Das Küken - Franz-Josef Kniola - E-Book

Das Küken E-Book

Franz-Josef Kniola

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Beschreibung

Eine junge Polizeibeamtin macht ihren Weg in der Inspektion 1 "Mord und schwere Verbrechen".

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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Das Küken

Das Küken

Ein Kriminalroman

FRANZ-JOSEF KNIOLA

© 2022 Franz-Josef Kniola

Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition Designer

ISBN Softcover: 978-3-347-70775-7

ISBN E-Book: 978-3-347-70777-1

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Kapitel 1

21.18 Uhr. Waldemar ging langsam, aber fast ein bisschen beschwingt, über die Promenade am Flussufer. Das Wasser war ruhig, kaum Strömung. Aus Gesprächen mit seinen Eltern wusste er, dass das früher nicht so war. Erst in den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts war der Fluss gestaut worden, am anderen Flussufer, etwas unterhalb der Stadt, war ein kleines Kraftwerk errichtet worden, das bis heute zuverlässig Strom lieferte. Aber er kannte nur den aufgestauten Fluss. Woran er sich gut erinnerte, war, dass früher eine Straße direkt am Fluss entlang ging. Aber schon als er noch ein Schulkind war wurde die Straße verlegt und das Ufer in eine Promenade umgewandelt.

Bänke, ein paar Blumenbeete, richtig hübsch. Anfangs hatte es erhebliche Probleme gegeben, Taschendiebstähle, Pöbeleien und angeblich Schlimmeres hatten die Promenade in Verruf gebracht. Dann hatte der Stadtrat sich entschlossen dies deutlich zu ändern. Es gab mehr Straßenlaternen und vor allem gab es eine Videoüberwachung des gesamten Uferbereichs, nicht auffällig, sondern gut versteckt, aber wirksam.

Waldemar - er hasste diesen Namen, zu oft hatte er hören müssen `denn er heißt Waldemar, weil es im Walde war` - Waldemar wunderte sich darüber, dass es heute so leer war. Eigentlich ein lauer Spätsommerabend, geschaffen zum Spazierengehen. Dann fiel ihm ein, heute war Fußballländerspiel. Ihn interessierte kein Fußball, er freute sich auf seine Verabredung gleich. Hörte er leise Schritte hinter sich? Er wollte sich umdrehen, aber da spürte er einen Stich in seinem Rücken. Es war das Letzte was er spürte.

Mareike, 24, hatte sich für den Abend einiges vorgenommen, in ihrer Phantasie auch einiges ausgemalt. Sie hatte eine Kleinigkeit gekocht, den Tisch sogar mit zwei Kerzen dekoriert. Karl, alle nannten ihn nur Kalli, ihr gegenwärtiger Freund, kam pünktlich um halb acht Uhr. Sie hatte sogar eine Flasche Wein auf den Tisch gestellt. Kalli hatte ihn eher ungeschickt geöffnet und eingeschenkt.

Beim Nachtisch wirkte er schon merkwürdig unkonzentriert. „Du hast doch einen Fernseher?“ „Ja sicher, aber ich hatte eigentlich an was anderes gedacht.“ „Klar, aber erst möchte ich das Länderspiel sehen.“ Sie setzte sich schon leicht enttäuscht neben ihn auf die Couch. Auch als sie seinen Kopf kraulte blieb sein Blick auf den Bildschirm gerichtet und er sagte nur „Das ist ein wichtiges Spiel, WM-Qualifikation“.

Vom Wein war er inzwischen zum Bier übergegangen. Endlich war Halbzeit, Kalli stand auf. „Mensch ist das spannend. Aber ich hab keine Zigaretten mehr, hast du welche im Hause?“ „Nein, aber gleich an der Ecke ist ein Automat.“ „Gut, ich geh mal schnell.“ „Vergiss deine Jacke nicht, es ist kalt“ nicht ohne Hintergedanken. Nach fünf Minuten kam er zurück. Sie hatte die Tür verschlossen. „Mareike, mach auf, das Spiel geht gleich weiter.“ Etwas Unpassenderes hätte er kaum rufen können, die Tür blieb zu.

Am nächsten Morgen blätterte sie in alten Akten, immer noch wegen gestern Abend frustriert. Ihre beiden älteren Kollegen im Büro hatten sich einen Spaß daraus gemacht sie mit der Nachbereitung alter, ungelöster Fälle zu beauftragen. „Zeig mal, was du in deiner tollen neuen Ausbildung so gelernt hast, Küken. Vielleicht seid ihr Jungspunde ja besser als wir alten Hasen.“ Otmar, 58, war eher ruhig, er wollte ohne Hektik die Pension erreichen. Alfred, 52, war noch halb ehrgeizig, aber er hatte ein anderes Problem. Man durfte ihn nur mit ´Fred´ anreden. Er hatte den Fehler gemacht bei einer Karnevalsfeier des Präsidiums mit einer Alf-Maske zu erscheinen. Den Spitznamen hatte er sofort, nach einer Woche reagierte er aber nur noch allergisch, zum Teil sogar wütend auf ´Alf`. Mareike hatte an ihrem ersten Tag in der neuen Stelle ihn nichtsahnend mit Alfred angeredet, na vielleicht hatte sie die zweite Silbe etwas genuschelt, aber sie war angebleffkert worden „Ich bin Fred, merk dir das du grünes Küken“. Als sie dann auf die Bitte der beiden Kollegen

„Hol uns mal Kaffee“ geantwortet hatte, „Wenn einer von euch geht, nehm ich auch einen“, war die Bürostimmung auf tiefer als Null. Und latenter Krieg herrschte, seit sie zu Alfred, der gefragt hatte, ob sie einmal mit ihm ausgehen wolle, gesagt hatte „Wenn ich zum Seniorentanz will, sag ich Bescheid.“ Seitdem durfte sie Altfälle bearbeiten. Nur da gab es nichts zu bearbeiten. Sie las die Akten trotzdem gerne, die beiden hatten eigentlich gute Arbeit geleistet und auch ordentlich dokumentiert. Dies war nun ihre zweite Stelle nach der Fachhochschule. Ihre Jahrgangskollegen hatten sie gewarnt: ´In der Inspektion wirst du nicht froh´, aber sie wollte sich durchbeißen.

Das Diensttelefon klingelte. Ein kurzes Gespräch, dann sprangen die beiden Männer auf. In der Tür riefen sie ihr zu „Wahrscheinlich Mord, Küken, du bleibst hier, falls noch so ein Anruf kommt.“

Ein blinkendes Blaulicht zeigte den beiden Kommissaren den Weg. „Männliche Leiche, circa dreißig Jahre, Stich in den Rücken, tödlich“ war die kurze Meldung des jungen Streifenbeamten „Irgendwas angefasst?“ „Nein, aber die Spurensicherung verständigt.“ Ein Lob von Otmar. Sie warteten bis die Kollegen von der Spurensicherung ihre Arbeit erledigt hatten.

„Und, was gefunden?“ „Nein nichts, Fußspuren gibt es zu Hunderten, wertlos, von der Tatwaffe keine Spur.“

Alfred und Otmar untersuchten die Leiche. „Alles noch da, Handy, Geldbörse, Schlüssel, Papiere mit Scheckkarte, Goldkettchen, Armbanduhr, einen Raubmord können wir ausschließen. Vielleicht können die Rechtsmediziner etwas zur Tatwaffe feststellen.“

Mareike hatte gespannt auf ihre Rückkehr gewartet. „Und?“ „Männliche Leiche, Stich in den Rücken, nach den Blutspuren zu urteilen schneller Tod, der besoffene Hund vom Paul hat ihn gefunden, auf der Promenade“. „Konnte der besoffene Paul denn noch 110 anrufen?“ „Der Paul war nicht besoffen, höchsten leicht angeheitert, der Hund war besoffen. Du musst genau zuhören, Küken, der besoffene Hund vom Paul, nicht von Paul.“ „Lass sie, sie kann die Geschichte ja nicht kennen.“ „Na dann klär sie auf“ „Paul geht regelmäßig abends aus, immer in seine Stammkneipe. Seine Frau hat zu ihm gesagt: Wenn du schon saufen gehst, dann nehm wenigstens den Hund mit. Ging lange gut, bis der Wirt im Stammlokal dem Hund Hausverbot erteilt hat. Paul hat ihn dann draußen angebunden. Bloß der Köter hat ein großes Theater gemacht. Bis Paul auf die Idee kam, ihm ein bisschen Bier in seinen Napf draußen zu geben. Aus dem bisschen ist mit der Zeit mehr geworden, fast immer eine ganze Flasche, jetzt ist der Köter Vollalki.“ „Hat bestimmt Fettleber.“ „Wer, der Paul?“ „Nein der Köter“

„Aber wer ist der Tote?“ wollte sie wissen. „Laut Ausweis Waldemar Ferling, 4. 12. 1992, Eichbaumweg 27.“

Sie diskutierten kurz was zu tun sei, bis Otmar entschied: „Zuerst warten wir den Bericht der Pathologie ab, wir wollen wissen wie er zu Tode gekommen ist, und dann nehmen wir uns seine Wohnung vor.“ „Ich kümmer mich mal um die Aufzeichnungen der Videoüberwachung, werden ja nach 48 Stunden gelöscht.“ „Küken, mach das.“

Kapitel 2

Am nächsten Vormittag waren Mareike und Alfred in der Wohnung in der Eichbaumstr. 27. Die Wohnung war nicht besonders groß, aber geschmackvoll eingerichtet. Selbst Alfred musste zugeben: ´Der Kerl hatte Stil´. Die Wohnung war sehr aufgeräumt, für Alfreds Geschmack zu sehr. „Muss nichts bedeuten, aber kann was bedeuten.“ An den Wänden hingen einige Kunstdrucke, persönliche Fotos waren kaum zu sehen, nur zwei kleine Fotografien, die den verstorbenen Waldemar zeigten, standen auf einer kleinen Kommode. Mareike steckte sich eines davon ein.

„Fred“, Mareike hatte inzwischen die korrekte Anrede verinnerlicht, „hast´e mal in den Papierkorb geschaut?“ „Ist leer“ „Seh´ ich selbst, ich meine den auf dem Computer“ „Moment – ist auch leer. Überhaupt macht der Computer einen sehr gesäuberten Eindruck, kein Adressenverzeichnis, keine Telefonnummern, nichts.“

Ohne irgendwelche Ermittlungserkenntnisse verließen sie die Wohnung. „Wir versiegeln sie besser, ich denke dass wir hier noch einmal genauer nachsehen müssen.“ Mareike teilte Freds Ansicht und klebte die amtlichen Siegel an drei Stellen.

Otmar hatte im Büro inzwischen den Bericht des Pathologen erhalten. Die beiden fragten ihn nach den Ergebnissen. „Stich in den Rücken, die Klinge hat erst an einer Rippe geschrammt, dann aber direkt ins Herz. Hat keine fünf Minuten mehr gelebt.“ „Irgendwas zur Tatwaffe?“ „Lang, schmal und scharf, vielleicht ein Stiletto oder ein Klappmesser.“ „Na, das hilft uns auch nicht weiter. Dann woll´n wir uns mal die Videos anschauen.“

Sie hatten sich die Aufzeichnung der Videokameras jeweils zwanzig Meter rechts und links des Tatorts besorgt. Otmar brummte „Ich hab´ schon mal drübergeguckt, nichts zu sehen.“ „Na gut, vielleicht sehen sechs Augen mehr als zwei.“ Gemeinsam schauten sie auf den Bildschirm, eine Aufzeichnung nach der anderen. Sie sahen aber nur den trägen Fluss und das Pflaster der Promenade, außer Waldemar, dem Mordopfer, keine weiteren Personen. „Mist, gerade am Tatort ist eine Kameralücke, der Mord ist auf keinem der Bilder, nur wie der besoffene Köter zur Leiche kommt“ so Fred. Mareike „Aber der Täter kann doch nicht vom Himmel gefallen sein.“ „Nee, hat wahrscheinlich in einer versteckten Ecke gelauert.“

Sie starteten einen zweiten Durchgang, auch diesmal nur langweilige Öde. „Halt, was war das?“ „Wo? Küken, was hast du gesehen, das uns entgangen ist?“ „Da war so ein heller Strich, als ob etwas durch die Luft geflogen wäre. Können wir das größer haben?“ „Klar, aber dann wird es unschärfer.“ Sie schauten zu Dritt noch einmal die entsprechende Bildfolge an. Jetzt sahen Alfred und Otmar es auch. „Als ob ein heller Gegenstand geworfen wird, in Richtung Wasser.“ „Könnte doch die Tatwaffe sein.“ „Kein schlechter Gedanke, am Tatort war sie jedenfalls nicht und das einer ein blutverschmiertes Messer in die Hosentasche steckt ist auch unwahrscheinlich.“

„Morgen setzen wir mal unsere Taucher darauf an. Aber wenn das bloß Einbildung war, dann gehst du selbst baden, Küken.“

Der Fluss war am Ufer nicht sehr tief, die Strömung kaum zu spüren. Die beiden Polizeitaucher in ihren Neoprenanzügen stiegen mit Hilfe einer Leiter ins Wasser. Schon nach kurzer Zeit hatten sie ihren ersten Fund, einen E-Roller. „Ist eine Seuche mit den Dingern“ war Otmars Kommentar. „Sonst noch was zu sehen?“ „Ist nicht einfach, der Boden ist mit Schlamm bedeckt, nicht dick, aber genug um etwas unsichtbar zu machen“

Ein paar aufmunternde Worte von Otmar und Alfred begleiteten die Taucher bei ihrer Arbeit. Mareike hatte vorsichtshalber einen Badeanzug unter ihrer Uniform angezogen, bei den beiden alten Knütterköppen wusste man nie. „Könnt ihr denn nicht ein bisschen genauer sagen wo wir suchen sollen“ meldete sich einer der Taucher. „Waren leider keine Geodaten bei den Bildern der Überwachung“ ein gereizter Alfred, „aber ihr seid schon ungefähr an der richtigen Stelle.“

Nach etwas mehr als einer halben Stunde kam einer der beiden Taucher hoch. Mit „Ich hab was“ schwamm er zur Leiter, ein metallenes Teil in einer Hand. „Zeig mal.“ Otmar nahm den Gegenstand vorsichtig in seine behandschuhte Hand. „Treffer“. Ein Klappmesser, Klinge noch ausgefahren, silberfarben, mit Ziselierungen am Griff. Vorsichtig bugsierte Otmar die mögliche Tatwaffe in eine durchsichtige Plastiktüte. „Gut gesehen, Küken, eins rauf“. Das seltene Lob traf Mareike unvorbereitet.

Im Büro angekommen brachte Alfred die Tüte mit dem Messer erst mal ins Labor. „Ich bin zwar skeptisch, dass die etwas finden, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Seine Skepsis war berechtigt, es gab keine Fingerabdrücke und auch sonst hatte das Messer keine besonderen Kennzeichen. „Die Ziselierungen sehen mir orientalisch aus, vielleicht stammt es ja von drüben“ so Otmar.

Drüben, das war die andere Flussseite. Dort waren vor Jahren einfache, aber preiswerte Mietshäuser errichtet worden, sehr zum Ärger der Pohlbürger, die ihre schöne Aussicht verschandelt sahen. Aber der Stadtrat hatte das Problem gelöst, unter dem Stichwort `Grüne Lunge am Fluss` war das Ufer vor den Häusern bepflanzt worden, überwiegend immergrün. Jetzt konnten die Bewohner in den Mietshäusern den Fluss kaum noch sehen, aber der Ausblick aus der Altstadt ging wieder ins Grüne. Nach und nach hatte sich die Einwohnerstruktur in den Häusern verändert, jetzt wohnten viele Ausländer dort, überwiegend Türken.

„Das wird uns nicht viel weiterhelfen, da haben doch viele so´n Ding. Ich schlage vor, dass wir den Bezirksbeamten mal bitten sich ein bisschen umzuhören, vielleicht gibt es ja etwas Auffälliges.“ „Guter Vorschlag Fred. Ich spreche mal mit dem Kollegen.“

Karl, der Bezirksbeamte, war jetzt schon seit sieben Jahren für den Bereich zuständig. Anfangs hatte er gemault, wollte lieber auf dieser Seite sein Revier behalten, inzwischen hatte er sich gut eingewöhnt, wusste wo es den besten Döner gab und brachte seinen Enkelkindern oft türkische Süßigkeiten mit.

Am Montag erstatte er den dreien von der Mordkommission Bericht. „Keine besonderen Vorkommnisse, alles ruhig, keine Gerüchte. Die einzige Veränderung besteht darin, dass meine Kellnerin Jasmina nicht mehr da ist. Angeblich auf Urlaub bei ihrem Onkel in Anatolien, ich schätze auf Druck der Familie.“ „Könnte ein Ansatzpunkt sein. Was ist das für eine Familie?“ „Ruhige Leute, der Mann Vorarbeiter in der Metallfirma hier in der Stadt, schon seit Jahren, die Mutter sehr zurückgezogen, spricht wenig Deutsch, ein jüngerer Bruder, ist wohl nur teilzeitbeschäftigt.“ „Wie alt ist denn dieser Bruder?“ „Zwei Jahre jünger als Jasmina, also etwa 18.“

Sie bedankten sich bei Karl und überlegten was zu tun sei. „Ist zwar nur ein Schuss ins Blaue, aber ich werde Karl mal bitten mit diesem Bruder bei uns vorbeizukommen, ganz unverfänglich, ohne Hinweis auf unsere Ermittlungen“ war Otmars Entschluss.

Nach zwei Tagen, es war Mittwochnachmittag, kam Karl mit dem jungen Mann. Otmar und Alfred zogen sich mit ihm wie sie sagten “nur zur Unterhaltung“ ins Nebenzimmer zurück. Nach etwas mehr als zwanzig Minuten verabschiedeten sie sich von dem Jugendlichen mit „vielleicht müssen wir uns ja noch mal unterhalten“.

Mareike hatte gespannt gewartet „Und?“ „Ein windiges Bürschchen, nicht ganz astrein. Hat im Verlauf des Gesprächs zugegeben, dass er zollfreien Tabak für die hiesigen Shisha-Bars besorgt. ´Aber bitte nichts dem Vater sagen. Der denkt dass ich in der Bar in der Küche arbeite`. Hat nochmal bitte gesagt, scheint schwer Schiss vor dem Alten zu haben.“ „Und zu unserem Fall?“ „Langsam Küken, so was muss man behutsam angehen. Wir haben ihn erst mal nach seiner Schwester gefragt. Erst hat er etwas rumgedruckst, aber dann gesagt, dem Vater habe ihr unehrenhafter Lebenswandel nicht gefallen, deshalb sei sie zur Erholung in der Türkei.“ „Was war denn da so unehrenhaft?“ „Sie hat ja als Kellnerin in einem Cafe gearbeitet, hat zu Hause erzählt, dass sie oft abends noch lange arbeiten müsse, dem war aber nicht so. Der Alte hat es rausgefunden. Sie wird sich wohl mit einem Mann getroffen haben, den sie zu Hause nicht vorzeigen konnte. Der Junge wusste davon, hat sie aber nicht verraten, angeblich kannte er ihren Lover nicht.“

„Habt ihr ihm das Foto von Waldemar gezeigt?“ „Nein, das muss gut vorbereitet werden, kommt erst in Phase zwei. Jetzt haben wir ihm erst mal das Messer gezeigt, ohne ihm zu sagen, dass das die Tatwaffe ist, überhaupt haben wir den Mord gar nicht angesprochen.“ Alfred ergänzte den Bericht von Otmar „Hat ruhig reagiert. ´So ein Ding haben bei uns viele´, aber er habe keins, ´der Vater hat das verboten´.“