Das Spiel der Götter - Cy Bertek - E-Book

Das Spiel der Götter E-Book

Cy Bertek

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Beschreibung

Schund: Das ist Abenteuer und Action pur! In dieser brandneuen Anthologie-Reihe ist für jeden etwas dabei. Fantasy, Science-Fiction, Cyberpunk, Western, Horror, Mystery, nichts muss, alles kann. Wechselnde Autoren stellen in jeder neuen Ausgabe eine ihrer fantastischen Welten und Charaktere vor. Schund ist Pulp in seiner reinsten Form. Rasante Unterhaltung für das 21. Jahrhundert! Jahrzehnte im Kälteschlaf. Als der ehemalige Elite-Soldat Sokrates Sterling erwacht, ist nichts mehr wie zuvor. Die Welt, die er kannte, ist in Fraktionen zerfallen, Konzerne herrschen über Städte, und die Menschheit steht kurz vor dem Untergang. Fremde Wesen, die Sha'thar, fordern die Erde heraus – nicht in einem Krieg, sondern in einem gnadenlosen Spiel, in dem Ehre, Gewalt und Geschwindigkeit aufeinanderprallen. Sterling wird zum Anführer eines Teams, das in einer tödlichen Arena über das Schicksal der Menschheit entscheiden soll. Doch während er Kämpfer aus den Schatten der neuen Welt rekrutiert und sich in der brutalen Sportart der Sha'thar beweisen muss, stößt er auf eine Wahrheit, die alles in Frage stellt. Ein actiongeladener Sci-Fi-Thriller zwischen düsterer Zukunft und philosophischem Erwachen. Wenn der Einsatz das Überleben der Menschheit ist – wie spielt man dann richtig?

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Seitenzahl: 76

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Cy Bertek

Schund

# 8

Das Spiel der Götter

I M P R E S S U MSchund

# 8

Das Spiel der Götter

Cy Bertek© 2025 Cy BertekAlle Rechte vorbehalten.Cy BertekHorner Landstr. 126

22111 Hamburg

[email protected]

Das Spiel der Götter

Schwärze.

Ein dröhnendes Pulsieren in den Tiefen seines Schädels war das Erste, was Sokrates Sterling wahrnahm, noch ehe das Licht ihn fand. Kein Licht der Sonne. Kein warmer Strahl der Morgendämmerung. Sondern grelles, künstliches Neonweiß, das durch seine geschlossenen Lider schnitt wie ein Skalpell durch Fleisch.

Er wollte sich bewegen. Doch seine Glieder gehorchten ihm nicht. Da war nur Schwere. Blei in den Muskeln, Frost in den Adern.

Langsam, sehr langsam, begannen seine Nervenbahnen aufzuwachen, als würde ein uralter Motor nach Jahrzehnten des Stillstands stotternd wieder anspringen. Ein Zischen erfüllte die Welt – dann ein dumpfes Rumpeln. Etwas löste sich über ihm.

Mit einem ruckenden, widerwilligen Zucken öffneten sich seine Augen.

Kondenswasser perlte von der Innenseite einer Glaswand. Der Nebel wich, Zentimeter für Zentimeter, und gab den Blick frei auf ein karges Labor – Stahl, Kabel, Displays mit flackernden grünen Datenreihen, die er nicht einordnen konnte.

Der Deckel der Kryokammer fuhr knirschend zurück.

Die Kälte kroch von seinen Knochen in sein Fleisch. Jeder Atemzug war ein Kampf. Die Luft schmeckte metallisch. Nach Kupfer. Nach Maschinen. Nach der Zeit selbst.

Sterling hustete, würgte. Flüssigkeit, die sich in seiner Lunge gesammelt hatte, spritzte auf das graue Metall unter ihm.

Er war nackt, bis auf ein zerrissenes, durchsichtiges Gewebe, das an eine zweite Haut erinnerte. Seine Haut war blass, fast durchsichtig, die Muskeln darunter eingefallen, aber noch immer wie aus Drahtseilen gewebt.

Er richtete sich auf, stöhnend, mit zitternden Armen, und ließ die Beine über den Rand der Kammer gleiten. Der Boden war eiskalt.

Sein Blick irrte durch den Raum. Keine Menschen. Keine Stimme, kein Willkommen, kein Alarm. Nur Stille und das leise Brummen der Aggregate.

Ein Bildschirm an der Wand erwachte, als hätte es auf seine Bewegung gewartet. Daten strömten über das Display:

**SUBJEKT: STERLING, SOKRATES

KRYOSTASIS: 73 JAHRE, 5 MONATE, 18 TAGE

ERWECKUNGSPROTOKOLL: MANUELL AUSGELÖST

STATUS: UNBEKANNT**

Er blinzelte. Der Text schien zu flackern, sich vor seinen Augen zu verformen. Doch es war real. Dreiundsiebzig Jahre?

Sein Herz raste.

Dann kamen die Erinnerungen. Langsam. Bruchstückhaft.

Sand.

Feuer.

Rauchschwaden über einer zerbombten Stadt.

Er hatte gedient – in Einheiten, deren Namen nie offiziell existierten. Verdeckte Operationen. Anti-Terror-Missionen in Drittländern, von denen das eigene Volk nichts wissen durfte. Er hatte gekämpft, getötet, überlebt – dort, wo andere gefallen waren.

Dann... das Projekt.

Er erinnerte sich an Männer in grauen Anzügen. Keine Soldaten. Regierungsleute. Oder schlimmer: Konzernmenschen.

„Sie sind zu wertvoll, um verloren zu gehen, Sterling“, hatte einer von ihnen gesagt.

„Wenn die Welt untergeht, brauchen wir Männer wie Sie.“

Sie hatten ihn geködert mit Phrasen von Patriotismus, Überleben, Zukunft.

Er war müde gewesen. Zerschlissen vom Krieg. Von den Geistern, die nachts in seinem Kopf schrien.

Ein letzter Auftrag, hatte man ihm gesagt. Und dann Ruhe. Eine Pause vom Schmerz. Er hatte zugestimmt.

Der Rest war medizinisches Kauderwelsch. Injektionen. Kälte. Das letzte, woran er sich erinnerte, war das stechende Sirren des Eises, das über seinen Körper kroch wie ein lebendiges Wesen – und dann: Dunkelheit.

Jetzt war er zurück.

Aber die Welt, in der er aufwachte, war nicht mehr die seine.

Ein Geräusch riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken.

Zuerst war es kaum mehr als ein Flüstern in der Stille – wie der Atemzug eines Geistes in einem vergessenen Grab. Sokrates Sterling fuhr herum. Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich, Reflexe, die selbst der Kälteschlaf nicht hatte brechen können, versetzen ihn in Kampfbereitschaft.

Da war wieder dieses Geräusch, näher jetzt, hinter einer der verschlossenen Türen im metallenen Gang, der vom Labor fortführte.

Er bewegte sich leise. Kein Laut verriet seinen Schritt. Noch im alten Leben hatte man ihm beigebracht, wie man sich durch feindliche Korridore bewegte, als sei man selbst ein Schatten.

Die Tür war verriegelt, doch das Panel flackerte schwach. Er berührte es. Nichts. Also trat er zurück, holte tief Luft und rammte seine Schulter mit einem kontrollierten Aufprall gegen das Türschott. Einmal, zweimal. Beim dritten Schlag krachte es auf und schwang unter einem leisen Zischen auf.

Ein Gang. Kabel hingen wie schwarze Lianen von der Decke. Irgendetwas blitzte im Augenwinkel. Eine Bewegung, zu schnell, um sie zu erfassen.

Sterling blieb stehen.

Dann kam es.

Ein Fauchen, gefolgt von einem Geräusch wie raschelndes Fleisch und plötzlich war etwas auf ihm. Es riss ihn zu Boden, krallte sich mit übermenschlicher Kraft in seine Schultern. Krallen? Nein – Hände. Mutiert, deformiert.

Die Kreatur war schemenhaft. Kaum sichtbar. Ihr Körper schimmerte wie die Luft über heißem Asphalt, als würde er das Licht brechen. Es war da, und zugleich nicht.

Sterling rollte sich seitlich ab, stieß die Kreatur mit einem geübten Ruck seines Knies gegen ihre Brust weg und kam sofort wieder auf die Beine. Blut tropfte aus einer frischen Wunde an seiner Schulter.

Sein Blick tastete die Umgebung ab.

Nichts.

Die Kreatur hatte sich wieder getarnt.

Aber Sterling war kein Neuling. Kein einfacher Soldat. Er war im Häuserkampf ausgebildet worden, in nächtlichen Operationen, bei denen ein Fehler den Tod bedeutete.

Er senkte seinen Puls. Er lauschte. Nicht auf das Sichtbare – sondern auf das, was fehlte. Auf die kleinen Fehler, die ein Jäger machte.

Ein Tropfen Wasser fiel irgendwo hinter ihm. Und dann... ein Schatten, den es nicht hätte geben dürfen.

Er wirbelte herum, riss ein lose hängendes Stromkabel aus der Wand – blanke Drähte zischten, als er sie kurzschloss. Funken flogen.

In ihrem Licht sah er es – für den Bruchteil einer Sekunde: die Umrisse der Kreatur.

Sie zuckte zurück, geblendet. Sterling nutzte den Moment.

Er griff nach einem Eisenrohr, das auf dem Boden lag, und schleuderte es präzise auf den Punkt, an dem er die Kreatur zuletzt gesehen hatte. Es krachte gegen etwas – ein kehliger Laut, dann ein dumpfer Aufprall.

Er stürzte sich vor, landete auf dem zuckenden Wesen, spürte unter seinen Händen die unnatürliche Elastizität seiner Haut.

Die Tarnung flackerte. Ein groteskes Gesicht kam zum Vorschein – halb reptilisch, halb menschlich. Augen, die in verschiedene Richtungen blicken konnten. Haut, die flackerte wie eine gestörte Projektion.

Sterling hockte über dem reglosen Körper der Kreatur. Seine Hände bebten leicht – nicht vor Angst, sondern vor Adrenalin. Der Kampf hatte nicht lange gedauert, aber jede Sekunde war ein Tanz auf Messers Schneide gewesen.

Er richtete sich auf, sein Blick blieb wachsam. Doch dann geschah etwas, das ihn innehalten ließ.

Das Wesen bewegte sich. Langsam. Zögerlich. Keine Angriffshaltung. Keine Zähne, keine Klauen.

„Bitte…“, krächzte es. Die Stimme war tief, mit einem seltsamen Echo – als spräche sie aus einem hohlen Raum in seinem Inneren. „Ich… tue dir nichts.“

Sterling kniff die Augen zusammen. „Du hast mich angegriffen.“

Das Wesen hob eine dreifingrige Hand. Sie zitterte leicht, ob vor Schmerz oder Anspannung, war nicht zu sagen.

„Ich wollte dich nur aufhalten. Ich hatte… nicht damit gerechnet, dass du so schnell reagierst.“

Sterling griff nach einem verbogenen Metallstück vom Boden, hielt es wie eine improvisierte Klinge zwischen sich und dem Wesen.

„Du redest. Das heißt, du kannst denken. Das heißt, du erklärst mir jetzt, was hier los ist – oder du erfährst, was ein zerbrochenes Titanrohr mit einem Luftröhrenschnitt gemeinsam hat.“

Das Wesen hob beide Hände, die Tarnung nun völlig abgeschaltet. Es war ein grotesker Anblick, aber nicht feindselig. Die schillernde Haut, das reptilienartige Antlitz – und dennoch: in den Augen lag Intelligenz. Vielleicht sogar Reue.

„Mein Name ist Khexal. Ich bin… ein Hybrid. Ergebnis eines fehlgeschlagenen Projekts. Und ja – ich habe dich aufgeweckt.“

Sterling senkte die Waffe ein wenig, aber sein Blick blieb eisig. „Warum?“

Khexal bewegte sich langsam an die Wand, ließ sich sinken, als wäre selbst das Atmen schwer für ihn.

„Weil wir dich brauchen, Sokrates Sterling. Du bist… wie ein Fragment aus einer Zeit, die man ausgelöscht hat. Du warst einer der letzten, die man in die Schlafkammern geschickt hat – ein sogenannter Kernsoldat. Der Plan war, euch zu nutzen, wenn der große Kollaps eintritt.“

Sterling runzelte die Stirn. Erinnerungen flackerten in ihm auf – Fragmente von Berichten, Spekulationen.

„Kollaps?“

Khexal nickte. „Die Welt, wie du sie kanntest, ist tot. Regierungen zerfielen, Megakonzerne übernahmen die Macht. Dann kam die Teilung. Kontinente wurden isoliert, Städte versiegelt, Menschen verändert. Biotechnologie, Genmodifikation – das Ergebnis bin ich. Und viele andere… schlimmere.“

„Und warum ausgerechnet ich?“

„Weil du Teil des Echo-Protokolls warst.“

Sterling erstarrte. Dieser Begriff traf ihn wie ein Faustschlag.

Das Echo-Protokoll – ein streng geheimes Verteidigungskonzept. Man hatte es ihm gegenüber nur angedeutet. Ein letzter Anker. Eine Rückholfunktion für eine verlorene Welt.

„Sie kamen nicht mit Schiffen, sondern mit Stimmen.“

Khexals Worte hallten in dem dunklen Gang wider, als würde der Raum selbst sich an die Wahrheit erinnern.

„Niemand sah sie kommen. Kein Radar, kein Satellit. Plötzlich waren sie da. Nicht in Form – sondern als Gedanken. Als Präsenz.“

Sterling lehnte an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. Noch immer spürte er die frische Wunde an seiner Schulter pochen, doch er schenkte ihr keine Beachtung.

„Außerirdische?“ fragte er.