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New York 2023 Alyssa, gerade achtzehn geworden, ist todunglücklich und wütend zugleich. Über sechs Jahre waren sie und ihr Vater nach dem frühen Tod der Mutter ein eingeschworenes Team. Und plötzlich ist da diese neue Frau, die ihr Vater Curt ihr als die zukünftige Stiefmutter vorstellt. Niemals! Schon gar nicht will sie mit ihr in das Strandhaus in den Hamptons, um dort die Sommerferien zu verbringen. Allein zuhause bleiben kommt nicht infrage. Tante Celine hat die rettende Idee. Vier Wochen Kalifornien bei Celines langjähriger Freundin Ann-Marie. Alyssa stimmt notgedrungen zu und landet in der bunten Hippie-Welt des Küstenortes Santa Clara. Ihr erster Gedanke: Flucht! Bis sie am Strand dem geheimnisvollen Nathaniel begegnet.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Titelseite
Impressum
Zitat
Vorfreude
Vorurteile
Nicht mit mir
Kulturschock
Neue Welten
Viele Fragen
Das Leben der anderen
Dunkle Prophezeiungen
Wahrheit
Meine neue Welt
Die Autorin
Gabriele Ketterl
RomanceNovelle
Ashera Verlag
Impressum
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.
Erste Auflage im September 2025
Copyright © 2025 dieser Ausgabe by
Ashera Verlag
Hochwaldstr. 38
51580 Reichshof
www.ashera-verlag.net
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.
Covergrafik: pixabay
Coverlayout: Atelier Bonzai
Innengrafik: pixabay
Szenentrenner: pixabay
Redaktion: Alisha Bionda
Lektorat & Satz: TTT
Vermittelt über die Agentur Ashera
(www.agentur-ashera.net)
„Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.“
Mark Twain
„Achtzehn! Endlich achtzehn, ein Leben ohne Vorschriften … gut, fast ohne.“ Alyssa ließ sich jubelnd auf ihr Bett fallen und strampelte ausgelassen mit den Beinen. Als ihr Blick in den riesigen Spiegel neben ihrem Queensize-Luxusbett fiel, musste sie wohl oder übel lachen. „Super! Ganz toll, Alyssa, sehr erwachsen, wirklich!“ Noch immer lachend rollte sie sich an den Rand und stand auf. Sie trat nahe an den Spiegel und tippte sich auf die Nase. „Du bist jetzt erwachsen! Also benimm dich auch so, was denkst du, Spieglein an der Wand?“ Da der Spiegel erwartungsgemäß schwieg, griff Alyssa nach ihrem Handy.
Sie scrollte sich in ihrem Spotify-Account zu ihrer wöchentlichen Lieblingsplaylist und stellte auf laut. Der offene Kleiderschrank, der die komplette Seitenfront ihres Zimmers einnahm, erinnerte sie daran, dass sie sich eigentlich beeilen sollte. Das jährliche Geburtstagsdinner mit ihrem Vater Curt sollte heute, laut seiner eigenen Aussage, etwas ganz Besonderes werden. Alyssas Blick fiel auf die Fotosammlung auf ihrer Kommode. Das Foto mit ihrer Mutter stand in der Mitte. Ein wunderschönes Bild, aufgenommen im Garten ihres Hauses in den Hamptons, auf dem ihr Vater, hinten stehend, stolz seine schöne Frau im Arm hielt und die wiederum strahlend auf das kleine Mädchen vor sich schaute. Sie waren eine so glückliche Familie gewesen. Bis zu jenem schrecklichen Tag vor nunmehr acht Jahren. Ein Weihnachtsmärchen in den Bergen Montanas hatte es werden sollen und es endete in einem Albtraum. Ihre Mutter war eine gute Skifahrerin gewesen, aber der angetrunkene Rowdy, der mitten auf der Piste ungebremst in sie hineinfuhr, ließ ihr keine Chance. Ihre Mutter starb im Helikopter auf dem Weg ins Krankenhaus – nur einen Tag vor Weihnachten.
Acht Geburtstage hatte sie ohne ihre liebevolle Mom feiern müssen, Geburtstage, die dank ihres Vaters trotzdem immer schön und unvergesslich waren. Man konnte sie wohl als eingeschworene Gemeinschaft bezeichnen, deren Beziehung so eng und vertrauensvoll war, dass kein anderer jemals dazwischen gepasst hatte. Ja, da waren schon einige Freundinnen gewesen, schließlich war Curt ein attraktiver Mann und noch nicht einmal fünfzig. Allerdings war es nie etwas Ernsteres geworden. Dafür sorgte schon auch Alyssa, wofür sie sich ab und an ein wenig schämte, aber nur ein wenig. Ihre Mom konnte sowieso niemand ersetzen und außerdem hatte Dad ja sie, daher hielt sich ihr Schuldgefühl in Grenzen.
Grübelnd arbeitete sie sich durch ihren wohlgefüllten Kleiderschrank. Für den heutigen Abend musste es etwas besonders Schönes sein. Das coole lange Kleid aus der neuen Boutique war genau das Richtige. Eilig schlüpfte sie in ihre neuen Dessous, ein Geschenk ihrer Tante Celine, zog sich das Kleid über und warf einen neugierigen Blick in den Spiegel. Perfekt! Das kupferfarbige Kleid passte wie angegossen und harmonierte, so wie erhofft, gut mit ihren langen, mahagonifarbenen Haaren. Sie wusste nur zu gut, dass sie ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war. Möglich, dass ihr Vater ihr darum so viel hatte durchgehen lassen. Immerhin war sie nun erwachsen und vernünftig. Wieder musste sie grinsen. Vernünftig … nun ja, das würde sich herausstellen. Ein lauter Klingelton unterbrach Adeles romantische Ballade.
„Alles Liebe zum Geburtstag! Wie fühlt sich die Volljährigkeit denn nun so an?“ Cindy, ihre beste Freundin seit der Highschool, hatte eindeutig ein Lächeln in der Stimme.
Alyssa stellte das Telefon auf laut. „Danke, Süße, aber das weißt du am besten. Du bist die Älteste von uns.“
„Danke, dass du mich daran erinnerst. Und weißt du schon, was dein Dad für heute geplant hat? Ist schließlich ein großes Ereignis.“
Alyssa seufzte. „Er schweigt wie ein Grab. Allerdings denke ich, er plant etwas Außergewöhnliches, denn ich hab ihn schon lange nicht mehr so nervös gesehen.“
„Hm, vielleicht bekommst du ein neues Auto?“
„Wohl kaum, der BMW war neu, als ich ihn letzten Sommer für die Fahrten zum College bekommen habe.“
„Ach, lass dich einfach überraschen. So wie ich deinen Dad kenne, wird’s was richtig Schönes. Abgesehen davon wollte ich fragen, ob die Planung für die Ferien noch steht? Semesterferien alle gemeinsam in eurem Häuschen in den Hamptons?“
Alyssa schmunzelte. „Sicher, so wie seit langer Zeit geplant, alle in dem ‚Häuschen‘. Gib zu, dass du das Anwesen liebst.“
Cindys Antwort kam spontan. „Als wüsstest du das nicht. Ich bin dir und deinem Dad so dankbar für die vielen Luxusferien in eurem Zehn-Zimmer-Häuschen. Ist Tessa auch wieder dabei?“
„Ja, natürlich, so wie die letzten Jahre. Wir drei Ladys und mein Dad – drei Engel für Curt, du weißt doch! Das wird wieder total cool.“
„Ich freu mich auch. Dein Geschenk gibt’s dann wie immer bei der dortigen Gartenparty. Ich kanns kaum erwarten. Muss jetzt los, Schatz, mein kleiner Bruder steht sonst allein vor der Schule.“
Nach einem Blick auf die Uhr verabschiedete sich auch Alyssa eilig. Insbesondere, da sie im Erdgeschoss bereits ihren Vater rumoren hörte. Voller freudiger Erwartung griff sie nach ihrer Tasche und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Dad behauptete immer, sie sähe aus wie Michelle Pfeiffer, nur eben mit dunklen Haaren. Mit diesem Vergleich konnte sie gut leben.
„Das SOHO Garden? Dad, ich bin beeindruckt. Wie hast du das geschafft? Der Laden ist sehr angesagt, superhip und auf Monate ausgebucht. Das steht überall in Social Media!“
Curt hielt ihr lächelnd die Tür des liebevoll gepflegten Ford Explorer auf, ein älteres Modell und eines seiner wenigen Hobbys. „Väter haben Superkräfte, weißt du das immer noch nicht?“
Liebevoll betrachtete sie ihren Vater, wie er um den Wagen herumging und die Fahrertür öffnete. Curt sah für seine beinahe fünfzig sehr gut aus. Groß, durchtrainiert und auch sein Haar, mochte es von silbernen Strähnen durchzogen sein, war voll und immer perfekt geschnitten. Täuschte sie sich oder war er tatsächlich nervös? Mehrmals fuhr er sich auf der Fahrt zum SOHO Garden mit der Rechten durch die Haare, eine Geste, die sie bei ihm selten sah.
„Dad, stimmt etwas nicht? Ich kenne dich, ich weiß, wann du aufgeregt bist. Heute ist zwar ein besonderer Tag, aber ich verspreche, mich zu benehmen.“ Alyssa hatte einen kleinen Scherz machen wollen, um ihn zu beruhigen, aber das Gegenteil schien der Fall zu sein.
Ihr Vater atmete tief aus, warf ihr einen seltsamen Blick zu und fuhr, nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel, in eine Parkbucht. „Alyssa, das mit dem ‚benehmen‘, damit hast du, ohne es wissen zu können, einen Punkt getroffen. Ja, ich weiß, ich hätte es dir früher sagen sollen, aber ich fürchte, ich war einfach feige. Wahrscheinlich dumm von mir, aber ich vergesse immer wieder, dass du erwachsen bist und ich, so hoffe ich, auch wie mit einer Erwachsenen reden kann. Kleines, wir sind heute Abend zu dritt. Ich dachte mir, dass es eine gute Idee sein könnte, zu diesem speziellen Tag einige Ankündigungen loszuwerden.“
Das klang seltsam, kalt, es klang bedrohlich. „Ankündigungen loswerden? Dad, das hatte ich an diesem Tag eigentlich nicht erwartet, besonders, da es echt gefährlich klingt.“
„Nein, nein, hier ist nichts gefährlich, glaub mir.“ Wieder fuhr er hektisch durch sein Haar. „Kleines, heute Abend wird uns Ava Gesellschaft leisten. Du kennst Ava, und ich hatte den Eindruck gewonnen, dass du sie gut leiden kannst.“
Sie nickte. „Kann ich, aber warum ausgerechnet an diesem speziellen Tag, dem Tag, der seit acht Jahren nur uns beiden gehört?“
Ihr Dad lächelte, aber es war ein seltsam trauriges Lächeln. „Ja, Kleines, der Tag und der frühe Abend. Aber dann kamen deine Freunde, du bekamst deine spezielle Feier. Während der Ferien dann, nochmals die große Gartenparty in den Hamptons.“
Sie legte ihre Hand auf seine. „Und jedes Mal war es traumhaft schön.“