Als zwei kleine Jungen verschwunden waren - Laura Martens - E-Book

Als zwei kleine Jungen verschwunden waren E-Book

Laura Martens

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Beschreibung

Dr. Baumann ist ein echter Menschenfreund, rund um die Uhr im Einsatz, immer mit einem offenen Ohr für die Nöte und Sorgen seiner Patienten, ein Arzt und Lebensretter aus Berufung, wie ihn sich jeder an Leib und Seele Erkrankte wünscht. Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen. Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird. Als Dr. Eric Baumann das Krankenzimmer von Walter Ziegler betrat, saß der alte Mann in einem Rollstuhl am Fenster und starrte zu den schneebedeckten Bergen. Er schien völlig in sich selbst versunken zu sein, nicht einmal wahrzunehmen, daß sich die Tür seines Zimmers geöffnet hatte. Der Arzt schloß die Tür hinter sich. »Guten Tag, Herr Ziegler«, grüßte er. Der alte Mann wandte ihm langsam das Gesicht zu. »Schön, daß Sie mich besuchen, Herr Dr. Baumann«, meinte er. Seine Stimme klang so gleichgültig und resignierend, als wäre es ihm völlig egal. Eric bemerkte, daß Walter Ziegler ein Foto seines vor vier Monaten verstorbenen Neffen in der Hand hielt. Die beiden Männer hatten sehr aneinander gehangen. »Ich habe Ihnen etwas Obst mitgebracht, Herr Ziegler«, sagt er und legte die Bananen auf den Nachttisch des Kranken, dann trat er zu ihm und reichte ihm die Hand. »Haben Sie noch starke Schmerzen?« Walter Ziegler schüttelte den Kopf. »Nein, langsam wird es auch mit dem Laufen besser. Ich möchte nicht undankbar sein, Herr Doktor, ich sollte mich freuen, daß ich mich nach meinem Oberschenkelhalsbruch im Dezember so rasch erhole, aber ich muß die ganze Zeit an Jürgen und unseren Hund denken. Jürgens Frau ist das letzte Mal vor vier Wochen bei mir gewesen.

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Seitenzahl: 110

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Der Arzt vom Tegernsee – 60 –Als zwei kleine Jungen verschwunden waren

Laura Martens

Als Dr. Eric Baumann das Krankenzimmer von Walter Ziegler betrat, saß der alte Mann in einem Rollstuhl am Fenster und starrte zu den schneebedeckten Bergen. Er schien völlig in sich selbst versunken zu sein, nicht einmal wahrzunehmen, daß sich die Tür seines Zimmers geöffnet hatte.

Der Arzt schloß die Tür hinter sich. »Guten Tag, Herr Ziegler«, grüßte er.

Der alte Mann wandte ihm langsam das Gesicht zu. »Schön, daß Sie mich besuchen, Herr Dr. Baumann«, meinte er. Seine Stimme klang so gleichgültig und resignierend, als wäre es ihm völlig egal. Eric bemerkte, daß Walter Ziegler ein Foto seines vor vier Monaten verstorbenen Neffen in der Hand hielt. Die beiden Männer hatten sehr aneinander gehangen.

»Ich habe Ihnen etwas Obst mitgebracht, Herr Ziegler«, sagt er und legte die Bananen auf den Nachttisch des Kranken, dann trat er zu ihm und reichte ihm die Hand. »Haben Sie noch starke Schmerzen?«

Walter Ziegler schüttelte den Kopf. »Nein, langsam wird es auch mit dem Laufen besser. Ich möchte nicht undankbar sein, Herr Doktor, ich sollte mich freuen, daß ich mich nach meinem Oberschenkelhalsbruch im Dezember so rasch erhole, aber ich muß die ganze Zeit an Jürgen und unseren Hund denken. Jürgens Frau ist das letzte Mal vor vier Wochen bei mir gewesen. Als ich Renate nach Adrian fragte, meinte sie nur, er würde Schmutz machen und fressen.« Er seufzte auf. »Wir sind noch nie besonders gut miteinander ausgekommen. Wenn ich frische Wäsche brauche, schickt sie unsere Nachbarin. Von ihr weiß ich auch, daß Adrian bis auf kurze Spaziergänge Tag und Nacht in meiner Souterrainwohnung eingesperrt ist.«

Eric nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu dem alten Mann. Simon Neufer, mit dem Walter Ziegler das Zimmer teilte, war in die Cafeteria hinuntergegangen. Sie hatten sich im Foyer getroffen. »Ich kann verstehen, daß Sie sich große Sorgen um den Hund Ihres Neffen machen, Herr Ziegler«, erwiderte er.

»Wenn ich nur wüßte, was Renate mit Adrian vorhat. Ich kann mir nicht denken, daß sie ihn behalten wird. Vor allen Dingen jetzt, wo ich in das Sankt Agnes-Stift komme und mich nicht mehr um ihn kümmern kann. Sie wird ihn irgendwelchen Leuten geben, gleich, ob sie gut zu ihm sind oder nicht.« Walter Ziegler strich sich über die Augen. »Nach dem Tod meines Neffen habe ich mich hauptsächlich um Adrian gekümmert, habe ihn versorgt und bin mit ihm spazierengegangen. Auch wenn ich nicht über die Witwe meines Neffen schimpfen möchte, sie ist keine Frau, der man ein Tier anvertrauen sollte. Schon als Jürgen noch lebte, ist ihr Adrian ein Dorn im Auge gewesen.«

Eric mochte Renate Ziegler nicht sonderlich. Er hielt sie für eine ziemlich hartherzige Frau. Schon vor acht Wochen hatte sie ihm gesagt, daß sie nicht daran denken würde, sich um den Onkel ihres verstorbenen Mannes zu kümmern. Da Walter Ziegler nach einem Oberschenkelhalsbruch nun jemanden brauchte, der ihn versorgte, hatte er sich um ein Zimmer für ihn im Sankt Agnes-Stift bemüht. Bis zu seinem Unfall hatte der alte Mann die Souterrainwohnung im Haus seines Neffen bewohnt. Frau Ziegler hatte nie einen Hehl daraus gemacht, daß er ihr lästig war, doch seinen Zuschuß zum monatlichen Etat hatten sie gebraucht. Nun war sie auf dieses Geld nicht mehr angewiesen, da ihr die Lebensversicherung ihres Mannes ausbezahlt worden war.

»Ich weiß ja, daß mich Adrian im Grunde genommen nichts angeht.« Walter Ziegler vergrub sekundenlang sein Gesicht in den Händen. »Irgendwie ist er stets auch mein Hund gewesen«, fuhr er leise fort. »Und Sie wissen, wie Adrian an mir hängt. Außerdem ist er schon zehn Jahre alt. Es wird ohnehin nicht leicht für ihn sein, sich an fremde Leute gewöhnen zu müssen. Wenn er wenigstens in gute Hände kommen würde.« Er starrte auf das Foto seines Neffen. »Ich habe nie verstanden, warum Jürgen ausgerechnet diese Frau geheiratet hat.«

»Soll ich mit der Witwe Ihres Neffen sprechen?« fragte Eric mitfühlend. »Eventuell könnte ich erreichen, daß sie Adrian ins Tierpflegenest gibt. Frau Hofmeister, der es gehört, wird es bestimmt möglich sein, Adrian gut unterzubringen.«

»Das wäre eine gute Idee, Doktor Baumann«, meinte Walter Ziegler. »Wenn ich wüßte, daß Adrian einen guten Platz bekommt, würde es mir erheblich besser gehen. Vielleicht könnte ich ihn auch ab und zu sehen. Vielleicht…« Er winkte ab. »Nein, es reicht total, wenn es Adrian gutgeht. Ich werde schon damit fertig werden, daß er nicht mehr bei mir ist.« Er griff nach der Hand des Arztes. »Bitte sprechen Sie mit Renate. Auf Sie wird sie möglicherweise hören.«

Dr. Baumann hatte an diesem Nachmittag noch einen weiteren Patienten im Krankenhaus zu besuchen, danach fuhr er sofort zum Haus der Zieglers, in das Walter nach dem Tod seiner Frau eingezogen war. Bei seinem Neffen hatte es sich um einen netten, umgänglichen Mann gehandelt, der jederzeit zu einem Scherz bereit gewesen war. Es gab nicht wenige Leute, die sich fragten, wie er das Leben an der Seite einer Frau wie Renate hatte ertragen können. Sie schien nicht einen Funken Humor zu besitzen und war so überpenibel, daß sie von morgens bis abends putzte und alle zwei Wochen jeden Zentimeter der Wohnung desinfizierte.

Der Arzt parkte seinen Wagen direkt vor dem Grundstück. Als er ausstieg und durch den Vorgarten ging, hörte er Adrian in der Souterrainwohnung bellen. Bevor er noch klingeln konnte, öffnete ihm Renate Ziegler bereits die Haustür. Sie trug eine Kittelschürze und darüber eine graue Strickjacke. Ihre dunklen Haare hatte sie mit einem Tuch nach hinten gebunden.

»Kommen Sie wegen Onkel Walter, Doktor Baumann?« erkundigte sie sich. »Ich bin gerade beim Putzen. Meine Nachbarin hat ihm vor einigen Tagen neue Wäsche gebracht.«

»Ja, ich komme wegen Ihres Onkels, Frau Ziegler. Das heißt, nicht wegen Ihres Onkels, sondern wegen Adrian.«

»Wegen Adrian?« Ihr Gesicht verzog sich angewidert. »Hören Sie, was für einen Krach er macht? Ich habe ihn in die bisherige Wohnung des Alten gesperrt. Oben muß ich ihn zum Glück nicht mehr dulden. Sie können sich nicht vorstellen, was für einen Schmutz so ein Köter ins Haus bringt. Überall fliegen seine Haare herum und all die dreckigen Tapsen, wenn er von draußen kommt. Es ist mir stets ein Rätsel gewesen, weshalb mein Mann unbedingt einen Hund wollte. Sonst war er ja ganz vernünftig, nur wenn es um Adrian ging…« Sie winkte ab. »Und der Alte ist genauso.«

Dr. Baumann fiel auf, daß sie nicht daran dachte, ihn ins Haus zu bitten. »Herr Ziegler macht sich Sorgen um Adrian«, sagte er. »Ich würde mich gern darum kümmern, daß der Hund in gute Hände kommt, falls Sie ihn weggeben wollen.«

»Adrian hat schon neue Besitzer. Sie werden ihn nächste Woche holen.« Renate Ziegler lachte auf. »Sorgen hat der Alte! Ich denke nicht daran, mir ständig von ihm dazwischenreden zu lassen. Gott sei Dank kommt er ins Heim. Kein Mensch kann von mir verlangen, daß ich ihn pflege und versorge. Immerhin habe ich auch noch ein Privatleben.«

»Können Sie mir sagen, wohin der Hund kommt?«

»Ich wüßte nicht, was Sie das angeht, Herr Doktor. Der Hund hat meinem Mann gehört. Ich muß also keinem Menschen Rechenschaft ablegen.«

»Wenn Sie mir schon nicht sagen wollen, wohin Adrian kommt, sagen Sie es bitte Herrn Ziegler. Er würde sich freuen, wenn Sie ihn besuchen.«

Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht daran«, erklärte sie. »Ich packe nur noch seine Sachen zusammen und laß sie zum Sankt Agnes-Stift bringen. Danach ist die Sache für mich ausgestanden.« Sie straffte die Schultern. »Und nun müssen Sie mich entschuldigen, Doktor Baumann. Ich habe zu tun.«

»Frau Ziegler, ich weiß, daß mich das Ganze nichts angeht, aber es wäre für den Onkel Ihres Mannes eine große Beruhigung, wenn er wüßte, wohin der Hund kommt«, versuchte es Eric erneut. »Er…«

»Auf Wiedersehen, Doktor Baumann.« Renate Ziegler trat zurück und schloß abrupt die Haustür.

Leute gibt es, dachte Eric und starrte auf die geschlossene Tür. Er überlegte, ob er klingeln sollte, sagte sich jedoch, daß das sinnlos wäre. Schließlich konnte er Frau Ziegler nicht zwingen, mit ihm zu sprechen. Resignierend drehte er sich um und kehrte zu seinem Wagen zurück. Er hoffte nur, daß Adrian wenigstens genügend Futter und Wasser hatte.

Auf dem Weg zu seinem Haus überlegte Dr. Baumann, ob er sich an den Tierschutzverein wenden sollte. Aber weshalb? Es war das gute Recht dieser Frau, Adrian wegzugeben und sich zu weigern, ihm den Namen der neuen Besitzer zu nennen.

Wenige Minuten später parkte der Arzt in der Auffahrt seines Hauses. Noch immer ärgerlich darüber, daß er nichts erreicht hatte, stieg er aus, ging zur Haustür und schloß auf. Er wunderte sich, nicht von Franzl begrüßt zu werden. »Katharina!« rief er. »Katharina, wo seid ihr?«

»Ich bin in der Küche«, antwortete seine Haushälterin. »Und falls du Franzl vermißt, Doktor Hellwert ist hiergewesen. Er hat heute nachmittag frei und ist mit Franzl fortgefahren, um einen langen Spaziergang mit ihm zu machen.«

Eric trat in die Küche. »Der alte Gauner findet immer jemanden, der sich seiner annimmt«, meinte er und wusch sich am Spülstein die Hände. »Hat Martin gesagt, ob er zum Abendessen bleibt?«

»Ja.« Katharina nickte. »Frau Doktor Bertram ist in München, um eine frühere Nachbarin zu besuchen, die im Krankenhaus liegt. Doktor Hellwert hatte keine Lust mitzukommen. Du weißt, wie ungern er sich in München aufhält.«

Martin Hellwert hatte früher in München als praktischer Arzt gearbeitet, war jedoch durch seine Scheidung und Steuerschulden völlig aus der Bahn geworfen worden. Erst durch Eric und Mara Bertram war es ihm gelungen, wieder Fuß zu fassen. Jetzt arbeitete er an einer Tegernseer Privatklinik.

»Was kein Wunder ist. Ihn verbinden mit München zu viele schlechte Erinnerungen.« Eric trocknete sich die Hände ab und erzählte Katharina von seinem Gespräch mit Renate Ziegler. »Ich wünschte, ich könnte etwas für den alten Mann und Adrian tun«, fügte er hinzu.

»Manchmal sind einem einfach die Hände gebunden«, erwiderte sie, schenkte für ihn Kaffee ein und stellte den Becher auf den Tisch. »Ich habe mich vorhin mit Frau Bohn unterhalten. Nachdem sie mit dem Putzen der Praxis fertig gewesen ist, haben wir noch eine Tasse Kaffee miteinander getrunken. Ihr ältester Sohn und Cordula Specht heiraten Anfang April.«

»Anfang April?« Eric hob überrascht die Augenbrauen. »Da ist Frau Bohn in Kur.«

»Du sagst es«, bemerkte seine Haushälterin. »Ich bin überzeugt, daß die jungen Leute deshalb diesen Termin gewählt haben. Weder Cordula Specht noch ihre Eltern können sich damit abfinden, daß Frau Bohn Putzfrau ist. Und Wolfgang schaut sowieso auf seine Mutter herab. Wahrscheinlich befürchteten sie, sich bei der Hochzeitsfeier mit ihr zu blamieren. Sie ist ja schon bei der Verlobung nicht dabeigewesen.« Katharina seufzte auf. »Und unsere Erika ist nach wie vor davon überzeugt, daß ihre Kinder es gut mit ihr meinen. Wolfgang hat ihr versprochen, mit ihr nach der Kur im kleinen Kreis zu feiern.«

»Es würde allerhöchste Zeit, daß Frau Bohn ihre rosarote Brille absetzt«, sagte Eric empört. »Was hat sie nicht alles für ihre vier Kinder getan und was tut sie noch alles. Keiner der vier hat so eine Mutter verdient.« Er setzte sich auf die Eckbank. »Ist sie sehr bedrückt, weil sie nicht bei der Hochzeit dabeisein kann?«

»Nein, unsere gute Erika findet es völlig richtig, daß die Hochzeit zu diesem Termin stattfindet. Sie meint, es wäre zuviel verlangt, das junge Paar zu bitten, die Hochzeit um vier Wochen zu verschieben.« Katharina Wittenberg schenkte sich ebenfalls Kaffee ein. »Manchmal verstehe ich wirklich die Welt nicht mehr.«

»Ich auch nicht«, gab Eric zu und griff nach einem der Nußhörnchen, die seine Haushälterin am Morgen gebacken hatte.

*

Frank Rhode stand in seinem Schlafzimmer und zog sich um. Er hatte seinen Söhnen versprochen, mit ihnen an diesem Nachmittag in den Ludwig-Thomas-Saal zu gehen und die Vorführung des berühmten Magiers anzuschauen, der in Tegernsee gastierte. Er mußte sich eingestehen, daß er keine große Lust dazu hatte, zumal er sich nicht für Zauberei interessierte. Außerdem war er ziemlich müde und hätte sich lieber ausgeruht. Eine harte Arbeitswoche lag hinter ihm. Weil einer seiner Kollegen mit Grippe im Bett lag, hatte er zum Teil dessen Arbeit zusätzlich übernehmen müssen.

Was tut man nicht alles für die Kinder, dachte er und trat vor den Spiegel, um sich zu kämmen.

Als der junge Mann zehn Minuten später ins Kinderzimmer kam, bemerkte er, wie Benjamin, sein jüngster Sohn, rasch etwas in der Schublade seines Schreibtischs verschwinden ließ. »Darf ich mal sehen, was du da versteckst, Beni?« fragte er und streckte fordernd die Hand aus.

»Du bist im falschen Moment gekommen, Papa.« Benjamin nahm seufzend eine viereckige Schokoladenwaffel aus dem Schreibtisch und gab sie ihm.

»Ich bin schuld, Papa«, mischte sich der fast zehnjährige Nicolas ein. Er saß vor seinem Computer und versuchte, eine schwierige Mathematikaufgabe zu lösen. »Ich hätte Beni die Waffel nicht geben dürfen.«

»Gut, daß du das einsiehst«, antwortete sein Vater streng. »Du weißt genau, daß dein Bruder nur Diabetikersüßigkeiten essen darf. Sicher möchtest du nicht, daß er krank wird.«

»Ich bin ja schon krank«, meldete sich Benjamin zu Wort und schob trotzig die Unterlippe vor. »Es ist gemein, daß ich alles, was wirklich gut ist, nicht essen darf. Diabetikerwaffeln schmecken lange nicht so gut.«