Die athenische Demokratie in der Ära des Perikles - Oliver Laschet - E-Book

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Oliver Laschet

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: gut, Universität zu Köln (Historisches Seminar - Abteilung Altertumskunde), Veranstaltung: Aristoteles' Athenaion Politeia und die athenische Demokratie zwischen 403 und 322 v. Chr., Sprache: Deutsch, Abstract: In Anbetracht der langen Zeitspanne, die in der Überlieferung mit seiner politischen Tätigkeit verbunden wird, wissen wir erstaunlich wenig Konkretes über die Biographie des Perikles und seine Rolle im Athen des 5. vorchristlichen Jahrhundert. Die insgesamt recht spärlich fließenden Quellen und die in ihnen zudem häufig zum Ausdruck kommenden tendenziösen Absichten stellen die moderne historische Forschung vor das Problem, objektivierbare Kriterien für die Beurteilung von Perikles’ Machtfülle und seinem Einflussvermögen auf die innen- und außenpolitischen Ereignisse seiner Zeit aufzufinden. Damit einhergehend ist es im einzelnen äußerst schwierig, Perikles’ persönliche Bedeutung für die athenische Verfassungsentwicklung, für den in seiner Zeit zu einem gewissen Abschluss kommenden Demokratisierungsprozess adäquat einzuordnen. So ist es nach dem Urteil von J. Bleicken kaum möglich, überhaupt eine Biographie über die schon in der Antike mystifizierte Gestalt des Perikles zu schreiben. Für ihn scheint Perikles „die ersten Jahrzehnte der Demokratie und damit die höchste Blüte Athens eher zu repräsentieren, als dass wir hinter den ihm zugeschriebenen Entscheidungen und Taten einen planenden und denkenden Politiker erkennen können“. Diese grundsätzliche heuristische Problematik vor Augen bemüht sich die vorliegende Arbeit nichtsdestotrotz in einem überblicksartigen ersten Teil, die Figur des Perikles und ihr Wirken in den zeitgeschichtlichen Kontext einzuordnen. Als vorrangige Quellen dienten dem Verfasser dabei das Werk des Thukydides und die Perikles-Biographie des Plutarch. Im Anschluss daran wenden wir uns in einem zweiten Schritt den zentralen, zweifelsfrei mit der Person des Perikles zu verbindenden politischen Maßnahmen zu. Ausgehend von der durch Perikles veranlassten Dikastenentlohnung erfolgt ein strukturgeschichtlicher Überblick über die finanzielle Entschädigung für die verschiedenen der attischen Demokratie geleisteten bürgerlichen Dienste. Abschließend soll in einem letzten Kapitel das Bürgerrechtsgesetz von 451/0 diskutiert werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2005

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Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITENDE BEMERKUNGEN
2. PERIKLES UND DIE ATTISCHE DEMOKRATIE
2.4 ZUM BILD DES PERIKLES IN DER ATTISCHEN KOMÖDIE.
2.6 ZUM PROZESS GEGEN PERIKLES ZU BEGINN DES PELOPONNESISCHEN KRIEGES
3.1.1 Die Besoldung der Geschworenen
3.1.2 Die Besoldung der Soldaten.
3.1.3 Die Bezahlung der Ratsmitglieder und Beamten
3.1.4 Zur Finanzierung der Soldzahlungen.
3.1.5 Ausblick auf das 4. Jahrhundert: Der Ekklesiastensold
3.2 DAS BÜRGERRECHTSGESETZ DES PERIKLES
3.2.1 Zur historischen Wirkung des Gesetzes
3.2.2 Zur Begründung der Einführung des Gesetzes in der Athenaion Politeia
3.2.3 Zur Forschungsdiskussion über die Begründung des Bürgerrechtsgesetzes

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1. Einleitende Bemerkungen

In Anbetracht der langen Zeitspanne, die in der Überlieferung mit seiner politischen Tätigkeit verbunden wird, wissen wir erstaunlich wenig Konkretes über die Biographie des Perikles und seine Rolle im Athen des 5. vorchristlichen Jahrhundert1. Die insgesamt recht spärlich fließenden Quellen und die in ihnen zudem häufig zum Ausdruck kommenden tendenziösen Absichten stellen die moderne historische Forschung vor das Problem, objektivierbare Kriterien für die Beurteilung von Perikles’ Machtfülle und seinem Einflussvermögen auf die innen- und außenpolitischen Ereignisse seiner Zeit aufzufinden. Damit einhergehend ist es im einzelnen äußerst schwierig, Perikles’ persönliche Bedeutung für die athenische

Verfassungsentwicklung, für den in seiner Zeit zu einem gewissen Abschluss kommenden Demokratisierungsprozess adäquat einzuordnen. So ist es nach dem Urteil von J. Bleicken kaum möglich, überhaupt eine Biographie über die schon in der Antike mystifizierte Gestalt des Perikles zu schreiben. Für ihn scheint Perikles

„die ersten Jahrzehnte der Demokratie und damit die höchste Blüte Athens eher zu repräsentieren, als dass wir hinter den ihm zugeschriebenen Entscheidungen und Taten einen planenden und denkenden Politiker erkennen können“2.

Diese grundsätzliche heuristische Problematik vor Augen bemüht sich die vorliegende Arbeit nichtsdestotrotz in einem überblicksartigen ersten Teil, die Figur des Perikles und ihr Wirken in den zeitgeschichtlichen Kontext einzuordnen. Als vorrangige Quellen dienten dem Verfasser dabei das Werk des Thukydides und die Perikles-Biographie des Plutarch. Im Anschluss daran wenden wir uns in einem zweiten Schritt den zentralen, zweifelsfrei mit der Person des Perikles zu verbindenden politischen Maßnahmen zu. Ausgehend von der durch Perikles veranlassten Dikastenentlohnung erfolgt ein strukturgeschichtlicher Überblick über die finanzielle Entschädigung für die verschiedenen der attischen Demokratie geleisteten bürgerlichen Dienste. Abschließend soll in einem letzten Kapitel das Bürgerrechtsgesetz von 451/0 diskutiert werden.

Zuvor jedoch noch einige Anmerkungen zum Perikles-Bild in der antiken Überlieferung: Der Zeitgenosse Herodot erwähnt Perikles nur ein einziges Mal, in

1Vgl. Schubert 1994, S. 1.

2Bleicken 1995, S. 532.

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einem Nebensatz in Zusammenhang mit seiner Geburtslegende3. Durch Thukydides erfa hren wir nur etwas über die letzten Lebensjahre des Perikles4. Seine Schilderung Perikles’ Wirkens beschränkt sich auf die Jahre 432-430. In seinerPentekontaetietaucht Perikles nur dreimal auf und das ausschließlich in Zusammenhang mit militärischen Aktionen5. Erst im Winter 432/1 kommt er selbst das erste mal zu Wort, im Sommer 430 wird es ihm schon wieder entzogen6. Für das Bild des Perikles, wie es sich der Nachwelt darbot, ist von besonderem Interesse die idealisierte Würdigung seiner Person in II, 65 im direkten Anschluss an die sogenannte ,Trostrede’. Hier zeichnet Thukydides das Bild eines weisen, weitsichtigen und gerechten Politikers, der Athen zuallererst zu dessen herausragenden Machtstellung geführt hat. „Denn solang er die Stadt leitete im Frieden, führte er sie mit Mäßigung und erhielt ihr ihre Sicherheit, und unter ihm wurde sie groß [...].“ Sein Kriegsplan hätte Athen den Sieg gebracht. „Denn er hatte ihnen gesagt, sie sollten sich nicht zersplittern, die Flotte ausbauen, ihr Reich nicht vergrößern während des Krieges und die Stadt nicht aufs Spiel setzen, dann würden sie siegen.“ Seine Nachfolger aber „taten von allem das Gegenteil [...]“. Er hatte „die Masse in Freiheit [gebändigt], selber führend, nicht von ihr geführt, weil er nicht, um mit unsachlichen Mittel die Macht zu erwerben, ihr zu Gefallen redete, sondern genug Ansehn hatte, ihr wohl auch im Zorn zu widersprechen. [...]. Es war dem Namen nach eine Volksherrschaft, in Wirklichkeit eine Herrschaft des Ersten Mannes.“

Der Grundtenor dieser Glorifizierung blieb lange Zeit prägend für das Perikles-Bild, erkennbar schon bei Plutarch, vor allem aber in der Moderne7. Zu Lebzeiten Perikles’ widmeten sich seiner Person darüber hinaus vor allem die Komödiendichter, die ihn beleidigendem Spott und heftigster politischer Kritik aussetzten8. Im 4. Jahrhundert wird Perikles nur noch selten erwähnt. Die wenigen Bemerkungen bei Platon stellen einen Höhepunkt der Perikles-Kritik dar9. Auch Aristoteles schenkt ihm nur an ein paar Stellen in seinem Werk Aufmerksamkeit. In derPolitikwird

3Herodot VI, 121-131. Dazu Schubert 1994, S. 7-8. Zu dieser Legende vgl. auch Plutarch, Per. 3.

4Zur thukydideischen Beurteilung des Perikles vgl. den ausführl. Forschungsüberblick bei Schubert 1994, S. 11-16. Vgl. auch Will 2000, Sp. 570.

5Erstmals bei Thuk. I, 111, dann I, 114 und I, 116.

61. Rede des Perikles: Kriegsrede (Winter 432/1), Thuk. I, 140-144 - 2. Rede über die Ressourcen Athens (Sommer 431), Thuk. II, 13 - 3. Rede: Grabrede auf die attischen Gefallenen (Winter 431), Thuk. II, 35-46 - 4. Rede: Trostrede (Sommer 430), Thuk. II, 59-64.

7Vgl. Will 2000, Sp. 570.

8Zum Perikles-Bild in der Alten Komödie vgl. Schubert 1994, S. 5-9. Vgl. dazu auch weiter unten Kap. 2.4.

9Vgl. Platon Gorg. 515e-516d; Platon Phaidr. 269e-270a; Platon, Men. 94a-b; Prot. 319e -320a. Zum Perikles-Bild bei Platon vgl. Schubert 1994, S. 9-11; Will 2000, Sp. 571.

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Perikles nur ein einziges Mal, im Zusammenhang mit der als demagogisch beurteilten Einführung der Geschworenenentlohnung, erwähnt10. DieAthenaion Politeiaordnet ihn zwar in die Phase derjenigen Verfassungsänderung ein, in der die „meisten Fehler“ gemacht worden seien11, setzt den Wendepunkt zum Schlechten aber erst mit dem Aufstieg des Kleon12. Interessanterweise fällt das endgültiges Urteil derAthenaion Politeiaüber Perikles erstaunlich positiv aus: „Solange nun Perikles das Oberhaupt des Volkes war, stand es mit dem Staat ziemlich gut, aber nach seinem Tode (wurde es) viel schlimmer.“13