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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit den Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Der junge Edelmann Federigo ist verliebt, doch die Dame seines Herzens, die Adlige Monna Giovanna, lässt sich nicht beeindrucken. Weder durch aufwendig ausgerichtete Feste oder üppige Geschenke, noch durch seine heldenhaften Leistungen in Turnieren. Das teure Werben um seine Angebetete kostet Federigo sein ganzes Vermögen, bis ihm schließlich nur noch ein edler Falke und ein kleines Bauerngut bleiben. Als der verarmte Federigo schließlich noch einmal alles daran setzt, Monna Giovanna zu imponieren, hat sein Handeln fatale Folgen.
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Seitenzahl: 37
Veröffentlichungsjahr: 2012
Giovanni Boccaccio
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
Covergestaltung: bilekjaeger, Stuttgart
Abbildung: »The Lovers« ©Corbis
Unsere Adressen im Internet:
www.fischerverlage.de
www.fischer-klassik.de
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ISBN 978-3-10-401857-7
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Zur Poetik der Novelle
Der Falke
Anhang
Editorische Notiz
Daten zu Leben und Werk
Giovanni Boccaccio, ›Das Dekameron‹
Giovanni Boccaccio
Es kam sodann zur Sprache, welchen Titel man der Novelle geben solle; wir taten manche Vorschläge, einige waren gut für den Anfang, andere gut für das Ende, doch fand sich keiner, der für das Ganze passend und also der rechte gewesen wäre. »Wissen Sie was«, sagte Goethe, »wir wollen es die Novelle nennen; denn was ist eine Novelle anders als eine sich ereignete unerhörte Begebenheit. Dies ist der eigentliche Begriff, und so vieles, was in Deutschland unter dem Titel Novelle geht, ist gar keine Novelle, sondern bloß Erzählung oder was Sie sonst wollen. […]«
J. W. Goethe: Gespräche mit Eckermann, 25. Januar 1827
Eine starke Silhoutte – um nochmals einen Ausdruck der Malersprache zu Hülfe zu nehmen – dürfte dem, was wir im eigentlichen Sinne Novelle nennen, nicht fehlen, ja wir glauben, die Probe auf die Trefflichkeit eines novellistischen Motivs werde in den meisten Fällen darin bestehen, ob der Versuch gelingt, den Inhalt in wenige Zeilen zusammenzufassen, in der Weise, wie die alten Italiener ihren Novellen kurze Überschriften gaben, die dem Kundigen schon im Keim den spezifischen Wert des Themas verraten. Wer, der im Boccaz die Inhaltsangabe der 9ten Novelle des 5ten Tages liest:
»Federigo degli Alberighi liebt, ohne Gegenliebe zu finden; in ritterlicher Werbung verschwendet er all seine Habe und behält nur noch einen einzigen Falken; diesen, da die von ihm geliebte Dame zufällig sein Haus besucht und er sonst nichts hat, ihr ein Mahl zu bereiten, setzt er ihr bei Tische vor. Sie erfährt, was er getan, ändert plötzlich ihren Sinn und belohnt seine Liebe, indem sie ihn zum Herrn ihrer Hand und ihres Vermögens macht« – wer erkennt nicht in diesen wenigen Zeilen alle Elemente einer rührenden und erfreulichen Novelle, in der das Schicksal zweier Menschen durch eine äußere Zufallswendung, die aber die Charaktere tiefer entwickelt, aufs Liebenswürdigste sich vollendet? Wer, der diese einfachen Grundzüge einmal überblickt hat, wird die kleine Fabel je wieder vergessen, zumal wenn er sie nun mit der ganzen Anmut jenes im Ernst wie in der Schalkheit unvergleichlichen Meisters vorgetragen findet.
Wir wiederholen es: eine so einfache Form wird sich nicht für jedes Thema unseres vielbrüchigen modernen Kulturlebens finden lassen. Gleichwohl aber könnte es nicht schaden, wenn der Erzähler auch bei dem innerlichsten oder reichsten Stoff sich zuerst fragen wollte, wo »der Falke« sei, das Spezifische, das diese Geschichte von tausend anderen unterscheidet.
Paul Heyse: Einleitung zu »Deutscher Novellenschatz« (1871)
