Den Geist gefangen - BL Maxwell - E-Book

Den Geist gefangen E-Book

BL Maxwell

0,0

Beschreibung

Es scheint, als gäbe es eine Fülle von ruhelosen Geistern, die einen Anstoß brauchen, um sich auf den Weg zur letzten Ruhe zu machen, und das Running Scared Paranormal Research Team ist bestrebt zu helfen. Als sie einen Job in Old Sacramento annehmen, stellen Wade und Jason bald fest, dass es im Restaurant The Hitching Post mehr als nur spukt. In den alten Tunneln unter den Geschäften finden sie eine Welt voller Geister, die in Vergessenheit geraten sind. Bis jetzt. Jason ist begeistert, einen ihrer ersten großen Aufträge als offizielle paranormale Forschungsgruppe zu übernehmen, während Wade in eine Welt hineingestoßen wird, von der er sich lieber fernhalten würde. Denn dieser Fall ist anders als alles, was sie bisher erlebt haben. Jason bittet jemanden um Hilfe, der mit der Geisterwelt verbunden ist und aus erster Hand weiß, was nötig ist, um ihre Sicherheit zu gewährleisten und den Auftrag abzuschließen. Aber wird das ausreichen?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 233

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



BL Maxwell

Den Geist gefangen

Valley Ghosts Serie Band 3

Aus dem Englischen von Cleo Göttert

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2014

http://www.deadsoft.de

© the author

Titel der Originalausgabe: Ghost Trapped

(Valley Ghosts 3)

Übersetzung: Cleo Göttert

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte: andreiuc88 - stock.adobe.com

1. Auflage

Inhalt:

Es scheint, als gäbe es eine Fülle von ruhelosen Geistern, die einen Anstoß brauchen, um sich auf den Weg zur letzten Ruhe zu machen, und das Running Scared Paranormal Research Team ist bestrebt zu helfen.

Als sie einen Job in Old Sacramento annehmen, stellen Wade und Jason bald fest, dass es im Restaurant The Hitching Post mehr als nur spukt. In den alten Tunneln unter den Geschäften finden sie eine Welt  voller Geister, die in Vergessenheit geraten sind. Bis jetzt.

Jason ist begeistert, einen ihrer ersten großen Aufträge als offizielle paranormale Forschungsgruppe zu übernehmen, während Wade in eine Welt hineingestoßen wird, von der er sich lieber fernhalten würde.

Denn dieser Fall ist anders als alles, was sie bisher erlebt haben. Jason bittet jemanden um Hilfe, der mit der Geisterwelt verbunden ist und aus erster Hand weiß, was nötig ist, um ihre Sicherheit zu gewährleisten und den Auftrag abzuschließen.

1

Wade

»Ich schätze, es ist offiziell, wir sind im Geisterjäger-Geschäft«. Jason lächelte zu mir herüber, als wir vom Restaurant in Old Sacramento wegfuhren.

»Kriegen wir dann auch passende Jacken? Oder vielleicht Hemden?« Ich stichelte und drehte mich rechtzeitig um, um zu sehen, wie Jimbo mit den Augen rollte.

»Wir brauchen zuerst einen Namen, einen wirklich guten Namen.« Jason rieb sich nachdenklich das Kinn.

»Oh Mann«, hauchte Jimbo, als er sich umdrehte und aus dem Fenster sah.

»Basement Dwellers Ghost Hunting?«, schlug Jason vor.

»Ein bisschen lang, findest du nicht?«, kommentierte ich, aber er hörte nicht auf, noch mehr Namen vorzuschlagen, die nicht besser waren als die ersten paar.

»Unchain the Spirit.«

»Specter Squad.«

»Specter Detectors.«

»Mostly Ghostly.«

»Spooks R Us?«

Er hatte wirklich den Verstand verloren, aber das hielt ihn nicht auf.

»Spectrally Challenged, Haunt Helpers, Soul Chasers, Phantom … so was in der Art.«

»Mein Gott«, kommentierte Jimbo.

»Apparition Alleviation, Kelpie Keepers …«

»Was zum Teufel ist ein Kelpie?«, fragte ich. »Egal, welchen Namen wir wählen, im Grunde genommen rennen wir vor Angst weg, sobald etwas passiert – warte, das ist es! Running Scared Paranormal Research.« Ich klopfte auf das Lenkrad und nickte, um diese Entscheidung zu unterstreichen.

Jason und Jimbo rollten beide mit den Augen als Antwort. »Juhu, es ist also offiziell, wir sind Running Scared?«, fragte ich.

»Gut. Aber dieses Mal werden wir nicht fliehen«, sagte Jason.

»Sprich für dich selbst, Jason«, fügte Jimbo mit einem Schnauben hinzu.

»Kumpel, dir ist doch klar, dass wir dich ins Vineyard House schleppen mussten, und dann musste einer von uns die ganze Zeit eine Hand auf dich legen, um sicherzustellen, dass du nicht schreiend in die Nacht rennst«, erinnerte ich Jimbo, als ich seinen Blick in den Rückspiegel sah.

»Gut, was auch immer. Running Scared ist es«, schnauzte Jimbo zurück.

»Gut«, erwiderte ich.

»Ich habe also überhaupt kein Mitspracherecht?«, fragte Jason.

»Nein«, bellten wir ihn beide an.

»Ich denke, es funktioniert. Es beschreibt euch beide perfekt«, sagte Jason mit einem breiten Grinsen.

Jimbo rollte wieder mit den Augen und murmelte dann: »Wie auch immer. Aber ich trage kein T-Shirt, auf dem Running Scared aufgedruckt ist.«

»Wer sagt denn, dass es überall aufgedruckt wäre?«, fragte Jason und setzte sich wieder auf seinen Platz.

»Ja, wir brauchen nur ein Logo, nichts Großes«, fügte Jimbo auf dem Rücksitz hinzu.

»Nur ein Logo? Ihr zwei habt wohl den Verstand verloren.«

»Wir werden sehen, was deine Mutter denkt.« Mit dieser Aussage beendete Jason praktisch das Gespräch. Meine Mutter wäre auf jeden Fall begeistert von der Idee, und wie ich sie kenne, würden wir innerhalb von vierundzwanzig Stunden T-Shirts, Visitenkarten und Kugelschreiber drucken lassen.

Wir hatten gerade unser erstes offizielles Treffen mit einem Kunden wegen eines Spuks in seinem Geschäft beendet. Dean war der Manager von The Hitching Post, eines beliebten neuen Restaurants in der Gegend von Old Sacramento. Schon seit der Eröffnung des Lokals vermutete er einen Geist, aber bisher hatte es sich eher um einen scherzhaften Kontakt gehandelt als um Schaden – er hatte ein Glas oder eine Serviette an eine andere Stelle gestellt und eine Gabel versteckt, nur um ihn die Sachen am nächsten Tag wieder genau an der gleichen Stelle finden zu lassen. Diese Art von nicht bedrohlichem Zeug.

Erst nachdem eine der Kellnerinnen stundenlang in der unteren Etage eingeschlossen war und von dem, was sie erlebt hatte, entsetzt zurückgelassen wurde, hatte er beschlossen, dass er unsere Hilfe brauchte. Er hatte erklärt, dass er einen Bericht über unsere Abenteuer in den Nachrichten gesehen hatte und verzweifelt genug war, um genau herauszufinden, womit er es zu tun hatte, also beschloss er, uns anzurufen.

»Hey, Jimbo, was läuft zwischen dir und Dean, dem Manager?«, fragte ich und schaute zu ihm zurück.

Er starrte geradeaus und machte sich nicht die Mühe, so zu tun, als hätte er mich überhaupt gehört.

»Jimbo? Was zum Teufel?« Jason drehte sich um und sah ihn an. »Gibt es etwas, das du uns darüber sagen musst, woher du Dean Peterson kennst?«

»Ich brauche niemandem etwas zu erzählen. Das ist meine eigene verdammte Sache.«

Jason starrte ihn eine ganze Minute lang an, bevor Jimbo ein wenig zusammenzuckte und dann zu sprechen begann. »Gut, wir waren vielleicht zur gleichen Zeit auf der Kochschule.«

»Echt jetzt, wann war das, vor fünfzig Jahren?«, fragte ich wohl wissend, dass ich damit eine Reaktion hervorrufen würde.

»Fick dich, Wade. Es ist noch gar nicht so lange her«, schnauzte er in seiner üblichen schnippischen Art zurück. »Und das ist alles, was du wissen musst.«

»Oh, da gibt es also eine Vorgeschichte, was?«, drängte ich wohl wissend, dass ihn das verärgern würde.

Er verschränkte die Arme und schaute aus dem Fenster, als wir nach Hause fuhren. »Ich frage mich, ob Mom von deiner Vergangenheit mit Dean weiß?«, sagte ich so lässig wie möglich und unterdrückte ein Grinsen, als ich sah, wie Jimbos Blick sich vom Fenster löste und mir ein Loch in den Hinterkopf starrte. Er bemerkte, dass ich ihn durch den Rückspiegel beobachtete, und atmete tief durch, während er sein Bestes tat, mich wieder zu ignorieren.

Ich lächelte zu Jason hinüber und legte meine Hand auf sein Bein. »Also, denkst du, wir können Dean helfen? Keiner schien es eilig zu haben, in den Keller zu gehen.«

»Ich denke schon, wir müssen ein paar Nachforschungen anstellen und herausfinden, was all diese Leute da unten machen. Jimbo, würde deine Schwester uns helfen, wenn wir sie brauchen?«

Wir hatten herausgefunden, dass Jimbo und seine Schwester beide auf ihre Weise mächtig waren – Jimbo war ein Leuchtfeuer, jemand, zu dem sich die Geister hingezogen fühlten, während seine Schwester ein starkes Medium war und auf eine Weise mit den Geistern kommunizieren konnte, wozu weder Jason noch ich in der Lage waren.

»Ich habe keine Ahnung, das musst du sie schon selbst fragen«, fauchte er. Tatsächlich! Er fauchte!

Ich hielt an einer Ampel an, drehte mich um, sah ihn direkt an und lachte. »Jimbo, du machst es einem so schwer, dich ernst zu nehmen, wenn du immer so mürrisch bist.«

»Wovon zum Teufel redest du?« Er blinzelte. »Ich bin immer Mr. Miesepeter, da kannst du jeden fragen. Deine Mutter wäre ziemlich sauer, wenn sie wüsste, dass du mich verarscht hast.« Er hob sein Kinn, um den Mist, den er uns verkaufen wollte, zu unterstreichen.

»Nur weil meine Mutter dich ›bezaubernd‹ findet, heißt das nicht, dass ich das auch so sehe. Und zu ihr bist du viel netter als zu allen anderen. Selbst zu Dean, bei dem du uns vorenthalten hast, dass du ihn kennst.«

»Lass ihn in Ruhe, Wade«, sagte Jason und klopfte mir auf die Schulter.

»Ja, hör auf deinen Freund«, schnauzte Jimbo mich an und nutzte die Situation voll aus.

»Du weißt, dass deine Mutter es aus ihm herausbekommen wird, und sie wird es nicht für sich behalten können. Die Dinge, die diese Frau erzählt hat, sind wirklich peinlich«, sagte Jason und drehte sich um, um Jimbo direkt anzuschauen.

Jimbo versuchte, ihm einen bösen Blick zuzuwerfen, aber er schaute nur entsetzt drein. »Diese Frau hat mir Details über euch beide erzählt, die ich lieber vergessen würde«, murmelte er.

»Ja, das ist meine Mutter. Und stell dir vor, was sie uns erzählen wird, nachdem du ihr von Dean erzählt hast – und du weißt, dass du es ihr erzählen wirst. Sie sollte für die Regierung arbeiten, diese Frau kann jeden zum Reden bringen.«

»Du hast ja keine Ahnung«, murmelte Jimbo und ärgerte sich erneut.

Wir hielten vor meinem Haus, und Mom stand wie immer vor der Tür und goss die Pflanzen.

»Hey, Mom«, rief ich, als ich die Autotür schloss und auf sie zuging.

»Hey, Baby, wie ist es gelaufen? Ich will alles darüber hören.« Sie stellte das Wasser ab und eilte zur Haustür hinüber. Jason und Jimbo folgten uns und wir nahmen alle unsere üblichen Plätze im Wohnzimmer ein.

»Lasst mich nicht warten«, sagte sie und wedelte erwartungsvoll mit den Händen.

»Oh, wir haben uns einen Namen für das Unternehmen ausgedacht. Was hältst du von Running Scared Paranormal Research?«, fragte Jason.

»Kriegen wir T-Shirts?«, fragte sie sofort und setzte sich auf die Kante ihres Sitzes.

»Sicher, was immer du willst«, antwortete er.

»Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, keine zu tragen«, sagte Jimbo.

Jason schenkte ihm ein langsames Lächeln, bevor er sprach. »Du solltest vielleicht zuerst Jimbo fragen, wer unser neuer Kunde ist«, sagte er, wechselte das Thema und haute Jimbo mit einem Satz in die Pfanne.

Der Blick meiner Mutter blieb auf Jimbo haften und er zuckte ein wenig zusammen. »Fick dich, Jason.«

»James, du weißt, dass ich solche Ausdrücke nicht hören will, also spuck aus, wer war der Kunde?«

»Sein Name ist Dean Peterson, er ist der Manager von The Hitching Post. Er und Jimbo haben eine supergeheime Vergangenheit, die er uns nicht verraten will«, enthüllte Jason, während er Jimbo noch weiter vor den sprichwörtlichen Bus warf.

Moms Kopf drehte sich wieder zu Jimbo, und sie fixierte ihn mit einem Blick, dem er sichtlich auswich.

»Also, James, willst du uns die ganze Geschichte erzählen?«, fragte sie mit so süßer Stimme wie nur möglich.

»Oh, um Himmels willen – gut! Ich habe ihn kennengelernt, als wir auf der Kochschule waren. Er hat gerade angefangen, und ich war dabei, meine letzten Kurse zu belegen. Das war’s.«

»Gibt es sonst nichts, was du uns sagen willst?« Mom drängte und setzte sich neben Jimbo. Sie nahm seine Hand in ihre, und er schmolz ein wenig dahin; er hatte wirklich eine Schwäche für sie.

»Nun, wir hatten vielleicht einen kurzen Moment«, sagte er mit einem liebevollen Lächeln und einem Kopfschütteln.

»Komm schon, James, du weißt, dass ich alle Details wissen will.« Sie lächelte ihn an und stützte sich auf seinen Arm, und zu meiner Überraschung lächelte er zurück. Ein seltenes Ereignis für diesen professionellen Miesepeter.

»Wir haben uns vielleicht ein- oder zweimal getroffen«, sagte er, wobei seine Hand teilweise seinen Mund bedeckte und seine Worte dämpfte.

»Was?« Jason sprang auf. »Warum hast du uns das nicht gesagt? Ich dachte, ihr habt vielleicht zusammen gearbeitet oder du hattest eine schlechte Zeit mit ihm in der Kochschule. Und warum grinst du so, Wade?«

»Das wird so gut«, stieß ich aus und versuchte, meine Aufregung mit einem breiten Lächeln zu verbergen.

»Ich hasse euch alle so sehr«, brummte Jimbo, bevor er Mom anlächelte, die sein Lächeln erwiderte, ihren Arm mit seinem verschränkte und ihren Kopf auf seine Schulter legte.

»Okay, James, ich will alle Details. Sofort.«

2

Jason

Wir fuhren von unserem Treffen mit Dean weg. Jimbos Reaktion auf ihn war so bizarr gewesen, der Mann schien niemanden zu mögen, außer Wades Mutter. Und doch musste es etwas zwischen ihm und Dean geben, dass er so reagierte, wie er es tat. Es war amüsant und seltsam, aber nicht so seltsam wie das, was uns im Keller von The Hitching Post begegnet war. Sobald wir den schmutzigen Raum betreten hatten, konnte ich all die Geister spüren, die dort gefangen waren – sie alle hatten Schmerzen, waren verängstigt und wollten verzweifelt weg, konnten es aber nicht.

Sie saßen in der Falle. Irgendjemand oder irgendetwas hielt sie dort fest, und wir mussten herausfinden, was das war, bevor es für irgendjemanden sicher war, in den Keller von Deans Geschäft zu gehen.

Ich versuchte, mit Wade und Jimbo mitzumachen, als sie sich gegenseitig schikanierten, aber ich war so abgelenkt von dem, was ich gefühlt hatte, dass es mir schwerfiel, mich zu konzentrieren.

Wade parkte vor seinem Haus, und wir saßen alle in seinem Wohnzimmer und sahen zu, wie seine Mutter Jimbo verhörte. Sie war eine Expertin, wie Wade und ich beide wussten, und er brach in kürzester Zeit zusammen, aber ich musste die ganze Zeit an den Keller denken.

»Hey, bist du okay?«, fragte Wade und zog mich näher an seine Seite.

Ich zögerte einen Moment, bevor ich antwortete. »Ja, ich denke gerade darüber nach, was ich gespürt habe, als wir im Keller waren. Hast du es auch gespürt? Es waren so viele, ich konnte sie nicht auseinanderhalten, es waren einfach zu viele.«

»Ich habe es auch gespürt – Angst, Panik und Verwirrung. Ich glaube, sie verstehen nicht, warum sie dort gefangen sind. Ich verstehe es auch nicht. Sie können nicht alle von einer Überschwemmung oder einem Ereignis betroffen sein, das ist nicht möglich«, sagte Wade.

»Ich bin mir nicht sicher, es sieht nicht so aus, als würden sie alle bleiben wollen«, sagte ich.

»Worüber redet ihr zwei?«, fragte Wades Mutter.

»Tut mir leid, ich kriege es nicht aus dem Kopf. Da waren so viele Geister in diesem Keller. Jimbo, kann es sein, dass sie alle von dir angezogen worden sind?«, fragte ich.

Er dachte eine Sekunde lang nach, bevor er antwortete. »Ich habe Jahre damit verbracht, diesen Teil von mir zu verdrängen, und halte meine Mauern die ganze Zeit aufrecht. Ich weiß mit Sicherheit, dass ich nicht offen dafür war, Geister anzuziehen, als wir da drin waren, ich habe mich vor ihnen versteckt.«

»Denkst du, deine Schwester wäre bereit, sie zu besuchen? Vielleicht kann sie mit einigen von ihnen kommunizieren und uns eine Vorstellung davon geben, worauf wir uns einlassen.« Ich hoffte, dass sie bereit war zu helfen, denn das hier fühlte sich für mich anders an. Von allen Orten, an denen wir bisher gewesen waren und an denen es spukte, hatte sich keiner so erstickend angefühlt.

»Ich bin mir nicht sicher, sie versucht, die Kontrolle zu behalten, und wenn du recht hast und es viele Geister gibt, könnte sie das überfordern.«

»Das kann passieren?«, fragte ich. Ich wusste, dass Hellseher anfällig für die Kräfte waren, die manche Geister besaßen, aber ich wusste auch, dass seine Schwester gesagt hatte, sie habe Schutzmaßnahmen dagegen.

»Bei so vielen bin ich mir nicht sicher. Wir müssen sie fragen, ob sie interessiert oder bereit ist.«

»Es ist so aufregend, euch alle zusammenarbeiten zu sehen. Ich fühle mich wie in einem Krimi oder so etwas Verrücktem«, sagte Mrs. Rivers, während sie sich an Jimbo lehnte. Er zuckte nicht einmal mehr, er hatte wie wir alle gelernt, dass es einfacher war, einfach mit ihr mitzugehen.

»Wir müssen weitere Nachforschungen über die Ereignisse in diesem Gebiet anstellen. Wir wissen, dass es ein oder zwei Überschwemmungen gegeben hat, die zu vielen Opfern geführt haben, aber ich bin mir nicht sicher, ob mehr passiert ist.«

»Warum geht ihr nicht auf die unterirdische Tour? Meine Freundin hat sie mitgemacht und fand sie sehr interessant, und sie interessiert sich nicht einmal für Geister. Anscheinend gibt es in dieser Gegend eine Menge Geschichte«, sagte Mrs. Rivers.

»Ich gehe nicht auf Touren«, schnauzte Jimbo.

»Ach was, James, das wird dir guttun, es ist lehrreich«, schimpfte sie.

»Tolle Idee«, sagte ich und öffnete mein Handy, um herauszufinden, wann die Führungen stattfinden sollten. »Es sieht so aus, als gäbe es täglich ein paar Führungen, gehen alle mit?« Ich sah sie alle an. Jimbo verdrehte die Augen, Wade sah ein wenig zögerlich aus, und seine Mutter sah mich mit großen Augen an, bevor sie die Hand hob.

»Ich möchte mitgehen«, verkündete sie.

»Du brauchst deine Hand nicht zu heben. Ich gehe mit. Du weißt, dass ich dich nicht ohne mich gehen lasse«, sagte Wade, als er nach meiner Hand griff. Ich lächelte und lehnte mich an ihn, bevor ich zu Jimbo hinübersah.

»Verdammt, da komme ich wohl nicht mehr raus«, brummte er. Mrs. Rivers gab ihm einen Klaps auf den Arm, und er räusperte sich. »Tut mir leid, ich wollte sagen, ich würde gerne mitgehen.«

»Viel besser, James, wann gehen wir denn nun?«, fragte Mrs. Rivers.

»Wie wäre es mit jetzt?«, schlug ich vor und hoffte, dass sie zustimmen und nicht protestieren würden, da wir gerade aus dieser Gegend zurückgekommen waren.

»Dann können wir es auch gleich hinter uns bringen«, sagte Wade und brachte mich zum Lachen.

»Warum nicht«, sagte ich.

3

Wade

Wir stiegen alle ins Auto und fuhren zurück nach Old Sacramento. In der Wegbeschreibung stand, dass wir uns am Eisenbahnmuseum treffen sollten. Nachdem wir einen Parkplatz gefunden hatten, gingen wir dorthin und schlossen uns der kleinen Gruppe an, die bereits versammelt war. Es war ein warmer Tag, nicht unangenehm, aber ich dachte kurz darüber nach, wie kühl es sein würde, wenn wir erst einmal unter der Erde waren. Ich trat näher an Jason heran und berührte seine Finger. Er drehte sich zu mir um und lächelte, bevor er meine Hand nahm und unsere Finger ineinander verschränkte.

Ein Mann in historischer Kleidung mit Zylinder und Weste kam auf die Gruppe zu und stellte sich als Reiseleiter vor. »Das ist so aufregend«, sagte Mom, als wir ihm alle zum ersten Halt unserer Tour folgten. Der Reiseleiter erklärte uns, wie oft dieses Gebiet überflutet und dann wieder aufgebaut worden war. Wie es als Zeltstadt begonnen hatte und schließlich mit dauerhafteren Strukturen aufgebaut worden war, die aber fast zerstört wurden, als eine Flut die Landschaft verändert und für mehrere Monate einen riesigen See an ihrer Stelle hinterlassen hatte. Es hatte dreiundvierzig Tage lang durchgehend geregnet und das Tal von Redding bis Bakersfield überflutet. Die genaue Zahl der Todesopfer war nicht bekannt, aber dem Reiseführer zufolge ging sie in die Zehntausende.

Wir machten uns auf den Weg in den ersten Bereich, der uns unter die Erde führen würde; dies war eines der Gebäude, die angehoben worden waren in der Hoffnung, die Stadt bei einer weiteren Überschwemmung zu retten. Wir traten ein, und der Geruch von feuchter Erde und Fäulnis schien den Raum zu durchdringen. Ich hatte das Gefühl, gefangen zu sein, und spürte, wie mir eine Schweißperle den Rücken hinunterlief.

Jason drückte meine Hand und sah mich besorgt an. »Geht es dir gut?«, flüsterte er mir zu.

»Mir geht es gut, ich habe nur ein komisches Gefühl, das ist alles.«

»Wenn du dich unwohl fühlst und gehen willst, sag mir Bescheid. Wir müssen das nicht tun.«

»Seid ihr okay?«, fragte Mom, während sie sich dicht zu uns beugte, und Jimbo schaute mit ernstem Blick zwischen uns hin und her.

»Man muss lernen, wie man sie blockiert«, sagte er.

»Wovon redest du?«, fragte ich.

»Du weißt, wovon ich spreche. Wenn ich mich ihnen nicht verschließen würde, wären sie alle hier, und du wärst wirklich unglücklich. Du spürst nur einen kleinen Teil dessen, was wirklich hier ist. Ich habe es im Restaurant gespürt, aber nicht so.« Jimbo beugte sich dicht zu uns, um die anderen Teilnehmer der Tour nicht zu beunruhigen.

Zu sagen, dass ich erschrocken war, wäre eine Untertreibung gewesen. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und jede kleine Bewegung oder jedes Geräusch ließ mich zusammenzucken. Ich drückte Jasons Hand, erleichtert, dass er so nah war und ich ihn berühren konnte, ohne mir Sorgen über seine Reaktion zu machen.

»Wenn du wegwillst, können wir gehen«, sagte Jason wieder und sah mir mit der gleichen Intensität in die Augen, die ich von ihm gewohnt war, wenn er über sein neuestes paranormales Geheimnis sprach.

»Mir geht es gut, aber ich denke, Jimbo hat recht, ich muss daran arbeiten, meine Gefühle zu kontrollieren, wenn ich an einem Ort bin, an dem viel los ist.«

»Ist es schlimmer als im Vineyard House?«, fragte er.

»Ja, früher war ich einfach nur nervös, aber ich dachte, ich sei eben nervös. Aber das hier ist viel intensiver. Ich fühle mich, als würde ich aus meiner Haut kriechen«, sagte ich zu Jason.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte der Reiseleiter und lenkte die Aufmerksamkeit aller auf uns.

»Ja, uns geht es gut, danke«, antwortete Jason.

»Okay, dann lasst uns zur nächsten Station gehen, ich denke, sie wird allen gefallen. Während dies ein kleines Gebiet ist, ist das nächste riesig. Dort befanden sich einst viele Geschäfte, nachdem das Gebäude darüber abgetragen worden war. Sie haben die neu entstandene Fläche für ihre Geschäfte genutzt. Leider sind die meisten von ihnen bei der nächsten Überschwemmung weggespült worden oder unter dem Gebäude ertrunken.«

Wir verließen den kleinen Bereich und ich atmete tief ein, während wir ihm durch eine der kleinen, mit Kopfsteinpflaster gesäumten Gassen folgten, bis wir an die Rückwand eines der größeren Gebäude kamen, die auf die Hauptstraße hinausgingen. Er schob eine scheunenartige Tür auf und gab den Blick frei auf einen Raum, der höhlenartig war. Die Decken waren niedrig, und die Verstrebungen und Pfeiler, die man nach dem Aufbocken des Gebäudes angebracht hatte, waren noch vorhanden. Das erdrückende Gewicht des Gebäudes war spürbar und an den Balken zu erkennen, die sich unter dem Gewicht, das sie trugen, verbogen hatten. Aber das war nicht das einzige Gewicht, das ich spürte.

»Jason, es fühlt sich so schwer an hier drin. Ich weiß, dass du es im Keller des Restaurants gespürt hast, aber das hier ist etwas anderes.« Die Schwere ließ mich vor dem Raum zurückschrecken, und mein einziger Gedanke war, von dort zu verschwinden.

»Babe, lass uns dich hier rausbringen. Ich weiß nicht, was los ist, aber du kannst nicht bleiben.« Wir hatten gerade erst die große Freifläche betreten. Sie war abgesperrt, um zu verhindern, dass die Öffentlichkeit in die Bereiche fiel, in denen sie Ausgrabungen durchführten, wahrscheinlich auf der Suche nach verborgenen Schätzen aus der fernen Vergangenheit.

»Nein, ich will bleiben, ich komme schon klar.«

»Kumpel, lass mich kurz mit dir reden«, sagte Jimbo, nahm meinen Arm und führte mich zur Seite, weg vom Rest der Gruppe, die sich verteilte und die Gegend erkundete. »Du musst dir vorstellen, dass du eine Mauer um dein Bewusstsein ziehst. Stellen dir vor, dass es keine Schwachstellen gibt, durch die jemand oder etwas anderes eindringen könnte. Du musst deinen Geist schützen, sonst kommen sie rein und machen dich fertig.«

Ich nickte und nahm einen tiefen Atemzug, schloss die Augen und stellte mir eine starke Barriere um mich herum vor, ein helles Licht, das mich umgab und mich in Sicherheit hielt. Ich spürte, wie Jason meine Hand nahm, aber ich hielt meine Augen immer noch geschlossen, ich konnte es schaffen.

»Es tut mir leid, Wade, ich wusste nicht, dass das so schwer für dich sein würde«, flüsterte er dicht an meinem Ohr. Ich schlang meinen Arm um ihn und zog ihn an mich.

»Ich auch nicht, ich denke, es muss die ganze Energie sein, die hier unten eingeschlossen ist. Wahrscheinlich habe ich mich dafür geöffnet, nach dem, was wir vorhin erlebt haben … es ist, als ob diese Erfahrung etwas in meinem Geist geöffnet hat, das ich nicht kontrollieren kann.«

»Es wird alles gut, wir werden es gemeinsam herausfinden.« Er lehnte sich näher an mich heran, und irgendwie wusste ich, dass er mir Kraft gab, mich in Sicherheit zu bringen.

Langsam öffnete ich die Augen, und er stand mit einem besorgten Gesichtsausdruck vor mir. »Mir geht es gut, mal sehen, was wir noch lernen können. Aber bleib in der Nähe, es ist leichter, die Gefühle zu verdrängen, wenn man näher dran ist.«

»Du müsstest mich wegzerren«, sagte er und küsste mich auf die Seite meines Kopfes. »Lass uns die Tour fortsetzen. Oh, und danke, Jimbo.« Jimbo nickte uns beiden zu, dann ging er zurück zu Mom.

»Alles in Ordnung, Leute?«, fragte sie und hakte sich bei uns ein.

»Ja, Mom, uns geht es gut.« Jason blickte hinter sie und sah mir in die Augen. Ich schenkte ihm ein Lächeln, das ich nicht spürte, und hoffte, dass es uns wirklich gut ging.

4

Jason

Irgendetwas stimmte nicht. Wade war noch nie von einem der Orte betroffen gewesen, die wir zuvor besucht hatten. Er war ein guter Menschenkenner und konnte ihre Gefühle sehr gut einschätzen. Aber er hatte noch nie die Anwesenheit von Geistern gespürt.

»Wie geht es dir?«, fragte ich, als wir dem Rest der Gruppe folgten, um den unterirdischen Bereich zu erkunden.

»Mir geht es gut, ich weiß nicht genau, was über mich gekommen ist«, antwortete Wade.

»Du weißt genau, was über dich gekommen ist, Wade, das versuche ich dir zu sagen. Wenn du diese Tür einmal geöffnet hast, kannst du sie nicht mehr schließen«, sagte Jimbo, dessen normalerweise schroffe Art nun verschwunden war. Er war eindeutig besorgt.

»Jimbo, du weißt nicht, ob es so etwas war, vielleicht fühlt er sich einfach nicht wohl? Es ist heiß hier unten, ich hatte erwartet, dass es kühler ist, vielleicht ist er dehydriert. Apropos – brauchst du etwas zu trinken?« Scheiße, jetzt war ich besorgt.

»Jason, mir geht es gut, ich habe mich nur eine Zeit lang komisch gefühlt, aber jetzt scheint es weg zu sein.« Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er log, ich verstand nur nicht, warum oder was genau mit ihm passiert war. Ich konnte spüren, dass es hier unten viele Geister gab – einige waren hier, weil sie bleiben wollten, aber ich war mir nicht sicher, warum andere nicht gehen konnten. Vielleicht blieben sie, weil sie einen gewissen Drang verspürten, ihre Existenz dort zu beenden, wo sie so hart für einen Neuanfang gearbeitet hatten. Ich konnte das nicht wissen, aber Jimbos Schwester schon.

»Jimbo, ich glaube, wir müssen mit deiner Schwester reden. Vielleicht kann sie Wade helfen, herauszufinden, was los ist. Und wenn sie dazu bereit ist, könnte sie vielleicht den Keller von Deans Restaurant untersuchen und sehen, ob sie dort irgendwelche Messwerte erhält.«

»Ich kann sie fragen, aber sie bringt sich nicht gerne in Situationen, die sie nicht kontrollieren kann. Sie hat in der Vergangenheit zu viele Erfahrungen gemacht, die nicht gut ausgegangen sind.«

»Was meinst du, Wade?«, fragte ich.

»Das klingt nach einer guten Idee, ich habe keine Ahnung, was ich fühle oder warum ich es fühle. Ich denke, wir brauchen jemanden, der solche Gefühle und Emotionen schon einmal erlebt hat. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es nicht nur meine Reaktion darauf ist, unter der Erde zu sein.«

»Du hattest noch nie Angst, unter der Erde zu sein, wie oft sind wir durch die Kanalisation gegangen und unter den Straßen in den Abwasserkanälen herumgelaufen? Wir sind oft in engen Räumen gewesen, aber du hast nie darauf reagiert. Das war etwas anderes«, sagte ich, während ich seinen Arm massierte, in der Hoffnung, ihm etwas Trost und Unterstützung zu spenden. Jimbo holte sein Handy heraus und tippte eine SMS. »Kannst du hier unten ein Signal empfangen?«

»Ein Balken, ich werde bald wissen, ob es geklappt hat.« Sein Handy piepte mit einer Nachricht, die er las, bevor er es wegsteckte. »Janis hat gesagt, wir sollen vorbeikommen, wenn wir hier fertig sind. Dass sie die Wellen von dem, was du angezapft hast, spüren konnte und wir uns alle treffen müssen. Scheiße.« Er wische sich über das Gesicht und ging zurück zu der Stelle, wo Wades Mutter stand und dem Reiseführer zuhörte.

»Ist das okay für dich? Ich weiß, Janis ist ein bisschen viel«, fragte ich Wade.

»Ich denke, es ist eine gute Idee. Ich würde gerne verstehen, was hier vor sich geht, und normalerweise bist du der Experte für alles Paranormale. Lässt du nach?« Wade stichelte und stieß mich in die Seite.