Demenz was dann? - Heinz Duthel - E-Book

Demenz was dann? E-Book

Heinz Duthel

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Demenz Alzheimer-Krankheit Vergessen Vermeidungsverhalten Psychische Störung Depression Deprivation Hospitalismus Regression (Psychoanalyse) Aphasie Mutismus Autismus Neurologie Apallisches Syndrom Hirntumor Trauma (Medizin) Stoffwechsel Hypoglykämie Schlaganfall Normaldruckhydrozephalus Delirium Psychose Wahn Schizophrenie Manie Kurzzeitgedächtnis Denken Sprache Motorik Persönlichkeit Gehirn Gedächtnis Auffassungsgabe Rechnen Lernfähigkeit Sprechen Entscheidung Bewusstsein Angiopathie Apraxie Agnosie Frontalhirnsyndrom Lebensalter Mini-Mental-Status-Test Blutkreislauf Hypertonie Homocystein Chronisches Nierenversagen Adipositas Diabetes mellitus Glucosetransporter Deutsche Gesellschaft für Neurologie Blut-Hirn-Schranke CADASIL Pick-Krankheit Lewy-Körper-Demenz Creutzfeldt-Jakob-Krankheit Parkinson-Krankheit Hypothyreose Hyperkalzämie Vergiftung Multiple Sklerose Nicotinsäure Polyarteriitis nodosa Lupus erythematodes Chagas-Krankheit Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie Magnetresonanztomographie Computertomographie Blutbild Cobalamine Blutzucker DemTect Uhren-Zeichen-Test Leichte kognitive Beeinträchtigung Altenheim Apathie Aggression Agitation Dysphorie Angst Halluzination Euphorie Orientierung (mental) Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 456

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Demenz was dann?

Dement unter Palmen – Pflege in Thailand

Fotos: Ed Kashi

Heinz Duthel

Erst Ausgabe 2013 in Germany and Thailand

Demenz

Alzheimer-Krankheit

Vergessen

Vermeidungsverhalten

Psychische Störung

Depression

Deprivation

Hospitalismus

Regression (Psychoanalyse)

Aphasie

Mutismus

Autismus

Neurologie

Apallisches Syndrom

Hirntumor

Trauma (Medizin)

Stoffwechsel

Hypoglykämie

Schlaganfall

Normaldruckhydrozephalus

Delirium

Psychose

Wahn

Schizophrenie

Manie

Kurzzeitgedächtnis

Denken

Sprache

Motorik

Persönlichkeit

Gehirn

Gedächtnis

Auffassungsgabe

Rechnen

Lernfähigkeit

Sprechen

Entscheidung

Bewusstsein

Angiopathie

Apraxie

Agnosie

Frontalhirnsyndrom

Lebensalter

Mini-Mental-Status-Test

Blutkreislauf

Hypertonie

Homocystein

Chronisches Nierenversagen

Adipositas

Diabetes mellitus

Glucosetransporter

Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Blut-Hirn-Schranke

CADASIL

Pick-Krankheit

Lewy-Körper-Demenz

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Parkinson-Krankheit

Hypothyreose

Hyperkalzämie

Vergiftung

Multiple Sklerose

Nicotinsäure

Polyarteriitis nodosa

Lupus erythematodes

Chagas-Krankheit

Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie

Magnetresonanztomographie

Computertomographie

Blutbild

Cobalamine

Blutzucker

DemTect

Uhren-Zeichen-Test

Leichte kognitive Beeinträchtigung

Altenheim

Apathie

Aggression

Agitation

Dysphorie

Angst

Halluzination

Euphorie

Orientierung (mental)

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen

Für Demenzkranke sieht die Welt merkwürdig und unverständlich aus, weil sie die spezifische menschliche Wahrnehmungsfähigkeit, die Orientierung, verlieren. Sie können die Gegenstände, Situationen und Personen nicht in einen größeren Kontext einordnen. Aufgrund ihrer Erinnerungsstörungen ist ihnen der Zugriff auf früheres Wissen (semantisches Gedächtnis) und Erlebnisse (episodisches Gedächtnis- zurücklöschend) verwehrt, um sich mit deren Hilfe in der jetzigen Situation zurechtzufinden. Es fehlt das Wissen und die Sicherheit von Ressourcen, die der Bewältigung aktueller Situationen dienen. Oft verschwimmt der Unterschied zwischen Traum, Vergangenheit und Realität. Oft kommt es zu Halluzinationen. Im Umgang mit dementen Personen ist es oft nicht möglich, diesen die Irrealität der Halluzinationen zu erklären. Im Idealfall erfassen die Pflegenden die hinter den Halluzinationen stehende Stimmung und gehen auf diese ein.

Wenn der erkrankte Mensch noch in der Lage ist zu erkennen, dass er in einer Situation nicht angemessen reagiert hat, kann das bei ihm Unruhe und Resignation auslösen.

Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen

Das Wichtigste im Umgang mit an Demenz Erkrankten ist Geduld. Durch Ungeduld seitens der Kontaktpersonen hat der Betroffene das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben – dies ist Ursache für Unzufriedenheit, Traurigkeit und Unwohlsein (kein Mensch macht gerne Dinge falsch).

Wichtig ist ferner, sich darüber im Klaren zu sein, dass die Betroffenen aufgrund ihrer Gedächtnisstörungen nur bedingt lernfähig sind. Das Meiste, was man ihnen sagt, haben sie innerhalb weniger Minuten wieder vergessen. Mit dementen Menschen ist daher nichts zuverlässig zu vereinbaren. Eine Konditionierung von Demenzkranken ist dennoch möglich; führt man einen Betroffenen immer wieder an einen Platz an einem Tisch und erklärt ihm, dies sei sein Platz, so ist es durchaus möglich, dass er sich diese Stelle in Zukunft selbst zum Sitzen aussucht. Auf die Frage „Wo ist Ihr Platz?“ wird der Betroffene dennoch ausweichend antworten. Deswegen ist es sinnvoll, möglichst auf Fragen zu verzichten. Zur Kontrolle des Bewegungsspielraums können Weglaufschutzsysteme eingesetzt werden.

Umgang der Pflegenden mit sich selbst

Zu 90 Prozent werden Demenzkranke von Angehörigen gepflegt, zu 80 % von Frauen. Ein weithin unterschätztes Problem ist der Umgang der Angehörigen mit sich selbst. Oft vernachlässigen sie zunehmend ihre eigenen Sozialkontakte und leben nur noch für den Dementen, mit dem sie kaum kommunizieren können. Oft sind sie voller Schuldgefühle wegen der immer wieder aufkommenden Aggressionen gegenüber dem Betroffenen. Und schließlich haben sie selbst große Angst, auch in absehbarer Zeit an einer ähnlichen Erkrankung zu leiden. Das alles mündet in sehr vielen Fällen in eine relevante Depression von Krankheitswert oder in psychosomatische Beschwerden wie zum Beispiel chronische Schmerzerkrankungen. Nicht selten tritt die psychische Erkrankung der Angehörigen erst nach dem Ableben des Demenzkranken auf, wenn man eigentlich wieder das Leben genießen will.

Die Erkrankung ihrer Lebenspartner oder Eltern kränkt auch die anderen Familienmitglieder erheblich. Angriffe auf den Partner sind immer auch Angriffe auf die pflegenden Angehörigen. Wenn sich der kranke Partner unsinnig verhält, unterstellen pflegende Angehörige auch immer wieder Bösartigkeit, fehlenden guten Willen.

Auch deswegen sollten die Angehörigen möglichst gleichzeitig mit dem Betroffenen Hilfe suchen, zum Beispiel in einer Angehörigengruppe, bei einem Psychiater, bei einer Demenzberatungsstelle oder durch Verteilung der Last auf mehrere Schultern (theoretisch richtig, oft kaum umzusetzen).

Die Verhaltensstörungen bei Demenzkranken werden BPSD (Behavioural and Psychological Symptoms of Dementia) genannt.[31] Darunter zählt man die Apathie (76,0 %), Aberrant motor behaviour (d. h. zielloses Herumirren, 64,5 %), Essstörung (Essen von Unessbarem, 63,7 %), Gereiztheit/Labilität (63,0 %), Agitation/Aggression (62,8 %), Schlafstörungen (53,8 %), Depression/Dysphorie (54,3 %), Angst (50,2 %), Wahn (49,5 %), Enthemmung (29,5 %), Halluzinationen (27,8 %), und Euphorie (16,6 %). Die Klammern beziehen sich auf die Prävalenz der 12 BPSD bei Alzheimer-Patienten.

Für Demenzkranke sieht die Welt merkwürdig und unverständlich aus, weil sie die spezifische menschliche Wahrnehmungsfähigkeit, die Orientierung, verlieren. Sie können die Gegenstände, Situationen und Personen nicht in einen größeren Kontext einordnen. Aufgrund ihrer Erinnerungsstörungen ist ihnen der Zugriff auf früheres Wissen (semantisches Gedächtnis) und Erlebnisse (episodisches Gedächtnis- zurücklöschend) verwehrt, um sich mit deren Hilfe in der jetzigen Situation zurechtzufinden. Es fehlt das Wissen und die Sicherheit von Ressourcen, die der Bewältigung aktueller Situationen dienen. Oft verschwimmt der Unterschied zwischen Traum, Vergangenheit und Realität. Oft kommt es zu Halluzinationen. Im Umgang mit dementen Personen ist es oft nicht möglich, diesen die Irrealität der Halluzinationen zu erklären. Im Idealfall erfassen die Pflegenden die hinter den Halluzinationen stehende Stimmung und gehen auf diese ein.

Dement unter Palmen

Im Norden Thailands steht ein Heim für Demenzkranke aus Deutschland und der Schweiz. Hier bekommen sie alles, was in ihrer Heimat fehlt oder zu teuer ist. Der Ausflug, an den sie sich nicht erinnern kann, sei bestimmt schön gewesen, sagt Frau Mugli. Egal, das Vergessen gehört zum Programm. Genauso wie das Fremde und Exotische. Die Mönche in ihren safrangelben Gewändern, die seltsame Musik, die nichts mit der Volksmusik zu tun hat, die sie zu Hause in der Schweiz oder in Deutschland so sehr mögen. Und dann dieses Essen, sehr lecker, aber ein bisschen zu scharf vielleicht. Victor Sammer aß eine Nudelsuppe mit viel Chili, die ihm das Wasser aus den Augen presste. Er nahm seine Brille ab, wischte sich die Tränen mit einem Taschentuch fort und hustete und lachte ab- wechselnd, bis ihm das Käppi in den Schweizer Nationalfarben vom Kopf rutschte. Elisabeth Mugli begnügte sich nur mit einem Eis. Die Figur, na ja.

Frau Mugli ist eine elegante Dame, die grauen Locken frisch frisiert, die Hände manikürt, ein Seidentuch um den Hals gewickelt und den Rücken gerade durchgedrückt, als hätte sie einen Besenstiel verschluckt – wie man es ihr als junges Mädchen eingetrichtert hat. Neben ihr döst Manfred Richter in seinem Rollstuhl. Reinhardt Mühlethaler, von allen nur Reini genannt, flirtet mit seiner jungen Betreuerin, und Victor Sammer hat sich bei 28 Grad eine Jacke angezogen. Es ist gerade Winter, und man wisse ja nie, ob es nicht gleich zu schneien beginnt. Sie genießen den Schatten eines Tamarindenbaums im Innenhof eines Klosters, umgeben von Buddhas aus weißem Marmor und goldenen Türmchen. Eine Zauberwelt, die so gar nichts mit ihrer Heimat gemeinsam hat. Vor ihnen Garküchen mit Töpfen, in denen Fisch oder Suppe köchelt. Es riecht nach gebratenem Schweinefleisch, marinierten Rinderspießchen und Zitronengras. Devotionalienstände bieten Buddhastatuen und Souvenirshops T-Shirts an, auf denen "Amazing Thailand" steht – wunderbares Thailand. Wer das Alzheimerzentrum Baan Kamlangchay besuchen möchte, muss nach Faham fahren, einer ruhigen Siedlung eines Vorortes von Chiang Mai, Thailands zweitgrößter Stadt. Keine Spur vom Trubel und Hektik, weder Smog noch Lärm. Hier schließen die Nachbarn ihre Türen nachts nicht ab, Kinder spielen auf den Straßen Federball und Verstecken. Bougainvilleas blühen, und mit den gestutzten Hecken der Vorgärten wirkt es fast wie ein gepflegter Vorort irgendwo in Deutschland. Das nächste Krankenhaus ist nur ein paar Minuten mit dem Auto entfernt, das ist wichtig für die Demenzkranken. Martin Woodtli, 50 Jahre alt, der Gründer des Heims, sitzt am Computer seines Büros und korrespondiert mit den Angehörigen seiner Patienten. Er ist ein kräftiger Mann mit warmen Augen. Im Wohnzimmer spielt seine thailändische Frau Areewan mit dem gemeinsamen Sohn und in der Küche bereiten Angestellte das Mittagessen für seine Gäste vor. Woodtli nennt sie Gäste, nicht Patienten, das ist ihm wichtig. "Das zeigt Respekt vor einem gelebten Leben, das langsam zu Ende geht", sagt er. Vor knapp acht Jahren hat er das Heim gegründet, und inzwischen wohnen in den sechs Häuschen zehn Patienten, die von dreißig Pflegern und Krankenschwestern rund um die Uhr betreut werden. Der Name des Heims bedeutet übersetzt Betreuung des Herzens.

Das thailändische Abenteuer begann für Martin Woodtli mit einem Schicksalsschlag in Münsingen bei Bern. Seine Mutter war an Alzheimer erkrankt, und sein Vater nahm sich daraufhin, aus Gram und Trauer, dem geistigen und körperlichen Verfall seiner Frau tatenlos zusehen zu müssen, das Leben. Den Sohn ließ er mit der Frage zurück "Was soll ich jetzt mit der Mutter machen?" Neun Monate pflegte Woodtli sie zu Hause, "ständig musste man aufpassen, dass nichts passiert". In dieser Zeit sah er sich mehrere Heime in der Schweiz an. Wie die Pfleger dort allerdings die alten und kranken Menschen behandelten, fand er "völlig unzumutbar". Das Personal habe zu wenig Zeit für zu viele Patienten, und wenn es hektisch wird, werden die Alten schon mal an ihre Stühle gefesselt, damit sie nicht randalieren oder aus dem Heim ausbüchsen. "Das wollte ich meiner Mutter nicht antun", sagt Woodtli und hebt seinen Sohn auf seinen Schoß. Außerdem wären die Ersparnisse seiner Eltern innerhalb von zwei Jahren aufgebraucht gewesen, "für mindere Pflege in trister Atmosphäre". Am schwierigsten war es zu Beginn, als seine Mutter begriff, welche Krankheit sie hat. Als sie sich das Gesicht mit Zahnpasta einrieb und meinte, das sei "völlig normal". Wenn sie sich in ihrem Zimmer einsperrte und hysterisch lachte, gefangen im Labyrinth ihrer Erinnerungen. Mit 73 Jahren hätte seine Mutter etwas Besseres verdient, fand Woodtli. Er wollte, dass sie geistig gefordert wird, dass sie trotz ihrer Krankheit Eindrücke bekommt, dass sich jemand um sie kümmert. "Ich wollte mit ihr noch etwas Abenteuerliches erleben. Lebensqualität ist besser als Langlebigkeit!"

Er suchte nach einer Lösung, wie Tausende von Familien in Deutschland und in der Schweiz. Bis er sich an Thailand erinnerte. Woodtli kannte das Land, die Kultur, die Menschen und ihre Sprache. In den neunziger Jahren arbeitete er vier Jahre lang für ein Aids-Projekt der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Chiang Mai. Er wusste, wie Thais mit alten Menschen umgehen. Martin Woodtli nippt an seinem Kaffee, Schweißtropfen stehen ihm auf der Stirn, während er erzählt. "Die Thais betrachten das Nachlassen von geistigen und körperlichen Fähigkeiten als ganz normalen Prozess. Die Jungen kümmern sich um die Alten, das ist selbstverständlich." Der Umgang sei hier vielleicht nicht ganz so professionell wie in Deutschland, dafür ist er menschlicher.

Im Dezember 2003 flog er mit seiner Mutter nach Thailand, gegen den Rat von Freunden und Ärzten. Sie versuchten, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, machten ihm Vorwürfe. Menschen, die sich nicht

mehr in ihrer gewohnten Umgebung zurechtfinden, bringe man nicht in ein Land, in dem sie sich nicht auskennen, hielten sie ihm vor. Woodtli hat die Argumente tausendfach gehört, tausendfach darüber nachgedacht, tausendfach diskutiert. Mit Menschen, die es für selbstverständlich halten, billige Krankenschwestern aus osteuropäischen Ländern in die Schweiz oder nach Deutschland zu importieren, es aber moralisch verwerflich finden, sich bestmögliche Pflege im Ausland zu suchen.

Inzwischen bekommt er viele Anfragen, Angebote und Hilferufe. Von Menschen, die nicht mehr wissen, was sie mit ihren Angehörigen machen sollen. Von Geschäftsleuten, die Profite aus der Pflegemisere in der Heimat schlagen wollen. Denn so könnte die Pflege der Zukunft aussehen für eine Gesellschaft, die immer älter wird und in der Pflegenotstand für Tausende von Familien zum Alltag gehört. Martin Woodtli hört sich diese Angebote an, Interesse aber hat er keines. Es wür- de gegen sein Konzept der familiären Atmosphäre in einem Dorf verstoßen. "Investoren wollten geeignete Ressorts aufkaufen und mir zur Verfügung stellen, damit ich mein Heim ausbaue. Ich glaube nicht, dass wir bei einem Großprojekt mit fünfzig oder mehr Betten die Qualität halten könnten." Denen gehe es eher ums Geld und fehle die ehrliche Die Sprachbarriere wird mit Zärtlichkeit ausgeglichen Finanziert wird das Heim ausschließlich durch die Beiträge der Angehörigen. Es erhält weder staatliche Subventionen noch Spenden. Deutsche Krankenkassen zahlen zwar, je nach Vertragsabschluss, Krankenhauskosten in Thailand, nicht aber den Aufenthalt in Baan Kamlangchay. Das müssen die Betroffenen selbst stemmen. Etwa 2000 Euro kostet die Betreuung in Thailand, ungefähr die Hälfte von dem, was man in Deutschland bezahlen muss.

Die deutsche Pflegeversicherung erlaubt, bis zu 180 Euro im Monat für Kranke auszugeben, wenn die zu Hause leben. Angehörige von Demenzkranken können sich kurzfristig zehn Tage unbezahlt beurlauben lassen, um die Pflege eines Fa- milienmitgliedes zu organisieren und dürfen bis zu zweihundert Euro für die Betreuung ausgeben. In den meisten Fällen reicht das hinten und vorne nicht. Pflege ist ein Vollzeitjob, am Ende steht die Aufgabe des Berufs, der Freundschaften, der Freizeit. Plötzlich wird von Menschen, die weder ausgebildet noch vorbereitet sind auf den geistigen und körperlichen Verfall ihrer Angehörigen, verlangt, dass sie ihr bisheriges Leben aufgeben, rund um die Uhr Windeln wech- seln, Speichel abwischen, Brei kochen, füttern. Für die meisten Menschen ist die finanzielle, emotionale und körperliche Belastung zu hoch. Für die meisten Betroffenen ist gute Pflege zu teuer und bezahlbare Pflege nicht gut genug.

Nicht so in Thailand. Drei Betreuerinnen kümmern sich in drei Schichten um einen Kranken, rund um die Uhr, täglich. Die sprachliche Distanz wird mit Menschlichkeit überbrückt Gestik, Mimik, Blickkontakte. Berührungen, kleine Massagen, Händchen halten, Umarmungen, Zärtlichkeiten dienen als Kommunikationsform. Eine Formel, um den Abstieg in das schwarze Loch, das Demenzkranke unaufhaltsam ansaugt, ein bisschen zu entschleunigen. Es sind Zuwendungen, für die in der durchstrukturierten Welt der Pflegeheime in der Heimat weder Zeit noch Geld übrig ist. Und wenn der Pfleger bei einem Restaurantbesuch auf Toilette muss, passt der Kellner auf den Patienten auf. "Für Europäer mag das ungewohnt klingen, in Thailand ist das ganz normal."In Haus Nummer sechs kümmert sich die 26-jährige Umphorn um den 81 Jahre alten Victor Sammer. Seit drei Jahren pflegt sie den Alzheimer-Patienten, und in dieser Zeit ist sie zu seiner Bezugsperson, besten Freundin und Ersatzenkelin geworden. Jetzt sitzen sie gemeinsam auf dem Sofa und spielen das Kartenspiel Jassen, und weil Victor nicht verlieren kann, lässt Umphorn ihn gewinnen. Dafür zwingt sie ihn nach jedem Spiel sachte, einen Schluck Wasser zu trinken, damit er nicht austrocknet bei der Wärme. Seine Winterjacke darf er anbehalten. Umphorn nennt ihn Opa, und zwickt ihn immer in die Wange. Victor Sammer stellt sie liebevoll als "meinen kleinen Diktator" vor. Sie sind sich nahe gekommen in diesen Jahren, der alte Herr aus der Schweiz und die junge Frau aus den thailändischen Bergen. Da er ihren Namen ständig vergisst, hat sie einen Spitznamen bekommen Gift – Geschenk.

"Mach doch mal ein bisschen Musik, …, wie heißt Du noch mal?", fragt Victor.

"Ich bin Gift, Opa!", sagt die junge Frau, umarmt ihn, drückt einen Kuss auf seine Wange und streichelt seine fleckigen Hände.

"Ah, richtig, Du bist die Gift. Kann ich Musik hören, bitte?"Motivation. Er selbst verzichtet auf große Profite und kann von seinem Unternehmen ganz gut leben. "Das reicht", sagt er. Umphorn geht zur Stereoanlage, kramt in einer Schublade nach Victors Lieblings-CD und legt eine Scheibe von Vico Torriani ein. Früher hat die gelernte Pflegerin in Krankenhäusern und Pflegeheimen gearbeitet.

Aber die Arbeit habe ihr dort nicht gefallen, weil sie sich um zu viele Menschen auf einmal kümmern sollte. Hier könne sie sich Zeit nehmen für Victor, herausfinden, was er gerne hat und was er nicht mag. "Ich wäre unglücklich, wenn ich nur für Geld arbeiten würde", sagt sie. Achttausend Baht verdient sie im Monat, umgerechnet zweihundert Euro. Dafür teilt sie ihr Leben mit ihm, führt ihn auf die Toilette, bringt ihm Essen und schläft auf einer Matratze neben seinem Bett, falls er nachts Hilfe braucht.

Bislang sind erst zwei Patienten gestorben. Sie wurden eingeäschert, so wie es mit den Angehörigen abgesprochen war. Die freien Plätze hat Martin Woodtli neu besetzt, mit Gästen aus der Schweiz oder Deutschland. So will er es auch in Zukunft machen. Die Entscheidung, seine Mutter nach Thailand zu bringen, wo sie im Frühjahr 2006 starb, hält er nach wie vor für richtig. Ihre Heimat habe sie nicht vermisst. "Sie hat ihre Erinnerungen mit nach Thailand genommen."

In ihren letzten Jahren lief Margit Woodtli durch das Dorf Faham als wäre sie im schweizerischen Münsingen. Sie besuchte den Tempel als ginge sie in die Kirche, und auf dem Markt kaufte sie Papayas und Mangos wie einst zu Hause Äpfel und Birnen. Manchmal reiste sie zu den Anfängen ihres Lebens, glaubte das Haus zu erkennen, in dem sie als junges Mädchen zur Schule ging. Am Ende erkannte sie ihren eigenen Sohn nicht mehr. Das wäre in Münsingen wohl auch passiert. "Es geht darum, dass meine Gäste noch etwas erleben, aktiv sind, Spaß haben. Ob sie sich daran erinnern, spielt keine Rolle", sagt Martin Woodtli.

Zurück bleiben die Angehörigen, für die es durchaus eine Rolle spielt, wo sie ihre Liebsten unterbringen. Liselotte Mahler steht am Bett ihres Mannes Johann und wischt ihm Speichel aus dem Mundwinkel. Der 85-Jährige leidet an einer mittel- schweren semantischen Demenz und Parkinson. Was um ihn herum passiert, nimmt er nicht mehr wahr. Die Sprache ist ihm vor Jahren verloren gegangen. Seine Krankheit ist für sie das schlimme Ende eines langen, erfüllten Lebens. "Wir sind seit 56 Jahren verheiratet und ich vermisse ihn sehr", sagt Liselotte Mahler. Jedes Jahr kommt sie für drei Monate zu Besuch.

Den Rest des Jahres stellt sie sich Gewissensfragen War es die richtige Entscheidung, Johann nach Thailand zu bringen? Hätte es nicht doch ein Pflegeheim gegeben, das anständige und bezahlbare

Pflege geleistet hätte? In ihrem Heimat- dorf lästern die Leute. Sie hätte doch den Johann nur abgeschoben, um Ruhe zu haben, frei zu sein. Jetzt, da der Johann in Thailand sei, könne sie wieder etwas unternehmen, werfe man ihr vor. Sie spüre die Blicke, das Getuschel, wenn sie durchs Dorf geht. Und wenn sie aus Asien zurückkehrt, fragen die Leute spöttisch, wie der Urlaub gewesen sei.

"Aber das sind keine Ferien, ich kann mich hier nicht erholen!"

Wie lange sie diese Belastung noch durchhalte, wisse sie nicht die lange Reise, das ungewohnte Klima – "gesundheitlich geht es mir nicht mehr so gut", sagt sie und zeigt auf ihre Gehstöcke, eine 82-jährige Dame, die zwischen den Kon- tinenten pendelt. Bei ihrem letzten Besuch fing sie sich Denguefieber ein. Sie streicht über die Falten auf den Händen ihres Mannes, zieht mit dem Zeigefinger die Adern nach und erzählt von den beiden gemeinsamen Kindern, der Barbara und dem Georg. Keine Reaktion.

Während in Haus Nummer sechs Victor Sammer mit seiner Pflegerin Umphorn Karten spielt, fahren Manfred Richter und Philippina Zürcher zu einem Sportplatz in Chiang Mai, spazieren durch den Park, sitzen auf Parkbänken, beobachten den Sonnenuntergang oder werfen sich gegenseitig Bälle zu. Elisabeth Mugli sitzt in Martin Woodtlis Büro, telefoniert über Skype mit ihrem Neffen in der Schweiz und erzählt, dass sie großes Heimweh habe. Nach einer halben Stunde legt sie das Headset ab, bleibt noch ein paar Minuten regungslos sitzen und starrt auf den Bildschirm. Auf der Terrasse des Baan Kamlangchay sitzen einige Gäste, essen Drachenfrüchte und Ananas und wundern sich darüber, dass es in der Schweiz an diesem Tag so warm ist.

Definition

Die diagnostischen Kriterien für eine Demenz beinhalten Kombinationen von Defiziten in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten, die zu einer Beeinträchtigung von sozialen und beruflichen Funktionen führen. Als Leitsymptom gilt die Gedächtnisstörung. Am Anfang der Erkrankung stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit, in ihrem weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses, so dass die Betreffenden zunehmend die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlieren.

Definition der Demenz nach ICD 10

Demenz (ICD-10-Code F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen und Urteilsvermögen im Sinne der Fähigkeit zur Entscheidung. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Für die Diagnose einer Demenz müssen die Symptome nach ICD über mindestens sechs Monate bestanden haben. Die Sinne (Sinnesorgane, Wahrnehmung) funktionieren im für die Person üblichen Rahmen. Gewöhnlich begleiten Veränderungen der emotionalen Kontrolle, der Affektlage, des Sozialverhaltens oder der Motivation die kognitiven Beeinträchtigungen; gelegentlich treten diese Syndrome auch eher auf. Sie kommen bei Alzheimer-Krankheit, Gefäßerkrankungen des Gehirns und anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn und die Neuronen betreffen.

Definition der Demenz im DSM-IV

Die kognitiven Defizite verursachen eine signifikante Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Funktionen und stellen eine deutliche Verschlechterung gegenüber einem früheren Leistungsniveau dar. Sie treten nicht im Rahmen einer rasch einsetzenden Bewusstseinstrübung oder eines Delirs auf. Zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses muss noch mindestens eine der folgenden Störungen hinzukommen

Aphasie Störung der Sprache

Apraxie beeinträchtigte Fähigkeit, motorische Aktivitäten auszuführen

Agnosie Unfähigkeit, Gegenstände zu identifizieren bzw. wiederzuerkennen

Dysexekutives Syndrom Störung der Exekutivfunktionen, d. h. Planen, Organisieren, Einhalten einer Reihenfolge

Häufigkeit

Nach der Berliner Altersstudie (1996) steigt die Zahl der Menschen mit Demenz nach Altersgruppen aufgeschlüsselt folgendermaßen an

Altersgruppe Anteil

Demenzerkrankter

65- bis 69-Jährige 1,2 %

70- bis 74-Jährige 2,8 %

75- bis 79-Jährige 6,0 %

80- bis 84-Jährige 13,3 %

85- bis 89-Jährige 23,9 %

über 90-Jährige 34,6 %

Es ist davon auszugehen, dass bisher bei über der Hälfte aller Senioren (älter als 65 Jahre) im allgemeinärztlichen Patientengut mit vorhandener Demenz nie eine solche Diagnose gestellt wurde.

Entwicklung in Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland ist nach neuesten Zahlen mit einem Anstieg der Demenz von heute 1,4 Millionen Betroffenen auf voraussichtlich 3 Millionen im Jahr 2050 zu rechnen.

Unter den Personen, die im Jahr 2009 Mitglied der BARMER GEK Krankenkasse waren und mit über 60 Jahren verstarben, waren 47 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer demenzkrank und neunzig Prozent dieser Demenzkranken waren vormals pflegebedürftig. Im Jahre 2001 waren es 60 und 40 Prozent.

Risikofaktoren

Hauptrisikofaktor für eine Demenz ist das hohe Lebensalter. Das Überwiegen des weiblichen Geschlechts unter den Betroffenen ist wahrscheinlich vor allem in der um einige Jahre höheren Lebenserwartung von Frauen begründet. Depressionen werden als Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz angesehen. Sie treten vor allem in frühen Demenzstadien gehäuft auf und können einer Demenz auch vorausgehen. Umgekehrt wird bei mangelhafter Abklärung oft alten Menschen mit psychischer Erkrankung fälschlicherweise die Diagnose Demenz zugewiesen, was sich damit zeigen kann, dass der Mini-Mental-Status-Test sich wieder stark verbessert.

Weitere Risikofaktoren sind darüber hinaus kardiovaskuläre Faktoren, wie Hypertonie, hoher Homocysteinspiegel, Niereninsuffizienz, Adipositas und Diabetes mellitus. Eine Rolle spielen hierbei Defekte des Gefäßsystems, der beeinträchtigte Insulin-Metabolismus und Signalweg und ein Defekt im Glukosetransportmechanismus im Gehirn.

Die derzeitigen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten können den Verlauf einer Demenz nur in einem sehr bescheidenen Ausmaß positiv beeinflussen. Deshalb kommt der Prävention der Demenz besondere Bedeutung zu, deren Eckpfeiler in der Einschränkung der Risikofaktoren besteht. Hierbei gelten heute als aussichtsreichste Strategien in erster Linie die Kontrolle der kardiovaskulären Risikofaktoren, physische Aktivität (Sport), soziales Engagement, Kontrolle des Körpergewichts (Diät) und die frühzeitige Behandlung einer Depression. Da auch das Tabakrauchen einen möglichen Risikofaktor für Demenzerkrankungen darstellt, trägt das Einstellen des Zigarettenkonsums ebenfalls zur Demenzprävention bei.

Eine im Jahr 2012 veröffentlichte Langzeitstudie weist auf einen Zusammenhang zwischen der Zahngesundheit und dem Demenzrisiko hin. Demnach ist das Risiko an Demenz zu erkranken um das 1,85-fache höher, wenn 13 oder mehr Zähne fehlen und die Lücken nicht mit festem Zahnersatz versorgt sind. Forschungsgegenstand waren 4425 japanische Einwohner, die etwa 65 Jahre alt waren und über 4 Jahre begleitet wurden. 220 von ihnen erkrankten an Demenz.

Einteilungen und Ursachen

Es existieren eine Reihe von Einteilungen der Demenzen im deutschen Sprachbereich orientiert an der Genese, im US-amerikanischen orientiert am Ort der cerebralen Schädigung.

Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Die Demenzformen werden laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie nach der Genese in vaskuläre, (neuro-)degenerative Demenzformen und Mischformen unterteilt.

Vaskuläre Demenz (VAD)

Multiinfarktsyndrom Defektsyndrom nach größeren, einzelnen oder multiplen, ischämischen oder hämorrhagischen Insulte mit Untergang einer kritischen Masse an neuronalem Gewebe (wahrscheinlich ca. 100 ml)

Strategische Insulte ausgeprägte kognitive Defizite bei kleinem Läsionsvolumen an entscheidenden Stellen (Thalamus, hinteres Kapselknie, frontales Marklager)

Mikroangiopathische Läsionen

multilakunäres Syndrom

konfluierende Marklagerveränderungen (subkortikale vaskuläre Enzephalopathie, SVE)

Mikrogefäßveränderungen

Kapillarverlust

Blut-Hirn-Schranken-Störungen

genetische Grunderkrankungen

CADASIL-Erkrankung

HERNS-Syndrom

Familial British dementia (HCHWA-D (Hereditary Cerebral Hemorrhages with Amyloidosis of the Dutch Type), HCHWA-I (Icelandic Type))

Degenerative Demenz

Morbus Alzheimer

Frontotemporale Demenz

Lewy-Körperchen-Demenz

ICD 10

Nach ICD-10 werden die Demenzen unterteilt in

Demenz bei Alzheimer-Krankheit

Vaskuläre Demenz

VAD mit akutem Beginn (nach mehreren kleineren Schlaganfällen, einer einzigen massiven Infarzierung als Folge von zerebrovaskulärer Thrombose, Embolie oder Blutung)

Multiinfarkt-Demenz (Vorwiegend kortikale Demenz, allmählicher Beginn, nach Anhäufung von Infarkten im Hirngewebe)

Subkortikale vaskuläre Demenz (arterielle Hypertonie, ischämischen Herden im Marklager der Hemisphären, klinisches Bild erinnert an Alzheimer-Krankheit)

Gemischte kortikale und subkortikale vaskuläre Demenz

Sonstige vaskuläre Demenz

Vaskuläre Demenz, nicht näher bezeichnet

Sekundäre Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten

Pick-Krankheit

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Chorea Huntington

primärem Parkinson-Syndrom

HIV-Krankheit

Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheitsbildern

Epilepsie

hepatolentikulärer Degeneration (Morbus Wilson)

Hyperkalziämie

Hypothyreose, erworben

Intoxikationen

Multiple Sklerose

Neurosyphilis

Niacin-Mangel (Pellagra)

Panarteriitis nodosa

systemischer Lupus erythematodes

Trypanosomiasis

Vitamin B12-Mangel

zerebraler Lipidstoffwechselstörung

Sonstige Einteilungen

In US-amerikanischer Literatur wird eine Unterteilung in kortikale und subkortikale Demenzen verwendet. Diese unterscheiden sich nicht nur nach dem Ort der zerebralen Schädigung (Kortex versus Basalganglien), sondern auch nach deren klinischem Erscheinungsbild. Klassisches Beispiel für die kortikalen Demenzen ist die Alzheimer-Krankheit. Subkortikale Demenzen sind die subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie, die Demenz beim Parkinson-Syndrom, Normaldruckhydrocephalus, Morbus Wilson, oder Chorea Huntington.

Eine Verbindung zwischen dementiellen Veränderungen und chronischem Nierenversagen scheint zu bestehen.

Verbreitung

Die häufigste Form einer Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, die zweithäufigste mit zirka 20 Prozent ist die gefäßbedingte Demenz (Vaskuläre Demenz).

Aus neuropathologischen Untersuchungen ist bekannt, dass die ersten Demenz-typischen Veränderungen im Gehirngewebe bereits im jungen Erwachsenenalter auftreten und mit zunehmendem Lebensalter stetig zunehmen. Zur Demenz kommt es erst, wenn ein großer Teil der Gehirnzellen zerstört ist. Der Zusammenhang des endgültigen kognitiven Abbaus mit einer neurodegenerativen Erkrankung kann momentan allerdings nur in einem Drittel der Fälle eindeutig hergestellt werden.

Häufigste Ursachen der Demenz (Zahlen aktuell August 2005)

Alzheimer-Krankheitca. 50–60 %

Vaskuläre Demenzca. 20 %

Mischform beider o.g. ca. 15 %

Sekundäre Demenzen (Angaben und Zahlen nicht aktuell geprüft!)

Lewy-Körperchen-Erkrankungund Parkinson-Syndrom ca. 10–20 %

Frontotemporale Demenz ca. 5–10 %

Andere <5 %

Die Angaben sind Schätzungen, da die Zuordnung im Einzelfall schwierig bis unmöglich ist und Mischformen häufig sind. Zahlen aus den 90er Jahren.

Diagnostik

Wichtige Hinweise zur Differentialdiagnose und zur Auswahl der bildgebenden Untersuchungsverfahren liefert die Krankengeschichte, wobei besonders die Angaben der Bezugspersonen zu berücksichtigen sind. Dem Betroffenen selbst fallen seine Gedächtnisstörungen oft nicht auf und/oder man kann kurzfristig bei Terminen in Hochform sein (bekanntes Phänomen bei Arztbesuchen). Andererseits ist es auch möglich, dass er seine Gedächtnisstörungen im Rahmen einer depressiven Verstimmung überschätzt. Technische Untersuchungen wie beispielsweise die Kernspintomografie oder Computertomografie des Kopfes oder die Elektroenzephalografie sind auch zur Differenzierung von anderen Gehirnerkrankungen sinnvoll. Um keine behandelbare Ursache zu übersehen, sollten zumindest die folgenden Blutuntersuchungen vorliegen Blutbild, Vitamin B12-Spiegel, Blutzucker, Leberwerte, Nierenwerte, Elektrolyte, Schilddrüsenhormone, CRP. Hilfreich zur Erhärtung eines ersten Verdachtes und auch zur Überprüfung des Fortschreitens einer Demenz sind neben der Krankengeschichte zunächst einfache psychometrische Testverfahren wie der MMSE, der Uhrentest oder DemTect. Solche einfachen und schnell durchführbaren Tests können dann auch zu Verlaufsuntersuchungen eingesetzt werden, zum Beispiel, um das Ansprechen auf Medikamente oder Therapieverfahren zu überprüfen.

Da sich in den vergangenen Jahren die diagnostischen Möglichkeiten massiv verbessert haben, ist heute eine Diagnose der Alzheimer-Krankheit bereits im Stadium der leichten kognitiven Beeinträchtigung (LKB) möglich. Zu den diagnostischen Verfahren für eine solche Diagnose vor Auftreten der Demenz gehören die Darstellung der Atrophie des medialen Temporallappens im MRT, die Messung von ?- und ?-Amyloid im Liquor, die Darstellung kortikaler Stoffwechseldefizite in der Positronenemissionstomographie (PET) mit [18F]-Fluoro-2-desoxy-D-Glucose (FDG) sowie die Möglichkeit, Amyloid im Gehirn mit PET-Liganden in vivo sichtbar zu machen. Darüber hinaus gibt es zunehmend Belege dafür, dass die subjektive Angabe eines Patienten, vergesslicher zu werden, ein zuverlässiger Parameter ist, um die Entwicklung einer Demenz sehr frühzeitig voraussagen zu können.. Damit ergibt sich die Hoffnung, schon sehr früh einer Demenz vorbeugen zu können, etwa mit einer kalorienreduzierten Kost oder auch etwas mehr körperlicher Aktivität. Deutsche Wissenschaftler haben zudem einen klinischen Score entwickelt, mit dem in der Arztpraxis ohne technische Hilfsmittel bei älteren Menschen ohne Demenz das Auftreten eines Morbus Alzheimer mit rund 80-prozentiger Vorhersagegenauigkeit eingeschätzt werden kann.

Die an ausgewählten Zentren verfügbare PET mit FDG ist zudem ein etabliertes Verfahren für die Differenzialdiagnose der Demenzen. Damit lassen sich auch schon in Frühstadien Orte im Gehirn mit vermindertem Glucosestoffwechsel nachweisen und so eine Demenz vom Alzheimertyp oder eine frontotemporale Demenz (Morbus Pick) nachweisen. Demenzen durch Depressionen zeigen ein anderes Aktivitätsmuster im PET.

Zur Diagnose von Demenzen, die mit extrapyramidal motorischen Störungen einhergehen, wird die Szintigraphie mit J123 beta-CIT oder DAT-Scan, die J123-IBZM Szintigraphie und die PET mit L-Dopa eingesetzt. Damit kann ein Morbus Parkinson, die Multisystematrophie, eine progressive supranukleäre Blickparese und ein essentieller Tremor abgegrenzt werden.

Differentialdiagnostik

Manche psychischen und neurologischen Störungen können mit einer Demenz verwechselt werden, z. B. folgende

Depression

altersassoziierter kognitiver Abbau, auch „Altersvergesslichkeit“

Leichte kognitive Störung

Verweigerung und Vermeidungsverhalten

Deprivationserscheinungen oder Hospitalismus mit Regression, wie in Altersheimen.

Delir

Psychose und Wahn (z. B. Schizophrenie, Manie und psychotische Depression)

Einfacher Mutismus

Einfache Aphasie

Flüssigkeitsmangel (Exsikkose)

Symptome

Im Vorfeld einer Demenz sind oft psychische Störungen zu beobachten, die häufig kaum von denen einer Depression unterschieden werden können, wie zum Beispiel Verlust von Interessen und Eigeninitiative, Reizbarkeit, Gefühl der Überforderung, Verlust der affektiven Schwingungsfähigkeit, depressive Verstimmungen.

Mehrspeichermodell des menschlichen Gedächtnisses

Kognitive Symptome

Leitsymptom aller Demenz-Erkrankungen ist die Störung des Gedächtnisses, vor allem des Kurzzeitgedächtnisses. Die Vergesslichkeit ist zunächst etwas Normales. Oft ist zumindest in den Anfangsstadien die äußere Fassade der Person dabei gut erhalten, sodass die Gedächtnisstörungen im oberflächlichen Kontakt sehr gut überspielt werden können. Dies gelingt besonders gut den Menschen, die ihr Leben lang viele soziale Kontakte hatten – der verbindliche Umgangston ersetzt streckenweise den Inhalt der Botschaft (Kommunikation).

Später verlieren sich länger zurückliegende Gedächtnisinhalte. Wenn die Demenz fortschreitet, treten auch andere Störungen der Hirnfunktion hinzu, wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen, Rechenstörungen, Störungen der Raumwahrnehmung und starke Müdigkeit, sodass sich die Betroffenen häufig verlaufen, besonders wenn in der ihnen über Jahrzehnte geläufigen Umgebung bauliche Veränderungen stattfinden.

Im weit fortgeschrittenen Stadium erkennen die Betroffenen schließlich nicht einmal ihre engsten Angehörigen wieder. Sie werden völlig apathisch, bettlägerig und inkontinent.

Die Demenz schränkt die Lebenserwartung ein. Die Demenz selbst ist aber keine Todesursache, sondern die durch die Demenz begünstigten Erkrankungen.

Motorische Symptome

Auch motorische Störungen gehören meist zum Bild einer fortgeschrittenen Demenz, wenn es sich nicht um eine Demenz-Erkrankung handelt, die mit motorischen Störungen beginnt, wie zum Beispiel das Parkinson-Syndrom. Die Patienten werden zunehmend steif am ganzen Körper. Ihr Gang wird kleinschrittig, schlurfend und breitbeinig. Sie sind fallgefährdet, auch weil es zu einer Störung der Haltereflexe kommt.

Verhaltensstörungen

Die Verhaltensstörungen bei Demenzkranken werden BPSD (Behavioural and Psychological Symptoms of Dementia) genannt. Darunter zählt man die Apathie (76,0 %), Aberrant motor behaviour (d. h. zielloses Herumirren, 64,5 %), Essstörung (Essen von Unessbarem, 63,7 %), Gereiztheit/Labilität (63,0 %), Agitation/Aggression (62,8 %), Schlafstörungen (53,8 %), Depression/Dysphorie (54,3 %), Angst (50,2 %), Wahn (49,5 %), Enthemmung (29,5 %), Halluzinationen (27,8 %), und Euphorie (16,6 %). Die Klammern beziehen sich auf die Prävalenz der 12 BPSD bei Alzheimer-Patienten.

Psychotische Symptome können bei allen Demenzformen auftreten. Relativ typisch sind sie für die Lewy-Body-Demenz, die Demenzform beim Parkinson-Syndrom. Es handelt sich vor allem um optische Halluzinationen. Typischerweise sehen die Betroffenen zunächst vor allem im Zwielicht der Dämmerung nicht anwesende Personen, mit denen sie mitunter sogar Gespräche führen. Die Patienten können sich in diesem Stadium meist von ihren (Pseudo-)Halluzinationen distanzieren, das heißt sie wissen, dass die Personen, mit denen sie sprechen, nicht anwesend sind. Später sehen sie Tiere oder Fabelwesen, Muster an den Wänden, Staubfussel. Schließlich erleben sie groteske, meist bedrohliche Dinge, zum Beispiel Entführungen. Diese szenischen Halluzinationen sind in der Regel sehr angstgefärbt. Die Patienten werden nicht selten aggressiv, wenn sie die sich in besten Absichten nähernden Angehörigen und Pflegenden in ihr Wahnsystem einbauen. Hier sind die Übergänge zum Delir fließend.

Demenz-Kranke verlieren ihre Eigeninitiative. Sie vernachlässigen ihre früheren Hobbys, ihre Körperpflege und das Aufräumen ihrer Wohnung. Schließlich sind sie nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu ernähren. Sie haben keinen Antrieb zum Essen, verlieren das Hungergefühl und vergessen schließlich, die Nahrung zu kauen und herunterzuschlucken. Sie magern ab und werden anfällig für internistische Erkrankungen wie zum Beispiel eine Lungenentzündung. Verschiebungen im Tag-Nacht-Rhythmus können erhebliche pflegerische Probleme bereiten.

Erleben demenzkranker Menschen

Wenn man versucht, sich in die Gefühlswelt demenzkranker Menschen hineinzuversetzen, fällt die Kommunikation mit ihnen leichter.

Für Demenzkranke sieht die Welt merkwürdig und unverständlich aus, weil sie die spezifische menschliche Wahrnehmungsfähigkeit, die Orientierung, verlieren. Sie können die Gegenstände, Situationen und Personen nicht in einen größeren Kontext einordnen. Aufgrund ihrer Erinnerungsstörungen ist ihnen der Zugriff auf früheres Wissen (semantisches Gedächtnis) und Erlebnisse (episodisches Gedächtnis- zurücklöschend) verwehrt, um sich mit deren Hilfe in der jetzigen Situation zurechtzufinden. Es fehlt das Wissen und die Sicherheit von Ressourcen, die der Bewältigung aktueller Situationen dienen. Oft verschwimmt der Unterschied zwischen Traum, Vergangenheit und Realität. Oft kommt es zu Halluzinationen. Im Umgang mit dementen Personen ist es oft nicht möglich, diesen die Irrealität der Halluzinationen zu erklären. Im Idealfall erfassen die Pflegenden die hinter den Halluzinationen stehende Stimmung und gehen auf diese ein.

Wenn der erkrankte Mensch noch in der Lage ist zu erkennen, dass er in einer Situation nicht angemessen reagiert hat, kann das bei ihm Unruhe und Resignation auslösen.

Demente benötigen viel Zeit für alle Reaktionen und Handlungen. In fortgeschrittenen Stadien ist beispielsweise eine ausreichende Ernährung auf natürlichem Weg nicht mehr möglich, weil die Betroffenen aufgrund ihrer schweren Antriebsstörung nicht mehr in der Lage sind, die Nahrung hinunterzuschlucken. Die Geduld und die zeitlichen Möglichkeiten der Pflegenden stoßen deswegen regelmäßig im Spätstadium an ihre Grenzen.

Menschen, die an Demenz erkrankt sind, fühlen sich oft falsch verstanden, herumkommandiert oder bevormundet, da sie die Entscheidungsgründe der sie Pflegenden nicht erfassen können. Überraschend viele an Demenz erkrankte Personen können ihre Wünsche ausdrücken. Manche sind noch in der Lage, zu spüren, wenn sich Mitmenschen langweilen oder von ihrem Verhalten peinlich berührt sind. Im Spätstadium geht immer mehr auch die Fähigkeit zum emotionalen Kontakt verloren, was für die Angehörigen sehr belastend sein kann.

Demenzkranke reagieren gelegentlich sehr verärgert, wenn man sie für Dinge verantwortlich macht, die sie inzwischen vergessen haben. Damit werden sie gleich doppelt in die Enge getrieben einmal dadurch, dass ihnen vorgeworfen wird, absichtlich Fehler zu begehen, und zum anderen, weil sie mit ihren Schwächen – sich nicht erinnern zu können – konfrontiert werden.

Auch demenzkranke Menschen haben Gefühle. Besonders Depressionen sind ein häufiges Problem, oft bereits vor der Manifestation der Demenz, oft dann, wenn die Betroffenen ihren geistigen Verfall wahrnehmen. Da die Symptome einer Depression denen der Demenz ähneln, können beide Krankheiten bei unzureichenden Kenntnissen verwechselt werden. Je weiter die Demenz fortschreitet, desto mehr verflacht aber auch die Gefühlswelt, und weicht parallel zu einer zunehmenden Interessenlosigkeit einer affektiven Indifferenz mit der Unfähigkeit, sich zu freuen oder traurig zu sein bzw. die Emotionen auszudrücken.

Der Umgang mit Demenzkranken sollte an deren verändertes Erleben angepasst sein. Als hilfreiche Methoden im Umgang mit Demenzkranken haben sich erwiesen Validation, Biografiearbeit/Erinnerungspflege, Basale Stimulation und die Selbsterhaltungstherapie (SET) nach Barbara Romero.

Therapie

Medikamentöse Therapie

Seit einigen Jahren stehen Medikamente gegen Demenz zur Verfügung (Antidementiva). Zum einen handelt es sich um zentral wirksame Cholinergica (Cholinesterasehemmer) wie Donepezil, Galantamin oder Rivastigmin, zum anderen Memantin. Bei diesem Präparat kam 2009 und auch 2010 das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen allerdings zu dem Schluss, dass es keinen Beleg für einen Nutzen der Memantin-Therapie bei Alzheimer-Demenz gebe. Dabei zeigt die klinische Erfahrung, dass auf der einen Seite manche Patienten sehr gut von den Medikamenten profitieren, andere überhaupt nicht. Heilbar ist die Demenz zurzeit nicht, aber in vielen Fällen in ihrem Verlauf um 1 bis 2 Jahre aufzuhalten, wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt wird. Im späteren Verlauf zeigt sich, dass eine Behandlung mit den bisher bekannten Medikamenten keine Besserung bringt. Seit einiger Zeit steht auch eine Therapie mit einem wirkstoffhaltigen Pflaster zur Verfügung. Durch gleichbleibende Wirkspiegel treten weniger Nebenwirkungen auf, sodass eine höhere Dosierung möglich ist. Zugleich wird die Betreuung durch Pflegekräfte erleichtert, da die Anwendung des Pflasters häufig einfacher als die Verabreichung von Tabletten oder Lösungen ist. Ziel ist es, die kognitiven Fähigkeiten und die Alltagskompetenz der betroffenen Patienten zu verbessern. Als in ihrer Wirkung umstritten gelten Knoblauch und Piracetam. Kontrovers diskutiert wird auch die Wirksamkeit von Ginkgo biloba. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kam 2008 zu dem Schluss, dass Patienten mit Alzheimer-Demenz von einer Therapie mit dem standardisierten Extrakt EGb 761 dann profitieren, wenn dieser regelmäßig in einer täglichen Dosierung von 240 Milligramm eingenommen wird. Eine US-amerikanische Studie (GEM-Studie, „ Ginkgo Evaluation of Memory“) und ihre Subanalyse ergaben dagegen, dass der Extrakt im Vergleich zu Placebo während der mittleren Beobachtungszeit von sechs Jahren weder das Auftreten einer Alzheimer-Demenz verhindern noch der Abnahme der geistigen Leistungen entgegenwirken konnte. Die Autoren selbst wiesen jedoch auf einige methodische Schwächen ihrer Studie hin. Auch die „Cochrane Collaboration“ kam 2008 allerdings zu dem Ergebnis, dass Ginkgo-biloba-Extrakte keine gesicherte Wirkung gegen eine Demenz hätten. Alle beruhigenden Medikamente, die beispielsweise bei Schlafstörungen oder Verschiebungen des Tag-Nacht-Rhythmus gegeben werden, verschlechtern die kognitive Leistung. Dasselbe gilt für Neuroleptika mit anticholinerger Nebenwirkung, die manchmal bei Halluzinationen nicht zu umgehen sind. Die medikamentöse Behandlung der vaskulären Demenz entspricht einerseits der Behandlung der chronischen Gefäßerkrankungen (Arteriosklerose), andererseits haben sich auch bei der Demenz Antidementiva als wirksam erwiesen, sowohl Azetylcholinesterasehemmer als auch Memantin.

Gedächtnistraining

Gedächtnistraining unterscheidet sich dadurch von Gehirnjogging, dass es sich an ein erkranktes Publikum wendet oder zur Prävention eingesetzt wird, es hat nicht den Charakter eines Sports oder einer reinen Freizeitbeschäftigung. Ein Wirksamkeitsnachweis konnte für die Aufgaben erbracht werden, die geübt wurden, wie das Wiedererkennen von Gesichtern auf Fotos oder die Orientierung in der Umgebung. Die Alltagsrelevanz des Gedächtnistrainings in der sozialen Betreuung von Demenzerkrankten ist umstritten, da die Gefahr besteht, dass die Betroffenen mit ihren Defiziten konfrontiert werden, und es eher zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation führt, wenn sich die Betroffenen als Versager fühlen. Deshalb wird diese Methode der sozialen Betreuung von Demenzkranken nur in den Anfangsstadien der Krankheit und angepasst an die jeweilige Krankheitslage angewandt.

Biografiearbeit

Durch Biografiearbeit kann man erfahren, welche Bedeutung bestimmte Verhaltensweisen für den dementen Menschen haben (Was bedeutet es, wenn Herr M. abends nicht schlafen gehen will? Will er signalisieren „Ich vermisse noch meinen Schlaftrunk.“, oder meint er „Ich vermisse beim Schlafengehen meine Ehefrau.“?). Je gründlicher die Biografie sowie die Gewohnheiten und Eigenheiten eines Menschen bekannt sind, umso leichter kann man ihn verstehen. Auch hier ist wieder eine gründliche Dokumentation und eine enge Zusammenarbeit aller an der Pflege beteiligten Personen notwendig.

Validationstherapie

Validation (Medizin)

Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen

Das Wichtigste im Umgang mit an Demenz Erkrankten ist Geduld. Durch Ungeduld seitens der Kontaktpersonen hat der Betroffene das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben – dies ist Ursache für Unzufriedenheit, Traurigkeit und Unwohlsein (kein Mensch macht gerne Dinge falsch).

Wichtig ist ferner, sich darüber im Klaren zu sein, dass die Betroffenen aufgrund ihrer Gedächtnisstörungen nur bedingt lernfähig sind. Das Meiste, was man ihnen sagt, haben sie innerhalb weniger Minuten wieder vergessen. Mit dementen Menschen ist daher nichts zuverlässig zu vereinbaren. Eine Konditionierung von Demenzkranken ist dennoch möglich; führt man einen Betroffenen immer wieder an einen Platz an einem Tisch und erklärt ihm, dies sei sein Platz, so ist es durchaus möglich, dass er sich diese Stelle in Zukunft selbst zum Sitzen aussucht. Auf die Frage „Wo ist Ihr Platz?“ wird der Betroffene dennoch ausweichend antworten. Deswegen ist es sinnvoll, möglichst auf Fragen zu verzichten. Zur Kontrolle des Bewegungsspielraums können Weglaufschutzsysteme eingesetzt werden.

Stella Braam, Tochter eines Betroffenen, schildert einige typische Missverständnisse zwischen (beruflich) Pflegenden und an Alzheimer leidenden Personen wie Bevormundung, Fixierung als vorgebliche Sicherheit vor Stürzen, unangepasste Beschäftigungsangebote und zu große, zu laute Personengruppen.

Das Demenz-Paradoxon

Der Hamburger Wissenschaftler Jens Bruder spricht im Zusammenhang mit der Demenz vom Alzheimer-Typ vom Demenz-Paradoxon. Damit ist die zunehmende krankheitsbedingte Unfähigkeit des erkrankten Menschen gemeint, den Verlust seines kognitiven Leistungsvermögens entsprechend wahrzunehmen und sich mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen.

Kommunikation

Die Verständigung sollte in einer einfachen Sprache geschehen. Zum einen ist dies durch die meist erschwerte Kommunikation durch Altersschwerhörigkeit gegeben, zum anderen ist durch die Beeinträchtigung des abstrakten Denkvermögens ein Verständnis langer Sätze nicht immer gegeben. Jeder Satz sollte nur eine Information enthalten. Also nicht „Steh auf und zieh dir den Mantel an“ sondern nur „steh bitte auf“ und erst dann den nächsten Schritt. Die Sprache sollte dabei einfach sein und die Sätze prägnant und kurz. Meistens werden Sprichwörter und Redensarten besser verstanden als abstrakte Wendungen. Hilfreich ist es, sich Wendungen und Begriffe zu merken, die vom Demenzkranken verstanden wurden, um dann auf diese zurückzugreifen. Ein Streitgespräch mit dem an Demenz erkrankten Menschen sollte unter allen Umständen vermieden werden, auch wenn er eindeutig im Unrecht ist; dies würde die Verwirrtheit und das unzufriedene „Gefühl“, das nach einem Streit bleibt (obgleich sich der Betroffene nicht mehr an den Streit selbst erinnern kann), verstärken. Für den demenzkranken Menschen ist der Streit auch deshalb sehr bedrohlich, weil er nicht auf die Erfahrung zurückgreifen kann, dass der Streit auch wieder vorbei geht, denn Demenzkranke leben fast ausschließlich in der Gegenwart. Zukunft hat für sie keine Bedeutung.

Wenn die Sprache kaum noch möglich ist, wird es umso wichtiger, die übrigen Sinne anzusprechen. Zugang kann auch über Schmecken, Riechen, Sehen, Hören, Tasten, Bewegung geschaffen werden. Z. B. bekannte Volkslieder, bei denen die Betroffenen wahrlich aufblühen können. Allerdings ist auch hier zu beachten, dass sich einige Sinne verändern können. So spricht der Geschmackssinn vor allem auf süße Speisen an. Bei allen Reizen sollte darauf geachtet werden, nicht zu viele auf einmal einzusetzen. Eine Überlagerung verschiedener Sinneseindrücke kann bedrohlich wirken, da die verschiedenen Urheber nicht mehr getrennt und zugeordnet werden können. Ein Überangebot an Reizen führt damit eher zu Verwirrtheit als zu Stimulation. Es sollte also ein Gleichgewicht gefunden werden zwischen Überangebot und absoluter Reizarmut.

Im Idealfall ist der Betreuende in der Lage, sich in die Gedankenwelt des Dementen einzufühlen, z.B. durch Validation.

Die Umgebung sollte auf den Erkrankten angepasst werden. Man stelle sich die Situation vor, die z.B. beim Aufwachen in einem Seniorenheim entsteht Ein Mensch wacht auf in einem fremden Zimmer ohne vertraute Gegenstände; ein Mensch (Pflegekraft) kommt herein, den er noch nie gesehen hat und fängt ohne zu fragen und vollkommen selbstverständlich an, den Menschen zu waschen und anzukleiden. Die Pflegekraft sollte sich möglichst vorstellen und vorher in einfachen Sätzen erklären, was sie vorhat und auch weitere Handlungen kommentieren. Hier zeigt sich, wie wichtig das Einstreuen vertrauter Gegenstände in die nähere Umgebung des Erkrankten ist, um dessen Verwirrtheit und daher aufkeimende Angst zu bekämpfen. Denn vertraute Gegenstände, Geräusche usw. geben Sicherheit. Wichtig ist auch eine gute Beleuchtung, da Schatten häufig zu Verunsicherung führen, da sie nicht eingeordnet werden können. Weiterhin nimmt bei Demenzkranken das räumliche, dreidimensionale Sehvermögen ab. Deshalb werden farbliche Veränderungen des Bodens häufig als Schwellen interpretiert. Es gilt also, den Patienten angstfrei und möglichst orientiert zu halten, um mit ihm arbeiten zu können.

Der Pflegeforscher Erwin Böhm setzt auf Kindheitsemotionen, um demenzkranke Senioren zu rehabilitieren. Böhm rät, in jungen Jahren ein so genanntes Sozigramm zu erstellen. Darin solle man genau vermerken, was einem als Kind und Jugendlicher Spaß gemacht hat. Diese Informationen können später verwendet werden, um Kindheitserinnerungen aufleben zu lassen. Dadurch entstehen Emotionen, die besonders Demenzkranke glücklich machen und ihnen neue Lebensenergie einflößen. Die Krankheit könne auf diese Weise zwar nicht geheilt, aber in ihren Auswirkungen vermindert werden.

Umgang der Pflegenden mit sich selbst

Zu 90 Prozent werden Demenzkranke von Angehörigen gepflegt, zu 80 % von Frauen. Ein weithin unterschätztes Problem ist der Umgang der Angehörigen mit sich selbst. Oft vernachlässigen sie zunehmend ihre eigenen Sozialkontakte und leben nur noch für den Dementen, mit dem sie kaum kommunizieren können. Oft sind sie voller Schuldgefühle wegen der immer wieder aufkommenden Aggressionen gegenüber dem Betroffenen. Und schließlich haben sie selbst große Angst, auch in absehbarer Zeit an einer ähnlichen Erkrankung zu leiden. Das alles mündet in sehr vielen Fällen in eine relevante Depression von Krankheitswert oder in psychosomatische Beschwerden wie zum Beispiel chronische Schmerzerkrankungen. Nicht selten tritt die psychische Erkrankung der Angehörigen erst nach dem Ableben des Demenzkranken auf, wenn man eigentlich wieder das Leben genießen will.

Die Erkrankung ihrer Lebenspartner oder Eltern kränkt auch die anderen Familienmitglieder erheblich. Angriffe auf den Partner sind immer auch Angriffe auf die pflegenden Angehörigen. Wenn sich der kranke Partner unsinnig verhält, unterstellen pflegende Angehörige auch immer wieder Bösartigkeit, fehlenden guten Willen.

Auch deswegen sollten die Angehörigen möglichst gleichzeitig mit dem Betroffenen Hilfe suchen, zum Beispiel in einer Angehörigengruppe, bei einem Psychiater, bei einer Demenzberatungsstelle oder durch Verteilung der Last auf mehrere Schultern (theoretisch richtig, oft kaum umzusetzen).

Alzheimer-Gesellschaften und Angehörigeninitiativen gibt es inzwischen fast im gesamten Bundesgebiet. Hier gibt es Informationen für Betroffene und Angehörige, auch über konkrete Unterstützungsangebote in Wohnortnähe.

Deutsche Alzheimer-Gesellschaft und Hausbetreuungsgesetz

Gerontopsychiatrische Fachkraft und Ausländische Haushaltshilfe

Historisches

Der Demenzbegriff wurde im 18. Jahrhundert in der Juristen- und Umgangssprache für jede Form geistiger Störungen verwendet. 1827 trennte Jean-Étienne Esquirol zwischen angeborenem und erworbenem Schwachsinn und führte démence als medizinischen Terminus für letzteren ein. Lange Zeit wurde in der deutschsprachigen Psychiatrie nur das Endstadium des intellektuellen Abbaus als Demenz bezeichnet. 1916 beschrieb Eugen Bleuler das unspezifische hirnorganische Psychosyndrom mit den Merkmalen kognitive Störung, emotionale Veränderung und Persönlichkeitswandel als psychopathologische Folge chronischer Gehirnerkrankungen. Sein Sohn Manfred Bleuler grenzte 1951 davon das hirnlokale Psychosyndrom ab und wies auf seine Ähnlichkeit mit den endokrin verursachten psychischen Störungen hin. Im Zuge der Entwicklung moderner Klassifikationssysteme wie ICD-10 und DSM-IV hat sich die Definition des Demenzsyndroms deutlich erweitert. Dieser Begriff beschreibt heute nicht mehr nur die schweren Fälle kognitiver Störungen, sondern jetzt ein erworbenes komplexes Störungsmuster höherer psychischer Funktionen. Die Störungen können sowohl reversibel als auch irreversibel sein, müssen aber das Gedächtnis betreffen und dürfen nicht mit einer Bewusstseinsstörung einhergehen. Außerdem muss die Bewältigung des Alltags beeinträchtigt sein.

Volkswirtschaftliche Auswirkungen

Im vierten Altenbericht der deutschen Bundesregierung aus dem Jahr 2004 wurden die Behandlungs- und Pflegekosten für Demenzkranke auf 26 Milliarden Euro geschätzt. Ein großer Anteil hiervon, nämlich 30 % für Pflege, wurde aber bisher nicht ausgabenwirksam, da er durch Angehörige der Patienten erbracht wurde. Im Jahr 2010 werden voraussichtlich 20 % aller Bundesbürger über 65 Jahre alt sein und so die (noch fiktiven) Kosten bei gleichen Bedingungen auf 36,3 Milliarden Euro ansteigen. Aufgrund der sich verändernden Familienstrukturen (Single-Haushalte, Kleinfamilien) wird aber der Anteil der Pflegekosten zusätzlich ansteigen.

Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit (AK) (lateinisch Morbus Alzheimer) ist eine neurodegenerative Erkrankung, die in ihrer häufigsten Form bei Personen über dem 65. Lebensjahr auftritt und für ungefähr 60 Prozent der weltweit etwa 24 Millionen Demenzerkrankungen verantwortlich ist.

Auftreten der Alzheimer-Krankheit

Charakterisierung und Symptome beim Menschen

Charakteristisch ist eine zunehmende Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit, die in der Regel mit einer Abnahme der täglichen Aktivitäten, mit Verhaltensauffälligkeiten und neuropsychologischen Symptomen einhergeht. Bereits viele Jahre bevor erste klinische Symptome sichtbar werden, bilden sich im Gehirn des Betroffenen Plaques, die aus fehlerhaft gefalteten Beta-Amyloid-(A?-)Peptiden bestehen. Zusammen mit den Plaques sind Neurofibrillen, die sich in Form von Knäueln in den Neuronen ablagern, kennzeichnend (pathognomonisch) für die Erkrankung. Morbus Alzheimer gehört zu den Tauopathien, da sich bei dieser neurodegenerativen Erkrankung fehlerhafte Tau-Proteine aus dem Zellkörper heraus an die Axone anlagern und nicht mehr zurück in den Zellkörper können und die Zellen bis zur Unfähigkeit hin einschränken.

Die zugrunde liegenden Veränderungen sind noch nicht behandelbar.

Geschichte

Auguste Deter

Im Jahr 1901 beschrieb der deutsche Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer den ersten Fall der Krankheit, welche später als Alzheimer-Krankheit bekannt wurde. Die Patientin war eine 50 Jahre alte Frau namens Auguste Deter. Alois Alzheimer begleitete die Frau nach der Aufnahme in die Frankfurter Nervenklinik. Auguste D. blieb in der Klinik bis zu ihrem Tode im Jahr 1906. Alois Alzheimer war zu dieser Zeit schon Laborleiter bei Emil Kraepelin in München. Er war an dem Fall interessiert, ließ sich das Gehirn der verstorbenen Patientin von Emil Sioli schicken und veröffentlichte erst danach seine Ergebnisse.

In den folgenden fünf Jahren wurden elf ähnliche Fälle in der medizinischen Literatur beschrieben; einige bereits unter Verwendung der Bezeichnung »Alzheimer-Krankheit«.

Die offizielle Benennung geht auf den Psychiater Emil Kraepelin zurück. Er benannte die Erkrankung in der achten Ausgabe seines Lehrbuch der Psychiatrie aus dem Jahre 1910 nach Alois Alzheimer.

Da die von Alois Alzheimer betreute Patientin mit 50 Jahren relativ jung war, beschrieb er die Erkrankung als präsenile Demenz. Erst später erkannte man, dass dieselben histologischen Veränderungen auch bei älteren Demenz-Patienten auftreten. Zur Abgrenzung gegenüber dem 'echten' (präsenilen) Morbus Alzheimer bezeichnet man die Erkrankungsform des älteren Menschen als Senile Demenz vom Alzheimer-Typ (SDAT oder DVAT). Im Jahr 1997 wurden originale Mikroskop-Präparate von Alois Alzheimers Arbeit in München wiederentdeckt und neu evaluiert. 2012 wurde in dem Material eine Präsenilin-Mutation nachgewiesen.

Häufigkeit

Von Alzheimer sind fast ausschließlich Menschen höheren Alters betroffen. Durch die Bevölkerungsentwicklung in den westlichen Industrienationen mit immer älter werdenden Bürgern steigt daher auch die Alzheimer-Prävalenz. Unter den 65-Jährigen sind etwa zwei Prozent betroffen, bei den 70-Jährigen sind es bereits drei Prozent, unter den 75-Jährigen sechs Prozent und bei den 85-Jährigen zeigen etwa 20 % Symptome der Krankheit. Über dem 85. Lebensjahr nimmt der Anteil der Betroffenen wieder ab, da die zuvor Erkrankten nur selten dieses Lebensalter erreichen. Der jüngste bisher bekannte Alzheimer-Patient erkrankte mit 27 Jahren und starb mit 33.

In Deutschland leiden aktuell mehr als 1,3 Millionen Menschen unter einer Demenzerkrankung, bis 2050 wird ein Anstieg auf 2,6 Millionen prognostiziert. 700.000 der aktuell Betroffenen leiden unter Morbus Alzheimer. Jedes Jahr werden etwa 250.000 neue Demenzerkrankungen diagnostiziert, von denen etwa 120.000 vom Alzheimertyp sind.

Im Jahr 2007 waren weltweit etwa 29 Millionen Menschen von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Nach Auswertung von Computermodellen soll sich diese Zahl, die auf Bevölkerungsprognosen der Vereinten Nationen basiert, bis zum Jahr 2050 auf rund 106 Millionen Patienten erhöhen; im Durchschnitt kommt dann auf 85 Menschen ein Alzheimer-Patient.

Alzheimersymptome bei Tieren

Aufgrund verbesserter veterinärmedizinischer Versorgung erreichen auch Haustiere ein höheres Lebensalter. Neuropathologische Veränderungen (Plaques und vaskuläre Amyloidose) z. B. im Hirn seniler Hunde ähneln den Befunden an Alzheimer erkrankter Menschen. Die Folge dieser Prozesse sind kognitive Funktionsstörungen, die zu übersteigerter Angst, Desorientierung, scheinbar grundloser Aggression, verringerter oder fehlender Lernfähigkeit und Verlust der Stubenreinheit führen können. Das Xanthin-Derivat Propentofyllin, das den Adenosintransport hemmt und die Hämodynamik verbessert, wird in der geriatrischen Therapie mit Hunden erfolgreich eingesetzt.

Ursachen

Bis heute ist die Ursache der Alzheimer-Erkrankung nicht vollständig geklärt.

Genetische Risikofaktoren

Auf genetischer Ebene wurde eine Variante im Gen für das ApoE identifiziert, die einen Risikofaktor für die Entwicklung einer Alzheimer-Erkrankung darstellt. Darüber hinaus wurden kausale Mutationen in drei verschiedenen Genen gefunden (Präsenilin-1 und -2 und Amyloid-Precursor-Protein (APP, Amyloid-Vorläuferprotein)), die als Auslöser der seltenen früh auftretenden Unterform gelten. Die Veränderungen in allen drei Genen führen dazu, dass sich früher als bei der nichterblichen-sporadischen Form große Mengen von Beta-Amyloid im Gehirn anhäufen. Ihr Anteil an der Entstehung von Alzheimer (population attributable risk) wird auf maximal 30 % geschätzt. In einer Studie an 1700 isländischen Patienten wurde eine natürliche Mutation im BACE1-Gen entdeckt, die mit der Abwesenheit von Alzheimer und Demenz assoziiert war.

Vererbung

Es gibt eine genetische Komponente in der Verursachung der Alzheimer-Krankheit. Etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen zeigen eine familiäre Häufung [Familial Alzheimer Disease (FAD)], die auf Mutationen des Präsenilin-1-Gens auf Chromosom 14, des Präsenilin-2-Gens auf Chromosom 1 oder des APP-Gens auf Chromosom 21 zurückzuführen sind. Zusätzlich konnte eine noch unklare Verbindung zwischen der Alzheimerschen Erkrankung und dem ?4-Allel von Apolipoprotein E (ApoE), einem am Cholesterin-Transport beteiligten Protein, hergestellt werden.

Das Down-Syndrom mit seiner dreifachen Anlage von Erbmaterial des Chromosoms 21, auf dem sich das APP-Gen befindet, erhöht ebenfalls das Risiko, an einer Demenz, evtl. der Alzheimer-Krankheit, zu erkranken, wobei der Nachweis bei Menschen mit dieser Genommutation durch eine meist vorliegende kognitive Beeinträchtigung erschwert wird.

Weiterhin ist eine Mutationsvariante des SORL1-Gens als erhöhter Risikofaktor für diese Erkrankung genannt worden.

Entzündliche Prozesse oder Infektion

Die Nonnenstudie von David Snowdon zeigt eine starke Abweichung des pathologischen Gehirn-Befunds (multiple Alzheimer-Plaques) und der wiederholt erhobenen psychischen Leistungsfähigkeit zu Lebzeiten. Pat McGeer vermutet entzündliche Prozesse im Gehirn als Ursache der Erkrankung. Thomas Bayer sieht die ursächlichen Prozesse in den Nervenzellen.

Beta-Amyloid-Proteine zeigen in vitro eine starke antimikrobielle Wirkung. Eine Vermutung ist, dass sie als Defensivantwort bei einer noch unbekannten Infektion entstehen.

Risikofaktoren Cholesterin, Trauma, Diabetes und Bluthochdruck

Als Risikofaktoren gelten – neben dem unvermeidbaren Altern und genetischer Disposition – ein vorangegangenes Schädel-Hirn-Trauma, Stoffwechselerkrankungen – Insulinresistenz und Hyperinsulinämie, Diabetes und hohe Cholesterin-Werte sowie Erkrankungen des kardiovaskulären Systems – Bluthochdruck und erlittene Schlaganfälle.

Aluminium im Gehirn Folge oder Ursache von Alzheimer?

Trotz seiner Anwendung in Deodorants und Lebensmittel-Zusatzstoffen werden die gesundheitlichen Auswirkungen von Aluminium in manchen Quellen kontrovers diskutiert. Laut folgender Quelle von 1988 gibt es kaum Anzeichen dafür, dass die normale Exposition gegenüber Aluminium eine Gefahr für gesunde Erwachsene darstellt.

In einer Studie aus dem Jahre 2000 wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Aluminium-Einlagerungen durch belastetes Trinkwasser und der Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, hergestellt.

In einer gesundheitlichen Bewertung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahre 2005 wurde kein Zusammenhang zwischen der Aluminiumaufnahme aus Lebensmittelbedarfsgegenständen und der Alzheimer-Krankheit festgestellt.

In den Quellen und gab es 2005 /2006 keinen wissenschaftlichen Konsens darüber, ob eine Aluminium-Exposition das Alzheimer-Erkrankungsrisiko erhöhen würde. In wurde zwar ein Zusammenhang zwischen Aluminium und Alzheimer erkannt, man ging 2005 und 2006 jedoch davon aus, dass, falls eine Toxizität von Aluminium vorliegt, diese über einen spezifischen Mechanismus im Inneren des Körpers wirken müsse, da die Exposition gegenüber Aluminium in Form von natürlich vorkommendem Ton im Boden und Staub, allerdings nur außerhalb des Körpers, über ein Menschenleben lang sehr groß ist.

Laut einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom Juli 2007 wurde im Allgemeinen Fall zum Zeitpunkt der Erstellung der Studie aufgrund der vergleichsweise geringen Menge kein Alzheimer-Risiko durch Aluminium aus Bedarfsgegenständen erkannt; jedoch sollten vorsorglich keine sauren Speisen in Kontakt mit Aluminiumtöpfen oder -folie aufbewahrt werden.

Aluminium wurde mehrfach kontrovers als Faktor im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht, z. B. 2008 von Ferreira et al.

Die Forschung in diesem Bereich ergab bis 2009 nicht eindeutig, ob die Aluminium-Akkumulation eine Folge der Alzheimer-Krankheit ist, oder ob Aluminium in ursächlichem Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit zu sehen ist.

Bei einem Vorfall mit Aluminiumsulfat im Trinkwasser in Camelford in Cornwall in England trank im Juli 1988 eine Reihe von Menschen Trinkwasser mit größeren Konzentrationen von Aluminiumsulfat. Die Untersuchungen der langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit nach diesem Vorfall sind noch immer nicht vollständig abgeschlossen, aber es wurden in Post-Mortem-Untersuchungen besonders stark erhöhte Aluminium-Konzentrationen in den Gehirnen der Opfer festgestellt und weitere Untersuchungen in Auftrag gegeben, um festzustellen, ob es einen Zusammenhang mit Zerebraler Amyloidangiopathie gibt.