Das Parfum von Ägypten und andere seltsame Geschichten - C. W. Leadbeater - E-Book

Das Parfum von Ägypten und andere seltsame Geschichten E-Book

C. W. Leadbeater

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Beschreibung

Dieses Buch überrascht durch seine Geschichten, aus denen Esoterikstudierende wertvolle Lehren ziehen können. Um dies zu erkennen, muss der Leser jede Geschichte genau studieren, denn sie beleuchten jeweils einen anderen Aspekt der Esoterik. Obwohl mehrere Geschichten von Erscheinungen bereits verstorbener Personen handeln, befassen sie sich mit sehr unterschiedlichen Situationen und Konzepten. So begegnen wir beispielsweise Erscheinungen, die durch unterschiedliche Emotionen hervorgerufen werden. In einer Geschichte ist es ein Geist, in einer anderen eine Seele und in einer dritten eine Erscheinung, die physischen Kontakt herstellen kann. Einerseits werden wir mit Aspekten der Schwarzen Magie konfrontiert, andererseits mit Einweihungsprüfungen wie der Prüfung durch den Wächter der Schwelle. Inhaltsverzeichnis Vorwort Das Parfum von Ägypten Der verlassene Tempel Das Versprechen des Majors Eine Mutprobe Ein astraler Mord Die dreifache Warnung Die versteckte Beichte Jagannath: Eine Erzählung aus dem verborgenen Indien Das Zimmer des Baron Von einem Geist gerettet Erklärung Die Indianer greifen an Im Lager von Martinez Die Flucht Die Rache

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Seitenzahl: 291

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Das Parfum von Ägypten

und

andere seltsame Geschichten

 

 

 

 

Verlag Heliakon

 

Titel: Das Parfum von Ägypten und andere seltsame Geschichten

 

Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon

Titelbild: Pixabay (Kellepics)

 

© 2025 Verlag Heliakon

www.verlag-heliakon.de

[email protected]

 

Herstellung: epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig.

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Vorwort

Das Parfum von Ägypten

Der verlassene Tempel

Das Versprechen des Majors

Eine Mutprobe

Ein astraler Mord, von dem mir der alte Bahnhofsvorsteher erzählt hat

Die dreifache Warnung

Die versteckte Beichte

Jagannath

Das Zimmer des Barons

Von einem Geist gerettet

Erklärung

Die Indianer greifen an

Im Lager von Martinez

Die Flucht

Die Rache

 

Vorwort

 

 

Die Geschichten, die in diesem Buch erzählt werden, haben sich wirklich ereignet. Natürlich erwarte ich nicht, dass der normale Leser das glaubt und ich wäre vollkommen zufrieden, wenn ich ihm die Zeit bei einer Zugreise vertreiben könnte oder wenn ich ihm an einem angenehmen Abend vor dem Kamin oder einem ruhigen Nachmittag am Fluss ein wenig Vergnügen bereiten könnte.

Für die Wenigen, deren Interesse an diesen Themen nicht nur oberflächlich ist, möchte ich anmerken, dass einige der Erzählungen meine eigenen Erfahrungen sind und andere eine genaue Wiedergabe von dem sind, was mir Personen erzählt haben, in deren Aufrichtigkeit ich vollkommenes Vertrauen habe. In allen Fällen, mit Ausnahme von „Jagannath“ und „Das Zimmer des Barons“, habe ich die Geschichten direkt von der Person gehört, die sie erlebt hat. So gibt es also keine Möglichkeit für kleine Abweichungen, die sich unweigerlich in Geschichten einschleichen, die von Mund zu Mund weitergegeben werden. Diese Dinge sind geschehen; obwohl es für diejenigen, die sich mit den Themen nicht beschäftigt haben schwer zu glauben ist, werden diejenigen, die mit der okkulten Literatur vertraut sind, die meisten dieser Geschehnisse bereitwillig bestätigen.

Ich habe andere und ernstere Bücher geschrieben, in denen solche Dinge wissenschaftlich erklärt werden; in diesem Werk ist es mein einziger Wunsch, meinen Lesern einige Stunden angenehmer Zerstreuung zu bereiten.

 

C. W. Leadbeater

 

 

 

Das Parfum von Ägypten

 

 

Es ist ein merkwürdiges Leben, das Leben eines Mannes in seinen Räumen, aber in vielerlei Hinsicht sehr angenehm. Sein großer Reiz ist die absolute Freiheit; die vollkommene Freiheit zu gehen und zu kommen, oder nicht auszugehen und zurückzukommen, genau wie es einem gefällt. Aber die Einsamkeit ist schrecklich. Wahrscheinlich erinnern sich die meisten Leser an Dickens gespenstische Geschichte (auf Tatsachen begründet, glaube ich) eines Mannes, der ein Schlaganfall hatte, als er seine Türe öffnen wollte und ein Jahr lang an die Türe angelehnt blieb, bis sie aufgebrochen wurde und sein Skelett dem Schlosser in die Arme fiel. Ich glaube nicht, dass ich ein nervöser Mensch bin, aber ich gestehe, dass diese Geschichte mich verfolgt hat, während meiner Abgeschiedenheit in meinem Räumen; und tatsächlich, abgesehen von solchen ungewöhnlichen schrecklichen Begebenheiten, gibt es unzählige unangenehme Möglichkeiten, wenn man so vollkommen alleine ist.

Alle unangenehmen Dinge, die den Menschen geschehen, sowohl in Romanen als auch im wirklichen Leben, geschehen anscheinend, wenn sie alleine sind; und obwohl der talentierte amerikanische Autor zweifellos recht hat, wenn er sagt „dank dem barmherzigen Himmel treffen die unerträglichen Qualen der Agonie nur den Menschen als Einheit und nicht die Menschen als Masse“ ist es sicherlich einfacher seine Gefühle zu teilen, wenn man nicht die betreffende Einheit ist. Andererseits, wenn ein Mann zurückgezogen in seinen Räumen, in einer Winternacht seine Türe abschließt und sich gemütlich am Kamin niederlässt für eine abendliche Lektüre, hat er ein Gefühl von Abgeschiedenheit und fühlt sich geschützt vor Störungen, nur vergleichbar mit dem eines Mannes, der an einem Abend seine Auszeichnung bei einem Universitätswettkampf zur Schau stellt.

Genauso hatte ich01 mich niedergelassen, nicht um zu lesen, sondern um zu schreiben, an jenem Abend, an dem das Erste einer Kette von Ereignissen geschah, von denen ich erzählen werde. Tatsächlich schrieb ich ein Buch, mein erstes Buch, „Über den aktuellen Stand des Gesetzes des Transportwesens.“ Ich hatte mehrere Abhandlungen über verschiedene Aspekte dieses Themas veröffentlicht und diese waren so gut von den Behörden der Rechtsfragen angenommen worden, dass in mir die Idee entstand, meinen Standpunkt in einem umfassenden Werk zu präsentieren.

In der Nacht, in der meine Geschichte beginnt, war ich mit dieser Arbeit beschäftigt, mit all der Begeisterung eines jungen Schriftstellers; und der Grund, warum ich diese Tatsache erwähne, ist, zu zeigen, womit meine Gedanken beschäftigt waren – weit entfernt von allem, was auf romantische oder ungewöhnliche Abenteuer hinweist.

Ich erinnere mich, dass ich gerade eine Pause machte, um den genauen Wortlaut eines besonders schwierigen Satzes zu überlegen, als mich plötzlich ein Gefühl überkam, das glaube ich alle schon irgendwann erfahren haben – das Gefühl, nicht alleine zu sein, das Gefühl, dass noch jemand im Raum war. Ich erinnere mich, dass meine Türe abgeschlossen war und deshalb war diese Idee absurd; jedoch war der Eindruck so stark, dass ich mich instinktiv aus meinem Sessel erhob und mich hastig umsah.

Es war jedoch nichts zu sehen und mit einem Lächeln über meine Dummheit wandte ich mich wieder meinem Satz zu, als ich einen schwachen aber sehr seltsamen Geruch im Zimmer wahrnahm. Er kam mir vertraut vor, aber für einige Momente war ich nicht fähig, ihn zu identifizieren; dann schoss es mir durch den Kopf, wo ich ihm schon vorher begegnet war und meine Überraschung war groß, wie man leicht verstehen wird, wenn ich es erkläre.

Ich hatte im vorigen Jahr einen langen Urlaub damit verbracht in Ägypten umherzuwandern und in merkwürdige Ecken und Winkel zu spähen, um mich mit dem wahren Leben des Landes vertraut zu machen; ich hielt mich soweit wie möglich abseits von bekannten Routen und von den Touristen.

Als ich in Kairo war, hatte ich das Glück die Bekanntschaft eines gewissen Scheichs zu machen (so wurde er genannt, obwohl ich nicht in der Lage bin zu sagen, ob er ein Recht auf diesen Titel hatte), der sich als vollkommene Informationsquelle über alte Bräuche und Traditionen und über die Antiquitäten des Ortes im Allgemeinen herausstellte – bezüglich der Reliquien der glorreichen Epoche der mittelalterlichen Kalifen, ich meine nicht die wirklichen Antiquitäten der alten ägyptischen Dynastien.

Mein Diener riet mir, mich vor diesem Mann in acht zu nehmen, er sagte, dass er den Ruf hätte, ein Magier zu sein und oft mit dem Bösen zu verkehren; jedoch, ich fand ihn immer sehr freundlich und zuvorkommend und er zeigte mir sicherlich viele interessante Dinge, die ich ohne ihn zwangsläufig verpasst hätte.

Eines Tages, als ich ihn zu ungewöhnlicher Stunde besuchte, hatte ich den Eindruck eines seltsamen Geruches, als ich seinen Raum betrat. Er war völlig anders als alles, was ich zuvor gerochen hatte, unbeschreiblich üppig und süß, fast bedrückend, und doch schien er einen stimulierenden und berauschenden Effekt zu haben.

Er gefiel mir so sehr, dass ich den Scheich sehr bedrängte, mir ein bisschen davon zu geben oder mir zu sagen, wo ich ihn erhalten könnte; aber zu meinem Erstaunen weigerte er sich höflich aber bestimmt das zu tun.

Alles, was er sagte, war, dass es sich um ein heiliges Parfum handle, das nur bei bestimmten Beschwörungen benutzt werde; dass seine Herstellung ein Geheimnis sei, das seit langen Zeiten persönlich weitergegeben werde und das nur wenige Auserwählte kennten; und dass alles Gold der Welt nicht reichen würde, um ein einziges Gramm davon zu kaufen.

Natürlich erregte das meine Neugierde sehr, aber er wollte mir keine weiteren Informationen geben, weder über die Essenz selbst noch über den Zweck, für den er sie benutzt hatte. Nachdem ich eine Stunde mit ihm gesprochen hatte, waren meine Kleider durchtränkt mit seinem verführerischen Duft, und als ich zu meinem Hotel zurückkehrte, bemerkte mein Diener als er meine Jacke ausbürstete den Geruch und erschrak.

Er verlor seine gewohnte Gleichgültigkeit und seine unerschütterliche Höflichkeit und fragte hastig:

»Effendi, wo waren Sie? Wie kommt dieser Teufelsgeruch an Ihre Kleidung?«

»Was meinst du?«, sagte ich. »Was ist das für ein Geruch, der dich so aufregt?«

»Seien sie vorsichtig, Herr, antwortete der Mann, fast weinend. »Ihr wisst nichts, Ihr glaubt nichts, Ihr Engländer versteht nicht die schreckliche Macht der alten ägyptischen Magie. Ich weiß nicht wo Sie waren aber, oh Herr, gehen Sie nie wieder dorthin, denn Sie waren in schrecklicher Gefahr. Nur Magier benutzen diese Essenz und kein Magier kann sie für sich selbst machen; sie wird von Teufeln hergestellt und für jede Phiole benötigt man ein menschliches Opfer, deshalb nennen wir sie Jungfrauenblut.«

»Unsinn, Mustafa, sagte ich; du kannst nicht erwarten, dass ich solch ein Märchen glaube. Kannst du mir nicht etwas von dieser mysteriösen Substanz besorgen?«

»Nicht für alles in der Welt«, antwortete Mustafa mit dem Anzeichen von Todesangst auf seinem Antlitz. »Niemand kann das schaffen, niemand, ich versichere Ihnen und ich würde es nicht einmal für mein Leben wagen, es zu berühren, selbst wenn jemand es könnte. Effendi halten Sie sich fern von solchen Dingen, um Ihrer Seele willen.«

Ich lachte über seine Angst um mich, aber es besteht kein Zweifel, dass er es todernst meinte; und es ist sicherlich wahr, dass ich nicht die geringste Menge dieses Parfums finden konnte, obwohl ich es bei jeder Parfümerie in Kairo versuchte. Wenn ich sage, dass es dieses mysteriöse Aroma war, fein aber ganz unverwechselbar, das meine Nase kitzelte in dieser unvergesslichen Nacht, in meinem Zimmer in London, dann wird man den Grund meiner Überraschung verstehen.

Was könnte das bedeuten? War es irgendwie möglich, dass der Geruch sich in meiner Kleidung gehalten hatte? Sicherlich nicht, wenn es so wäre, hätte ich das sicherlich früher als nach den vierzehn oder fünfzehn Monaten, die verstrichen waren, entdeckt. Also woher könnte dieser Geruch kommen? Ich war überzeugt, dass man in England nicht einmal etwas Ähnliches erhalten könnte. Das Problem erschien so schwierig, dass ich, als ich den Geruch nicht mehr wahrnehmen konnte, geneigt war zu glauben, dass das alles eine Halluzination war, und mich wieder an meine Arbeit begab, entschlossen es aus meinem Gedächtnis zu verbannen.

Ich hatte den schwierigen Satz zu meiner Zufriedenheit ausgearbeitet und hätte vielleicht noch eine Seite geschrieben, als ich plötzlich und ohne Vorwarnung wieder und stärker als zuvor das unangenehme Bewusstsein einer anderen Anwesenheit im Raum hatte; aber diesmal fühlte ich, und zwar sehr deutlich, bevor ich mich umdrehen konnte, einen sanften Hauch oder Luftstoß in meinem Nacken und hörte einen schwachen Seufzer.

Ich sprang mit einem unartikulierten Schrei aus meinem Sessel und schaute mich ängstlich im Raum um, aber es war nichts Ungewöhnliches zu sehen, keine Spur des mysteriösen Besuchers. Keine Spur sagte ich? Genau in diesem Moment, als ich meine Selbstbeherrschung wieder erlangte, stahl sich dieses seltsame feine Parfum der orientalischen Magie wieder in meine Sinne!

Es wäre dumm zu leugnen, dass ich wirklich erschrocken war. Ich eilte zu Türe und versuchte sie zu öffnen, ich rüttelte kräftig an ihr, aber sie war verschlossen, genau, wie ich sie zurückgelassen hatte.

Ich begab mich ins Schlafzimmer, aber dort war niemand. Dann durchsuchte ich beide Räume, ich schaute sorgfältig unter das Bett, das Sofa, die Tische und öffnete jeden Schrank oder jede Schachtel, die groß genug für eine Katze war, es war immer noch nichts da. Ich war total verwirrt. Ich setzte mich und versuchte es zu verstehen, aber je mehr ich dachte, desto weniger konnte ich eine vernünftige Lösung für diese Ereignisse finden.

Schließlich entschied ich, den Einfluss dieser Ereignisse für den Moment abzuschütteln und alle Überlegungen für den nächsten Morgen zu lassen. Ich versuchte meine Arbeit fortzusetzen, aber ich war nicht fähig zu schreiben, mein Verstand war zu beunruhigt.

Das gespenstische Bewusstsein einer fremden Anwesenheit wollte mich nicht verlassen, dieser sanfte traurige Seufzer schien noch in meinem Ohren zu klingen und sein unaussprechliches Leid erzeugte ein bedrückendes Gefühl von Mitleid. Nach ein paar vergeblichen Anstrengungen gab ich meinen Versuch zu schreiben auf, ich ließ mich in einen Sessel am Kamin fallen und begann stattdessen zu lesen.

Obwohl ich bei den meisten meiner Gewohnheiten das Einfache bevorzuge, bin ich, was das Lesen angeht ein Sybarit; zu diesem Zweck benutze ich den bequemsten Sessel, den es zu kaufen gibt, mit einer Erfindung genannt „literarische Maschine“, um mein Buch genau im richtigen Winkel zu halten, um die Augen vor dem Licht zu schützen und die Seiten zu beleuchten und einem Platz, um Notizen zu machen.

Auf diese luxuriöse Weise lies ich mich nieder, wählte als Lektüre die „Essays“ von Montaigne, in der Hoffnung, dass deren Scharfsinn und wunderbare Anpassungsfähigkeit der Ausdrucksweise mir die geistige Stärkung geben könnte, die ich benötigte. Trotz dieser Anstrengungen hatte ich, als ich las, zwei Gedanken, die mich nicht losließen: einen an die gespenstische Anwesenheit und den anderen an den feinen Dufthauch des Parfums von Ägypten.

Ich hatte etwa eine halbe Stunde gelesen, als ein Hauch, stärker als zuvor meine Nase kitzelte und zugleich bewog mich ein leichtes Rascheln, meinen Blick von meinem Buch zu heben.

Stellen Sie sich mein Erstaunen vor, als ich fünf Yards entfernt von mir, an dem Tisch von dem ich kurz zuvor aufgestanden war, die Gestalt eines Mannes sitzen sah, der anscheinend schrieb. Gerade als ich ihn ansah, fiel ihm die Feder aus der Hand, er erhob sich von seinem Stuhl, warf mir einen Blick zu, der bittere Enttäuschung und eine herzergreifende Bitte auszudrücken schien und verschwand!

Zu benommen um mich zu erheben, saß ich da, starrte den Platz an, an dem er gestanden hatte, und rieb mir mechanisch die Augen, als ob ich die Reste eines Albtraums wegwischen wollte. So groß der Schock auch war, war ich erstaunt festzustellen, dass ich, sobald ich fähig war meine Gefühle zu analysieren, eine deutliche Erleichterung fühlte und es waren nur ein paar Minuten vergangen, bis ich das begriffen hatte. Plötzlich erkannte ich, dass das gespenstische Gefühl einer unsichtbaren Wesenheit vergangen war und dann bemerkte ich zum ersten Mal, wie schrecklich das Gefühl der Bedrängnis gewesen war. Sogar der seltsame magische Geruch verschwand schnell und trotz des erschreckenden Anblicks, den ich gerade gesehen habe, hatte ich ein Gefühl von Frieden, wie ein Mann, der aus einem dunklen Kerker ins strahlende Licht der Sonne tritt.

Vielleicht war es dieses Gefühl, mehr als alles andere, das mich überzeugt hat, dass das, was ich gesehen hatte, keine Wahnvorstellung gewesen war, dass hier im Raum wirklich die ganze Zeit jemand gewesen war, der sich schließlich manifestieren konnte und nun verschwunden war. Ich zwang mich, still zu sitzen und mich sorgfältig an alles, was ich gesehen hatte zu erinnern, um es auf dem Blatt, das vor mir auf dem Tisch meiner literarischen Maschine lag, zu notieren. Zunächst über das persönliche Erscheinungsbild meines Geisterbesuchers, wenn es ein solcher war.

Er war groß und gebieterisch, sein Gesicht drückte große Macht und Entschlossenheit aus, aber es zeigte auch Spuren rücksichtloser Leidenschaft und vielleicht latenter Brutalität, das erzeugte den Eindruck eines Mannes, den man eher fürchtet und meidet, als liebt. Ich notierte besonders die harte Form seiner Lippen, denn ausgehend von der Unterlippe gab es eine seltsame weiße Narbe, die sehr auffällig war; dann erinnerte ich mich, wie sein Ausdruck sich plötzlich geändert hatte in einen, in dem Ärger, Verzweiflung, Bitte um Hilfe seltsam vermischt waren mit einem gewissen dunklen Stolz, der zu sagen schien: »Ich habe alles getan, was ich konnte; ich habe meine letzte Karte ausgespielt und bin gescheitert; ich habe mich niemals dazu herabgelassen einen sterblichen Menschen um Hilfe zu bitten, aber nun erbitte ich sie von dir.«

Ziemlich viel werden Sie sagen, für einen einzigen Blick; aber genau das war es, was er für mich ausdrücken schien; und obwohl seine Erscheinung finster war, entschied ich innerlich, dass seine Bitte nicht vergeblich gewesen sein sollte, wenn ich irgendwie herausfinden könnte, wer er war oder was er wollte. Ich hatte nie zuvor an Geister geglaubt; ich war nicht einmal sicher, ob ich es nun tat; aber sicherlich war ein leidender Mitmensch nichts anderes als ein Bruder, dem man helfen musste, egal ob er einen Körper hatte oder nicht.

Mit solchen Gedanken verschwand jede Angst und ich glaube wirklich, wenn der Geist noch einmal erschienen wäre, hätte ich ihn ruhig gebeten sich zu setzen und seinen Fall dazulegen, so, wie ich es bei jedem anderen Klienten getan hätte.

Sorgfältig notierte ich alle Ereignisse des Abends, fügte Datum und Uhrzeit hinzu und setzte meine Unterschrift darunter; und dann als ich aufschaute, bemerkte ich zwei oder drei Papiere, die auf dem Boden lagen. Ich hatte gesehen, dass der Ärmel des langen Umhangs, den der Geist getragen hatte, sie vom Tisch gefegt hatte, als er sich erhob und das erinnerte mich daran, dass er anscheinend etwas am Tisch geschrieben hatte und damit möglicherweise einen Hinweis auf das Geheimnis zurückgelassen hat.

Sofort begann ich alles zu untersuchen; aber alles war so, wie ich es hinterlassen hatte, außer, dass meine Feder dort lag, wo sie ihm aus der Hand gefallen war. Ich sammelte die Papiere vom Boden auf und dann machte mein Herz einen Sprung, als ich zwischen ihnen ein seltsames verschlissenes Fragment sah, das vorher sicher nicht auf meinem Tisch gewesen war.

Man kann sich vorstellen, mit welchem Eifer ich es aufgehoben habe. Es war ein kleines längliches Blatt Papier von ungefähr fünf mal drei Zoll; anscheinend ein Teil eines größeren Blattes oder eines kleinen Buches, denn eine Kante war extrem ungleichmäßig, was darauf hindeutete, dass es mit Kraft abgerissen worden war und tatsächlich war das Papier so dick und pergamentähnlich, dass das nicht verwunderlich war. Das Seltsame war, dass der unregelmäßige Rand weiß und frisch aussah, als ob er gerade abgerissen worden wäre, obwohl das Papier so verfärbt, voller Wasserflecken und vergilbt war. Eine Seite des Papiers war vollkommen leer, oder zumindest, wenn dort etwas Geschriebenes gewesen war, war es durch den Einfluss von Zeit und Feuchtigkeit verschwunden; auf der anderen Seite waren einige verwischte und undeutliche Buchstaben, so verblasst, dass sie kaum zu unterscheiden waren und in einer kühnen Handschrift mit frischer schwarzer Tinte die beiden Buchstaben „Ra“.

Die Tinte, mit der diese Buchstaben geschrieben worden waren, entsprach genau der, die ich normalerweise benutzte, zweifellos waren sie an meinem Tisch geschrieben worden und sie waren der Beginn einer Erklärung, die der Geist mir geben wollte, aber aus irgendeinem Grund nicht konnte. Warum er sich die Mühe hätte machen sollen, sein eigenes Papier mitzubringen, konnte ich nicht verstehen, aber ich folgerte daraus, dass diese unentzifferbaren gelben Zeichen ein Geheimnis verbargen, deshalb konzentrierte ich meine Aufmerksamkeit darauf. Nach geduldigen und andauernden Bemühungen war ich jedoch nicht in der Lage, einen Sinn darin zu erkennen und beschloss, auf das Tageslicht zu warten.

Entgegen meinen Erwartungen träumte ich in dieser Nacht nicht von meinem geisterhaften Besucher, obwohl ich für einige Zeit wach lag und an ihn dachte. Am Morgen lieh ich mir eine Lupe von einem Freund und setzte meine Untersuchung fort.

Ich sah, dass es zwei geschriebenen Zeilen gab, offenbar in irgendeiner fremden Sprache und dann ein seltsames Zeichen, einer Art von Monogrammen ähnlich, anstelle einer Unterschrift. Aber trotz all meiner Bemühungen konnte ich weder die Buchstaben des Monogramms noch die Sprache der beiden geschriebenen Zeilen entschlüsseln. Soweit ich es entziffern konnte, war Folgendes zu lesen:

Qomm uia daousa sita co uia uiese quoam.

Einige dieser Wörter schienen lateinisch zu sein und ich überlegte, dass, wenn das Memorandum so alt war, wie es erschien, Latein eine naheliegende Sprache war; aber ich konnte daraus keinen zusammenhängenden Satz bilden, so war ich also so weit entfernt von einer Lösung wie zuvor. Ich wusste nicht, was ich weiter unternehmen sollte. Ich schrak so sehr davor zurück von den Ereignissen dieses Abends zu sprechen, dass ich es nicht über mich brachte, das Papier irgendjemandem zu zeigen, aus Angst, dass jemand fragen könnte, wie es in meinem Besitz gekommen war. So verstaute ich es sorgfältig in meinem Notizbuch und für eine Zeit schienen meine Forschungen zum Stillstand gekommen zu sein.

Ich hatte keinen neuen Erkenntnissen über das Thema gewonnen, noch war ich zu einer Schlussfolgerung darüber gekommen, als der zweite Vorfall meiner Geschichte sich ereignete, etwa zwei Wochen später. Wieder saß ich am frühen Abend an meinem Schreibtisch, dieses Mal nicht mit meinem Buch, sondern mit der weniger angenehmen Tätigkeit, Briefe zu beantworten, beschäftigt. Ich schreibe nicht gerne Briefe und neige dazu meine Korrespondenz anzusammeln, bis die Rückstände beachtliche Ausmaße annehmen und meine Aufmerksamkeit einfordern; und dann widme ich einen oder zwei Tage diesem Fegefeuer und erledige die Arbeit.

Dies war eine dieser Gelegenheiten, erschwert durch die Tatsache, dass ich entscheiden musste, welche von drei Weihnachtseinladungen ich annehmen sollte.

Ich hatte seit Jahren die Gewohnheit, Weihnachten immer mit meinem Bruder und seiner Familie zu verbringen, wenn ich in England war, aber dieses Jahr zwang die Gesundheit seiner Frau meinen Bruder, den Winter im Ausland zu verbringen. Ich fürchte, ich bin absurderweise sehr konservativ in kleinen Dingen wie diesen und ich glaubte nicht, dass ich Weihnachten angenehm in einem anderen Haus als seinem verbringen könne, deshalb beschäftigte ich mich sehr wenig damit, zu wählen. Hier jedoch waren die drei Einladungen, es war bereits der vierzehnte Dezember, und ich hatte meinen Entschluss noch nicht gefasst. Ich wägte dieses Thema noch ab, als ich durch ein lautes Klopfen an meiner Tür gestört wurde. Als ich die Türe öffnete, stand ich einem gut aussehenden gebräunten jungen Mann gegenüber, den ich zuerst nicht erkannte, erst als er fröhlich ausrief:

»Hallo, Keston, alter Junge, ich glaube, du hast mich vergessen!«

Ich erkannte ihn sofort als meinen alten Schulkameraden Jack Fernleigh. Er war mein „Bursche“ in Eton gewesen und ich fand in ihm einen solch lustigen gutherzigen kleinen Kameraden, dass unsere „offizielle“ Verbindung in eine feste Freundschaft überging, was ungewöhnlich war; und obwohl er so viel jünger war als ich und wir in Oxford nur einige Monate zusammen verbracht hatten, hielt unsere Freundschaft und wir wechselten seitdem von Zeit zu Zeit Briefe. Ich wusste deshalb, dass er vor ein paar Jahren eine Auseinandersetzung mit seinem Onkel (seinem einzigen lebenden Verwandten) gehabt hatte und dass er nach Westindien gegangen war, um sein Glück zu suchen; und obwohl unser Briefwechsel unregelmäßig war, wusste ich im Allgemeinen, dass es ihm dort gut ging und so war ich nicht wenig überrascht, ihn vor der Türe meiner Wohnung in London zu sehen. Ich hieß ihn herzlich willkommen, ließ ihn am Feuer Platz nehmen und bat ihn dann, seine Anwesenheit in England zu erklären.

Er erzählte mir, dass sein Onkel plötzlich gestorben war, ohne ein Testament zu hinterlassen und dass die Anwälte ihn benachrichtigt hatten. Er hatte sofort seine Stelle aufgegeben und war mit dem nächsten Dampfer nach England aufgebrochen. Da er zu spät in London angekommen war, um seine Anwälte am selben Tag zu sehen und da er nach seiner langen Abwesenheit keine anderen Freunde hier hatte, war er, wie er sich ausdrückte, gekommen um zu sehen, ob ich meinem alten Burschen vergessen hatte.

»Und ich bin froh, dass du das getan hast, mein Junge«, sagte ich; »wo ist dein Gepäck? Wir müssen es aus dem Hotel bringen lassen, denn werde dir hier ein Bett vorbereiten für diese Nacht.«

Nach einem schwachen Protest, den ich überstimmte, wurde ein Bote zum Hotel geschickt, um das Gepäck zu holen und wir ließen uns zu einem Gespräch über alten Zeiten nieder, das bis weit in die Nacht dauerte.

Am nächsten Morgen ging er beizeiten, um seine Anwälte zu sehen und am Nachmittag gingen wir nach Fernleigh Hall (nun sein Eigentum); aber nicht ohne vorher beschlossen zu haben, dass ich Weihnachten dort mit ihm verbringen würde, anstatt eine der drei Einladungen anzunehmen.

»Ich erwarte, alles in einem schrecklichen Zustand vorzufinden«, sagte er, »aber innerhalb einer Woche werde ich in der Lage sein, die Dinge ein wenig zu ordnen und wenn du am 23. zurückkehrst, verspreche ich, dass du zumindest ein Bett zum Schlafen haben wirst; und du vollbringst eine gute Tat, indem du verhinderst, dass mein erstes Weihnachten in England seit vielen Jahren einsam sein wird.«

So hatten wir es beschlossen und somit schüttelte ich um vier Uhr nachmittags des 23. auf dem Bahnsteig des kleinen Bahnhofs, einige Meilen entfernt von Fernleigh, wieder Jacks Hand.

Der kurze Tag neigte sich schon seinem Ende zu, als wir das Haus erreichten, so konnte ich nur eine allgemeine Vorstellung von seinem äußeren Erscheinungsbild bekommen. Es war ein großes elisabethanisches Herrenhaus, aber offenbar nicht in sehr gutem Zustand, jedoch die Zimmer, die wir betraten, waren hell und freundlich. Wir hatten ein gemütliches kleines Abendessen und danach schlug Jack vor, mir das Haus zu zeigen.

Also wanderten wir, geführt von einem feierlichen alten Butler mit einer Lampe durch endlose Labyrinthe weitläufiger Passagen, durch große verlassene Hallen und durch Dutzende von tapezierten und getäfelten Zimmern, einige mit so dicken Wänden, dass man Falltüren und geheime Ausgänge vermutete. Mein Verstand war schließlich total verwirrt und ich dachte, dass ich, wenn meine Begleiter mich verlassen hätten, tagelang brauchen würde, um einen Weg aus dem Labyrinth zu finden.

»Man könnte eine Armee hier unterzubringen, Jack!«, sagte ich.

»Ja«, antwortete er, »und in den guten alten Tagen war Fernleigh in der ganzen Grafschaft für seine großzügige Gastfreundschaft bekannt, aber jetzt sind die Zimmer kahl und fast unmöbliert, wie du siehst.«

„Du wirst das alles bald ändern, wenn du eine nette kleine Frau nach Hause bringst“, sagte ich, „der Ort verlangt nach einer Dame, die sich darum kümmert.“

„Da gibt es keine Hoffnung, so leid es mir tut“, antwortete Jack, „es gibt nicht genug Geld dafür.“

Ich wusste, dass er in unserer Schulzeit mit der Hingabe eines Jungen die hübsche Lilian Featherstone, die Tochter des Rektors der Gemeinde verehrt hatte und ich hatte von ihm auf dem College gehört, dass zumindest von seiner Seite ihre kindliche Intimität zu etwas Tieferem gereift war; also fragte ich jetzt nach ihr und fand heraus, dass sich mit seinem Aufenthalt in den Tropen seine Gefühle in dieser Hinsicht nicht geändert hatten, dass er es schon erreicht hatte, sie und ihren Vater seit seiner Rückkehr zu treffen und dass er aufgrund ihres freudigen Errötens, als sie ihn sah, Hoffnung hatte, dass sie ihn in seiner Abwesenheit nicht vergessen hatte.

Aber leider hatte der Vater des Mädchens nur begrenzte Mittel und Jacks Onkel (ein egoistischer Verschwender) hatte nicht nur alles zugrunde gehen lassen, sondern auch das Anwesen so belastet, dass, als alles bezahlt und schuldenfrei war, wenig Geld übrig geblieben war; kaum ausreichend um Jack zu unterhalten und sicherlich nicht genug, um zu heiraten.

»Es gib also keine Hoffnung auf eine Hochzeit mit Lilian«, schloss er, »aber ich bin jung und stark, ich kann arbeiten, und ich denke, sie wird auf mich warten. Du wirst sie am Donnerstag sehen, denn ich habe versprochen, dass wir mit ihnen essen; sie hätten darauf bestanden, mich an Weihnachten einzuladen, aber ich sagte ihnen, dass ich einen alten Schulfreund zu Besuch hätte.«

Wir erreichten gerade die Tür der Gemäldegalerie und der alte Butler öffnete sie und wollte uns hereinbitten, aber ich sagte:

»Nein, Jack, lassen wir dies bis morgen, wir können die Bilder nicht gut sehen in diesem Licht. Lass uns zurück zum Feuer gehen und du erzählst mir die alte Legende deiner Familie, von der im College soviel gesprochen wurde; ich habe nie mehr als Teile davon gehört.«

»Weder ist sie es Wert Legende genannt zu werden«, sagte Jack als wir uns in dem gemütlichen kleinen Raum, dass er sein Studio nannte, niederließen; »noch ist sie sehr alt, denn sie bezieht sich nur auf den letzten Teil des achtzehnten Jahrhunderts. Das Interessante an der Geschichte drehte sich um Sir Ralph Fernleigh, den letzten Baron, der, nachdem was man hört, anscheinend einen etwas fragwürdigen Charakter hatte.

Er wird beschrieben als seltsamer, zurückhaltender Mann, ein Mann mit starken Leidenschaften, eisernem Willen und unbeugsamem Stolz; er verbrachte einen Großteil seiner Zeit im Ausland und es wird berichtet, dass er enormen Reichtum erwarb, durch Mittel, die einer näheren Prüfung nicht standgehalten hätten. Man kannte ihn als den „bösen Sir Ralph“ und die Abergläubischen unter seinen Nachbarn glaubten fest, dass er die schwarze Kunst studiert hatte, während seines langen Aufenthaltes im Osten. Andere hatten angedeutet, dass er Eigentümer eines Piratenschiffs war und dass es in diesen unruhigen Zeiten für einen waghalsigen Mann leicht war, ungestraft Piraterie auszuüben.

Ihm wurde großes Wissen über Edelsteine nachgesagt und es wurde berichtet, er würde eine der schönsten privaten Sammlungen von Steinen besitzen; aber da von seinem Nachfolger nichts gefunden wurde, schließe ich, dass das, wenn die Steine nicht gestohlen wurden, ein Mythos ist, ähnlich wie der, der ihn als jemanden darstellt, der Gold- und Silberbarren in seinem Keller gestapelt hat. Es scheint wahr zu sein, dass er wirklich ziemlich reich war und dass er während seiner letzten Jahre, die er hier verbrachte, ein bemerkenswert zurückgezogenes Leben führte. Er entließ alle Diener, außer einem vertrauenswürdigen Mann, ein Italiener, der ihn auf seinen Wanderungen begleitet hatte; und diese beiden lebten hier eine Art Einsiedlerleben ohne Verbindung mit der Außenwelt.

Das allgemeine Gerücht war, dass Sir Ralph, obwohl er große Mengen von unrechtmäßig erworbenem Reichtum gehortet hatte, wie ein Geizhals lebte. Die wenigen Menschen, die ihn gesehen hatten, murmelten etwas über seinen unheimlichen Blick, der immer auf seinem stolzen Gesicht zu sehen war, und sprachen insgeheim von einem schrecklichen geheimen Verbrechen; aber ich weiß nicht, ob jemals etwas davon bewiesen wurde.

Eines Morgens aber verschwand er auf mysteriöse Weise, so lautete jedenfalls die Geschichte des italienischen Dieners, der eines Tages ins Dorf kam und verängstigt, in seinem gebrochenen Englisch fragte, ob jemand seinen Herren gesehen hätte.

Er erzählte, dass zwei Tage zuvor Sir Ralph angeordnet hätte, dass sein Pferd für den folgenden morgen früh gesattelt sein solle, da er alleine eine kurze Reise machen wolle; als der Morgen kam, war zwar sein Pferd bereit, aber von ihm keine Spur.

Er antwortete nicht auf die Rufe seines Dieners, und obwohl dieser jedes Zimmer des großen alten Hauses durchsuchte, fand er nicht eine Spur seines Herrn. Sein Bett, sagte er, war in dieser Nacht nicht benutzt worden und die einzige Theorie, die er anbieten konnte, war, dass er von den Dämonen mitgenommen worden war, die er gewöhnlich beschwor. Die Dorfbewohner vermuteten ein Verbrechen, es war die Rede davon, den Diener zu verhaften, was diesen, als er es hörte, so sehr beunruhigte (in seiner Unkenntnis der Sitten des Landes), dass er in dieser Nacht auch auf mysteriöse Weise verschwand und nie wieder gesehen wurde.

Zwei Tage danach wurde von den abenteuerlustigen Dorfbewohnern eine Suche organisiert. Sie untersuchten das ganze Haus und das Grundstück, stöberten in jedem Winkel und jeder Ecke und riefen, bis sie heiser waren; „es gab keine Stimme, die antwortete“ und von diesem Tag an bis heute gab es kein Zeichen, weder vom Herrn noch von seinem Diener.

Da die Sucher nichts von den angeblichen Mengen Geld finden konnten, glaubten sie, dass es dieser „Taugenichts“ von Diener war, der seinen Herrn ermordet, dessen Leiche versteckt und den Schatz mitgenommen hatte und natürlich kam die Geschichte auf, dass der Geist von Sir Ralph an diesem Ort gesehen worden war.

Man murmelte, dass man sein Zimmer von allen anderen in diesem dunklen alten Haus an einer eigenartigen Atmosphäre unterscheiden könne, verursacht durch die ständige Heimsuchung des unruhigen Geistes seines Besitzes; aber das war bald nur eine Tradition und heutzutage weiß niemand, in welchem Teil des Hauses sein Zimmer war und ich habe nie etwas über die Erscheinung des Geistes zur Zeit meines Onkels gehört, obwohl er halbwegs daran glaubte und nie davon sprechen wollte. Nach Sir Ralphs Verschwinden blieb der Ort für einige Jahre verlassen und verwahrlost, bis endlich ein weit entfernter Cousin Anspruch darauf erhob, ihn von den Anwälten zugesprochen bekam und in Besitz nahm. Dieser fand, wie man sagt nur einen kleinen Rest von Sir Ralphs Guthaben auf der Bank; aber er hatte anscheinend eigenes Geld, denn er begann das alte Haus wiederherzustellen und hatte es bald in einen respektablen Zustand gebracht. Von ihm ging es in den Besitz meines Onkels über, der alles wieder verwahrlosen ließ, wie du siehst.«

»Das ist eine sehr interessante Familiengeschichte«, sagte ich, »obwohl es vielleicht etwas an Romantik fehlt. Hast du irgendwelche persönlichen Dinge von diesem mysteriösen Sir Ralph?«

»Es gibt ein Porträt in der Bildergalerie, zusammen mit den anderen; es gibt einige seltsame alte Bücher von ihm in der Bibliothek und ein oder zwei Möbelstücke, die ihm gehört haben sollen; aber es gibt nichts, was der Geschichte etwas Romantik verleiht, fürchte ich.«

Er konnte nicht wissen, als er diese Worte äußerte und wir uns für die Nacht trennten, was die wirkliche Romantik der Geschichte war, oder wie bald wir sie entdecken sollten.

Mein Zimmer war ein riesiger getäfelter Raum mit ungeheuer dicken Wänden und mit einigen sehr schönen alten Schnitzereien. Ein Rahmen aus Rosen und Lilien, der um die Tafeln herumlief, erregte meine Aufmerksamkeit, da es eines der schönsten Beispiele dieser Art von Arbeit war, die ich je gesehen hatte.

Es gibt immer etwas Unheimliches an diesen großen elisabethanischen Schlafzimmern und den riesigen Bettgestellen und ich glaube, meine kürzliche gespenstische Erfahrung hatte mich empfänglich für solche Einflüsse gemacht; obwohl das lodernde Feuer, das dank Jacks Gastfreundlichkeit für mich vorbereitet worden war, ein heiteres Licht in alle Ecken warf, dachte ich, als ich in meinem Bett lag Folgendes: »Was wäre, wenn sich dies als Sir Ralphs vergessenes Zimmer herausstellen sollte und er kommen und meine Ruhe stören würde, wie jener andere Besucher in der Stadt?«

Diese Idee kehrte immer wieder zurück, bis ich wirklich zu glauben begann, dass ich die besondere Atmosphäre, von der Jack gesprochen hatte, zu bemerken glaubte; eine Art subtiler Einfluss ergriff allmählich Besitz von mir. Wenn das geschehen würde, würde ich eine unangenehme Nacht verbringen, also riss ich mich aus diesen ungesunden Gedanken und schob sie entschlossen beiseite; obwohl ich es wollte, konnte ich die geisterhaften Assoziationen nicht vollkommen abschütteln (verursacht, denke ich, durch meine Umgebung), denn jedes Detail der seltsamen Ereignisse, die in meiner Wohnung geschehen waren, liefen wieder und wieder an meinen geistigen Augen vorüber, mit verblüffender Deutlichkeit und Genauigkeit.