0,99 €
Eine Frau am vermeindlichen Ende ihres Lebens wagt auf Drängen ihrer Kinder noch einmal einen Neuanfang ganz besonderer Art.
Vollkommen zurückgezogen in ihrem kleinen Haus im Wald lebt sie endlich das, wovon sie ihr Leben lang überzeugt war, was sie Anderen und Hilfesuchenden angepriesen hat, selbst aber nie den Mut hatte zu realisieren.
Immer wieder war sie den gesellschaftlichen Gepflogenheiten und innerfamiliären Anforderungen auf den Leim gegangen.
Sie hat verstanden, dass sie nie ein Opfer war, dass sie immer eine Wahl hatte. Sie hat entschieden und die Resonanzen aus diesen Entscheidungen tragen müssen. Das hat sie fertiggemacht und ausgelaugt. Doch da gibt es keinen, der schuld war, denn sie selbst hat ja entschieden.
Jetzt hat sie nichts mehr zu verlieren; sie kann nur noch gewinnen. Und erkennt tiefe Wahrheiten, nach denen das Leben aufgebaut ist. Sie versteht: Ich muss mein Leben leben, ein anderer tut`s nicht für mich.
Das Leben nimmt mir keiner ab, zu leben nimmt mir keiner ab.
Nun können Wunder geschehen und endlich Zufriedenheit und Freude ohne Wenn oder Weil aus der bloßen Existenz und dem Sein aufleben. Es ist an ihr, dieses Programm zu schreiben und die Enter-Taste zu drücken.
Ein Erleben so voller Unfassbarkeiten und einfacher Freuden mit einer sehr veränderten Wahrnehmung gelingt plötzlich.
Das kann jeder, der Mut zum eigentlichen Leben hat.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2016
Alles ist so schrecklich dunkel. Warum ist es nur so dunkel? Hatte mir das anders vorgestellt. Ich habe mich geirrt! Einfach nur ein Trugschluss. Es ist doch dunkel, das dachte ich nicht!
Es sollte hell und leuchtend sein. Ich gehe doch gleich durchs große Lichttor, gleich - bald. Denke ich auf jeden Fall!
Dunkel!
Keiner da, der mich abholt. Kein Engel, keine Oma - Keiner. Wo sind die alle? Was ist hier los? Stimmt das etwa alles nicht? Kann doch nicht sein. Irgendwas ist nicht richtig.
Es fängt schon damit an, dass ich nicht so ruhig bin, nichts von dieser weisen Ausgeglichenheit, alles in mir ist aufgewühlt, ich bin zornig - wütend.
Das passt nicht! Ich sollte vorbereitet sein ins nächste Leben überzuwechseln.
Nächstes Leben, wie sich das anhört. Mal eben so!
Bin ich das denn, wohin wechsele ich dann? Was erwartet mich?
Die Tür geht auf, er kommt schon wieder. Will sich zu mir ans Bett setzen, sich mir aufdrängen, meine Hand nehmen, mich anfassen, auf mich einreden, mich anweinen und mir dummes Zeug erzählen.
Hat er überhaupt irgendwas verstanden?
Begreift er nicht, dass ich endlich in Ruhe gelassen werden will? Noch nicht einmal in Frieden sterben kann man.
Diese Prozedur geht mir zu langsam. Dadurch haben sie Zeit sich wieder aufzudrängen. Bitte! Besucht mich nicht! Steht mir nicht bei in meiner letzten Stunde! Ich habe keine Angst, ich will nur endlich allein sein.
Er weiß das nicht. Sie wissen es auch nicht. Ich habe es nie so richtig laut und deutlich gesagt.
IHR STÖRT MICH!
Das war nicht immer so, oh nein! Ich hatte gerne Kinder - eine Familie - Freunde. Doch auch zu diesen Zeiten wäre ich hin und wieder gerne etwas allein gewesen. Alleinsein hätte mir wieder Kraft gegeben. Sich finden und dann damit zufrieden sein, was man entdecken durfte.
Er geht nicht. Ich wage kaum, zu atmen. Vielleicht denkt er gleich, ich sei schon tot und geht endlich. Das ist doch alles total bekloppt!
Noch mehr Unruhe. Oh je, die Kinder kommen zur sterbenden Mutter. Mein Herz fängt an zu rasen. Ich schwitze. Er sitzt hier und die Kinder kommen. Das geht nicht gut. Kann nicht gut gehen, ging es all die Jahre nicht. Immer wieder dieser Ärger. Er der Stiefvater, den ich liebe, sie meine Kinder, die ich liebe. Verschiedene Arten von Liebe, die er nicht begreift! All die vielen Jahre, in denen ich mich für »Uns« entschieden habe, froh war, wenn die Kinder ihrer Wege gingen, dieses Aufeinandertreffen nicht stattfand.
Über allem jedoch immer das schlechte Gewissen. So gern wäre ich ganz normal, ohne Druck und Stress mit meinen Kindern umgegangen. Hätte mich gefreut, wenn sie kamen - wäre auch erleichtert gewesen, wenn sie wieder gegangen wären. Hätte ihnen auch mal ohne Umschweife zu verstehen gegeben, dass sie mich mit ihrem Gesülze nerven.
Aber so ging das nicht. Sie waren nie richtig willkommen. Er ließ es nicht zu, stand auf und ging, wenn einer von ihnen ins Zimmer kam. Ein knappes »Hallo«, eiskalt, unfreundlich.
Und dann in mir dieser Zorn. Ich kochte. Ruhig bleiben, es wird schon gehen.Sie sind ja bald wieder weg. MEINE Kinder! Ich bin so schwach, wo bleibt das Licht, die himmlische Freude? Lieber Gott! Nicht schon wieder diese Konfrontation. Bitte, gleich kommen sie rein, dann ist wieder Eiseskälte, schlechte Stimmung, dunkle Energie. Das will ich nicht mehr ertragen müssen! Diese Kraft fehlt mir im Moment! -Tu selbst! Es macht keiner für Dich! - Noch nicht einmal wenn man stirbt?! -Nein! Au Mann, das wird nicht einfach. Schwerfällig mache ich die Augen auf. Nur erst einbisschen. Die Sonne scheint so schön hell in unser Schlafzimmer. Dieser wunderschöne Raum. Durchflutet vom Frühlingslicht. Das Licht der Hoffnung. Das Ende der Dunkelheit des Winters. Wo bleibt die Hochstimmung in meinem Bauch? Immer schon liebte ich diese Jahreszeit. Es geht wieder aufwärts, der Winter mit seiner Dunkelheit, dem ewigen Grau verschwindet.
Die Wahrheit?
Schon viele Jahre kommt das tolle Gefühl im Bauch nicht mehr.
Ich habe es mir nicht erlaubt meine Familie so zu leben, wie ich es gern wollte. Mit Frieden, Freundlichkeit und Herz.
Jetzt nun bin ich am Zug. Entweder ich ertrage es wieder, oder unternehme etwas, ändere diesen Mist.
Wie denn? Ich liege doch im Sterben! Die Panik nimmt zu, die Füße der Kinder tragen sie zur Zimmertür. Ich freue mich - ich fürchte mich.
Er ist immer noch da. Versteift sich, denn auch er, hört die Kinder kommen.
Sie haben noch nicht einmal geklingelt, kommen einfach rein. Unverschämt.
Die Gedanken wollen gelähmt sein, es fällt mir nichts ein. 70 Jahre alt, immer eine Sabbelschnute gehabt, jetzt - Leere!
Nein, ich will wenigstens am Ende den Schluss bestimmen.
Ich muss tun - es tut kein anderer für mich!
»Ich kann dir nicht verzeihen, dass du zu meinen Kindern nicht freundlich warst. Das nehme ich leider mit in die andere Welt.«
Ganz viel Ruhe und Wärme breitet sich in mir aus. Das war`s. Endlich in aller Ruhe mit allem nötigen Ernst. Unwiderruflich.
Nichtverstehen auf seiner Seite.
»Das hatten wir doch schon so viele Male. Ich sage dir, sie nehmen dich doch nur aus und lassen dich dann fallen. Lass doch endlich diese Kinder los und ihrer Wege gehen.«
Oh nein, mein Lieber! Nicht schon wieder. Es reicht. Ich sterbe gleich, glaube ich, und jetzt ist Schluss.
»Du verstehst es nicht, willst es nicht verstehen. Ist auch gut, musst du auch nicht mehr. Geh bitte, sofort! Hau einfach ab und komm nicht wieder! Ich will dich in diesem Leben nicht mehr sehen. GEH!«
Warum hatte ich vor diesen Worten, dieser Wahrheit immer so viel Angst? Ist doch alles gar nicht so schwer, ganz im Gegenteil! Es befreit, endlich den Druck raus lassen! Puh!
Alles wird leichter - hoffentlich geht er endlich.
In seinen Augen pures Entsetzen. Die Lippen bewegen sich, ohne Worte zu formen. Unglauben.
Er soll nichts mehr sagen!
»Geh endlich, hau ab!«
So laut kann man kurz vorm Sterben doch noch schreien. Erstaunlich. Na ja, sind vielleicht die letzten Reserven, die sich jetzt mobilisieren lassen.
Ein entsetzlich langer Augenblick. Er steht auf, stöhnt und - geht. Ohne ein weiteres Wort. Erstaunlich!
Die Tür geht auf, er trifft auf die Kinder. Dieses Mal fehlt sogar das knappe »Hallo«. Es stört mich nicht mehr. Ich lasse los. Ganz los. Ihn los. Sprenge alle Ketten, die er liebevoll um mich gelegt hat. Will nicht mehr eingeengt sein und verbiege mich nicht mehr. So was! Muss ich erst sterben, um zu begreifen und in der Lage zu sein umzusetzen, was ich will?!
Die Kinder sind da. Sie weinen - ich auch.
›Es tut mir so sehr leid, dass ich mich all die Jahre gegen euch entschieden habe.‹
Nein, das fühlt sich immer noch nicht richtig an.
Pause - kein Gedanke. Immer noch Dunkelheit. Das Lichttor sollte schon längst hell sein.
›Es tut mir so sehr leid, dass ich mich all die Jahre nie für mich entschieden habe.‹
Volltreffer!! Das war`s. Gedanken - Bilder - Gefühle im Schnelldurchlauf, mit allen Einzelheiten jagen durch meinen Geist. Wie kann man nur so blöd sein und das Einfachste nicht begreifen. Dabei habe gerade ich genau das immer Allen gepredigt.
›Verbieg dich nicht. Entscheide du und lass nicht die anderen für dich entscheiden. Lass dich nicht zu etwas zwingen, ohne dass dein Gefühl dir sagt, dass genau das richtig ist. Es ist dein Leben, deine Entscheidungen und du musst die Konsequenzen, die Resonanz daraus leben. Mach dich nicht selbst ohn-mächtig.‹
Schlauer Spruch mit ganz viel Wahrheit und doch so schwer umzusetzen. Auch ich habe es nicht gerallt dieses Gesetz zu leben.
Nun ist es zu spät. Ich sterbe gleich. Doch besser eine späte Einsicht als gar keine.
Ich habe es geschafft, mich zu befreien, denn alles beginnt in den Gedanken.
Vor Jahren haben wir das kleine Haus im Wald gefunden und ich habe durchgesetzt, es zu kaufen. Viel zu klein meinte er, doch es war immer mein Traum. Ganz allein im kleinen Haus im Wald. Es wurde gekauft, weil ich es wollte. So klein, ganz allein - mein.
Meine Gedanken wandern zu diesem kleinen Haus im Wald. Mein Geist betritt den Garten, wie er vor Jahren war. Gepflegt und blühend.
Schon lange konnte ich diese Gartenarbeit nicht mehr leisten. Mein Körper wurde alt und gebrechlich. Mein Geist und meine Seele wurden so müde. Der Sinn schwand dahin. Der Sinn in allem und auch im Leben.
Das ging nicht schnell, oh nein! Ganz langsam kroch diese Sinnlosigkeit ins Leben und damit die Müdigkeit, das Altern, die Gebrechlichkeit.
›Warum habe ich dies alles mit mir machen lassen?‹
Wieder falsch gedacht.
›Warum habe ich zugelassen, dass man mit mir machte?‹
Es gibt nur eine Antwort: ANGST.
Angst das Falsche zu tun, Angst die Liebe, seine Liebe zu verlieren, Angst die Liebe der Kinder nicht halten zu können, Angst zu vereinsamen - ANGST.
Der einzige Feind des Menschen ist diese blöde Angst.
Wie viel einfacher wäre das Leben im Vertrauen darauf, dass doch eigentlich alles gut ist, im Vertrauen darauf, dass alles einen Sinn hat, man von ganz hoher Stelle doch bedingungslos geliebt wird.
Alles Negative im Leben, auf der Erde hat diese blöde Angst zur Grundlage. Ob Wut und Zorn, Aggressionen, Eifersucht, Neid - Hass.
Immer ist es die Angst als Auslöser.
Angst etwas oder jemanden zu verlieren, nicht schön genug, zu dick - zu dünn, zu groß - zu klein zu sein.
Der Andere hat mehr - Besseres - Schöneres.
Soll er doch!
Welche Angst verbirgt sich denn hinter dieser Angst?
Es ist immer nur die Angst, nicht geliebt zu werden!
Ist ja spannend. So einfach ist das. Dann kann man die Angst doch ganz einfach ausblenden.
Eben nicht. Ein Leben ohne Liebe ist kein Leben und funktioniert auch nicht.
Das große ewige Thema. Liebe in allen Facetten.
Liebe zwischen Eltern und Kindern, Freunden, die ganz große Liebe meines Lebens, der Kerl fürs Leben, der Dualpartner. Es ist immer und in allem die Liebe der Motor zum Weitermachen, zum Habenwollen. Also ist die Liebe unbedingt nötig, um überhaupt existieren zu können.
Ist es die Liebe zum Leben, die uns davon abhält, bei der kleinsten Schwierigkeit in die Tiefe zu springen und dem Ganzen ein Ende zu machen?
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.