Der Clausthaler Raths-Apotheker Johann Christoph Ilsemann - Georg Schwedt - E-Book

Der Clausthaler Raths-Apotheker Johann Christoph Ilsemann E-Book

Georg Schwedt

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Beschreibung

Goethe, der Pharmazeut Trommsdorff aus Erfurt und der Bergmeister Freiesleben aus dem Erzgebirge waren die bekanntesten Besucher von Ilsemanns Mineraliensammlung. Als Apotheker veröffentliche Ilsemann chemische Untersuchungen, beschrieb ausführlich ein Harzer Molybdänmineral, das nach ihm Ilsemannit benannt wird, und er war auch der erste Lehrende für Chemie an der Vorläuferin der heutigen TU Clausthal. Sein Lebensweg und sein Wirken werden ausführlich anhand zahlreicher Dokumente vorgestellt.

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INHALT

Vorwort

Die Vorfahren des Apothekers J. Ch. ILSEMANN

Johann Christoph ILSEMANN - sein Lebensweg

Die

Marggraffische Apotheke

in Berlin

Apotheker DU MÊNIL über Ilsemann:

Einiges aus dem Leben des Bergcommissärs, Johann Christoph Ilsemann, Apothekers zu Clausthal

(mit Anmerkungen, Erläuterungen und Exkursen:) Sohn Julius Christoph Ilsemann

Exkurs zu Scheele, Bergmann und Westrumb

Exkurs zu Lentin

Exkurs zu Rudolph Brandes

Aus Ilsemanns Veröffentlichungen

Übersicht

Exkurs zu Lorenz CRELL und dessen Zeitschriften

ILSEMANN über:

Bittersalz

Knallsilber

Pryophorus

Sympathetische Tinte

Braunstein und Mangan

Aus der Geschichte des Mangans

Braunstein aus Ilefeld

Exkurs zum

mineralischen Chamäleon

Exkurs Ilfelder Bergbau

Über die

Eisenproben

– ein Beitrag zur metallurgischen Chemie

Ilsemannn als Lehrender

Aus Berichten von Hans BUROSE und Eberhard STUMPP

Exkurs Hüttenwesen

Exkurs Chemie an der Universität Göttingen vor 1800

Ilsemann jun. führt die Vorlesungen des Vaters fort

(H. Burose)

Die Berghauptleute von REDEN und von TREBRA

GOETHE und TROMMSDORFF aus Thüringen, FREIESLEBEN aus Sachsen zu Besuch beim Mineralogen Ilsemann

Exkurse:

Gasthof Goldene Krone

Hr. Drechsler

und die Bergapotheke In Zellerfeld

Johann Carl Freiesleben

Das Molybdänmineral ILSEMANNIT

Ilsemann über das

Wasserbley

1787

Erläuterungen zum Molybdänblau

Das ILSEMANNIT

Exkurs: Bleiberg und Haidinger

Literaturverzeichnis

Vorwort

In den fast zwei Jahrzehnten meiner Tätigkeit als Hochschullehrer im Institut für Anorganische und Analytische Chemie der TU Clausthal bis 2006 habe ich die ersten Informationen über den Raths-Apotheker ILSEMANN sammeln können.

Im Rahmen eines Abendvortrages über Pharmazeutika aus der historischen Apotheke konnte ich sogar im historischen Gebäude der Raths-Apotheke in der Rollstraße zu Clausthal chemisch-pharmazeutische Experimente vorführen. Darüber habe ich in meinem Buch „Chemische Experimente in Schlössern, Klöstern und Museen. Aus Hexenküche und Zauberlabor“ (Weinheim) 2002 berichtet.

Im Zusammenhang mit anderen chemiehistorischen Arbeiten stieß ich in letzter Zeit immer wieder auf den Namen des Apothekers Johann Christoph Ilsemann. Die Digitalisierung zahlreicher historischer Zeitschriften machte es mir möglich, seine Veröffentlichungen direkt am Bildschirm meines Laptops zu lesen bzw. sie als pdf-Dateien zu kopieren und auszudrucken. So entwickelte sich ein Bild eines in seiner Zeit auf dem Stand der Wissenschaft experimentierenden Chemikers, der von den Mineralogen durch die Benennung eines Molybdän-Minerals als ILSEMANNIT bereits 1872 gewürdigt wurde.

In dieser Schrift sollen auch seine Lehrtätigkeit an den Vorgängereinrichtungen der heutigen TU Clausthal seit 1775 und einige seiner Veröffentlichungen mit Erklärungen, Anmerkungen und Exkursen zu einem Bild der chemisch-mineralogischen Forschungen am Ende des 18. Jahrhunderts in der Raths-Apotheke der Bergstadt Clausthal entwickelt werden.

Prof. Dr. Georg Schwedt, Bonn im Mai 2018

1. Die Vorfahren des Apothekers J. Ch. Ilsemann

Johann Christoph ILSEMANN wurde am 7. April 1727 als Sohn des Apothekers Johann Wilhelm Ilsemann (1686-1766) in Clausthal geboren. Sein Vater war 1727 Verwalter, ab 1733 Pächter der 1638 gegründeten, ab 1723 der Bergstadt Clausthal gehörenden Rat(h)s-Apotheke.

Über den Vater Johann Wilhelm ILSEMANN konnten folgende biographische Details ermittelt werden. Er war der Sohn des Pfänners, Salzgräfen und Bürgermeisters Dietrich Ilsemann (1643-1715) in Salzderhelden. Die Berufsbezeichnungen Pfänner und Salzgräfe nennt Herbert Dennert (1902-1994, Oberbergrat im Oberbergamt in Clausthal-Zellerfeld, auch ehem. Leiter des Oberharzer Bergbaumuseums), der die Kurzbiographie von Ilsemann in der „Neuen Deutschen Biographie“ (10 (1974), S. 140) verfasste. Pfänner war früher die Bezeichnung für den Besitzer einer Saline. Salzgraf war ein Salinenbeamter – er regierte das ganze Salzwerk, also nicht nur die eigene Saline.

Der Ort Salzderhelden im Leinetal zwischen Northeim und Kreiensen entstand aus einer Ansiedlung von Salzsiedern. Im Hochwassergebiet der Leine waren schon seit 800 n. Chr. nach der Trockenlegung durch flämische Siedler mehrere Siedlungen entstanden, die später aufgegeben wurden. Die Bewohner bildeten die neue Siedlung Salzderhelden. Aus der Geschichte wird u.a. berichtet:

„…Wie die Sage berichtet, wurde man – wie bei Lüneburg und anderen Salzquellen – durch ein suhlendes Wildschwein auf die Quelle aufmerksam. Mit der Salzgewinnung mag im 11. Jh. in nennenswertem Maße begonnen worden sein; urkundenmäßig ist sie (…) aus dem 13. Jahrhundert bekannt. Das Salzwerk bestand aus dem Salzbrunnen und 15 Salzkoten, die den Gewerken gehörten.“ (Aus W. Dienemann und K. Fricke: Mineral- und Heilwässer. Peloide und Heilbäder in Niedersachsen und seinen Nachbargebieten, 1961)

Im Jahre 1271 wurde auf Wunsch der Pfänner die Marienkapelle erbaut. Im 17. Jahrhundert sind im Hausbuch (1664) 78 Häuser, 33 Pfänner, 17 Salzfahrer, 6 Salzträger, 5 Schmiede, drei Branntweinbrenner und drei Bäcker verzeichnet.

SALZDERHELDEN – Merianstich nach Conrad Buno 1654

Salzderhelden gehörte zum Herzog(Fürsten)tum Braunschweig-Wolfenbüttel. Im Merianstich ist das nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaute Fürstliche Amtshaus zu sehen.

Über die Ausbildung von Johann Wilhelm Ilsemann sind nur wenige Details zu erfahren. Von Interesse sind zwei Hinweise auf eine akademische Ausbildung in der Medizin, verbunden mit dem Namen Ilsemann – es handelt es sich aber offensichtlich um eine Namensgleichheit mit einem Sohn – also um Johann Wilhelm Ilsemann den Jüngeren.

In den Altonaischen Gelehrten Anzeigen von 1745 (93. Stück, S. 767) taucht sein Name im Zusammenhang mit dem des Professors Lorenz HEISTER (1683-1758, ab 1720 Prof. der Anatomie und Chirurgie, ab 1730 auch für Botanik und ab 1741 für praktische Medizin) von der Universität Helmstedt auf.

„Im jüngst abgewichenen Novembermonat bestieg der belobte Herr Hofrath und D. Laurentius Heister abermals die Katheder und ließ von seinem Respondenten, Herr Johann Wilhelm Ilsemann, aus Zellerfelde, eine chirurgische Dissertation de Lithotomiae Celsianae praestantia et vsu 6 Bogen in 4. Vertheidigen. Anlaß zu dieser Schrift hat dem Herrn Hofrath eine im vergangenen Frühjahr glücklich verrichtete Operation gegeben. Er hat damals einen Jüngling von 19 Jahren, der dazu noch von schwächlicher und kränklicher Leibesbeschaffenheit gewesen, durch den sogenannten parum apparatum von einem 4 Unzen [etwa 120 g] schweren und fast vier daumenbreit langen und eckigten Stein glücklich befreyt…

In der Universitätsmatrikel ist Johann Wilhelm Ilsemann am 24. April 1743 eingeschrieben.

In der Göttingischen Zeitung von gelehrten Sachen vom 11. September 1752 (2. Band, S. 901):

„Göttingen. Den 18. May vertheidigte unter Hrn. Prof. Segners [Johann Andreas von Segner, 1704-1777, seit 1736 o. Prof. für Medizin] Vorsize der Hr. Johann Wilhelm Ilsemann, aus dem Clausthal, eine lesenswürdige Probeschrift de colica Saturniae metallurgorum, die er selbst verfertigt hat, und die 76 S. stark ist. Er hat in seinem Vaterland gute Gelegenheit gehabt, die Hüttenkatze zu sehen, von welcher die Rede ist, und vieles hat auch der Hof- und Berg-Arzt Dr. Spangenberg ihm mitgetheilt…“

Im „Brockhaus Conversations-Lexicon“ 1. Aufl. (1809) wird diese Krankheit wie folgt beschrieben:

„Die Hüttenkatze ist eine Krankheit der Hüttenarbeiter und Schmelzer, welche in einer Verdorrung aller Glieder und sehr starker Engbrüstigkeit bestehet. Es ist, wie beim bergfertigen Bergmann (womit man ebenfalls einen an derselben Krankheit nach und nach absterbenden Bergmann bezeichnet), eine Lungensucht, die von fürchterlichen Symptomen begleitet wird – und nur langsam endet.“

Über Johann Wilhelm ILSEMANN lesen wir dann noch in der Harz-Zeitschrift (52./53., 2000/01) im Beitrag von Wolfram Kaiser „Die mitteldeutschen Universitäten des 18. Jahrhunderts als Ausbildungsstätten Harzer Mediziner“, dass er 1752 in Göttingen promoviert habe – und

„Der Region treu blieb der einer berühmten Arzt- und Apothekerdynastie stammende Johann Wilhelm Ilsemann aus Zellerfeld.“ (S. 158)

Ausschnitt aus dem Merianstich

Aus der Arzt- und Apothekerdynastie ILSEMANN stammt offensichtlich der ebenfalls im Helmstedter Universitätsmatrikel am 30. April 1743 eingeschriebene Johannes Henricus Ilsemann aus Saltzderhelden – unter den Pharmazeuten, der später Rats-Apotheker in Hildesheim wurde.

2. Johann Christoph ILSEMANN – sein Lebensweg

Die Digitalisierung zahlreicher historischer Schriften im 21. Jahrhundert macht es möglich, auch weniger bekannte Quellen zur Biographie des Apothekers Ilsemann zu finden.

So ist in den „Nachrichten von dem Leben und den Schriften jetztlebender teutscher Aerzte, Wundärzte, Thierärzte, Apotheker und Naturforscher“ (Hrsg. J. K. Ph. Ewert 1799, 1. Band, XXXVIII, S. 258) zu lesen:

Ilsemann (Johann Christoph), Rathsapotheker und Bergkommissär zu Klausthal, ist daselbst 1725 geboren. Sein Vater, Johann Wilhelm, war Rathsapotheker zu Klausthal, und seine Mutter eine Tochter des Kaufmanns Münther zu Osterode. Nachdem er die Apothekenkunst erlernt hatte, kam er nach Breslau, von da in die berühmte Marggrafische Apotheke zu Berlin. Hierauf wurde er erst adjungirter und nach dem Tode seines Vaters wirklicher Rathsapotheker zu Klausthal.

(…)

In BRESLAU existierten bis nach 1742 acht Apotheken. Anhand dieser (und auch später zitierter) Informationen können wir nur spekulieren, in welcher Apotheke unser Ilsemann nach der Lehrzeit bei seinem Vater, die damals in der Regel fünf Jahre betrug, tätig gewesen ist, wenn er etwa im 20. Lebensjahr um 1747 Clausthal verließ.

In „Vollständige Topographie von Breslau…“ (Gustav Roland, Breslau 1840) ist über die Apotheken zu lesen:

„Was das Alter der Apotheken anbetrifft, so gab es bereits 1561 die sogenannte >schöne Apotheke< auf der Albrechtsstraße, 1578 gab es 4 Apotheken in Breslau, 1696 wurde die fünfte auf der Ohlauerstraße eröffnet, im Anfang des 18. Jahrhunderts wahrscheinlich die sechste; auch war schon 1710 die Universitäts-Apotheke als Kloster-Officin vorhanden. Nach 1742 wurde die siebente Apotheke privilegirt. – (…)“

Die Marggrafische Apotheke in Berlin

Über die Geschichte dieser Apotheke habe ich ausführlich in meinen Biographie von Martin KLAPROTH, dem Entdecker des Urans (und weiterer sechs chemischer Elemente) berichtet. An den Standort dieser, später Bären-Apotheke genannten Apotheke erinnert auch eine Gedenktafel im Berliner Nikolai-Viertel (am Durchgang zur Propststraße).

Zur Geschichte: „Für eine Apotheke in seinem Haus Spandauer-, Ecke Probststraße erhielt 1720 Henning Christian Marggraff, gebürtig aus Neuenhausen bei Perlesberg, das Privileg. 1707 hatte er das Haus erbaut, 1711 wurde er zum Ratsapotheker ernannt, ‚ nachdem er ein Magistratsprivileg gegen eine jährliche Abgabe von 30 Talern gepachtet hatte. In seiner Bittschrift um königliche Privilegierung sagt er, er habe sich vor 23 Jahren in Berlin niedergelassen, ein Haus für 7000 Taler erworben und ein dem Magistrat zustehendes Privileg gegen jährlichen Kanon abgepachtet. Marggraff war offenbar ein sehr tüchtiger und wohlhabender Mann. Als im Jahre 1720 über die älteste Berliner Apotheke, die Tonnenbinder’sche, in der Poststraße (Nr. 1) der Konkurs hereinbrach, wodurch das betr. Privileg vom Jahre 1482 laut Regierungsbeschluß zur Kassatation gelangte, erreichte es Marggraff, daß ihm das alte Privileg an Stelle eines neuen, die ja zufolge desselben Beschlusses nicht mehr vergeben werden sollten, übertragen wurde unter der Bedingung, daß das Magistratsprivileg aufhörte zu bestehen.‘ (H. Gelder) – im Folgenden wird der Name ohne das zweite ‚f‘ geschrieben: als Marggraf.

Der Name der Apotheke wechselte vom weißen über den schwarzen bis zum goldenen Bären. Marggrafs Privileg wurde 1740 erneuert; er selbst erhielt den Titel Medizinalassessor. Es war Marggrafs Sohn, Andreas Sigismund Marggraf (1709-1784), der die Saccharose in der Zuckerrübe entdeckte, 1754 Professor und Vorsteher des Königlichen Laboratoriums wurde. 1756 gelangte die Apotheke in den Besitz des Apothekers Flemming. 1798 konnte sie Klaproth für 9500 Taler erwerben, der sie dann 1800 für 28500 Taler an Georg Friedrich Wilhelm verkaufte…“

Auf der Webseite des „Vereins für die Geschichte Berlins e.V.“ – „Die Geschichte Berlins“ sind einige von dem zitierten Text ergänzende bzw. abweichende Daten enthalten – Im Bericht von Martin Mende über die Spandauer Straße als Zentralachse des alten Berlin: Die Spandauer Straße („Südwestliche Ecke“):

„Auf der gleichen Straßenseite gegenüber der Einmündung der Gustav-Böß-Straße befand sich im Haus Nr. 17 (vormals 33) an der Ecke Propststraße seit 1707 die Apotheke ‚Zum goldenen Bären‘ von Henning Christian Marggraf (1680-1754). Sein Sohn, der Chemiker Andreas Sigismund Marggraf (1709-1782), entdeckte 1747 den Zuckergehalt der Runkelrübe und bereitete damit der Zuckerindustrie den Weg. (…) Seine Schwester Charlotte Luise war die Schwiegermutter des Apothekers Valentin Rose d. Ä. (…). Der Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) heiratete die Nichte Marggrafs und erwarb von ihm 1780 auch die Apotheke, die er jedoch 1800 wieder veräußerte, um sich ganz seinen wissenschaftlichen Untersuchungen zu widmen…“

Als Johann Christoph ILSEMANN dort als Apothekergehilfe tätig war, wirkte offensichtlich noch MARGGRAF als Apotheker. Bereits 1743 hatte Marggraf eine Abhandlung über eine verbesserte Methode zur Phosphorgewinnung aus Harn mit Bleioxichlorid, Sand und Kohle beschrieben und 1745 als Erster die Herstellung von Kaliumcyanid und dessen auflösende Wirkung auf die Niederschläge von Metallsalzen erkannt. 1746 gewann er Zink aus Galmai durch Reduktion mit Kohlepulver unter Luftabschluss.

H. Dennert nennt in seiner Kurzbiographie in de „Neuen Deutschen Biographie“ (NDB) (1974) auch noch WOLFENBÜTTEL als Ort, in dem Ilsemann nach seinen Lehrjahren als Apothekengehilfe tätig gewesen sei.

Es könnte sich um die Alte Apotheke am Kornmarkt gehandelt haben.

In der zitierten Kurzbiographie von Herbert Dennert ist weiterhin zu lesen:

„…Mit großem Fleiß benutzte er alle erreichbaren Hilfsmittel, um sich in der Arzneilehre zu vervollkommnen. Die ersten Jahre des 7-jährigen Krieges [1756-1763] brachten zwar I. mancherlei Sorgen, doch bald änderten sich die Verhältnisse zu seinen Gunsten. Er erhielt Aufträge für die Lieferung von Arzneien, welche ihm so viel Gewinn einbrachten, daß er damit den Grund zu seinem späteren ansehnlichen Vermögen legen konnte.“

1762 heiratete Ilsemann Sophie MEYER (1743-1796), Tochter von Gerhard Ludwig Meyer, Apotheker in Salzderhelden und (Gastwirt) in Einbeck. In der „Genealogie“ gibt H. Dennert an, das Ehepaar habe mindestens 5 Kinder gehabt und er nennt „u.a. Karl Frdr. (1786-1865), Apotheker, Chemiker u. Mineraloge, Nachf. I.s“. – Diese Angaben sind zwar in mehreren biographischen Nachschlagwerken zu finden, jedoch ohne Bezug auf Clausthal – in der Geschichte der Rats-Apotheke (auf der Internet-Seite) ist er auch nicht verzeichnet. (Weitere Einzelheiten zu den unklaren biographischen Einzelheiten s. weiter unten im Zusammen mit der Lebensbeschreibung von Du Mênil.)

Zu Gerhard Ludwig Meyer sind die Angaben wie folgt nach Auskunft des Beauftragten für Familienforschung der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Einbeck, Gerd Hillebrecht zu ergänzen bzw. zu korrigieren:

Gerhard Ludwig Meyer (1709-1769) ist dort im Kirchenbuch St. Jacobi als Weinhändler und Gastwirt mit dem Sterbedatum 5. Februar verzeichnet. Die Tochter Sophie Charlotte Meyer wurde am 27. März 1743 getauft: Gevatter seines Bruders Frau und des Apothekers zum Clausthal Herrn Ilsemanns Frau – womit nur die Mutter von Johann Christoph gemeint gewesen sein kann. Somit sind hier bei näherem Nachforschen die bekannt- oder auch verwandtschaftlichen Beziehungen zu finden.

Aus dem Stadtmuseum und Stadtarchiv von Einbeck war außerdem zu erfahren, dass Gerhard Ludwig Meyer, 1709 in Salzderhelden geboren, als Apotheker in der Genealogie der Kirchengemeinde Salzderhelden aufgeführt ist, womit es sich hier offensichtlich um ein und dieselbe Person handelt.

Und im Adressbuch des Königsreichs Westphalen um 1807, lebte in der Gastwirtschaft zum Kronprinz (Haus 337) der Wirt Peter Buschenius, verheiratet mit Sophie Dorothea geb. Meyer (45 Jahre alt) – 1798 war Heinrich Georg Meyer Gastwirt in der Gastwirtschaft zum Kronprinz (Auskunft Stadtarchiv Einbeck, A. Pigge vom 20.7.2017). Soweit die Ergänzungen zur Genealogie.

Apotheker Du Mênil über ILSEMANN

Die ausführlichste Lebensbeschreibung stammt von einem Kollegen Ilsemanns – dem Apotheker DU MENIL.

August Peter Julius Du Mênil (1777-1852) stammte aus einer Hugenottenfamilie. Er wurde in Celle geboren, absolvierte dort eine Apothekerlehre, war ab 1797 als Gehilfe in Schleswig und ab 1798 in Hannover tätig. Als Verwalter von Apotheken ging er nach Schnakenburg/Elbe und Schwerin. 1809 promovierte er in Rostock zum Dr. phil. und im gleichen Jahr erwarb er die Apotheke in Wunstorf. Er gilt als erfolgreicher Autor pharmazeutischer Schriften, führte auch zahlreiche Mineralwasseranalysen durch und war an der Gründung des „Apotheker-Vereins im nördlichen Teutschland“ beteiligt.

DuMênil

Unter dem Titel

Einiges aus dem Leben des Bergcommissärs

Johann Christoph Ilsemann,

Apothekers zu Clausthal.

berichtete er im „Archiv des Apotheker-Vereins im Nördlichen Teutschland für die Pharmacie und deren Hülfswissenschaften“ 1824 (7. Bd., 2. H., S: 225-).

Anhand dieses ausführlichen Berichts werden wir mit Erläuterungen den Lebensweg von ILSEMANN nachverfolgen können:

Wenn es auch nicht leicht seyn möchte, in den letzten Jahren manche, ja viele kenntnißreiche Pharmazeuten zu nennen, so war dieses doch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts keineswegs der Fall; denn es ist bekannt, daß man damals bei der Wahl der Lehrlinge, weit entfernt, auf wissenschaftliche Bildung zu sehn, selbst ihre Liebe zur Erlernung gründlicher Kenntnisse in der Pharmazie nicht nur schlecht unterstützte, sondern sie sogar unterdrückte, wie auch, daß man aus dem Wuste einer großen Anzahl Folianten nur wenig wirklich Nutzbares herauszufinden vermochte*), wodurch dem jungen Apotheker dann das Studium der Pharmazie unendlich erschwert wurde.

*) Betrachten wir die Sache genauer, so finden wir in der That, daß die Pharmazie noch heutiges Tags ein nicht viel weniger trauriges und abschreckendes Ansehn haben würde, wenn sie nicht durch rationelle Studien ihrer Hülfswissenschaften so viel Anziehendes gewönne. Man sonderte früher das Wenige, welches selbige aus diesen bedurfte, zu scharf ab, bildete aus lauter Bruchstücken sehr ungleicher Materialien ein Häufwerk ohne eigentliche Vebindung, dessen ungefällige und umsymmetrische Außenseite das gewaltsam Zusammengebrachte sogleich blicken ließ.

Faksimile der ersten Seite

Ehre also unserm Ilsemann, daß er sich in jenen Zeiten der Dunkelheit so rühmlichst auszeichnete, und viele Jahre hindurch neben einem Andreä, fast allein die Zierde Hannöverscher Apotheker war.

ERLÄUTERUNGEN

Der angesprochene Hannöversche Apotheker Andreä war Johann Gerhard Reinhard ANDREAE (1724-1793). Seine Apotheke wurde 1636 neben der Rats-Apotheke (1568) als zweite Apotheke in der Calenberger Neustadt an der sogenannten Kloppenburg gegründet und überwiegend vom königlichen Hof frequentiert. 1645 wurde sie von der Familie Andreae übernommen und bis 1803 weitergeführt.