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Laura Roß

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Beschreibung

Es begleitet viele Frauen, die sich nicht wehren konnten. Angst, Furcht, Wut und Hass. So auch Mira. Jurastudentin. Kein Interesse an Männern. Und dann ändert ein Abend ihr Leben und verdunkelt es.

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Laura Roß

Demut

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Demut

 

 

 

 

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Laura Roß

Kapitel 1

Das Licht in meinem Arbeitszimmer brennt noch immer. Ich konnte meine Arbeit bisher noch nicht beenden, da ich meinen geplanten Fortschritt für heute noch nicht erreicht habe. Inzwischen ist es 23 Uhr und ich kann kaum noch meine Augen aufhalten. Ich überlege, ob ich mir eine Vitamin B12 Tablette einwerfe und ein Glas Wasser zu mir nehme oder mich aber mit voller Leidenschaft in mein Bett werfe, um zu schlafen und diesen grausamen Tag zu beenden. Ich schaue aus meinem Fenster aus dem dritten Stock. Unter mir fackeln überall Straßenlaternen, die ich mir bisher noch nie wirklich angesehen hatte. Aber solch eine Normalität beachtet man in seinem beschäftigten Alltag nicht. Ich lebe seit 2 Jahren in Mainz. Seitdem ich mein Jura Studium begonnen habe und mich eisern dadurch zwinge. Es ist mir verdammt nochmal schwerer gefallen, als ich es mir vorgestellt hatte. Das Interesse ist da und die Arbeitsbereitschaft auch. Dennoch laugt es mich aus. Ich war schon immer begeisterter Lerner und prahlte mit meinem Talent auswendig lernen zu können. Deshalb sei Jura genau das Richtige für mich. Aber nach 2 Jahren ist dieser ganze Stoff eintönig geworden. Ich möchte diesen Abschluss und ich möchte alles dafür tun, was in meiner Macht steht. So viel ist sicher. Ich habe noch zweieinhalb Jahre vor mir, bis ich mein erstes Staatsexamen habe, wenn ich es schaffe. Ich war immer eine gute Schülerin und Studentin. Dennoch plagen einen manchmal Zweifel. Die ich am liebsten zertreten würde, wenn das so leicht ginge. Es ist eine schwerwiegende Entscheidung, so ein Studium. Immer mit dem Hintergedanken, wenn ich die Prüfung nicht schaffe, was dann? Dann waren 5 Jahre umsonst. 5 Jahre harter Arbeit, die ich ohne Freizeit und ohne soziale Kontakte verbracht hätte. Das ist ein trauriger Gedanke. Und das spornt mich noch mehr an, immer weiterzulernen, zu arbeiten und mich ganz meinem Studium zu widmen. Werde ich irgendwann einen Burnout bekommen? Wäre möglich, jedoch habe ich dann alles versucht und meine ganze Energie in das Studium gesteckt. Das ist mir das Risiko wert. Schließlich geht es hier um meine Zukunft. Viele Leute nehmen sie ernst. Ich würde darüber gerne nicht so viel nachdenken und locker sein. Aber dann denke ich wieder, dass man nur ein Leben hat. Nur einmal ist man jung.

Was möchte ich in dieser Zeit erleben und wie setze ich es in die Realität um? Überhaupt nicht. Was bringt mir diese Lebenszeit? Ist es wert, sich nur wegen der Arbeit und des Geldes kaputtzumachen? Mit Sicherheit nicht, aber daran ändern kann man auch nichts. Ich jedenfalls nicht. Der Zeitplan läuft immer schneller ab. Als ich merke, wie ich mich wieder meinem innerlichen Monolog hingebe, schaue ich wieder auf die Uhr. Schon 23:20 Uhr. Meine Motivation jetzt noch weiterzuarbeiten ist sehr gering. Daher beschließe ich mich im Bad fertig zu machen und mich meinem geliebten Bett zu widmen.

 

Am Morgen bemerke ich kaum das Klingeln des Weckers. Als sich meine Augen öffnen habe ich bereits verschlafen. Ich ziehe mir schnell ein Kleid an, putze mir die Zähne und laufe mit meinem Rucksack in Richtung Bushaltestelle. Auf dem Weg dahin überrenne ich beinahe eine Frau mit Kind. Das ist mir unglaublich peinlich, ich kann aber nicht weiter darüber nachdenken. Ich renne in Starbucks rein und hole mir schnell noch einen Kaffee. Danach laufe ich wie vom Teufel berührt zur Bushaltestelle. Gerade noch rechtzeitig erreiche ich den Bus. Als er losfahren wollte, öffnete der Busfahrer mir die Türen. Ich bedankte mich und zeigte ihm meine Monatskarte. Er nickte mich durch, dabei machte er ein Gesicht als wären alle Menschen auf der Welt ihm lästig. Busfahrer sein ist eben auch kein schöner Job. Ich schaute durch die Reihen, konnte aber keinen Sitzplatz entdecken. Neben mir stand ein junger Mann. Ich schätze um die dreißig. Er schaute mich an. Ich weiß nicht wie andere Leute diesen Blick interpretiert hätten, aber mir war er eindeutig zu eindringlich, also wendete ich ihm meinen Rücken zu. Ich muss zugeben, ich hätte nicht unbedingt das kurze Kleid anziehen sollen. Schließlich ist es ein Abendkleid. Aber es ist Sommer und es ist mein Lieblingskleid. Außerdem muss ich mich nicht wieder rechtfertigen, für das was ich anziehe. Das geht keinen was an, im Grunde. Es ist mein Lieblingskleid, deshalb kann ich es tragen, wann ich es will. Noch während ich dies dachte, spürte ich, wie eine Hand an meinem Rücken immer weiter runterwanderte. Ich wusste, dass es die Hand des Mannes war, der hinter mir stand. Ich wusste was hier gerade passiert, doch ich konnte mich nicht bewegen und Aufmerksamkeit wollte ich auch nicht. Wer weiß, wie sich die Situation mit diesem ungewöhnlichen Mann zutragen würde. Nein, das wollte ich nicht riskieren. Ich betete insgeheim, dass meine Haltestelle nicht mehr weit ist. Nach 5 Minuten erreichten wir endlich die Haltestelle an der Universität und ich hetzte als erste aus dem Bus heraus. In meinem Augenwinkel sah ich, wie der Mann nicht ausstieg und sich seelenruhig den nächsten Platz im Bus angelte. Noch immer angewidert von dem, was gerade geschehen war, suche ich die Toiletten auf. Ich wasche meine Hände ausführlich und trockne sie circa 5 Minuten ab. So eine Situation war mir bisher noch nie begegnet. Natürlich kannte ich von Freunden gewisse „Späße“, aber das kümmerte mich nicht und darüber dachte ich auch nicht weiter nach. Schon lange bevor ich nach Mainz zog, wollte ich einen Selbstverteidigungskurs machen. Habe dafür aber dann nie die Zeit gefunden. Als ich die Tür rausging, treffe ich auf meine Freundin Lea. Sie umarmt mich und ich lege meine Arme um ihre Schultern.

„Hallo Mira, wie geht es dir? Hast du Lust in der Mittagspause mit mir essen zu gehen?“.

„Hey Lea, sehr gerne. Ich muss gleich meine Hausarbeit abgeben und vortragen, ich schreibe dir dann, wenn ich fertig bin. Treffen wir uns in der Kantine?“.