15,99 €
Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, , Sprache: Deutsch, Abstract: Als Sigmund Freud im Jahr 1900 seine erste größere und bis heute einflussreichste Schrift „Die Traumdeutung“ veröffentlicht hatte, waren es Wiener Jung-Autoren wie Hugo von Hofmannsthal, Herrmann Bahr und Schnitzler, die – unter dem Einfluss des Machschen Empiriokritizismus dem allzu positivistischen Naturalismus trotzend – Josef Breuers und Sigmund Freuds „Studien über Hysterie“ (1895) zum Anlass nahmen, die Analyse des Unterbewussten zum Selbststudium und ihre neue Ausrichtung auf psychopathologische Phänomene für die literarische Tätigkeit zu nutzen. Wie stark also war der Einfluss der Freudschen Traumdeutung, die Thomas Mann 1929 in einer großen Lobesrede auf den Wiener Nervenarzt den Auftakt einer „Weltbewegung“ nennen sollte zur Bildung einer „befreiten und wissenden Menschheit“ [4], auf die Entwicklung der literarischen Wiener Moderne und worin äußerte er sich im Konkreten? Mit dieser Fragestellung möchte ich mich in der vorliegenden Arbeit umfassend auseinandersetzen. Hierfür werde ich zunächst einige Ausführungen zu Inhalt, Methodik, Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der „Traumdeutung“ darlegen, anschließend eine Charakteristik der literarischen Epoche der Wiener Moderne anhand wesentlicher Stilmerkmale, historischer Hintergründe, wichtigster Autoren und ihrer Werke sowie gesellschaftlicher Auswirkungen vornehmen, um schließlich die Wirkung der Traumdeutung auf die Wiener Moderne a) allgemein und b) anhand des beispielhaften Prosawerkes „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler aus dem Jahr 1926 aufzuzeigen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2007
Page 1
Page 3
Als Sigmund Freud im Jahr 1900 seine erste größere und bis heute einflussreichste Schrift „Die Traumdeutung“ veröffentlicht hatte, waren es Wiener Jung-Autoren wie Hugo von Hofmannsthal, Herrmann Bahr und Schnitzler, die - unter dem Einfluss des Machschen Empiriokritizismus dem allzu positivistischen Naturalismus trotzend -Josef Breuers und Sigmund Freuds „Studien über Hysterie“ (1895) zum Anlass nahmen, die Analyse des Unterbewussten zum Selbststudium und ihre neue Ausrichtung auf psychopathologische Phänomene für die literarische Tätigkeit zu nutzen.
Die Möglichkeit aber, mithilfe des Traumes verborgene infantile und sexuelle Wünsche zu offenbaren, wurde als geradezu „neue Sprache“ (Bahr) [1] empfunden; die These Freuds, dass „das Studium des Traumes […] nicht nur die beste Vorbereitung für das der Neurosen [ist], der Traum selbst ist auch ein neurotisches Symptom, und zwar eines, das den für uns unschätzbaren Wert hat, bei allen Gesunden vorzukommen“ [2], als eine Provokation konventioneller Sittengemälde innerhalb einer untergehenden habsburgischen Donaumonarchie. Immerhin galt seinen Zeitgenossen der Traum als etwas Irrationales ohne jegliche Bedeutungen; etwas, das keiner Interpretation bedarf. Für die progressiven Wiener Autoren, in ihrer Entschlossenheit, die Überwindung formaler und ideengeschichtlicher Traditionen im Sinne eines Fin de Siècle zu erreichen, erschlossen sich mit den Theorien des Psychiaters Freud neue Visionen für ihr Schaffen, sowohl in der Sprach- als auch in der Motivgestaltung. Folgerichtig heißt es bei Thomas Anz: „Die Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts ist ohne die Rezeptionsgeschichte der Psychoanalyse nicht angemessen zu begreifen - so wie umgekehrt die Psychoanalyse nicht ohne ihre Auseinandersetzung mit Literatur.“ [3]
Wie stark also war der Einfluss der Freudschen Traumdeutung, die Thomas Mann 1929 in einer großen Lobesrede auf den Wiener Nervenarzt den Auftakt einer „Weltbewegung“ nennen sollte zur Bildung einer „befreiten und wissenden Menschheit“ [4], auf die Entwicklung der literarischen Wiener Moderne und worin äußerte er sich im Konkreten? Mit dieser Fragestellung möchte ich mich in der