Das Schweigen der Kanarienvögel - Ingrid Walther - E-Book

Das Schweigen der Kanarienvögel E-Book

Ingrid Walther

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Beschreibung

Vogelfrei auf Teneriffa? Zwei alte Freundinnen nehmen auf der Kanareninsel heimische Beutegreifer ins Visier. Fink und Denk oder "Nomen est Omen" Vogelkundlerin Amalia Fink und ihre beste Freundin Lydia Denk, ihres Zeichens Salzburgs bekannteste Hobby-Philosophin, weilen auf Teneriffa, denn in der Pension kann man sich so etwas schon mal gönnen. Amalia hat das Ziel, ein wissenschaftliches Buch über die kanarische Vogelwelt zu verfassen. Lydia offenbar das Ziel, sie abzulenken, denn die eigenen Philosophiebücher im Koffer bleiben unangetastet. Dann verschwindet ein Rotkehlchen. Nein, nicht der Vogel, sondern eine junge Frau namens Katie, in der Amalia Fink ein Rotkehlchen zu erkennen glaubt – so wie sie alle Menschen, die ihr begegnen, unweigerlich mit einer bestimmten Vogelart in Verbindung bringt. Vogelfrei oder im goldenen Käfig? Weil ihnen Katies Verschwinden nicht geheuer ist, stellen Fink und Denk auf der Insel Nachforschungen an und beginnen, das Gestrüpp an Verstrickungen, das den gewöhnlichen Urlauber*innen verborgen bleibt, zu entwirren. Hat Katies Verschwinden etwas damit zu tun, dass erst kürzlich ihr nackter Nachbar – der nicht per se nackt ist, es aber in diesem verhängnisvollen Moment war – vom Balkon gefallen ist? Oder musste sie die Insel überstürzt verlassen, weil ihre Affäre aufgeflogen ist? Und sitzt da etwa eine Lorbeertaube im Gebüsch? Nein, Fehlalarm … zumindest, was die Lorbeertaube betrifft. Herbe Schönheit abseits der gängigen Pfade Ingrid Walther, bisher Provence-Krimi-Täterin, betritt mit "Das Schweigen der Kanarienvögel" neues Terrain und tauscht Lavendelfelder gegen schwarze Strände. Sie zeigt uns eine unbekanntere Seite Teneriffas, wie etwa das Hinterland mit seinen dschungelartigen Lorbeerwäldern und kargen Vulkanlandschaften. Und dann sind da noch die geflügelten Bewohner dieser Landschaften, die wir durch Amalia Finks Fernglas beobachten können. Wer nicht schon vor diesem Buch vogelbegeistert war, wird sich spätestens danach mit Vogelhäuschen, Nistkästen und Meisenknödel eindecken.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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HAYMON taschenbuch 318

Ingrid Walther

Das Schweigen der Kanarienvögel

Fink und Denk ermitteln auf Teneriffa

Inhalt

Teil 1: Katie

Teil 2: Margarita

Teil 3: Fermina

Teil 4: Amalia

Teil 5: Carmen

 

 

 

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig. Von den Schauplätzen des Romans sind einige der Fantasie der Autorin entsprungen, andere sind ganz real. Es bleibt den Lesern und Leserinnen überlassen, den Unterschied herauszufinden.

Teil 1: Katie

1

„Wenn ich nicht sofort die Terrassentüre öffne“, murmelte er, „werde ich diese Hitze nicht überleben.“

Zu Hause angekommen, hatte er sich erschöpft auf den einzigen Stuhl im Raum fallen lassen, ein hartes und unbequemes Möbelstück. Das weiche blaue Sofa, das sich einladend präsentierte, blieb dennoch unbenutzt. Er hatte Angst, darin ins Bodenlose zu versinken und nie wieder hochzukommen.

Jetzt schaffte er es nicht einmal, sich seines schweißnassen Hemdes zu entledigen. Seit ihn dieses Rheuma heimgesucht hatte, konnte er sich nur unter großen Schmerzen an- und ausziehen. Er fühlte sich um Jahre gealtert.

Immerhin hatte er es heute bis zur Apotheke geschafft. Es war dies ein Bußgang von über einer halben Stunde, der nur erträglich wurde, weil er sich zwischendurch bei Uwe, dem einzigen deutschen Lokal hier an der Westküste Teneriffas, ein Bier genehmigte.

Wo waren die Zeiten geblieben, als er als Tourenbegleiter Wandergruppen in viereinhalb Stunden in die dünne Luft des Teide hinaufgeführt hatte? Ganz zu schweigen von seiner Montblanc-Besteigung oder von seinen fünf Griechenland-Jahren, in denen er mit seinen Touristen fünfmal in der Woche auf den Olymp gestiegen war!

Als er die Packung mit den Schmerztabletten aus der engen Tasche seiner kurzen Jeans zog, zitterten seine Hände. Er hasste es, sich als Tattergreis fühlen zu müssen. Bis vor Kurzem hatte er noch in der Illusion gelebt, sich von der Kohorte der in Puerto Santiago überwinternden Pensionisten vorteilhaft abzuheben. Schließlich war er noch nicht einmal 60 Jahre alt. Als vor einem halben Jahr seine rheumatischen Schübe begannen, hatte ihm der Arzt gesagt, dass derartige Beschwerden in jedem Alter auftreten könnten, und das war ihm trotz der Pein, die ihm die Krankheit bereitete, ein gewisser Trost gewesen.

„Vielleicht ist es ohnehin besser, wenn ich demnächst das Zeitliche segne“, sagte er sich. „Dann hat nicht nur meine körperliche Qual endlich ein Ende, sondern meine Ex könnte wieder mit den Kindern in Puerto Santiago Urlaub machen, ohne die Sorge, mir über den Weg zu laufen.“

Gerade hatte er eine der Tabletten aus der Folie gedrückt. „Sehen die heute anders aus?“ Misstrauisch betrachtete er das rosa Medikament.

Seine Wasserflasche stand in Griffweite. Er blickte auf und stellte fest, dass die Sonne durch den halbzugezogenen roten Vorhang den Raum in ein zartrosa Licht getaucht hatte.

Er schnappte sich die Flasche und entschied sich spontan, ausnahmsweise zwei Pillen zu nehmen. Das konnte nicht schaden. Er schluckte sie, trank etwas Wasser und ließ die Flasche neben sich auf den Boden gleiten.

Ihm wurde noch heißer. Sein Körper fühlte sich an, als hätte er einen Feuerball verschluckt.

„Lange halte ich das nicht mehr aus!“

Wieder griff er mit zitternden Händen zur Flasche, um sie diesmal gierig in einem Zug zu leeren.

Keuchend starrte er einige Sekunden lang in den Raum, dessen Anblick sich auf seltsame Weise zu verwandeln schien. Das Rosa verschwand. Alles erschien plötzlich heller und in schärferen Konturen.

Dann waren die Schmerzen mit einem Mal weg.

„Ha“, überrascht und beglückt warf er die Arme in die Höhe.

„Ein Wunder!“, sagte er, nahm sein Medikamentenschächtelchen und drückte einen Kuss darauf.

„Danke!“ Schon stand er aufrecht da und verneigte sich vor einer imaginären Pharmazeutin. „Die rosa Pillen sind eindeutig besser als die weißen, so viel steht fest.“ Über seinen eigenen Scherz musste er laut lachen.

Er riss sich sämtliche Kleidungsstücke vom Leib und schleuderte sie durch das Zimmer, wo sie sich an unterschiedlichen Stellen in zweifelhafte Dekorationsstücke verwandelten. Wie wunderbar das war!

Der Feuerball in seinem Körper hatte sich in eine kühle Quelle verwandelt. Mit einem Satz war er bei der Terrassentür, riss sie weit auf und trat hinaus. Weit unter ihm rauschte das Meer.

„Einfach herrlich!“

Die Wohnung samt Terrasse hoch über dem Meer war ein Juwel. Wasser und Himmel blau wie immer, nur die Insel La Gomera gegenüber hatte wie gewohnt eine weiße Wolkenhaube auf. Nein, er war noch nicht bereit, sich aus diesem Leben zu verabschieden. Er würde endlich wieder seine Kinder einladen – aber ohne deren Mutter, diese Nervensäge. Es war Zeit für seine Töchter, zu begreifen, welch einzigartigen Vater sie hatten.

Übermütig erklomm er den Betonsockel, auf dem das Geländer aus Metallstäben befestigt war. Er war noch immer schwindelfrei!

Die Arme ausgebreitet wurde er zu Herkules, bereit, endgültig in seinen Olymp aufgenommen zu werden.

Jetzt war es ein Leichtes, über den Zaun hinwegzusteigen.

Gleich würde er wie ein Gott über dem Wasser schweben.

***

Drei Stockwerke darunter verbrachte Herr Lütherli mit seiner Frau den wohlverdienten Urlaub. Er war ein eifriger Beamter der eidgenössischen Finanzverwaltung, der es nicht einmal hier auf seiner schönen Terrasse angesichts des Meeres lassen konnte, einen Steuerakt zu bearbeiten, sosehr ihn seine Frau auch davon abzulenken versuchte. Schließlich galt es im aktuellen Fall, der aufgrund diverser anwaltlicher Tricks ohnehin bereits viel zu lange verschleppt worden war, Verjährungsfristen zu beachten.

Der Fall war politisch heikel wegen eines Bezugs zu rechtsradikalen österreichischen Kreisen. Es ging um Geldwäsche und Steuerhinterziehung in Kombination mit mafiösen Scheingeschäften russischer Firmen. Abgründig, aber aus seiner Sicht eine spannende fachliche Herausforderung. Dass ihm sein unmittelbarer Vorgesetzter, ein politisch gut vernetzter und aalglatter Typ, mehr oder weniger unverblümt bereits nahegelegt hatte, die ganze Geschichte via Verjährung unter den Teppich zu kehren – schließlich ging es um das Image eines sauberen Schweizer Finanzplatzes –, hatte ihn ehrlich erzürnt und seinen Arbeitseifer nur noch mehr angestachelt.

Soeben hatte er seinen Laptop eingeschaltet und wartete ungeduldig darauf, endlich sein Passwort eingeben zu können. Seine Frau war kurz in die Küche gegangen, um Kaffee und Kuchen zu holen.

Plötzlich vernahm Herr Lütherli ein leises Rauschen, fast so, als würde ein Riesenadler seine Schwingen ausbreiten. Dann musste er entsetzt zusehen, wie unmittelbar vor seiner Nase der Laptop von einem herabstürzenden menschlichen Körper regelrecht zerschmettert wurde. Für ihn, der an seinem Laptop wie an einer Nabelschnur hing, war dessen Verlust der weitaus größere Schock als der grässliche Anblick des nackten Toten, der ihn auf dem großen Marmortisch liegend mit offenen Augen anstarrte.

Seine größte Sorge war der brisante Steuerakt. Aufgrund der strikten Geheimhaltung und wegen der politischen Verwicklungen mit dem Ausland gab es nur eine einzige Kopie. Würde man ihn jemals rekonstruieren können?

Wenige Sekunden später krachte hinter seinem Rücken ein Tablett klirrend zu Boden. Seine Frau stand versteinert mit weit geöffneten Augen da und blickte mit zitternden Händen auf die unfassbare Szene. Als sich Herr Lütherli endlich etwas gefasst hatte, versuchte er zunächst, seine Frau zu beruhigen, und begleitete sie ins Schlafzimmer. Von dort aus rief er mit seinem Handy Polizei und Rettung.

Eigentlich hätte er es als seine Pflicht angesehen, auf Teneriffa zu bleiben, um der Polizei bis zum Abschluss sämtlicher Untersuchungen zur Verfügung zu stehen.

Er hatte jedoch nicht mit Frau Lütherli gerechnet! Für zwei Tage blieben sie noch in einem anderen Hotel, dann reisten sie ab. Nie wieder – sagte sie – würde sie an diesen Ort des Grauens zurückkehren.

2

„Sag, ist das nicht das Rotkehlchen?“

Amalia Fink kniff die Augen zusammen, schob ihre Sonnenbrille ins Haar und kramte im Rucksack nach der Fernbrille. Als sie sie gefunden hatte, war es schon zu spät. Der Gehsteig auf der gegenüberliegenden Seite des Restaurants, vor dem sie und Lydia Denk gerade einen Espresso bestellt hatten, war wieder leer.

„Warum gibst du deine Brille nicht immer in dasselbe Fach? Jedes Mal, wenn du sie dringend brauchst, suchst du eine halbe Stunde danach.“ Lydia klang brummig wie fast immer. Auch der ewige Sonnenschein auf Teneriffa hatte der stets skeptischen und strengen Miene von Amalias ältester und bester Freundin aus Salzburg nichts anhaben können.

„Danke für den Tipp“, Amalia zuckte mit den Schultern, „sie ist an und für sich immer in demselben Fach. Aber wenn ich in Eile bin, denke ich nicht mehr daran. Ich glaube dennoch, dass sie es war.“

„Wen meinst du?“

„Meine ehemalige Studentin. Die Sängerin. Diejenige, die uns im Park von Hellbrunn so überschwänglich begrüßt hat. Letztes Jahr im Mai war das, glaube ich.“

„Ach ja, ich erinnere mich. Vielleicht hast du schon Heimweh und es dir deshalb eingebildet.“

„Ich doch nicht. Du bist doch diejenige mit Heimweh.“

Amalia nahm Lydia so, wie sie war. Geprägt durch eine harte und arbeitsreiche Kindheit in der Bäckerei ihres Vaters, war sie immer die Ernstere von ihnen beiden gewesen. Schon früh hatte sie ihren drei jüngeren Geschwistern die verstorbene Mutter ersetzen müssen. Dass hinter der strengen Miene von Lydia Denk viel Klugheit und Humor steckten, hatte Amalia Fink erkannt, als sie in der ersten Schulklasse Freundschaft miteinander geschlossen hatten. Wenigstens hatte Lydias Vater nichts dagegen gehabt, dass sie in jeder Minute ihrer spärlichen Freizeit in einem Buch las. Damit war sie von Amalia versorgt worden, die als verhätschelte Tochter eines Salzburger Anwalts immer von Büchern umgeben und deren Mutter eine Kundin der Bäckerei gewesen war. Ein Geschäft, das Lydias Mann, den sie sehr jung geheiratet hatte, später weiterführte. Anfänglich weniger aus Liebe als aus Selbstschutz, wie sie Amalia einmal gestand. Er war ein tüchtiger, gutmütiger und – wie er selbst gerne sagte – zum Bäcker geborener Mann, der ihr im Geschäft viel abnehmen und ihr somit ein wenig Freiraum für ihre wahren Interessen verschaffen konnte.

Als Amalia mit dem Studium der Ornithologie begonnen hatte, war Lydia schon Mutter gewesen. Sobald ihre drei Kinder aus dem Haus gewesen waren, hatte sie mit einem Fernstudium der Philosophie begonnen. Beinahe in null Komma nichts war aus der Frau des Bäckers eine Philosophin geworden, die in Kursen an der Volkshochschule ihre Belesenheit und ihr hervorragendes alltagstaugliches Wissen weitergab. Von ihren Anhängerinnen wurde sie anfangs mit Professorin tituliert, was sie allerdings als unzutreffend auf das Heftigste zurückwies. So blieb es bei der Ansprache Frau Denk mit dem Beinamen die Philosophin. Als sie in einer Salzburger Regionalzeitung eine Kolumne bekam, avancierte sie zu einer lokalen Größe, und halb Salzburg wusste, wer gemeint war, wenn von der Philosophin die Rede war.

Die Wege der Freundinnen waren lange getrennt gewesen, aber als Amalia nach langen Auslandsjahren nach Salzburg zurückgekehrt war, hatten sie wieder zusammengefunden.

Amalia Fink, eine soeben pensionierte und echte Professorin der Zoologie an der Universität Salzburg, Ornithologin aus Leidenschaft und eine in der Fachwelt anerkannte Expertin für Singvögel, hatte nicht damit gerechnet, dass es Lydia hier auf Teneriffa wirklich gefallen würde. Sie hatte vielmehr befürchtet, dass ihre eigenwillige und tiefgründige Freundin von der oberflächlichen Heiterkeit des Insellebens, dem beinahe immerzu blauen Himmel und dem Überangebot an Billigkleidung und Strandutensilien, die aus den zahlreichen kleinen Läden hervorquollen, bald genervt sein würde. Lydia hatte es aber bei einigen amüsierten Bemerkungen belassen. Sie hatte Amalia gestanden, dass sie vor allem hier war, damit ihre Kinder und Schwiegerkinder kapierten, dass sie auch ohne sie mit der Aufzucht ihrer immer größer werdenden Schar von Kindern zurechtkommen mussten.

***

Amalia und Lydia, die ihr Ferienquartier in einer Finca in den Bergen aufgeschlagen hatten, saßen an einem von drei Tischchen vor ihrem momentanen Lieblingslokal Noche y Día in dem Küstenstädtchen Puerto Santiago. Sie waren hier, um mit dem Besitzer den morgigen Abend zu besprechen. Nur für Amalia und Lydia würde er dann das Lokal öffnen, denn letzte Woche war Amalias 65. Geburtstag gewesen, den sie in einem kleinen Freundeskreis nachfeiern wollte.

Das war mittlerweile alles besprochen, und Amalia, die sicher war, dass sie sich in ihrer Beobachtung nicht getäuscht hatte, blickte noch immer suchend auf die Allee von Palmen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, hinter denen das Meer hervorblitzte. Die Plaza, ein Park mit einem hübschen Café, lag zwischen Palmen und Meer und war deshalb von ihrem Platz aus nicht zu sehen.

Amalia wandte sich triumphierend der Freundin zu. „Es ist tatsächlich das Rotkehlchen“, stellte sie fest.

Eine Gestalt in rotem Kleid war erneut aufgetaucht und nun eindeutig als ihre ehemalige Zoologiestudentin zu erkennen: Katie Falkensteiner, die nach zwei Semestern das Zoologiestudium abgebrochen und mit einer Ausbildung zur Sängerin am Salzburger Mozarteum begonnen hatte.

„Was die wohl hier macht?“ Amalia staunte.

„Was soll sie schon machen? Urlaub, was sonst? Das macht ja hier jeder, ausgenommen all jener Bedauernswerten, die zur Sklavenarbeit für die Touristen verdammt sind.“

„Nein, Lydia, das glaube ich nicht. Jetzt haben wir Anfang April und da kann sie sich keinen Urlaub nehmen. Ihr Studium ist äußerst anspruchsvoll und sie will spätestens in einem Jahr ihren Abschluss machen. Außerdem weiß ich, dass sie immer knapp bei Kasse ist. Sie jobbt nebenbei im Peterskeller.“

„Das werden wir gleich wissen“, sagte Lydia und begann, heftig zu winken.

Und Amalia schloss sich ihr an.

Das Rotkehlchen hatte sie offensichtlich erkannt.

Ein erfreutes und heftiges Nicken, und schon versuchte Katie Falkensteiner, die stark befahrene Straße zu überqueren. Bremsen quietschten, ein Hupkonzert folgte und sie floh wieder auf den Gehsteig zurück. Dann zuckte sie mit den Schultern und machte sich auf den Weg zu dem nahe gelegenen Zebrastreifen.

Auch heute trug sie Rot. Ein hellrotes kurzes Sommerkleid, ihre tiefschwarzen Haare in Zöpfen zu einer Art Krone hochgesteckt. Früher hatte sie sie offen getragen, aber mit Beginn des Gesangsstudiums hatte sie sich diese neue Frisur zugelegt. Die zukünftige Diva vorwegnehmend, wie Amalia vermutete. Sie hatte an der schönen jungen Frau noch keine anderen Farben als Rot und Schwarz gesehen. Rot in allen Varianten, vom hellen Rosa bis hin zur Farbe eines sehr alten Weines. Nicht nur die Farbe ihrer Kleidung, sondern auch ihre großen dunklen Augen hatten Amalia an die typischen Merkmale eines Rotkehlchens erinnert.

Die Ornithologin hatte schon lange die Angewohnheit, den Menschen in ihrer Umgebung die Namen von Vögeln zu geben. Ihr Gedächtnis für Menschennamen war noch nie das beste gewesen, die Namen von Vögeln würde sie jedoch nie vergessen. Und dass ihre Mitmenschen allesamt seltsame Vögel waren, war ihr bereits als Kind klar geworden.

Katie Falkensteiner alias Rotkehlchen hatte ein Semester Zoologie hinter sich, als sie die Aufnahmeprüfung an der Salzburger Musikuniversität bestand und mit ihrem Traumstudium beginnen konnte. Da sie in Amalias Nähe wohnte, lief sie ihrer früheren Professorin immer wieder über den Weg.

„Bitte kein Wort zur Katie, dass sie für mich das Rotkehlchen ist. Du weißt, dass ich die Spitznamen meiner Bekannten lieber für mich behalte“, sagte Amalia.

„Jaja“, antwortete Lydia, „und deshalb sollte ich eigentlich auch nicht wissen, dass ich für dich ein Graureiher bin.“

„Bei dir ist das etwas anderes“, antwortete Amalia, „es gibt keinen lebenden Menschen, den ich so gut kenne wie dich.“

„Es ist mir eine Ehre“, brummte Lydia, lehnte sich zurück, und gemeinsam beobachteten sie die Gesangsstudentin, die gerade empört den Kopf schüttelte, weil ein Auto über den Zebrastreifen gerast war, ohne für die Fußgängerin anzuhalten.

3

„Was für eine Überraschung! Frau Professor Fink, was machen Sie denn hier?“

Plötzlich stand das Rotkehlchen vor ihnen.

„Für eine Rentnerin wie mich eine leichte Frage“, antwortete Amalia. „Wir sind dem tristen Winterwetter entflohen und genießen die Sonne. Viel interessanter ist, was Sie hierher verschlagen hat, Katie.“

Ein tiefer Seufzer. „Das ist eine lange Geschichte. Darf ich?“ Fragend zeigte Katie Falkensteiner auf einen leeren Sessel am Tischchen.

Amalia nickte.

„Ich weiß, womit Ihre Geschichte beginnt“, mischte sich Lydia Denk ins Gespräch. „Sie haben sich verliebt.“

„Ja, genau! Woher wissen Sie das?“

„Weil nahezu alle langen Geschichten damit beginnen“, war die Antwort, gefolgt von einem zwitschernden Lachen der Gesangsstudentin.

„Darf ich vorstellen“, sagte Amalia, „meine Freundin Lydia Denk.“

„Oh“, Katie gab sich beeindruckt. „Ich kenne Sie natürlich. Ich lese jeden Samstag Ihre Kolumne in der Zeitung. Mittlerweile online. Sehr anregend und witzig. Und erst Ihre subtile Kritik an der biederen Salzburger Hautevolee. Feine Klinge und große Klasse. Sie sind doch die Philosophieprofessorin!“

„So etwas Ähnliches“, murmelte Lydia. Und lauter sagte sie: „Aber bitte erzählen Sie, falls Sie es nicht eilig haben.“

„Ich habe ein wenig Zeit. Mein Freund hat gerade eine Besprechung und meine Anwesenheit ist nicht erwünscht!“

Der Sohn des Restaurantbesitzers kam an ihren Tisch. „¿Que puedo traerle?“

„¡Lo mismo que estas señoras, por favor!“, antwortete Katie Falkensteiner.

„¡Buen provecho!“, wünschte er ihr.

„Sie sprechen Spanisch?“, fragte Amalia.

„Ehrlich gesagt, nicht besonders. Ich lerne es gerade. Aber ich kann Italienisch sehr gut und glücklicherweise mein Freund hier auch. Seine Mutter stammt aus Mailand“, sagte sie und sang gleich darauf zum Beweis: „Caro nome che il mio cor festi primo palpitar …“

„Rigoletto“, kommentierte Amalia.

„Bravo!“ Lydia deutete ein Klatschen an. „Sie haben eine schöne Stimme, Katie. Ich nehme an, dass man als Opernsängerin perfekt Italienisch können muss. Aber nun erzählen Sie endlich!“

„Echt, soll ich? Ob Sie das wirklich hören wollen?“

Amalia und Lydia nickten einvernehmlich.

„Es ist mir ein wenig peinlich, denn mich hat vor einiger Zeit die Liebe erwischt wie Gilda in Rigoletto. Und wie Sie vermutlich schon ahnen, ist es ein Mann von Teneriffa. Deshalb bin ich schon seit Anfang Dezember hier.“

„Das war eine kurze Geschichte, aber ich hoffe, sie geht für Sie besser aus als für die unglückliche Gilda“, stellte Amalia fest.

„Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, auch wenn die Langversion eher kompliziert ist.“ Die Sängerin verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. Und dann erzählte sie davon, wie sie sich im letzten Sommer bei den Salzburger Festspielen unsterblich in einen sehr attraktiven und auch wohlhabenden Mann verliebt und dass sie mit ihm die bisher schönste Zeit ihres Lebens verbracht hatte. Nach seiner Abreise aus Salzburg war ihre Sehnsucht nach ihm kaum auszuhalten gewesen, und auch er beschwor sie in seinen Telefonaten, nach Teneriffa zu kommen. Im November überraschte er sie mit einem spontanen Besuch und sie ließ sich überreden. Sie sei die Liebe seines Lebens und als Opernliebhaber bewundere er ihre unfassbar großartige Singstimme. Zu diesem Zeitpunkt hatte Katie erhebliche Geldsorgen, und als er ihr auf Teneriffa sogar ein Engagement in Aussicht stellte, schmiss sie in Salzburg alles hin und kam zu ihm. In Puerto Santiago wartete eine schöne Wohnung auf sie, ein Liebesnest an der Steilküste über dem Meer. Tatsächlich hatte er ihr auch einige Gesangsauftritte verschafft, viel Geld verdiente sie damit leider nicht. Er trage sie hier zwar auf Händen, aber ideal sei die Situation eben auch nicht. Sie müsse sich an gewisse Regeln halten, die den Umständen ihrer Beziehung geschuldet seien. Was er ihr nämlich vorher nicht verraten hatte, war das Übliche: Frau und Kinder und die Schwierigkeit, sich von der Familie zu trennen.

Katie hatte jetzt ein Taschentuch in der Hand, schnäuzte sich kräftig und warf den Kopf in den Nacken. „Sie werden mich für wahnsinnig unvernünftig halten!“

„Es ist immer etwas Wahnsinn in der Liebe und etwas Vernunft im Wahnsinn, sagt Nietzsche. Lieben Sie diesen Mann?“ Lydia genoss es, hie und da ihre Belesenheit aufblitzen zu lassen.

„Ja, natürlich“, antwortete Katie. „Auch er liebt und verehrt mich wirklich. Noch sind die Umstände gegen uns, aber er ist überzeugt, dass er eine Lösung findet!“

„Eine Lösung für wen?“, fragte Amalia.

„Für uns beide natürlich. Seine Ehe ist schon lange am Ende und seine Frau ist ebenfalls fremdgegangen.“

„Na dann …“ Amalia ahnte, wie die Geschichte ausgehen würde, und das Rotkehlchen tat ihr leid.

„Verraten Sie uns, wie dieser Mann heißt?“ Die Frage war ihr spontan über die Lippen gekommen.

„Mit Vornamen Héctor. Mehr darf ich nicht sagen. Ich habe versprochen, dass ich unsere Beziehung erst offiziell mache, wenn er mit seiner Familie alles geklärt hat. Er ist hier sehr bekannt und wir wollen die Angelegenheit nicht verkomplizieren.“

Katie schlug sich mit der Hand auf den Mund.

„Entschuldigen Sie, ich fürchte, ich habe schon zu viel gesagt!“ Auf einmal wirkte sie trotzig. „Eine altmodische Opernfigur bin ich jedenfalls nicht. Ich bin eine emanzipierte Frau und kann auf mich aufpassen.“

Sie wechselte das Thema.

„Und Sie machen hier wirklich nur Urlaub und tun sonst nichts? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, Frau Professor Fink. Sie schreiben bestimmt wieder ein Buch, vielleicht über die Vogelwelt von Teneriffa.“

Amalia nickte. „Zumindest plane ich eines.“

„Wissen Sie“, bemerkte Lydia Denk trocken, „Amalia will endlich den lebenden Beweis dafür, dass die Kanarienvögel ihrer Kindheit tatsächlich auch in freier Natur existieren.“

Katie musste schon wieder lachen. „Tatsächlich? Früher haben die Leute bei sich zu Hause Vögel in Käfigen gehalten. Meine Oma hatte auch einen Kanarivogel, wie sie ihn nannte, und das arme Tier steckte in einem viel zu kleinen Käfig. Aber hier sind mir noch überhaupt keine Vögel aufgefallen.“ Plötzlich hatte sie wieder Tränen in den Augen. „Entschuldigung, ich weiß nicht, was mit mir los ist. Der Gedanke an meine Oma und an Salzburg und dass Sie jetzt vor mir stehen und zuerst so skeptisch auf meinen Bericht über Héctor reagiert haben …“

„Aber nein, das ist doch Ihre Sache, Katie …“ Amalia versuchte, sie zu beschwichtigen.

„Ja“, antwortete Katie. Ihr Handy piepste und sie sah auf das Display. „Ich muss leider los. Héctors Besprechung ist schon zu Ende. Und jetzt habe ich die ganze Zeit nur von mir gesprochen. Ich würde mich so gerne noch länger mit Ihnen unterhalten. Darf ich Sie noch einmal treffen?“

„Aber natürlich gerne“, antwortete Amalia.

„Vielleicht gleich morgen gegen Mittag in Alcalá?“, ergänzte Lydia. „Sie könnten Amalia Gesellschaft leisten, während ich etwas zu erledigen habe, bei dem sie nicht dabei sein darf.“ Mit einem bedeutungsvollen Blick in Richtung Amalia fuhr sie fort. „Morgen findet auf der Plaza von Alcalá der wöchentliche und wirklich entzückende Handwerkermarkt statt. Wir genehmigen uns dann immer einen Kaffee vor der Bar, die nicht besonders originell Plaza heißt. Daneben gibt es einen Secondhand-Store.“

„Kenne ich“, Katie nickte. „Ich jogge jeden Vormittag auf dem Küstenweg von Puerto Santiago nach Alcalá und zurück. Wann soll ich morgen dort sein?“

„Würde Ihnen halb elf Uhr passen?“, fragte Lydia.

„Perfekt!“ Katie nickte. „Sind Sie einverstanden, Frau Professor Fink?“

„Natürlich! Ich freue mich auf Ihre Gesellschaft.“

„Abgemacht“, sagte Katie. „Jetzt muss ich aber wirklich los.“

Schon eilte sie über den Zebrastreifen. Ein Autofahrer, der wegen ihr abbremsen musste, öffnete das Fenster und pfiff ihrer attraktiven Erscheinung hinterher.

„Das hast du gut eingefädelt, Lydia.“ Amalia ahnte, dass die geheime Erledigung mit ihrer morgigen Geburtstagsfeier zusammenhing.

Manchmal konnte die Philosophin ziemlich kindisch sein.

4

„Halt, bitte stehen bleiben“, rief Amalia. „Ich muss kurz aussteigen!“

„Bitte nicht gerade hier, Lady“, sagte der Taxifahrer und drehte seinen tätowierten Kopf nach hinten. „Sie sehen doch das Polizeiaufgebot. Da brauchen wir nicht auch noch auf uns aufmerksam zu machen.“

„Ich sehe aber dort eine Bekannte und muss wissen, was los ist.“

„Na gut, ich biege in die Seitenstraße ein. Da kann ich parken und auf Sie warten.“

„Danke, junger Mann“, sagte Amalia. „Ich bin gleich wieder da.“

Lydia, die über diese unerwartete Verzögerung ihrer Heimfahrt nicht gerade erfreut war, beschloss, im Fahrzeug auf Amalia zu warten.

Nach ihrem zufälligen Zusammentreffen mit Katie Falkensteiner hatten Amalia und Lydia noch Einkäufe erledigt. Die anschließende Fahrt mit dem Taxi war nicht geplant gewesen. Trotz der einsamen Lage ihrer Finca hatte Amalia, die eine erklärte Umweltschützerin war, ursprünglich darauf gedrängt, auf einen Mietwagen zu verzichten und die Umgebung mit öffentlichen Bussen zu erkunden. Bei ihren Ausflügen zu den näher gelegenen Küstenorten hatte das auch gut funktioniert. Es hatte sich jedoch herausgestellt, dass die Anreise zu den grandiosen Vulkanlandschaften im Inneren der Insel, zum Aufstieg auf den 3800 Meter hohen Teide oder zu den von Amalia geplanten Wanderrouten im Nordosten mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zu bewältigen war. Erst gestern hatten sie deshalb entschieden, sich demnächst doch noch einen Mietwagen anzuschaffen.

Jetzt am Nachmittag war der Linienbus so vollgestopft mit Schulkindern gewesen, dass Lydia kurzentschlossen ein vorbeifahrendes Taxi herbeigewinkt und Glück gehabt hatte. Der junge Taxifahrer war hocherfreut gewesen, als sie ihm ihr Fahrtziel nannten. In Chirche wohne er auch, hatte er strahlend gesagt, und das passe perfekt. Sie seien für heute ohnehin seine letzte Fuhre.

Wenn er so verwegen fährt, wie er aussieht, müssen wir uns heute noch ordentlich festschnallen, dachte Lydia jetzt, als sie hinter ihm saß und seine ziemlich gut gemachten Tätowierungen genauer betrachtete.

***

Amalia hatte inzwischen jene Stelle erreicht, an der sie Katie Falkensteiner als Teil einer kleinen Gruppe von Schaulustigen gesichtet hatte. Sie alle hatten den Blick auf die rückwärtigen Eingänge eines Gebäudekomplexes gerichtet, der auf einem hohen Felsen direkt über dem Meer errichtet worden war. Unüberhörbar gesellte sich hier zu den Rufen der Menschen und den Geräuschen der vorbeirollenden Autos das Tosen eines aufgewühlten Meeres. Es war plötzlich sehr windig.

Gemeinsam mit anderen Neugierigen stand Katie vor einer Wohnanlage und beobachtete das Großaufgebot von Polizisten und Rettungskräften vor einem der Eingänge. Sie zuckte zusammen, als Amalia unvermittelt neben ihr auftauchte.

„Frau Professor Fink! Wo kommen Sie so plötzlich her?“

„Lydia und ich waren gerade mit einem Taxi auf dem Weg nach Hause. Im Vorbeifahren habe ich Sie entdeckt. Was ist denn hier los?“

„In diesem Haus wohne ich“, erklärte Katie, „derzeit jedenfalls. Ich traue mich aber nicht hinein. Von einer Nachbarin habe ich erfahren, dass der Mann, der in der Wohnung neben mir wohnt, auf eine der Terrassen unter uns gestürzt ist. Schrecklich. Er ist tot! Man weiß noch nicht, ob es ein Unfall oder Suizid war – oder vielleicht sogar ein Verbrechen. Die Polizei ermittelt, wie man sieht. Ich möchte aber ungern befragt werden. Meine Wohnung gehört Héctor, und der würde durchdrehen, wenn dadurch unsere Beziehung öffentlich bekannt würde. Ich habe ihn am Handy noch nicht erreicht!“

Wie auf Befehl läutete das Handy von Katie, und es war Héctor, wie sie Amalia zu verstehen gab. Der Schwall von italienischen Wörtern, den sie jetzt von Katie zu hören bekam, war einer zukünftigen Opernsängerin würdig und an Dramatik kaum zu überbieten. Das Gespräch dauerte jedoch nicht lange, und als es beendet war, hatte Katie einen entschlossenen Gesichtsausdruck.

„Héctor sagt, ich solle schleunigst von hier verschwinden. Er organisiert mir für heute Nacht ein Hotelzimmer. Ich muss weg. Ich treffe ihn gleich. Bitte entschuldigen Sie mich. Wir sehen uns morgen!“

Schon hatte sie Amalia den Rücken zugewandt, aber die wollte sie nicht so einfach davonkommen lassen.

„Einen Moment, Katie“, rief sie. „Für den Fall, dass etwas dazwischenkommt, gebe ich Ihnen meine Visitenkarte.“

Katie unterbrach ihre Flucht, drehte sich um und nahm die Karte entgegen. „Danke“, sagte sie. „Wenn Sie ohnedies noch länger hier sind, können Sie zu einem meiner Arienabende kommen. Ich trete von Zeit zu Zeit mit Chansons und Opernarien auf.“

Sie warf einen Blick auf Amalias Visitenkarte. „Ah, da ist auch Ihre E-Mail-Adresse drauf. Ich schicke Ihnen meine Konzerttermine. Bis morgen also!“

Amalia hob leicht die Hand zum Gruß und wollte gerade kehrtmachen, um zum Taxi zurückzukehren. Aber ihre Füße, die seit jeher zu eigenwilligen und überraschenden Schritten neigten, marschierten in Richtung des Gebäudes, in dem sich Katies Wohnung und im Augenblick auch ein größeres Aufgebot der Polizei befanden.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Der Polizist, der sie ansprach, bemühte sich um Höflichkeit. Zu den Segnungen der späteren Jahre gehörte es, dass man von offizieller Seite mit einem gewissen Respekt behandelt wurde.

„Ich bin auf der Suche nach einer Ferienwohnung“, improvisierte Amalia. „Ich habe zufällig gehört, dass hier eine frei geworden ist.“ Spanisch konnte sie von all den Sprachen, die sie sich im Laufe ihres Lebens anlässlich ihrer zahlreichen Forschungsreisen angeeignet hatte, am besten. Katies schnellem Redefluss bei dem in Italienisch geführten Telefongespräch vorhin hatte sie wiederum leider nicht folgen können.

„Wir können Deutsch sprechen“, sagte der Polizist, „ich habe mal in Deutschland gelebt.“

„Fein!“ Amalia verzichtete auf eine Frage zu seinem Deutschland-Aufenthalt. Jetzt war keine Zeit für Konversationen.

Das fand auch der Polizist.

„Sie sind aber schnell!“ Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen und er sah sie neugierig an. „Hier scheint tatsächlich eine Wohnung frei geworden zu sein. Ich würde an Ihrer Stelle aber erst in ein, zwei Wochen nachfragen. Der Herr, der dort gelebt hat, wird sie vermutlich nicht mehr benötigen.“

„Gab es einen Unfall?“

„Danach sieht es aus. Es gibt einen Toten.“

„Oh, das tut mir leid. Hoffentlich denken Sie jetzt nicht …“ Amalia verstummte und setzte eine bedauernde Miene auf.

Jetzt lachte der Polizeibeamte kurz und laut, sodass sich ein anderer Kollege nach ihm umdrehte.

„Nein, ich denke nicht, dass Sie ihn ermordet haben, um an eine Wohnung zu kommen. Wir wissen auch noch nicht, was wirklich passiert ist, und es ist jetzt wohl besser, wenn Sie gehen.“ Er blickte sie an, als bedauere er es, ihr diese Antwort geben zu müssen.

„Selbstverständlich“, antwortete Amalia, dankte für die Auskunft und ging endlich zum Taxi zurück.

***

„Ist Señora Fink nun klüger als zuvor?“, fragte die Philosophin, während Amalia sich in den Autositz sinken ließ.

„Ein wenig“, antwortete diese. „Ich hatte Kontakt mit einem sehr attraktiven Polizisten und mit Katie Falkensteiner.“

„Interessant, dass du den attraktiven Polizisten zuerst erwähnst und erst dann Katie Falkensteiner.“

„Mit dem habe ich eben zuletzt gesprochen“, winkte Amalia ab, und während der Fahrer den Wagen über gewundene Wege in rasantem Tempo bergauf lenkte, berichtete sie ihrer Freundin von den Begegnungen.

Die beiden Frauen am Rücksitz wurden ordentlich durchgeschüttelt.

„Dann steht uns ja demnächst ein Konzert bevor“, sagte Lydia wenig begeistert, als sie von Katies Gesangsauftritten erfuhr. Während Amalia eine ausgewiesene Liebhaberin aller Arten von Musik war, konnte die Freundin noch nie allzu viel mit Musik anfangen. Auch dies war etwas, worin sie sich unterschieden. Manchmal fragten sie sich verwundert, warum sie sich eigentlich so gut verstanden.

Den Rest der Fahrt schwiegen sie. Ihr Fahrer fuhr schnell und konzentriert. Erst als sie sich auf engen, steilen Straßen dem Dorf Chirche näherten, an dessen Rande ihr Urlaubsdomizil lag, drosselte er sein Fahrtempo.

„Acht Euro bitte“, sagte er, als er in der Zufahrt zur Finca mit beeindruckendem Panoramablick parkte. Er stieg aus, öffnete die Hintertür und half den beiden Damen aus dem Wagen.

„Sind Sie eigentlich normalerweise mit dem Bus unterwegs?“, fragte er. „Das ist ja hier oben mehr als umständlich.“

Amalia gab ihm recht und erklärte, dass sie ohnedies vorhatten, ab der nächsten Woche einen Wagen zu mieten.

„Seit hier die Touristen in Massen herkommen“, informierte sie der Taxifahrer, „sind Mietautos immer teurer geworden. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie rechnen sich aus, was so ein Wagen – sagen wir, der zweitteuersten Kategorie – für die nächsten sechs Wochen kosten würde, und dann geben Sie das Geld lieber mir – bar auf die Hand, wenn ich bitten darf – und ich stehe Ihnen als Ihr persönlicher Fahrer zur Verfügung.“

Als Amalia und Lydia mit einer Antwort zögerten, sagte er: „Überlegen Sie es sich!“ Dann holte er einen Filzstift aus der Tasche seiner kurzen Hose und ergriff Lydias Hand.

„Ich heiße Jesús Vidal.“ Er schrieb seine Telefonnummer auf ihren Unterarm und malte ein kleines Herz daneben. „Nennen Sie mich einfach Jesús.“

„Jetzt bin ich auch tätowiert“, bemerkte Lydia trocken, während er in einer Wolke von aufgewirbeltem Sand davonbrauste.

5

„Schau, ein echtes Rotkehlchen!“ Amalia zeigte auf den Drachenbaum, der sich in Sichtweite befand. Sie und Lydia saßen im Garten der Finca und verspeisten Rührei mit Serranoschinken und Salat, ihr Standard-Abendessen, wenn sie nicht mehr ausgehen wollten.

„Ach, wie hübsch und so ein besonders schönes rotes Gefieder.“ Lydia hatte ihre Sonnenbrille abgenommen und betrachtete blinzelnd den kleinen Vogel, der zwischen den Ästen hin und her flatterte.

„Jetzt ist es weg“, sagte sie gleich darauf. „Aber sagtest du nicht einmal, dass Rotkehlchen keine Zugvögel sind? Wie kommt es dann hierher?“

„Es gibt auf Teneriffa eine Population dieses Vogels, eigentlich eine eigene Unterart, und wie du richtig bemerkt hast, ist ihr Gefieder besonders intensiv gerötet. Hin und wieder verirren sich aber auch Rotkehlchen vom Festland auf die Inseln.“

„Aha, interessant. Darf ich auch gleich auf unser spezielles Rotkehlchen, ich meine, Katie Falkensteiner zurückkommen? Ich hoffe, nach dieser Tragödie in ihrer Wohnanlage ist alles in Ordnung mit ihr. Ich habe bereits im Internet nachgesehen, ob etwas über einen Unfall dort berichtet wird, habe aber nichts gefunden.“

„Neugierdsnase! Dafür ist es sicher noch zu früh.“

„Ich weiß nicht, Amalia. Normalerweise macht so eine Geschichte schnell die Runde und natürlich bin ich neugierig! Besonders spannend ist es hier heroben schließlich nicht. Da kann ich etwas Abwechslung gebrauchen.“

„Aber du hast doch einen Koffer mit philosophischen Werken mitgebracht – was ich noch immer nicht verstehe, da du das alles auch auf deinem Laptop lesen könntest.“

„Aus demselben Grund, aus dem du deine umfangreiche Ausrüstung zur Vogelbeobachtung mitgeschleppt hast. Ich brauche eben einige Bücher mit meinen Anmerkungen, und was meine Neugierde betrifft, so finde ich es interessant, philosophische Themen anhand konkreter Beispiele analysieren zu können. Ein offensichtlich ungewöhnlicher Todesfall ist dafür Anlass genug.“

„Alles klar“, antwortete Amalia. „Ich bin ja auch neugierig. Heute werden wir jedoch zu diesem Thema nichts Neues mehr erfahren. Aber morgen treffen wir Katie. Die weiß dann vielleicht schon mehr. Möglicherweise von ihrem Liebhaber. Wenn er hier so bekannt ist, wie sie sagt, hat er bestimmt seine Informanten.“

Lydia seufzte. „Mir ist dieser Liebhaber suspekt. Hast du es bemerkt? Es war ihr unangenehm, dass du ihr seinen Namen entlockt hast. Héctor. Wie der edle Held des antiken Troja. Der war im Übrigen ein treuer und ergebener Ehemann. Wenn das bei Katies Héctor auch der Fall ist, wird er seine heimliche Geliebte bald wieder loswerden müssen.“

„Warten wir es ab“, sagte Amalia. Sie hatte keine Lust mehr, sich auf dieses Thema einzulassen.

Lydia war jedoch noch nicht fertig. „Wetten, dass du für diesen Héctor bereits einen Vogelnamen gefunden hast?“

Amalia stieß einen lauten Seufzer hervor. „Erwischt“, sagte sie. „Ich stelle ihn mir als Wüstenfalken vor.“

„Na klar, ein Raubvogel!“

„Wir Ornithologinnen verwenden nicht die Bezeichnung Raubvogel. Das erkläre ich dir nicht zum ersten Mal. Falken sind sogenannte Beutegreifer. Das ist die korrekte Bezeichnung.“

„Wie du meinst, Amalia. Dann hat sich also der Beutegreifer Héctor ein Rotkehlchen geschnappt, und wenn er es nicht auffrisst, wird er es demnächst wieder fallen lassen.“

„Musst du schon wieder die Kassandra geben? Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Du weißt, ich halte mich lieber an Tatsachen. Es ist übrigens unwahrscheinlich, dass ein Wüstenfalke ein Rotkehlchen erwischt, denn die halten sich üblicherweise nicht in seinem bevorzugten Jagdgebiet auf.“

„Im Falle von Katie und ihrem Liebhaber ist es aber passiert, und jetzt habe ich genug und gehe ins Bett.“ Mit diesen Worten erhob sich Lydia und verschwand in ihrem Zimmer.

Amalia tat es ihr gleich.

6

Katie war gerade unglaublich wütend. Sie hämmerte mit den Fäusten an eine der Türen ihres Luxusgefängnisses, aber niemand schien sie in dem leer stehenden Hotel zu hören. Nichts hatte sie darauf vorbereitet, was geschehen war.

Als sie heute Morgen in diesem riesigen Hotelbett, in dem neben ihr und Héctor noch drei weitere Frauen Platz gehabt hätten, aufgewacht war, war er verschwunden gewesen. Wie in einer billigen Operette hatte er ihr auf einem Zettel mitgeteilt, dass er sie verlassen und überhaupt ihre Beziehung beenden müsse. „Die Umstände haben sich geändert“, hatte er lakonisch hinzugefügt, „und du musst noch einige Tage hier im Hotel verbringen. Du hörst von mir!“

Noch einmal versuchte sie, mit aller Gewalt die Eingangstüre zu öffnen. Aber sie blieb verschlossen, und da begann Katie Falkensteiner zu schreien.

Hätte diese Szene auf der Bühne eines großen Opernhauses stattgefunden, wäre man von der Gewalt ihrer Stimme nicht nur in den letzten Rängen, sondern auch noch im Foyer und in den Garderobenräumen erschüttert gewesen. Ihre Stimmtechnik war hervorragend und ihr gewaltiger Koloratursopran voll ausgebildet.

Aber sogar ihr ging nach einiger Zeit die Luft aus. Weil es hier offensichtlich niemanden gab, der sie hören konnte, sank sie in sich zusammen, unfähig, in den Ereignissen des gestrigen Tages und Abends eine Erklärung dafür zu finden, was geschehen war.

Nach einem gemeinsamen Abendessen in einem ihr unbekannten Landgasthaus in den Bergen hatte Héctor sie in ein Hotel gebracht, das ihm gehörte und gerade kurz vor der Eröffnung stand. Sie hätte die Ehre, es mit ihm einzuweihen, hatte er gesagt, es sei alles vorhanden, auch einige Flaschen Wein und was sie für eine Nacht bräuchten. Nur das Personal fehle noch und zum Frühstück müssten sie in ein Café fahren. Das Foyer war hell erleuchtet, das Appartement bereits passabel ausgestattet, und Héctor war bei ihr geblieben. In warme Decken gehüllt, waren sie mit einer Flasche Rotwein auf der Terrasse gesessen, hoch über einem Park schwebend, dessen Bäume und Pflanzen im Licht eines abnehmenden Mondes nur schemenhaft zu erkennen waren.

Sie hatten auf das neue Hotel angestoßen und eine Weile schweigend ihr erstes Glas Wein geleert. Über den wahren Grund ihres Hierseins hatten sie noch gar nicht gesprochen. Zuvor im Gasthof war der Wirt nicht von ihrer Seite gewichen. Er hatte sich begeistert von dem neuen Hotel gezeigt und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass es touristischen Schwung in die Gegend bringen würde. Dann hatten sich Héctor und der Wirt ausgiebig über diese unerträglichen Typen von Umweltschützerinnen – mehrheitlich Frauen – unterhalten, die gegen sämtliche Bauprojekte opponierten, obwohl diese Arbeitsplätze und der Insel Wohlstand brachten. Möglicherweise hatte das Héctors Stimmung getrübt, denn auf Katies interessierte und dem Anlass doch angemessene Fragen zum Hotel hatte er ohne seinen gewohnten Enthusiasmus reagiert.

Um ihn aufzuheitern, hatte Katie von der überraschenden Begegnung mit Amalia Fink und deren Freundin Lydia erzählt.

„Wie schön für dich“, war seine Antwort gewesen. „Was hast du ihr denn über uns gesagt?“

„Nur, dass ich hier die Liebe meines Lebens gefunden habe. Deinen Namen habe ich ihr nicht verraten, das werde ich erst tun, wenn du mir einen Heiratsantrag gemacht hast. Ihre Freundin wäre zwar sehr neugierig gewesen, aber ich habe geschwiegen wie ein Grab.“

„Das hoffe ich!“ Er hatte sich und ihr noch ein zweites Glas Wein eingeschenkt und dann waren sie endlich auf den tragischen Tod ihres Nachbarn zu sprechen gekommen.

„Der Arme“, hatte sie gesagt.

„Ich hoffe, du hast keinen Kontakt zu ihm gehabt.“

Der ärgerliche Unterton in seiner Antwort hatte dazu geführt, dass sie sogleich in Verteidigungsposition gegangen war.

„Was willst du, er war schließlich mein Nachbar! Natürlich haben wir uns hin und wieder am Gang unterhalten. Er war ein kranker Mann, falls dich das beruhigt. Als ich vorgestern aus dem Haus gegangen bin, hat er mich gebeten, ihm ein Medikament aus der Apotheke mitzubringen. Der Arme litt unter chronischen Schmerzen. Es war aber keines mehr vorrätig und der netten Apothekerin, die dort arbeitet, war das sehr unangenehm. Ich habe es für ihn bestellt und sie hat gesagt, dass er es am nächsten Tag abholen könne. Das hat er vermutlich getan. Warum er sich dann in den Tod gestürzt hat, ist mir ein Rätsel. Vielleicht hat jemand nachgeholfen. Nein, keine Ahnung. Es ist jedenfalls furchtbar!“

Héctor hatte die Brauen hochgezogen. „Seit wann verrichtest du Botengänge für andere Männer? Ich hatte dir doch gesagt, dass du zu allen Nachbarn Abstand halten sollst!“

„Machst du mir jetzt Vorwürfe?“ Katie war so wütend gewesen, dass sie ihre Finger zu Krallen formte und ihn wie eine Katze anfauchte. „Darf ich nicht einmal mehr hilfsbereit sein? Die Zufallsbegegnungen mit Nachbarn sind doch die einzigen sozialen Kontakte, die ich mir hier gestatten kann. Ich habe sonst ohnedies nur Kontakt zu den Verkäuferinnen im Supermarkt, zu der Angestellten aus dem Fitnessklub oder zu der Apothekerin, die sich bei mir über ihren Chef ausweint.“

„Armes Kätzchen“, hatte er da gesagt, gelacht, ihre beiden Hände in die seinen genommen und sie an sich gezogen.

Der vorzügliche Wein, von dem sie mittlerweile schon zu viel getrunken hatte, und die eigenartige Atmosphäre – die Bäume unter ihnen hatten sich zunächst in schwarze Silhouetten verwandelt und waren dann zur Gänze von der Dunkelheit verschluckt worden – waren der Grund dafür gewesen, dass sie sich einmal mehr von ihm hatte umgarnen lassen.

In Héctors Armen liegend, war ihr dann etwas eingefallen, das sie ihm noch nicht erzählt hatte.

„Weißt du, was vorgestern, als ich in der Apotheke war, seltsam gewesen ist?“

„Was denn, mein Schatz?“

„Ich habe dir doch berichtet, dass ich das Medikament für Señor Lorenz nicht bekommen habe.“

„Ja, und?“

„Die Angestellte in der Apotheke, Estrella, hat sich bei mir über ihren Chef beschwert. Angeblich ist er ein totaler Kontrollfreak, hat ausgerechnet die Schmerzmittel im Lagerraum eingesperrt und im Verkaufsraum immer zu wenig davon vorrätig. Seine Angestellten, die es ohnedies nicht lange bei ihm aushalten, müssen dann den Ärger der Kunden ausbaden.“

„So etwas kommt vor, Katie. Was soll daran so komisch sein?“

„Komisch war, dass eine Frau, die nach mir gekommen ist, ganz offensichtlich das Schmerzmittel, das für mich nicht lagernd war, doch noch bekommen hat. Als ich hinausging, stand sie hinter mir. Ich glaube, das war eine Prominente. Die werden immer bevorzugt behandelt.“

„Wie hat sie denn ausgeschaut, deine Prominente?“

„Nicht dein Typ, würde ich sagen, Héctor. Ich glaube, ich habe sie einmal im Fernsehen gesehen, aber ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang.“

Héctor war aufgestanden.

„Weißt du was, Katie, eigentlich interessiert mich das nicht. Ich bin müde. Ich gehe schlafen. Du kannst gerne noch hierbleiben und deinem Nachbarn nachtrauern.“

Sie war tatsächlich noch draußen geblieben, und erst als es ihr zu kalt geworden war, war sie hineingegangen. Da hatte er schon geschlafen und laut vor sich hin geschnarcht.

Früh am Morgen dann war er weg und sie hatte nur mehr den Zettel mit seiner Nachricht vorgefunden. Ihre Versuche, ihn am Handy zu erreichen, waren gescheitert. Sie hatte keinerlei Verbindung zur Außenwelt aufbauen können.

Soeben landete ihr Handy in hohem Bogen auf dem Bett. Das großartige Hotel hat schon fast alles, dachte sie empört, nur keinen Empfang für mein Handy!