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Das mit der Flucht und dem Totstellen kann ich schon richtig gut. Angriffe hingegen sind überhaupt nicht mein Ding. Sobald es um Wut und Grenzüberschreitungen geht, brennen bei mir alle Sicherungen durch. Wut bedeutet für mich, dass der sofortige Untergang droht und egal, was ich jetzt tun werde, es wird falsch sein… Ich werde mich nicht wehren können… Hiiiilfeeeeeeee…. Flucht Angriff Totstellen Sandra Mularczyk schreibt in ihrer Text-Reihe "Mein Trauma und ich" über ihre Trauma-Persönlichkeit. In diesem Text hier geht es um den Angriff. Was geht in der Trauma-Persönlichkeit vor sich, wenn sie wie aus dem Nichts zu kämpfen beginnt und sich auf eine Art und Weise verhält, als würde es um Leben und Tod gehen?
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Texte: Copyright by Sandra Mularczyk
Verlag: Sandra Mularczyk Bochum
Veröffentlichung: Epubli- ein Service der neopubli GmbH,Berlin
Im Umgang mit Traumata gibt es oft nur drei Reaktionsweisen:
Flucht
ANGRIFF
Tot stellen
Wenn ein Organismus meint, sich in Todesgefahr zu befinden, verliert er den Zugang zu konstruktiven Lösungs-Strategien. Jetzt muss es schnell gehen, denkt er. Ich habe keine Zeit zu verlieren. Es geht um Leben und Tod. Also entweder schnell vor dem potentiellen Feind weglaufen, sich tot stellen oder ...ANGREIFEN.
Das mit demTot stellenkann ich gut. In meine innere Gedanken-& Fantasiewelt fliehen, klappt auch relativ gut. Nur das mit den Angriffen will mir nicht so recht gelingen. Ironie beiseite: Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres für mich, nichts Vernichtenderes als Aggression. Jede Form von Aggression, vor allem passive Aggression, die nicht offensichtlich ist, aber unterschwellig mitschwingt , empfinde ich als… Mir fehlen sogar die Worte. Sobald ich fühle, was Aggression mit mir macht, verschwindet alles, so als würde jegliche Art von Aggression mich innerhalb von Sekunden auslöschen. Mein Kopf ist wie leer gefegt, ich bin im Schock. Der vorherrschende Gedanke lautet:Ich halte es keine Sekunde länger aus. Lieber bin ich tot, als das noch eine Sekunde länger spüren zu müssen.Aggression hat für mich etwas Menschenfeindliches, sogar etwas Lebensfeindliches und mit Feindschaften habe ich es nicht so. Ich bin eher so der Typ für Freundschaften.
Natürlich kann nicht alles immer nur Friede, Freude und Eierkuchen sein und natürlich ist man mal unzufrieden oder gar wütend. Trotzdem tue ich mich schwer damit, unglaublich schwer. Eigentlich fällt mir alles schwer, was nicht Liebe ist. Ich kann über alle Probleme und Schwierigkeiten der Welt reden-in Liebe. Ich kann für alle Probleme der Welt Lösungen finden-in Liebe. Liebevoll miteinander reden. Natürlich auch mal wütend und verzweifelt sein, das gehört schließlich zum Leben dazu, aber sogar liebevoll streiten möchte ich. Was ich damit meine, ist, dass man einander wohlgesonnen bleibt, auch wenn man gerade streitet oder wegen etwas unzufrieden ist. Dass einem trotzdem das Wohlergehen des Anderen wichtig ist. Dass man ihn liebt, obwohl man gerade wütend ist. Nichts ist schlimmer für mich, wenn Wut zu Trennung führt. Wenn Wut bedeutet: Jetzt liebe ich dich nicht mehr. Jetzt beachtete ich dich nicht mehr und wenn doch, dann nur auf feindselige Art und Weise.