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Uschi ist eine ganz normale Krankenschwester, die immer wieder in die Ermittlungen des Dorfkommissars Crukowski hineingerät. Wie es dazu kam und wie sie ungewollt Hauptzeugin und Hobbydetektivin wird erzählt dieses Buch in Teil 1 und Teil 2. Eine Leiche im Edelrestaurant am Elbstrand von Otterndorf und ein Toter auf dem Musikfestival Deichbrand in Wanhöden sind ihre ersten Fälle, bei denen Sie dem Kommissar Crukowski unter die Arme greifen muss.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Ein Otterndorf-Krimi
vom Autorenteam Ilona • Gaby • Bettina
Das Autoren-Trio HADELNER KRIMI-LADIES hat sich im Rahmen eines Krimi-Workshops der VHS Landkreis Cuxhaven im Wintersemester 2020 im Marinefliegermuseum Aeronauticum in Nordholz zusammengefunden. Seitdem frönt es dem mörderischen Treiben in Schriftform und hat dabei immer ein Augenmerk auf die besonders interessanten Plätze und Merkmal der heimatlichen Region. (Siehe Seite 155)
Sollte der aufmerksame Leser in diesem Krimi Personen finden, die ihm irgendwie bekannt vorkommen, handelt es sich um eine Art Zufall. Der durchaus erwünscht ist, wenn er dem Leser Vergnügen bereitet.
Teil 1
AHOI UND AUS!
„Wie alles begann“!
Uschi kann ihr Glück nicht fassen, als sie die NIEDERELBE ZEITUNG in die Hand nimmt. Da steht es. Schwarz auf Weiß. In Riesenlettern:
>Stefan Hässler bald in Otterndorf ! Der prominente TV-Koch eröffnet ein Edelrestaurants und wird zur Feier persönlich vor Ort sein<
Die adrette Krankenschwester mit der frechen Ponyfrisur legt das Blatt mit zittrigen Händen vor sich auf den Tisch. „Puuuhhh….Erstmal tief durchatmen, Uschi!“, beruhigt sie sich. Seit einer gefühlten Ewigkeit schon schwärmt sie für den kochenden Traummann und hat aus diesem Grund eine Stefan-Hässler-Fanseite auf Facebook gegründet. Damit kann sie ihm – jedenfalls gefühlt – ein klitzekleines Bisschen nahe sein. Und jetzt könnte das, was sie bisher nur in Gedanken durchgespielt hat, tatsächlich Realität werden. Uschi Hartwig, OP-Schwester im Kreiskrankenhaus Otterndorf und Chefin des Hässler-Fanclubs, wird dem Objekt ihrer Begierde gegenüber stehen. Sie wird sein unwiderstehliches Jungen-Lächeln erwidern und ihre rehbraunen Bambi-Augen in den seinen versenken.
So der Plan. Schwester Uschi, genehmigt sich noch einen Schluck Kaffee, schüttelt den perfekt geschnittenen Pagenkopf, setzt einen neuen Mund-Nasen-Schutz auf und eilt beschwingten Schrittes wieder auf die Station.
Hinterm Deich im ehemaligen Restaurant Elbenglück laufen zur gleichen Zeit die letzten Vorbereitungen für die Neueröffnung als Restaurant Ahoihoi auf Hochtouren. Stühle und Tische werden gerückt, Fenster und Böden geputzt, die Deko aus maritimem Schnickschnack platziert. Sabrina Buck, die junge Geschäftsführerin, ist zufrieden. Bis Samstag wird alles fertig sein, so dass der Eröffnungsfeier mit der Prominenz nichts entgegensteht. Ein letzter prüfender Blick über Innenraum und Terrasse. „Wir brauchen noch mehr von den größeren Bambuskübeln, als Sichtschutz zwischen den Tischen!“, ruft sie der Hilfskraft zu. „Es soll ja nicht so erbärmlich aussehen wie in der Otterndorfer Bahnhofshalle!“
Morgen sollten die Lebensmittel für die Küche kommen, alles frisch aus der Region. Klar doch. Sabrina hat Stefans Motto verinnerlicht und zu ihrem gemacht: >Frisch - frischer - Hässler< Er wird mit ihrer Arbeit zufrieden sein. Oder, wie sie insgeheim hofft, geradezu begeistert von seiner ebenso tüchtigen wie attraktiven Geschäftsführerin.
Als wäre es Gedankenübertragung klingelt in diesem Augenblick ihr Handy und er ist am Telefon. „Hallo Sabrina, wir kommen jetzt doch schon zwei Tage früher und machen noch einen TV-Beitrag für den NDR. Kannst du alles vorbereiten für die Fernsehaufnahmen? - die Einkaufsliste schicke ich dir gleich - du bist die Beste - Ciao Bella!“
„Aber…“ setzt Sabrina an, doch da hat er schon aufgelegt. Einige Sekunden später kündigt vibrierend ihr Handy eine E-Mail an. Hoppela! Die Einkaufsliste, die Stefan ihr geschickt hat, ist lang und mit extravaganten Wünschen gespickt: Wachteleier, Thunfisch, Wildlachs ( kein gezüchteter ), Kalbscurrywurst, Entrecôte vom Biobauern aus Ihlienworth. Sabrina stöhnt auf. Das bedeutet noch mehr Überstunden, noch weniger Schlaf. Warum tut sie sich das eigentlich an? Seine ständigen Planänderungen, seine spontanen Ideen, seine Extravaganz. Wie selbstverständlich erwartet er, dass sie alles auf der Stelle, mit Leichtigkeit und einem Lächeln im Gesicht umsetzt. Für ein Gehalt, das nun wirklich nicht fürstlich ist
Die Antwort ist ratzfatz gefunden. Sie liebt diesen Mann. Und das hat nicht unbedingt mit seiner Kochkunst zu tun. Seit zwei Jahren pflegt sie eine brandheiße Affäre mit ihrem Arbeitgeber. Heimlich, natürlich, denn er ist verheiratet und Vater zweier blond-lockiger Sprösslinge. Aber ja doch, er hat ihr versprochen sich zu trennen, sobald sein neuestes Restaurant sich etabliert hat. Also ……….. bald, bald, bald.
Während dessen sitzt der Hässler in seinem Büro und arbeitet E-Mails ab. OK, der NDR-Betrag ist organisiert, kommentiert er für sich selbst das letzte Telefonat. Jetzt muss er seinen Manager anrufen, der ihm noch einen Fernsehauftritt in einer Talkshow eines privaten Senders verschafft hat. Leider zu einem Thema, das ihn maßlos ärgert. Sein schärfster Konkurrent, der Fernsehkoch Pelzner, hat doch tatsächlich bei einer Preisverleihung behauptet, dass der Preis für das ´innovativste Menü´ nicht ihm, also Stefan, zustünde, sondern einem jungen, modernen Koch. Ähnlich hat sich dann auch das Magazin >Die Feinschmecker< über seine Hamburger Restaurants geäußert. Um das Maß an Impertinenz zu toppen, war in der Vorankündigung des Restauranttesters >Gault Millau< ebenfalls eine kritische Äußerung gefallen, unterschrieben von diesem grauenvollen Schmierfinken Wolfgang Tobler.
Der erfolgsverwöhnte Koch kann ein Zähneknirschen nicht verhindern. (Sanft, denn seine Kauleiste ist gerade erst kostspielig gebleacht worden.) Ob er überhaupt im NDR auftreten soll? Sicher werden ihm dann auch Fragen über seine private Situation gestellt. Hässler kratzt sich am leider im Rückzug befindlichen Haaransatz. Mist. Dass seine Ehe mit Petra am Ende ist, lässt sich wohl nicht länger verheimlichen.
Dieses Mal hatte sie verlangt, mit den Kindern bei der Eröffnung im idyllischen Städtchen mit dem Otter im Wappen dabei zu sein. Sie war ja grundsätzlich ganz versessen darauf, ihr Botox-Gesicht, eingerahmt von den zuckersüßen Kindergesichtern, in die Kamera zu halten. Petra liebte ihren Ehefrauen-VIP-Status und würde ihn nicht freiwillig aufgeben. Egal, wie öde ihr Zusammenleben mittlerweile war. Und Sabrina, die neue flackernde Flamme? Sie würde schmollen, denn einen romantischen Abend im Hotel konnten sie knicken. Nochmal Mist. Es war nicht leicht mit den Frauen. Und den Medien. Und überhaupt. Das Verlangen, alles hinter sich zu lassen und allein durch die Welt zu reisen, schwappt über ihn wie eine Nordseewelle…. Wie in der holden Jugendzeit ohne jede Verantwortung sein, dafür nur Lebenslust, Abenteuer und Blicke in fremde Kochtöpfe. Die Welle schwappt zurück und er grinst. Denn heute ist er – im krassen Gegensatz zu früher – ein wohlhabender Geschäftsmann. Und auf bestem Wege, noch wohlhabender zu werden.
Nunmehr gut gelaunt greift er zum Telefon und wählt die Nummer seines Managers. „Hallo Mirco, Hässler hier, ich wollte mit dir die Talkshow absprechen.“
„Hi Stefan, gut, dass du dich meldest. Ich habe schon alles unter Dach und Fach. Die Show wird in Hamburg aufgenommen. Es wird eine Live-Sendung am Freitagabend um 21.30 Uhr. Danach kannst du in dieses Kaff, äh, Städtchen zurückfahren und am Samstag dein Restaurant eröffnen.“
„Wird eine ganz schön enge Kiste, aber geht klar. Schick mal alles her, ich unterschreibe.“
Als Sabrina, das Blondhaar frisch geföhnt und hochgesteckt, am Dienstagmorgen zum Restaurant kommt, muss sie sich die Augen reiben, denn alle Fenster sind mit roter Farbe beschmiert! Dort steht in krakeligen Buchstaben:
Keinen Bock auf Schickimicki - Hässler go home!
Der erste Gedanke, der der Geschäftsführerin durch den Kopf schießt, ist durchaus pragmatischer Natur: Hoffentlich haben die Schmierfinken keine Ölfarbe genommen. Dann instruiert sie ihre Mitarbeiter.
„Manuel, du fährst zum Baumarkt und holst Graffiti-Entferner, Claudi, wir machen Fotos und verständigen die Polizei zur Strafanzeigenaufnahme. Wenn die durch sind, wird alles wieder sauber geputzt. Gib der ganzen Crew Bescheid, wir brauchen jede Hand.“ Dann wird Hamburg informiert. „Moin Stefan, du glaubst nicht was hier gerade los ist…“
Endlich Frühstückspause. Uschi sitzt im Schwesternzimmer vor einem halben Käsebrötchen und greift nicht zum Kaffeepott, sondern zum Handy. Auf der Fan-Seite hat sich einiges getan, aber damit hier … hat sie nicht gerechnet. Dutzendweise gepostete Bilder vom Restaurant, auf denen die Fenster alle mit roter Farbe verschmiert sind. Welcher Depp macht denn sowas? grollt sie innerlich. Wahrscheinlich missratene, gelangweilte Wohlstands-Kids, die mal so richtig rebellieren wollen. Kennt man doch. Während sich der ganze Ort über die künftige kulinarische Bereicherung freut, scheint es doch einige minderjährige Hässler-Hasser zu geben. Unverständlich und überhaupt nicht nachvollziehbar für Uschi. Muss sie um die Eröffnung am Wochenende bangen? Bitte, bitte nicht, fleht ihr kleines Herz.
Sie hat doch schon alles durchorganisiert: Ihre Freitagschicht mit Olga getauscht, damit sie die Talkshow mit Traummann Stefan bis zum Schluss ansehen kann. Samstag dann Frühdienst; damit sie am Abend als Zaungast die Eröffnung miterlebt. Und Sonntag dann wieder Spätdienst, um ausgeschlafen ins Internet abtauchen zu können. Schließlich wird das Event im Netz noch stundenlang kommentiert und analysiert und alle bis dahin gesammelten Informationen und Bilder ausgetauscht. - Ja, es wird ein Fest. Ganz bestimmt.
„Roooobäääärt! Isch steh hier schon eine Ewischkeit am Wagen. Fix und fertig. Und duuuuu?! Nix! Wat soll dat?! Wir müssen pünktlisch bei dem Hässler sein in diesem Kaff….wie heißt et doch gleich? Ollendorf? Opadorf? Egal. Jedenfalls will isch da sein, wenn die Fotografen anrücken. Sonst sind die wieder weg und isch han kein Foto in der Bunten. Also, mach zu, Jong!“ Frau Geisspens zupft in Erwartung des nahenden Gatten das heftig geblümte Kleid zurecht. Also in ihrem Fall die Carmen-Träger weiter herunter und den Ausschnitt weiter auseinander. Schließlich gibt es ja was zu sehen bei ihr, oder?! Und dass es was zu sehen gibt, war teuer genug gewesen. „Is dat zu gewagt für die Opadörfler, Robert?“
„Bisamdorf, Carmen, Bisamdorf heisstet.“ Robert stutzt und korrigiert die Ortsangabe. „Nä, Otterndorf heisstet, Otterndorf.“ Mit nicht mehr ganz jugendlichem Schwung lässt der füllige Mann mit dem lichten blondierten Haupthaar und der gigantisch großen getönten Brille sich auf den Fahrersitz des BMW-Cabriolets fallen. Während die ihm angetraute Wasserstoffperoxyd-Blondine mühsam die Beifahrertür öffnet und sich ebenfalls platziert, gilt seine Aufmerksamkeit dem Spiegel über sich. Was der ihm zeigt, stellt ihn – wie schon seit über 50 Jahren – vollauf zufrieden. Ja, genau so sieht ein erfolgreicher Düsseldorfer aus: Sonnen-, bzw. solargebräunter Fitnessstudio-Body im sauteuren Designer-Shirt, die schwere Goldkette um den Hals, die mit der blendend weißen Gebissleiste um die Wette funkelt. Top. Und Punkt.