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Eines Abends, als ich nach Hause kam, konnte ich meine Schlüssel nicht finden. Würde ich nun die ganze Nacht auf der Straße verbringen müssen? Sie war schon menschenleer, alle saßen zu Hause hinter verschlossenen Türen. Ich trauriger Pechvogel setzte mich auf einen nahen Stein und hatte große Angst. Wenn ein Gauner vorbeikommen würde und … Gegen meinen Willen liefen mir Tränen über die Wangen. »Oje … Gott sei Dank! Endlich kann ich mich richtig ausruhen!«, hörte ich da jemanden sagen. Du kannst dir meine Verwunderung vorstellen, als ich ganz unten am Kellerfensterchen ein fingerhohes Männlein erblickte. »Warum bedankst du dich bei mir?«, entfuhr es mir. »Ich habe mir mit deinen Tränen mein Gesicht gewaschen. Gäbe es keinen Wassertropfen auf Erden, so könnten meine Freunde und ich uns nicht waschen!«, erklärte mir das Männlein. »Wie, du hast hier auch Freunde?«, wunderte ich mich. »Ja, hab ich. Und sogar sehr viele … Wir wohnen in diesem schönen Keller«, sagte das Männlein. Tatsächlich vernahm ich ein Klingen fröhlicher Stimmen, die aus dem Kellerfenster zu kommen schienen. »Das Wichtigste ist, wer du bist und nicht, wo du wohnst«, fügte das Männlein hinzu. Dann lud es mich würdevoll in den Keller ein, sprang vom Fensterchen und verschwand im Dunkeln. Ich folgte ihm, und im Handumdrehen waren wir dort. Im fahlen Licht des Kellers bemerkte ich viele daumengroße Heinzelmännchen, die alle meinem neuen Freund ähnelten. Jedes war in einer anderen Farbe gekleidet. Sie freuten sich sehr über mein Kommen und erzählten mir Märchen, die ich nun mit euch teilen möchte.
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2016
In der Stadt meiner Träume werden die Kinder nicht krank. Dort gibt es auch keine Käfige. Jäger und selbstsüchtige Menschen sind nicht meine Freunde ...
Die Märchen der bunten Zwerge
Die Schlange mit der roten Schleife
Der Mond
Die Schlafmütze
Das Märchen vom Wundermaler
Der Stein
Der Träumer
Der Mann ohne Schatten
Ein merkwürdiges Weihnachten
Die Laternen
Warum sind die Tannen immergrün?
Der Vogelkäfig
Der Malermeister
Der Märchenerzähler
Der eitle König
Das Karussell und das gelbe Blatt
Die Pappel
Der Poet
Warum tragen die Eicheln Mützen?
Warum sind die Sterne am Himmel?
Eines Abends, als ich nach Hause kam, konnte ich meine Schlüssel nicht finden. Würde ich nun die ganze Nacht auf der Straße verbringen müssen? Sie war schon menschenleer, alle saßen zu Hause hinter verschlossenen Türen. Ich trauriger Pechvogel setzte mich auf einen nahen Stein und hatte große Angst. Wenn ein Gauner vorbeikommen würde und … Gegen meinen Willen liefen mir Tränen über die Wangen.
»Oje … Gott sei Dank! Endlich kann ich mich richtig ausruhen!«, hörte ich da jemanden sagen.
Du kannst dir meine Verwunderung vorstellen, als ich ganz unten am Kellerfensterchen ein fingerhohes Männlein erblickte.
»Warum bedankst du dich bei mir?«, entfuhr es mir.
»Ich habe mir mit deinen Tränen mein Gesicht gewaschen. Gäbe es keinen Wassertropfen auf Erden, so könnten meine Freunde und ich uns nicht waschen!«, erklärte mir das Männlein.
»Wie, du hast hier auch Freunde?«, wunderte ich mich.
»Ja, hab ich. Und sogar sehr viele … Wir wohnen in diesem schönen Keller«, sagte das Männlein.
Tatsächlich vernahm ich ein Klingen fröhlicher Stimmen, die aus dem Kellerfenster zu kommen schienen.
»Das Wichtigste ist, wer du bist und nicht, wo du wohnst«, fügte das Männlein hinzu. Dann lud es mich würdevoll in den Keller ein, sprang vom Fensterchen und verschwand im Dunkeln.
Ich folgte ihm, und im Handumdrehen waren wir dort. Im fahlen Licht des Kellers bemerkte ich viele daumengroße Heinzelmännchen, die alle meinem neuen Freund ähnelten. Jedes war in einer anderen Farbe gekleidet. Sie freuten sich sehr über mein Kommen und erzählten mir Märchen, die ich nun mit euch teilen möchte.
Es ging einmal ein Mädchen über eine schmale Landstraße. Es trug eine rote Schleife im Haar, schaute neugierig nach allen Seiten und trällerte ein Lied vor sich hin. Da verstellte ihm eine Schlange den Weg.
»Ich beiße dich nicht«, erklärte die Schlange.
Das Mädchen erschrak, ließ sich aber nichts anmerken und blieb brav vor der Schlange stehen.
»Woher hast du diese schöne Schleife?«, fragte die Schlange voller Bewunderung.
»Die hat mir meine Oma zum Geburtstag geschenkt«, antwortete das Mädchen.
»Ach«, seufzte die Schlange, »niemand denkt daran, dass Schlangen, Schmetterlinge und Vögel auch Geburtstag haben.«
»Es gibt so viele Vögel und andere Tiere auf Erden. Würde jedes Tier seinen Geburtstag feiern, gäbe es hier ununterbrochene Feiertage«, gab das Mädchen zurück.
Daraufhin schwieg die Schlange nachdenklich, schaute dabei aber unablässig auf die rote Schleife. Das Mädchen begriff, dass seine Schleife der Schlange gefiel, zog sie von seinem Zopf los und überreichte sie der Schlange. Diese war sichtlich verwirrt.
»Nimm sie«, versicherte das Mädchen begütigend. »Meine Oma wird mir wieder eine schenken.« Dann ging es auf die Schlange zu und band ihr die Schleife um den Kopf. Die Freude der Schlange war so groß, dass sie vergaß, sich bei dem Mädchen zu bedanken. Auch das Mädchen freute sich. Die Schlange mit der roten Schleife erinnerte es an eine seiner Puppen.
»Nun kann ich dich von den anderen Schlangen unterscheiden«, sagte es zum Abschied und ging nach Hause.
Am nächsten Tag kam das Mädchen ohne Schleife in die Schule. Dort wartete ein Fotograf, der die Kinder fotografieren wollte. Oje, jetzt wo ich keine Schleife habe, bemerkt mich der Mann bestimmt nicht!, dachte das Mädchen verzweifelt.
Da kam plötzlich ein schöner, kunterbunter Schmetterling ins Zimmer hineingeflattert und setzte sich auf den Kopf des Mädchens.
»Was für eine schöne Schleife hat das Kind!«, rief der Mann entzückt und fotografierte es sofort.
In uralter Zeit schienen zwei Sonnen vom Himmel auf die Erde herab. Sie leuchteten so hell, dass es weder Abend noch Nacht gab. Die Menschen waren immer gut gelaunt, sie schliefen nicht und arbeiteten fleißig.
Nur ein boshafter Mann war unzufrieden. Er hasste die Sonnen und wünschte sich, dass sie einmal zu leuchten aufhören würden und ringsum Finsternis herrschen würde. Er rief den beiden Sonnen zu:
»He, was leuchtet ihr dort oben, als wärt ihr die richtigen Sonnen! Alle wissen doch, dass ihr bloß blanke Glasleuchter seid!«
Die Sonnen grinsten vor sich hin und gaben ihm keine Antwort. Der Mann hörte aber nicht auf, sie zu reizen und wiederholte jeden Tag seine bösen Worte.