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"Ein Menschenschuh brachte mir den Tod – was für eine bescheuerte Art zu sterben…" Eves Existenz zieht sich wie ein zu lang gekauter Kaugummi dahin. Die Anpassung an die Menschenwelt gelingt ihr eher schlecht als recht, denn die Menschen sind längst nicht mehr so leichtgläubig, wie sie es noch vor einigen Jahrhunderten waren. Selbst als sie von einem Jäger aufgespürt wird, vermag ihr das nicht mehr als nur ein müdes Grinsen zu entlocken - bis er seinen Bann entfesselt, um Eve von dieser Welt zu tilgen. Doch als der blaue Bann sie trifft, löst Eve sich nicht auf - stattdessen bleibt er an ihr verhaftet. Menschen sterben, Dämonen werden geboren, Jäger erlösen Dämonen - warum zeigt der Bann bei ihr keine Wirkung? Schließlich ist sie doch nichts anderes als das: ein Dämon… Eine mitreißende Suche nach dem Verständnis des eigenen Ichs und der Frage, ob es nicht der Graubereich ist, der das Leben ausmacht, führt die Dämonin Eve und den Jäger Levian an Grenzen, die sie noch nie beschritten haben. Doch wessen Leben steht hierbei tatsächlich auf dem Spiel?
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Seitenzahl: 299
Veröffentlichungsjahr: 2021
© 2021 Jeanette Yvonne Hornschuh
Autor, Umschlaggestaltung, Illustration, Lektorat, Korrektorat: Jeanette Yvonne Hornschuh
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN 978-3-347-33924-8 (Paperback)
ISBN 978-3-347-33925-5 (Hardcover)
ISBN 978-3-347-33926-2 (e-Book)
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Teil 1
1.
Früher war es einfacher, ein ruhiges Leben zu führen… Die Menschen waren weniger misstrauisch. Man wurde als Meinesgleichen geduldet… naja oder zumindest nicht sofort enttarnt, egal ob man sich ,irgendwie seltsam‘ verhielt. Heutzutage muss man ein guter Schauspieler sein, sich nett verhalten, den Mund beim Lachen nicht zu weit aufreißen… und… Schuhe tragen, tse!
„…Haha, naja Eve, ich bin… ha, schon ziemlich aufgeregt. Es kommt ja nicht oft vor, dass…“
…
Gezwungen zu sein, sich derart anzupassen, nimmt einem irgendwie…
…
„…ssso eine schöne Frau mit mir a…ausgeht. Als du mich angesprochen hast…“
…
…den Genuss.
…
„…da dachte ich erst, du würdest dir einen Scherz erlauben…“
Ein weißer Zuckerwürfel bröselt langsam im purpurroten Tee vor sich hin. Der Anblick hat etwas Melancholisches. Als der Würfel vollständig zerfallen ist, werfe ich noch einen hinterher. Roter Tee schwappt in kleinen Tropfen auf mein weißgepunktetes Oberteil. Ja… mittlerweile ist alles nur noch lästig. In Momenten wie diesen drängt sich dieser Gedanke immer wieder in mein Bewusstsein. Gelangweilt stütze ich mein Gesicht auf meine Hand ab und seufze. Ich höre schon lange nicht mehr zu, was… was… hng… Was Typ… XY hier vor sich zusammenstammelt, habe ich in meinem sich wie ein viel zu lang gekauter Kaugummi hinziehenden Leben sicherlich schon das ein oder andere Mal gehört. Oh Eve, du bist so schön! Ohh Eve, es ist mir eine Ehre! Ohhhh, wir sind ja so herrlich naiv…
…
„…Naja, Eve… man hört ja auch mal von Dämonen, die genau solche Tricks anwenden. Nicht… aaalso nicht, dass ich das je bei dir vermuten würde…“
…
Ja, Idioten gibt es auch heute noch, nur sind diese wohl sehr selten geworden.
…
„…A… also… du bist doch kein Dämon oder so?“
Haaah?!
„Ha, ha, ha, aber nein, mein Lieber! Wo denkst du denn hin? Hast du denn jemals einen Dämon getroffen, der so liebenswürdig ist?“
XY lehnt sich erleichtert auf seinem Stuhl zurück und antwortet: „Puh… nein, natürlich nicht!“
Natürlich nicht. Ich neige den Kopf und schiebe ein „Na siehst du!“ hinterher. Irgendwie sind sogar die Idioten nicht mehr das, was sie einmal waren. Ich schlürfe meinen viel zu süßen Früchtetee aus, während ich einen Seitenblick auf die anderen Gäste hier im Café werfe. Der Kellner tuschelt mit einer Dame, die drei Tische entfernt sitzt. Ihre skeptischen Blicke verraten mir, dass sie bereits zu ahnen scheinen, was hier vor sich geht. Zeit also, es zu Ende zu bringen. Ich drehe mich etwas seitlich zu XY, lege meinen rechten Zeigefinger leicht an meine Wange und hauche: „Oh, bitte lass uns doch irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind!“
XY zeigt ungeahnte Ambitionen: er läuft purpurrot an - es passt zum Tee. Stammelnd erwidert er:
„O…… oh…… oh… oh……
o…………
…kay…“
Dörfer sind ideal für Meinesgleichen. Ein Dorf hat meist nur wenige Hauptstraßen, die restlichen Straßen ähneln eher kleinen Gassen, in denen nur wenige Menschen unterwegs sind. Auch in diesem Dorf hier muss man nur zwei Häuser hinter sich lassen, um ,ungestört‘ zu sein. Ruhig liegen die alten Gebäude da, welche die gepflasterten Straßen umringen. Einige Häuser hier wirken von außen schon fast verfallen, ein Blick in die Fenster zeigt jedoch das einfache harmonische Leben der Bewohner. Hier und da ist der Weg uneben und fast überall quillt Moos zwischen den Gehwegsteinen hervor. Der laue Frühlingswind streift an den engstehenden Fachwerkhäusern der Gasse entlang, lässt die frische Wäsche taumeln, die an der zwischen den Häuschen gespannten Leine hängt, und streift durch mein langes weißes Haar. Als ich XY gegen die Feldsteinwand eines Hauses drücke, klart der Himmel langsam auf. Die ersten Sonnenstrahlen wärmen meine glatte porzellanhelle Haut. Jetzt erst betrachte ich XY etwas genauer: die kurzen schwarzen Haare, der mintgrüne Kapuzenpullover, die runden, kindlichen Augen… Ich sehe in seine geweiteten Pupillen und bin froh, sagen zu können: „Mh… wie schön. Ein kleiner Teil von euch Menschen hat sich seinen Leichtsinn wohl bewahrt, mh?“
XY zittert vor Angst, unfähig sich zu wehren oder etwas zu erwidern.
Mh… Genuss - ja, ich versuche diesen Moment zu genießen…
„Hnn… Dämon!“
Verdammt!
Dieser wütende Einwurf stammt nicht etwa von XY, der schon fast der Ohnmacht nahe an der Wand vor mir lehnt. Jemand ist in der Gasse aufgetaucht und ich habe mich zu sehr dem Moment hingegeben, um dies rechtzeitig zu bemerken. Genervt von der plötzlichen Unterbrechung drehe ich mich nun zu dem Fremden um und sehe… blau. Blau - so strahlend, dass es wehtut. Blau - so unbeständig, als würde es Wasser sein. Zwei blaue Male ziehen sich wie eine Welle von der Mitte seines Gesichts ausgehend bis über seine Wangen. Um den linken Arm ziehen sich weitere Male. Es ist dasselbe tiefe Blau wie das seiner Augen, mit denen er mich fixiert.
Verdammt, verdammt!
Ich puste mir eine Strähne aus dem Gesicht und presse abschätzig hervor: „Pah, DU bist der für dieses Gebiet zuständige Jäger? Bist noch recht jung dafür, nicht Bursche?“ Natürlich ist er kein Kleinkind mehr, vermutlich irgendwo zwischen siebzehn und zwanzig Jahre alt. Aber junge Jäger springen meist auf sowas an. Seine blauen Augen verengen sich. Ich fand den Kontrast dieser Farbe zu den blutroten Augen meiner Gattung schon immer irgendwie poetisch. Eine blonde Haarsträhne fällt ihm in die krausgezogene Stirn, als er, vorhersehbar, erwidert: „DICH zu besiegen wird mir jedenfalls nicht schwerfallen, Dämon!“
„Ha, ha, ha, ha!“ Interessant. Ich lasse XY, mittlerweile tatsächlich ohnmächtig, zu Boden sinken. Der blonde Jäger steht etwa dreißig Schritte von mit entfernt. Langsam drehe ich mich zur Feldsteinwand zurück. „Mh, tatsächlich, Jäger?“
Die Blätter am Boden der Gasse wirbeln kurz hoch und schon befinde ich mich direkt vor dem Jäger.
„Dafür…“, ich hole mit der rechten Hand aus, „…bist du aber etwas zu langsam!“
„Wa…?!“ stammelt er.
„Präge dir den Namen des ,Dämons‘, der dich nun niederschmettern wird, gut ein! Er lautet Eve…“ grinse ich. Schnell durchschneidet meine Hand die Luft und hätte seinem Gesicht eine neue asymmetrische Form gegeben, wäre er nicht im letzten Moment zurückgewichen. Der Jäger rutscht über den Boden und kommt in einiger Entfernung zum Stehen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht damit gerechnet, dass er eine so schnelle Reaktionszeit hat. Und wenn ich noch weitergehen soll, dann kann ich wohl gestehen, dass dies hier wahrhaft Aussicht auf ein bisschen Spaß bringen könnte! Ich lächle breit und lasse meine spitzen Eckzähne blitzen: „Hi, hi! Komm, kleiner Jäger, tanz‘ mit mir!“
Das abschätzige „Ärg!“ des Burschen interessiert mich nicht, ich spanne bereits meinen Körper an und stürze auf ihn zu. Ich drehe mich im Sprung um meine eigene Achse herum, um genügend Schwung zu holen und lasse meine Arme Richtung Feind schnellen, doch er springt noch rechtzeitig zurück, sodass mein Angriff ins Leere geht. In dieser Bewegung lasse ich meine Hände auf den Boden niedersausen und hole zum Tritt aus, doch er weicht erneut aus. Von einer Ecke zur nächsten bewegen wir uns durch die menschenleere Gasse. Meine Hände wirbeln durch die Luft. Seine Beine rutschen schnell über den Boden hinweg. Wir drehen uns immer weiter im Kreis. Ich jage ihn über die Pflastersteine hinweg, hin zu einem hölzernen Durchgang, der sich zwischen zwei Fachwerkhäusern schmiegt, weiter zu einem hohen, verputzten Haus, an dem sich der herausstehende Erker bereits Richtung Boden bewegt, bis hin zurück zum Feldsteinhaus, vor dem XY liegt. Der Tanz geht immer so weiter. Rhythmisch greife ich ihn an, lasse meine Hände niedersausen, rhythmisch weicht er aus, duckt oder dreht sich weg. Ich greife an, er weicht aus, ich greife an, er weicht aus…
Aber…
„Haaaach… So langsam wird’s langweilig!“ rufe ich und verziehe missmutig den Mund, denn leider sind seine Bewegungen ausschließlich defensiv-geprägt. Er wehrt lediglich meine Angriffe ab, übernimmt nie selbst die Initiative. Also springe ich auf ein altes, rostiges Geländer, welches sich um einen Kellerzugang schlängelt, stoße mich ab und fliege in die Höhe. „Jäger, greifst du auch mal an?! Ha, oder willst du dich angesichts meiner Überlegenheit stillschweigend ergeben?“
Der Sinkflug beginnt.
„Dann halt wenigstens still!“ Ich hole aus und… im perfekten Moment schnellt der rechte Ellenbogen des Jägers nach oben und trifft meine Wange - im Sturz. Seine Abwehr ist wirklich gut.
Nachdem die Wucht seines Schlages eine gewisse Distanz zwischen uns gebracht hat, indem sie mir ein paar Überschläge über den Boden abverlangte, finde ich mich erneut vor der Feldsteinwand wieder. Da kommt mir etwas in den Sinn…
„Haha, mal sehen, wie dir das schmeckt.“ Schnell packe ich den bewusstlosen XY am Kragen, ziehe ihn hoch und schleudere ihn dem Jäger entgegen. Mh… Jetzt wird der Jäger unruhig - das kann ich seinen nun nicht mehr ganz so kühlen Augen ablesen. Das Primärziel eines jeden Jägers ist der Schutz der Menschen - so sollen sie zumindest das, was sie tun, interpretieren. Von einem anderen Jäger hörte ich mal, dass ihnen dieses Selbstbild bereits in den Kindertagen vermittelt wird. So ist die Reaktion des blonden Jägers, der sich gerade meiner Auslöschung widmet, absolut vorhersehbar: er rennt XY entgegen und fängt ihn mit seinem ganzen Körper ab. Der immer noch ohnmächtige Typ ist von ungefähr derselben Größe wie der Jäger, physikalisch nachvollziehbar hat ihn die Geschwindigkeit und das Gewicht des Aufpralls zu Boden gerissen. „Hng…“ liegt der Jäger nun stöhnend auf der Erde. Erneut springe ich auf ihn zu und hebe meine rechte Hand zum Angriff. Seine blauen Augen scheinen mich fast zu durchbohren, als er wieder den rechten Ellbogen im exakt richtigen Moment gegen meinen Schädel donnert und sagt: „Du bist nicht der erste Dämon, der solche Tricks bei mir versucht.“
Urg! - sein Schlag hat mich erneut mit voller Kraft getroffen. „Ha, ha, Jäger, du bist nicht ausgewichen.“ stelle ich fest, nachdem ich mich wieder gefangen habe. Diese Tatsache ist eigentlich jedoch weitaus weniger überraschend, als es den Anschein macht. Ich rapple mich vom Boden auf und klopfe den Staub von meiner weißen Hose. Wirklich sauber wird sie davon nicht mehr, doch das ist mir im Moment gleich. Nun habe ich Gewissheit: „Du denkst, du hast bereits zwei Treffer gelandet und obliegst im Kampf, doch… dadurch hast du bereits verloren.“
Er schweigt…
Den rechten Arm in meine Hüfte stemmend, hebe ich erneut an: „Für dich, Jäger, kommt wohl nur noch die Flucht in Betracht. Dies ist die einzig sinnvolle Option, die dir verbleibt.“
Es ist offensichtlich, was er denkt. Seine etwas nach unten gezogenen Augenbrauen zieht er nun noch ein Stück tiefer, als er ansetzt zu erwidern: „Tse, noch billiger geh-“
„Du wartest.“, unterbreche ich ihn, „Darauf, dass ich angreife und die Deckung vernachlässige. Erst dann greifst du an. Du setzt als junger Jäger natürlich auf Sicherheit. Aufgrund meiner naturgegebenen enormen Überlegenheit sowohl hinsichtlich Schnelligkeit als auch physischer Kraft, bedeutet jeder Treffer, den ich landen kann, das potentielle Aus für dich.“ Ich balle die Faust und kann sehen, dass sein linker mit blauen Malen bedeckter Arm sich verkrampft. Die sinnvolle Option wird er wohl nicht in Betracht ziehen. Ich fahre fort: „Dein Kampfstil ist sehr defensiv-lastig. Von allein greifst du nicht an. Es gibt eine einfache Strategie für mich, darauf zu reagieren…“
Mit geneigtem Kopf warte ich lächelnd auf eine Antwort, Reaktion, irgendetwas. Nach einer Weile meint er: „Das willst du aus gerade einmal zwei Treffern gelesen haben…?“
Mein Lächeln vertieft sich: „Ernsthaft, du hast keine Ahnung, wie alt ich bin. Greifst du jetzt an, erledige ich dich in… naaa, sagen wir mal 20 Sekunden.“
Anscheinend habe ich ihn nur weiter gereizt. Drohend streckt er nun seine linke Faust vor und beginnt, Zeigefinger und Mittelfinger zu heben. Blau flirrt die Luft um seine Finger - es ist, als würden sie Schallwellen freisetzen, die sich in dünnen, unregelmäßigen Fäden blau gefärbt durch die Luft bewegen. Eine gefährliche Geste, geschaffen, um zu Löschen. Finster starren mich die tiefblauen Augen an: „…Und du hast keine Ahnung, wie grenzenlos anmaßend du bist.“ Der Jäger prescht auf mich zu und holt zum Tritt aus. Die blau flirrende Bann-Hand lässt er dabei wieder sinken. Es ist dennoch ein ernstgemeinter Angriff, der mir aber natürlich nicht im Geringsten gefährlich werden kann: „Oha, du hast deine Entscheidung getroffen. Noch 18 Sekunden.“ rufe ich lachend. Ich springe gekonnt nach oben und weiche seinem Tritt aus.
„15 Sekunden.“ In einiger Entfernung komme ich wieder auf, der Jäger dreht sich zu mir um.
„12 Sekunden. Bedenke Bursche, nur ein Treffer…“ Diese Warnung scheint ihn nicht zu erreichen, denn jetzt sprintet er abermals los, direkt auf mich zu.
„9 Sekunden.“ Ich renne ebenfalls los, drehe einen kurzen Bogen und greife ihn von der rechten Seite aus an.
„7 Sekunden.“ Mein Ellenbogen bewegt sich auf seinen Kopf zu.
„5 Sekunden.“ Abermals ist es seine Intention, meinen Angriff mit seinen rechten Ellenbogen abzuwehren.
„4 Sekunden, 3, 2, 1…“
Der Kampf ist damit vorbei.
„0. Siehst du, wirklich einfach…“ Ich fühle für einen Moment seine weichen Haare in meiner Hand, sehe die Angst und den Schrecken in seinen klaren Augen aufblitzen, spüre die Wärme seiner Haut…
…und…
…ramme seinen Schädel derart schnell in das Kopfsteinpflaster, dass kleine Steinbrocken zu allen Seiten davonfliegen. Er bleibt reglos liegen. Langsam stehe ich auf, die Spitzen meiner weißen Haare streifen dabei seine Schulter. Sein hellgraues, hochgekrempeltes Langarmshirt und die dunkelbraune Hose, sein Gesicht, seine Haare… alles ist mit Staub und Steinen bedeckt.
„Schon amüsant.“ hebe ich an. Er atmet hastig unter den Schmerzen. Ich beuge mich über ihn: „Du bekommst während des Kampfes kaum den Mund auf, weil du dich so sehr auf deine Abwehr konzentrierst.“
„Uh…rg…“ erwidert er.
Ich erhebe mich. „Das Kämpfen scheint dir wohl nicht wirklich Freude zu bereiten.“
„Uh… Ver…“
Ich drehe mich um, entferne mich von ihm: „Ziemlich atypisch für einen Jäger, möchte ich meinen.“
Welche Nuance von Rot wohl das Blut seinen hellblonden Haaren verleiht…? Doch zu lange möchte ich den verwundeten Jäger nicht betrachten. Er wird überleben. Der Jäger dreht den Kopf zu mir, ich kann seinen Blick spüren. „Wo… Arg… wo willst du hin, Dämon?“
Ist es Angst? Ha, ha, nein. Wohl eher sein fehlgeleitetes Pflichtgefühl, das dort aus ihm spricht… Dieser Klang… in meinen Ohren klingt es wie ein Flehen… Für einen kurzen Augenblick bleibe ich stehen: „…Nein, ich werde dich nicht töten, falls du das meinst, Junge.“
Etwas bröckelt hinter mir… Dann kann ich hören, wie etwas auf den Boden tropft… Der Jäger scheint sich… zu erheben?! Schnaufend presst der Bursche hervor: „Ist das etwa… deine Art…“
Es knistert.
„…MICH ZU VERSPOTTEN, DÄMON?!“ Der blaue Bann des Jägers durchzieht die Luft. Ich kann es spüren… In rasender Geschwindigkeit nähert er sich mir. Konzentriert spanne ich meine Beine an. Wäre er doch nur liegen geblieben… Ich atme tief durch: „Deine Todessehnsucht scheint doch stärker zu sein, als ich vermutet habe.“ Dann setze ich schnell zum Lauf an. „Aber, wenn dir dein Le…he…………“
!!!
Die nächsten paar Sekunden erscheinen mir, als wäre ich selbst nicht anwesend. Menschen sind in Angesicht des Todes der Meinung, ihr Leben vor dem inneren Auge nochmals vorbeiziehen zu sehen. Eine letzte Zusammenfassung - klingt wahnsinnig theatralisch… Bei Unseresgleichen wäre das eine ziemlich langatmige Zusammenfassung. Vermutlich erleben wir den letzten Moment unserer Existenz eher zähflüssig. Die Zeit scheint für einen kurzen Moment noch langsamer zu fließen, als sie es eh bereits tat. So sehe ich gerade meinen rechten Schuh sehr, sehr, sehr langsam durch die Luft fliegen. Der flache und dennoch unbequeme weiße Schuh mit der schwarzen Spitze fügt sich seltsam harmonisch in das langsam aufklarende Grau des Frühlingshimmels ein. Fassungslos beobachte ich in diesem sehr, sehr, sehr langsam vorüberziehenden Moment, wie mein Schuh einen Salto über mir schlägt, während ich mich mit dem Rücken auf den Boden zubewege, unfähig etwas zu sagen oder zu denken, bis auf eines: Schuhe… ich hasse sie wirklich…
Wahrhaftig… ich bin gestolpert… und als ich die Pflastersteine am Rücken spüre, ist es bereits zu spät. Gerade noch schaffe ich es, den Kopf in Richtung des Jägers zu drehen, da hat mich der blau-flackernde Bann bereits erfasst. Er umfließt mich wie ein elektrisches Band, schnürt mir den Hals zu, fesselt mich an den Boden und zersetzt mich sowohl innerlich als auch äußerlich. Kleine Partikel sammeln sich auf der Oberfläche meiner Haut, werden mit der Energie des Banns nach oben gezogen, verlieren sich in der Luft. Meine Hände verkrampfen sich, aus meinen Augen quellen Tränen, mein Mund öffnet sich unwillkürlich unter diesem unendlichen, allumfassenden Schmerz.
Ich löse mich auf…
„Uhrrrraaa…… hör……… auf…“ Schreiend liege ich am Boden. Vermutlich bin ich nicht der erste ‚Dämon‘, der bei Anwendung seines Banns vor dem Jäger liegt und um die Fortsetzung der Existenz bettelt.
„…Hhhr… hng……… a……hhhör… auf, Jäger… ah… bitte! Ich…… hhhhrggg flehe… dich …nnhhhannn!!!“ Ich kann ihn nicht anblicken, merke an seinem Schweigen aber, dass er meiner Bitte nicht nachgeben wird. Fällt es ihm wohl schwer, einer Kreatur ein Ende zu setzen?
„Ich… kann nicht…“ flüstert er zerknirscht. Ich kann nicht… Wie vertraut mir das ist. Mit diesen letzten Worten zieht er den Bann fester, um den Auslöschungsprozess zu vervollständigen. Partikel fliegen, alles wird schwarz.
Ein Menschenschuh brachte mir den Tod - was für eine bescheuerte Art zu sterben…
2.
„Er wirkt nicht… er… wirkt nicht…… Warum… Warum wirkt er nicht?“ Ja, warum eigentlich? Menschen sterben. ‚Dämonen‘ werden geboren. Jäger löschen uns aus. Das ist eine Konstante, ein fester Ablauf. Oder nicht? Wenn das nicht wahr ist, was ist dann überhaupt noch wahr? Noch nie hat mich bis zum heutigen Tage der Bann eines Jägers getroffen, denn, wenn es dazu kommt, ist dies ein unumkehrbares Todesurteil.
Warum wurde ich dann nicht ausgelöscht?
Ich öffne langsam die Augen. Als ich den Kopf drehe, sehe ich den Jäger reglos dastehen, auf seine linke Hand blickend. Wild zittert die Hand, mit der er soeben versucht hat, meine Existenz zu beenden. Entsetzt wiederholt er immer wieder: „Warum wirkt er nicht…?“
Ja, ich wurde nicht ausgelöscht, sein Bann hat dies nicht vermocht. Warum weiß ich nicht und um ehrlich zu sein, ist mir das gerade gleich. Mein gesamter Körper zittert, aber ich ignoriere den Schmerz. Langsam erhebe ich mich: „So…“
Der Jäger reagiert nicht, er ist wie in Trance. Ein Schlag auf seinen Kopf und der liegt erneut wehrlos am Boden. Kniend beuge ich mich über ihn, ziehe ihn mit seinem Rücken dicht an meinen Bauch, halte seinen Kopf und umfasse seinen Oberkörper von hinten. Ich kann seinen Herzschlag spüren. Hrg… ein unangenehmes Ziehen durchfährt mich. Meine Haare umspielen seinen Nacken, als ich mein Gesicht langsam neben seinen Hals schiebe und flüstere: „Gnade. Im Gegensatz zu Meinesgleichen scheint euch Jägern dieses Wort wohl vollkommen fremd zu sein.“
„…“
„So erwartest du hoffentlich nicht…“, langsam streife ich mit der linken Hand an seiner Wange hinunter, „…dass ich sie dir noch einmal erweise…“, ich lege die linke Hand an den unteren Teil seines Kopfes, meine rechte an den oberen, „…kleiner Jäger.“ Ein Ruck und es wäre aus mit ihm - diesen abwertenden, kühlen Ausdruck, den er mir entgegengeworfen hat, diese selbstverständliche Arroganz, diese Wut über meine bloße Existenz… all das wäre mit einer Bewegung von dieser Erde getilgt. Dessen wäre er sich voll bewusst, hätte die Tatsache, dass sein Bann mich nicht ausgelöscht hat, nicht seine Welt in den Grundfesten erschüttert. Als wäre er in einer vollkommen anderen Realität, starrt er mit leerem Blick auf seine nunmehr nutzlose Hand.
Ich sollte es wirklich zu Ende bringen… Nur einen Moment…
…
Plötzlich zuckt seine Hand. Mit den Worten „Eher nicht.“ zieht der Jäger seine Bann-Hand zu einer Faust zusammen - genauso, wie er es vorhin zum Ende des Auslöschungsprozesses getan hat. Die Wirkung ist dieselbe. Ein blaues sirrendes Meer umgibt uns, reißt mich hinunter.
„Urrrg… duu…… verd…“ keuche ich, während ich krampfhaft versuche, mich vom Boden abzustemmen - natürlich ist es sinnlos. Wieder wird alles schwarz.
Vermutlich habe ich eine ganze Weile so bewusstlos am Boden gelegen, denn als ich erwache, ist das Grau am Himmel verschwunden und die Sonne scheint auf mich herunter. Immer noch befinden wir uns in der kleinen Gasse im Dorf. Die Pflastersteine fühlen sich warm an. Das Haus mit der Feldsteinwand liegt etwas entfernt. Keine Ahnung, was mit XY unterdessen passiert ist. Vielleicht ist er aufgewacht und davongestürmt. Ein Idiot weniger, der auf die alten Tricks hereinfällt. Eigentlich bedauerlich… Der Wind weht ein paar Blätter vom Vorjahr durch die Gasse. Sie sammeln sich an dem Eingang eines Hauses, an dem der Putz bereits rissig ist. Der Eingang liegt an einem kleinen Anbau, der im rechten Winkel zum Hauptgebäude steht. Zwei Stufen führen zur Tür hoch.
Dort sitzt der Jäger.
Mühsam versuche ich mich zu erheben. Er beobachtet mich gebannt. Die Situation ist für uns beide mehr als eindeutig: ein klares Unentschieden. Sein Bann scheint auf mich konzentriert zu sein. Die Kraft eines Jägers wirkt immer zielgerichtet, linear - das bedeutet ganz einfach ausgedrückt: auf das, was er zeigt, wird der Bann ,geschossen‘ und wirkt am vom Jäger bestimmten Ziel. Als ich vorhin hinter ihm kniete und meine Hände an seinen Kopf gelegt hatte, hätte er die Hand direkt auf mich richten müssen, um mich mit dem Bann zu treffen. So war dies aber nicht geschehen… Man muss kein Genie sein, um den Zusammenhang zur erfolglosen Auslöschung zu erkennen. Weder kann ich den Jäger dank des Banns außer Gefecht setzen, noch vermag sein Bann es, mich zu töten. Vermutlich kann er ihn dann auch nicht mehr bei anderen meinesgleichen einsetzen. Wie ich mit der Situation umgehen werde, ist klar. Aber interessant ist doch, was er unternehmen wird… „Was gedenkst du nun zu tun, kleiner Jäger?“
Keine Antwort, natürlich. Der blonde Jäger scheint allgemein kein sehr gesprächiger Mensch zu sein. Mühsam greift er nach dem wackelnden Treppengeländer, das an der Hauswand neben dem Anbau angebracht ist, und zieht sich hoch. Zweimal habe ich seinen Kopf in diesem Kampf auf den Boden befördert. Das Blut seiner Wunde ist bereits geronnen, rotbraun klebt ihm eine Strähne seiner verwuschelten Haare an der Stirn. Er starrt mich an, dann nickt er wortlos in eine Richtung.
„Wo soll‘s denn hingehen?“ möchte ich wissen.
Keine Antwort. Ich habe eindeutig genug von seiner Arroganz! Wütend kreuze ich meine Arme und rufe zu ihm herüber: „Dann kannst du es vergessen, ich komme nicht mit!“
Überrascht zieht er die Augenbrauen hoch, dann zieht er die linke Hand ein Stück nach vorn und…
„Arg… schon gut!“ Ein kurzes Zucken genügt und der Bann reißt mich zu Boden. Noch bin ich zu geschwächt, um ernsthaft etwas unternehmen zu können. Also rapple ich mich auf, laufe in die Richtung, die er zeigte und fasse einen Entschluss: ich muss so schnell wie möglich etwas gegen dieses Dilemma unternehmen… Doch dafür muss der richtige Zeitpunkt kommen. Lange muss ich vermutlich nicht warten, er ist schließlich nur ein Mensch… Lang ausatmend frage ich: „Dir ist schon bewusst, dass ich dich bald umbringen werde, Jäger?“ Er schweigt…
Das Dorf des Jägers ist ländlich gelegen. Umringt von Feldern liegt es auf einer weiten Ebene, die ab und an von kleinen Mischwäldchen durchzogen wird. Auf diesem Fleckchen Erde scheint der Horizont unendlich weit zu sein. Der Jäger und ich laufen einen sandigen Feldweg entlang, der von allerlei Frühjahrsblühern umrahmt wird.
Tap, …
Überall surrt und piepst es.
Tap, …, tap, …
Die Sonne scheint auf mich herunter, während ich vorangehe.
Der Jäger folgt mir mit gebührendem Abstand.
Tap, …, tap, …, tap, …
Schweigend laufe ich den sich dahinziehenden Weg entlang, ohne zu wissen, wo der Bursche mich eigentlich hinbringen möchte.
Tap, …, tap, …, tap, …, tap, …, tap, … aaaarg!
Ich halte an, drehe mich zum Jäger um und starre genervt auf meine Füße. Er beobachtet mich abschätzend. Langsam ziehe ich den linken Fuß hoch, greife nach dem letzten verbliebenen Schuh und schleudere ihn dem Horizont entgegen. Der Jäger schaut dem Schuh für einen kurzen Moment nach. Er fliegt weit über ein brachliegendes Feld. Vögel fliegen an der Stelle aufgeschreckt hoch, an der er auf dem Boden aufkommt. Mit verschränkten Armen stehe ich vor dem Jäger und lasse meinem Frust über diese unsinnige Wanderung freien Lauf: „Hör mal, Bursche. Es ist nicht gerade empfehlenswert mit einer Unsterblichen ziellos in der Gegend umherzuirren.“
Zur Antwort scheint er einen bestimmten Punkt in der Landschaft zu fixieren und murrt: „Dort.“
Irgendwie überrascht es mich, ihn nach der langen Phase des Schweigens reden zu hören. Ich schaue in die Richtung, in die er blickt, und sehe ein Haus, das weit entfernt vom Dorf steht. Ist es sein Haus?!
Jäger sind nicht nur physisch, sondern auch mental perfekt auf die Jagd von Meinesgleichen ausgerichtet. So vermag es ein Jäger, uns auf eine gewisse Distanz zu erspüren - er ,fühlt‘, dass ein Unsterblicher in der Nähe ist und weiß, in welcher Richtung er sich befindet. Das ist keine Fähigkeit, die man erlangen kann, sie ist angeboren. Daher sind Reichweite und Intensität der Wahrnehmung auch von Jäger zu Jäger unterschiedlich. So oder so ist es eine recht lästige Fähigkeit… Für alle Städte und Landstriche gibt es jeweils einen Jäger, der diese vor Meinesgleichen beschützt. Um möglichst umfangreichen und schnellen Schutz zu gewährleisten, leben die Jäger meist dort, wo in ihrem Gebiet die größte Menschenansammlung zu finden ist - im Dorf, in der Stadt… Von dort spüren sie am schnellsten, ob sich ein Unsterblicher den Menschen nähert oder sich gerade ein Bewohner in einen verwandelt… Warum um alles in der Welt liegt das Haus des blonden Jägers also so weit entfernt?! Hat das einen besonderen Grund? Versteckt er dort etwas? Und warum nimmt er mich mit nach Hause?! „Fragst du bei Mama und Papa nach Rat?!“ platze ich aus meinen Überlegungen heraus. Knurrend hebt er die Bann-Hand und droht mir. Ich laufe lachend den Weg weiter entlang: „Ha, ha, schon gut, Bursche!“
Wie schon die Häuser im Dorf ist auch das Haus des Jägers ziemlich in die Jahre gekommen. Es ist ein Backsteinhaus, nicht sonderlich groß. Die mittelgrüne Eingangstür ist recht klein und wird von morschen Holzplanken überdacht. Überall am Haus ranken blühende Pflanzen empor. Im Giebel über dem Eingang befindet sich eine Fensteröffnung, die wenig fachmännisch zugemauert wurde. Generell wirkt alles sehr notdürftig repariert: von mit Brettern geflickten Löchern im Dach, bis hin zu herunterhängenden Regenrinnen, die teilweise nur noch durch Seile gehalten werden. Quietschend öffne ich die verrostete Gartentür und betrete den kleinen, unregelmäßig mit Steinen gesäumten Weg, der durch den Vorgarten zum Hauseingang führt. Der Garten, der sich um das gesamte Haus herumzieht, wirkt auf den ersten Blick ziemlich verwildert. Betrachtet man die Beete jedoch genau, so ist eine gewisse Systematik in der Anordnung der Pflanzen zu erkennen. Neben dem kleinen Weg wechseln sich Kräuter mit Wildblumen ab. Trampelpfade, die links und rechts am Haus entlangführen, geben den Blick auf weitere Blumenbeete und Beerensträucher frei. Weiter hinten wurden kleine Beete für die Gemüsezucht angelegt. Die weißen und rosafarbenen Blüten der Apfel- und Kirschbäume lugen vorsichtig hinter dem Dach des alten Hauses hervor. Ein seltsames Gefühl ergreift mich. Ich halte kurz inne… Das alles… es wirkt so… friedlich.
„Warte hier!“ befiehlt der Jäger hinter mir. Pah! Selbstverständlich tue ich das nicht und öffne die Haustür. „Ha…?! Hast du nicht gehört?!“
Noch nie habe ich das Haus eines Jägers von innen gesehen. Ich trete ein und befinde mich in einem tieferliegenden Eingangsbereich, welcher nur durch Balken vom Rest des Hauptraums getrennt ist. Weitere Balken ziehen sich durch den gesamten Raum. Auf ihnen stehen vereinzelt Bücher, Krüge, Flaschen, Schalen und vieles mehr. Zwischen den Balken sind unfassbar viele Schnüre gezogen, an denen Kräuter, Knollen und andere Pflanzen zum Trocknen aufgehängt wurden. Zwei Stufen führen hinauf zu einem dielenbesetzten Weg, der wiederum zu einem Durchgang führt. Links von diesem Weg zweigt ein etwas zu voll gestelltes offenes Wohnzimmer ab. Rechts befindet sich ein ebenfalls offen gestalteter Raum mit Küchenschränken, Ofen, ein klobiges eckiges Waschbecken sowie einer Wasserpumpe. Unter einem kleinen Fenster, das in Richtung Dorf zeigt, steht eine schmale Kommode. Eine Tischgruppe mit vier krummen Stühlen ziert den Raum. Das Haus ist erfüllt von einem leicht süßlichen Kräuterduft. Ich stehe im Eingangsbereich und atme den sanften Geruch ein. Plötzlich packt mich jemand an der Schulter und brüllt mir direkt entgegen: „ICH SAGTE: warte hier - DRAUSSEN!“ Mit vor Wut gerötetem Gesicht zeigt der Jäger energisch Richtung Haustür.
Ein triumphierendes Lächeln ziert wiederum mein Gesicht, als ich zurückgebe: „Ha, ha, ist es dir vor deinen Eltern peinlich, dass du mich nicht besiegen konntest, Kleiner?“
Bevor der Jäger etwas erwidern kann - was sicherlich wenig konstruktiv gewesen wäre - meldet sich aus dem hinteren Bereich des Hauses eine helle Stimme: „Du warst ziemlich lange fort.“
Vermutlich ein Familienmitglied des Jägers, das sich in einem der Zimmer aufhält, die hinter dem Hauptraum liegen. Recht amüsiert warte ich darauf, dass Diejenige sich zeigt, während dem blonden Jäger neben mir der Schweiß auf der Stirn steht - herrlich!
„AHHHH… raus, SOFORT!“ Er packt mich am Arm und vermutlich ist es ist seine Intention, mich hinauszuziehen, so wie er nun an mir zerrt. Unnötig zu erwähnen, dass dies vergeblich ist. Die Fremde betritt den Raum. Sie hat ebenso blonde Haare wie der Jäger, die jedoch fließendem Gold gleich über ihre Schultern fallen. Zwei seitliche Haarsträhnen hat sie nach hinten zu einem kleinen Knoten gebunden. Ein feiner seitlicher Pony umrahmt ihre Stirn. Sie hat ebenso blaue Augen, die jedoch warm und unschuldig in die Welt hinaussehen. Und sie hat auch ebenso blaue Male…