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Diese Anthologie, 'David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand', vereint bedeutende Essays, die sich mit den tiefgründigen Fragen der menschlichen Erkenntnis und Philosophie auseinandersetzen. Mit einer Bandbreite an literarischen Darstellungen, die von analytischen Diskursen bis hin zu philosophischen Abhandlungen reicht, gewährt die Sammlung einen umfassenden Einblick in das Denken von zwei prominenten Geistern des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Werke unterstreichen die zeitlose Bedeutung der Skepsis und des empirischen Ansatzes, während sie die Grenzen und Möglichkeiten des menschlichen Verstandes ausloten. Die Autoren dieser Anthologie, David Hume und Julius Heinrich von Kirchmann, bringen ihre einzigartigen Perspektiven ein, die in den Kontext der Aufklärung und der frühen Erkundungen der Erkenntnistheorie eingebettet sind. Während Hume als Pionier des empirischen Skeptizismus angesehen wird, bereichert Kirchmann das Werk durch seine kritischen Kommentare, die auf seine philosophischen Studien im Kontext des 19. Jahrhunderts verweisen. Diese Sammlung verbindet historische und philosophische Diskurse, die das Verständnis der Leserschaft für die Entwicklung des philosophischen Denkens erheblich erweitern können. Diese Anthologie bietet eine unvergleichliche Möglichkeit, tiefer in die Vielschichtigkeit philosophischen Denkens einzutauchen. Der Leser wird eingeladen, sich auf diese Reise zu begeben und die wechselnden Perspektiven und tiefgründigen Einsichten zu entdecken, die ein Teil dieses Bandes sind. Durch die Kombination von historischen und analytischen Betrachtungen stellt dieses Werk nicht nur eine Bereicherung für das eigene philoso-phische Wissen dar, sondern fördert auch den intellektuellen Dialog zwischen den Strömungen verschiedener Epochen. In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen: - Eine prägnante Einführung verortet die zeitlose Anziehungskraft und Themen des Werkes. - Die Synopsis skizziert die Haupthandlung und hebt wichtige Entwicklungen hervor, ohne entscheidende Wendungen zu verraten. - Ein ausführlicher historischer Kontext versetzt Sie in die Ereignisse und Einflüsse der Epoche, die das Schreiben geprägt haben. - Eine gründliche Analyse seziert Symbole, Motive und Charakterentwicklungen, um tiefere Bedeutungen offenzulegen. - Reflexionsfragen laden Sie dazu ein, sich persönlich mit den Botschaften des Werkes auseinanderzusetzen und sie mit dem modernen Leben in Verbindung zu bringen. - Sorgfältig ausgewählte unvergessliche Zitate heben Momente literarischer Brillanz hervor. - Interaktive Fußnoten erklären ungewöhnliche Referenzen, historische Anspielungen und veraltete Ausdrücke für eine mühelose, besser informierte Lektüre.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Im Kern fragt dieses Buch, was wir wirklich wissen können und warum wir glauben, es zu wissen. David Humes Untersuchung richtet den Blick auf die Quellen, Grenzen und Gewissheitsgrade menschlicher Erkenntnis. Statt große Systeme zu errichten, prüft er beharrlich, worauf unsere Überzeugungen tatsächlich gründen. In der deutschen Übertragung durch Julius Heinrich von Kirchmann begegnet der Text einem Publikum, das Humes prägnante Klarheit schätzt: eine nüchterne, zugleich scharf zugespitzte Prosa, die Denkgewohnheiten in Frage stellt. Das Leseerlebnis ist anspruchsvoll, aber einladend, getragen von ruhiger Argumentation, sorgfältiger Begriffsarbeit und einer Stimme, die Skepsis nicht mit Verneinung verwechselt, sondern als Methode des Prüfens versteht.
Das Buch ist eine philosophische Abhandlung der Aufklärung, verortet im intellektuellen Klima Schottlands und Großbritanniens. Seine Erstveröffentlichung fällt in die Mitte des 18. Jahrhunderts, in eine Zeit, in der Empirie, Naturwissenschaft und Kritik an spekulativer Metaphysik an Gewicht gewinnen. Die deutschsprachige Erschließung durch Julius Heinrich von Kirchmann im 19. Jahrhundert machte Humes Ansatz im deutschen Sprachraum breit zugänglich und knüpfte an Debatten über Erkenntnistheorie und Wissenschaft an. Schauplatz ist daher nicht eine erzählte Welt, sondern die Bühne des Denkens selbst: die Untersuchung von Begriffen, Begründungen und Methoden, auf denen unser Urteil in Alltags- wie in Wissenschaftsfragen ruht.
Zu Beginn zeichnet Hume die Ausgangslinie einer nüchternen Erkenntniskritik: Er unterscheidet Arten von Gegenständen des Denkens und fragt nach dem Ursprung unserer Vorstellungen. Die Bewegung ist analytisch, doch die Darstellung bleibt essayistisch und klar. Wer liest, folgt einem Dialog mit dem eigenen Urteilsvermögen: Beispiele aus gewöhnlichen Situationen dienen als Prüfsteine für allgemeine Prinzipien. Das Buch liest sich dadurch weniger als geschlossenes System denn als präzise Anleitung zur Selbstprüfung des Verstandes. Die Stimmung ist gelassen, aber unbestechlich; die Stimme vermeidet Pathos und setzt auf Transparenz, begriffliche Disziplin und die Kunst, scheinbar Selbstverständliches zu verflüssigen.
Ein Schwerpunkt ist Humes Analyse von Ursache und Wirkung. Er weist darauf hin, dass wir keine notwendige Verknüpfung wahrnehmen, sondern Verknüpfungen durch Gewohnheit und wiederholte Erfahrung annehmen. Daraus entsteht das berühmte Problem der Induktion: Die Erwartung, dass die Zukunft der Vergangenheit ähnlich sein wird, hat kein logisches Fundament, ist aber praktisch unverzichtbar. Die Wirkung dieser Einsichten ist doppelt: Sie dämpfen Übermut in Theoriefragen und stärken Sorgfalt im Umgang mit Belegen. Für heutige Leserinnen und Leser öffnet sich hier ein Werkzeugkasten zur Prüfung kausaler Behauptungen, sei es in wissenschaftlichen Studien, Medienberichten oder Alltagsargumenten.
Eng verbunden damit sind Überlegungen zu Wahrscheinlichkeit, Zeugenschaft und der Bewertung außergewöhnlicher Behauptungen. Hume fragt, wie Berichte zu werten sind, welche Rolle Erfahrung spielt und unter welchen Bedingungen Glaube an seltene Ereignisse gerechtfertigt sein kann. Auch das Lernen aus Tierverhalten und aus alltäglichen Routinen dient ihm als Prüfmaterial für allgemeine Regeln des Schließens. Das Ergebnis ist kein Zynismus, sondern eine Kultur gradueller Gründe: Abstufungen von Evidenz, sorgsam abgewogene Plausibilität. Diese Haltung schärft die Urteilskraft gegenüber Sensation und vorschneller Gewissheit und bleibt gerade in einer informationsgesättigten Öffentlichkeit von anhaltender Aktualität.
Weitere Passagen behandeln den Zusammenhang von Notwendigkeit und Freiheit im menschlichen Handeln sowie die Reichweite skeptischer Zweifel. Die Argumentation ist moderat: Sie will nicht lähmen, sondern Kriterien für vernünftige Zustimmung bereitstellen. Das Werk steht in der Tradition des Empirismus und wirkte auf die nachfolgende Philosophie erheblich; Humes Herausforderungen trugen dazu bei, dass zentrale Fragen der Erkenntnistheorie neu vermessen wurden, bis hin zur kritischen Wende der deutschen Klassik. Wer dieses Buch liest, begegnet keinem dogmatischen Lehrgebäude, sondern einer Schule der intellektuellen Redlichkeit, die in der Spannung zwischen praktischer Vernunft und begründeter Zurückhaltung ihren Ton findet.
Heute überzeugt die Untersuchung durch methodische Klarheit und intellektuelle Bescheidenheit. Wo Daten, Modelle und Meinungen konkurrieren, hilft Humes Ansatz, Gründe zu sortieren, Grenzen zu erkennen und dennoch handlungsfähig zu bleiben. Die Lektüre empfiehlt sich langsam und aufmerksam: auf Definitionen achten, Übergänge zwischen Beispielen und Prinzipien verfolgen, Einwände ernst nehmen. Kirchmanns deutschsprachige Erschließung bietet dafür eine prägnante Eingangstür. Relevanz gewinnt das Buch überall dort, wo Kausalität behauptet, Wahrscheinlichkeit missverstanden oder Zeugenschaft überschätzt wird. Es lädt dazu ein, Überzeugungen zu justieren und Urteile so zu begründen, dass sie Kritik nicht fürchten müssen.
Das Werk eröffnet mit einer Unterscheidung zwischen einer leicht zugänglichen und einer strengeren, tiefsinnigen Philosophie. Hume plädiert dafür, die experimentelle Methode auf Fragen des menschlichen Verstandes anzuwenden, um sichere, wenn auch bescheidene Einsichten zu gewinnen. Ziel ist es, die Quellen, Reichweiten und Grenzen des Erkennens zu bestimmen und voreilige metaphysische Systeme zurückzuweisen. Dabei schlägt er eine gemäßigte Skepsis vor, die Untersuchung ermutigt, ohne in lähmenden Zweifel zu fallen. Der Text umreißt ein Programm: die Natur der Vorstellungen klären, die Mechanismen des Schlussfolgers erläutern und jene Prinzipien identifizieren, auf die sich Wissenschaft und Alltagsüberzeugungen tatsächlich stützen.
Ausgehend von der Frage nach dem Ursprung unserer Vorstellungen unterscheidet Hume Eindrücke und Ideen. Eindrücke sind lebhafte Wahrnehmungen in Empfindung und Gefühl, Ideen deren abgeschwächte Abbilder im Denken. Ein Kopierprinzip begründet, dass alle einfachen Ideen aus entsprechenden Sinnes- oder Reflexionseindrücken stammen. Komplexe Ideen entstehen durch Kombination, Teilung und Abstraktion. Hume diskutiert eine seltene mögliche Ausnahme, das fehlende Blau, ohne sein Grundprinzip aufzugeben. Bedeutung ergibt sich aus der Rückführbarkeit von Begriffen auf Erfahrung; wo dies misslingt, ist oft nur Scheinsprache im Spiel. Damit schafft er einen Prüfstein für die Klärung vieler philosophischer Streitpunkte.
Anschließend erklärt Hume, wie der Geist Ideen verknüpft. Drei natürliche Assoziationsprinzipien leiten das Denken: Ähnlichkeit, räumlich-zeitliche Berührung und Ursache-Wirkung. Sie wirken automatisch und geben Gedanken einen Ordnungsrahmen. Gedächtnis, Einbildungskraft und Urteil unterscheiden sich durch Stärke und Regelmäßigkeit der Übergänge. Erkenntnis im strengen Sinn betrifft Relationsurteile wie Mathematik; Tatsachenurteile hingegen beruhen auf Erfahrung. Glaube erscheint als besonders lebhafte, durch Erfahrung bekräftigte Vorstellung, nicht als eigenständige geistige Vermögen. Diese Analyse bereitet die zentrale Frage vor, wie wir von Beobachtetem auf Unbeobachtetes schließen, und welche Rechtfertigung solchen Übergängen zukommt.
Die Untersuchung wendet sich sodann den Tatsachenurteilen zu und problematisiert das Kausalitätsdenken. Aus Gründen allein lässt sich die Ursache einer Wirkung nicht a priori bestimmen; nur Erfahrung lehrt, welche Ereignisse regelmäßig zusammen auftreten. Der Übergang von Vergangenem auf Zukünftiges setzt eine Gleichförmigkeit der Natur voraus, die selbst nicht durch logische Beweise gestützt werden kann. Hume formuliert damit den Induktionsskeptizismus: kein reiner Vernunftschluss garantiert, dass künftige Beobachtungen den bisherigen entsprechen. Beispiele aus Alltag und Wissenschaft sollen diese Abhängigkeit von Erfahrung und die Grenzen rationaler Begründung anschaulich machen, ohne die Praktikabilität des Erfahrungswissens in Frage zu stellen.
Als skeptische Lösung bietet Hume eine naturalistische Erklärung des Induktionsgebrauchs. Gewohnheit oder Brauch verleiht gewissen Übergängen zwischen Vorstellungen eine Steigerung an Lebhaftigkeit, die wir als Glauben erleben. Häufigkeit und Regelmäßigkeit von Verknüpfungen erzeugen Grade von Wahrscheinlichkeit, an denen sich vernünftige Erwartung orientiert. Korrekturregeln wie Berücksichtigung von Gegenfällen, Quellenkritik und Gewichtung unabhängiger Zeugnisse verbessern Urteile, ohne ihnen apodiktische Gewissheit zu geben. So verlegt Hume die Rechtfertigung vom Bereich der Beweise in die Psychologie des Erkennens und zeichnet ein Bild des Forschens, das auf methodisch geleiteter Erfahrung, Vergleich und vorsichtigem Schlussfolgern beruht.
An die Frage nach der Kausalität knüpft Hume die Analyse der notwendigen Verknüpfung. Notwendigkeit ist keine beobachtbare Eigenschaft von Dingen, sondern entspringt der empfundenen Zwangsläufigkeit unseres Gedankengangs nach vielfacher Konjunktion. Ursache bedeutet demnach regelmäßige Aufeinanderfolge und die dadurch ausgelöste Erwartung. Versuche, den Begriff der Kraft aus dem eigenen Willensakt zu gewinnen, scheitern, da auch hier nur Begleitung, nicht innere Macht zugänglich ist. Diese Erklärung stützt sich durch einen Blick auf Tiere: Auch sie lernen aus Erfahrung mittels Gewohnheit. Damit weitet Hume seine Theorie von der menschlichen auf die allgemeine Natur des Schlussverhaltens aus.
Im Abschnitt über Freiheit und Notwendigkeit schlägt Hume eine vermittelnde Position vor. Notwendigkeit meint die beobachtete Regelmäßigkeit zwischen Motiven, Charakteren und Handlungen, nicht eine unerklärliche metaphysische Zwangskraft. Freiheit definiert er als das Handeln gemäß eigener Willensregung in Abwesenheit äußerer Zwänge. In diesem Sinn sind Verantwortlichkeit und moralische Beurteilung nur unter der Annahme gewisser Regelmäßigkeiten sinnvoll. Hume argumentiert, dass die üblichen Streitigkeiten aus Unklarheiten der Begriffe hervorgehen. Durch begriffliche Klärung zeigt er, wie praktische Zuschreibungen Bestand haben können, ohne die empirische Gesetzmäßigkeit des menschlichen Verhaltens zu leugnen.
Die Untersuchung wendet sich sodann religiösen Ansprüchen zu. Hume diskutiert Berichte über Wunder und stellt Zeugenaussagen der festen, auf durchgängiger Erfahrung beruhenden Evidenz der Naturordnung gegenüber. Er identifiziert Kriterien für verlässliche Zeugnisse und argumentiert, dass keine übernatürliche Begebenheit hinreichend belegt ist, um gegen die natürliche Ordnung zu überwiegen. In einem weiteren Abschnitt prüft er Schlüsse auf besondere Vorsehung und ein zukünftiges Leben und verneint, dass sie sich auf allgemeine Erfahrung stützen lassen. Damit markiert er Grenzen der Vernunft in Glaubensfragen und empfiehlt intellektuelle Zurückhaltung und prüfende Nüchternheit.
Abschließend skizziert Hume eine gemäßigt skeptische Philosophie, die dogmatische Systeme meidet und die Reichweite menschlicher Erkenntnis realistisch einschätzt. Er plädiert für die Ausweitung der experimentellen Methode auf die Wissenschaft vom Menschen und für eine strenge Sprachkritik, die sinnlose Spekulation aussondert. Diese Haltung soll nicht zur Resignation führen, sondern zu nützlichem Forschen, bescheidenem Urteil und toleranter Praxis. Die zentrale Botschaft lautet, dass Verständnis der Welt auf Erfahrung, Gewohnheit und methodischer Prüfung beruht, während Anspruch auf absolute Gewissheit zu vermeiden ist. So verbindet das Werk erkenntnistheoretische Analyse mit praktischer Orientierung.
Die Untersuchung über den menschlichen Verstand erschien 1748 in London, verfasst von David Hume, der 1711 in Edinburgh geboren wurde und in beiden Städten verkehrte. Ort und Zeit sind die Zentren der schottisch-britischen Aufklärung: Edinburgh als dichtes Netzwerk von Gelehrten, Druckern und Clubs; London als europäischer Knoten der Verlagswelt und des politischen Lebens. Nach der Glorious Revolution (1688/89) und der Union von 1707 entstanden relativ stabile Institutionen, eine lebendige Presse und ein expandierender Buchmarkt. Diese urbane, kommerzielle und gelehrte Umgebung prägte Humes methodisches Programm, das auf Beobachtung, Erfahrung und skeptischer Prüfung beruht und unmittelbar in die argumentative Architektur des 1748 veröffentlichten Werks einfloss.
Die Union von 1707 vereinte Schottland und England zum Königreich Großbritannien und schuf neue parlamentarische, ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen. Edinburgh und Glasgow profitierten von Handelswachstum, Infrastrukturprojekten und einer reformorientierten Stadtverwaltung (etwa unter George Drummond). Hochschulen wie die Universität Edinburgh und die Universität Glasgow wurden zu Magneten für Medizin, Naturphilosophie und Moralphilosophie; Namen wie Francis Hutcheson, Colin Maclaurin oder Lord Kames markieren das Umfeld, in dem Hume aufwuchs. Diese Verdichtung von Institutionen und öffentlicher Debatte bereitete den Boden für Humes Analyse von Ursache, Wahrscheinlichkeit und Erfahrung – zentrale Themen der Untersuchung –, indem sie einen realen Prüfstand für empirische Argumentation bereitstellte.
Die naturwissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhunderts kulminierte in Newtons Principia (1687) und setzte im 18. Jahrhundert in Großbritannien methodische Standards: Experiment, Induktion, mathematische Strenge. Die Royal Society (gegründet 1660) und die Edinburgh Philosophical Society (1737) institutionalisierten diesen Habitus. Zugleich begünstigten der Wegfall des Licensing Act (1695) und das Copyright-Statut von 1710 (Statute of Anne) einen dynamischen Buchmarkt; Verleger wie Andrew Millar in London verbreiteten wissenschaftlich-philosophische Werke. Humes Untersuchung knüpft daran an, indem sie die Grenzen der Induktion analysiert, Zeugnisse gewichtet und Kausalurteile als psychologisch fundierte, erfahrungsabhängige Regularitäten rekonstruiert – eine philosophische Spiegelung des herrschenden Wissenschaftsbetriebs.
Religiöse Spannungen prägten Schottland und England im frühen 18. Jahrhundert: die kirchliche Sezession von 1733 um Ebenezer Erskine, der evangelikale Aufbruch von John Wesley und George Whitefield (ab 1738/39) und Debatten über Wunderberichte. Hume stand im Konflikt mit kirchlicher Orthodoxie; seine Bewerbung um einen Lehrstuhl in Edinburgh (1744/45) scheiterte am Widerstand der Geistlichkeit. Abschnitt X der Untersuchung („Von Wundern“) prüft Zeugnisse mit strengen Wahrscheinlichkeitsmaßstäben und entzieht außergewöhnlichen Behauptungen ohne hinreichende Evidenz die rationale Zustimmung. Damit reagiert das Buch auf zeitgenössische Erweckungswellen und kirchliche Autoritätsansprüche, indem es öffentliche Prüfung und empirische Nachweise über Tradition und Autorität stellt.
Die 1740–1748 tobende Österreichische Erbfolgekrieg und der Jakobitenaufstand von 1745 bildeten den politischen Hintergrund. Nach der Niederlage der Jakobiten bei Culloden (16. April 1746) konsolidierte die hannoversche Monarchie ihre Herrschaft in Schottland. Hume diente 1746/47 als Sekretär von General James St Clair, begleitete eine Expedition gegen die französische Küste (Raid on Lorient, 1746) sowie diplomatische Missionen nach Wien und Turin (1747). Die Untersuchung erschien 1748, im Jahr des Friedens von Aachen. Dieser europäische Horizont stärkte Humes Aufmerksamkeit für differierende Sitten, Institutionen und Erfahrungsräume und nährte seine Skepsis gegenüber spekulativen Kausal- und Vorsehungstheorien zugunsten einer nüchternen, grenzüberschreitenden Evidenzkultur.
Die städtische Vereins- und Debattenkultur in Edinburgh förderte eine Öffentlichkeit, in der Argumente zählten. Die Edinburgh Philosophical Society (ab 1737) und später die Select Society (ab 1754) standen für geordnete Streitkultur, die Advocates Library – Hume war dort 1752–1757 Bibliothekar – für breiten Quellenzugang. Der ausgebauten Druckereilandschaft und periodischen Zeitschriften verdankte Hume ein informiertes Publikum, das Fragen der Kausalität, der Freiheit und der Verantwortlichkeit diskutierte. Die Untersuchung reflektiert dieses Klima, etwa in der Debatte „Liberty and Necessity“, die an juristische und moralische Praxis anknüpft: Regelmäßigkeiten menschlichen Handelns werden als Grundlage für Zuschreibungen von Schuld und Verdienst rationalisiert.
Für den deutschsprachigen Rezeptionskontext war Julius Heinrich von Kirchmann (1802–1884) zentral. Nach den Revolutionen von 1848 – in denen Kirchmann mit seiner Schrift „Die Wertlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft“ intervenierte – wuchs ein liberal gebildetes Lesepublikum. In den 1860er Jahren gab Kirchmann in der von ihm begründeten „Philosophischen Bibliothek“ eine zugängliche deutsche Ausgabe von Humes Untersuchung heraus, getragen von gelockerten Zensurpraktiken, neuen Presseregeln und Bildungsreformen im preußisch-deutschen Raum. Diese Edition verankerte Humes empirisch-skeptische Methode in Debatten des Materialismusstreits (1850er/60er) und der Rechtsmodernisierung und machte das Werk zu einem Quellenbuch wissenschaftlicher Nüchternheit gegen spekulative Metaphysik.
Das Buch wirkt als zeitgenössische Gesellschafts- und Religionskritik, indem es die Autorität von Tradition und kirchlichem Zeugnis an strenge Evidenz- und Wahrscheinlichkeitsregeln bindet. Mit seiner Analyse von Kausalität, Zeugenschaft und der Kompatibilität von Freiheit und Notwendigkeit zielt es auf Praktiken des Urteilens in Recht, Politik und Öffentlichkeit. Es entlarvt epistemische Privilegien – etwa bei Wunderglauben – als sozial gestützte, aber rational unzureichende Annahmen und stärkt die Idee, dass nur allgemein nachvollziehbare Gründe öffentliche Geltung haben. In der deutschen Kirchmann-Rezeption wurde diese Haltung zugleich zu einer Kritik an spekulativer Staats- und Rechtsphilosophie und an dogmatischen Legitimationsmustern der Vormoderne.
Die meisten von den Sätzen und Ausführungen sind bereits in einem dreibändigen Werke unter dem Titel: »Eine Abhandlung über die menschliche Natur« veröffentlicht worden. Der Verfasser hatte den Plan dazu schon als Student entworfen, und bald darauf schrieb und veröffentlichte er das Werk. Es hatte keinen Erfolg; der Verfasser erkannte seinen Irrthum, zu schnell zur Veröffentlichung geschritten zu sein und arbeitete es um; viele Mängel in der Begründung und noch mehr in der Darstellung sind hoffentlich dadurch beseitigt worden. Trotzdem haben Kritiker, welche die Philosophie des Verfassers ihrer Aufmerksamkeit gewürdigt haben, alle ihre Angriffe gegen jene Jugendarbeit gerichtet, welche der Verfasser jetzt nicht mehr anerkennt. Man hat so die angeblichen über ihn errungenen Triumphe gefeiert, obgleich solches Verfahren allen Regeln der Offenheit und Redlichkeit widerspricht und einen auffallenden Beleg zu den polemischen Künsten abgiebt, welche der fromme Eifer anzuwenden sich für befugt erachtet.
Deshalb wünscht der Verfasser, dass die gegenwärtige Arbeit allein als die angesehen werde, welche seine philosophischen Ansichten und Grundsätze enthält.
Die Moral-Philosophie oder die Wissenschaft der menschlichen Natur kann auf zwei verschiedene Weisen behandelt werden, von denen jede ihren besonderen Werth hat und zur Unterhaltung, Belehrung und Verbesserung der Menschheit beitragen kann. Nach der einen ist der Mensch zum Handeln geboren und wird in seinen Massregeln durch Geschmack und Gefühl bestimmt; er verfolgt den einen Gegenstand und vermeidet den anderen nach dem Werthe, den diese Gegenstände zu haben scheinen, und nach dem Lichte, in dem sie sich darstellen. Da die Tugend anerkanntermassen das Werthvollste von Allen ist, so malen die Philosophen dieser Gattung sie in den lieblichsten Farben, entlehnen von der Dicht-und Redekunst deren Mittel und behandeln ihren Gegenstand in jener leichten und fasslichen Weise, welche die Phantasie anregt und das Interesse erweckt. Sie wählen die treffendsten Bemerkungen und Beispiele aus dem täglichen Leben und bringen die unterschiedenen Charaktere in den richtigen Gegensatz. Sie locken durch die Aussichten auf Ruhm und Glück in die Pfade der Tugend und erhalten darin durch gesunde Grundsätze und glänzende Beispiele. Sie lassen den Unterschied zwischen Tugend und Laster fühlen; sie erwecken und regeln die Empfindungen, und indem sie so in dem Herzen die Gesinnung für Rechtschaffenheit und wahre Ehre wach rufen, glauben sie den Endzweck ihrer Anstrengungen ganz erreicht zu haben.
Die Philosophen der zweiten Gattung betrachten den Menschen mehr in dem Lichte eines denkenden als handelnden Wesens; sie suchen mehr seinen Verstand zu bilden, als seine Sitten zu bessern. Die menschliche Natur gilt ihnen als ein Gegenstand philosophischer Prüfung; sie untersuchen sie mit ängstlicher Sorgfalt, um die Grundsätze zu entdecken, welche unsern Verstand leiten, unsere Empfindungen erwecken und uns zum Lob oder Tadel der Dinge, der Handlungen und des Benehmens veranlassen. Sie halten es für eine Schmach der Wissenschaft, dass die Philosophie noch nicht die Grundlagen der Moral, des Denkens und Urtheilens unzweifelhaft festgestellt hat; dass sie von Wahrheit und Irrthum, von Tugend und Laster, von Schönheit und Hässlichkeit fortwährend spricht, ohne die Quelle dieser Unterschiede bezeichnen zu können. Sie unternehmen diese schwierige Aufgabe und lassen sich durch keine Hindernisse abschrecken. Von besondern Fällen gehen sie zu allgemeinen Sätzen fort und ruhen nicht, bis sie die obersten Grundsätze erreicht haben, welche in jeder Wissenschaft die Grenze der menschlichen Erkenntniss bilden. Ihre Untersuchungen erscheinen dem gewöhnlichen Leser trocken, ja unverständlich; aber ihr Streben geht auf die Beistimmung der Kenner und Weisen, und sie halten sich für die Anstrengungen eines ganzen Lebens genügend entschädigt, wenn sie einige verborgene Wahrheiten entdecken, welche zur Belehrung der kommenden Geschlechter beitragen.
Unstreitig zieht die Menge jene leichte und verständliche Philosophie dieser strengen und tiefen vor, und Viele werden sie nicht blos für angenehmer, sondern auch für nützlicher als die andere erklären. Jene fügt sich mehr dem gewöhnlichen Vorstellen; sie erregt das Herz und die Empfindung; sie behandelt die Grundsätze, welche das Handeln bestimmen, bessert so das Benehmen der Menschen und bringt sie ihrem Muster von Vollkommenheit näher. Die strenge Philosophie stützt sich dagegen auf eine Geistesrichtung, welche in das Praktische und Thätige sich nicht einlässt; sie verschwindet, wenn der Philosoph die Dämmerung verlässt und in das Tageslicht tritt, und ihre Grundsätze können nicht leicht einen Einfluss auf das Handeln und Benehmen erlangen. Die Gefühle des Herzens, die Erregungen der Leidenschaften, die Gewalt der Affekte machen alle Folgerungen solcher tiefsinnigen Philosophen zu nichte und bringen sie auf die gleiche Stufe mit jedem gewöhnlichen Menschen wieder herab.
Man muss auch anerkennen, dass jene leichte Philosophie den dauerhaftesten und gerechtesten Ruhm erworben hat, und dass jene tiefsinnigen Denker bisher nur eines vorübergehenden Rufes bei ihren eigensinnigen und unwissenden Zeitgenossen sich haben erfreuen, aber ihn bei der gerechten Nachwelt sich nicht haben erhalten können. Der tiefsinnige Philosoph begeht in seinen Schlussfolgerungen leicht ein Versehen; ein Missgriff hat beim Weiterschreiten andere nothwendig zur Folge; auch schreckt er vor keinem Ergebniss zurück, selbst wenn es sonderbar erscheint oder der Volksmeinung widerstreitet. Aber ein Philosoph, der nur das Gemeinverständliche in schönen und anziehenden Farben wiedergeben will, geht nicht weiter, wenn er zufällig in einen Irrthum geräth; er kehrt in die richtige Bahn zurück und schützt sich vor jeder gefährlichen Täuschung, indem er sich wieder auf den gesunden Verstand und die natürliche Empfindung beruft. Der Ruhm Cicero’s[1] blüht noch heute, während der von Aristoteles verloschen ist. La Bruyère[2] tönt über das Meer und bewahrt noch seinen Ruf, während der Ruhm von Malebranche auf seine Nation und sein Zeitalter beschränkt geblieben ist, und Addison wird vielleicht noch mit Vergnügen gelesen werden, wenn Locke ganz vergessen sein wird.
