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Uschi feiert mit Ihren Freunden auf dem norddeutschen Kult-Festival Deichbrand und rund 50000 anderen Musik- und Partyhungrigen auf dem gigantischen Open-Air Gelände in Wannhöden. Alles ist perfekt. Wirklich alles? Wohl kaum, denn auch hier auf dem Festivalgelände findet sich bald eine Leiche. Statt zu feiern, müssen Kriminalhauptkommissar Erwin Crukowski und Uschi, die Hobbydetektivin mit dem Krankenschwesterdiplom, wieder ermitteln.
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Seitenzahl: 57
Veröffentlichungsjahr: 2024
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DeichbrandMord
Ein Otterndorf-Krimi
vom Autorenteam Ilona • Gaby • Bettina
Sommer in Land Hadeln und Cuxhaven. Die Sonne brennt vom azurblauen Himmel und die heiße Luft hinterm Deich flirrt über dem Watt und lässt die Schiffe wie eine Fata Morgana erscheinen.
Wenn es heiß ist in Cuxhaven, dann aber so richtig! In dem kleinen Krankenhaus in Otterndorf haben die Patienten und Mitarbeiter unter der ungewohnt hohen Temperatur zu leiden. Auch Schwester Uschi ist am Ende ihrer Schicht auch wirklich am Ende. Dabei sollte sie sich freuen, denn dieses Wochenende wird sie mit rund 50.000 partyhungrigen Jugendlichen und sich noch jugendlich Fühlenden auf dem Musikfestival Deichbrand in Cuxhaven-Franzenburg verbringen.
Dummerweise hat sie sich erst spät dazu entschieden. Als sie durch Zufall erfahren hat, dass einige ihrer Lieblings-Bands dort auftreten: Metallica, Reckless, Silbermond, Deichkind und Glasperlen-spiel. Auch Altrocker Sascha, alias Dick Brave (der mit der Elvis-Tolle), hat sich angekündigt. Jedenfalls waren alle Karten weg und ihr blieb nur noch die Möglichkeit, das Angebot von Gundram anzunehmen. Der ihr rettungslos verfallene Pathologe und Vorzeige-Nerd, hatte sich, natürlich, schon ein halbes Jahr im Voraus die Tickets besorgt.
„Tschüss, Inka, dann vielleicht bis am Wochenende auf dem Deichbrand!“, verabschiedet sie sich von der Kollegin.
„Ja, mal sehen, ob wir uns finden, es wird bestimmt rappelvoll dort. Mit wem bis du denn so da?“
„Erstmal mit Gundram, gezwungenermaßen. Denn der hat noch ein Ticket für mich. Ich hoffe aber, dass ich ihn irgendwie abhängen kann, den Guten. Damit ich zu meiner Motorrad-Clique stoßen kann.“
„Na dann … viel Glück. Aber denk dran, Gundram ist hartnäckig, das wird nicht leicht, hihi. Viel Spaß und hoffentlich bis dann.“
13.30 Uhr ! Die aparte Krankenschwester mit der akkurat geschnitten Pagenkopffrisur muss sich sputen. Schnell zu den Umkleidekabinen. Jetzt bloß nicht aufhalten lassen. Vorbei an der Cafeteria, wo einige Kollegen ihre Mittagspause im sonnigen Innenhof genießen. Britta winkt sie zu sich, aber Uschi bedeutet ihr mit einem Fingerzeig auf ihre Armbanduhr, dass Sie heute keine Zeit für einen Plausch hat. Jetzt muss sie nur noch an Isolde an der Information vorbeipreschen.
"Uschi, kannst du........" "Tut mir leid Isolde, ich muss mich wirklich beeilen!"
Einfach weitergehen. Es gibt noch einiges einzupacken und duschen will sie auch noch. Geschafft! Schnell raus aus der Dienstkleidung und rein in die löchrigen Jeans und das bauchfreie Top. Braun sind ihre Beine ja nicht gerade, eher mozzarellakäsig. Hm. Sonnencreme nicht vergessen, notiert sie auf ihrer geistigen Merkliste. Turnschuhe an und los. Am Hinterausgang beim Fahrradständer schnallt sie den Rucksack um und fährt nach Haus. Einfach die Große Ortstraße hinunter, links aus dem Kreisel auf der Cuxhavener Straße bis zum Geschenkladen. Direkt darüber liegt ihre Zweizimmerwohnung.
Natürlich will Milchbubi Gundram nicht auf dem Regular Platz zelten, schon klar. Er hat einen Stellplatz in der WoMo Watt Zone gebucht. In seinem Wohnmobil erwartet Uschi jeglicher Komfort: Strom, Wasser, und.... Klimaanlage. L a n g w e i l i g! Die Party geht zwischen den Zelten ab, besonders bei Ihrem Biker-Club. Also wird sie den Herrn Pathologen auf dem Festivalgelände abhängen und mit Ihren Freunden feiern. Und…. da kommt er auch schon angetapert, mit einem Kleiderbügel-Lächeln im Gesicht. Es geht los.
„Hey Griemsmann, bring mir mal ´nen Kaffee. Ich mache erst Feierabend, wenn ich diesen verdammten Bericht hier fertig habe und brauche eine Ladung Koffein.“
„Klar, mache ich“, antwortet Assistent Griemsmann und sieht zu, dass er schnellstens von der Bildfläche verschwindet. Sein schwer genervter Boss, Haupt-kommissar Crukowski, starrt gleich wieder auf seinen Bildschirm und liest sich maulig seinen Text laut vor: „Raubüberfall auf Juweliergeschäft in Otterndorf. Maskierter Täter (trug eine Sturmmaske) ist flüchtig. Geschädigter Juwelier will weiteren Zeugen auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesehen haben...“
Crukowski schaut auf, als es plötzlich an seiner Bürotür klopft und brummt so etwas wie „Herein!“. Sofort steht ein junges Mädchen in der Tür, mit blonden Locken und frechen Sommersprossen.
„Herr Griemsmann sagte, ich soll ihnen eine Tasse Kaffee bringen. Soll ich sie Ihnen auf den Schreibtisch stellen? Ich bin übrigens Maria, die neue Auszubildende.“
„Ja, nur zu“, versucht Erwin Crukowski ein bisschen nett zu sein. Zur Abwechslung mal. Denn die Deern scheint kaum älter als seine Zwillinge zu sein. Er nimmt einen kräftigen Schluck aus der Kaffeetasse und verbrennt sich den Mund. Hat die Kleine, die immer noch in der Tür steht, etwa ein leichtes Grinsen im Gesicht? „Sie können gehen“, poltert er mit zusammengepressten Lippen.
„Prima. Dann mache ich jetzt Feierabend. Deichbrand kann kommen!“, strahlt Maria.
Deichbrand? Genau! - Das große Festival an der Nordseeküste will sich natürlich auch der Hauptkommissar nicht entgehen lassen. Vorsorglich hat er seine Frau wissen lassen, dass er seiner väterlichen Fürsorgepflicht nachkommen muss. Was bedeutet, dass er zum Festival geht, um die beiden Mädchen im Auge zu behalten. Zum ersten Mal haben die Crukowskis ihren Teenagern erlaubt, dieses als wild verschriene Open-Air-Ereignis zu besuchen. Ganz wohl ist ihnen dabei nicht, aber schließlich dürfen ja auch alle ihre Freundinnen dahin. Und schließlich gehören die Crukowskis doch zu den Eltern der aufgeschlossenen, toleranten Sorte, nicht wahr?!
So ganz nebenbei bemerkt ist ein Wochenende ohne Anzug und Krawatte, in Jeans und ohne Rasur, mit Elektrogitarrensoli im Ohr und einem Bier in der Hand ganz nach dem Geschmack des reifen Herrn. Jedenfalls hin und wieder. Früher gab es sowas schon in Roskilde in Dänemark und Crukowski – damals noch ganz cool – war nicht nur einmal hingefahren. Die Stimmung des Hauptkommissars erhellt sich schlagartig. „Deichbrand kann kommen!“, wiederholt er Marias Schlusssatz und tippt den letzten Satz in seinen Bericht: Der Zeuge des Juwelenraubes hat sich trotz Polizeiaufruf bislang noch nicht gemeldet.
Alex stöhnt, was für eine stressige Woche. Er ist hundemüde. Der neue Montagejob beim Cuxhaven Offshore Hersteller hat es echt in sich. Hätte er das vorher gewusst, dann wäre er nicht sofort auf die Einladung des MC Hadelner Hot Stove ange-sprungen, mit auf das Deichbrand-Festival zu kommen. Zu allem Übel ist er auch noch in diese Sache hineingeraten. Warum musste seine blöde Uhr auch ausgerechnet letzte Woche den Geist aufgeben, verflucht nochmal! Er hatte gerade sein Bike an der Straße abgestellt, als die Tür vom Juwelier aufgerissen wurde und ein Typ mit Sturmmaske und einem Beutel unterm Arm herausgestürmt kam. Für ein paar Sekunden trafen sich ihre Blicke. Diese eisgrauen Augen würde er nie vergessen, außerdem war der Dieb am Hals tätowiert. Ein Engelsflügel – wie passend.
Als er von weitem das Martinshorn hörte, startete er seine Maschine und fuhr weg. Kein Bock auf Trouble mit den Bullen, als Biker ist man ja sowieso immer gleich verdächtigt. Und dann heute morgen auch noch der Aufruf im Radio: Es wird nach einem Zeugen auf einem Motorrad gesucht, der evtl. den Täter identifizieren oder zumindest eine Beschreibung abgeben kann. Mist, elender.