Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das rosafarbene Haus ist eine liebevolle, fantastische Abenteuergeschichte. Es findet in Deutschland statt, in einem kleinen Ort namens Gaimersheim. Das kleine Mädchen Agnes unternimmt eine lange Abenteuerreise an Heiligabend auf einem zauberhaften Pegasus. In einem Märchen ist alles möglich, so auch der nächtliche Ausflug von Agnes in der Weihnacht... Nino Londarize- Hakala ist schriftstellerin und Musikpädagogin. Sie ist in der Hauptstadt Georgiens Tbilissi geboren und aufgewachsen und lebt Heute in der finnischen Hafenstadt Pori. Ihre Werke richten sich an Kinder und Erwachsene. Ihre Bücher, Märchen und Gedichte wurden auf finnisch, englisch, deutsch und georgisch veröffentlicht. Nino Londarize- Hakala gründete 1999 das Marionettentheater Der alte Kleiderschrank in Pori. Das Theater gastierte u. a. in Georgien und Deutschland. Die Schriftstellerin arbeitete an verschiedenen Schulen Finnlands sowie and der Waldorfschule in Pori. Mako Mäkeläinens farbenfrohe Illustrationen untermalen das Märchenhafte Abenteuer und erschaffen eine traumhafte Welt. Die Malerin ist die Tochter von Nino Londarize- Hakala. Sie absolvierte die traditionsreiche Kunstakademie Tbilissi und lebt Heute mit ihrer Familie in Finnland.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 83
Veröffentlichungsjahr: 2022
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
I Kapitel
II Kapitel
III Kapitel
IV Kapitel
V Kapitel
VI Kapitel
VII Kapitel
VIII Kapitel
IX Kapitel
X Kapitel
XI Kapitel
XII Kapitel
XIII Kapitel
XIV Kapitel
XV Kapitel
XVI Kapitel
XVII Kapitel
XVIII Kapitel
XIX Kapitel
XX Kapitel
Der Weihnachtsbaum und der Besuch vom Weihnachtsmann
An einer gewöhnlichen Straße in Gaimersheim, in einem rosafarbenen Haus, wohnten eine Mutter, ein Vater und vier Kinder. Der Älteste war ein Junge, Andreas, ihm folgte ein Mädchen, Klara, der Dritte war wieder ein Junge, Leopold, und schließlich die Jüngste der Familie – Agnes.
Wie allen Kindern, bereitete die Adventszeit ihnen eine große Freude, denn auch sie erwarteten Geschenke vom Weihnachtsmann.
Es blieben noch zwei Tage bis Weihnachten. Aus dem Fenster des rosafarbenen
Hauses guckten zwei blauäugige Mädchen – Klara und Agnes – und beobachteten die schneebedeckte Straße.
„Bald kommt Mutti und bringt uns einen Weihnachtsbaum!“, rief Klara.
„Oh, wie schön! Dann schmücken wir ihn alle zusammen und abends kommt auch der Weihnachtsmann!“, rief Agnes fröhlich.
„Was wünscht du dir vom Weihnachtsmann?“, fragte Klara ihre Schwester.
„Was ich mir wünsche, kann er mir nicht schenken. Das weiß ich“, antwortete Agnes traurig.
„Warum denn?“, wunderte sich Klara.
„Was ich mir wünsche, geht vielleicht nicht in den Geschenkesack hinein“, erklärte Agnes ihr.
„Oh…! Dann ist es besser, sich etwas Kleineres zu wünschen. Kleine Wünsche gehen doch leichter in Erfüllung“, empfahl die älteste Schwester der Jüngsten.
In diesem Augenblick knallte die Tür und die Mutter erschien mit dem Weihnachtsbaum. Andreas und Leopold folgten ihr. Die Mutter stellte den Weihnachtsbaum in die Mitte des Zimmers. Sie erinnerte die Kinder daran, dass um 6 Uhr abends der Weihnachtsmann kommen sollte. Sie selbst aber ging wieder mit dem Vater zusammen fort.
Es war noch genug Zeit bis zum Abend, aber die Kinder öffneten ungeduldig einen großen Kasten mit glänzendem Weihnachtsschmuck und wählten, wer mit welchen Stücken den Weihnachtsbaum schmücken darf.
Als erste lief Agnes zum Baum.
„Jetzt schmücken wir dich und dann bist du noch schöner“, teilte Agnes sofort dem Weihnachtsbaum mit.
Agnes hatte eine Gewohnheit mit allen Dingen zu sprechen, als ob sie lebendig wären. So unterhielt sie sich mit Steinen, mit Spielzeugen, mit Gras und mit Tieren. Aber wenn man sie darauf ansprach, erklärte sie allen, dass die Dinge selbst mit ihr sprächen. Aber niemand glaubte ihr.
„Ich brauche keinen Schmuck, ich bin doch sowieso hübsch!“, erwiderte der Weihnachtsbaum etwas beleidigt.
„Nun, was willst du denn?“, fragte Agnes interessiert.
„Hier, an der Spitze würde dein rotes Band reichen“, erzählte der Baum Agnes seinen Weihnachtswunsch.
Sofort stellte Agnes einen Stuhl vor den Baum und band ihr rotes Band dem Baum an die Spitze.
„Mein Band steht dir besser“, sagte Agnes und sprang vom Stuhl herunter. Da erschien Andreas vorm Weihnachtsbaum mit einer großen goldenen Kugel in seiner Hand.
„Es ist nicht nötig! Häng das nicht hin!“ Agnes versperrte dem Bruder den Weg.
„Was weißt du schon?“ Andreas’ Wangen röteten sich vor Zorn.
„Er hat mir selbst gesagt, dass er keinen Schmuck, sondern nur mein rotes Band will“, sagte Agnes ihm.
Wie immer, glaubte Andreas ihr nicht und versuchte seine Schwester zur Seite zu schieben, um sich dem Baum zu nähern. Das wäre ihm leicht gelungen, aber plötzlich klingelte es an der Tür. Die Uhr schlug viermal. Das was das Zeichen für die Kinder, dass es vier Uhr war.
„Wer kann es sein, zu dieser Zeit?“, wunderten sich die Kinder. Dann öffnete sich die Tür und ein weißbärtiger Weihnachtsmann erschien auf der Schwelle.
„Mutti hat aber gesagt, dass er erst um 6 Uhr kommt!“, riefen die Kinder zusammen und starrten auf den Weihnachtsmann. Er aber, mit einem großen Sack auf dem Rücken, lächelte freundlich.
„Oh, so ein großer Sack! Die Geschenke müssen wohl auch groß sein“, lächelte Andreas für sich.
„Ein Pferd schenkt man mir wohl nicht, aber wenigstens einen Sattel könnte ich bekommen“, wünschte sich Klara.
„Andreas und Klara haben mir gesagt, dass dieser Weihnachtsmann kein echter ist und dass Vati ihn eingeladen hat. Aber mir scheint er echt zu sein“, überlegte Leopold und wandte sich an Agnes, die mit neugierigen, weit aufgerissenen blauen Augen den weißbärtigen Gast anstarrte und deren kleines Herz mächtig klopfte.
„Agnes, verliere nicht den Kopf. Dieser Weihnachtsmann ist nicht echt! Vati hat ihn eingeladen“, flüsterte Leopold der jüngsten Schwester zu, obwohl er selbst tief im Herzen zweifelte und ein bisschen glaubte, dass doch alles echt war.
„Alles ist echt! Ach, du Dummkopf“, flüsterte Agnes zurück und wollte ihrem Bruder auf den Kopf schlagen. Plötzlich erinnerte sie sich aber, dass der Weihnachtsmann das sehen könnte, und versteckte ihre gehobene Hand hinter ihrem Rücken.
Nun stellte sich der Weihnachtsmann in die Mitte des Zimmers, legte den Sack ab und betrachtete die Kinder aufmerksam.
„Guten Tag, Kinder! Nun, womit könnt ihr mich erfreuen, um Geschenke zu bekommen?“ Der Weihnachtsmann blinzelte ihnen lustig zu.
Als erster stand Andreas auf, setzte sich ans Klavier und spielte ein kleines Stück. Dann sang Klara, und Leopold trug mit ernster Miene ein in der Schule gelerntes Gedicht vor. Nun war Agnes an der Reihe!
„Oh, ich kann mich aber an nichts erinnern. Was mache ich nun?“, dachte Agnes für sich, die vor Angst wirklich alle Gedichte und Lieder vergessen hatte.
„Dafür, was ich kann, interessiert sich der Weihnachtsmann gar nicht. Zum Beispiel beim Einschlafen oder wenn ich beleidigt bin, sauge ich tüchtig an meinem Daumen, aber das könnte ich jetzt nicht tun, denn ich will weder schlafen noch bin ich beleidigt.“
Agnes konnte sich nicht beherrschen und ihr rollten die Tränen aus den meeresblauen Augen.
Der Weihnachtsmann ging zu ihr, streichelte ihr den Kopf und beruhigte sie lächelnd, denn es gab Geschenke für jeden. Er nahm etwas aus der Tasche des langen, roten Mantels heraus, öffnete die Hand. Da waren vier Körnchen: weiß, grün, blau und braun.
„Kinder! Das sind keine einfachen Körnchen. Wenn ihr eines aussucht, könnt ihr ihm einen Wunsch zuflüstern und… der geht bestimmt in Erfüllung!“, gab der Weihnachtsmann den Kindern den Rat und blickte sie aufmerksam an.
„Sowas geschieht nur im Märchen“, antwortete Klara lächelnd.
„Sie sind doch kein echter Weihnachtsmann! Vati hat Sie eingeladen“, erinnerte Andreas ihn und fragte unzufrieden: „Wozu bräuchte ich diese Körnchen?“
„Ach, ich aber habe mir einen Sattel gewünscht. Wie dumm ich bin“, dachte Agnes.
Leopold schwieg, denn er hatte Zweifel. Große Unruhe herrschte in seinem Herzen.
„Warum gefallen euch diese Körnchen nicht? Ihr solltet doch die Geschenke nicht an ihrer Größe messen“, sagte der Weihnachtsmann lächelnd zu den Kindern und fuhr fort:
„Na gut! Dann machen wir es so: Wer an die Zauberkraft dieses Körnchens glaubt, nimmt eines, und wer nicht, dem gebe ich etwas anderes.“
Der Weihnachtsmann nahm aus dem großen Sack einen kleinen Beutel voller Süßigkeiten heraus.
„So ist es besser!“, freute sich Andreas und wählte sich ein Geschenk nach seinem Geschmack aus. So benahm sich auch Klara. An der Reihe war jetzt Leopold… Er wollte es seinen älteren Geschwistern gleichtun, aber er streckte seine Hand unwillkürlich zu den Körnchen aus.
„Leo, Leo, täusch dich nicht! Du bist doch keine Agnes, die alles glaubt“, sagten Klara und Andreas zu ihm.
Er zögerte einen Augenblick, aber dann folgte er Andreas’ und Klaras Beispiel, obwohl er tief im Herzen die Zauberkraft des Körnchens probieren wollte. Aber er fürchtete sich vor dem Spott seiner Geschwister.
Agnes war an der Reihe.
„Und, was wählst du denn?“, fragte sie der Weihnachtsmann.
Wortlos griff Agnes nach dem Körnchen und nahm es in ihre Hand.
„Meinen Wunsch kann ich nicht laut aussprechen. Erst wenn alle eingeschlafen sind, dann werde ich es dir zuflüstern.“
„Oh, du hast dich schon mit dem Körnchen unterhalten? Warum kannst du ihm nicht deinen Wunsch laut sagen?“, wollte der Weihnachtsmann wissen.
„Falls sie das mitbekommen, nehmen sie es mir weg“, antwortete Agnes flüsternd und blickte zu ihren Geschwistern. Die waren so mit ihren Geschenken beschäftigt, dass sie nichts mehr bemerkten.
„Was? Nehmen dir den Wunsch weg?“, staunte der Weihnachtsmann.
„Von meinen Geschwistern ist alles zu erwarten“, erklärte Agnes ihm. In diesem Augenblick klingelte es an der Tür.
„Mutti und Vati sind gekommen!“, riefen die Kinder und liefen, um die Tür zu öffnen.
„Der Weihnachtsmann ist bei uns!“, teilten die Kinder ihnen fröhlich mit. Als sie aber ins Zimmer zurückkehrten, war niemand mehr da.
Punkt sechs Uhr klingelte es wieder. Diesmal trat der Weihnachtsmann ein, den Vati eingeladen hatte.
Der Besuch des fliegenden Pferdes
Leopold und Agnes teilten sich ein Zimmer. Die anderen Geschwister gingen in ihr eigenes Zimmer und die jüngeren blieben allein. Leopold näherte sich langsam seiner Schwester und bat zögernd:
„Willst du nicht dein Körnchen in ein beliebiges Spielzeug tauschen?“
„Nein“, antwortete Agnes kurz und setzte ihre Beschäftigung fort. Sie bemühte sich ihr Nachthemd und Hosen, die sie sich verkehrt angezogen hatte, zurechtzurücken, aber es gelang ihr nicht. Sie ließ es bleiben und legte sich ins Bett. Das Körnchen legte sie unter das Kissen.
„Das Körnchen ist doch sowieso nicht echt“, stichelte Leopold und legte sich auch ins Bett.
„Oh, Leopold, wie dumm du manchmal bist“, seufzte Agnes. „Aber zum Glück nicht immer, sonst würdest du in der Schule schlechte Noten bekommen.“
„Ich aber wundere mich, wie man ein solches Kindlein in den Kindergarten lassen kann!“, konterte Leopold.
„Endlich ist er eingeschlafen“, murmelte Agnes, hob das Kissen, betrachtete das versteckte Körnchen und sprach mit ihm, als ob es ein Mensch wäre.
„Ich glaube, dass du Zauberkraft hast. Deshalb verrate ich dir meinen Wunsch!“
Dann überlegte sich Agnes ein wenig und fuhr fort:
„Ich wünsche mir so sehr ein fliegendes Pferd und möchte mit ihm zusammen dort oben am Himmel reisen! Aber glaub es mir, ich werde nicht herunterfallen. Unser Nachbar Wiki würde so was nicht wagen. Er hätte Angst, aber ich nicht!“, beendete Agnes ihren Wunsch stolz.
Kaum hatte sie es ausgesprochen, klopfte es plötzlich am Fenster.