aus, so tanzten die beiden zu einem Tango von Sincullas Kapelle rund um die Menschenmenge der Gastwirtschaft einen Ringelreihen, zum Pferdestall hinein und wieder hinaus, das tat Gerty mit einer Wäscheklammer auf der Nase. Weitere Attraktionen waren Anna, die Hochdeutsche, sie hatte man überredet, sich in einem alten Karren und in einem hölzernen Wäschekübel voll Wasser als Loreley vom Rhein mit einem Fischschwanz aus einem Bettlaken zu verkleiden, sie konnte sogar singen, wurde von Günther Hinrichs, von Rolf Fischer und Siegfried Schear durch die Runden hindurch begleitet, die spielten alle Akkordeon. Danach kam die kleine Tochter des Wirtes, die Adda mit dem Ziegenbockgespann daher, knallte mit der Peitsche und die Isabella von Kastilien und Asturien als russische Zarin Katharina die große verkleidet stieg bei ihr ein.

Adda Kind knallte lustig mit der Peitsche und der ganze Wagen einschließlich des Ziegenbockes kippte zur Seite. Isabella hatte damals 250 Pfund Lebendgewicht, daher. Sinculla ließ SCHWARZE AUGEN dazu spielen. Dann ließ sich Hein Grünspan unter den Gästen blicken, ihn hatten sie als USA Komiker Billy Beavan ausstaffiert und zusammen mit Hein Schnabel, der einen übergroßen Zinken mitten im Gesicht führte, tanzten sie vor dem Musikpavillon zusammen einen Tango, Rad schlagen konnten sie auch, jedoch verhedderten sich die beiden Männer gegenseitig in ihren Verkleidungen, das gab wieder einen Lacher mehr. „Im großen und ganzen läuft der Frühschoppen deines Vaters wie am Schnürchen, die Fotografen schießen lustige Bilder, die Geschichtenschreiber bringen das morgen zum Montag in der Zeitung und dein Vater hat eine volle Kasse!“ „Leider können wir damit nicht im Film auftreten, Gerty, “meinte Rolf Fischer,“ wiederholbar ist das hier bestimmt nicht, die sind froh, wenn sie nach vollbrachter Vorstellung nach Hause können!“ „Ja,“ seufzte die gute Gerty, Rolf, wenn sie denn man ein Zuhause haben!“ Kurzes schweigen. Es wurde spannend, Sinculla ließ Schwanensee spielen und die Universal Ungeheuer kamen hinter dem Musik Pavillon hervor, alle erschraken, doch Gerty sprang wieder mit einem Satz lachend auf die Bühne: “Keine Angst meine Damen und Herren.

Alles nur Mache. Nichts ist echt, denn in Hollywood hat man jetzt Gruselfilme mit Monstern gedreht, die sind aber harmlos, solange sie nicht im Film agieren müssen. Als nächstes sehen sie Zweikämpfe zwischen den Ungeheuern Frankenstein, der Mumie, dem Werwolf und Dracula, dem Nosferatu Vampir, auch die Zombies brauchen wir nicht zum Leben erwecken, denn sie ähneln in vielem unseren Flensburger Originalen.“

“Na, uns mit Zombies zu vergleichen,“ meinte der Perer Aal, das ist doch allerhand!“ “Richtig,“ meinte der Willem Radies und Randalierte laut,“ dafür beanspruchen wir eine weitere Portion Weiß Bier vom Fass!“ „Und ich eine Bretzel, “donnerte der Dussel Hein Padborg los, mit seinen eingeknickten Flensburger Fähnlein lief er nun von Tisch zu Tisch, machte bei jedem Gast freundlich seine Aufwartung, zog seine Schirm Mütze ab, hielt sie zaghaft mit den Händen: “Als Andenken an unser Fest und hoch die deutsche Volkspartei!“ Die Veranstalter ließen ihn zur Freude aller Versammelten noch einige Runden zwischen Gasthaus, Musik Pavillon und der Gäste Schar laufen, das tat er steif und ohne sich zu rühren und als er damit fertig war, meinte er :“Jetzt will ick nach Wees, dort ist ein weiteres Rennen,“ dann lief er noch eine Ehrenrunde zwischen den Gästen, zog seine neuen Holzpantinen von den Füßen, zeigte sie mit stolz geschwellter Brust, hielt sie ihnen unter die Nasen: “Ehrenpreis aus Wees. Dritter Preis vor zwei Wochen...“, und die stanken schon nach Schweißgeruch. Junge Studenten riefen ihm freudig geifernd zu: “Dumm gelaufen, dumm gelaufen, rennt sie alle über den Haufen. Wenn wir uns seine Fähnlein kaufen, dann kommt er mal zum verschnaufen!“ Inzwischen hatten die Kämpfe zwischen den verkleideten Film Ungeheuern begonnen, aber sie hatten wohl keine große Lust, sich an diesem schönen Sonntag unter blauem Himmel die Köpfe einzuschlagen, da schickten Georg und Gerty weitere verkleidete Männer und Frauen zu Ihnen, Flüchtlinge aus Pommern, Polen und dem Kaukasus, die erst kürzlich mit der Bahn in Flensburg ein Unterkommen in den Glücksburger Baracken und eine heiße Wärmsuppe erhalten hatten, es waren noch aus dem Theaterfundus Respekt's einflößende Leih Uniformen von Napoleon, Friedrich dem Großen, Alexander dem Großen, aber auch von Goethe, Schiller eingetroffen, die zogen nun die Veranstalter Gerty, Georg, Sinculla, Kurt der Tule, Günther, Wilhelm und Rolf selber über, gaben Befehl zum Rückzug hinter die feindlichen Linien des Pavillons, denn dort wartete bereits auf die ausgehungerten Menschen Kartoffelsalat mit Würstchen und Senf, wer keine Würstchen mehr mochte, bekam Buletten mit Zwiebeln nach Art des Hauses. Doch wir dürfen das Original Stine vom Jordan nicht vergessen, sie kam zu den Wochenmärkten von Sterup, um ihr Grünzeug zu verkaufen, das waren damals 25 Kilometer bis zur Marienhölzung ganz zu Fuß ohne auf's Rad zu steigen. Jedenfalls Stine war flink auf den Beinen an diesem Tage (war von Gerty Moltzen wegen der Aushilfe auch am Wochenmarkt am Südermarkt angesprochen worden, die war für einen Nebenverdienst und Unterhaltung immer zu haben gewesen) beköstigte die ganze Gesellschaft mit den Aushilfskellnerinnen auf eigentümliche Art und Weise, fraß selbst das Meiste, aber ihr Faibel war nun einmal der Alkohol gewesen. Still, heimlich und leise schlich sie sich, wo alle abgelenkt worden waren, hinein in die Schankstube, genehmigte sich einen nach dem anderen, nach zwei Tagen fand der Förster sie hinter dem Gasthaus laut schnarchend in einem Grabenbruch, das war's für sie dann gewesen. Die Kapelle spielte so lange sie Lust und Laune hatte an diesem Tage noch schöne Melodien, darunter...

DER MAI IST GEKOMMEN; DIE BÄUME SCHLAGEN AUS; DA BLEIBE WER LUST HAT; MIT SORGEN ZU HAUS usw. Noch drei andere Ausbunde hatten vom Schnaps genascht, nachdem sie ihre Show auf der Waldbühne abgezogen hatten, es waren die drei Thüringer, Elsa Hinrichs bucklige Verwandtschaft gewesen, die beiden Gertrud's hatten sich unter „Uch, Uch“ Schreien geschworen, nun reinen Tisch zu machen.

„So schön warm und blau ohne Wolkenbildung wie der lichte Tag für die Flensburger und die auswärtigen Gäste begonnen hatte, so sollte er auch bald darauf enden, denn rasch nach zwölf Uhr Vormittag's verdunkelte sich langsam aber stetig der Himmel, zogen heftige, dunkle Wolkenbänke auf, endete die bis dahin gelungene Vorstellung unter freiem Himmel mit dem aus heiterem Himmel gewaltigen Regenguss. Die eingeladenen Originale flüchteten in ihren Verkleidungen hinter den Musikpavillon, im Pavillon standen Musiker, Interpreten und Künstler einschließlich Gerty Moltzen und Sinculla sicher vor dem nun einsetzenden Platzregen, die Menschen wurden nun auch mit einem kräftigen Hagelschauer bombardiert, der nicht von schlechten Eltern kam. Alles nahm sich bei der Hand, flüchtete in Scharen in klitschnasser Kleidung, in nassen Schuhen mit den Kindern im Rückzug zur Haltestelle der Elektrischen. Taxis gab es damals wenig und wer unter den Baumriese nahe der Wirtschaft das Unwetter mit den Fahrrädern abwarten wollte, wurde mit gewaltigen Blitzeinschlägen in die Waldung, Donner und Doria belohnt, es war auch nicht ungefährlich, denn Bäume haben keinen Blitzableiter. Wohl kam kein Mensch zu Schaden. Elsa Hinrichs und Hans Thomsen nahmen De Vera unter ihre Fittiche, hatten zum Glück lange Staubmäntel dabei, die Sass Schwestern fuhren zusammen mit Tule Kurt Fischer, nachdem er sich von seinen Eltern Mary und Georg mit einem Handkuss verabschiedet hatte, auf einem riesigen Dreierrad von der Hölzung zurück über die Toosby Straße, die Große Straße hinunter, abbiegen in die Rathausstraße, hinüber zum Zob, unter die Eisenbahnbrücke hindurch in die Jürgen Straße schnurstracks zum Haus der Eltern, wo sich schon wieder vor der Ladentür bei noch strömendem Regen Wetter erneut die ganze Katzenbande versammelt hatte.

Günther und Erna flohen zu Fuß in die große Straße, wo sie jetzt eine kleine Wohnung bezogen hatten, der Dackel Stapsi dackelte hinterher.

Wilhelm und Lotte, Rolf hatte damals noch seine Bodenkammer bei seinen Eltern im Gasthaus, während auch Ilse hinter der Mutter hertrotten musste. Siegfried Schear hatte eine Armenunterkunft, er war genügsam, wenn er nicht zufällig bei De Vera im Bett lag. Die Versammlung der Eingeladenen stob langsam aber sicher in alle Windrichtungen auseinander, ohne sich eines Blickes oder Wortes noch zu würdigen, die Interpreten, die Interpretin selbst warteten den Regenguss im Musikpavillon ab. Gerty Moltzen hatte jedoch schon einen ansehnlichen Wagen, brachte damit Sinculla und andere Musiker nach Hause, dass war es dann gewesen, aber nicht so voreilig, denn die zwei Gertrud's und der Onkel Fritz Tonnen wollten die Gelegenheit beim Schopfe packen, sie nutzten. Sie flohen nun gemeinsam ins Haus, in die Dachkammer, wo sie nächtigten, um die letzten Tage ihres Aufenthaltes in Flensburg zu verbringen. „Kann ich dafür, dass es so regnet. Ich bin doch nicht von gestern, auch nicht der Wettergott,“ fuhr Fritz Tonne seine dicke Schwester Gertrud vorwurfsvoll an,“ ihr müsst das aus einer anderen Perspektive betrachten, die beiden Georg und Mary sind ins Bett, Rolf auch, das ist doch die Gelegenheit, die wir beim Schopfe nehmen müssen. Na, was denkt ihr?“ „ Du wolltest es doch so, dass wir uns ein paar Groschen extra verdienen. Nie wieder werde ich hier für den Gastwirt auf seiner Bühne stehen, im Duett singen, so wahr ich Gertrud Tonne heiße!“

“Ich auch nicht, Mama,“ klagte die Tochter und zog sich die nassen Klamotten vom Leibe. „Also, wenn ihr beiden nicht weiter denken könnt als von Pontius bis Pilatus, ich kann es, der letzte Tag ist angebrochen, überall in den Kleiderschränken stehen leere Koffer der Familie. Die sind uns sowieso nicht gut. Wir packen unsere sieben Sachen sofort...!“ Da hatte es bei den beiden gefunkt: “Leeren ihre Kleider, die Schränke,“ unkte die Tochter:“ Plündern den Rauch und ab wie die Wurst im Spinde zum Bahnhof. Fritz, hast du die Bahnkarten noch?“ Fritz bejahte, dann lauschten die drei, ob alles im Gasthaus ruhig war, aber es kam kein Muck's aus den Schlafzimmern, dann zogen auch Fritz und seine Schwester trockene Klamotten an, schlichen leise auf Zehenspitzen in die nicht abgeschlossenen Zimmer des Gesindes, von da in die Schlafzimmer von Rolf und seinen Eltern. „PPPsstt“, Gertrud Tonne hielt den rechten Zeigefinger vor den Mund, blies die Backen auf, dass ihr die Augen fast aus dem Kopfe fielen, dann schlichen die drei ohne Schuhe auf Strumpf Sock zuerst zu Rolf hinein, der schlief den Schlaf des Gerechten. Flugs öffneten die drei seinen Kleiderschrank, kassierten seine Hosenbeine, seine Hemden und die Unterwäsche: “Mehr ist nicht zu holen,“ flüsterte Fritz,“ die Schuhe lassen wir ihm und die Strümpfe,“ er ist schließlich ein Verwandter!“

„Was ist mit seiner Zahnbürste,“ unkte die Tochter. Die Mutter Tonne unkte zurück, stieß Fritz sachte in die Rippen: “Sie kann alles gebrauchen,“ und an die Tochter gewandt deutete sie in den Zahnputzbecher,“ du kannst auch alles gebrauchen, nimm sie nur!“ Sie schlichen mit der Beute unter dem Arm zu den Gastwirtsleuten ins Zimmer, die schnarchten beide vor Erschöpfung wohl, den ganzen Tross der Zubringer und Gäste hinter sich gebracht zu haben: “Die Geldkassette liegt unter dem Kopfkissen der Gastwirtin Mary, “meinte Fritz,“ das mache ich, da seid ihr mir zu ungeschickt zu. Ihr kümmert euch um die Kleiderschränke und ich um's liebe Geld!“ “Pass auf, dass sie nicht aufwacht,“ meinte die dicke Tonne,“ ich habe hier oft schon die Betten gemacht. Sie hat unter der Bettdecke eine Kuchenrolle aus Holz versteckt, ich möchte damit keinen Schlag über den Döz erhalten!“

„Während nun Fritz zum Bett der schnarchenden Gastwirtin hinüberschlich, öffneten die beiden Gertrud's die riesigen Türen des Kleider Schranck's und schraken zurück, denn der war voll von warmen Pelzmänteln, eleganten Kostümen, Mänteln, Vatermördern, schwarzen Zylindern, riesigen Hüten für die Gastwirtin. “Wie sollen wir das alles wegschleppen,“ flüsterte die Tochter der Mutter ins Ohr, “Nur das Beste entnehmen, damit wir mit heiler Haut davonkommen. Wenn uns die Alte erwischt, du kennst sie ja, die kennt kein Pardon, eins auf die Rübe!“ Die Kleiderschranktür knarrte, der Holzfußboden unter den Füßen des heranrückenden Fritz knarrte ebenfalls. Sie alle drei erstarrten wie die Salzsäulen. Mary und Georg drehten sich von einer auf die andere Seite, das war's. Während aufgeatmet wurde, schnell im Schrank gestöbert und einige Pelze an sich gebracht, verschwanden die Frauen wieder schnell im Flur, während Fritz versuchte, an die Geldkassette zu gelangen. Vorsichtig und mit Bedacht hob er das Kopfkissen von Mary an, er schwitzte bei jeder Bewegung, fuhr mit der Hand unter das Kopfkissen, schrak zurück mit einer Mausefalle am Daumen. Den Schmerz ertragend, der ihm mit Wucht durch die Brust fuhr, schlich er rückwärts hinaus zur Tür in den Flur, da standen die beiden schon mit den gepackten Koffern bereit: “Wo bleibst Du nur Fritz,“ entsetzten sie sich, als sie die Daumenschraube an seinem Daumen sahen, wo das Blut lief: “Ich habe dich gewarnt, aber du wolltest ja nicht hören!“

„Schwester Gertrud Tonne versuchte nun umständlich, dem Bruder die Mausefalle vom Daumen zu ziehen, da schnappte sie abermals zu und jetzt hatte sie die Falle am Daumen, konnte sie nicht herunter bekommen. Schnell warf sich Fritz einen Pelzmantel über, dann verschwanden die drei wie die Wurst im Spinde: “Im Rauch war ich auch noch mal,“ klagte Gertrud Tonne,“ den haben sie geleert, haben also Lunte gerochen, dann müssen wir eben ohne Schinken und Wurst das Weite suchen!“ Es dauerte gewiss eine halbe Stunde, dann waren sie in Reichweite bei der Elektrischen, aber kaum aus dem Walde heraus, hörten sie eine wohlbekannte Peitsche knallen: “Denkt ihr was ich denke,“ fuhr Fritz auf und wirklich, da kam des Wirtes Töchterlein mit dem Ziegenbock daher, den ganzen Wagen voller Wurst und Schinken, sie stieg wichtigtuerisch vom Kutschbock und deutete auf die Sachen: “Nehmt, eure Wegzehrung, die habt ihr vergessen!“

Sprachlos vor Glück wussten die drei nicht, was sie sagen sollten. Adda warf ihnen Wurst und Schinken vor die Füße, sprang geschickt zurück auf den Kutschbock, knallte drei mal mit der Peitsche, rief aus:“ Zurück nach Hause, lauf Dr.

Adsche Allwissend!“

„Das kriegen wir nicht mehr mit,“ meinte Fritz Tonne,“ wir sind vollgepackt bis zum geht nicht mehr!“ Gertrud Tonne rief den Schaffner der elektrischen: “Fahren sie bis zum Bahnhof!““ Ja, meine Dame, packen Sie bitte mit an, außer den Koffern müssen die Würste und der Schinken, dort alles was auf dem Gehsteig liegt auch mit, das ist unsere Wegzehrung!“ “Wenn ich eine Wurst abbekomme, will ich ihnen gerne helfen“ meinte der Straßenbahnschaffner freundlich. „Was für ein Umstand, “einer ist ärmer und bedürftiger als der andere. Scheinbar sind die Gegensätze zwischen Thüringen und Schleswig Holstein gleichbedeutend. Mal abwarten was nun im dritten Reich unter Adolf Hitler für uns dabei herauskommt!“ „Nichts Gutes,“ meinte der Schaffner an der Steuer Kurbel der Bahn,“ wenn sie nicht in der Partei sind. Haben Sie ein Gewissen?“ „Ein Gewissen, was ist das, lieber Mann, nein das hat man heutzutage nicht mehr, haben wir uns abgewöhnt!“

„Die Söhne von Frau Elsa Hinrichs, Wilhelm und Günther hatten in Flensburg die Gelegenheit genutzt, die sie niemals in Apolda gehabt hatten, nämlich von der Pike auf an bei dem