Der Atem der Angst - Alexa Hennig von Lange - E-Book

Der Atem der Angst E-Book

Alexa Hennig von Lange

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Beschreibung

Ihre Schuld komme über ihre Kinder.

SIEBEN JAHRE ... der Angst liegen hinter dem verschlafenen Städtchen St. Golden. Denn damals verschwand Louis´ kleine Schwester, und als man sie fand, war sie tot. Begraben im dichten Wald, der den Ort wie eine geheimnisvolle Wildnis umgibt. Der Täter von damals wurde nie gefasst. Und jetzt scheint er zurückgekommen zu sein, denn die kleine Schwester von Louis´ Freundin Michelle verschwindet spurlos. Kurz darauf ist auch Michelle verschollen. Während die Polizei nach den Mädchen fahndet, begibt sich Louis verzweifelt selbst auf die Suche. In den weiten Waldgebieten begegnet er Maya, einem seltsam verwilderten Mädchen, das mehr über den Täter zu wissen scheint. Louis und Maya beschließen, dass sie in diesem Spiel nicht länger die Gejagten sein wollen.

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Seitenzahl: 448

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cbt ist der Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House

Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform

1. Auflage 2013

© 2013 cbt Verlag, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Zeichenpool, München

unter Verwendung von Motiven von

© Shutterstock (Hefr)

SK · Herstellung: kw

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-13521-8

www.cbt-jugendbuch.de

1. LEONIE

Das kleine Mädchen öffnete die Augen. Um sie herum war es schwarz. Es war einfach nichts zu sehen. Kein bisschen. Nichts.

Sie saß, die Knie angezogen. Unter ihr war es hart. An ihrem Rücken spürte sie Bretter. Rechts von ihr waren Bretter. Links von ihr waren Bretter. Sie konnte das splittrige Holz mit den Händen spüren. Sie versuchte, ihre Füße auszustrecken. Es ging nicht. Sie versuchte, ihren Kopf zu heben, und stieß gegen die Decke. Sie saß fest, gefangen in etwas, das nicht größer war als ein Kaninchenstall.

Benommen starrte sie in dieses Schwarz, in dem nichts zu sehen war. Nicht mal die eigene Hand, die sie mit Mühe zu sich nach oben zog und dicht vor die Augen hielt. Außer ihrem Atem war nichts zu hören. Es roch nach frischem Holz und nach Walderde. Mit den Fingern tastete sie splittrige Bretterwände ab, auf der Suche nach einem Ausgang. So schnell verlor sie nicht die Hoffnung. »Es gibt für alles eine Lösung«, sagte ihre Mutter immer, wenn sie zusammen Mathe übten.

»Es gibt für alles eine Lösung«, flüsterte Leonie, um sich Mut zu machen. Morgen würde sie allen in der Schule davon erzählen. Morgen würde alles vorbei sein. Wenn sie erst mal wieder draußen an der frischen Luft war. Aber da war kein Spalt. Kein Loch. Nichts. Mit aller Kraft stemmte sie die nackten Füße gegen das Holz. Als das nichts brachte, schlug sie mit den Fäusten dagegen. Sie schrie: »Hallo! Ist da jemand?«

Sie lauschte. Keine Antwort.

Sie schrie noch lauter. »Hal-lo! Ist-da-jemand?!«

Aber da war niemand. Nur sie und das viereckige Dunkel um sie herum, aus dem es kein Entkommen gab.

Wusste ihre Mutter davon? Wer hatte ihr das angetan? Und warum? War das ein Scherz? Würde sie gleich befreit werden? Sollte sie bestraft werden? Sie wollte hier raus. Diese Enge war nicht auszuhalten. Sie schrie. »Lass mich raus!« Keine Sekunde länger hielt sie es hier drin aus. Keine Sekunde.

In ihren Ohren rauschte es. »Lass mich raus!« Beinahe hätte sie angefangen zu weinen. Beinahe.

Sie trug ihren Turnanzug. Ihren Turnanzug. Sie war beim Training gewesen. Daran erinnerte sie sich. Was noch? Sie hatte Flickflack auf dem Schwebebalken gemacht. Ja! Sehr gut! Zum ersten Mal war Leonie das gelungen. Was erinnerte sie noch? Warum war sie hier? Was hatte sie getan? War sie mit jemand Fremdem mitgegangen? War sie so bescheuert? Welcher Blödmann hatte sie in diese Kiste gesperrt? Wenn sie das wusste, würde sie vielleicht wissen, wie sie wieder rauskam.

Der Pony klebte ihr auf der verschwitzten Stirn. Um ihren Knöchel spürte sie irgendetwas Metallisches. Sie zog den Fuß noch dichter zu sich heran. Es war eine Kette, an der ein Anhänger klimperte. Oder sollte sie sterben? Wenn ja, wer hatte sich das ausgedacht? Was hatte sie getan, dass sie sterben sollte? Starb man so einfach als Kind?

Plötzlich hörte sie den dumpfen Aufprall herunterfallender Erdbrocken. Da war doch jemand. Da oben. Über ihr. Ein Mensch.

Sie schrie. »Lass mich raus!« Wer war das da oben? »Lass mich raus!« Immer neue Erdbrocken stürzten herunter. »Lass mich raus!« Wenn keiner kam, um sie zu retten, würde sie in diesem Scheißding sterben.

2. MAYA

Das seltsame Wesen mit den spillerigen Beinen, den verfilzten blonden Haaren und dem Fellumhang blieb an der Kante des hohen Felsvorsprungs stehen. Seine schmale Silhouette hob sich scharf gegen den leuchtendroten Lichtstreif am Horizont ab. Der restliche Nachthimmel war schwarz. Zwischen den Füßen, die zum Schutz vor Kälte mit Lederlappen umwickelt waren, und dem steilen Abgrund war nicht mehr als eine Handbreit Platz.

Es war ein fünfzehnjähriges Mädchen. Mit riesigen grünen Augen. Entschlossenem Blick. Jagdmesser im Gürtel. Vor sieben Jahren war ihr Vater mit ihr aus der Stadt hinauf in die Wälder geflohen. Um denjenigen zu entkommen, die er die Widerwärtigen nannte und denen er alles zutraute. Von einem Tag auf den anderen hatte es nur noch sie beide gegeben. Ohne je irgendwo anzukommen, waren sie durch unbekannte, grenzenlose Wälder gezogen, immer weiter weg von St. Golden, um aus der Gefahrenzone herauszukommen. Sie hatten sich nirgends gemeldet, sie waren zu Geistern geworden, die gelernt hatten, im Wald zu überleben. Der Wald war ihnen ein strenger Lehrer. Er half und gab ihnen, aber er verzieh keinen Fehler. Letzten Dezember war ihr Vater im Steinbruch abgestürzt, als er Feuersteine gesucht hatte. Seitdem hatte Maya mit keinem Menschen mehr gesprochen.

Sie war eine wache Späherin mit geschärften Sinnen, bereit, sich jederzeit bis zum Äußersten zu verteidigen. Wie das ging, hatte sie von ihrem Vater gelernt. Ständig hatte er damit gerechnet, dass die Widerwärtigen sie fanden. Und doch war Maya vor einigen Wochen in die bewaldeten Berge rund um St. Golden, in die Gefahrenzone, zurückgekehrt.

Sie wollte endlich nach Hause.

Sie richtete ihren Blick talwärts. Unten, am Fuß des Steilhangs, flimmerten die hellen Lichter ihres Heimatstädtchens. Aus den Schornsteinen der schmalen Fachwerkhäuser stieg weißer Rauch empor. Nur noch zwei Tage, dann würden die Bewohner, als Gespenster und Hexen verkleidet, durch die engen Kopfsteingassen zum Rathausplatz ziehen und dort ums Feuer tanzen. Nur noch zwei Tage, dann war Halloween.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals zogen sich ein paar besonders mutige Häuser den gewaltigen Schlossberg hinauf. Sie klammerten sich an den Untergrund, bis der zu felsig wurde und als grauschroffe Wand steil nach oben bis zum Waldessaum ragte. Dort stand das von gelblichen Scheinwerfern angestrahlte neugotische Schloss mit seinen beiden Furcht einflößenden Türmen. Es sah aus, als wäre es aus purem Gold.

Und hier stand sie. Maya. Mit nach hinten gezogenen Schulterblättern, offener Brust. Hinter ihr atmete der schwarze Wald seinen eisigen Atem aus. Schneeflocken taumelten aus dem nächtlichen Himmel auf ihre Stirn und auf das verdorrte Gras. Ein totes Kaninchen hing kopfüber an ihrem Gürtel. Frisches Blut trocknete auf ihren Händen und den drahtigen Oberschenkeln, die vom Sommer noch leicht gebräunt waren. Sogar auf ihren Waden hatte das Töten rote Spuren hinterlassen. Unter ihren Sohlen fühlte sie das weiche Moos. Sie sah die Scheinwerfer der Autos, die durch die Unterführung auf den riesigen Parkplatz des 24-Stunden-Supermarkts fuhren, der außerhalb des Ortes lag.

Am späten Abend standen dort nur noch wenige Wagen. Keiner der Bewohner hob seinen Blick die Felswand hinauf, sodass sie hier oben gefahrlos stehen konnte. Sie lebten dort unten in ihren warmen Häusern, zogen ihre Kinder groß und gingen zur Arbeit. Als sei nie etwas geschehen. Doch Maya kannte die Wahrheit. Die Wahrheit, die für alle, die da unten lebten, gefährlich werden konnte. Und genau diese Tatsache machte sie zum einsamsten Mädchen auf der ganzen Welt.

Sie durfte nicht zurückkehren und doch zog die Stadt sie magisch an. Immer wieder hatte ihr Vater es ihr eingeschärft. »Zeig dich nicht! Die Widerwärtigen werden dich töten.«

Maya trat einen Schritt vom Abgrund zurück. Ihr Herz klopfte. Mit einem Ruck drehte sie sich um. Vor ihr erhoben sich die Kiefern bis hinauf in den kalten Nachthimmel. Links von ihr hatten die Waldarbeiter gefällte Stämme zu einem gewaltigen Berg aufgeschichtet. Langsam ging sie auf das undurchdringliche Schwarz zu. Gähnend riss es sein Maul auf. Und mit einem einzigen Satz war sie in ihrem Reich verschwunden.

3. LOUIS

Louis stand im fensterlosen Kühlraum des 24-Stunden-Supermarkts und schluckte schon die zweite Ibuhexal-Tablette gegen den hämmernden Schmerz in seinem Kopf herunter. Nach Schulschluss hatte er mit den Jungs in der Billardkneipe am Rathausplatz seinen Geburtstag gefeiert und bei der Gelegenheit ein paar Bier zu viel getrunken. Man wurde schließlich nur einmal sechzehn.

Sein Atem stand als Wolke in der eisigen Luft. Die gemauerten Wände des engen Kühlraums waren weiß gestrichen. Für ihn und die zehn Paletten Sprühsahne war gerade eben so Platz. Die Stahltür war fest verschlossen, damit die Kälte nicht entwich. Er konnte sich Spannenderes vorstellen, als sich hier den Hintern abzufrieren und falsche Etiketten von Sprühsahnedosen abzuknibbeln. Wenn diese Sache erledigt war, musste er raus in den »Verkaufsbereich« und Popcorntüten zählen, die zwischen den Chipsregalen in einer Art Gitterkäfig aufgehäuft lagen. Und das Ganze für sieben Euro fünfzig die Stunde. Aber was sollte er machen? Von seiner Mutter, die ihr Leben betrunken vor der Glotze verbrachte, bekam er nichts. Das bisschen, was sie mit Haare schneiden schwarz dazu verdiente, reichte gerade so, um ihnen beiden was zu essen zu kaufen.

Louis fröstelte, obwohl er über dem Holzfällerhemd schon den dicken Kapuzensweater trug. Plus eine schwarze Wollmütze. In der Hosentasche vibrierte sein Handy. Endlich! Das war ihr Zeichen! Eilig klappte er den Stahlriegel zurück und zog die Metalltür auf. Michelle, ein hübsches Mädchen mit nussbraunen schulterlangen Haaren, stand draußen. Gegen die Kälte hatte sie sich vorsorglich einen Schal um Kopf und Hals geschlungen. Ihre hellgrünen Augen strahlten.

»Hi! Mein Schatz. Tut mir leid, dass ich so spät bin. Meine Eltern haben mich gezwungen, im Hotel auszuhelfen, weil so viel Andrang ist. Aber erst mal: Happy Birthday!«

»Danke!« Louis gab ihr einen Kuss auf ihre Stupsnase, auf der ein paar süße Sommersprossen tanzten.

Schnell schlüpfte Michelle, in Begleitung einer riesigen Plastiktüte und eines Kinderrucksacks, durch den Türspalt. »Hilfe, ist das kalt hier drinnen.« Sie klemmte sich die Hände unter die Achseln und hüpfte von einem Bein aufs andere. »Dass du es hier drinnen aushältst!«

»Ich bin eben ein knallharter Typ.« Louis zog sie grinsend an sich und schlang die Arme um sie. »Komm her. Ich wärme dich ein bisschen! Hattest du es schwer, hier reinzukommen?«

»Schwer? Um ein Haar hätten mich deine Kollegen erwischt, als ich die Rampe raufgeklettert bin.« Michelle drückte ihr Gesicht an Louis’ weiche Sweatshirtbrust und atmete seinen Duft ein. »Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig hinter die Kartons mit den Cornflakes werfen. Jetzt habe ich mir die Hände aufgeschürft.«

»Oh je! Zeig mal.« Louis nahm ihre Hände in seine und küsste die aufgeschürften Stellen. »Besser?«

»Viel besser.« Seine Freundin ließ ihre Stimme warm und erwachsen klingen. Dabei sah sie ihm tief in die Augen. »Leonie und ich haben uns vorhin ein paar echt heftige Outfits im Halloweenshop besorgt. Schätze, du machst dir in die Hose, wenn ich meins anhabe!«

»Schätze eher, das macht mich scharf.«

Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sie hier auf der Stelle vernascht. Es war so was von verboten, Unbefugten Zutritt zum Lager zu verschaffen. Würden diese abendlichen Besuche jemals auffliegen, wäre Louis sofort den Job los. Aber wo sollten sie sich sonst ungestört treffen? Michelles Eltern waren total dagegen, dass sie zusammen waren. In ihren Augen war Louis ein böser Junge, der nichts auf die Reihe kriegte. Nur, weil er in der Vergangenheit seine Aggressionen ein paar Mal nicht im Griff gehabt hatte. War das ein Wunder? Das Leben war nicht sonderlich gut zu ihm gewesen. Bisher hatten ihn alle geliebten Menschen verlassen. Mal abgesehen von seiner Süßen.

Sie flüsterte: »Ich habe noch eine Geburtstagsüberraschung für dich! Morgen Nachmittag sind meine Eltern mit meiner kleinen Schwester bei irgend so einem Gymnastikturnier. Sie kommen erst gegen Abend nach Hause. Wenn du also nichts Besseres vorhast, dann…«

»Was dann…?« Louis küsste zärtlich ihren Hals.

»Dann könnten wir endlich das machen, was wir schon so lange machen wollen. Du weißt schon…«

»Dein Handy klingelt«, raunte Louis und zog Michelle an ihren schmalen Hüften dichter zu sich heran.

»Ey! Warum ausgerechnet jetzt!« Eilig holte sie ihr Telefon aus der Jackentasche und drückte das Klingeln weg. »Meine Eltern wollen garantiert wissen, ob ich auch alle Hotelgäste vorschriftsmäßig eingecheckt habe. Als wäre ich bekloppt oder so!«

Er atmete warm in ihr Ohr. »Geh doch ran, dann hast du Ruhe.«

»Keine Lust.« Sie ließ das Handy zurück in die Jackentasche gleiten. »Die sollen sich mal wieder einkriegen. Also, was ist mit morgen Nachmittag? Ich könnte uns ein paar Cookies backen, ein Schaumbad einlassen und an der Badewanne ein paar Kerzen aufstellen, ganz romantisch.« Sie sah Louis herausfordernd an. »Oder hast du keine Zeit, weil du dringend für die Schule lernen musst?«

»Was denkst du denn?« Jetzt verlieh er seiner Stimme einen rauen Unterton. »Meinen Schulkram kann ich auch noch später machen.« Er konnte es kaum erwarten, sie morgen zum ersten Mal vollkommen nackt neben sich liegen zu haben. Bisher hatten sie sich nur geküsst und so.

»Okay, Sweetheart«, wisperte Michelle. »Vielleicht kannst du ja auch ein oder zwei Dosen von dieser Sprühsahne hier mitbringen. Dann veranstalten wir damit kleine, versaute Spielchen. Du weißt schon. Du sprühst mich damit voll und lutschst mich ab. Und dann bin ich mit Vollsprühen und Ablutschen dran.«

»Klingt gut. Klingt richtig gut.« Louis hatte seine Zeigefinger in Michelles Gürtel gehakt und zog sie an sich. »Würde noch besser klingen, wenn dein Handy nicht schon wieder bimmeln und die romantische Stimmung versauen würde.«

»Tut mir leid. Meine Eltern versuchen’s echt im Minutentakt.« Michelle schaltete ihr Handy endgültig ab und drückte Louis einen Kuss auf den Mund. »Ich geh jetzt besser. Sonst killen mich diese Stresser noch. Wir sehen uns morgen in der Schule. Bevor ich schlafen gehe, ruf ich dich aber noch mal an und wünsch dir eine gute Nacht.«

»Ich freu mich drauf!« Louis küsste Michelle und ließ sie aus dem Kühlraum. Als er die Stahltür wieder zugedrückt hatte, fiel sein Blick auf die riesige Plastiktüte mit den Splatterkostümen und den Kinderrucksack ihrer Schwester Leonie. Er grinste. Typisch Michelle. Ständig ließ sie ihre Sachen bei ihm liegen. Ihre rote Collegejacke war auch schon in seinen Besitz übergegangen.

Kurz nach halb neun kniete Louis im »Popcorn-Käfig« und zählte kleine, bunte Popcorntüten für 99Cent. Mann, war das erniedrigend. Die paar Kunden, die sich hier abends in den neonlichthellen Gängen herumdrückten, guckten ihn auf dem Weg zur Kasse an, als sei er King Kong höchstpersönlich. Die meisten kauften Bier oder Chips, irgend so einen Müll. Louis warf eine Tüte nach der anderen hinter sich.

Gerade als er zur Hälfte durch war, wurde er über Lautsprecher ins Büro des Filialleiters gerufen. Louis blickte zu ihm hinauf. Der Typ stand da hinter der großen Fensterscheibe, von der aus er den gesamten Markt überblicken konnte, und winkte ihm mit einem gehässigen Grinsen zu. Missmutig stieg Louis aus dem Käfig, sprang die Stahlstufen zum Büro seines Chefs hoch und klopfte an die offene Tür.

Der Filialleiter war ein Choleriker mit Aknenarben auf den Wangen, der voll darauf abfuhr, seine Mitarbeiter zu schikanieren. Er drehte sich langsam zu Louis um. Heute trug er einen fliederfarbenen Anzug und hellbraune Lederslipper und roch, als hätte er eine Aftershavedusche genommen. Seine Stimme bebte und drohte ihm regelrecht wegzubrechen. »Ich habe gehört, du hattest heute zum wiederholten Mal Besuch?«

Louis zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein. Müssen wir das jetzt besprechen? Ich zähle gerade Popcorntüten.«

»Allerdings.«

»Ich hab aber keine Lust, mir Ihre Standpauke anzuhören. Ich weiß ja sowieso, worauf das hinausläuft.« Louis’ Herz raste. »Ich soll vor Ihnen niederknien und hoch und heilig schwören, dass das nie wieder passiert, und dann feuern Sie mich trotzdem. Hab ich recht?«

Der Filialleiter grinste: »Kluger Junge. Es sei denn, du hast eine Info für mich.«

4. HEIDI

Heidi zog hinter sich die Haustür ins Schloss und rannte mit eingezogenem Kopf und offener Winterjacke durch die Eiseskälte zu ihrem Volvo Kombi. Dies war ein Notfall. Und sie hatte noch immer keine Babysitterin für ihren achtjährigen Sohn Winnie organisiert. Unverantwortlich bei ihrem Job. Als Kriminalkommissarin war sie zu jeder Tages- und Nachtzeit auf dem Sprung. Schon wieder musste sie ihn mit einer Schüssel Cornflakes und dem Fernseher allein lassen. Vor einem halben Jahr hatte ihr Exmann resigniert das Weite gesucht. Er hatte nicht ertragen können, dass Heidi ihre Arbeit mindestens genauso wichtig nahm wie ihre Ehe. Nur deshalb war sie mit ihrem Sohn aus der Stadt in dieses Kaff gezogen. Um Eric nicht dauernd über den Weg zu laufen. Und um sich mehr um Winnie zu kümmern. Zumindest war das ihr Plan gewesen, während sie nun doch Abend für Abend im Präsidium saß, um sich einzuarbeiten. Eigentlich hatte, seit sie hier wohnten, nur ihr Sohn eine neue Freundin gefunden: Leonie, ein Mädchen aus seiner Klasse.

Es war kurz vor neun Uhr abends. Vom Himmel nieselte eine kalte Schneematsche. Zielstrebig lenkte Heidi ihr Auto durch die Gassen der Altstadt in Richtung Markt. Sie kannte den Weg zu den Leuten, die schon auf sie warteten. Es waren die Eltern von Leonie. Seit dem späten Nachmittag war die Neunjährige spurlos verschwunden.

Vier Minuten später parkte Heidi ihren Wagen hinter der Kirche vor dem schmalen Fachwerkhaus, das in einer ganzen Reihe von Fachwerkhäusern klemmte, die sich windschief in den eisigen Himmel reckte. Aus den Fenstern drang fahles Licht. Heidi stieg aus, und bevor sie überhaupt zwei Schritte gemacht hatte, rutschte sie auf dem Kopfsteinpflaster aus und landete auf ihrem Hinterteil. »Verdammte Sch…«

Im Schein der Straßenlaterne humpelte sie mit nasser Jeans rüber zur angelehnten Tür, an der ein gebastelter Pappkürbis hing. Heidi zählte bis drei. Es war jedes Mal derselbe schwere Kloß, der ihr im Hals saß, wenn sie zu Leuten musste, bei denen das Unheil an die Tür geklopft hatte. Daran hatte sich all die Jahre nichts geändert. Sie atmete tief durch, zwang sich ein Lächeln ab, das eher zu einer bösen Hexe gepasst hätte als zu einer zuversichtlichen Kriminalkommissarin, und drückte auf die Klingel. »Okay, dann wollen wir mal.«

Keine zehn Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und Sarah, Leonies Mutter, klammerte sich an ihr fest. »Danke, dass du gekommen bist. Ich drehe noch durch. Nini kommt sonst immer sofort nach Hause. Wir haben schon alle ihre Freundinnen durchtelefoniert. Keine von ihnen weiß, wo sie ist…«

»Okay, jetzt beruhige dich erst mal.«

»Ich kann nicht.«

Heidi schob Sarah vor sich her in den Hausflur. »Wir gehen jetzt alles in Ruhe der Reihe nach durch.«

Sarah nickte. »Sie kommt sonst immer sofort nach Hause. Ich weiß, dass da was passiert ist.« Mit ihrem hellblonden Haar und dem rosafarbenen Samt-Jogginganzug sah Sarah aus wie ein Teenagermädchen, dabei musste sie Mitte vierzig sein. »Entschuldige. Ich bin etwas neben der Spur.«

»Atme ganz tief durch. Das hilft.« Heidi streifte die Schuhe ab und warf einen Blick ins Wohnzimmer. »Wo ist Jens?«

»Oben im Arbeitszimmer. Er telefoniert mit seiner Schwester und fragt, ob sie was von Leonie gehört hat.« Plötzlich schlackerte Sarah mit den Händen, als hätte sie sich verbrannt. »Heidi, ich glaube, ich halte das nicht aus, dieses Warten. Wirklich!« Sie warf ihr einen flehenden Blick zu. »Hilf uns bitte!«

Als hätte Heidi eine Pille parat, die alles wieder gut machen würde. Auch daran hatte sich nichts geändert. Die Leute dachten immer, wenn nur erst die Polizei kam, müssten sie keine Angst mehr haben. Dabei wusste Heidi, dass es jetzt erst richtig anfing. »Versuche, dich zu beruhigen, Sarah. Es bringt uns kein Stück weiter, wenn du auch noch die Nerven verlierst. Hörst du?! Du musst klar im Kopf bleiben.« Heidi blickte Sarah streng an. »Wir finden eure Kleine. Aber nur wenn du ruhig bleibst und alles erzählst, was du weißt.«

Sarah schniefte und drückte die Haustür zu. »Sie war beim Training. Drüben in der Sporthalle. Das geht immer bis sechzehn Uhr dreißig. Um Viertel vor fünf ist sie dann meistens wieder hier.«

»Okay.« Heidi schaute den mit apricotfarbenem Flauschteppich ausgelegten Flur entlang. Alles war gemütlich eingerichtet. An den Wänden hingen Kinderzeichnungen, Hausschuhe verschiedener Größe lagen in einem Weidenkorb unter der Treppe, die nach oben führte. Auf einer Kommode stand neben einer Ansammlung kitschiger Keramikschafe ein gerahmtes Foto von Leonie im Turnanzug. Hellblonder Pferdeschwanz. Pony. Hübsches Kindergesicht. Etwas zu große Schneidezähne. Sehr dünn. Bei irgendeiner Siegerehrung. Neben der Kommode waren ein paar ausgehöhlte Kürbisse mit eingeschnitzten Grimassen aufgebaut.

»Willst du irgendwas trinken? Kakao? Tee? Kaffee?« Sarah wischte sich hektisch mit ihrem Ärmel über die Augen.

»Mach dir keine Mühe.« Heidi beugte sich runter und klappte Leonies Schulranzen auf, der neben dem Schuhregal stand. Darin lagen ein paar Schulbücher, ihr Federetui und ein zusammengeknülltes Schokoriegelpapier. »Hat sie ihr Handy dabei?«

Sarah schüttelte den Kopf. »Das hat sie hier gelassen, damit ihr das beim Training niemand klaut.«

Von oben kam Jens, ein bulliger Zwei-Meter-Mann, die schmale Treppe runter. In ihrem Leben hatte Heidi noch nie ein derart aschfahles Gesicht gesehen. Als er unten angekommen war, reichte er ihr die Hand. »Bestimmt machen wir hier den Hund in der Pfanne verrückt, aber du kennst ja unsere Kleine. Die ist sonst sehr zuverlässig.«

»Verstehe.« Heidi lächelte kurz. Dann wurde ihr Blick wieder ernst. »Hat sie euch mal belogen? Geld aus euren Portemonnaies geklaut? Heimlich Süßigkeiten gekauft?«

Sarah und Jens starrten sie ungläubig an. »Nein, hat sie nicht«, sagte Sarah schließlich. »Warum fragst du?«

»Könnte ja sein, dass sie Freunde hat, von denen ihr nichts wisst.« Von oben war leise Musik zu hören. Heidis Blick ging in Richtung Zimmerdecke: »Ist Michelle da?«

Jens seufzte. »Die junge Dame sollte eigentlich drüben im Hotel sein. Wir haben schon versucht, sie zu erreichen. Aber an der Rezeption ist der Teufel los. Alle wollen übermorgen beim Halloweenumzug dabei sein. Sie schaltet nie ihren CD-Player aus, obwohl wir ihr schon hundertmal gesagt haben, dass das Strom verbraucht. Das Licht lässt sie auch immer im Zimmer brennen. Ist gerade kein leichtes Alter.«

Sarah folgte Heidi ins Wohnzimmer. »Wir sind schon dreimal den Weg von uns bis zur Turnhalle abgelaufen, aber niemand hat Nini gesehen. Ich verstehe das nicht. Sie kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben.« Ihre Stimme zitterte. »Mitten im Training ist sie auf die Toilette gegangen und kam nicht wieder. Glaubst du, irgendein Perverser hat sie…?«

Heidi schüttelte den Kopf und lächelte ein versteinertes Lächeln, das nicht verraten sollte, was sie gerade dachte. »Macht euch mal keine Sorgen.« Dabei kam sie sich total verlogen vor. »Ich werde trotzdem mal ein paar Kollegen losschicken.«

Jens warf seiner Frau einen alarmierten Blick zu. »Also glaubst du doch, dass ein Perverser Leonie mitgenommen hat?«

»Das kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Wir müssen alles in Betracht ziehen.«

Sarah schniefte. »Was redest du denn da?«

Plötzlich merkte Heidi, dass sie in den sachlichen Ton gerutscht war, mit dem sie sich schon in der Stadt die Angehörigen von Verbrechensopfern vom Leib gehalten hatte. Aber das hier war etwas anderes. Sie kannte diese Leute, und offensichtlich verstanden sie gerade nicht, dass sie nicht als Freundin gekommen war, sondern als Polizistin. Eilig legte sie wieder etwas Wärme in ihre Stimme. »Was hatte Leonie denn an?«

Sarah blickte Heidi ratlos an. »Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Es ist wie gelöscht. Vielleicht eine Hose?«

»Natürlich weißt du es. Atme tief ein und erinnere dich, was deine Tochter anhatte, als du sie vor der Turnhalle abgeliefert hast.«

»Das hat Michelle gemacht, bevor sie rüber ins Hotel gegangen ist.«

Jens zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es auch nicht. Ich war bis vor drei Stunden drüben im Hotel.«

Heidi versuchte es erneut. »Als sie hier mit Michelle losgegangen ist, hatte sie da eine Jacke an?«

»Ja!« Sarah riss erleichtert die Augen auf. »Ja, jetzt weiß ich es wieder. Sie hatte ihre knallrosa Jacke an. So eine mit weißem Pelzbesatz an der, an der…« Sarah fiel das Wort nicht ein. »An dem Dings dahinten.«

»Kapuze.« Heidi kritzelte etwas in ihren Notizblock und ging dann die Treppe nach oben, um im ersten Stock einen Blick ins Kinderzimmer zu werfen. Vielleicht fiel ihr etwas auf. Etwas, was nicht ins Bild passte. Die Einrichtung war typisch Mädchen. Rosa. An den Dachschrägen hingen Poster von den Schlümpfen und den puscheligen Chipmunks. Über dem Schreibtisch pinnten Medaillen, Urkunden und Fotos von Turnwettkämpfen. Auf der rosageblümten Bettwäsche stapelten sich Rüschenkissen und Plüschtiere. Auf dem Bord darüber reihten sich quietschbunte Miniponys mit absurd großen Kulleraugen.

Heidi wandte sich zu Jens und Sarah um, die wie in Trance in der Zimmertür stehen geblieben waren. »Hat Leonie in letzter Zeit irgendwie anders gewirkt? Verschwiegen? Beunruhigt? Aufgeregt? Hatte sie blaue Flecken?«

Sarah starrte auf die bunte Ponyherde. »Ist das jetzt so eine typische Kriminalkommissarinnen-Frage?«

»Alles kann ein wichtiger Hinweis sein.« Heidi blätterte in einem Briefblock, der auf dem Tisch lag. Es war schon kein Kinderzimmer mehr für sie, sondern ein Ort für die Spurensicherung, und während sie sich umsah, sprach sie wie nebenbei weiter. »Vielleicht war irgendetwas anders als sonst. Vielleicht hat sie sich in der Fußgängerzone mit jemandem angefreundet, von dem ihr noch nichts wisst.«

Jens stierte Heidi aus wässrigen Augen an. Sein Mund stand offen, als hätte er Schwierigkeiten, zu begreifen, was sie damit meinte. »Nichts war anders. Gar nichts. Leonie hätte uns das erzählt.«

»Hat sie Tagebuch geschrieben?«

Ohne eine Antwort abzuwarten, zog Heidi die Schreibtischschublade auf und nahm ein mit Stoff bezogenes Poesiealbum raus. »Das lasse ich mal pro forma auswerten. Und sonst? Facebook? Internetforen? Irgendwas?«

Sarah schüttelte den Kopf. »Nur Youtube, wie man sich solche Flechtfrisuren macht und die Haare glättet…«

»Das ist doch schon mal eine gute Nachricht.« Heidi klemmte sich das gepolsterte Buch unter den Arm, drängte an Sarah und Jens vorbei, die Treppe hinunter. Von unten rief sie: »Wenn euch noch etwas einfällt, ruft mich sofort an.« Dann zog sie die Haustür auf und rannte durch den Schneematsch zurück zum Wagen. Sie hatte sich schon wieder nicht ordentlich verabschiedet. Wann lernte sie das endlich?

5. MAYA

Maya zwängte sich durch den schmalen Spalt ins Innere der Höhle. Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen an das Licht der aufglimmenden Fackel gewöhnt hatten. Auf einem Baumstumpf, den sie in der letzten Woche unter großer Kraftanstrengung hereingeschleppt hatte, standen ein paar geschnitzte Schüsseln mit getrockneten Beeren und Bucheckern. An der Felswand lehnten von ihr gefertigte Waffen. Speere, Fischfanggeräte und ein Gewehr, für das sie längst keine Munition mehr hatte.

Bei ihrem letzten Gang durchs Revier hatte sie oben am Falkenstein ein gelbes Regencape gefunden. Es war der größte Schatz, den sie besaß. Auf dem felsigen Höhlenuntergrund lagen Kaninchen- und Rehfelle, und darauf saß ihr Teddy Lukas, der über ihren Schlaf wachte, seit sie ein kleines Mädchen war, und dessen platt gedrückter Bauch ihr nun als Kopfkissen diente.

Maya legte sich neben ihn und blickte ihm in seine schwarzen Knopfaugen. Sie flüsterte: »Ich hab Zahnschmerzen. Da hinten.«

Maya machte ihren Mund auf und zeigte Lukas die geschwollene Stelle im Kiefer. »Sieht es sehr schlimm aus?«

Ihrer Einschätzung nach machte er ein besorgtes Gesicht.

Maya zog den Teddy eng an sich. »Seit heute Nachmittag ist es immer schlimmer geworden. Zuerst war es nur ein leichtes Ziehen. Aber jetzt zersprengt es mir fast den Schädel.«

Lukas’ Plüschfell legte sich weich um Mayas geschwollene Wange. Sie schloss die Augen. »Wenn es nicht besser wird, müssen wir etwas unternehmen. Dann muss ich mir den Zahn irgendwie ziehen. Und das wird schwer. Das kann ich dir sagen. Das ist ein Mist-Backenzahn. Die haben richtig lange Wurzeln.«

Obwohl Maya dagegen anredete, wusste sie längst, worauf diese Sache hinauslaufen würde. Der Schmerz pulsierte und puckerte aufgeregt in ihrem Kiefer. Es war unmöglich, sich ohne Zange selbst einen Backenzahn zu ziehen. Sie würde ihn irgendwie anders aus ihrem Mund bekommen müssen. Und wenn das schief ging, war sie gezwungen, ihrem alten Zahnarzt in St. Golden einen Besuch abzustatten. Wenn sie jemand da unten erkannte, würde sie damit womöglich die Jagdsaison eröffnen. Und vielleicht war Dr. Bernhard ja auch ein Widerwärtiger?

Dann würde sie ihn töten. Mit einem Schnitt durch die Kehle. Ganz routiniert. So wie sie es bei den Rehböcken machte. Zärtlich legte sie ihnen einen Arm um den Hals, mit der anderen Hand zog sie das Messer durchs Fleisch und durchtrennte sanft die Luftröhre und Halsschlagader. Der Tod trat nicht sofort ein. Sie musste das Tier festhalten, es beruhigen, zeigen, dass alles gut war und ihm nichts mehr geschehen konnte, jetzt nicht mehr. Doch einen Menschen zu töten, war etwas anderes, als einen Rehbock zu erlegen.

Maya flüsterte in die vollkommene Stille hinein: »Hilf mir, Papa. Was soll ich tun?«

Ihr Vater hätte ihre Hand gehalten und leise mit ihr gesprochen, so, wie er es jeden Abend vor dem Schlafen getan hatte. Er hatte ihr Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht und sie gehalten, wenn sie Albträume gehabt hatte. Maya spürte, wie das Fieber und der Schüttelfrost bereits an ihren Körperwänden emporkrochen. Auf ihrer Stirn stand kalter Schweiß. Sie hatte Angst. Sie wollte nicht hinunter nach St. Golden. Sie hatte so lange im Wald durchgehalten. Sie war so lange in Sicherheit gewesen. Sie wollte nicht sterben. Noch nicht.

6. LOUIS

»Stimmt so, Easy.« Louis warf der mit Blumenmustern tätowierten Barfrau einen Fünfer hin und nahm die bis zum Rand gefüllten Biergläser.

Es war kurz vor zehn. Seit über einer Stunde wartete er darauf, dass Michelle endlich zurückrief. Vom Filialleiter war er hochkant rausgeworfen worden, nachdem der vergeblich versucht hatte, aus Louis herauszukriegen, wer von den Lagerarbeitern ständig Katzenfutter mitgehen ließ. Hatte der Typ keine anderen Hobbys? Wovon, verdammt noch mal, sollten Louis und seine Mutter jetzt leben?

In der baufälligen Billardkneipe stand die Luft. Der Boden klebte vom verschütteten Bier und in den Ecken machte sich schon der Schimmel breit. An den mit Brandlöchern verzierten Billardtischen drückten sich ein paar von den Männern herum, die drüben im Sägewerk arbeiteten. Einen von ihnen hatte Louis genau im Visier. Dieser breitschultrige Typ mit den stechend blauen Augen war ihm vor Kurzem nachts zu Hause entgegengekommen. Total nackt, auf dem Weg zum Klo. Hatte offenbar gerade mit seiner Mutter geschlafen.

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