Der 'Fall Hans Globke' - Oliver Laschet - E-Book

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Oliver Laschet

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: gut, Universität zu Köln (Historisches Seminar), Veranstaltung: Hauptseminar "Politische Skandale in der Bundesrepublik", Sprache: Deutsch, Abstract: Der Skandal um die Person Hans Globkes, der in der vorliegenden Arbeit untersucht werden soll, beginnt um das Jahr 1950 und setzt sich mit unterschiedlicher Akzentuierung bis zu dessen Pensionierung im Jahre 1963 fort. Aber auch nach seiner Dienstzeit behielt der Name Globke einen Symbolwert, auf den Bezug genommen wurde. Nur wenige Personen der Bonner politischen Szene waren während der vierzehn- jährigen Kanzlerschaft Konrad Adenauers wegen ihrer Tätigkeit im Dritten Reich so heftigen Angriffen ausgesetzt wie sein Staatssekretär Hans Globke. Den Haupt- vorwurf bildete während des gesamten Konfliktverlaufs sein Verbleiben im Reichsinnenministerium nach 1933 sowie insbesondere seine Autorenschaft eines Kommentars zu den „Nürnberger Gesetzen“ . Wie noch zu zeigen sein wird, hatte er sich dadurch in den Augen vieler Zeitgenossen in einer Weise mit dem Nationalsozialismus identifiziert, die ihn für eine herausragende Tätigkeit in der Verwaltung der Bundesrepublik disqualifizierte. Erweitert wurde dieser Vorwurf im Laufe der Jahre zum einen durch die Beschuldigung, diese Gesetze mitverfasst zu haben, zum anderen durch zahlreiche Nebenvorwürfe. Hierbei spielte seit 1956 die SED, namentlich das für Propaganda zuständige Politbüromitglied Albert Norden, eine herausragende Rolle durch mehrfache Weitergabe und Veröffentlichung von Dokumenten, welche einzelne Vorwürfe untermauern sollten. Als Koordinationszentrum hierfür diente ihm ein „Ausschuß für deutsche Einheit“, dem er, mit weitgehenden Vollmachten der Parteiführung versehen, vorstand. Nicht zuletzt durch diese „sukzessive Veröffentlichungstaktik“ und ‚Instrumentalisierung’ der Angriffe gegen Globke seitens der DDR lebte dieser „längste aller NS-Konflikte“ immer wieder von Neuem auf. Gleichzeitig situierte er sich dadurch quasi zwangsläufig innerhalb des Ost/West-Konfliktes. Auch heute noch fällt es schwer, der Persönlichkeit Hans Globkes gerecht zu werden. Die Schwierigkeit, ein objektives Urteil über sein politisches Wirken zu fällen, spiegelt sich deutlich auch in der dieser Arbeit zugrundegelegten Fachliteratur zu Globke wider, die teilweise selbst zum Bestandteil der Auseinandersetzung wurde . Sie umfasst ein vielfältiges Spektrum an zum Teil sich widersprechenden Interpretationsmöglichkeiten, die es in den nachfolgenden Ausführungen herauszuarbeiten und gegeneinander abzuwägen gilt.

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Inhaltsverzeichnis
Kapitel
2.3 Der „Fall Globke“ wird ab 1960 Teil des Ost/West-Konflikts.
2.3.1 Die Angriffe des „Ausschusses für deutsche Einheit“ ab Mitte 1960.
2.3.2 Ausweitung der Berichterstattung ab Anfang 1961
2.3.3 Der Prozess gegen Globke in Ostberlin im Juli 1963
3. Schlussbetrachtung
Quellen - und Literaturverzeichnis

Page 1

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Einleitung

Der Skandal um die Person Hans Globkes, der in der vorliegenden Arbeit untersucht werden soll, beginnt um das Jahr 1950 und setzt sich mit unterschiedlicher Akzentuierung bis zu dessen Pensionierung im Jahre 1963 fort. Aber auch nach seiner Dienstzeit behielt der Name Globke einen Symbolwert, auf den Bezug genommen wurde1.

Nur wenige Personen der Bonner politischen Szene waren während der vierzehn- jährigen Kanzlerschaft Konrad Adenauers wegen ihrer Tätigkeit im Dritten Reich so heftigen Angriffen ausgesetzt wie sein Staatssekretär Hans Globke. Den Haupt- vorwurf bildete während des gesamten Konfliktverlaufs sein Verbleiben im Reichsinnenministerium nach 1933 sowie insbesondere seine Autorenschaft eines Kommentars zu den „Nürnberger Gesetzen“2. Wie noch zu zeigen sein wird, hatte er sich dadurch in den Augen vieler Zeitgenossen in einer Weise mit dem Nationalsozialismus identifiziert, die ihn für eine herausragende Tätigkeit in der Verwaltung der Bundesrepublik disqualifizierte. Erweitert wurde dieser Vorwurf im Laufe der Jahre zum einen durch die Beschuldigung, diese Gesetze mitverfasst zu haben, zum anderen durch zahlreiche Nebenvorwürfe.

Hierbei spielte seit 1956 die SED, namentlich das für Propaganda zuständige Politbüromitglied Albert Norden, eine herausragende Rolle durch mehrfache Weitergabe und Veröffentlichung von Dokumenten, welche einzelne Vorwürfe untermauern sollten. Als Koordinationszentrum hierfür diente ihm ein „Ausschuß für deutsche Einheit“, dem er, mit weitgehenden Vollmachten der Parteiführung versehen, vorstand.

Nicht zuletzt durch diese „sukzessive Veröffentlichungstaktik“3und ‚Instrumentalisierung’ der Angriffe gegen Globke seitens der DDR lebte dieser „längste aller NS-Konflikte“4immer wieder

1Vgl. dazu: Herz/Boumann 1997, S. 59, die in dem Namen „Globke“ hinsichtlich des Umgangs der Deutschen mit der NS-Vergangenheit eine meist negativ konnotierte „’catchphrase’ für einen bestimmten Aspekt der Ära Adenauer [...]“ (Zitat ebd.) sehen. Vgl. auch: Mitscherlich 1991, S. 20, die den Entschluß Adenauers, Globke zu seinem Staatssekretär zu ernennen, als ein Symbol fehlender Urbanität in der politischen Kultur Westdeutschlands während der Nachkriegszeit interpretieren.

2Stuckart, Wilhelm/Globke, Hans: Kommentare zur deutschen Rassengesetzgebung, Bd. I, München/Berlin 1936.

3Schwab-Trapp 1997, S. 109.

4Herz/Boumann 1997, S. 57.

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von Neuem auf. Gleichzeitig situierte er sich dadurch quasi zwangsläufig innerhalb des Ost/West-Konfliktes.

Auch heute noch fällt es schwer, der Persönlichkeit Hans Globkes gerecht zu werden. Die Schwierigkeit, ein objektives Urteil über sein politisches Wirken zu fällen, spiegelt sich deutlich auch in der dieser Arbeit zugrundegelegten Fachliteratur zu Globke wider, die teilweise selbst zum Bestandteil der Auseinandersetzung wurde5. Sie umfasst ein vielfältiges Spektrum an zum Teil sich widersprechenden Interpretationsmöglichkeiten, die es in den nachfolgenden Ausführungen herauszuarbeiten und gegeneinander abzuwägen gilt.

Da zwischen dem Lebenslauf Globkes - insbesondere seiner politischen Laufbahn vor 1945 - und der ab Ende 1949 einsetzenden Auseinandersetzung um seine Person ein kausaler Zusammenhang besteht, soll zunächst in einem ersten Teil der vorliegenden Arbeit eine biographische Darstellung folgen.

Dies geschieht jedoch ohne den erklärten Anspruch, damit den Wahrheitsgehalt der später erhobenen Vorwürfe zu untersuchen.

Im Anschluß daran soll die Auseinandersetzung um Hans Globke in erster Linie als Medienereignis beschrieben werden, wie es sich während seiner Dienstzeit in der Berichterstattung der Presse darstellte6.

2. Der Skandalierte - ein biographischer Überblick

Hans Maria Globke wurde am 10. September 1898 in Düsseldorf geboren. Sein Vater Josef (1856-1920), ein erfolgreicher Tuchgroßhändler, stammte aus der Nähe von Danzig. Jedoch hatte