Das Versprechen. Königs Erläuterungen - Friedrich Dürrenmatt - E-Book

Das Versprechen. Königs Erläuterungen E-Book

Friedrich Dürrenmatt

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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Seitenzahl: 130

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 419

Textanalyse und Interpretation zu

Friedrich Dürrenmatt

DAS VERSPRECHEN

Bernd Matzkowski

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen. Requiem auf den Kriminalroman. detebe Bd. 22812, Zürich: Diogenes Verlag, 1985. Zitate aus diesem Band werden durch Angabe der Seitenzahl in Klammern direkt hinter dem Zitat gekennzeichnet, wobei auf eine Sigle verzichtet wird.

Über den Autor dieser Erläuterung: Bernd Matzkowski ist 1952 geboren. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Lehrer am Heisenberg Gymnasium Gladbeck. Fächer: Deutsch, Sozialwissenschaften, Politik, Literatur/Theater.

Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Zitate Dürrenmatts müssen aufgrund eines Einspruchs in der alten Rechtschreibung beibehalten werden.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

3. Auflage 2016

ISBN 978-3-8044-6953-2

© 2003, 2012 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Gert Fröbe im Film Es geschah am hellichten Tag (BRD/CH/E 1958) © Cinetext

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Friedrich Dürrenmatt: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Wirtschaftswunder und Restauration

Das „Modell Schweiz“

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Verbindende Elemente in den Werken Dürrenmatts

Berührungspunkte der Figuren und Motive aus verschiedenen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Zusammenfassung der Handlung

Der Gang der Handlung nach Kapiteln

3.3 Aufbau

Die Grundstruktur der Handlung

Übersicht und Chronologie der Kapitel

Kompositionsstruktur

Ort und Zeit

Innere Dramaturgie: Themen, Motive und Symbole

Schuld

Warten und Erlösung

Essen

Kinder

Wald/Lied

Literarische Verweise

Zufall

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Hauptpersonen

Matthäi

Kommandant Dr. H.

Der Schriftsteller

Nebenpersonen

Witwe Schrott

Frau Heller

Von Gunten

Dr. Locher

Polizisten

Staatsanwalt Dr. Burkhard

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

3.7 Interpretationsansätze

Dürrenmatts Spiel mit dem Genre „Krimi“

Dürrenmatts Relativierung von „Gut“ und „Böse“

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 *

Aufgabe 2 *

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 ***

Literatur

Zitierte Ausgabe

Texte des Autors

Lernhilfen und Kommentare

Sekundärliteratur

Sonstige Literatur

Medien

Verfilmungen

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, geben wir im Folgenden eine Übersicht:

Im 2. Kapitel beschreiben wir Friedrich Dürrenmatts Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:

Friedrich Dürrenmatt lebt vom 5. Januar 1921 bis zum 14.12.1990. Die meiste Zeit seines Lebens verbringt er in Bern, Basel und Neuchâtel, wo er auch stirbt.

Als Dürrenmatts Roman erscheint, sind die Entbehrungen der Kriegszeit schon fast vergessen; in Deutschland hat die Phase des „Wirtschaftswunders“ eingesetzt.

1958, im Erscheinungsjahr des Romans, ist Dürrenmatt bereits ein bekannter und erfolgreicher Autor von Kriminalromanen und Theaterstücken.

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.

Das Versprechen – Entstehung und Quellen:

Dem Roman geht eine Drehbuchfassung für einen Film voraus, der 1958 unter dem Titel Es geschah am hellichten Tag in die deutschen Kinos kommt und ein großer Erfolg wird. Für den Roman hat Dürrenmatt einige entscheidende Veränderungen gegenüber dem Drehbuch vorgenommen (so wird etwa im Film, anders als im Roman, der Täter von Matthäi gefasst).

Inhalt:

Der Roman handelt vom Versuch des Kommissars Matthäi, einen Sexualstraftäter zu fassen, der kleine Mädchen tötet. Dieses Versprechen hat Matthäi der Mutter eines der ermordeten Mädchen gegeben. Obwohl der Fall als gelöst gilt, weil der vermeintliche Täter sich selbst getötet hat, ermittelt Matthäi weiter, denn in ihm setzt sich der begründete Verdacht fest, der wahre Täter sei noch nicht gefasst und verkehre mit seinem Fahrzeug regelmäßig auf der Strecke zwischen Chur und Zürich. Matthäi, der inzwischen seinen Dienst quittiert hat, quartiert sich in einem Haus an der Strecke ein und betreibt eine Tankstelle. In diesem Haus lebt er mit der kleinen Annemarie und ihrer Mutter, die nichts davon ahnt, dass Matthäi ihre Tochter als Lockvogel für den Mörder benutzt. Tatsächlich kommt es zu einer Begegnung zwischen dem Mörder und Annemarie, die jedoch ohne unmittelbare Folgen bleibt. Matthäi kann dem Kind aber entlocken, dass der Täter sich wieder mit ihm verabredet hat. Am Tag des erwarteten Zusammentreffens erscheint der Mörder nicht, da er mit seinem Wagen tödlich verunglückt ist, wovon Matthäi allerdings keine Kenntnis bekommt. Jahre des Wartens auf den Mörder vergehen, in denen Matthäi immer mehr verkommt. Er wird zum stumpfsinnigen Alkoholiker.

Aufbau:

Der Roman weist 30 Kapitel unterschiedlicher Länge auf, wobei die Kapitel 1 und 2 sowie 28 bis 30 einen Rahmen um die Binnenhandlung (siehe „Inhalt“ oben) bilden. In dieser Rahmenhandlung erzählt Kommandant H. einem Schriftsteller die Geschichte seines besten Untergebenen Matthäi, der mittlerweile ein stumpfsinniger Alkoholiker ist. Zudem kommt es zwischen den beiden Personen zu Gesprächen über Kriminalliteratur. Die Rahmenhandlung umfasst einen Tag, die Binnenhandlung, vom Kommandanten erzählt, erstreckt sich insgesamt über 14 Jahre. Die Haupthandlungsorte liegen entlang der Strecke zwischen Zürich und Chur.

Personen:

Die Hauptpersonen sind

Dr. Matthäi:

er ist die Zentralfigur des Romans; 50 Jahre alt (Handlungskern)

Kriminalkommissar, gilt als geschickter Ermittler

macht im Laufe des Romans eine Entwicklung durch: Er verkommt zusehends, verwahrlost, wird stumpfsinnig

ist voller Verzweiflung darüber, dass sein Plan nicht aufgeht

macht sich schuldig, weil er ein Kind als Lockvogel missbraucht

Kommandant Dr. H.:

ehemaliger Vorgesetzter Matthäis, Pensionär, altmodisch, eigenwillig

erzählt dem Schriftsteller die Geschichte Matthäis und ist dadurch das Bindeglied zwischen Binnen- und Rahmenhandlung

Der Schriftsteller:

ist nicht mit dem Autor Dürrenmatt gleichzusetzen, sondern eine Figur der fiktiven Welt des Romans

gestaltet zugleich die Erzählung des Kommandanten (verändert die Perspektive und formt das Material zum gestalteten Stoff)

Wir stellen diese Hauptpersonen ausführlich vor und geben Erläuterungen zu weiteren Personen.

Stil und Sprache:

Dürrenmatt bedient sich im Versprechen eines relativ einfachen Stils und einer nicht komplizierten Sprache. Auffällig sind naturmetaphorische Elemente. Um Matthäis Entwicklung zu verdeutlichen, verändert Dürrenmatt dessen Sprachstil im Laufe des Romans (Entwicklung zum parataktischen Satzbau und assoziativem Sprechen).

Auf folgende Interpretationsansätze gehen wir näher ein:

Dürrenmatts Versprechen als Spiel mit dem Genre Krimi

Die Aufhebung des Schemas von „Gut“ und „Böse“

2.Friedrich Dürrenmatt: Leben und Werk

Friedrich Dürrenmatt 1921–1990 © Cinetext

2.1Biografie[1]

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1921

Konolfingen (Kanton Bern)

Dürrenmatt wird am 5. Januar als einziger Sohn des protestantischen Pfarrers Reinhold Dürrenmatt und seiner Ehefrau Hulda (geb. Zimmermann) geboren.

1935

Bern

Die Familie zieht nach Bern um; Dürrenmatt besucht zunächst das „Freie Gymnasium“ und später das „Humboldtianum“.

14

1941

Bern

Maturität (schwz. Hochschulreife) Dürrenmatt nimmt das Studium der Philosophie und der Literatur- und Naturwissenschaften auf (Zürich, Bern).

20

1943

Erste schriftstellerische Versuche. Es entsteht u. a. das Theaterstück Komödie, das aber weder im Druck noch auf der Bühne erscheint.

22

1946

Basel

Heirat mit Lotti Geißler Dürrenmatt zieht nach Basel.

25

1947

Es steht geschrieben (Uraufführung)

26

1948

Ligerz

Dürrenmatt lebt in Ligerz am Bielersee.Der Blinde (Uraufführung)

27

1949

Romulus der Große (Uraufführung)

28

1950/ 1952

Der Richter und sein Henker (Kriminalroman)

29/31

1952

Neuchâtel

Die Ehe des Herrn Mississippi (Uraufführung) Das Theaterstück wird zu Dürrenmatts erstem großen Bühnenerfolg. Dürrenmatt erwirbt ein Haus in Neuchâtel und lebt dort fortan mit seiner Frau sowie den Kindern Peter, Barbara und Ruth.

31

1953

Ein Engel kommt nach Babylon (Uraufführung)Der Verdacht (Kriminalroman)

32

1954

Bern

Literaturpreis der Stadt Bern

33

1955

Grieche sucht Griechin (Eine Prosakomödie)

34

1956

Der Besuch der alten Dame (Uraufführung)Die Panne (Erzählung/Hörspiel)

35

1957

Hörspielpreis der Kriegsblinden

36

1958

Das Versprechen (Roman) Prix Italia

37

1959

Frank der Fünfte (Uraufführung)

38

1962

Die Physiker (Uraufführung)

41

1963

Herkules und der Stall des Augias (Uraufführung)

42

1966

Der Meteor (Uraufführung)

45

1967

Die Wiedertäufer (Uraufführung/eine Neubearbeitung von Es steht geschrieben)

46

1970

Porträt eines Planeten (Uraufführung)

49

1973

Der Mitmacher (Uraufführung)

52

1977

Nizza/ Jerusalem

Buber-Rosenzweig-Medaille Ehrendoktor der Universität Nizza und der Hebräischen Universität Jerusalem

56

Beerscheba

Ehrenmitglied der Ben-Gurion-Universität in Beerscheba

1981

Neuchâtel

Ehrendoktor der Universität Neuchâtel

60

1983

Tod seiner Frau LottiAchterloo (Uraufführung)

62

1984

Heirat mit der Schauspielerin Charlotte Kerr Österreichischer Staatspreis für Literatur

63

1985

Justiz (Roman)

64

1986

Der Auftrag (Novelle)

65

1990

Neuchâtel

Tod am 14.12. (Herzinfarkt)

69

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

In Deutschland ist der Wiederaufbau in das „Wirtschaftswunder“ übergegangen.

Politisch ist Deutschland durch die „Restaurationsjahre“ der Ära Adenauer geprägt.

Die vom Krieg unzerstört gebliebene schweizerische Heimat Dürrenmatts wandelt sich rasch von einem agrarisch geprägten Land in einen wohlhabenden Industriestaat.

Der Roman greift diese Entwicklung indirekt auf (Autos, Ausflugsverkehr, Verweis auf Genussmittel wie Schokolade, teure Zigarren, Whisky etc.)

Wirtschaftswunder und Restauration

Als Dürrenmatts Roman erscheint, sind erst 13 Jahre seit dem Ende des 2. Weltkrieges vergangen. Man hat sich gerade im Frieden eingerichtet und ist dabei, die Zeit des Nationalsozialismus zu vergessen bzw. zu verdrängen. Und schon stehen die Menschen wieder an der Schwelle zu einem nächsten, noch größeren und dann wahrscheinlich auch letzten Krieg, denn die einstige Anti-Hitler-Koalition ist längst zerfallen. Die USA und die Sowjetunion stehen sich im „Kalten Krieg“ als Führungsmächte von zwei militärischen und zugleich politischen und ideologischen Blöcken in Europa am „Eisernen Vorhang“ hochgerüstet gegenüber. Mitte der 50er Jahre beläuft sich das Arsenal an Atomwaffen auf rund 50.000 Stück; die Menschheit ist längst in der Lage, sich selbst und alles Leben auf der Welt mehrfach auszulöschen. Die Blockade Berlins (1948/1949), der Koreakrieg (1950–1953) und die Suez-Krise (1956) waren deutliche Zeichen der Blockkonfrontation, deren steinernes Symbol die Mauer in Berlin werden sollte (13. August 1961). In Deutschland sind die Trümmer des Krieges nahezu weggeräumt, das sogenannte Wirtschaftswunder der „sozialen Marktwirtschaft“ hat eingesetzt, die Westintegration der Bundesrepublik ist abgeschlossen, denn die BRD ist mittlerweile Mitglied des Europarats und durch die Pariser Verträge (1954) auch Mitglied der Westeuropäischen Union und der NATO. Im Jahre 1958, dem Erscheinungsjahr von Das Versprechen, ist die Wiederbewaffnung beschlossen und die Bundeswehr bereits gegründet (1956). Politisch ist das Klima dieser „Restaurationsjahre“ durch die konservativen Regierungen aus CDU und CSU bestimmt, die 1957 unter Konrad Adenauer einen Wahlsieg erringen, bei dem sie 50,2 Prozent aller Stimmen auf sich vereinigen können. Der zentrale Wahlslogan heißt (bezeichnenderweise): „Keine Experimente!“

Die Menschen in Deutschland sehen – trotz der weltpolitisch angespannten Lage – eher optimistisch in die Zukunft, wenn auch die atomare Bedrohung durchaus Ängste hervorruft. Die Einkommen lassen den ersten bescheidenen Wohlstand zu, man sieht vermehrt Autos auf den Straßen (1953 hat der Bestand an PKW und Motorrädern den von 1939 bereits überschritten, bei Volkswagen laufen täglich rund 1.500 „Käfer“ vom Fließband).

„Um 1950 begann eine neue Zeit. (...) Die Wirklichkeit bekam wieder Glanz. Sonntag und Alltag waren wieder zu unterscheiden. Es gab wieder eine Spur von Luxus, wieder etwas, worauf sich Ehrgeiz und Träume projizieren ließen.“[2]

Die ersten weiteren Reisen werden geplant. Ein Land vieler Träume sind die USA, das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, das in Deutschland nicht nur durch seine Soldaten, sondern auch durch seine Musik (Elvis Presley), seine Hollywood-Filme und seinen Lebensstil präsent ist.

Das „Modell Schweiz“

Was für die noch junge Bundesrepublik und ihren wirtschaftlichen Aufschwung gilt, gilt erst recht für die schweizerische Heimat Dürrenmatts. Die Schweiz, vom Krieg und seinen Folgen kaum berührt, vollzieht die Entwicklung zur Prosperität und zum Modernen rascher als etwa Deutschland: Ein Bauboom erfasst nach dem Krieg das Land, eine Motorisierungswelle ergreift seine Bürger, die Konjunktur zieht an. Jan Knopf schreibt über die Entwicklung der Schweiz nach dem Krieg:

„In der unzerstörten Schweiz wurde schneller offenbar, was in den anderen westeuropäischen Ländern, voran der Bundesrepublik, noch lange kaschiert wurde: dass der Umbau des kleinen, landwirtschaftlichen Landes in einen modernen Industriestaat nicht nur Aufbau, sondern vor allem auch Zerstörung einer menschlichen, überschaubaren, natürlichen aber auch besonders schönen Landschaft zugunsten einer abgezirkelten, scheinbar sauberen, planen Industriewelt war.“[3]

Der wachsende Wohlstand in der Schweiz, die Motorisierungswelle, der aufkommende Konsum und der sich abzeichnende Gegensatz zwischen ländlich-dörflicher Gemeinschaft und städtischem Leben sind nicht die Hauptthemen des Romans Das Versprechen, spielen aber dennoch in ihn hinein. Die Bedeutung der Motorisierung und des Autos wird schon alleine dadurch hervorgehoben, dass der Mörder zunächst mit dem Fahrrad, dann aber mit dem Wagen unterwegs ist und ein zentraler Schauplatz eine Tankstelle ist. Im 24. Kapitel des Romans wird der sonntägliche Ausflugsverkehr mit Kraftfahrzeugen geschildert:

„Alles war in monströser, sinnloser Unruhe, die ganze Ostschweiz schien in Bewegung geraten zu sein; irgendwo gab es ein Autorennen, dazu eine Menge Wagen aus der Westschweiz; man fuhr familienweise her, ganze Sippschaften rollten heran (...).“ (102)

Dr. H. kutschiert den Erzähler in seinem Opel Kapitän von Chur nach Zürich, der Mörder Schrott fährt einen Buick, einen amerikanischen Wagen. Der neue Wohlstand äußert sich im Verzehr von Genussmitteln. Dr. H. leistet sich teure Zigarren, trinkt Wein und Whisky und ist ein Liebhaber guten Essens in Restaurants. Die Schichten von Plakaten auf der Wand des Hauses, bei der Matthäis Tankstelle liegt, künden von den Konsumartikeln der damaligen Zeit: Tabak, Soft-Drinks, Kaugummi, Lindt-Schokolade (8). Städtisches Leben und dörfliche Gemeinschaft stehen sich gegenüber, wenn die Kommissare nach Mägendorf kommen. Die Bewohner des Dorfes sind gegenüber den Polizisten aus der Stadt misstrauisch, ablehnend, gar feindselig eingestellt. Aber die Idylle des Dorflebens ist nur eine scheinbare, trügerische. Der Mörder kommt zwar aus der Stadt, aber sein Wagen trägt ihn ins Dorf. Die heile Welt der Dorfgemeinschaft, wenn es sie denn je gegeben hat, wird von der Modernisierung eingeholt.

2.3Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

ZUSAMMENFASSUNG

Als Dürrenmatts Das Versprechen erscheint, ist er bereits ein bekannter und erfolgreicher Autor. Sein Theaterstück Der Besuch der alten Dame ist zu einem grandiosen Erfolg geworden. Als Verfasser von Kriminalromanen hat er sich ebenfalls bereits einen Namen gemacht (Der Richter und sein Henker/Der Verdacht). Trotz der Behandlung unterschiedlicher Themen und Probleme sowie der verschiedenen Genres (Drama, Kriminalroman etc.) gibt es zwischen den Werken Dürrenmatts verbindende Elemente.

Verbindende Elemente in den Werken Dürrenmatts