Der Brand der Cheopspyramide - Hans Dominik - E-Book

Der Brand der Cheopspyramide E-Book

Hans Dominik

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Beschreibung

Elias Montgomery. Kaum ein Bewohner der zivilisierten Welt, der ihn nicht kannte. Schon bei seinen Lebzeiten ein Sagenkreis um ihn. Elias Montgomery, der große Erfinder, dem es gelungen, das Problem der Atomenergie zu lösen. Die Atomenergie, jene riesenhafte, über alle Vorstellungen gewaltige Energiequelle, schon seit Jahrzehnten das höchste Ziel der Erfinder in allen Kulturstaaten der Welt. Aber der englische Erfinder Elias Montgomery stirbt. Drei islamische Reiche bedrohen Europa. Die einzige Hoffnung ist eine Erfindung des Magnaten und Erfinders Montgomery. Diese soll endlich die Atomenergie entfesseln können. Doch die Anleitung nahm der Erfinder mit ins Grab. Seine Erfindung, die durch Atomzertrümmerung ungeheure Energien gezielt freizusetzen vermag, wird auf Anlass des maurischen Kalifen Abdurrhaman, der bereits Spanien eingenommen hat, geraubt. Jetzt will er ganz Europa und droht, es ansonsten in eine brennende Hölle zu verwandeln. Bereits 1925, zwanzig Jahre vor Hiroshima, wagte der Autor einen visionären Ausblick auf die Gewalt, die politischen Auswirkungen und den Schrecken der Atomwaffen.

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Hans Dominik

Der Brand der Cheopspyramide

Warschau 2018

Inhalt

§ 1.

§ 2.

§ 3.

§ 4.

§ 5.

§ 6.

§ 7.

§ 8.

§ 9.

§ 10.

§ 11.

§ 12.

§ 13.

§ 14.

§ 15.

§ 16.

§ 17.

§ 18.

§ 19.

§ 20.

§ 21.

§ 22.

§ 23.

§ 24.

§ 25.

§ 26.

§ 27.

§ 28.

§ 29.

§ 30.

§ 31.

§ 32.

§ 33.

§ 34.

§ 35.

§ 36.

§ 37.

§ 38.

§ 39.

§ 40.

§ 41.

§ 42.

§ 43.

§ 44.

§ 45.

§ 46.

§ 47.

§ 48.

§ 49.

§ 50.

§ 51.

§ 52.

§ 53.

§ 54.

§ 55.

§ 56.

§ 57.

§ 58.

§ 59.

§ 60.

§ 61.

§ 62.

§ 63.

§ 64.

§ 65.

§ 66.

§ 67.

§ 68.

§ 69.

§ 70.

§ 71.

§ 72.

§ 73.

§ 74.

§ 75.

§ 1.

Von der großen Uhr her drei helle Schläge. Ein Viertel vor elf… die Londoner Börse eröffnet. Die Makler für Kohlenwerte und Kraftwerkshares traten auf ihren gewohnten Plätzen zusammen, fingen an, ihre Orders zu vergleichen und die ersten Kurse festzusetzen.

Nichts Besonderes. Der Markt versprach nicht anders zu werden wie an den vorangegangenen Tagen.

Plötzlich an einer Stelle ein Makler, große Verkaufsaufträge in Kohlen- und Kraftwerten… unmittelbar danach an einer anderen Stelle ein zweiter… dem folgend ein dritter. Und dann mit einem Schlage bei allen Maklern ein riesenhaftes Angebot in diesen Papieren. Eine ungeheure Aufregung im Raum. Tausend Stimmen durcheinander… Ein Börsenmanöver? Baisse!… Ein Coup von nie dagewesenen Ausmaßen?! Baisse? Auf den ersten Blick schien es so… Hausse? Vielleicht die im Hintergrunde? Von wem ging das Manöver aus?…

Rätsel. Alle möglichen Vermutungen wurden laut, keiner, der etwas Bestimmtes zu wissen schien.

Die Kurse der Kraft- und Kohlenwerte fingen an zu sinken… Sanken immer mehr, je stärker die weiteren Verkaufsorders drückten. Die Makler standen in dem Gedränge der Börsenbesucher wie in einem Strudel. Anderthalb Millionen Shares waren schon umgesetzt, die Kurse teils bis zu 40 Prozent gewichen.

Da plötzlich begann bei einem Makler… dann bei einem zweiten… bei einem dritten der Kursstand sich zu halten, zu heben. Im Nu war es in den weiten Börsensälen bekannt.

»Eine Hausse! Nichts anderes steckt dahinter!« Einer hatte es geschrien.

Die Kurse stiegen, stiegen immer weiter. Telegramme jetzt von den anderen Börsenplätzen, von Berlin, Paris, Petersburg. Überall die gleichen Erscheinungen.

Jetzt wurden den Maklern die Verkaufsorders fast aus den Händen gerissen. Sensation! Der alte Kursstand wieder erreicht. Ein Taumel hatte die Börsenbesucher ergriffen. Höher, immer höher gingen die Kurse.

1 Uhr 43 Minuten: »Elias Montgomery gestorben!…« Ein Schrei aus dem Telegrafenzimmer.

Sekundenlange Stille… Die Stille vor dem Sturm. Dann brach das Unwetter los. Wie auf ein gegebenes Zeichen stürmte alles auf die Makler zu. Verkaufen!… Verkaufen!

Eingekeilt in die sich wütend drängenden Massen die Makler… unfähig, sich zu rühren, die Orders entgegenzunehmen. Der weite Raum ein Anblick, als ob diese Tausende plötzlich in Tobsucht verfallen seien. Man schrie auf die Makler ein, zerrte, stieß sie. Jeder wollte der erste sein, der seine Orders an den Mann brachte. Heiser, mit verzweifeltem Angstgeheul brüllte alles durcheinander. Die Hintenstehenden, die nicht zu den Maklern durchdringen konnten, schwangen in wahnsinniger Wut ihre Verkaufszettel in der Luft… eine Katastrophe, wie sie die Londoner Börse seit ihrem Bestehen noch nicht erlebt…

Wieder drei Schläge der großen Uhr. Börsenschluß. Das Schreien und Toben war schwächer geworden. Nur hier und da noch ein Angebot. Fluchtartig hatten die meisten die Börse verlassen. Kaum einer, der nicht Tausende oder alles verloren hatte.

Elias Montgomery gestorben! In den Straßen aller Hauptstädte der Welt schrien die Verkäufer die Extrablätter aus, brüllten die Lautsprecher von den Dächern der Zeitungspaläste und Hotels die Worte wieder und immer wieder in die Ohren der Passantenmassen. Überall bildeten sich Gruppen, die in lebhaftester Unterhaltung das Ereignis besprachen.

Elias Montgomery gestorben! Von Mund zu Mund gingen die drei Worte. Der Name… kaum ein Bewohner der zivilisierten Welt, der ihn nicht kannte. Schon bei seinen Lebzeiten ein Sagenkreis um ihn. Elias Montgomery, der große Erfinder, dem es gelungen, das Problem der Atomenergie zu lösen.

Die Atomenergie, jene riesenhafte, über alle Vorstellungen gewaltige Energiequelle… schon seit Jahrzehnten das höchste Ziel der Erfinder in allen Kulturstaaten der Welt. Elias Montgomery hatte das Problem gelöst, mußte es gelöst haben. Schon seit Jahren waren die Beweise dafür unbestreitbar. Freilich, er selbst hatte niemals das Geringste über seine Erfindung veröffentlicht oder auch nur im Gespräch mit anderen offenbart. Erst als Vorkommnisse geheimnisvollster Art sich häuften, deren Erklärung jeder menschlichen Erkenntnis spotteten, als sich Erscheinungen wiederholten, die nur mit der Atomenergie zu erklären waren, gewann der Verdacht feste Gestalt, daß die Lösung dieser Rätsel in Montgomery-Hall, jenem alten, noch aus der Stuartzeit stammenden Schloß im schottischen Hochmoor, zu suchen sei.

Doch Elias Montgomery blieb mit seiner Erfindung im Dunklen.

Er wünschte weder Störungen noch Besuche. Er umgab sein Haus mit einem System raffiniertester und wirkungsvollster Sicherungen. Elektrische Wechselspannungen zwischen scheinbar harmlosen Pfosten und Bäumen, die auf jeden, der die Lücke passierte, einen tödlichen Blitz warfen. Später noch, als überzudringliche Besucher sich nicht scheuten, von oben her einzudringen… sich aus stillstehenden Hubschraubern in die Höfe des Schlosses niederzulassen versuchten, auch in der Höhe ein hochgeladenes Netz, das tötende Funken auf jedes Fahrzeug warf.

Ein vollkommenes Sicherungssystem, durch welches das Geheimnis unbedingt gewahrt wurde. Und nun war es doch einem gelungen, gegen den Willen des Erfinders einzudringen. Der Knochenmann war gekommen und hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Hatte ihn mitten aus der Arbeit an dem kleinen Apparat hinweggerissen, der das Geheimnis barg.

Als sicher galt es, daß er das Geheimnis bis zu seinem letzten Atemzuge für sich bewahrt hatte. Mitten in seiner Arbeit war er verschieden, ganz plötzlich, vom Herzschlag dahingerafft. Am Arbeitstisch, die Hände noch an dem Wunderapparat, hatte man den Toten gefunden. Sonst, man traute es ihm wohl zu, hätte er vielleicht beim Herannahen des Todes noch im letzten Augenblick den Apparat, mit dem er die Wunder vollbrachte, zerstört… die Erfindung mit ins Grab genommen.

Jetzt!… Der Meister tot… Sein Werk unversehrt da… Der Augenblick gekommen, es in den Dienst der Welt zu stellen… die Periode des Kohlenzeitalters vorüber! Alle Energiequellen, die die Menschheit bisher kannte, jämmerlich klein, verschwindend gegen die neue Energiequelle, die der Zertrümmerung der Atome entsprang. Die Reaktion an allen Börsen der Welt gab den anschaulichsten Beweis dafür. Alle Kohlenwerte… die Aktien aller Kraftwerke so gut wie wertlos.

Wieder war es wie damals, als die ersten Gerüchte von Montgomerys Entdeckung in die Welt drangen, als die Politiker und Volkswirtschaftler die Köpfe zusammensteckten… berieten, wie dem Chaos zu begegnen sei, das bei der Umstellung auf die neue Energie entstehen mußte.

Wirtschaftskrisen schwerster Art, Krisen, wie sie die Menschheit bisher kaum je erlebt, waren zu erwarten. Und… bedeutete die Erfindung nicht auch gleichzeitig eine fürchterliche Waffe, die in gewissenloser Hand schrecklichstes Unheil über die Menschheit bringen konnte?

Damals schon, gleich nach dem ersten Bekanntwerden von Montgomerys Entdeckung, waren in den Parlamenten Stimmen lautgeworden, die den Erfinder unter staatliche Aufsicht stellen wollten. Schien doch das Problem, die Erfindung anzuwenden, noch viel schwieriger als das, die Erfindung zu machen.

Jetzt, beim Tode des Erfinders, tauchten alle diese Fragen und Ideen wieder von neuem auf. Und von Tag zu Tag spannte sich die Erwartung. Von Tag zu Tag hoffte man auf die Nachricht aus Montgomery-Hall:

»Die Kräfte des geheimnisvollen Apparates sind erkannt, es ist gelungen, ihn in Tätigkeit zu setzen.« Doch die Tage verrannen, und keiner brachte die Nachricht.

Wohl hörte man, daß es gelungen sei, das Sicherungssystem auszuschalten, in das Gebäude einzudringen und die Arbeitsstätte des Verstorbenen zu versiegeln. Wohl hörte man, daß eine Kommission der hervorragendsten englischen Physiker mit der Hinterlassenschaft des Erfinders beschäftigt sei. Aber die Nachricht, die man mit steigender Ungeduld erwartete, blieb aus.

Es war ein Paradoxon stärkster Art. Da stand der Apparat, und keiner Hand war es gegeben, ihn zu bedienen. Es schien der letzte Trumpf dieses ironischen Spötters und Menschenverächters zu sein, daß er der Welt sein Werk unversehrt hinterließ, und daß es doch ebenso war, als hätte er es vor seinem Tode vernichtet.

Die Presse wurde mit Zuschriften überschüttet, sollte Erklärungen darüber geben, wie das möglich sei. Sie wußte nichts anderes, als ihre Leser zur Geduld zu mahnen.

Und je weiter die Zeit vorschritt, desto geringer wurde die Hoffnung, desto mehr zerrannen die Träume, die sich an das große Problem der Atomenergie knüpften. Eine neue Welt sollte sie bringen… ein Paradies auf Erden, den Beginn eines neuen Zeitalters. Das Ende der Kohlenzeit… neues Leben, neue Lebensmöglichkeiten, den Beginn einer neuen Wirtschaft. Möglichkeiten, die das Auge blendeten, Möglichkeiten, die die kühnste Fantasie übertrafen, bot ja der Besitz dieser Energie. Doch wenn nicht ein Wunder geschah, war die Erfindung Montgomerys der Menschheit verloren.

Unbegreiflich, unverständlich… unsinnig nannten die einen die Handlungsweise des toten Erfinders. Wie konnte er das einmal Erreichte, das durch Glück und Geschick Gefundene wieder in Vergessenheit geraten und der Menschheit verlorengehen lassen?

Er erschrak vor den Folgen seines Werkes, sagten die anderen. Alle Kohlengräber der Welt brotlos! Alle Kohlenzechen, alle Kraftwerke der Welt wertlos. Vielleicht durch die mit der Atomenergie so eng verbundene Umwandlung der Metalle eine allgemeine Goldinflation schlimmster Art?

Fragen und Möglichkeiten, die auch die Optimisten nachdenklich stimmen konnten. Man entsann sich der prophetischen Worte, die Lord Ramsay vor beinahe 100 Jahren gesprochen hatte: Hoffentlich ist die Menschheit weise genug, wenn ihr diese Erfindung einmal gelingt. Man begann die Gründe zu begreifen, wenigstens zu ahnen, die Elias Montgomery zur Geheimhaltung seiner Entdeckung veranlaßt hatten.

Aber der Apparat war einmal da. Man wußte, daß er gearbeitet hatte, und unablässig versuchte man es, ihn in Betrieb zu bringen. Einmal mußte es gelingen. Über den Gebrauch der Erfindung ließ sich immer noch reden, wenn man sie erst wieder hatte.

§ 2.

Am Osterley-Park in London die geschmackvolle Cottage der Jolanthe von Karsküll. Die Teestunde ging ihrem Ende zu, und schon begannen hier und da Teilnehmer der Gesellschaft sich zum Aufbruch zu rüsten. Hier wie überall in ganz London der Zauberkasten Elias Montgomerys Hauptgegenstand des Gespräches.

Ein Bedienter schob die Portiere zurück:

Sir Arthur Permbroke!

Jolanthe von Karsküll erhob sich und ging am Arm der Lady Permbroke dem Eintretenden entgegen, empfing und erwiderte freundschaftlich seine Begrüßung, blickte ihn fragend an, während er seine Gemahlin begrüßte.

»Meine Damen, ich will Sie nicht länger in Ungewißheit lassen. Ich kann Ihnen die angenehme Nachricht bringen, daß es mir gelungen ist, auch für Sie die Erlaubnis zum Besuch von Montgomery-Hall zu erlangen.«

Ein Aufleuchten der Befriedigung lief über die Züge der Baronesse.

»Oh, Sie haben die Erlaubnis, Sir Arthur? Meinen herzlichsten Dank.«

»Ich habe Sie. Es war nicht einfach, sie zu bekommen. Jetzt habe ich sie. Aber sehen Sie, mit welchen Formalitäten.« Er zog ein amtliches siegelgeschmücktes Schreiben aus der Tasche und las mit halblauter Stimme: »Jolanthe von Karsküll, 28 Jahre alt, Tochter des verstorbenen Obersten Alexander Baron von Karsküll und seiner Ehefrau Sinaide, zur Zeit wohnhaft in London, Osterley-Park 12, erhält hiermit die Erlaubnis, Montgomery-Hall in Begleitung von Sir Arthur Permbroke am 15. Juni zu besuchen.

Sie sehen, wie formal man hier vorgeht. Selbst Damen gelten als verdächtig, dürfen den Zauberkasten nur unter Wahrung aller Vorsichtsmaßregeln besichtigen. Auch der Umstand, daß ich die Ehre habe, Sie schon von Moskau her seit meiner Tätigkeit bei der dortigen Botschaft genau zu kennen, wäre allein noch nicht hinreichend für die Erteilung der Erlaubnis gewesen. Mußte ich doch auch für meine Gattin einen solchen Passierschein ausstellen lassen.«

Wiederum griff Lord Permbroke in die Tasche, und Jolanthe von Karsküll überflog ein zweites, dem ihrigen ganz ähnliches Dokument: Lady Ellen Permbroke, Gemahlin des Lord Arthur Permbroke, right honorable usw.

»Ich sehe, Sir Arthur, es ist nicht einfach gewesen, die Erlaubnis zu erhalten. Desto mehr freue ich mich auf diesen Besuch. Außerordentlich gespannt bin ich auf den Erfolg, den Professor Syndham mit seinen neuen Arbeiten haben wird. Ich hörte, daß der Professor schon wieder seit acht Tagen in Montgomery-Hall sitzt. Er soll sich recht hoffnungsvoll ausgesprochen haben. Ich bin geneigt, diese Hoffnung zu teilen. Ist er doch einer unserer fähigsten Gelehrten.«

Lord Permbroke schüttelte den Kopf.

»Ich muß Sie leider enttäuschen. Nach den letzten vertraulichen Nachrichten scheint auch Professor Syndham mit seiner Kunst am Ende zu sein. Es ist schon so weit gekommen, daß man alle diese Versuche geheimhält, um die Öffentlichkeit nicht noch mehr aufzuregen und zu enttäuschen. Mißerfolge, Mißerfolge und immer wieder Mißerfolge… eine einzige lange Reihe von Mißerfolgen sind alle diese Versuche unserer klügsten Köpfe, das Rätsel von Montgomery-Hall zu lösen.«

»Aber wie ist das möglich, Sir Arthur, daß es keinem gelingen will, das Erbe Montgomerys…?«

»Wie es möglich ist… ich weiß es nicht. Fast möchte ich mich der Ansicht einiger Gelehrten zuneigen, die behaupten, dieser hinterlassene Apparat wäre überhaupt nicht der, mit dem Montgomery die erstaunlichen Wirkungen erzielt hat.«

Ein Schatten flog über die Züge der Baronin.

»Sollte das wirklich möglich sein, Sir Arthur?«

Lord Permbroke zuckte die Achseln. »Noch kann ich mich der Ansicht nicht anschließen, daß Elias Montgomery doch noch Zeit fand, seine Erfindung vor seinem Tode zu vernichten, und uns nur einen Vexierapparat zurückließ. Aber schließlich, unsere englischen Physiker haben stets einen guten Ruf in der Welt gehabt. Ich finde keine Erklärung dafür, wenn sie jetzt den Apparat nicht in Betrieb zu setzen vermögen, mit dem schon so lange erfolgreich gearbeitet wurde.«

»Sir Arthur! Das wäre aber doch…«

»Es wäre ein schwerer Schlag für Großbritannien, Baronin. Nach meiner Meinung bleibt uns nur noch die ultima ratio, andere europäische Gelehrte zur Lösung des Rätsels heranzuziehen. Ich denke in erster Linie an die Physiker der Riggers-Werke, die seit Jahren auf dem gleichen Gebiete arbeiten. Wäre es auch nur zu dem Zweck, um festzustellen, ob wir den wirklichen Apparat Montgomerys vor uns haben oder nur ein Vexierstück, das dieser… dieser Sonderling uns hinterlassen hat.«

»Ich kann mir denken, Sir Arthur, daß unsere Regierung sich zu einem solchen Schritt nur sehr ungern entschließen würde. Bedeutet er doch zum mindesten für unsere Physiker das Eingeständnis einer Schlappe. Ganz abgesehen von anderen Gründen, die gegen einen solchen Weg sprächen.«

Lady Permbroke, die der Unterredung bisher schweigend gefolgt war, mischte sich jetzt ins Gespräch.

»Und ich kann nicht einsehen, weshalb man diesen Weg nicht schon längst beschriften hat. Bei der ungeheuren Wichtigkeit, die der Besitz der Erfindung für Europa, ich betone: nicht nur für ganz Europa, sondern für die ganze Welt hat, dürfte es doch ganz einerlei sein, wer das Geheimnis löst.

Aber da haben wir wieder einmal das jämmerliche Schauspiel der europäischen Uneinigkeit, der Eifersüchteleien kleinlicher Köpfe. Der Gedanke, daß es sich heut bei den politischen Weltkonstellationen nicht mehr um England oder Deutschland oder irgendeinen anderen Teil des europäischen Staatenbundes dreht, sondern nur noch um Europa auf der einen, die anderen Weltteile auf der anderen Seite… der Gedanke ist leider immer noch so vielen fremd geblieben. Selbst die Besetzung Spaniens bis zu den Pyrenäen durch das mauretanische Reich hat es nicht vermocht, die europäischen Staatsmänner zu europäischem Denken zu erziehen.«

Lord Permbroke lächelte, aber es war ein bitteres Lächeln.

»Du bist wieder bei deinem beliebten Thema, Ellen. Aber so recht du auch hast, eher wird die Themse aufwärts fließen, ehe die Mitglieder des europäischen Staatenbundes europäisch denken lernen, ehe sie ihre Interessen auf das eine gemeinsame Interesse der Erhaltung und Festigung Europas vereinigen.«

Die Worte Lord Permbrokes waren nicht geeignet, den Eifer der Lady zu dämpfen. Noch lebhafter fuhr sie fort:

»Es ist ein Jammer, Arthur. Hier das uneinige, in sich zerrissene Europa und dort als unmittelbare Nachbarn in Afrika und Asien die drei mächtigen islamitischen Reiche. Mit welcher Freude hat man seinerzeit die ersten Schritte zur Einigung Europas begrüßt! Welche Hoffnungen setzte man auf die Gründung des europäischen Zollverbandes, der alle Industrien Europas zu einem einzigen mächtigen Block verschmelzen sollte! Was erwartete man alles von einem europäischen Staatenbund!

Und jetzt…? Seit fünf Jahren ist Spanien in maurischer Hand. Seit beinahe fünf Jahren sitzen die Diplomaten Europas und Mauretaniens in Rom zusammen. Sitzen und verhandeln… doch nur, um eine Phrase, eine Formel zu finden, die den bestehenden Zustand sanktioniert, ohne der Ehre Europas allzuviel zu vergeben.

Das Schicksal bot uns eine Chance. Die Erfindung Montgomerys umfaßt auch die Mittel, Spanien von mauretanischem Joch zu erlösen. Anstatt alle Kräfte Europas heranzuziehen, anstatt mit allen nur erdenklichen Mitteln das Geheimnis des Toten schnellstens zu lösen, verschließen wir seinen Apparat hinter Panzermauern. Wachen eifersüchtig darüber, daß nur ja niemand ihn sieht, der ihn vielleicht in Betrieb setzen könnte…

Und darüber verstreichen Wochen und Monate… und die Welt lacht über das schwache Europa.«

Jolanthe von Karsküll war den temperamentvollen Ausführungen der Freundin schweigend gefolgt. Nur ein leichtes Nicken des blonden Hauptes drückte bisweilen ihre Zustimmung aus. Jetzt sprach sie.

»Sie haben recht, Lady Ellen. Nur allzu recht. Europa, das alte morsche Europa spielt dem afrikanischen Kalifenreich gegenüber keine gute Rolle. Bisweilen überkommen mich Zweifel an seiner Zukunft. Dann muß ich mich fragen, ob seine Rolle als führender Weltteil nach einer dreitausendjährigen Geschichte nicht vielleicht ihrem Ende entgegengeht, ob nicht andere, jüngere, kräftigere Reiche an seine Stelle treten sollen.«

Lady Ellen fuhr auf.

»Nein, Jolanthe, nein und nochmals nein. Noch liegt die Führung der Welt bei den Europäern. Als eine Gabe des Schicksals betrachte ich diese Erfindung des Toten. Aber wehe uns, wenn wir die Gabe nicht zu nutzen wissen.«

Lord Permbroke näherte sich seiner Gattin.

»Es wird spät, Ellen. Wir müssen gehen. Diese Fragen, die dich… die uns alle bewegen, werden wir heute abend nicht mehr beantworten können.«

Er wandte sich an Jolanthe. »Gnädigste, wir treffen uns am kommenden Mittwoch morgen auf dem Flugplatz in Wembley.«

Die letzten der Gesellschaft waren gegangen. Jolanthe von Karsküll stand am Fenster und beobachtete die Abfahrt ihrer Gäste. Sie sah den Kraftwagen mit Lord und Lady Permbroke fortfahren. Ihre Blicke folgten, bis das Gefährt entschwand. Dann trat sie in den Raum zurück. Ein tiefer Atemzug… wie eine Befreiung.

»Der erste Schritt!«

§ 3.

Ein rasender Nordoststurm jagte über die niedersächsische Heide, riß an den Zweigen der Bäume und rüttelte an den Mauern und Dächern der zerstreuten Gehöfte. In tiefem Dunkel das alte Heidedorf, nur in dem einsamen Haus dort neben dem Erlenkamp noch Licht. Weithin fiel sein warmer Schein durch die klappernden Läden in die Dunkelheit.

Ein Wanderer, der dem Dorfe zuschritt, warf einen scheuen Blick dorthin, schien froh, als er daran vorbei war. In Verruf war das Haus gekommen, seit der darin hauste. Ein blühender Hof einst, der Ellernhof, ein reiches Anwesen mit weiten Feldern und Wiesen. Bis auf die Frankenzeit führten die Eisenecker vom Ellernhof ihren Ursprung zurück. Als Meier des Großen Karl sollten sie einst hierher in die Heide gekommen sein. Viele Jahrhunderte hindurch hatte das Geschlecht auf dem Ellernhof geblüht, hatte Kriegsstürme und schlimme Zeiten glücklich überstanden.

Doch als der vorletzte Besitzer starb, weilte sein Sohn in der Ferne, in Ländern, die man hier in der Heide kaum dem Namen nach kannte. Fremde Hände verwalteten den Hof… verwalteten ihn schlecht, bis eines Tages der Sohn zurückkam. Aber auch dann wurde es nicht besser. Der Letzte aus dem Geschlechte der Eisenecker war kein Heidebauer mehr. Ein geheimnisvolles… unheimliches Werk schien der da zu betreiben. Ein Werk, bei dem der Ellernhof zugrundeging. Einen Acker nach dem anderen, eine Wiese nach der anderen verkaufte er, bis ihm schließlich nur noch der Hof blieb. Leer die Ställe, verrottet das Inventar, verfallen das Haus. Unheimlich das Ganze. Jahre waren darüber verstrichen.

An einem mit Retorten bedeckten Tisch saß in dem einzigen erleuchteten Raum ein Mann. Die hohe Gestalt weit vorgebeugt über einen rohgearbeiteten hölzernen Kasten, zu dem zahlreiche Drähte führten. Ein ungepflegter Bart wucherte um das Kinn des Einsamen. Seit vielen Monaten schien keine Schere an sein Haupthaar gekommen zu sein. Mit zitternden Händen löste er die Schrauben des Deckelverschlusses. Weit geöffnet strahlten seine Augen in übernatürlichem Glanz, starrten auf den Kasten, harrten, was der geöffnete Kasten enthüllen würde. Jetzt schoben seine Finger den Deckel zurück. Frei lag der Inhalt vor seinen Blicken, und ein Schrei entfuhr seinen Lippen. Die hagere, hohe Gestalt taumelte empor, wankte zurück.

»Gold! Gold!« Er schrie es. Noch einmal mit einem Sprung war er wieder am Tisch, griff nach dem gleißenden Stück, hob es empor und sah, wie die Strahlen der Lampe sich darin in gelbem Schimmer brachen und spiegelten. Und dann, als ob die Last des Goldes ihn erdrückte, stürzte er zusammen, den schimmernden Klumpen krampfhaft an die Brust gepreßt.

So lag er, bis das Licht der Morgensonne in den Raum drang, bis die Sonnenstrahlen, glänzend und schimmernd von dem Metall zurückgeworfen, ihn zwangen, die Augen zu öffnen. Schwerfällig richtete er sich empor. Sah den Metallklumpen. Wollte ihn mit einer gleichgültigen Fußbewegung zur Seite stoßen. Der rückte nicht. Er beugte sich, hob den schweren Brocken auf und warf ihn in eine Ecke zu allerhand zerbrochenem Gerät und Gerümpel. Schritt dann zum Arbeitstisch. Seine Hände umfaßten den schmucklosen Kasten, hoben ihn hoch, drückten ihn an sich mit einer Inbrunst, die unbegreiflich. Wiegend, als hätte er das köstlichste Kleinod im Arm, trug er ihn durch den Raum.

Triumph jeder Schritt, jeder Blick, jede Geste!

So ging er in den Nebenraum. Hier standen noch die Speisen vom gestrigen Abend. Heißhungrig stürzte er sich darauf. Erst jetzt kam es ihm zum Bewußtsein, daß er seit vielen Stunden keinen Bissen genossen hatte. Gierig aß er das schlecht zubereitete Mahl. Dann sprang er auf. Vor einem gesprungenen, erblindeten Spiegel betrachtete er sich selbst. Schäbig… verwildert… abgemagert!

Er lachte auf: »Ohne Kunst aufs beste verkleidet!«

Aus einem Album zog er eine Fotografie, hielt sie gegen das Licht, betrachtete die Züge, die sie darstellte.

Wie alt war das Bild?… Vier Jahre… wie hatten die vier Jahre ihn verändert… vier Jahre, in denen er Tag und Nacht nur auf ein einziges Ziel hingearbeitet.

Gold?… Das Gold dort in der Ecke?…

Nein! Einem höheren… einem unendlich viel höheren Ziel strebte er nach. Einem Ziele, welches das Gold wertlos machen, der Menschheit anderen, viel reicheren Segen bringen mußte. Einem Ziele, das ihm wie eine reife Frucht in den Schoß fallen mußte, nachdem das Gold nun da war.

Ein Zeitungsblatt lag neben der kärglichen Mahlzeit auf dem rohen Eichentisch. Der Anzeiger der nächsten Kreisstadt.

Seine Augen überflogen die Zeilen. Nachrichten aus London… Elias Montgomery gestorben. Alle Versuche der englischen Gelehrten, den hinterlassenen Apparat in Betrieb zu setzen, bisher ergebnislos… wahrscheinlich für immer hoffnungslos.

Seine Augen hingen an den Worten. Immer wieder überflog er die wenigen Zeilen. Dann lachte er laut.

War’s möglich? Montgomerys Erbe, keiner, der es zu heben vermag! Er drehte das Blatt um, sah nach dem Datum. Es war schon über eine Woche alt.

Die Welt! Europa! Was hatten die dazu gesagt… die Riggers-Werke… Harder, der Generaldirektor der Werke. Er?…

In heftiger Erregung durchmaß er das Zimmer.

Montgomery! Elias Montgomery! Der Mann, der das Problem der Atomenergie gelöst. Der die Energie beherrschte… und sie der Welt verbarg… vorenthielt.

Weil der nicht die Kraft besaß, die Aufgabe zu lösen… die schwerere… die größere, das Errungene der Welt zu geben, ohne die Wirtschaft aus den Fugen zu reißen… Statt des Paradieses ein Chaos zu stiften.

Das allein der Grund. Deshalb Elias Montgomery der Sonderling! Er verstand ihn wohl. Er…! Seine Blicke gingen zu der kleinen hölzernen Truhe. Er schritt darauf zu. Verschränkte die Arme, starrte lange darauf. Segen und Fluch…

Die Arme fielen nieder. Der Körper sank in sich zusammen, die Schultern krümmten sich.

Segen allein? Last ungeheure! Der trug sie nicht!… Ich?… Beim Klang der Worte ging es wie ein Ruck durch die Gestalt. Der Körper reckte sich… den Kopf zurückgeworfen, das Auge wie in weite Fernen gerichtet, die Lippen zusammengepreßt, Energie, Kraft in jedem Muskel…

»Ich will’s versuchen!«

Die alte Wirtschafterin trat ein. Hielt ihm ein amtliches Schriftstück hin. Er las… und lachte… lachte aus vollem Halse.

Da stand geschrieben, daß der Ellernhof am nächsten Mittwoch zur Versteigerung kommen würde.

Er schrie das alte, halb taube Weib an: »Ich muß verreisen!«… Bedeutete ihr, einen Koffer vom Boden zu holen, irgendwo sonst zu suchen, riß selbst die Tür eines wackligen Schrankes auf, der seine karge Garderobe enthielt.

Da hing eine Hose… ein prüfender Blick darauf… Nein!… Unmöglich, weg damit! Die war ja noch schlechter als die, die er jetzt trug… Ein heller Rock… ein weißer Rock, mit dem er früher… lange war es her… zum Tennisspiel gegangen war… da eine schwarze Hose, die er früher einmal beim Examen getragen… schwarze Hose… weißer Rock… nein! unmöglich! Aber der Schrank war leer… halt!… Da noch eine grüne Joppe… noch vom Vater her… sie war ihm reichlich weit, aber das mußte gehen.

Er packte ein paar Habseligkeiten in den Rucksack. Prüfend wog er den Goldbarren… zehn Kilo… genug, um die Schuld zu bezahlen… und genug blieb noch für die nächste Zeit darüber hinaus übrig.

So verließ Friedrich Eisenecker zum erstenmal nach vier Jahren sein Haus. Am nächsten Tage war er zurückgekehrt. So verändert, daß ihn die alte Wirtschafterin kaum wiedererkannte. Bart und Haar gestutzt, mit einem guten neuen Anzug bekleidet. Er nickte der Alten ein Willkommen zu, drückt ihr einen Zettel in die Hand… die Versteigerung des Ellernhofes aufgehoben… die Schuld bezahlt…

Während die Alte noch auf den Zettel starrte, saß er schon längst wieder oben bei seinen Retorten und Apparaten. War auch seine Aufgabe in der Hauptsache gelöst, galt’s doch noch, die letzte Hand an seine Erfindung zu legen, das Werk zu vollenden. Nicht viel war’s und keine schwere Arbeit mehr. Wenige Wochen nur.

Und dann war auch das getan. An Stelle des rohen ungefügen Kastens stand eine zierliche kleine Kassette auf dem Arbeitstisch. Bequem und leicht mitzuführen.

Jetzt fort! Morgen schon wollte er hinaus… hinaus in die Welt.

Die Nacht… Feuerlärm durch das stille Heidedorf. Noch bevor die freiwilligen Helfer sich sammelten, bevor sie die lecke Feuerspritze in Tätigkeit setzen konnten, brannte der ganze Ellernhof in hellen Flammen…

Sein Besitzer stand dabei… ruhig, unbewegt und sah mit unveränderter Miene, wie das alte väterliche Heim in Asche sank.

Mit Staunen… mit Mißtrauen blickten die Dörfler auf ihn. Schon lange war er ihnen unheimlich, jetzt wurde er ihnen rätselhaft. Sie wußten, daß er nicht versichert war… nicht mehr die Mittel gehabt hatte, die Versicherung zu bezahlen. Sollte ihn die Not so abgestumpft haben, daß er das Unglück nicht mehr empfand? Das Unglück, das hier mit wabernder Lohe seine letzte Habe verzehrte…

§ 4.

Als ihre Gäste sie verlassen, trat Jolanthe von Karsküll in ihr Boudoir, drückte auf einen Klingelknopf und klingelte in bestimmten Intervallen. Ihre alte Dienerin erschien. Europäisch oder nicht europäisch? Etwas Fremdländisches lag in ihren Zügen, aber nur ein sehr genauer Kenner der asiatischen Rassen hätte wohl den Typus der Georgierin darin zu entdecken vermocht.

»Zobeide, ich wünsche ungestört zu sein, bis ich dich wieder rufen lasse.«

Die Alte verneigte sich stumm und verschwand. Jolanthe von Karsküll schloß die Tür hinter ihr und schob den Riegel vor.

Das villenartige Wohnhaus stand auf drei Seiten frei in einem ziemlich geräumigen Garten. Nur mit der einen Seite lehnte es sich an das Nachbargebäude. Jolanthe von Karsküll nahm den Hörer von einem Tischapparat, sprach ein paar Worte hinein und legte ihn wieder auf. Dann trat sie an einen großen in die Wand eingebauten Spiegelschrank und öffnete die Tür. Der Schrank war dicht mit Kleidungsstücken gefüllt. Doch auf einen Knopfdruck schwangen die Messingstangen mit den Kleidern zur Seite, und die Hinterwand lag frei. Ein Druck auf einen anderen, kaum sichtbaren Knopf, und die hintere Schrankwand rollte sich jalousieartig auf.

Die Wand dahinter war hohl. Eine zweite Holzwand wurde dort sichtbar. Auch diese Holzwand teilte sich.

Eine Hand streckte sich ihr entgegen und geleitete sie in den Raum. Es war das Privatkabinett des maurischen Botschafters Midhat Pascha.

»Zu Ihren Diensten, Gnädigste. Ich bin entzückt, Sie hier zu sehen.«

Der Botschafter beugte sich über ihre Hand und führte sie zu einem Sessel.

»Ihr Besuch… ich lese in Ihren Mienen…«

»Ja, Exzellenz, ich freue mich, Ihnen einen weiteren Erfolg melden zu können. Am Mittwoch früh fahre ich mit dem Ablösungsschiff nach Montgomery-Hall.«

»Prächtig, meine Gnädigste!« Midhat Pascha war aufgesprungen und schüttelte die Hand der Jolanthe von Karsküll.

»Ich brenne darauf, die Nachricht nach Fez melden zu können.

Unser Herr, der Kalif, drängt in einer Weise, die mir schlaflose Nächte macht. Meine Stellung hier… ich gestehe es offen… hängt vom Gelingen unseres Planes ab. Deshalb auch meinen herzlichsten persönlichen Dank, gnädigste Baronin. Nun, da unser erster Schritt so gut glückte, habe ich die feste Zuversicht, daß uns auch das Ganze gelingen wird.«

»So ganz vermag ich die Hoffnung Euer Exzellenz nicht zu teilen. Ich weiß nicht, ob meine geringen physikalischen Kenntnisse genügen werden, die raffinierte Art des Sicherungssystems zu begreifen, so daß ich unseren Mann instruieren kann. Ich habe mich zwar in der letzten Woche Tag und Nacht mit dieser mir ziemlich fremden Materie beschäftigt, aber…«

»Keine Zweifel, Gnädigste! Die bewundernswerten Proben Ihrer Intelligenz während der letzten…«

»Keine Schmeicheleien, Exzellenz. Sie wissen, ich hasse das. Bin ich ein Weib wie…«

Der Botschafter fiel ihr in die Rede.

»Es waren die Worte, die unser Herr, der Kalif, selber gebrauchte, als er mir in seinem letzten Brief befahl, die Angelegenheit zu beschleunigen.«

Eine leichte Röte huschte über das Antlitz der Jolanthe von Karsküll. Der feste Zug um ihren Mund wurde weich, ein Schimmern der Freude blitzte in ihren Augen.

»Sie haben recht. Es muß gelingen. Halil Rifaat alias Macolm muß mein physikalisches Kauderwelsch verstehen! Er ist ein fähiger Kopf, der sicherlich auch in jeder anderen Position Großes leisten würde.«

»Halil Rifaat ist ein treuer Diener seiner scherifischen Majestät… wie Sie und ich. Die Zeit wird kommen, wo unser Herr belohnen wird… ihn… und auch Sie. Kein anderer, keine andere im Reiche Abdurrhamans, die sich mit solcher Huld erfreuten wie Sie…«

Abwehrend hob sie die Hände.

»Lassen Sie, Exzellenz! Kommen wir zu etwas anderem. Die Börsenengagements Edhem Paschas, unseres Finanzministers, dürften allmählich gelöst sein. Ein Coup von solchem Umfange ist wohl in der Geschichte der Londoner Börse noch nicht dagewesen. Der Gewinn für den maurischen Staatsschatz…«

»Die Kassen Edhem Paschas schwimmen im Golde. Unser Staatsschatz hat sich innerhalb einer Stunde vervielfältigt. Ein Erfolg, den selbst der größte Optimist kaum erwarten durfte. Die Börse ist und bleibt unberechenbar. Der Schrei dieses Narren: ›Es steckt eine Hausse dahinter!‹ brachte das Unerwartete, selbst in kühnen Träumen nicht zu Erhoffende, daß die Kurse trotz unseres riesenhaften Angebotes stiegen, bis über den ersten Stand hinaus stiegen. Dadurch erst wurde die Deroute hinterher so ungeheuer.«

»Und man ahnt immer noch nicht, von wem das Manöver ausging?«

»Nein! Die Engagements waren trotz der kurzen Zeit so geschickt untergebracht, daß niemand den geringsten Verdacht schöpfen konnte, auch kaum jemals schöpfen wird.«

»Hat der Tod Saids nicht Anlaß zu weiteren Nachforschungen gegeben?«

»Nein! Seine Leiche ist bis zur völligen Unkenntlichkeit verbrannt. Schade, sehr schade um den Mann.«

»Haben Sie sich jetzt ein klares Bild über die Vorgänge jener letzten bedeutungsvollen Tage machen können?«

»Ich denke: ja! Sie wissen, es war uns verhältnismäßig leicht gelungen, Said unter dem Namen Sniders als technischen Hilfsarbeiter letzten Grades in Montgomery-Hall unterzubringen. Monatelang warteten wir vergeblich auf Nachricht von ihm. Auf die Nachricht, daß es ihm gelungen wäre, Elias Montgomery seine Erfindung abzusehen, den Apparat selbst nachzukonstruieren.

Jetzt, da sich die besten englischen Physiker in wochenlangen Versuchen vergeblich bemüht haben, das Geheimnis Montgomerys zu ergründen, kommt mir unser eigener Plan naiv vor. Said war wohl ein guter Techniker, aber seine physikalischen Kenntnisse lassen sich mit denen der englischen Gelehrten nicht vergleichen. War es ein Fehler, so ist er jedenfalls zu entschuldigen. Die Auswahl bei uns ist naturgemäß nicht groß. Die weiteren Ereignisse müssen sich folgendermaßen abgespielt haben.

Durch einen Zufall kam Said an jenem Tage zuerst in das Laboratorium Montgomerys. Er sah den Erfinder tot neben dem Apparat liegen. Nun bewies er einen hohen Grad von Umsicht. Ohne den Bewohnern des Schlosses Nachricht von dem Tode des Erfinders zu geben, telegrafierte er mir sofort in unserem Geheimcode das Ereignis. Ich gab es schnellstens in die Heimat weiter und wies darauf hin, daß Said bestimmt hoffte, den Tod des Erfinders bis in die Börsenstunden hinein geheimhalten zu können. Edhem Pascha faßte den Wink richtig auf und entrierte jenes berühmte, selbst für die Londoner Börse außergewöhnliche Manöver.«

»So ging der Gedanke dazu von Ihnen aus, Exzellenz? Ich gratuliere. Die Idee war glänzend.«

Der Botschafter zuckte die Achseln.

»Mag sein. Diese Vermehrung des Staatsschatzes ist ein bedeutendes Aktivum für den Kalifen. Seine nächste Depesche erkannte das auch an, wies aber gleichzeitig darauf hin, daß der Besitz des Apparates selbst nicht durch hundert solcher Börsentransaktionen aufgewogen werden könne.«

»Darüber besteht wohl kein Zweifel, Exzellenz. Aber wie erklären Sie sich weiter den Tod Saids?«

»Es gibt nur eine Erklärung. Bei der allgemeinen Verwirrung, die nach dem Bekanntwerden von Montgomerys Tod im Schlosse ausbrach, hatte Said unzweifelhaft die Absicht, den Apparat kurzerhand fortzunehmen… damit aus Montgomery-Hall zu fliehen. Dazu mußte er zuerst die Sicherungsanlagen wirkungslos machen. Den Versuch, dies zu tun, hat er mit seinem Leben bezahlt.«

»Ihre Worte machen mich besorgt, Exzellenz. Was Said nicht gelang, der monatelang in Montgomery-Hall gelebt hat, wie sollte es mir und Halil Rifaat gelingen?«

»Es wird gelingen, Baronin! Schon einfach deshalb, weil Sie dabei sind. Nein, nein, es ist so! Das ist keine Schmeichelei. Ich stelle zum Beweis für meine Worte die Frage: Ist uns schon jemals ein Unternehmen fehlgeschlagen, bei dem Ihre kleine Hand im Spiele war?… Sie schweigen, Baronin… und doch sagt mir die Sprache Ihrer Augen, daß sie mir recht geben.«

»Und der Kalif… ist der Kalif Abdurrhaman derselben Meinung?«

Der Botschafter machte eine bejahende Verbeugung. Jolanthe von Karsküll hatte sich erhoben. Einen Augenblick stand sie, die junonische Gestalt hochaufgereckt, stumm. Das Auge wie verloren in weite Fernen gerichtet. Dann, als habe sie Mühe, sich in die Wirklichkeit zurückzufinden, sprach sie. Langsam… stockend… mit Unterbrechungen.

»Wenn es gelingt, Exzellenz… wenn uns der letzte große Wurf gelingt… wäre es möglich… ginge es, daß… ich selbst den Preis dieses Kampfes… die Beute dieses Unternehmens unserem Herrn…?«

»Unmöglich!« Der Botschafter hob beschwörend die Hände empor. »Unmöglich, Baronin. Ihr Verschwinden nach solch einem Ereignis… es wäre möglich, daß der Schimmer eines Verdachtes… nein!… Das darf nicht sein. Auf keinen Fall. Es tut mir sehr leid, Ihnen diese Bitte abschlagen zu müssen, wenn ich auch…«

»Sie haben recht, Exzellenz. Mein Wunsch war töricht. Ich begreife selbst nicht… auf Wiedersehen denn.«

Der Botschafter drückte seine Lippen auf ihre Rechte und geleitete sie zu der offenen Wand. Noch einmal eine tiefe Verneigung des Mauren. Das Knacken einer Feder, das Rauschen eines Verschlusses. Jolanthe von Karsküll stand wieder allein in ihrem Boudoir.

§ 5.

Eine Sitzung in den Riggers-Werken zu Berlin. Der Generaldirektor Harder hatte alle Herren telegrafisch hierherbestellt, die auf der kleinen Nordseeinsel Warnum dort draußen am großen Problem der Atomenergie arbeiteten. Da saßen sie um den großen Konferenztisch herum, die geschicktesten Physiker, die klügsten Köpfe der Riggers-Werke, die sich seit einem Jahrzehnt mit dem weltbewegenden Problem der Atomenergie herumschlugen. Gesichter, in die unablässiges Forschen und Spüren… in die durchsonnene Tage und durchwachte Nächte, in die so viele Enttäuschungen ihre unverlöschlichen Runen eingegraben hatten.

Schon damals, als die Nachrichten von den ersten Erfolgen Montgomerys nach Deutschland drangen, waren die Sitzungen der Riggers-Werke in recht erregten Formen verlaufen. Da gab’s oft mutlose Stimmen in der Versammlung, die fragten, wozu überhaupt noch einen Draht schalten, eine Klemme festschrauben, wenn ein anderer das Problem schon gelöst hat. Bedurfte es doch einer ganz besonderen Hingabe, auf dem einmal beschrittenen Wege weiterzugehen, weiterzuarbeiten und ein Ziel zu erstreben, das jener schon erreicht hatte. Die Kunde vom Tode Montgomerys, die Nachricht, daß seine Erben die Erbschaft nicht zu heben vermochten, war hier mit einem Gefühl der Erleichterung aufgenommen worden. Jetzt hatten die Riggers-Werke auf dem Gebiete der Atomenergie wieder die Spitze. Jetzt konnten sie vielleicht als die ersten das Ziel erreichen, das der übrigen Welt unerreichbar war.

Schon seit einer Stunde waren sie versammelt und erwarteten mit immer noch steigender Spannung das Erscheinen ihres Generaldirektors. Jetzt riß der Diener die Tür auf. Harder trat ein. Mit einem kurzen Nicken begrüßte er die Versammelten und nahm am Konferenztisch Platz.

»Meine Herren, in Erwartung einer wichtigen Nachricht habe ich mich verspätet. Bitte, entschuldigen Sie das. Meine Zeit ist jetzt so stark in Anspruch genommen, daß ich nicht selbst nach Warnum kommen konnte, sondern Sie hierher bitten mußte.

Es handelt sich in diesen Tagen in erster Linie um unsere Stellung zu der englischen Erfindung und… zu der englischen Regierung…«

Gespannt blickten die hier Versammelten auf ihren Chef. Da war es ja wieder. Jenes Thema, das sich in dem einen Namen Montgomery zusammenfassen ließ, und das ihnen allen schon so viele Tage voller Aufregungen, so viele Stunden inneren Zweifels gebracht hatte. Der Generaldirektor sprach weiter.

»Sie wissen, daß die Presse es der englischen Regierung seit dem Tode Montgomerys sehr nahegelegt hat, Physiker der Riggers-Werke zum Studium und zur Inbetriebsetzung des Apparates heranzuziehen. Ich kann Ihnen weiter sagen, daß auch unsere Regierung mit einem derartigen Schritt an die englische Regierung herangetreten ist. Heute morgen kam die Antwort: Nein!

Meine Herren, die Gründe dafür sind durchsichtig genug. England steht auf dem Standpunkt daß der Apparat Montgomerys nur durch englische Physiker in Betrieb gesetzt werden darf. Es betrachtet jede fremde Mitarbeit als eine Schmälerung ihres Erfinderruhmes. Nach dem bisher Erlebten bin ich überzeugt, daß die europäische Presse, wenigstens die des Festlandes, diesen Standpunkt auf das schärfste bekämpfen wird. Die Antwort der englischen Regierung wird im Laufe des heutigen Tages bekanntgegeben, und wir werden danach mit einer Hochflut von Pressestimmen gegen die Eigenbrötelei der Einzelstaaten des europäischen Staatenbundes zu rechnen haben.

Natürlich, meine Herren, in meiner Eigenschaft als Leiter der Riggers-Werke bedauere ich diese Entscheidung durchaus nicht…«

Fragende Blicke aus der Versammlung richteten sich auf den Generaldirektor. Der fuhr fort.

»Ich halte es für durchaus möglich… ja für wahrscheinlich, daß es uns gelingen könnte, den Apparat Montgomerys in Tätigkeit zu setzen. Was hätten wir damit erreicht?…«

Die Faust Harders fiel schwer auf den Tisch.

»Wir hätten das Werk unseres gefährlichsten Konkurrenten zu glücklichem Ende gebracht. Wir hätten die Früchte unserer eigenen jahrelangen Arbeiten vernichtet. Die Lösung des Problems bliebe dann für immer ein Erfolg der britischen Naturwissenschaft.«

Zustimmung sprach aus den Mienen und Blicken der Versammelten.

Harder fuhr fort.

»Meine Herren, das Schicksal schenkt uns noch einmal eine Frist. Aber wir wissen nicht, wie lang sie sein wird… was morgen oder übermorgen schon geschehen kann. Wir müssen unsere Arbeiten so forcieren, besonders die magnetischen Felder so verstärken, daß wir die von der Theorie verlangte Größe schnellstens erreichen…«

Er sah, wie der eine oder andere aus der Versammlung den Kopf schüttelte.

»…dieser Gang der Versuche mag manchem von Ihnen gewagt erscheinen. Aber es muß gewagt werden. In spätestens vier Wochen müssen wir unser Ziel erreichen, falls uns… nicht schon früher der Erfolg beschieden sein sollte…«

Erstaunte Blicke richteten sich auf den Sprecher. Was meinte er mit diesen rätselhaften Worten?

»Jawohl, meine Herren, falls uns der Erfolg nicht schon früher in den Schoß fällt. Ich hege ernstliche Zweifel, ob Montgomery die von der Theorie verlangte magnetische Feldstärke überhaupt erreicht hat. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß wir die Atomenergie schon durch eine ganz geringe Verstärkung unserer jetzigen Versuchsanordnungen freimachen können.

Darum nochmals, meine Herren, jetzt rücksichtslos und mit allen Mitteln an das Problem heran. Es handelt sich darum, daß wir es schnellstens lösen. In vier Wochen muß es gelöst sein…«

Der Generaldirektor Harder schloß. »Ich fahre auf einige Tage nach Biarritz, werde aber in vier Wochen wieder zurück sein. Während meiner Abwesenheit vertritt mich Herr Direktor Larsen für die Arbeiten auf Warnum. Wenden Sie sich in allen Zweifelsfällen an ihn.«

Ein kurzes Kopfnicken. Der Diener schloß die Tür hinter dem Generaldirektor.

§ 6.

Mette Harder war im Garten bei den Blumen beschäftigt. Langsam schritt sie durch das Rosenparterre, das sich wie ein einziger üppiger Flor um die Villa am Bismarckdamm legte. Hier und dort blieb sie stehen, trennte mit geschicktem Schnitt eine erblühte Rose vom Strauch und legte die Blume zu den anderen in ein Körbchen. In ihre Beschäftigung vertieft, hatte sie das Anschlagen der Hausglocke überhört. Jetzt ließ ein Stimmengewirr sie aufhorchen.

Der Gärtner sprach mit einem Fremden, der an der Pforte stand.

»Der Herr Generaldirektor sind nicht hier. Sie müssen später wiederkommen.«

»Ausgeschlossen, lieber Mann. Meine Sache hat Eile. Ich muß den Herrn Generaldirektor schnellstens sprechen. Wann wird er denn kommen?«

Die energische Weise des Besuchers schüchterte den Gärtner ein. Verlegen kraulte er sich hinter dem linken Ohr.

»Der Herr Generaldirektor werden… ich weiß nicht, wann er hier sein wird.«

»Ich muß ihn aber sprechen. Es ist sehr wichtig. Er hat mich hierherbestellt. Ich werde also hier warten.«

Mette Harder horchte auf und näherte sich dem Gartentor. Als der Fremde sie erblickte, trat er auf sie zu. Er war mit nachlässiger Eleganz gekleidet, die schlanke sehnige Gestalt, das gebräunte Gesicht verrieten den Sportsmann.

»Ich habe das Vergnügen, Fräulein Mette Harder begrüßen zu dürfen?… Mein Name ist Iversen… Malte von Iversen. Beachten Sie den Vornamen Malte, bitte! Gewesener Leutnant, gewesener Kaufmann, jetziger Hauptberuf Sportsmann.«

Mette starrte den Fremden halb unwillig, halb besorgt an. Was wollte der Mensch?

»Ich habe die Ehre, durch ein Dutzend Nadelöhre mit Ihnen, gnädigstes Fräulein Mette, verwandt zu sein. Onkel, Vetter, Neffe, wie man will. In ähnlichen Fällen schwer definierbar verwandtschaftlicher Beziehungen wähle ich den Titel nach dem vermutlichen Datum der betreffenden Taufscheine. Wenn ich Sie jetzt, Fräulein Mette, gegen alle Gesetze der Galanterie als Base begrüße, so nur deshalb, weil es mir zu schwer fällt, mich in die Onkelwürde einzufühlen.«

Mette reichte dem Besucher mit einem kühlen Lächeln die Hand. Die saloppe Art seines Wesens mißfiel ihr. Sie war nicht gewöhnt, daß ihr die Herren der Gesellschaft anders als mit der ausgesuchtesten Hochachtung begegneten.

»Ich begrüße Sie, Herr von Iversen. Sie wollen meinen Vater sprechen. Der Diener wird Sie nach oben führen. Mein Vater muß gleich zurückkommen.«

»Bitte tausendmal um Verzeihung, meine gnädigste Base, wenn ich es vorziehe, hier in der Gesellschaft der schönsten Rosen den Herrn Onkel zu erwarten.«

Er machte eine überkorrekte Verbeugung vor Mette, um über den Sinn seiner Worte keinen Zweifel aufkommen zu lassen.

»Stubenluft ist nur im Notfall für mich akzeptabel.«

Unbekümmert, ob es Mette genehm oder nicht, ging er an ihrer Seite durch die Anlagen. Und je länger er neben ihr ging, desto mehr schwand bei ihr das Gefühl des Mißbehagens. Die unbekümmerte Selbstverständlichkeit, mit der er unaufhörlich Fragen stellte und Mette zwang, an der Unterhaltung teilzunehmen, sein Hebenswürdiges Plaudertalent, ließen ihre Zurückhaltung mehr und mehr schwinden. Sie überhörte völlig das Herankommen des Wagens, der ihren Vater zurückbrachte.

Als Harder, vom Diener gewiesen, sie im Garten aufsuchte, erstaunte er, das helle Lachen Mettes durch die Büsche klingen zu hören. Seit jenen Tagen von Warnum glaubte er Mette niemals so lachen gehört zu haben. Als er näherkommend den Besucher erkannte, wich der frohe Ausdruck seiner Mienen. Es war ihm offensichtlich nicht angenehm, Mette in Gesellschaft Iversens zu sehen.

»Ah, mein teuerster Onkel! Ich begrüße Sie, Herr Generaldirektor! Es war mir ein ausgezeichnetes Vergnügen, in Gesellschaft von Base Mette die Schönheit Ihres Gartens bewundern zu dürfen.«

Harder reichte Iversen die Hand.

»So nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich Sie warten ließ?«

»Im Gegenteil. Ich muß es fast bedauern…«

»…daß ich nicht länger auf mich warten ließ, Herr von Iversen?«

»So ungefähr«, lachte Iversen. »Ich vergaß Zeit und Raum, sogar des Auftrages…«

Ein deutlicher Augenwink Harders ließ ihn verstummen.

»Verzeih, Mette! Eine dringende geschäftliche Angelegenheit zwingt mich, Herrn von Iversen deiner Gesellschaft zu entziehen. Vielleicht, daß später…«

»Auf Wiedersehen, Herr Vetter Malte. Es war mir ein Vergnügen, die verwandtschaftlichen Beziehungen mit Ihnen aufzunehmen.«

Während die Herren sich in das Haus begaben, ordnete Mette die Rosen, die sie gesammelt hatte, zu einem Strauß. Ging dann auch ins Haus zur Bibliothek, sie in eine Vase zu stellen.

Da hörte sie die Tür zum Nebenzimmer aufgehen und den Vater mit dem Besucher eintreten.

Sie wollte die Bibliothek wieder verlassen, als sie plötzlich wie angewurzelt stehen blieb.

Der Name!… den ihr Vater soeben gerufen… nein, geschrien hatte. Eisenecker! Der Klang ließ sie erbeben. Es zuckte in ihren Mienen. Wie von einem inneren Zwange getrieben, näherte sie sich der Portiere, die das Nebenzimmer von der Bibliothek trennte.

Ihr Vater schritt erregt auf und ab. Immer wieder murmelten seine Lippen den Namen.

»So hat meine Vermutung nicht getrogen! Eisenecker ist es, er hat den Barren verkauft… kein anderer konnte es sein.«

»Und es war für mich sehr angenehm, daß Sie mir diese Spur gaben, Herr Harder. Sonst wäre es mir schwer gefallen, oder es hätte jedenfalls länger gedauert, den Herrn als den Verkäufer des Goldbarrens festzustellen.«

»Warum, Herr von Iversen?«

»Der Mann, der den Goldklumpen verkaufte, war äußerlich ein ganz anderer als der, dessen Fotografie Sie mir gaben.«

»Wieso? Hatte er sich verkleidet?«

»Keineswegs. Er kam nach Hannover, so, wie er war.«

»Ich verstehe Sie nicht, Herr von Iversen.«

»Oh, sehr einfach, Herr Harder. Der Eisenecker vor vier Jahren hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem von heute oder vielmehr mit dem von gestern.«

»Was soll das heißen?«

»Nun, Eisenecker hat die letzten Jahre unter dürftigsten Verhältnissen gelebt und dabei Tag und Nacht gearbeitet. Sie selbst würden ihn nicht wiedererkannt haben.«

»So, so. Haben Sie sonst noch irgend etwas von Bedeutung ermittelt?«

»Jawohl, Herr Generaldirektor. Es dürfte Sie zweifellos interessieren, daß Herr Eisenecker im Begriff steht, Europa zu verlassen. Er hat auf dem übermorgen abgehenden Flugschiff nach Amerika einen Platz belegt. Ich bin deshalb sofort hierhergekommen. Wollen Sie ihn weiter im Auge behalten, so muß sofort telegrafisch ein zweiter Platz auf dem Schiff belegt werden.«

»Selbstverständlich, Herr von Iversen. Natürlich müssen Sie ihn dauernd überwachen. Wir dürfen den Mann nicht aus den Augen lassen. Das Interesse der Riggers-Werke erfordert es.«

Malte von Iversen tat nachdenklich ein paar Züge aus seiner Zigarre. Erstaunt betrachtete er den Generaldirektor. Die Erregung, die aus dessen ganzem Wesen sprach, war ihm nicht verständlich.

»Ihr ganzer Auftrag ginge also dahin, Herr Harder, daß ich Eisenecker auf den Fersen bleibe, wohin er sich auch wendet, und Ihnen von seinem Tun und Treiben Bericht gebe.«

»Jawohl, Herr von Iversen.«

»Hm…«

»Sie meinen, Herr von Iversen?«

»Hm… ich meine, daß ich dazu keine Lust habe.«

»Keine Lust?… Jede von Ihnen unterzeichnete Kostenrechnung wird an unserer Kasse honoriert.«

Iversen machte eine abwehrende Handbewegung. In seiner Stimme lag eine leichte Schärfe, als er dem Generaldirektor antwortete.

»Geld? Herr Harder! Ich weiß nicht… ich glaubte, Sie würden mich besser kennen. Glauben Sie wirklich, ich hätte Lust, zur Abwechslung Privatdetektiv gegen Honorarzahlung zu werden?

Ich habe die Nachforschungen nach der Herkunft des Goldbarrens und nach Eisenecker angestellt, weil ich sah, daß Sie an der Sache großes Interesse hatten… kurz gesagt, um Ihnen einen Gefallen zu tun. Die Sache ist erledigt. Sollten Sie jedoch die Absicht haben, diesen Herrn Eisenecker weiterhin auf Schritt und Tritt verfolgen zu lassen, so wäre es doch gegeben, Sie nähmen einen Berufenen dazu, einen Privatdetektiv. Eventuell die Polizei, wenn etwa Herr Eisenecker sich gegen das Strafgesetzbuch vergangen hat.

Mein Interesse an der Angelegenheit… verzeihen Sie, Herr Generaldirketor… ist nicht groß genug, um mich der Unbequemlichkeit einer solchen Aufgabe zu unterziehen.«

Der Generaldirektor war aufgesprungen und ging auf und ab.

Iversen betrachtete ihn verstohlen.

Hm! Es fällt ihm anscheinend schwer, seine Karten aufzudecken… scheint da ein kleiner Haken dahinterzustecken… bei dem interessanten Fall… na, geben wir ihm eine kleine Aufmunterung!

»Wirklich, Herr Generaldirektor! Es tut mir leid, daß ich Ihnen meine Hilfe abschlagen muß. Es hat zu wenig Interesse. Hätte Eisenecker etwa einen Harderschen Familienschmuck geraubt… dann vielleicht…«

»Interesse!« Der Generaldirektor blieb mit einem Ruck vor Iversen stehen.

»Der Fall kein Interesse, Herr von Iversen, der Fall Eisenecker interessiert Sie nicht? Ich wüßte bei Gott keinen interessanteren. Wenn Sie wüßten, welche unendliche Wichtigkeit der Fall Eisenecker für mich… für die Riggers-Werke hat, so würden Sie…«

»Ich zweifle nicht, möchte aber doch nochmals anheimstellen, einen Privatdetektiv mit der Aufgabe zu betrauen.«

Harder wandte sich ab. »Gewiß, Herr von Iversen! Sie mögen von Ihrem Standpunkt gesehen recht haben. Aber ich habe ein Interesse daran, daß gerade Sie die Aufgabe übernehmen.«

Er blieb vor Iversen stehen und sah ihn an. Der zuckte abweisend die Achseln.

»Gut, Herr von Iversen, ich sehe, es muß sein. Es ist vielleicht das beste, wenn ich Ihnen volle Aufklärung gebe. Wenn Sie alles wissen… Hören Sie also! Der bewußte Barren ist chemisch reines Gold.«

»Was wollen Sie damit sagen, Herr Harder?«

»Ich will damit sagen, daß dieses an sich vollwertige Gold nicht in der Natur gefunden wurde, sondern ein Laboratoriumsprodukt des Herrn Eisenecker ist.«

»Donnerwetter!« Iversen war aufgesprungen und sah den Generaldirektor mit offenem Munde an. Es war ihm unmöglich, seine gewöhnliche Selbstbeherrschung zu bewahren.

»Alle Wetter! Eisenecker ist also in der Lage, Gold zu machen? Gold, soviel er will?…«

Harder nickte.

»Alle Wetter… alle Wetter!« Iversen schlug sich mit der Rechten auf den Schenkel. »Der Fall fangt an, mich zu interessieren. Der jahrhundertealte Traum der Alchimisten wäre also in Erfüllung gegangen?«

»Gewiß, Herr von Iversen. Allerdings auf einem Wege, an den keiner von denen auch nur im entferntesten gedacht hat. Aber das ist nebensächlich…«

»Was? Nebensächlich? Das soll nebensächlich sein, Herr Harder? Eisenecker wäre also theoretisch der reichste Mann der Welt? Unausdenkbar die Folgen, wenn Eisenecker…«

»Eisenecker denkt nicht daran, sich zum reichsten Mann der Welt zu machen und sich etwa ein massivgoldenes Haus zu bauen.«

»Ja aber, Herr Generaldirektor…«, stotterte Iversen.

»Gewiß, Eisenecker wird sich für seine persönlichen Bedürfnisse den nötigen Vorrat Gold herstellen. Aber nur, um geldlich unabhängig zu sein. Sein Ziel ist ein ganz anderes.«

Harder machte eine Pause. Unruhig schritt er im Zimmer hin und her. Dann plötzlich mit einem Ruck blieb er vor Iversen stehen.

»Das Problem der Atomenergie ist Ihnen, Herr von Iversen, wohl als das aktuellste Problem der Gegenwart genügend bekannt.«

Iversen nickte.

»Hören Sie weiter. Montgomery hatte es gelöst. Darüber ist kein Zweifel möglich. Wir arbeiten in Warnum seit Jahren daran – alles, was ich Ihnen sage, alles unter strengster Diskretion! – und sind nicht mehr allzuweit vom Ziel entfernt. Noch an manchen anderen Stellen in der Welt wird daran gearbeitet, doch dürften alle Versuche noch in den Kinderschuhen stecken.«

»Aber…« Harder stockte, als würge er an den Worten. »Doch gibt es einen zweiten Menschen, außer Montgomery, der das Problem gelöst hat… und das ist Eisenecker.«

»Ah!…« Iversen war in den Sessel zurückgesunken. »Dieser, beinahe hätte ich gesagt, Hungerleider im Besitze von Erfindungen, die ihn zum Herrn… zum Beherrscher der Welt machten? Unmöglich!«

»Es ist so! Ich will mich nicht auf lange wissenschaftliche Erklärungen einlassen. Ich gebe Ihnen die Versicherung, daß es so ist.

Doch weiter! Friedrich Eisenecker war jahrelang Mitarbeiter der Riggers-Werke. Vor vier Jahren schied er aus persönlichen Gründen aus. Seitdem hatte ich ihn aus den Augen verloren. Hätte vielleicht nie wieder an ihn gedacht, wenn sich nicht folgendes ereignet hätte.

Wir brauchen für unser hiesiges chemisches Laboratorium dauernd Gold, da es bestimmte Arbeiten auf dem Gebiete der organischen Goldsalzverbindungen durchführt. Vor zehn Tagen wurde dieser Barren hier wie stets von der Diskontobank bezogen und dem Laboratorium übergeben. Die erste Untersuchung ergab, daß der Barren aus chemisch reinem Golde bestand. Schon das machte unsere Chemiker stutzig. Meistens pflegt das Barrengold mit einem geringen Prozentsatz Kupfer oder Silber legiert zu sein.

Noch größer aber wurde das Staunen, als das Atomgewicht dieses Goldes von demjenigen des üblichen Handelsgoldes eine sehr merkliche Abweichung zeigte. Ich brauche Ihnen wohl kaum zu sagen, daß das für den Wert und die Echtheit des Goldes keinerlei Bedeutung hat, daß es aber gerade die Wissenschaftler, die sich mit der Atomtheorie und der Zerlegung der Atome beschäftigen, auf das äußerste frappieren muß.

Der Vorfall wurde mir sofort gemeldet. Die Versuche wurden wiederholt und bestätigten die erste Feststellung. Mein nächster Weg ging zu der Bank, von der wir den Goldbarren bezogen hatten. Goldbarren sind keine allzu häufige Handelsware, und sehr schnell konnte festgestellt werden, daß der Barren vor 46 Tagen bei der Diskontobank in Hannover verkauft worden war. Ich betraute Sie mit der Ermittlung des Verkäufers.

Nun, Herr von Iversen, wir haben viele Jahre hindurch Millionen in die Aufgabe gesteckt, das Problem der Atomenergie zu ergründen. Eisenecker hat lange bei den Versuchen mitgearbeitet. Ich nehme es als sicher an, daß er sich die bei uns gesammelten Erfahrungen bei seinen eigenen Arbeiten in weitestgehendem Maße zu Nutze gemacht hat… daß er seine vertraglichen Abmachungen uns gegenüber verletzt hat. Er hat zwar, das habe ich nebenher feststellen können, bisher kein Patent angemeldet, aber es ist doch zu erwarten, daß er dies tun wird. Da heißt es eben für mich, die Interessen der Riggers-Werke unbedingt zu wahren. Daher mein Auftrag für Sie, alle Schritte Eiseneckers aufs schärfste zu überwachen. Sind Sie jetzt nach meinen Mitteilungen dazu bereit?«

Iversen blies nachdenklich den Rauch seiner Zigarre in die Luft.

»Noch eine Frage. Ich bin zwar absoluter Laie auf diesem Gebiet. Aber es ist doch nie die Rede davon gewesen, daß Elias Montgomery in der Lage war, Gold zu machen. Sollte Eisenecker nicht vielleicht doch einen anderen Weg eingeschlagen haben… als Montgomery… und als die Riggers-Werke?«

Iversen sah Harder fragend an. Ein Schatten der Betroffenheit zuckte blitzschnell über das Gesicht des Generaldirektors. Er räusperte sich kurz.

»Es ist kaum möglich, Herr von Iversen, Ihnen – Sie sagen ja selbst, daß Sie Laie sind – eine bündige wissenschaftliche Erklärung zu geben. Es möge Ihnen genügen, daß gerade auf physikalischem Gebiete eine ganze Anzahl bedeutender Erfindungen so nebenher gemacht worden sind, während man ein ganz anderes Ziel im Auge hatte. So ist es hier auch mit Eisenecker gewesen.«

»Gut, jetzt bin ich bereit, Ihren Auftrag anzunehmen.«

In der Begleitung des Generaldirektors verließ Malte von Iversen den Raum.

§ 7.

Mit klopfendem Herzen hatte Mette der Unterredung gelauscht. Jetzt ging sie mit müden Schritten zu einer Ruhebank und vergrub ihr Gesicht in die Kissen. Die Wunde, im Laufe der Jahre verharscht, blutete von neuem. Als fühle sie körperlichen Schmerz, preßte sie die Hand auf das pochende Herz. Wirre Erinnerungen durchkreuzten ihre Sinne… war’s nicht doch Feigheit gewesen… die letzte dumpfe Regung der Alltagsseele, die vor dem Äußersten zurückschreckt?

Ihre Gedanken flogen zurück, eine lange Zeitspanne bis zu jenem Sommer vor fünf Jahren. Der einzige Sommer des Glücks in ihrem Leben.

Vor fünf Jahren war es, auf Warnum, dem Eiland da draußen in der Nordsee. Die neuen Anlagen der Riggers-Werke dort gingen der Vollendung entgegen. Ihr Vater, dem es zu langsam ging, blieb fast den ganzen Sommer auf der Insel, um den Bau zu beschleunigen und die Erfolge der ersten Versuche zu sehen. Sie wohnte mit ihm in dem einfachen Direktionsgebäude.

Hier lockte die See. Schwimmen, Segeln ihre Leidenschaft von jeher. Schrankenlos gab sie sich ihr hin. Ein starker Sturm. Mit Mühe und Not hatte sie den rettenden Strand erreicht. Da verbot ihr der Vater, allein nur mit dem kleinen Fischerjungen auszufahren. Ein junger Physiker des Laboratoriums, in allen Segelkünsten erfahren, sollte sie auf größeren Fahrten stets begleiten.

»Erst sehen!« hatte sie lachend dem Vater geantwortet.

Am nächsten Morgen war ihr Eisenecker vorgestellt worden. Die hohe, kräftige Gestalt in elegantem Segeldreß. Unter der blauen Seemannsmütze der schmale Kopf. Das scharfgeschnittene Gesicht. Die klaren stahlblauen Augen.

Dieser Kraftmensch mit den eleganten Umgangsformen des Weltmannes… das war einer von den Laboratoriumswürmern, wie sie die dort beschäftigten Herren scherzend nannte? Weit eher hätte sie ihn für einen Seeoffizier gehalten, für den Nachkommen irgendeines berühmten mittelalterlichen Seehelden.

Sekundenlang hatte sie die Augen zur Seite gewandt, kaum fähig, ihre Überraschung zu verbergen. Fast befangen war sie neben ihm her zur Anlegestelle geschritten. Und dann waren sie gefahren… der Wind war schwach geworden. Das Steuer festgemacht, hatten sie sich von der leichten Brise treiben lassen. Er hatte ihr von seinen Reisen und Arbeiten in fremden Erdteilen erzählt. In lebhafter Unterhaltung waren die Morgenstunden wie im Nu vergangen…

Und der Sommer war verstrichen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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