Das Tal der Siedler - Allan Greyfox - E-Book

Das Tal der Siedler E-Book

Allan Greyfox

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Beschreibung

Mickey Callaghan heiratet seine große Liebe. Sie ist inzwischen durch die Machenschaften eines Verbrechers unversehens zu großem Reichtum und zu einem riesigen Stück Weideland gekommen. Sie beschließen, das Land günstig Siedlern zur Verfügung zu stellen. Ein Freund von Mickey Callaghan setzt sich für den Bau der Eisenbahn nach Gillette ein und verliebt sich dabei in die Prostituierte Joan. Kriminelle Freunde von ihr wollen sich am Reichtum von Mickey Callaghan und dessen Frau vergreifen. Sie haben die Rechnung ohne den früheren Revolverhelden und seine Freunde gemacht ...

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Über dieses Buch:

Mickey Callaghan heiratet seine große Liebe. Sie ist inzwischen durch die Machenschaften eines Verbrechers unversehens zu großem Reichtum und zu einem riesigen Stück Weideland gekommen. Sie beschließen, das Land günstig Siedlern zur Verfügung zu stellen

Ein Freund von Mickey Callaghan setzt sich für den Bau der Eisenbahn nach Gillette ein und verliebt sich dabei in die Prostituierte Joan. Kriminelle Freunde von ihr wollen sich am Reichtum von Mickey Callaghan und dessen Frau vergreifen.

Sie haben die Rechnung ohne den früheren Revolverhelden und seine Freunde gemacht….

Ich bedanke mich bei meiner Frau, meinem größten Fan und gleichzeitig meiner größten Kritikerin, für ihre unermüdliche Arbeit am Manuskript und die schöpferischen Diskussionen.

PETER ECKMANN, geboren 1947, lebt im Niederelbe-Dreieck in der Nähe von Cuxhaven

Ingenieur der Verfahrenstechnik, schreibt unter dem Pseudonym Allan Greyfox Wildwest- und Detektivromane.

Jahrelange Praxis mit dem Schießen von echten Waffen und insbesondere das „Western-Action-Schießen“ haben ihm ausreichend Kenntnisse über die Waffentechnik seiner Bücher vermittelt.

Der Wilde Westen war eine spannende Zeit, Allan Greyfox versucht sie in seinen Geschichten wieder auferstehen zu lassen.

Inhaltsverzeichnis

Der Landvermesser

Der Plan des Reiters aus Laramie

Cheyenne

Die Siedler kommen

Joan Carter

Die Schießerei am Gemeindezentrum

Das Sägewerk

Der Geldschrank

Nachwort

Der Landvermesser

Die Postkutsche ist flott unterwegs. Sie ist mit vier Pferden bespannt, die von einem erfahrenen Kutscher getrieben werden. Die Hufe der Tiere und die Räder der Kutsche ziehen eine große Staubwolke hinter sich her, die noch lange in der heißen Luft hängt. Der Wagen springt und holpert über den unebenen Weg, der Kutscher hat einen engen Zeitplan und treibt die Tiere mit schnellem Tempo voran. In etwa vier Meilen werden sie Gillette erreichen, dort ist die nächste Haltstelle mit einer Wechselstation für die Pferde.

Der Tag ist wieder warm, wie schon die ganze vergangene Woche. Trotz der offenen Fenster ist die Luft in der Kutsche unerträglich heiß.

Es ist September, im Jahr 1872. Der einzige Passagier ist Clint Wagner. Er ist Mitte dreißig, von Beruf Landvermesser. Er hält ein Telegramm in der Hand und sieht zum wiederholten Mal darauf. Es ist von einem Mickey Callaghan, er beauftragt ihn, beziehungsweise die Firma für die er arbeitet, für mehrere Monate nach Gillette zu kommen und einen Teil des Tales neu zu vermessen und in Parzellen einzuteilen.

Der schlanke Mann steckt das Papier wieder in seine Jacke. Nun würde er bald das Ende seiner Fahrt erreichen und sich mit Mickey Callaghan treffen.

Auf dem Bock des Kutschers sitzt noch ein zweiter Mann. Er hält ein Repetiergewehr in den Händen, vor ihm auf dem Bock steckt eine Flinte. Seine Aufgabe ist es, den Transport zu bewachen, denn dieses Mal ist eine Kiste mit Lohngeldern im Gepäck. Lohngelder für die Minenarbeiter in Fleetwood, das liegt noch 20 Meilen hinter Gillette.

Die Kutsche rollt mit unvermindertem Tempo dahin. Die Pferde glänzen vor Schweiß, sie haben es bald geschafft. Der Weg führt nun in eine kleine Schlucht, mit vielleicht 30 Fuß hohen felsigen Hängen auf beiden Seiten.

Ein Schuss kracht. Clint Wagner schreckt auf, er war trotz der Schüttelei ein wenig eingenickt. Die Kutsche fährt einen kleinen Schlenker, da fällt ein weiterer Schuss. Clint Wagner hört einen kurzen Schrei vom Kutschbock her, dann wird die Kutsche langsamer und kommt zum Stehen.

Der Landvermesser sieht vorsichtig aus einem Fenster heraus und versucht zu erkennen, was vor ihm passiert. Vor den Pferden steht ein Reiter und richtet einen Revolver hoch zum Kutscher. Ein weiterer Reiter kommt eben hinter einem Felsen der Schlucht hervor. Clint Wagner hört den Mann mit dem Revolver rufen:

„Halte deine Karre still und rühre dich nicht. Sonst ergeht es dir so wie deinem Kollegen. Wir wollen nur eure Kiste, dann bist du uns los!“

Aha, das ist es also, denkt sich der Landvermesser, das Gepäck ist offensichtlich sehr wertvoll! Sie ahnen nicht, dass sie es nicht nur mit dem Kutscher, sondern auch mit ihm zu tun bekommen würden. Bevor er zum Landvermesser umsattelte, hatte er sich ein paar Jahre als Kunstschütze auf Jahrmärkten sein Brot verdient. Er war dann das Zigeunerleben leid geworden und hatte sich dann zum Geometer, auch Landvermesser, ausbilden lassen. Dazu war er zwei Jahre Gehilfe eines Landvermessers gewesen, seine neue Firma hatte ihm die erforderlichen Lehrgänge bezahlt. Seit zwei Jahren war er Angestellter bei der Mining & Engineering Company in Laramie und nun in deren Auftrag unterwegs. Er besitzt zwei langläufige Revolver, jeder mit einer sechsschüssigen Trommel und einem sechzehn Zoll langen Lauf. Diese Waffen hat er auch dieses Mal dabei, wie jedes Mal, wenn er länger unterwegs ist. Die Revolver sind in einer mit Samt ausgeschlagenen Schatulle untergebracht, die er immer mit sich führt.

Rasch greift er nach der Schatulle und öffnet sie. Die beiden Revolver sind geladen, er reißt sie heraus und sieht wieder aus dem Fenster.

Ein dritter Reiter kommt angeritten, er hält ein Gewehr in der Hand. Er hat offensichtlich von der Höhe herunter auf die Männer auf dem Kutschbock geschossen. Clint Wagner überlegt, seine einzige Chance liegt in der Überraschung. Die Banditen rechnen zwar mit Passagieren, nicht jedoch mit einer starken Verteidigung. Der nächste Schritt der Räuber wird die Kontrolle des Fahrgastraumes sein, um die Passagiere zu entwaffnen und eventuell zu berauben. Dazu darf er es nicht kommen lassen. Er legt eine Waffe wieder beiseite, fasst die andere fest in der Hand, drückt langsam den Griff der Tür herunter und springt aus dem Wagen. Mit zwei Sätzen hat er einen Felsen als Schutz erreicht, er zielt mit dem Colt und gibt zwei Schüsse ab, noch bevor die Banditen reagieren können. Er trifft zweimal und die ersten beiden der drei Verbrecher sacken im Sattel zusammen. Der Dritte, er ist jetzt etwa noch dreißig Yards entfernt, reißt sein Pferd herum und galoppiert davon.

Clint Wagner richtet sich auf und klettert auf den Kutschbock. Der Wachmann ist nach hinten gesackt und hat einen großen Blutfleck auf der Brust, er ist offensichtlich tot. Der Kutscher sitzt noch und hält die Zügel in der Hand, an seinem linken Bein läuft Blut hinab. „Junger Mann“, sagt er mit leiser Stimme, „damit haben die Gauner nicht gerechnet, dass wir eine eigene Artillerie dabei haben!“ Er ringt sich ein Lächeln ab.

Clint Wagner ist froh, dass der Kutscher nicht schwer verletzt ist. „Wie geht es Ihnen, können Sie noch fahren?“

„Ich habe eine Kugel im Bein, das ist nicht so schlimm“, sagt der Kutscher, „in ein paar Minuten haben wir Gillette erreicht, bis dahin schaffe ich es leicht.“

Clint Wagner sieht sich die beiden toten Banditen an. Beide hat er in den Kopf getroffen, sie waren sofort tot. Er legt sie quer über die Sättel ihrer Pferde und bindet sie fest. Er nimmt dann die Pferde an ihren Zügeln und bindet sie hinten an der Kutsche fest. Er betrachtet sein Werk und sagt zu dem Kutscher:

„So sollte es gehen. Wenn sie nicht so rasen wie bisher, können die Pferde gut hinterherlaufen. Für ein kurzes Stück wird es reichen.“

Der Landvermesser klettert in den Verschlag, und weiter geht die Fahrt, jetzt mit etwas gedrosseltem Tempo. Eine Viertelstunde später haben sie Gillette erreicht. Der Kutscher hält vor dem Boarding House, hinter dem Gasthaus an der Straße befindet sich der Stall mit den Wechselpferden.

Mickey Callaghan sitzt im Boarding House und wartet auf die Ankunft der Kutsche. Er raucht eine Selbstgedrehte und nimmt gelegentlich einen Schluck von dem Bier. Er sieht entspannt der Rauchwolke seiner Zigarette hinterher und beobachtet das Treiben in der Gaststube. Durch seinen Kopf ziehen die Ereignisse der letzten Monate. Was waren das für chaotische Abenteuer gewesen! Seine geliebte Marilyn Baker war in die Machenschaften eines Verbrechers hineingezogen worden. Ein Gauner, Geoffrey Banks, hatte sie entführt und als Frau des unverheirateten und kinderlosen Rinderbarons Breckinridge vorgesehen. Um sie gefügig zu machen, hatte er dem schönen Mädchen vorgetäuscht, dass er Mickey erschossen hätte. Dann gab es eine Blitztrauung mit dem reichen Rancher. Die Ehe dauerte etwa zwei Stunden, dann tötete Geoffrey Banks ihren reichen Bräutigam. Er wollte sich selbst mit dem jetzt reichen und immer noch verzweifelten und willenlosen Mädchen verheiraten, um an die große Ranch und die Reichtümer des Rinderbarons zu gelangen. Der Verbrecher hatte nicht mit dem raschen Auftauchen des sehr lebendigen Freundes und seinen vielen Helfern gerechnet. Er starb an einer Kugel aus dem Revolver von Mickey Callaghan.

Nun war alles wieder wie vorher - nein, es war beinahe noch besser. Er hatte seine geliebte Marilyn wieder, die nun eine besonders gute Partie geworden war. Beide waren sich einig geworden, wie sie mit dem riesigen Besitz des toten Großranchers umgehen wollten. Die Ranch erstreckte sich über fast das ganze Tal östlich des Brazos River. Dem Vater seiner Braut gehörte eine kleine, dafür wunderschöne und gut geführte Ranch, die für ihre eigenen Bedürfnisse völlig ausreichte. Deshalb waren sie sich schnell einig geworden, den gesamten ehemaligen Breckinridge-Besitz parzellieren zu lassen und zu verpachten. Es sollten etwa 400 einzelne Farmen werden, die nach sechs Monaten in den Besitz der Pächter übergehen sollten. Der Preis für eine Farm war mit 200 Dollar vorgesehen.

Die Vermessung des großen Gebietes und die Einteilung der Parzellen sollte ein Geometer aus Laramie durchführen. Er hatte Kontakt zu einer Firma dort aufgenommen, die er aus seiner früheren Zeit in Laramie noch kannte. Die »Laramie Mining & Engineering Company« befasste sich mit dem Bau und Betrieb von Minen und mit Landvermessung. Der Hauptsitz der Firma ist in Omaha, in Laramie ist lediglich eine Zweigstelle. Man hatte ihm telegrafisch die Mitarbeit eines Landvermessers für die Zeit von etwa zwei Monaten zugesichert. Und dieser Landvermesser sollte heute mit der Postkutsche ankommen.

Zum ungezählten Male sieht er wieder aus dem Fenster. Doch, jetzt sieht er sie kommen. Da stimmt doch etwas nicht, geht ihm durch den Kopf. Er lässt sein Bier stehen und läuft auf die Straße. Auch anderen Passanten ist etwas aufgefallen und sie kommen ebenfalls angelaufen.

Die Kutsche hält, die Tür wird geöffnet und ein Mann klettert heraus. Er ruft: „Wir sind überfallen worden! Schnell, wir brauchen einen Arzt und der Marshall soll auch kommen!“

Mickey lässt einen der Umstehenden den Arzt holen, dann steigt er auf den Kutschbock und holt mit Hilfe des Passagiers den verletzten Kutscher herunter.

Mickey stellt sich vor und hört zu seiner Freude, dass der Passagier, der vor ihm steht, der Landvermesser ist, auf den er wartet.

„Clint Wagner“, stellt sich der Passagier vor, „ich freue mich, dass ich Sie gleich gefunden habe.“

Mickey und der Landvermesser reichen sich die Hände. „Das ist ja eine schöne Geschichte, die Ihnen passiert ist. Lassen Sie uns jetzt zum Marshall gehen, das sind nur ein paar Schritte von hier“, erwidert der Cowboy und geht voraus.

Auf dem kurzen Weg zum Büro des Marshalls beginnt Mickey, den Landvermesser in seine Pläne einzuweihen. „Meine Verlobte besitzt durch einige haarsträubende Vorgänge ein riesiges Land hier im Tal. Wir wollen es nicht für uns selbst verwenden, sondern wir möchten es neuen Siedlern gegen Pacht zur Verfügung stellen.“

„Das ist sehr lobenswert“, entgegnet Clint Wagner, „was waren denn das für haarsträubende Vorgänge?“

Mickey Callaghan lacht. „Ich werde es Ihnen gerne erzählen, ein Bier reicht dafür nicht aus. Ich schlage deshalb vor, dass Sie heute zu uns kommen. Morgen begleite ich Sie dann zur Ranch des toten William Breckinridge, dort können sie wohnen, bis Sie mit Ihrer Aufgabe fertig sind. Es sind dort auch genügend Mitarbeiter, aus denen Sie sich so viele Gehilfen aussuchen können, wie Sie benötigen.“

Der Marshall kommt ihnen entgegen. Mickey stellt den Landvermesser vor, dann gehen sie in sein Büro. Der Gesetzeshüter und der Landvermesser setzen sich, Mickey lehnt sich an die Wand, da das kleine Büro nur über zwei Stühle verfügt.

Clint Wagner berichtet von dem Überfall, immer wieder unterbrochen von den überraschten Kommentaren des Marshalls und denen von Mickey Callaghan.

Nach dem Bericht sieht der Marshall zu Mickey hin und sagt mit etwas säuerlicher Stimme: „Es scheint mir, dass ich jetzt einen weiteren Revolverhelden in meiner Stadt habe.“

Mickey entgegnet: „An deiner Stelle würde ich mich nicht beschweren, Richie. Du hast doch mit mir keine schlechten Erfahrungen gemacht. Und das was unser Geometer hier geleistet hat, war doch in deinem Sinne, oder?“

Marshall Richard Taylor nickt. „Okay, du hast Recht. Es wird mir immer etwas Bauchschmerzen verursachen, wenn andere das Recht in ihre Hand nehmen. Sei’s drum, ich kann nicht überall sein.“

Der Marshall fragt den Landvermesser über den geflohenen Verbrecher aus. Leider hat Clint Wagner nicht viel erkennen können, da alle Banditen sich das Halstuch vorgebunden hatten. „Das Pferd war schwarz-weiß gescheckt, und sein Sattel war mit silbernen Nieten verziert. Den Sattel werde ich vielleicht wiedererkennen.“

Der Marshall macht sich einige Notizen, dann zieht er die Schublade seines Schreibtisches auf, holt ein paar Steckbriefe heraus und zeigt sie dem Landvermesser. Clint Wagner sieht darauf und schüttelt den Kopf. „Auf den Steckbriefen sind nur die Gesichter, und die habe ich ohnehin nicht erkennen können.“

„Na gut, hätte ja sein können“, murmelt der Marshall und legt die Steckbriefe wieder fort.

Mickey Callaghan und der Landvermesser betreten die Straße und gehen dann zur Kutsche zurück. Der Arzt hat inzwischen den Kutscher versorgt, die Pferde sind gewechselt worden. Da ein Wachmann für die Weiterfahrt fehlt, steht die Kutsche noch vor dem Boarding House. Der neue Wachmann muss vom Marshall bestimmt werden. Es wird wohl der Deputy machen, der ist jedoch im Moment nicht in der Stadt. Ein Ersatzkutscher ist eingetroffen und hat mit dem Abladen des Gepäckes von Clint Wagner angefangen. „Mister, sie haben eine Menge Sachen mitgenommen“, klagt der.

Clint Wagner geht zu der Kutsche und fasst mit an. „Meine Tätigkeit hier erfordert einige Ausrüstung, wie zum Beispiel einen Theodoliten, Messlatten und so weiter. Und private Ausrüstung wie zum Beispiel Kleidung. Ich soll hier ja ein paar Monate zubringen“, sagt er und sieht zu Mickey hinüber.

Der staunt auch nicht schlecht über die Menge an Gepäck. „Jetzt muss ich zuerst einen Wagen für den Transport besorgen“, sagt er, „ich weiß auch schon von wem.“

Er wendet sich in Richtung des General Store von Ben Nolan. „Warten Sie hier, ich bin gleich wieder zurück.“

Kurze Zeit später ist Mickey Callaghan wieder da, er hat sich den Einspänner vom General Store geliehen. Die Tochter des Hauses, Jennifer Nolan, ist mit seiner Verlobten befreundet und mit deren Bruder verliebt, da sind gegenseitige Gefälligkeiten kein Problem. Hier im Westen sind alle aufeinander angewiesen, es wird immer gerne geholfen.

Rasch laden die beiden Männer das Gepäck auf. Mickeys Pferd wird wieder hinten angebunden, dann startet die Fahrt zu der Double-M Ranch. Während der Fahrt erzählt Mickey dem aufmerksamen Zuhörer, wie seine Verlobte in den Besitz der Breckinridge Ranch gekommen ist. Der Landvermesser schüttelt ein ums andere Mal den Kopf. Er fängt an zu grübeln und fragt dann: „Ihr Name ist Mickey Callaghan, das habe ich doch richtig verstanden?“

Mickey nickt, „das stimmt so“, und er bekommt ein merkwürdiges Gefühl im Bauch.

„Haben Sie irgendetwas mit einem »Fast Cally« zu tun? Ich lebe nun einige Jahre in Laramie, dort ist ein »Fast Cally« nicht unbekannt.“

Mickey nickt wieder und fügt hinzu: „Das bin ich, beziehungsweise das war ich. Ich hatte gehofft, meine wilde Vergangenheit vergessen zu können, indem ich in eine andere Gegend gezogen bin, sie scheint mich nie ganz loslassen zu können.“ Nach einer Weile fügt er hinzu: „Was ist mit Ihnen, sie sind auch nicht ganz unbedarft, was den Gebrauch von Waffen angeht, oder?“

Clint Wagner schmunzelt und erzählt dem ebenfalls staunenden Mickey nun seine Geschichte.

Endlich erreichen sie die Double-M Ranch. Mickey kann es nicht erwarten, seine Marilyn wieder in den Armen zu halten. Sie läuft aus dem Haus und kommt ihm entgegen, noch bevor der Wagen zum Stillstand gekommen ist. Sie stürzt auf Mickey zu, umarmt und küsst ihn.

„Darf ich dir unseren Landvermesser vorstellen?“, unterbricht er sie schließlich. Jetzt erst richtet Marilyn ihre Augen auf seinen Begleiter und grüßt ihn. Clint Wagner kann seine Augen kaum von ihr lassen. Diese Marilyn ist das schönste Mädchen, das er je gesehen hat, sie hat eine schlanke Figur und ein traumhaft schönes Antlitz, dazu eine wohl gefüllte Bluse. Es ist kein Wunder, dass Mickey nur noch sie im Kopf hat. „Madam, ich bin entzückt“, sagt er und meint es auch so.

Am Abend wird mit den Weidereitern gemeinsam gegessen. Das ist so Sitte auf der Double-M Ranch und trägt zu dem guten Verhältnis zwischen den Besitzern und den Helfern bei. Bei der Gelegenheit muss der neue Landvermesser von dem Überfall auf die Kutsche berichten. Es gibt eine große Aufregung und alle reden durcheinander. Einige überlegen, ob sie den Reiter mit den silbernen Beschlägen am Sattel nicht schon irgendwo bemerkt haben. Einer ist sich ganz sicher: „Das ist jetzt über ein Jahr her, da habe ich einen Reiter auf einem schwarz-weiß gefleckten Pferd und einem Sattel mit silbernen Nieten gesehen. Das ist in der Nähe von Fleetwood gewesen.“

Sie beschließen, ihre Augen offen zu halten und auf diesen Reiter zu achten. Die beiden Männer aus Laramie, Clint Wagner und Mickey Callaghan, beginnen Geschichten aus diesem Ort zu erzählen. Es dauert nicht allzu lange, da zupft Marilyn den neben ihr sitzenden Mickey an der Jacke und flüstert ihm ins Ohr: „Ihr habt nun lange genug erzählt, lass uns ins Bett gehen.“

Mickey gefällt der Gedanke, er erhebt sich und sagt: „Wir haben morgen noch viel vor, lasst uns jetzt schlafen gehen.“ Er löst damit den allgemeinen Aufbruch aus, und auch der Rest der Mannschaft begibt sich in ihre Schlafräume.

Mickey schläft mit Marilyn in ihrem Zimmer, solange er noch seine Arbeit als Vormann und sein Bett auf der Ranch von Tippy Overbeck hat. Marilyn hält ihn an der Hand und zieht ihn in ihr Zimmer. Dort entkleiden sie sich und geben sich einander hin.

Danach liegen sie nebeneinander im Bett. Beide sind noch erhitzt von ihrer Vereinigung und entspannen sich langsam. Marilyn hat ihren Kopf aufgestützt und sieht zu Mickey: „Ich glaube, ich bekomme ein Kind.“

Mickey zögert kurz, das eben Gehörte dringt langsam in seinen Kopf. Er umarmt sie und küsst sie überglücklich. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich mich das macht.“ Er lächelt sie an. Seine Marilyn ist die schönste Frau die er kennt, sie liebt ihn und wird ihm jetzt auch noch ein Kind schenken. Was kann man sich Schöneres vorstellen? Marilyn sieht Mickey glücklich an und gibt ihm einen Kuss. Sie sieht ihm tief in die Augen, stützt sich hoch und setzt sich rittlings auf ihn. Ein weiterer Wonnetaumel bemächtigt sich beider und sie genießen gegenseitig ihre Lust. Überglücklich schlafen sie beide ein.

Am nächsten Morgen gibt es viel zu planen. Mickey muss zur Double-Box Ranch und zusammen mit dem Besitzer, Tippy Overbeck, einen Nachfolger für sich bestimmen. Clint Wagner muss auf die Ranch des Rinderbarons gebracht werden und in die Umgebung eingewiesen werden. Außerdem hat Mickey noch verschiedene organisatorische Dinge in Gillette zu erledigen.

Mickey steht nun etwas abseits mit Marilyn zusammen und spricht leise mit ihr. „Wir sollten jetzt die Hochzeit vorbereiten, bevor man deine Schwangerschaft sieht“, sagt er zu ihr. „Zuerst muss ich mit deinem Vater darüber sprechen, oder was meinst Du?“

„Mein Vater kann gerne wissen, dass er im nächsten Sommer Großvater wird. Ich glaube, er ahnt es sowieso schon und er hofft auch darauf.“ Sie küsst ihn auf die Wange. „Du fährst doch heute sowieso nach Gillette. Suche doch auch den Pfarrer auf und bestelle das Aufgebot.“

Überglücklich, dass sie wieder einer Meinung sind, umarmt Mickey Marilyn und küsst sie zum Abschied. Der Einspänner mit dem Gepäck von Clint Wagner steht in der Scheune. Sie spannen das Pferd der Nolans davor, Mickeys Brighty muss wieder angebunden hinterherlaufen, dann beginnt ihre Fahrt.

Zuerst fahren sie zur Ranch von Tippy Overbeck, sie liegt an der Strecke. Mickey sucht den alten Rancher auf.

„Mein lieber Tippy“, sagt er, „du hast es dir sicher schon gedacht, nun wird es ernst. Ich werde mich ganz zur Ranch von Mark Baker begeben. Ich verlasse euch ungern, es muss leider sein.“

Tippy nickt zustimmend. „Das habe ich mir schon seit einer Weile gedacht. Du bist so oft mit Marilyn zusammen, da konnte das nicht ausbleiben. Ich lasse dich ungerne gehen, ich sehe es genauso wie du, das muss jetzt so sein. Es kommt mit der Aufteilung des Breckinridge-Anwesens so viel Arbeit auf dich zu, da kannst du hier nicht auch noch Vormann sein.“

Mickey schlägt vor: “Die beiden Neuen, die ich im Frühjahr eingestellt habe, haben sich sehr gut gemacht. Der eine der beiden, Twinky, eignet sich meiner Meinung nach sehr gut als Vormann.“

„Das sehe ich auch so, die beiden waren eine gute Wahl. Kümmere du dich um deine neuen Aufgaben, ich werde den neuen Vormann nach deinem Vorschlag bestimmen.“

Sie schütteln sich beide die Hände, dann geht Mickey zum Wagen zurück.

Die Fahrt mit dem Wagen führt weiter durch das Tal. Die Räder poltern über den Weg und ziehen viel Staub hoch. Sie erreichen jetzt eine Stelle mit einem besonders schönen Ausblick. Mickey hält an, damit sich die Pferde ausruhen können, und um Clint Wagner seine Pläne näher zu erläutern.

Die Bäume, die bisher den Weg gesäumt haben, sind jetzt durch einen kleinen Abhang zum Tal abgelöst worden. Man hat eine klare Sicht und kann das ganze Tal übersehen, in der Ferne glitzert der Brazos River in der Sonne.

Mickey zeigt mit einer ausholenden Bewegung über das Tal und erklärt: „Das gesamte Gebiet hinter dem Brazos River gehört meiner Verlobten. Das Gebiet der ehemaligen Breckinridge Ranch beträgt etwa 64000 Acres, das sind etwa zweihundertsechzig Quadratkilometer. Ich möchte, dass das Land in etwa vierhundert Parzellen zu je 160 Acres (65 Hektar) aufgeteilt wird. Das entspricht den gleichen Größen, wie sie im Heimstättengesetz von 1863 festgelegt worden sind. Die Siedler sollen dafür 1,25 Dollar pro Acre bezahlen, das sind 200 Dollar für eine Parzelle, dann gehört ihnen nach sechs Monaten das Land.“

Er macht eine Pause und grinst. „Bei etwa vierhundert Parzellen macht das dann 80.000 Dollar für meine Marilyn. Und, „er hebt den Zeigefinger“, das macht etwa vierhundert neue Familien hier im Tal. Da muss man sich in Gillette noch Einiges einfallen lassen, um alle zu versorgen. Da sind sowohl die Verwaltung - ich denke an einen neuen Bürgermeister - und manche Geschäfte zu erweitern. Auch der Marshall kann das nicht mehr alleine leisten. Er wird wohl ein paar Deputys und auch einen Nachtmarshall einstellen müssen.“

Dem Landvermesser schwirrt der Kopf. Er sinnt noch über das eben Gehörte nach und sagt dann: „Dass dieser Job sehr groß sein würde, habe ich gewusst. So eine Größenordnung habe ich nicht erwartet. Ich werde mir noch einen zweiten Mann erbeten müssen und ein paar Gehilfen. Die Gehilfen, du hast das schon erwähnt, kann ich bestimmt aus der Mannschaft der Ranch rekrutieren. Mit ein paar Monaten werde ich auch nicht hinkommen, das geht sicher noch die nächsten zwei Jahre, auf jeden Fall für mich.“

„Mach, was du für richtig hältst, ich verlasse mich in der Hinsicht voll auf dich.“

Sie fahren weiter, zweigen zur Breckinridge Ranch ab und erreichen die Furt. Während sie mit viel Gespritze durch den Brazos River fahren sieht Mickey den Fluss hinunter. „Was wir hier auch bald brauchen, wird eine Brücke sein.“ Er sieht zu dem Landvermesser hin. „Möglicherweise gibt es bessere Alternativen, als die Brücke an dieser Stelle zu errichten. Ich erwarte von dir, dass du entsprechende Vorschläge machst. Wahrscheinlich benötigen wir auch noch zusätzliche Wege und Straßen, das fällt auch in dein Aufgabengebiet.“

Clint Wagner strahlt über das ganze Gesicht. „Ich glaube, ich habe mit diesem Auftrag eine echte Aufgabe erhalten - und dazu mit einem sehr netten und weitsichtigen Auftraggeber.“ Er lacht und klopft Mickey auf die Schulter.

Mickey wiegelt ab, „warte nur, bis der Job erst richtig losgeht. Du wirst irgendwann keine Siedler mehr sehen wollen.“

Sie erreichen die ehemalige Ranch des William Breckinridge. Mickey hat einen der Reiter zu seinem Stellvertreter benannt, damit der Weidebetrieb weitergeführt werden kann. Als sie auf den Hof rollen, kommt dieser Mann, Jeremy Irons, aus dem Haus.

„Hallo, Mickey!“, grüßt er ihn und gibt beiden Ankömmlingen die Hand.

Die Reiter der Ranch sind von Mickey über die Auflösung der Ranch informiert worden. Die meisten von ihnen wollen hier im Tal bleiben. Zweihundert Dollar für ein schönes Stück Land, das bekommen Einige von ihnen zusammen. Laut Mickey wird die »Bank of Gillette« Hypotheken großzügig zur Verfügung stellen. Manche der Cowboys werden in der auflebenden Stadt sicher Arbeit finden.

Für Clint Wagner werden in dem großen Anwesen schnell ein Wohnraum und ein Büro gefunden. Seine Ausrüstung für die Landvermessung wird im Geräteschuppen untergebracht. Dort ist auch ausreichend Platz für noch mehr, falls Verstärkung für ihn eintreffen sollte.

Mickey bietet ihm noch weitere Unterstützung an: „Wenn du ein Pferd benötigen solltest, du hast hier eine große Auswahl. Damit bist du schneller unterwegs als mit dem Wagen.“

Clint nickt. „Ja, das ist ausgezeichnet. Das werde ich morgen schon brauchen, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen.“

Doch Mickey hat heute noch mehr auf dem Plan. „Ich muss dich jetzt allein lassen, ich habe in Gillette noch Einiges zu erledigen. Sobald du mit deiner Übersicht fertig bist, melde dich bitte beim Schmied oder im Büro der Zeitung. Dort sehe ich immer hinein, wenn ich in den Ort komme.“

Der Plan des Reiters aus Laramie

Mickeys erstes Ziel in Gillette ist der Gunshop. Seine Munition ist noch reichlich vorhanden, dieses Mal führt ihn die zweite Aufgabe des Inhabers zu seinem Laden. Der große, vierschrötige Kerl steht hinter seiner Theke und sieht ihn verunsichert an.

Mickey grinst ihn an. „Ich habe nichts Böses mit Ihnen vor, Mister James, Sie scheinen das gerade zu denken.“

Der Besitzer des Gunshops druckst herum. „Ich, äh, wissen Sie, ich musste das damals einfach tun.“

„Geschenkt“, sagt Mickey, „obwohl ich allen Grund hätte, Ihnen böse zu sein.“

In seiner Funktion als Pastor hatte er die erzwungene Trauung zwischen dem Rinderbaron und Marilyn Baker vollzogen. Der Großrancher hatte den Gottesdiener jedoch in der Hand, so dass ihm nichts anderes übrig geblieben war.

Mickey sieht den Gunshop-Besitzer freundlich an: „Nein, dieses Mal führt mich eine besonders angenehme Aufgabe zu Ihnen, in Ihrer Funktion als Pastor.“

Der Pastor/Gunshop-Besitzer entspannt sich sichtlich, ihm fällt ein Stein vom Herzen, denn mit einem verärgerten Mickey Callaghan ist nicht gut Kirschen essen – so viel ist inzwischen jedem klar geworden. „Was kann ich für Sie tun?“

„Ich möchte ein Aufgebot bestellen. Ich möchte nämlich so schnell wie möglich die Witwe des Rinderbarons heiraten. Sie wissen doch noch, wer das ist?“, fügt er schelmisch hinzu.

Der Pastor hebt seine Hände. „Erinnern Sie mich bloß nicht daran. Das ist ein schwarzer Punkt in meiner Laufbahn als Pastor. Ich freue mich besonders, wenn es nun doch zu einem guten Ende kommt.“

Mickey setzt mit dem Pastor das Aufgebot auf. Danach wird in zwei Wochen die Trauung sein. Mickey wird ganz warm ums Herz, alle seine Freunde werden dabei sein, wenn er seinen Schatz vor den Altar führt.

Seine nächsten Schritte führen ihn zur Schmiede. Peter O’Connell ist in seiner Werkstatt und arbeitet an einer Deichsel.

Herzlich umarmen sich die beiden starken Männer. Mickey lobt seinen Freund. „Es ist immer eine besondere Freude, dich zu sehen und mir dir zu tun zu haben.“

Der Schmied grinst ihn an. „Was führt dich zu mir, mein Freund?“

„Das ist eigentlich eine lange Geschichte. Ich werde mich für heute jedoch kurz fassen. Ich habe eben das Aufgebot für mich und Marilyn bestellt. In zwei Wochen wird Hochzeit sein.“

Ein Strahlen geht über das Gesicht von Peter O’Connell, er drückt seinem Freund beide Hände. „Das freut mich wirklich für euch beide. Ich glaube, niemand hat je so gut zusammengepasst, wie ihr zwei.“

Mickey lächelt, „du bist hiermit als erster herzlich eingeladen.“

„Es ist für mich selbstverständlich, bei Eurer Trauung dabei zu sein.“