Das Licht in der Finsternis - Karin Kaiser - E-Book

Das Licht in der Finsternis E-Book

Karin Kaiser

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Beschreibung

Unbeschreibliches Grauen durchzieht das Herrschaftsgebiet des Schwarzen Fürsten in Transsylvanien, nachdem dieser das Zepter an sich gerissen hat. Rebellionen werden gewaltsam im Keim erstickt.  Menschen mit magischen Gaben leben besonders gefährlich: sie missbraucht der Schwarze Fürst als Blutopfer, um seine Macht noch weiter zu stärken. Als Hochverräter bezichtigt, flieht der Kaufmann Dorian mit seiner Familie in die Berge. Bald muss er am eigenen Leib erfahren, zu welcher Brutalität der teuflische Herrscher fähig ist …

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Karin Kaiser

Das Licht in der Finsternis

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Prolog

Nur mühsam hielt der Mann sich auf den Beinen, aber er gönnte sich keine Ruhe, sondern hetzte durch den dunklen Karpatenwald, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. Zum Glück vertrieb der aufkommende Wind die Wolken vor dem vollen Mond, sodass der düstere Wald in ein geheimnisvolles silbernes Licht getaucht wurde, wo es Lücken zwischen den alten, hohen Bäumen gab. Immer wieder schreckten ihn Geräusche tierischen Ursprungs auf, dennoch wagte er es nicht, stehen zu bleiben. Er musste den Ort unten im Tal erreichen, um dessen Einwohner vor der brutalen Strafe des Herrschers über diese Gegend zu warnen. Seit dieser auf unendlich grausame Weise seinen zuvor regierenden Bruder beseitigt hatte, lebten die Menschen in dieser Gegend in absoluter seelischer Finsternis. Jedes Jahr mussten die Bürger in diesem Landstrich sämtliche magisch begabten Menschen an den Schwarzen Fürsten ausliefern. Warum auch immer. Wahrscheinlich, weil dieser unglaublich abergläubisch war und annahm, wenn er das Blut der magisch Begabten tränke, würden ihm ebenfalls magische Kräfte zufallen. So lautete zumindest eines der Gerüchte. Ein anderes besagte, er sei von einem Dämon besessen, der jährlich seinen Obolus einstreichen wollte und als Gegenleistung dafür sorgte, dass der Herrscher fast unbesiegbar blieb. Und wer sich weigerte, als Blutopfer zu dienen, wurde entführt und dessen Familie grausam gerichtet. Irgendwann tauchten die Leichen dieser Menschen entsetzlich zugerichtet wieder vor den Türen ihrer Häuser auf. Vor Angst fingen die Bürger an, die Menschen, denen sie Hexenkräfte zutrauten, zu denunzieren. Zusätzlich beutete der Machthaber die Menschen bis aufs Blut aus. Es reichte nun nicht mehr, dass sie den zehnten Teil von dem, was sie anbauten, abliefern mussten, sondern fast die Hälfte davon. Viele starben eines grauenhaften Hungertodes. Jegliches Aufbegehren wurde im Keim erstickt. Dennoch hatte es der Schwager des Herrschers es geschafft, Anhänger um sich zu sammeln, um den Unhold zu stürzen. Doch in ihren Reihen hatte es einen Verräter gegeben, der seinen Herrn davon unterrichtete. Den Anführer der Rebellen hatte man fast zu Tode gefoltert und geblendet, doch er war standhaft geblieben, und hatte keinen seiner Unterstützer verraten. Schließlich hatte der Tyrann in seiner Wut angeordnet, seinen Widersacher lebendig zu begraben und dessen Familie in die Sklaverei zu schicken. Sogar seine eigene Schwester! Ansonsten war jeder zum Verdächtigen erklärt worden, der in den Dörfern oder kleinen Städten im Herrschaftsgebiet des Herrschers eine einigermaßen führende Position innehielt und Kontakt mit seinem Schwager hatte.

Auch der Ortsvorsteher des Heimatortes des Flüchtigen hatte lediglich ein paar Stunden in der Nähe des Schwagers verbracht, zusammen mit einem anderen Kaufmann aus dem Ort unten im Tal. Sie hatten Stoffe an dessen Ehefrau und Schwester des Schwarzen Fürsten verkauft und nichts mit der Rebellion gegen den Herrscher zu tun gehabt.

Einige Wochen war nichts geschehen und sie hatten sich schon sicher gefühlt. Doch gestern kamen die Soldaten überraschend in sein Dorf und machten es dem Erdboden gleich. Er war dem Schlimmsten nur entgangen, weil er krank im Bett gelegen und sich eilig darunter verkrochen hatte, als sie das Dorf durchsucht und die Dörfler verschleppt hatten. Eigentlich hatte er abwarten wollen, bis die Soldaten abzogen, aber er musste wissen, was sie vorhatten und versteckte sich hinter dem Vorhang am einzigen Fenster dieses Raumes. Die Haare waren ihm zu Berge gestanden, als er Zeuge der unendlichen Brutalität des teuflischen Herrschers wurde. Er ließ den Ortsvorsteher so lange grausam quälen, bis er gestand. Und danach mussten er und seine Familie den Pfählungstod sterben. Es war schon schlimm genug gewesen, dies alles hilflos mit anzusehen, doch als der Tyrann zufällig den Blick hob, sah er so viel Grausamkeit, Sadismus und Hass in dessen Augen flackern, dass sich ihm der Magen umdrehte. Dieser Mann hatte geradezu eine dämonische Freude daran gehabt, diese bedauernswerten Menschen zu quälen, bis sie eines grauenhaften Todes starben. Dies war kein Mensch – dies war der Teufel in menschlicher Gestalt. Die Leute dort unten im Tal ahnten noch nichts davon, dass sie die nächsten Opfer des Unholdes werden sollten.

Wieder schreckten ihn ein Geräusch und eine Bewegung auf, doch es war nur eine Eule, die rasch das Weite suchte. Vor ihm tat sich eine Lichtung auf und er erkannte im silbrigen Mondlicht die Ruine der Drachenburg, die vor zwei Generationen einem Angriff der Türken zum Opfer gefallen war. Der einzige überlebende Nachfahre dieses einst stolzen Rittergeschlechts war der Schwiegersohn des Kaufmanns dort unten im Ort, so hieß es. Nun, wie auch immer, im Schutz der Burg konnte er eine kurze Rast einlegen, bevor er sich an den Abstieg ins Tal machte.

Kapitel 1

Dorian fühlte eine irrationale Angst in sich aufsteigen, als er aus dem Wald ritt. Er zügelte sein Pferd und blickte auf das verborgene Tal hinab, wo seine Familie untergebracht war, seit ein Geflüchteter aus dem nächsten Ort sie vor der Wut und Mordlust des Schwarzen Fürsten gewarnt hatte. Innerhalb einer Nacht mussten sie ihren Heimatort verlassen und waren in die Berge geflüchtet. Er und seine Familie konnten sich glücklich schätzen, dass sie noch ein Haus in diesem versteckten Tal besaßen. Seit einigen Wochen lebten sie dort unentdeckt und er teilte sich mit den Brüdern seiner Ehefrau Sorina die Aufgaben, für Essen und die Sicherheit der Familie zu sorgen. Vorgestern war er mit der Nahrungsbeschaffung an der Reihe. Das Jagdglück war im hold gewesen und er hatte einen kapitalen Rehbock erlegt. Bei der Rückkehr durch den Wald jedoch war er beinahe einer Patrouille Soldaten in die Arme gelaufen. Er hatte es gerade noch geschafft, sich in der alten Burg seiner Vorfahren zu verstecken. Erst heute hatte er es gewagt, sein Versteck aufzugeben. Es verschaffte ihm ein äußerst ungutes Gefühl, dass die Männer des Machthabers schon die Bergwälder durchkämmten. Während der Nacht in der Burg wurde er von schrecklichen Albträumen geplagt, und er war erst kurz vor Morgengrauen eingenickt. Sofort nach dem Aufwachen hatte er sich auf den Weg gemacht, denn je später es wurde, umso mehr wuchs seine Furcht.

Entschlossen drückte er dem Pferd die Fersen in die Flanken.