Das waren die 60er! - Annette Weber - E-Book

Das waren die 60er! E-Book

Weber Annette

0,0

Beschreibung

Kurze und leicht verständliche Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz, Altersdemenz oder Alzheimer zu Ereignissen der 1960er- Jahre. +++ Die bewegendsten Ereignisse der 1960er- Jahre noch einmal erleben dürfen - das ermöglichen die 5-Minuten-Vorlesegeschichten dieses Bandes. Die Kurzgeschichten versetzen in vergangene Zeiten zurück und lassen die historischen Momente dieses Jahrzehnts wieder aufleben. So wird es nicht zuletzt auch Betreuern ermöglicht, an längst vergangenen Ereignissen teilzuhaben. Mit Hilfe dieser Geschichtenreihe können Sie themenbezogen zu den bedeutendsten Ereignissen der 1960er-Jahre mit an Demenz erkrankten Menschen ins Gespräch kommen. Diese Vorlesereihe lässt die bewegenden und außergewöhnlichen Ereignisse des Jahrzehnts aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft wieder lebendig werden. Denn wer erinnert sich nicht gern daran, wie J.F. Kennedy in Berlin seinen berühmten Satz "Ich bin ein Berliner" sprach oder Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat. Originalfotos von damals, passend zu jeder Geschichte, unterstützen dabei das Vorleseerlebnis. Kompaktes Hintergrundwissen zu Beginn der Geschichten bietet dem Vorleser einen schnellen Überblick über das jeweilige Ereignis. Zudem aktivieren Fragen, die an jede Geschichte anknüpfen, die Erinnerung und ermuntern die Zuhörer zum Erzählen. Alle Vorlesegeschichten sind kurz und verständlich gehalten, überfordern nicht, verkindlichen aber auch nichts, sodass sich Demenzkranke trotz der einfachen Handlungsstruktur mit den Inhalten und den Figuren sehr gut identifizieren können. Die 5-Minuten-Vorlesegeschichten sind ideal einsetzbar bei der Betreuung Demenzkranker in der Heim- oder Tagespflege, aber auch in der häuslichen Pflege. Sie bieten auch pflegenden Angehörigen die Möglichkeit, mit den Demenzkranken wieder ins Gespräch zu kommen - und wer gar nichts erzählen mag, genießt einfach das Vorleseritual und den Inhalt der jeweiligen Geschichte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 82

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



5-Minuten-Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz

Ereignisse des Jahrzehnts

Annette Weber

Impressum

Titel

5-Minuten-Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz

Das waren die 60er! – Band 1

Ereignisse des Jahrzehnts

Autorin

Annette Weber

Titelbildmotive

Fernsehgerät © kho – 123rtf.com

John F. Kennedy © picture alliance/dpa/ap/ Süddeutsche Zeitung Photo

Verlag an der Ruhr

Mülheim an der Ruhr

www.verlagruhr.de

Ein Hinweis für die Vorlesenden:

Seien Sie umsichtig im Umgang mit Demenzkranken, denn viele Betroffene reagieren beim Lesen des Wortes „Demenz“ sehr empfindlich. Im Einzelfall kann es daher sinnvoll sein, das Wort „Demenz“ im Titel des Covers abzukleben, oder Sie verwenden beim Vorlesen eine Schutzhülle als Buchumschlag.

Unser Beitrag zum Umweltschutz:

Wir sind seit 2008 ein ÖKOPROFIT®-Betrieb und setzen uns damit aktiv für den Umweltschutz ein. Das ÖKOPROFIT®-Projekt unterstützt Betriebe dabei, die Umwelt durch nachhaltiges Wirtschaften zu entlasten. Unsere Produkte sind grundsätzlich auf chlorfrei gebleichtes und nach Umweltschutzstandards zertifiziertes Papier gedruckt.

Urheberrechtlicher Hinweis:

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Der Verlag untersagt ausdrücklich das Herstellen von digitalen Kopien, das digitale Speichern und Zurverfügungstellen des Buches in Netzwerken (das gilt auch für Intranets von Pflegeeinrichtungen und sonstigen Bildungseinrichtungen), per E-Mail, Internet oder sonstigen elektronischen Medien. Keine gewerbliche Nutzung. Zuwiderhandlungen werden zivil- und strafrechtlich verfolgt.

© Verlag an der Ruhr 2014

ISBN 978-3-8346-3148-0

eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Über die Reihe

Der Mauerbau (1961)

Über den sowjetischen Sektor

Das Anwerbeabkommen zwischen der BRD und der Türkei (1961)

Mit Hasan nach Deutschland

John F. Kennedy zu Besuch in Westberlin (1961)

Kennedy in Berlin

Das Wunder von Lengede (1963)

Willy ist verschollen

Der große Postzugraub (1963)

Eine verhängnisvolle Fahrt

Die Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft in Dortmund (1964)

Ein Traum wird wahr

Die Quizsendung „Einer wird gewinnen“ (1964)

Mama wird gewinnen

Ein weißer Wal im Duisburger Hafen (1966)

Moby Dick im Rhein

Der Start der Fernsehserie „Bezaubernde Jeannie“ (1967)

Zwei zauberhafte Feen

Tödlicher Protest beim Besuch des Schahs Mohammad Reza Pahlavi in Westberlin (1967)

Die Schah-Demo

Der Start der Fernsehserie „Aktenzeichen XY … ungelöst“ (1967)

Ein folgenreicher Abend

Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond (1969)

Die Mondlandung

Vorwort

Hallo, mein Name ist Annette Weber. Ich lebe mit meiner Familie in Bad Lippspringe, einem kleinen Ort bei Paderborn. Seit fast 30 Jahren bin ich als Autorin tätig, schreibe Bücher, Geschichten und Theaterstücke für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Als ich gefragt wurde, ob ich Lust hätte, Geschichten für Demenzkranke zu wichtigen geschichtlichen Ereignissen zu schreiben, um ihre Erinnerung wach zu halten, habe ich sofort zugestimmt, und mich dann spontan für die 1960er-Jahre entschieden. Für mich sind die 1960er- Jahre eine Erinnerung an meine Kindheit. Einiges Zeitgeschichtliche ist bei mir nicht in Vergessenheit geraten. Doch die Brisanz der historischen Geschehen habe ich erst als Erwachsene nachspüren können.

Zeitgeschichte verbindet man immer auch mit einem persönlichen Erlebnis. Meist weiß man später noch ganz genau, wo man sich zu der Zeit gerade aufhielt, in der das Geschehen stattfand.

Das Buch erinnert zunächst mit einem Foto, dann mit realen Informationen an das Zeitgeschehen. Es folgt eine fiktive Geschichte, die einen ganz persönlichen Blick auf das jeweilige Ereignis wirft. Durch die anschließenden Fragen haben die älteren Menschen die Möglichkeit, sich ebenfalls zu erinnern und von der eigenen persönlichen Beziehung zu erzählen.

Das Arbeiten an dem Buch hat mir viel Spaß gemacht. Ich hoffe, Sie spüren das zwischen den Zeilen. Ich wünsche Ihnen mit diesem Buch viel Freude.

Liebe Grüße Annette Weber

Bildnachweis

Seite 8: Mauerbau, Foto: © akg-images

Seite 18: Anwerbeabkommen, Foto: © Kovacs, Jenö/Süddeutsche Zeitung Photo

Seite 28: John F. Kennedy in Westberlin, Foto: © picture alliance/dpa/ap/Süddeutsche Zeitung Photo

Seite 38: Das Wunder von Lengede, Foto: © picture alliance/dpa/ap/Süddeutsche Zeitung Photo

Seite 48: Postzugraub, Foto: © SSPL/National Media Museum/Süddeutsche Zeitung Photo

Seite 58: Eiskunstlauf-WM in Dortmund, Foto: © Horstmüller/Süddeutsche Zeitung Photo

Seite 68: Quizsendung „Einer wird gewinnen“, Foto: © Röhnert Ursula/Süddeutsche Zeitung Photo

Seite 78: Wal im Duisburger Hafen, Foto: © ullstein bild – Budich

Seite 88: Die bezaubernde Jeannie, Foto: © akg-images/Album/SCREEN GEMS

Seite 98: Protest beim Schahbesuch in Westberlin, Foto: © dpa/Süddeutsche Zeitung Photo

Seite 108: Aktenzeichen XY … ungelöst, Foto: © Röhnert Ursula/Süddeutsche Zeitung Photo

Seite 118: Erste Mondlandung, Foto: © akg-images

Über die Reihe

Die bewegendsten Ereignisse der 1960er-Jahre noch einmal erleben dürfen – das ermöglichen die 5-Minuten- Vorlesegeschichten dieses Bandes.

Mit Hilfe dieser Geschichtenreihe können Sie themenbezogen zu bedeutenden Ereignissen der 1960er-Jahre mit an Demenz erkrankten Menschen ins Gespräch kommen. Diese Vorlesereihe lässt die bewegenden und außergewöhnlichen Ereignisse des Jahrzehnts aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft wieder lebendig werden.

Originalfotos von damals, passend zu jeder Geschichte, unterstützen dabei das Vorleseerlebnis. Kompaktes, historisches Hintergrundwissen zu Beginn der Geschichten bietet dem Vorleser einen schnellen Überblick über das jeweilige Ereignis. Zudem aktivieren Fragen, die an jede Geschichte anknüpfen, die Erinnerung und ermuntern die Zuhörer zum Erzählen.

Der Mauerbau

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Berlin in vier Sektoren eingeteilt. Die innerdeutsche Grenze durch die DDR war mit Zäunen und Alarmvorrichtungen gesichert, aber die Grenze zwischen Ost- und Westberlin war noch offen.

Viele Menschen flohen aus dem sowjetischen Sektor, sodass sich die wirtschaftliche Lage der DDR zunehmend verschlechterte.

Der große Flüchtlingsstrom vom Osten in den Westen Deutschlands sollte durch den Mauerbau gestoppt werden.

Am 13. August 1961 begannen bewaffnete Grenzpolizisten mit dem Mauerbau. Unzählige Menschen versuchten, zu fliehen. Insgesamt gelang es in den 28 Jahren mehr als 5 000 Ostdeutschen, in den Westen zu fliehen.

In der Nacht vom 17. auf den 18. August 1961 war die Mauer dicht. Danach waren Plätze, Straßen, Bahnverbindungen, aber auch Freunde und Verwandte für lange Zeit voneinander getrennt.

Die Berliner Mauer wurde am 9. November 1989 geöffnet. Den Bürgern der DDR wurde die freie Ausreise gestattet.

Über den sowjetischen

Sektor

„Der Richard ist rüber in den französischen Sektor. Der kommt nicht mehr zurück.“

Mit diesem Worten ließ sich unser Vater am Abendbrottisch nieder.

„Ach du meine Güte!“ Unsere Mutter sah ganz erschrocken aus. „Dann habt ihr ja gar keinen Narkosearzt mehr.“

„Bald müssen wir auch das noch selbst machen“, seufzte Vater.

Meine Schwester und ich wussten nicht so genau, was das zu bedeuten hatte. Wir waren sieben und acht Jahre alt. Zu dieser Zeit lebten wir in Berlin, das nach dem verlorenen Krieg in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden war. Wir wohnten in Berlin-Mitte und das gehörte zum sowjetischen Sektor. Immer wieder redeten unsere Eltern davon, dass Freunde in einen anderen Sektor flohen, um von dort in die Bundesrepublik einzureisen.

Papa arbeitete als Arzt in einem Berliner Krankenhaus. Sie hatten immer weniger Ärzte dort und Papa war oft ganz ratlos darüber.

„Manchmal denke ich, wir sollten auch in den Westen gehen“, überlegte mein Vater. „Die Kinder haben doch hier gar keine Zukunft. Als Kinder von Akademikern werden sie nie zur Oberschule dürfen.“

„Du hast recht“, sagte meine Mutter und blickte ganz traurig drein.

Aber Marie und ich wollten so etwas nicht hören. Uns gefiel es in Berlin, wir hatten eine schöne Wohnung und meine allerliebste Freundin Bärbel wohnte direkt unter uns im Haus. Besser konnte man es nicht haben, fand ich. Ich wollte doch gar nicht zur Oberschule. Da musste man ja den ganzen Tag lernen, das hatte ich schon an Hans-Peter, meinem Cousin, gesehen.

„Ich möchte lieber hier bleiben“, sagte ich.

„Ich auch“, fügte Marie hinzu.

Unsere Eltern seufzten. Sie waren ja auch gern hier in Berlin-Mitte.

„Übrigens …“, fiel Mutti plötzlich ein, „… der alte Herr Bertram hat angerufen. Er hat sich eine dicke Bronchitis eingefangen. Ich habe ihm versprochen, dass du noch einmal nach ihm schaust. Er ist doch immer so ein lieber Freund.“

Vati nickte.

„Dann fahre ich am besten gleich“, sagte er. „Morgen ist wieder so viel zu tun.“

Er verabschiedete sich von uns, holte sein Moped aus dem Keller und fuhr los. Der alte Herr Bertram wohnte in Spandau. Vati blieb eine ganze Weile fort.

In der Zwischenzeit schaltete unsere Mutti das Radio an. Um 19.00 Uhr hörten wir immer die Nachrichten. Nebenbei quatschten Marie und ich miteinander.

„Still!“, rief Mutti plötzlich und dann stürzte sie zum Radio und stellte es lauter. Ich hörte, dass sie von einem „antifaschistischen Schutzwall“ redeten. Was das sein sollte, wusste ich nicht. Und warum sich Mutti so schrecklich darüber aufregte, verstand ich auch nicht.

„Mutti, was ist denn los?“, fragte ich sie.

Meine Mutter presste die Hand vor den Mund.

„Ich glaube, sie wollen eine Mauer errichten“, flüsterte sie mit heiserer Stimme.

Jetzt lachte ich laut. Ich wusste, dass die Menschen das immer dachten. Aber ich hatte in der Schule gelernt, dass das alles Unsinn war.

„Denk doch daran, was Walter Ulbricht gesagt hat“, erinnerte ich sie. Und dann zitierte ich ihn: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“

Meine Mutter lachte verächtlich.

„Und was, wenn er lügt?“, sagte sie. Das machte mich richtig erschrocken. Wie konnte meine Mutter denken, dass so ein guter und großer Politiker wie unser Walter Ulbricht eine Lüge erzählte? Ich wollte meiner Mutter noch so einiges sagen, aber sie winkte ab. Immer wieder ging sie zum Fenster und schaute hinaus. Sie wartete so unruhig auf Vati.

Dann endlich hörten wir das vertraute Motorgeräusch von Vatis Moped. Mit dem Ledersturzhelm unter dem Arm kam er kurz darauf ins Wohnzimmer gestürmt und küsste uns alle.

„Entschuldigt, dass ich so spät bin“, rief er. „Aber ich war noch am Spandauer Kanal. Dort haben sie Barrieren aufgebaut. Und überall liegen Drahtrollen und Stacheldraht herum. Ich habe so ein ungutes Gefühl. Ich glaube, die wollen uns hier im Osten einsperren, damit nicht noch mehr Menschen fliehen.“

Mutti nickte und erzählte Vati von dem antifaschistischen Schutzwall.

„Wir müssen hier weg!“, sagte Vati. „Ich glaube, das ist unsere letzte Chance.“